Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.472

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2.472  Noch ein Brief von Thys Jeuriaenß, im Gefängnis an die Freunde in Edam geschrieben, im Jahre 1569.

Meine lieben Brüder und Schwestern, die ihr der Art unseres allerheiligsten und christlichen Glaubens teilhaftig seid, ich wünsche euch die Waffen des Lichtes, um wider die Werke der Finsternis zu streiten, ja, aus meines Herzens Grunde und dem Innersten meiner Seele, wünsche ich euch eine neue Zeitung, eine fröhliche Botschaft, einen evangelischen Gruß, Gnade, Barmherzigkeit, Frieden, Langmut, Liebe, Trost, Weisheit und Standhaftigkeit; ja, von Gott, unserm himmlischen Vater, alle seine himmlischen Schätze und Reichtümer, durch Jesum Christum, unsern Geber, der sie uns ausgeteilt, unsern Propheten, hohen Apostel und obersten Priester, unsern Grund, unser Fundament und unsern Eckstein in Zion, unsere Posaune und unser Horn des Heils in dem Hause Davids und Lager Israels, unsern Weg, unsere Türe, unsere Wahrheit und Leben, unsern Versöhner, Mittler und unsere Fürsprache, unsern Frieden, unsere Genugtuung und Gerechtigkeit, unsere Opfertaube und unser Osterlamm, unsere Sonne, unser Licht und Morgenstern, unsern angenehmen Emanuel, unsern Frieden, Trost und Herzog des Glaubens, unsern Hirten, David und Salomo dem Geiste nach, unsern Tröster, der uns fröhlich macht, unsere Freude, Wonne, Kraft und Stärke, unsere Burg, unser Schloss, unsere Mauer und Festung, unsern Helden, Streiter und Überwinder, der das Gefängnis gefangen geführt, der dem Tode seine Macht, Kraft und Stärke genommen hat, das ist, dem der des Todes Gewalt hatte, und das Leben und unvergängliche Wesen ans Licht gebracht, die Fürstentümer und Gewaltigen ausgezogen, und einen Triumph aus ihnen gemacht durch sich selbst, den Zaun zerbrochen, die Handschrift zerrissen und ans Kreuz geheftet, die Verheißungen erfüllt, dem Gesetze Genüge getan, das Testament mit seinem Tode befestigt, mit seinem Blute versiegelt, alle Dinge erneuert und unter seine Füße gelegt hat, und ist zum Gnadenstuhle auf die Arche Gottes über die Cherubim ins Allerheiligste gesetzt, das ist, zu einem Haupte seiner Gemeinde, in Ewigkeit, Amen.

Weil ihr oft in unserm Herzen seid, werte und in Gott geliebte, geheiligte Brüder und Schwestern, so können wir nicht unterlassen, eure Liebe mit unserm unwürdigen Schreiben, und im Geiste durch die Liebe zu besuchen, denn obgleich wir, dem Fleische nach, nicht beisammen sind, so sind wir doch im Geiste beieinander, sind fröhlich und erfreuen uns in unsern Banden; im Fleische zwar sind wir betrübt, aber im Geiste fröhlich und erfreut, wenn wir eure liebe Frömmigkeit, brüderliche Liebe, Gottseligkeit, eures Glaubens Festigkeit und die Gewissheit und Beständigkeit des Gemütes, die Standhaftigkeit in dem Gehorsam des Evangeliums, die Freimütigkeit Jesu Christi und Stärkung unseres Gottes durch die Kraft seines Heiligen Geistes betrachten. Darum bleibt auch das Wort Gottes bei euch, und ihr habt den bösen Feind überwunden; solches kann niemand tun, als wer in Gott, durch Jesum Christum gegründet, eingewurzelt und befestigt bleibt; ebenso muss auch Gott durch Christum in ihm wohnen, wandeln und ruhen, das ist, es muß das Wort Gottes und die heilsame Erkenntnis, eine unüberwindliche Liebe, Glaube und Hoffnung, und das noch in des Geistes Kraft, eine Widerlegung, und das unüberwindlich, in dem festen Grundsteine in Zion, welcher den Ungläubigen ein harter Prüfstein des Anstoßes und der Ärgernis ist, vorhanden sein. Darum, wer auf ihn fällt, der wird zerbrechen und zerschellen; auf welchen er aber fällt, den wird er zermalmen, das ist vernichten.

