Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.710

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2.710  Der zweite Brief von Bartholomäus Panten,

welcher einen Unterricht aus dem Wort des Herrn an alle Liebhaber der Wahrheit enthält, sowie einen kurzen Bericht von seinem Verhör, oder seiner Untersuchung.

Sicut Lilium inter Spinas, sic est Amica mea inter filias. (Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern.)

Christus Jesus lehrt uns Mt 5,10, selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn das Himmelreich ist ihnen; selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen, und euch alles Üble nachsagen; darum seid fröhlich und freut euch, denn es wird euch wohl belohnt werden im Himmel; ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind. Darum lasst uns geduldig sein und uns darüber freuen; lasst uns segnen, die uns fluchen, und denen wohltun, die uns hassen, und für diejenigen bitten, die uns beleidigen und verfolgen, damit wir Kinder unseres Vaters sein mögen, der im Himmel ist, der seine Sonne über Gute und Böse, über Gerechte und Ungerechte scheinen lässt, denn, wenn ihr diejenigen liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.

Darum, meine lieben Freunde, lasst uns allgemeine Liebe erweisen, und auch brüderliche Liebe, nach der Lehre Petri, wie auch nach der Lehre Paulus. Lasst uns allen Menschen Gutes tun, besonders aber den Glaubensgenossen, und seht zu, daß niemand Böses mit Bösem vergelte, sondern trachtet allezeit nach dem Guten untereinander und gegen jedermann; ebenso lehrt uns auch Petrus: Vergeltet nicht Böses mit Bösem, oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet dagegen und wisst, daß ihr dazu berufen seid, daß ihr den Segen ererbt, denn, wer Leben und gute Tage sehen will, der halte seine Zunge, daß sie nichts böses rede, und seine Lippen, daß sie nicht trügen. Er wende sich vom Bösen, und tue Gutes, er suche Frieden und jage ihm nach, denn die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Gebet; das Angesicht aber des Herrn sieht auf diejenigen, die Böses tun. Und wer ist, der euch schaden könnte, wenn ihr dem Guten nachkommt? Und wenn ihr auch um der Gerechtigkeit willen leidet, so seid ihr doch selig; fürchtet euch aber vor ihrem Trotzen nicht, und erschreckt nicht; heiligt aber Gott den Herrn in eurem Herzen 1Pt 3,9–15. Niemand aber unter euch leide als ein Mörder oder Dieb, oder Übeltäter, oder als ein solcher, der nach anderer Leute Gut trachtet; leidet er aber als ein Christ, so schäme er sich nicht; er ehre aber Gott in solchem Falle. Denn es ist Zeit, daß das Gericht an dem Hause Gottes anfange; wenn aber zuerst an uns, was will es mit denen für ein Ende nehmen, die dem Evangelium Gottes nicht glauben? und wenn der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen 1Pt 4,15–18?

Darum, alle diejenigen, die nach Gottes Willen leiden, befehlen ihre Seelen dem treuen Schöpfer mit guten Werken. Lasst uns auf den Herzog des Glaubens und den Vollender Jesum sehen, welcher, da Er wohl hätte Freude haben mögen, am Kreuz gelitten hat, und die Schande nicht achtete und zur Rechten auf dem Stuhl Gottes sitzt. Denkt an den, der ein solches Widersprechen von den Sündern wider sich erduldet hat, daß ihr nicht in eurem Mut matt werdet und ablasst, denn ihr habt in den Kämpfen wider die Sünde noch nicht bis aufs Blut widerstanden. So sagt auch Petrus: Christus hat für uns im Fleisch gelitten, und uns ein Beispiel hinterlassen, daß wir seinen Fußstapfen nachfolgen sollten, der keine Sünde getan hat, und in dessen Mund auch kein Betrug erfunden worden ist, welcher nicht wieder schalt, als Er gescholten ward, nicht drohte, als Er litt; Er stellte es aber dem anheim, der da recht richtet.

