Im Jahre 1567 den 10. August an einem Sonntag Morgen ist Christian Langedul ausgegangen, um einen Brief an seinen Bruder R. L. zu bestellen; von da hat er sich nach einem Platze, das Schellchen genannt, begeben, wohin er mit einigen Brüdern beschieden war, um einen Streit zwischen zwei Personen schlichten zu helfen.
Als diese Versammlung auskundschaftet wurde, so ist ein Hauptmann, Lamotte genannt, der zu der Zeit in Antwerpen war, unter dem Vorwande dahin gekommen, um einige von seinen Soldaten zu suchen. Als er nun die Versammlung sah, hat er mit seinen gewaffneten Soldaten (die darauf warteten) das Haus besetzen lassen, und seinen Jungen sofort nach dem Markgrafen gesandt. Unterdessen hat Christian mit dem Hauptmanne französisch geredet und ihm die Ursache ihres Zusammenkommens erzählt; während der Zeit aber sind einige von der versammelten Gesellschaft durch eine Hintertür entronnen.
Als nun der Markgraf zu Pferde ankam, und sich mit seinem Volke ins Haus begab, hat er die Übrigen gefangen genommen und nach dem Steine geführt; hier brachten sie ihre Zeit in ihrer Trübsal mit Geduld bis den andern Tag zu, wo sie wegen ihres Glaubens verhört worden sind, welchen sie zu Vieren (nämlich der vorgemeldete Christian Langedul, Cornelius Claeß, Matthäus de Vik und Hans Symonß) ohne Furcht bekannt haben. Darauf hat man sie so elendig gepeinigt, und ist so jämmerlich mit ihnen umgegangen, daß sie auch den Tod nicht so sehr als die Folter fürchteten, wie Christian in einem Briefe an sein Weib meldet.
Als sie nun einen Monat lang in der Gefangenschaft mit großen Verlangen zugebracht hatten, sind sie zuletzt zum Tode verurteilt worden, sind auch, als sie die Nachricht empfangen hatten, daß sie sterben sollten, ohne Furcht und guten Mutes gewesen; aber der Christian hat sein Weib und seine Kinder sehr beklagt(wie auch fortwährend in seiner Gefangenschaft, insbesondere aber in der letzten Nacht) und hat ihm ihre Betrübnis großes Herzleid verursacht.
Den 13. September, auf einen Samstag, des Morgens früh, hat man diese vier Freunde abgeholt, zwei und zwei an einander gebunden, und sie auf den großen Markt vor das Stadthaus gebracht, wo die Kriegsleute einen Kreis geschlossen hatten; in der Mitte aber stand ein Häuslein mit vier Pfählen, an welche sie gebunden wurden. Hans Symonß und Matthäus gingen voran, und darauf folgten Cornelius und Christian. Unterwegs sagte Christian zum Volke: Hätten wir Lügen reden wollen, so wären wir diesem wohl entgangen. Matthäus sagte: Ihr Bürger, daß wir hier leiden, geschieht um der Wahrheit willen und weil wir nach Gottes Wort leben. Hans Symonß ermahnte seine Brüder, sie sollten diejenigen nicht fürchten, die den Leib töten, sondern den, der die Macht hat, die Seele zu verdammen. Unterdessen sind sie an den Ort gekommen, wo sie ihr Opfer tun sollten. Da hat des Scharfrichters Diener zuerst den Christian genommen und ihn ins Häuslein an einen Pfahl gestellt; hier rief er seinen Brüder zu, die noch draußen standen, und ermahnte sie, tapfer für die Wahrheit zu streiten, worauf sie einander den letzten Kuss des Friedens gaben. Nachher haben sie Cornelius auch an einen Pfahl gestellt, sodann Matthäus und zuletzt Hans Symonß. Die Trommeln wurden geschlagen, damit man sie nicht reden hören möchte. Endlich hat sie der Scharfrichter erwürgt, und Feuer in das Häuslein gesteckt. Also haben diese vier Freunde ein seliges Ende genommen, nach des Herrn Wort: »Wer beharrt bis ans Ende, soll selig werden.«
Hier folgen einige Briefe, die Christian Langedul in seiner Gefangenschaft geschrieben hat.