So ist demnach unser unwürdiges Schreiben nicht insbesondere an eure Liebe gerichtet, auch nicht eure Liebe zu lehren, oder zu vermahnen geschrieben, ach nein! Ihr habt die Salbung von dem, der heilig ist; darum seid ihr alle in Gott gelehrt und erleuchtet durch Jesum Christum und durch den Heiligen Geist. Daneben habt und kennt ihr die Heilige Schrift, die euch unterweisen und zur Seligkeit ermahnen kann, sondern wir Unwürdige bitten und wünschen Tag und Nacht, von dem heiligen Gott, dem König der Ewigkeiten, dem Vater der Lichter und der Barmherzigkeit, daß er uns und euch in seine grundlose Gnade und durch seinen Heiligen Geist stark und kräftig machen wolle, in dem Geiste des Gemütes, nach dem inwendigen Wesen des Herzens, damit Christus Jesus durch den Glauben nach dem inwendigen Menschen in uns wohne, gegründet und gebaut, fest und unbeweglich durch die Hoffnung des Evangeliums, damit wir mit allen Heiligen Gottes und mit allen christgläubigen, auserwählten Kindern Gottes erkennen und begreifen mögen, was seine überschwängliche Kraft und Stärke sei, der Reichtum seiner Herrlichkeit, und seine grundlose Gnade, ja, die Höhe, Tiefe, Breite und Länge, und die Liebe Gottes und Christi zu erkennen, die alle Erkenntnis, Weisheit und Verstand übertrifft, daß er euch hierin und hiermit mit aller Gottesfülle erfüllen wolle.

Seht, meine herzlich erwünschten, geheiligten Brüder und Schwestern, die ihr der Art, Natur und des Wesens unseres allgemeinen, allerheiligsten und christlichen Glaubens teilhaftig seid, ich rede von der Art und Natur Gottes, durch die Wiedergeburt aus Gott, dem himmlischen Vater und seinem unvergänglichen Samen und Worte, durch die Auferstehung Jesu Christi in dasselbe himmlische Wesen, in der Erleuchtung und Verklärung der himmlischen Klarheit, in das neue Wesen des Geistes und den Sinn Jesu Christi, durch die Besprengung des Blutes Jesu Christi, zum Gehorsam in der Heiligung des Geistes. Darum sind wir auch alle mit einem Geiste getränkt, und zu einem Leibe getauft, und durch einen Geist versiegelt auf den Tag unserer Erlösung. Wo nun dieses sich befindet, da ist in Wahrheit die Art des christlichen Glaubens und die Natur Gottes, ohne welche weder Glaube noch Wiedergeburt geschehen, heißen, noch bestehen kann; wo es aber geschieht und sich so in voller Kraft des Geistes findet, wie gemeldet worden ist, da ist sicherlich der Segen Gottes, der Tau des Heiligen Geistes, die himmlische Benedeiung, der Regen der Gerechtigkeit in allerlei Fruchtbarkeit, und das Wachsen und Zunehmen in der Erkenntnis Gottes und der Lehre Jesu Christi. Ach, dort ist Abrahams heiliger Same des Friedens; dort sind die Kinder der Verheißung, nicht des Fleisches oder des Gesetzes, sondern des Geistes, die in Isaak geheiligt, gerechtfertigt und gesegnet sind, mit allerlei geistigem Segen in dem himmlischen neuen Wesen Jesu Christi; darum haben sie und gebührt ihnen auch die Kundschaft, das Gesetz, die Herrlichkeit und der Bund und der Gottesdienst, und die Verheißungen, die den Vätern gemacht sind, welche Israel zukamen, ihrer ersten Geburt, das ist dem Fleische nach, welche aber um ihres Unglaubens willen ausgestoßen worden und zu kurz gekommen sind; aber das geistige Israel Gottes, nämlich der Same Abrahams, die Kinder der Verheißungen, haben es durch ihren Glauben erlangt, und sind aus Gnaden dazu gekommen, als die dazu berufen und erwählt waren; sie sind gegen die Natur in den guten Ölbaum eingepfropft und der Wurzel mit dem Safte aus Gnaden teilhaftig geworden, und das ist nun das große Geheimnis Gottes und die unbegreifliche Gnade Jesu Christi, das Geheimnis des Heiligen Geistes, welches die Weisheit der Juden und den Verstand der Griechen übertrifft, wie Paulus solches erzählt und vorstellt.