Wollen wir daher, liebe Freunde, unter seinen Knechten sein, so müssen wir dem Herrn nach seinem göttlichen Willen und Begehren dienen, das ist, hier leiden und dulden und nicht widerstreben, sonst würden wir uns selbst leben und nicht dem Herrn, und würden also in unserem Tun den Fußstapfen Christi nicht nachfolgen, denn wir müssen segnen, die uns verfolgen, und nicht fluchen. Wie uns denn Paulus lehrt: Befleißigt euch der Ehrbarkeit gegen jedermann. So viel es in euren Kräften steht, so haltet mit allen Menschen Frieden und rächt euch selbst nicht, meine Allerliebsten, sondern gebt dem Zorn Raum, denn es steht geschrieben: Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr; wenn deinen Feind hungert, so speise ihn, dürstet ihn, so tränke ihn; wenn du das tust, wirst du ihm feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln; lass dich vom Bösen nicht überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Darum, meine lieben Freunde, und alle diejenigen, die ihre Seligkeit suchen, lernt hieraus die Schafe von den Wölfen und die Tauben von den Raubvögeln unterscheiden, denn Christus hat die Seinen wie Schafe mitten unter die Wölfe ausgesandt und hat sie ermahnt, sie sollten klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben sein, denn alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, müssen Verfolgungen leiden; mit den bösen Menschen und Verführern aber wird es immer ärger; sie verführen und werden verführt.

Als ich solches unsern Verfolgern vorhielt, sagten sie, sie seien auch verfolgt worden; darauf aber sagte ich ihnen, daß sie nur Verfolgung litten, wenn sie zu schwach und unvermögend wären; aber wenn sie die Oberhand wieder erhielten, wären sie selbst Verfolger, raubten unsere Güter, peinigten und misshandelten uns, sodass die Weissagung Esras erfüllt wird: Sie werden wie die Unsinnigen sein, indem sie niemand verschonen wegzuführen und zu vernichten, die noch Gott fürchten, denn sie werden ihre Güter zerstören und rauben und sie aus ihren Häusern stoßen; alsdann wird die Bewährung der Auserwählten offenbar werden, und sie werden geprüft werden wie das Gold, welches durch Feuer bewährt wird; und Christus sagt: Solches habe ich zu euch geredet, damit ihr euch nicht ärgert. Sie werden euch in den Bann tun; es kommt aber die Zeit, daß, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit, und solches werden sie euch darum tun, weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen; aber solches habe ich zu euch geredet, damit, wenn die Zeit kommen wird, ihr daran denkt, daß ich es euch gesagt habe.

Aber, meine lieben Freunde, das Leiden dieser Zeit ist nicht mit der Herrlichkeit zu vergleichen, die an uns offenbar werden soll; denn es hat kein Ohr gehört und kein Auge gesehen, was Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben; denn die Gerechten werden ewig leben; der Herr ist ihr Lohn, und der Allerhöchste sorgt für sie, darum werden sie ein herrliches Reich und eine schöne Krone von der Hand des Herrn empfangen. Sa lasst uns denn mit den Augen des Geistes auf die schönen Verheißungen sehen und, wie Mose, lieber erwählen mit den Kindern Gottes Ungemach zu leiden, als die zeitliche Ergötzung der Sünden zu haben; denn er sah auf die Belohnung und achtete die Schmach Christi für größeren Reichtum, als die Schätze Ägyptens. Hiermit will ich euch, meine lieben Freunde, dem Herrn und dem reichen Worte seiner Gnade anbefehlen, damit ihr durch dasselbe in dieser Zeit aufwachsen, blühen, fruchtbar und frisch sein mögt. Von mir, Bartholomäus Panten.

