Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.147

Zum Inhaltsverzeichnis

2.147  Zwei junge Mägdlein, im Jahre 1550.

Es hat sich ferner im Bistum Bamberg, um das Jahr 1550 zugetragen, dass sich zwei junge Mägdlein mit dem Herrn Christo durch den Glauben verehelicht und ihn angenommen haben, auch sich nach der Lehre Christi auf ihren Glauben haben taufen lassen und so von den Sünden zu einem neuen Leben mit Christo auferstanden sind, worin sie zu wandeln gesucht haben. Hierauf haben die Antichristen sie in diesem guten Vorsatze zu verhindern und diese gute Meinung nach ihrem Vermögen in ihnen zu dämpfen gesucht; deshalb haben sie die genannten beiden jungen Schäflein ins Gefängnis geworfen, wo sie dieselben hart gepeinigt und allerlei antichristliche Mittel angewandt haben, um sie zum Abfalle und Verleugnung der Wahrheit zu bringen, weil sie aber auf Christum fest gegründet waren, sind sie in allen diesen Versuchungen getreu und standhaft geblieben. Darum sind sie von der Obrigkeit, welche hierin gewöhnlich dem Rate der falschen Propheten folgt, zum Tode verurteilt worden, worin sie sich auch freudig und unerschrocken bezeugt haben. Als sie nun zum Tode hinausgeführt wurden, haben ihre Verfolger, um sie zu beschimpfen und zu verspotten, ihnen Strohkränze aufgesetzt, worauf die eine zu der andern gesagt hat: Weil der Herr Christus für uns eine Dornenkrone getragen, warum sollten wir nicht wiederum, Ihm zu Ehren, diese Strohkronen tragen; der getreue Gott wird uns dafür eine schöne, goldene Krone und einen herrlichen Kranz aufsetzen. Also haben diese zwei jungen Zweige, nach dem Beispiele ihres Hauptmannes Jesu, sich mit Geduld gewaffnet und sind bis zum Tode getreu gewesen, standhaft gestorben und haben die herrliche Krone bei Gott im Himmel aus Gnaden erlangt.

Diesen gedachten Mägdlein haben auch ihre Widersacher es als ein Lob zugeschrieben, dass sie unerschrocken und standhaft gestorben seien und dass sie ein rechtes Fundament und den wahren Grund des christlichen Glaubens an ihrem Erlöser Christum Jesum gehabt hätten, welchen sie öffentlich bekannten und in ihrer Not anriefen, worin sie auch in ihrer Hoffnung unbeweglich und standhaft gestorben sind, so dass auch ihre Widersacher ungewiss waren, ob sie selbst nicht in einen größeren Irrtum vor Gott verfallen wären, als diese gemeldeten jungen Mägdlein, obgleich dieselben schon wiedergetauft worden seien.

Wem es gefällt, der lese von dieser Geschichte Johannes Manlius, gedruckt zu Frankfurt im Jahre 1550.