Ja, meine auserwählten Freunde und Geheiligten Gottes, welch eine große Wohltat, Liebe und Barmherzigkeit Gottes, unsers Herrn, und Heilandes Jesu Christi, ist dieses, daß wir, die wir zuvor kein Volk waren, nun Gottes Volk sind und wir in den Testamenten der Verheißung keine Hoffnung hatten, nun aus Gnade durch den Glauben an Jesum Christum einverleibt, teilhaftig und Miterben seiner Verheißung sind. Seht, so handelt und wirkt der allein weise und ewige Gott, der in seiner Weisheit, mit seiner Weisheit und durch seine Weisheit alle Dinge gemessen, durchgründet, und in einem Augenblicke von Ewigkeit zu Ewigkeit übersehen und gewusst hat; ich sage, daß er durch die Augen seiner Weisheit alle Dinge von Ewigkeit zu Ewigkeit in einem Augenblicke durchschaut und in Ewigkeit erkannt habe. Ach, wie unergründlich und unerforschlich sind seine Wege, denn wer hat jemals des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Aus Ihm, durch Ihn und Ihm bestehen alle Dinge; Ihm sei der Preis, in Ewigkeit, Amen.

Dieser heilige, unerforschliche, allein weise Gott hat alle Dinge nach seiner Weisheit, nach seinem Vorsatze und vorbedachten Rate zuerst in Bildern, Verheißungen und Figuren vorgestellt und in Schatten gewirkt als Hinleitung auf eine bessere Hoffnung, durch welche wir uns Gott nahen, denn die Figuren, Schatten und himmlischen Bilder weisen uns auf das wahre Wesen und die vollkommene Wahrheit in Christo Jesu selbst und zeugen von demselben, wie solches insbesondere der Brief an die Hebräer meldet, welcher sowohl von dem Eingange Christi, oder seiner Einführung, als auch von seinem Ausgange und seiner Vollendung eine vortreffliche Erzählung mitteilt, daß man solches sehr gründlich in großer Kraft und Herrlichkeit sehen kann, was auch sehr angenehm und liebreich zu lesen, reiflich zu überlegen und zu beherzigen ist. Wohl dem, der darin seine Freude, Lust und Ergötzung hat, der es gründlich überlegt und von Herzen bewahrt.

Weil nun Gott alle Dinge in seiner Weisheit und Umsicht erschaffen und zum Nutzen und Heil des Menschen verordnet hatte, und daß sie etwas anderes darstellen und beweisen möchten, merkt wohl, so sind auch die Priester im Gesetze ohne Eid Priester geworden, um der Schwachheit und Unvollkommenheit willen, weil der Tod ihnen nicht zu bleiben gestattete, das ist, das Gesetz hat nicht vollkommen gemacht, hat uns auch mit allen seinen Gottesdiensten und Opfern nicht einige Vollkommenheit, Seligkeit und Gerechtigkeit bringen oder geben mögen, denn sie konnten nicht vollkommen machen, noch konnten diejenigen nach dem Gewissen vollkommen werden, welche die Gottesdienste verrichteten, denn wenn ein Gesetz gegeben worden wäre, das vollkommen machen könnte, so käme die Gerechtigkeit vom Gesetze; dann hätte auch kein Mittel für ein besseres Gesetz gesucht und gebracht werden können; daher hat das Gesetz ein Ende um der Unvollkommenheit willen, und hört auf in Christo. Das Wort des Eides, das nach dem Gesetze gesprochen und gegeben worden ist, setzt den Sohn zu unserm Hohenpriester, der vollkommen ist in Ewigkeit, welcher allezeit lebt und für unsere Sünde bittet; denn er ist ohne Anfang der Tage und ohne Ende des Lebens; er stirbt nicht mehr; der Tod wird fernerhin nicht mehr über ihn herrschen, denn daß er gestorben ist, das ist er der Sünde zu einem Male gestorben; das ist: Er ist eine Versöhnung und ein Opfer für die Sünde geworden, das vollkommen, beständig und ewig an Würde wäre. Da aber die Priester mit denen, die sündigten und unwissend irrten, Mitleid haben mussten, weil sie selbst mit Schwachheit umgeben waren, so ist unser Hohepriester ein armer, leidender und sterblicher Mensch geworden, damit er mit unsern Sünden und unserer Schwachheit Mitleiden haben mochte; er ist uns selbst in allen Dingen gleich, ausgenommen die Sünde und ist auch versucht worden, wie man überall im neuen Testamente sehen kann.