In dem Nachfolgenden ist ein Gespräch enthalten, das wir Gefangenen mit den Jesuiten gehabt haben; es ist nur in aller Kürze niedergeschrieben, so gut, als ich es behalten habe, denn es ist mir nicht möglich, solches von Wort zu Wort in mein Gedächtnis zurückzurufen. Hätten wir beieinander sein können, so hätte ich etwas ausführlicher schreiben können; es sind aber schon einige Tage verflossen, seit dasselbe stattgefunden hat. Sie beweisen ihre Sache besonders mit Augustinus und mit andern ihrer Lehrer, und beziehen sich vorzüglich darauf, daß das Ihre nun schon so lange bestanden habe; sie wissen aber nicht, oder wollen doch nicht wissen, daß sie die Erde lange mit Betrug, Gewalt und Tyrannei besessen, die nackende Wahrheit aber unterdrückt und die Lügen statt der Wahrheit geglaubt haben, wie Paulus erzählt, daß Gott kräftige Irrtümer senden werde, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen, sondern Lust zu der Ungerechtigkeit gehabt haben; lest 2Th 2, wo von dem Menschen der Sünden und dem Kind des Verderbens geschrieben steht, der Gottes Widersacher ist, und sich über alles erhebt, was Gott und Gottesdienst heißt. Ferner lasse ich euch wissen, daß sie mir zugesetzt haben und mich gern wieder zu ihrer Lehre gebracht hätten; ich hätte ihnen gern mit dem Gleichnis Mt 13, von dem Unkraut des Ackers bewiesen, daß es sich nicht gezieme, ja, gegen die Lehre Christi und auch gegen die allgemeine Liebe und Ehrbarkeit sei, jemanden um seines Glaubens (oder eines Missverstandes in der heiligen Schrift) willen zu fangen, sein Gut zu nehmen, ihn zu peinigen oder zu töten; ich habe ihnen auch die Erklärung zum Teil vorgehalten, wie der Hausvater seinen Knechten befohlen hat, sie sollen das Unkraut mit dem Weizen zugleich bis zur Ernte aufwachsen lassen, was nach Christi eigener Erklärung der Welt Ende ist. Sie sagten hierauf: Jam Messis est, das ist: Jetzt ist die Ernte. Ich antwortete: Die Ernte ist der Welt Ende; die Schnitter sind die Engel, und setzte hinzu: Ihr tretet in den Dienst der Engel.

Sie wollten sich mit der Obrigkeit entschuldigen; aber ich warnte sie, daß, weil sie der Obrigkeit Lehrer und Prediger wären, unser Blut von ihrer Hand gefordert werden würde, wenn sie die Obrigkeit solches lehren, sie darin bestärken, sie zwingen, oder ihr raten würden, wie sie denn, nach meiner Ansicht, tun; denn es ist der Lehre Christi und dem Befehl Gottes zuwider. Als seine Knechte ihn fragten, ob sie es ausraufen sollten, hat er ihnen gesagt: Nein, damit nicht, wenn ihr das Unkraut ausjätet, ihr den Weizen auch ausrauft.

Aber sie wollen weiser sein, und über Christum herrschen, womit sie beweisen, daß sie Antichristen sind, das ist, wider Christum und seine Lehre; denn wenn sie rechte Christen, Jünger Christi, die Braut, ja, Schafe, Tauben und Glieder Christi, oder Reben am Weinstock wären, sie würden nicht verfolgen, noch jemandem Leid zufügen, sondern lieber selbst leiden und dulden, indem Paulus sagt: Alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, müssen Verfolgung leiden; mit den bösen und gottlosen Menschen wird es immer ärger; sie verführen und werden verführt.

Sodann redeten wir auch mit denselben Jesuiten, mit dem Diakon von St. Jan und ihrem Pfarrer über die Taufe; sie behaupteten die Kindertaufe und hielten sie zur Seligkeit nötig, aber ich habe ihnen verschiedene Sprüche angeführt, daß die Taufe den Gläubigen zukomme und daß es nicht genug sei, den Glauben mit dem Munde zu bekennen, sondern man müsse ihn auch mit dem Herzen begreifen, wie Philippus, Apg 8,37, zum Kämmerer sagte: Glaubst du von ganzem Herzen, so mag es wohl geschehen.

Auch sagte ich zu ihnen, daß Philippus den Samaritern das Wort Gottes verkündigt habe, daß sie Philippus geglaubt hätten (der ihnen vom Reich Gottes und dem Namen Jesu Christi predigte) und daß sich Männer und Weiber hätten taufen lassen.

