Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.339

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2.339  Hier folgt nun eine Ermahnung, welche Georg Friesen aus dem Gefängnisse gesandt hat.

Ich verkündige euch eine neue Botschaft und gute Nachricht durch das Wort des Herrn, o euch Menschen allen zusammen, welche darin besteht, daß ihr euch zu Gott bekehren sollt von eurem sündhaften Leben, damit euch eure Sünden vergeben werden; reinigt eure Herzen, lasst die Welt fahren samt all ihrem falschen Scheine, welchen sie schön vor Augen stellt.

Seht, ich verkündige euch viel Freude, die ich finde, wie Christus, der Sohn Gottes, verheißen, wenn er sagt: Ich will euch nicht als Waisen lassen; die auf mich trauen, denen will ich ihr Leid tragen helfen, und sie aus aller Not erretten; denn er hat selbst unsere faulen stinkenden Wunden verbunden und geheilt; ohne unser Verdienst hat er uns geheilt, als wir noch Feinde waren, was ein anderer nicht tun konnte; er hat uns mit reinem Wasser gewaschen und uns den Tröster, den heiligen Geist, gesandt, wie der treue und milde Heiland Christus uns verheißen hat; er wird uns alles erneuern, was wir gehört haben; er wird, wenn wir fest an ihm bleiben und gute Früchte bringen, uns Mund und Weisheit geben, wie sein göttliches Wort meldet, wenn wir ernstlich nach seinem Willen leben, ja, er wird uns solch einen Mund geben, daß uns niemand von den Weisen dieser Welt, die noch in Sünden stecken und die Wahrheit verfehlen, wird widersprechen können.

Ich finde es täglich, daß diese den wütenden Meereswellen gleichen, die, durch starke Winde getrieben, ihre Unreinigkeit und ihren Schmutz aufwerfen und nimmer stille stehen; wäre etwas Gutes an ihnen, es würde wohl zum Vorscheine kommen; gleichwie nun die Blumen des Feldes abfallen, so geht es auch denen, die sich zu spät bedenken, denn das Gras verdorrt und die Blume fällt ab, aber das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit.

Ich finde noch eine Sache, welche mir sehr zu Herzen geht, und welche darin besteht, daß so viele anklopfen und sagen werden: Herr, tue uns auf, und laß uns mit eingehen, welchen der Herr sagen wird: Ich kenne euch nicht, und daß es ihnen nichts helfen werde, daß sie sagten: Wir haben doch geglaubt, daß du wahrhaftig Gott seiest, und daß der dein Kind sei, den du gesalbt hast, und den die Juden verspottet haben; denn wenn sie anders in der Bosheit verharren, so wird sie Bangigkeit überfallen, daß sie über alle Baalspriester wehe! wehe! rufen werden, die sie hier verführt haben, die sich nun auf Moses Stuhl setzen, Christum verfolgen, den Baal ehren und sagen: Tut nach unsern Worten und nicht nach unsern Werken, womit sie beweisen, daß sie nicht recht wandeln. O ihr Otterngezücht! Wer hat euch geweissagt, daß ihr dem Zorne Gottes und der höllischen Verdammnis entfliehen werdet? Wird nicht der Herr zu ihnen sagen: Seid ihr so verständig gewesen, daß ihr mich erkannt habt? Warum habt ihr denn nicht in meiner Nachfolgung das Reich meines Vaters gesucht; darum weicht nun von mir, alle ihr Heuchler, zum Teufel und seinen Engeln in den feurigen Pfuhl und in die ewige Verdammnis. Aber ihr Brüder und Schwestern, die ihr zu dem Abendmahle des Lammes berufen seid, macht euch doch auf in dieser letzten Zeit von Herzen, und rüstet euch zum Abendmahle; lasst euch auch diese Speise nicht nehmen, die euch vorgesetzt ist, damit ihr nicht vor Hunger vergeht; haltet euch fest an Jesum Christum, seht zu, daß ihr nicht verliert, was ihr erarbeitet habt; lasst euch auch auf dieser Erde von niemandem irre machen; fürchtet euch auch nicht vor den Fürsten dieser Welt, denn wenn sie vor das Angesicht Christi kommen, müssen sie alle zu Schanden werden.

Nun macht euch auf zum Herrn, denn es ist jetzt rechte Zeit; lasst euch die Welt nicht irre machen, damit ihr nicht verführt werdet; wacht, die ihr auf dem Meere seid, damit ihr nicht umkommt; glaubt an den Herrn von Herzen, so werdet ihr im Sturme bestehen. Der König aller Könige, welcher alle Dinge erkennt, wolle uns mit seiner starken Hand erhalten, damit wir niemals durch irgendeinen widrigen Zufall von ihm abgezogen werden, sondern daß wir treulich bei seinem Worte bis in den Tod bleiben mögen; hierauf will ich mein Leben gern für diese Zeit lassen und diesen engen Weg durch Christum wandeln; mit seiner Hilfe will ich gern sein Joch tragen, und an diesem Joche allein meinen Pflug ziehen. O Gott!, möchte mir das widerfahren, daß das Werk, welches in mir angefangen worden ist, zu einem solchen glückseligen Ende ausgeführt werden möchte, zu meiner Seele Seligkeit, und zu deiner Ehre, und das allein durch deine Kraft; reicher könnte ich nicht werden, auch keinen höhern Stand des Menschen erlangen; dafür würde ich dich loben und preisen durch Christum, deinen Sohn. Meine lieben Brüder und Schwestern, dieses habe ich in meiner Gefangenschaft geschrieben; ich schenke es euch zur Ermahnung; ich, Georg Friesen, habe dieses des Nachts aufgesetzt, als andere Menschen schliefen; ich hoffe, daß der lichte Tag bald heller und klarer scheinen wird. O Herr!, komme doch bald zu mir in das Gefängnis; erlöse mich von den Ketten; lege die Bande von mir und schütze mich vor dem Bösen; ach so stände ich wohl vor dir. Meine Brüder, wollt ihr euch im Geist erfreuen, und hiervon den Grund meines Herzens verstehen, so hütet euch vor der Sünde, alsdann werdet ihr klar sehen. Wollt ihr im Geiste die göttlichen Rechte verstehen, so naht euch zum Herrn, dann wird er euch dazu verhelfen.