Weil aber Adam in seiner Natur unrein war und, samt seinem Samen und Geschlechte, in der Sünde stand und durch die Übertretung im Tode lag, das Gesetz Gottes aber ein reines, unbeflecktes, heiliges und unsträfliches Opfer für die Sünde und Übertretung erforderte, das ist, zur Bezahlung für die Übertretung und Versöhnung für die Sünden, um den Menschen wieder zu helfen und sie zu erretten, so musste das reine, unbefleckte, saubere Wort des himmlischen Vaters, welches aus großer Liebe und Barmherzigkeit, nach den Verheißungen der Propheten und dem Worte des Engels, von dem hohen Himmel herunter in Maria durch den Heiligen Geist empfangen und durch die Kraft des Allerhöchsten aus der heiligen Jungfrau geboren worden ist, heilig, unschuldig, unbefleckt und von den Sünden abgesondert sein, sollte es anders nach dem Gesetze ein reines, heiliges, unbeflecktes und unsträfliches Opfer für die Sünde sein, dabei das Gesetz erfüllt, die Sünden versöhnt, das Opfer getan, und unser Hohepriester durch den Eid ewig und vollkommen gesetzt worden. Derselbe lebt nun allezeit und bittet für unsere Sünde, denn uns gebührt einen solchen Hohepriester zu haben.

Deshalb ist das die größte Freude auf Erden gewesen, die man jemals gehört, gesehen und empfangen hat, daß Gott ins Fleisch gekommen, gesehen und offenbart worden ist. Das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt und hinwegnimmt, ist in der Form des Menschen und der Gestalt des sündlichen Fleisches auf Erden gekommen, hat das Reich Gottes gelehrt, das Evangelium seines Friedens und das Wort seiner Versöhnung gepredigt, gleichwie auch das Leben, und seine Gnade, und bezeugt eine gute evangelische Botschaft, hat sich mit dem Posaunenschalle hören lassen, um Israel aus allen Landen zu versammeln hinauf nach Jerusalem, um das Oster-, Pfingst- und Laubhüttenfest, und einen Neumond und Sabbat nach dem andern zu halten, wie der Prophet sagt: So hört nun zu, ihr auserwählten Jungfrauen von Zion, und ihr heiligen Bürger von Jerusalem, welch ein fröhliches Getön und Geschrei hört man auf euren Gassen! Ach, welch eine fröhliche und gute Botschaft und frohe Zeitung ist in dem Lager Israel, daß man das herrliche Manna sammeln soll, welches daselbst liegt und süß und angenehm zu essen ist; aber es erfordert ein goldenes Gefäß, worin das Heiligtum Gottes bewahrt wird, desgleichen erfordert es eine reine Flasche und Krüglein, worin man die geistlichen Wasser des ewigen Lebens sammeln muss; wer nun von diesem Himmelsbrote isst und von diesem Wasser des Lebens trinkt, der wird in Ewigkeit leben und nicht mehr hungern noch dürsten, denn es wird in ihm zur Quelle des lebendigen Wassers werden, welches in das ewige Leben quillt.

Seht nun, meine lieben und in Gott erwünschten und geheiligten Brüder und Schwestern, die ihr Mitgenossen seiner Verheißungen, Bürger und Hausgenossen Gottes seid, erbaut auf den Grund der Propheten und Apostel, zur Wohnung Gottes im Geiste, ja, zum geistigen Hause, zum heiligen Tempel und zu lebendigen Steinen, als ein königliches Geschlecht und heiliges Priestertum; ich sage, heilige Bürger von Jerusalem, die ihr einen freien, offenen Born wider die Sünde und Unreinigkeit habt, die alle ihre Hoffnung allein auf die Gnade Gottes setzen, die durch das Evangelium euch angeboten worden ist, als vom Himmel gesandt, welches die Engel Gottes gelüstet anzuschauen, der über alle Throne und Himmel aufgefahren und über alle Macht, Gewalt und Herrschaft in dieser und der zukünftigen Welt erhöht worden ist; aber viele verstehen und achten dieses Leben nicht, nehmen auch dieser großen Liebe und Gnade Gottes nicht wahr; darum werden sie in ihrem Herzen durch ihren Unglauben nur ärger, und durch den Betrug der Sünden verhärtet, und es wächst so eine bittere Wurzel auf, wodurch viele verunreinigt werden, wie man jetzt an so vielen Menschen gesehen hat, welche so bitter und verunreinigt sind, daß alle Arznei, ja, das fließende Wasser, das von dem Heiligtume Gottes herabfließt und alle Dinge versüßen und gesund machen kann, gleichwohl diese Pfützen und Moräste weder gesund noch süß machen kann; sondern sie bleiben salzig, wie der Prophet sagt, als ein ungesundes und unfruchtbares Wasser, das durch die Kraft des Salzes aus der neuen Schale und durch die Kraft des Wortes des heiligen Propheten nicht gesund noch fruchtbar werden kann.