Michael führte auch die Schrift aus Apg 2 an: So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, daß Gott diesen Jesum, den ihr gekreuzigt habt, zu einem Herrn und Christ gemacht hat. Da sie aber das hörten, ging es ihnen durchs Herz und sie sprachen zu Petrus und zu den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße. Darauf sagte einer unter ihnen: Was ist das, tut Buße? Das ist: Habt Reue über eure Sünden, und lasse sich ein jeder im Namen Jesu Christi, zur Vergebung der Sünden, taufen, dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. In demselben Kapitel steht ferner: Auch bezeugte er ihnen mit vielen andern Worten, ermahnte sie und sagte: Lasst euch helfen von diesem argen Geschlecht, die nun sein Wort gern aufnahmen, ließen sich taufen, und wurden an demselben Tag dreitausend Seelen hinzugetan. Der Diakon von St. Jan, und der Pfarrer dieser Kirche, hielten eine lange Rede aus Joh 3, wo Christus sagt: Es sei denn, daß jemand von Neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Ich sagte, das wäre zu den Alten gesprochen; aber er wollte behaupten, es wäre sowohl von den Kindern, als von Alten gesprochen; daraus wollte er schließen, daß die Kinder, die ohne Taufe sterben, verloren seien, was doch die Unwahrheit ist, denn den kleinen Kindern gehört das Reich Gottes, nach Christi eigenen Verheißungen.

Seine Rede aber, die Er mit Nicodemus gehalten hat, geht die Kinder nichts an, sondern allein die, welche Ohren haben zu hören und Herzen zu verstehen; aber sie stützten sich immer darauf, es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Sie meinten, daß das Taufen mit Wasser die neue Geburt begründe, und daß die Kinder dadurch wiedergeboren würden, was ein großer Unverstand ist, denn nach den Worten Petrus verhält es sich, wie er in seinem ersten Brief meldet: Macht eure Seelen keusch im Gehorsam der Wahrheit durch den Geist zu ungefärbter Bruderliebe, und habt euch untereinander brünstig lieb, aus reinem Herzen, als die da wiederum geboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das ewig bleibt; und Jakobus sagt: Er hat uns gezeugt, nach seinem Willen, durch das Wort der Wahrheit, damit wir Erstlinge seiner Kreaturen wären. Auch sagt Johannes: Wer da glaubt, daß Jesus ist Christus, der ist aus Gott geboren; nicht weniger sagt Christus: Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; aber was vom Geist geboren ist, das ist Geist. Verwundert euch nicht, daß ich euch gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren werden, der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl, aber von wannen er kommt, und wohin er geht, das weißt du nicht; ebenso ist es mit einem jeden, der aus dem Geist geboren ist. Seht, dadurch wird man wiedergeboren, wenn man das Wort Gottes annimmt, denn der alte Mensch mit seinen Werken muss ausgezogen, der neue aber angezogen werden, und das ist kein Kinderwerk. Dieses habe ich beigefügt, um euch die neue Geburt zu erklären.

Auch haben wir mit den Jesuiten und den andern, von der Menschwerdung unsers Herrn Jesu Christi geredet, worin wir miteinander nicht übereinkamen, denn sie sagten, Er hätte Fleisch und Blut von Maria; ich erwiderte, Er wäre der Sohn Gottes, der von der Jungfrau Maria geboren worden ist; sie aber hätte keinen Mann erkannt; ich sagte auch, was dort Paulus anführt: Da wir mit Gott versöhnt sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, wie viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, wenn wir versöhnt sind? So steht auch in den Geschichten der Apostel: Euch zuförderst hat Gott sein Kind Jesum auferweckt, und hat es zu euch gesandt, euch zu segnen, daß ein jeder sich bekehre von seiner Bosheit; und Johannes sagt in seinem ersten Brief: Das Blut Jesu Christi seines Sohnes, und nicht das Blut Maria; ebenso sagt der Apostel Paulus an die Korinther im ersten Brief: Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch, der andere Mensch ist der Herr vom Himmel; und im Evangelium steht: Wer von oben kommt, der ist über allem; wer von der Erde ist, der ist irdisch und redet von der Erde; der vom Himmel kommt, ist über allem, und zeugt, was er gesehen und gehört hat, und sein Zeugnis nimmt niemand auf; wer aber sein Zeugnis aufnimmt, der versiegelt es, daß Gott wahrhaftig ist; und an die Hebräer steht: Darum, als Er in die Welt kam, sagt Er: Opfer und Gaben hast Du nicht gewollt, aber den Leib hast Du mir bereitet; und Mt 1,20 steht: Joseph, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Hausfrau, zu dir zu nehmen, denn was von ihr empfangen ist, das ist vom Heiligen Geist; was sie empfangen hat (merkt wohl) ist nicht von ihr gekommen, sonst müsste Er von der Erde sein, wie Maria war, und alle Adamskinder sind. Wir haben zwar nicht alles dieses mit ihnen geredet, sondern ich führe es nur an, damit ihr den Grund unsers Glaubens desto besser verstehen mögt.

