Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.628

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2.628  Hans Peltner, im Jahre 1574.

Im Jahre 1574 ist Hans Peltner, ein Schneider, zu Rotterhofen im Inntale um seines Glaubens und der göttlichen Wahrheit willen in Verhaft genommen worden, welcher viele Verhandlungen und Anfechtungen, sowohl von den Pfaffen, als andern hat erdulden müssen; er hat aber allem diesem tapferen Widerstand geleistet, und die Wahrheit mit dem Worte Gottes bezeugt, wobei er mit Gottes Hilfe bis in den Tod bleiben wollte. Darauf ist er endlich zum Tode verurteilt, und auf den Richtplatz hinausgeführt worden, wo er das Volk ermahnt hat, daß es von Sünden ablassen und Buße tun sollte; darnach kniete er nieder, wandte sein Angesicht nach Osten (oder nach dem Aufgang der Sonne), erhob seine Hände gen Himmel, und hat ein ernstliches Gebet zu Gott, seinem himmlischen Vater, getan, worin er Ihm für alle Gnade und Wohltat, die Er an ihm bewiesen, und daß Er ihn gewürdigt hatte, um seines Namens willen zu leiden, Lob und Dank gesagt hat; auch hat er für alle Menschen, die es würdig waren, gebeten, daß Gott ihre Herzen mit Buße und Besserung erfüllen wolle. Zuletzt hat er seinen Geist in die Hände Gottes befohlen, für dessen Namen er seinen Leib und sein Leben (welches er von Ihm empfangen hatte) gern wieder aufopfern und seine Wahrheit bis an den letzten Tropfen Blutes bezeugen wollte, wie er Ihm in der Taufe angelobt hatte, und so erwarten wollte, daß er von Ihm in die Arme seiner Gnade aufgenommen würde.

Dieses Gebet währte dem Scharfrichter zu lange; darum wollte er, daß er solches abkürzen sollte; aber die Richter sagten, er sollte ihn nach seinem Willen und Wohlgefallen ausbeten lassen, weil es ja das letzte Mal wäre.

Als er ausgebetet hatte, ist er aufgestanden und freimütig zum Scharfrichter gegangen, sodass weder seine Haltung noch seine Farbe sich verändert hat; er ist aber noch einmal so beherzt niedergekniet, daß sich auch der Scharfrichter über sein herzhaftes Gebet und unverzagtes Gemüt entsetzt und sich gefürchtet hat, ihn zu richten.

Als nun der Scharfrichter ihm den Halskragen abnahm, fragte er ihn noch einmal, ehe er das Schwert nahm, ob er umkehren wollte, aber er wollte es nicht. Darauf enthauptete ihn der Scharfrichter und verbrannte seinen Leichnam. Also hat dieser christliche Held die Wahrheit mit seinem Blute frei bezeugt, und sich von dem Wege des ewigen Lebens in Christo nicht abwenden lassen; darum wird der Herr, der Richter der Lebendigen und der Toten, der das Gericht und die Seelen derer, die um des Glaubens willen gestorben sind, in seiner Hand hat, ihn am jüngsten Tage aufwecken, und vor sich erscheinen lassen; alsdann wird er die Marterkrone und alles erben, was Gott den Seinen verheißen hat.