Ach, diese bittern Wasser mögen durch den angenehmen Baum nicht süß gemacht werden; denn wer davon trinkt, muss des Todes sterben, wie Johannes in seiner Offenbarung sagt: Und es fiel ein großer, brennender Stern vom Himmel, als eine Fackel, und fiel auf den dritten Teil der Wasserströme und in die Wasserbrunnen, und der Name des Sterns hieß Wermut, und der dritte Teil ward Wermut und viele Menschen starben von den Wassern, denn sie waren bitter geworden; und der vierte Engel posaunte, und der dritte Teil der Sonne wurde geschlagen, und der dritte Teil des Mondes, und der dritte Teil der Sterne, sodass der dritte Teil von ihnen verfinstert wurde, und der dritte Teil von ihnen so wenig bei Tage als des Nachts schien; ferner sagt er: Und es ging auf ein Rauch aus dem Brunnen, wie der Rauch eines großen Ofens, und die Sonne und die Luft wurden von dem Rauche des Brunnens verfinstert.

Darum, meine in Gott geliebtesten, werten, heiligen Brüder und Schwestern, lasst uns mit den Waffen des Lichtes uns waffnen, um wider die Werke der Finsternis zu streiten, das ist, im Geiste wandeln, dann werdet ihr die Werke des Fleisches nicht vollbringen. In solchem Sinne sagt Petrus: Wir bitten euch, liebe Brüder, als Fremdlinge und Pilger, daß ihr euch der fleischlichen Lüste enthaltet, die wider die Seele streiten. Darum müssen wir uns in der Schwachheit mit dem Sinne Christi waffnen, mit dem Heiligen Geiste, mit dem Worte der Wahrheit, durch die Waffen des Lichtes und mit der Kraft Gottes zur Rechten und Linken; das ist, wir müssen uns Gott übergeben und in Gott leben, als solche, die von den Toten lebendig geworden sind und unsere Glieder Gott zu Waffen der Gerechtigkeit übergeben; dann werden die Bösen keine Herrschaft über uns haben können, wie Petrus lehrt. Wo nun dieses in der Kraft des Geistes triumphiert, wirkt und die Oberhand hat, da findet man nicht allein Streit, Absterbung der Sünden, des Fleisches, des alten Adams samt seiner Lüste und Begierden, sondern man findet auch hier die göttliche Erkenntnis und den Sinn Jesu Christi, samt einem unüberwindlich festen Glauben, ein standhaftes und gesetztes Gemüt in des Herrn Wort und Wahrheit, einen Streit wider die Herren, Fürsten und weltlichen Regenten der Finsternis und Geister der Bosheit; dazu nehmen wir auch allen Verstand, und alles, was erhaben ist, und sich über die Wahrheit erhebt, gefangen unter den Gehorsam Christi und das, wie gesagt ist, durch eine reine, heilsame, gewisse und feste Erkenntnis Gottes, und ein standhaftes und gewisses Gemüt, mit einem unüberwindlichen Schilde des Glaubens, womit alle feurigen Pfeile des Bösewichts ausgelöscht werden; wo nun dieses so geschieht und besteht, wie oben gemeldet, da sind die Waffen des Lichtes, aber nicht die des Fleisches; da hat man die Kraft und den Harnisch Gottes angezogen; da ist der Sinn Christi und des Geistes, aber nicht des Fleisches; da streitet man im Glauben, durch den Glauben, mit dem Glauben, wodurch alles überwunden und niedergelegt wird, durch eine gewaltige Kraft und Stärke des Geistes, wie gesagt worden ist.

