Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.381

Zum Inhaltsverzeichnis

2.381  Der neunte Brief von Mattheiß Servaes an F. V. H. aus dem Gefängnisse geschrieben.

Die heilsame Gnade Gottes vermehre sich bei dir und allen Frommen durch Jesum Christum in Kraft des heiligen Geistes, Amen.

O meine sehr geliebte Freundin in dem Herrn F., ich kann dir aus Liebe nicht verhehlen, daß ich dein Begehren gern erfüllen wollte, aber es mangelt mir an vielen Dingen, an Papier und Tinte, auch werde ich so genau bewacht wie Gold, sodass ich weder Briefe empfangen noch aussenden kann. Darum halte mir dieses kleine Brieflein zu gut, denn ich habe es um des Guten willen geschrieben; es ergeht nun an dich mein herzliches Ermahnen und Begehren, du wollest für dein Leben von Herzen Sorge tragen und es so einrichten, daß es doch dem Worte Gottes und dem Vorbilde Jesu Christi gleichförmig sei, und bedenke es fleißig, wie du mit mir geredet hast. Liebe Gott über alles, und verlasse die Versammlung nicht, wie bisher, denn wenn du noch etwas lieber hast als ihn, so bist du seiner nicht wert. Wache recht auf, meine Freundin in dem Herrn, denn es gilt hier kein Mundglaube, wie du selbst wohl weißt, sondern es muss ein lebendiger, ja, durch die Liebe tätiger Glaube sein, soll man anders hier und nachher vor Gott bestehen; aber solchen Glauben wirke in dir und in allen, die es von Herzen begehren, der Gott Schaddai, Amen. Wie es sonst mit mir steht, kann ich nicht genug beschreiben, denn der Herr gibt große Freude in mein Herz, sodass ich von Gott (wenn es anders sein Wille wäre) begehrte, daß ich gebunden durch Köln geführt, und von der einen Straße zur andern mit Ruten gepeitscht würde, damit sein Name offenbart, mein Leib aber auf der Folterbank geläutert werden möge, Gott allein, und nicht mir, zum Preis, welches auch zum Teil geschehen ist. Dem Herrn sei gedankt, Amen, der meinen Mund verschlossen und mich mit Kraft ausgerüstet hat, auch dieselbe noch täglich vermehrt, und mich bis ans Ende erhalten wird, Amen.

Hiermit Gott befohlen; gedenkt unserer, gleichwie ich auch eurer. Grüße mir auch diejenigen, die bei dir sind, denen mein Gruß im Herrn angenehm ist.

Von mir, Mattheiß Servaes von Kottenem.