Die anderen haben viel mehr gesprochen, als ich oben angegeben habe, aber ich habe nicht alles behalten. Ihre Meinung war, daß Er aus dem natürlichen Samen Davids hergekommen wäre. Darauf bekennen wir, daß Er aus dem Säumen Davids hergekommen, und daß Er aus dem Geschlecht Davids und aus der Jungfrau Maria durch die Kraft und Wirkung des Heiligen Geistes geboren sei, denn Maria wunderte sich selbst über dieses Werk, als sie die Botschaft von dem Engel empfing, und zum Engel sagte: Wie soll das zugehen, indem ich von keinem Mann weiß? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird von oben über dich kommen, und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten; weshalb auch das Heilige, das von dir geboren werden wird, Gottes Sohn genannt werden soll. In dem Evangelium Johannes steht: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist; wer von diesem Brot essen wird, der wird in Ewigkeit leben, und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, welches ich für das Leben der Welt geben werde. Merkt wohl hierauf, woher dieses Brot gekommen sei, welches Er sein Fleisch nennt, ob es von Maria gekommen sei, die von der Erde war, oder ob es vom Himmel gekommen sei? Wir sagen mit Christo: Vom Himmel und nicht von der Erde, wo Maria her war.

Ferner berichte ich euch auch, daß wir etwas vom Abendmahl des Herrn und vom Brotbrechen mit dem Diakon von St. Jan und ihrem Pfarrer geredet haben; sie hielten dafür, daß Christi Fleisch und Blut im Sakrament wäre. Darauf sagte Michael: Wenn dem so wäre, so äßen sie ja des Freitages Fleisch, was sie nicht gut aufnahmen und sagten, daß man solches nicht äße, wie anderes Fleisch. Da sagte Kalleken aus Joh 6: Das Fleisch ist nichts nütz; die Worte, die ich rede, sind Geist und Leben; ich aber führte ihnen die Erklärung Paulus an aus 1Kor 11,26: So oft ihr von diesem Brot esst und von diesem Kelch trinkt, sollt ihr des Herrn Tod verkündigen, bis daß Er kommt; so ist Er ja, sagte ich, nicht darin enthalten. Sie sagten, Er wäre überall; es stand Tinte auf der Tafel, woran wir saßen; sie sagten, oder einer von ihnen sagte, daß Er in der Tinte wäre. Einer unter ihnen hatte eine Feder in der Hand und sagte: Er ist in der Feder; auch sagte einer von ihnen, Er wäre in der Hölle. So schien es denn, nach ihrer Rede, daß Gott überall wäre; ich sagte: Die Weisheit kommt nicht in eine boshafte Seele, und wohnt nicht in einem der Sünde unterworfenen Leib, denn der Heilige Geist weicht von den Ruchlosen. Es fielen noch viel mehr Worte von ihren Bildern und Götzen vor; ihr Sinn war, man dürfte sie wohl machen und darstellen, aber nicht anbeten, und wenn jemand wäre, der solches täte, den sollte man strafen, wie sie sagten, in solcher Weise redeten sie. Da sagte ich zu den Jesuiten: Erweist man ihnen denn keine Ehre und keinen Dienst, wenn man Kerzen und Lichter davor stellt, und sie auf den Schultern trägt? Auch sagte ich: Der Heiden Götter sind von Silber und Gold, und der Menschen Hände Werk; sie haben Ohren und hören nicht, sie haben Augen und sehen nicht. Einer unter ihnen, als er das hörte, wollte sagen, daß sie keine hätten; aber als er sich recht bedachte, fand er doch, daß sie welche hätten, die von Gold oder Silber waren. Hiervon wurde zwischen Michael und ihnen noch mehr gesprochen, was ich aber erzählte habe, habe ich wohl behalten.

Hiermit gute Nacht für dies Mal; gehabt euch wohl, lest es mit Verstand und haltet es noch geheim, damit es den Herren nicht zu Ohren komme. Von mir, Bartholomäus Panten.