Ach, meine erwünschten Freunde, und wiedergeborenen Kinder der Auferstehung und des Lebens, des Lichtes und des Tages, Kinder Gottes, Brüder und Schwestern Jesu Christi, seine Mitgesellen und Gesalbte, Glieder seines Leibes, lebendige Steine, Tempel des Heiligen Geistes, Könige und Priester Gottes, ich sage Bürger Jerusalems, und Mitgenossen seiner Verheißungen, ja meine geheiligten Brüder und Schwestern in der Natur unsers allgemeinen, allerheiligsten und christlichen Glaubens, auch Gäste, Fremdlinge und Pilger mit Abraham, Isaak und Jakob in dieser Welt, ach welche Kraft, Wirkung, Eigenschaft und welchen Beweis haben und sollten diese und dergleichen Namen haben, ja, welchen Trost, welche Freude und Wonne ist darin zu finden, gehört diesen Namen und folgt daraus, das ist ein Beweis des Gehorsams, ja, ein Beweis, daß man das zukünftige Land der Verheißung sucht, an Gottes Verheißungen fest glaubt, das Irdische verschmäht, das Himmlische liebt; ja, diese Namen bezeugen und befestigen Gottes Verheißungen, das ist, daß niemand diese Namen besitzen, haben, tragen, behalten, in Geisteskraft beleben und denselben nachkommen kann, wenn er nicht in den getreuen Erzvätern eine feste Gewissheit des Glaubens hat, und den getreu achtet, der es verheißen hat, der auch mächtig ist, es zu halten. Darum haben sie auch eine freiwillige Wallfahrt unternommen, und durch diesen festen Glauben das Zukünftige gesehen und sich daran gehalten, und haben also in der Kraft und Tat ihre Namen bewiesen, uns zur Lehre, zum Troste, Beispiele und zur Nachfolge.

Darum erfreut euch hierin mit uns, o ihr heiligen Brüder und Schwestern in dem Heiligen Geiste der Wahrheit, in der unüberwindlichen Erkenntnis Gottes und des Glaubens, welche zur Hoffnung des ewigen Lebens führt, meine Geliebtesten in dem Sinne Jesu Christi und der Eigenschaft Gottes, ja, meine unbeweglichen, heiligen Brüder und Schwestern, wie ich hoffe, Brüder dem Geiste und nicht dem Fleische nach, nach dem Evangelium und nicht nach dem Buchstaben; ja, ich sage noch einmal, meine heiligen Brüder und Schwestern, die von den Toten durch die Auferstehung Jesu Christi in das himmlische Wesen wiedergeboren sind, hier im Heiligen Geiste, dereinst aber in der Vollkommenheit; dann werdet ihr euch freuen mit unaussprechlicher Freude, daß ihr ewiglich leben und ewiglich selig sein werdet; dann wird euch der feurige Pfuhl und der zweite Tod nicht erschrecken, dann wird euer Leib, eure Seele und euer Geist zusammen behalten werden und ewiglich selig sein, dann werdet ihr mit dem Heiligen Geiste in Ewigkeit gesalbt und erfüllt werden, dann werdet ihr mit weißen Kleidern angetan und mit der Krone des Lebens und der ewigen Freude und Wonne und Ergötzlichkeit gekrönt und belohnt werden, dann werdet ihr zur ewigen Freude und Ruhe eingehen und werdet aufgenommen und hingerückt dem Herrn entgegen in der Luft, und also ewiglich bei ihm sein; dann werdet ihr in einem Augenblicke verändert und euer Leib und Angesicht wird mit himmlischer Klarheit verklärt werden; dann werdet ihr leuchten, wie die Sonne in eures Vaters Reiche; dann werdet ihr lachen und fröhlich sein; dann werdet ihr euch ewiglich in seinem Angesichte, in seiner Klarheit und Herrlichkeit bespiegeln und den anschauen, der euch so geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn für euch dahingegeben, welcher euch auch so geliebt, wie ihn sein lieber himmlischer Vater von Ewigkeit her geliebt und ewiglich gesegnet hat; ja, dann werdet ihr, in der Vollkommenheit mit Seele, Leib und Geist, inwendig und auswendig mit dem Feuer seiner Liebe brennen, ewig in seiner fließenden Gnade entzündet werden, an seiner Tafel sitzen, das Brot der Engel, des Lebens und der Seligkeit essen und trunken werden von den Wassern der Weisheit, des Lebens, der ewigen Seligkeit und ewigen Freude; dann wird er in ihm selbst mit seinen Engeln und heiligen Heerscharen sich erfreuen und mit dem Schalle seiner Menge über euch fröhlich sein; dann werdet ihr die unvergänglichen Güter empfangen, erben und besitzen, die ewiglich sein werden; dann werdet ihr reich sein an Leib, Seele und Geist; dann werdet ihr singen springen und rufen: Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr, Halleluja; dann werden euch tausend Jahre wie ein Tag sein; dann wird euch die Ewigkeit wie ein Augenblick sein; dann werden eure Jahre und Tage nicht veralten oder ihr Ende erreichen; dann werdet ihr ohne Anfang der Tage und Ende des Lebens sein; dann werdet ihr die Ewigkeit als einen Augenblick zubringen; dann werdet ihr ewig ohne Veränderung sein, welches jetzt kein Herz begreifen, noch eine Zunge oder ein Mund aussprechen oder ergründen kann. Seht, dieses soll man als einen klaren Spiegel vor die Augen unserer Herzen hängen; es sind Früchte des gelobten Landes, das süße Wort Gottes und unsterbliche Früchte; die Kräfte der zukünftigen Welt.

Seht hiermit, meine herzallerliebsten heiligen Brüder und Schwestern, in der Wiedergeburt und Auferstehung Jesu Christi von dem Tode in das himmlische Wesen, das ist, durch die Erneuerung in dem Geiste des Gemütes, durch den Sinn Jesu Christi, die ihr eine feste Mauer und Pfeiler in der Wahrheit Gottes seid. Meine lieben Freunde, mein Augapfel, meine rechte Hand und Fuß, haltet euch fest an dem unbeweglichen Grund der Wahrheit und seid dabei standhaft, indem ihr darauf gebaut und gegründet seid, wozu wir auch von Ewigkeit her ersehen, gerufen und von Gott erschaffen sind, nämlich nach dem Bilde Gottes, und zum ewigen Leben, durch Jesum Christum. Ich befehle euch dem heiligen und unüberwindlichen Gott, dem Vater, dem Sohne und dem Heiligen Geiste, samt seinem heiligen Worte und ewigen Frieden, in eurer Versammlung, zum Lobe seines heiligen Namens und unserer Seligkeit. Wir geben und befehlen euch und uns alle noch einmal, zu einem ewigen Abschiede, in die unüberwindlichen Arme seiner Kräfte, und in die unüberwindlichen Hände seiner Stärke; des Himmels Kräfte und der Treue Festigkeit sei unser Fundament und Stärke, um durch den Tod zum Leben hinüber zu gehen in die Ewigkeit. Wir Unwürdigen lassen eure Liebe aus reiner unverfälschter herzgründender brüderlicher Liebe grüßen, ja, wir grüßen alle unsere Brüder und Schwestern, die da in der Auferstehung Jesu Christi wiedergeboren sind, in das himmlische Wesen, in der Gesinntheit Christi, des neuen Bildes, und in dem Glanze seiner Herrlichkeit, in der unbefleckten, reinen Erkenntnis Gottes, die zur Hoffnung des ewigen Lebens führt, durch diesen festen Glauben und durch die Kraft und Gemeinschaft des Heiligen Geistes, in Ewigkeit, Amen.

Dieses haben wir Unwürdigen euch in Eile aus unsern Banden geschrieben, damit wir, nach dem Wohlgefallen Gottes, würdig sein möchten, daß ihr unserer in euren heiligen Gebeten, eurem Harfengetöne und Halleluja, gedenken wollt, damit wir also uns mit euch und ihr euch mit uns in der Ewigkeit erfreuen möchten. Darum grüßt uns nun alle Heiligen Gottes, und euch untereinander in reinen Herzen, heiligen Händen, gebeugten Knien, entblößtem Haupte, im heiligen Namen unsers Gottes, mit einem angenehmen Kusse des Friedens; umarmt und segnet einander herzgründlich in brünstiger Liebe. Noch einmal befehle ich euch den Glauben der Auserwählten Gottes, die Gesundheit Jesu Christi, die Erkenntnis Gottes, die zur Gottseligkeit und zur Hoffnung des ewigen Lebens führt, und bleibt unüberwindlich bis in Ewigkeit. Dem Herrn sei Preis in Ewigkeit, Amen.

Von mir, Thys Jeuriaenß, eurem schwachen, armen und elenden Bruder, aus unsern Banden geschrieben, im Jahre 1569, den 5. Februar, im Haag, um des Zeugnisses der Wahrheit willen gefangen genommen.