Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.215

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2.215  Francyntgen, Grietgen und Maeyken Doornaarts, im Jahre 1556.

Zu Belle in Flandern sind auch um des Zeugnisses der Wahrheit willen drei Frauenspersonen, nämlich eine alte Frau, genannt Francyntgen, und eine junge Tochter, Grietgen, deren Nichte, nebst einer andern jungen Tochter, Maeyken Doornaarts genannt, welche alle drei große Widerwärtigkeit und Pein erlitten haben, gefangen genommen worden. Als man die alte Frau nackend peinigen wollte, sagte sie den Herren: Bedenkt, daß ihr von Weibern hergekommen seid, darum beschämt mich doch nicht; dadurch hat sie bewirkt, daß sie auf der Folterbank das Hemd hat anbehalten dürfen. Bei der jungen Tochter Grietgen haben sie große Arbeit und Mühe angewandt, um sie vom Glauben abzuziehen, denn sie war noch sehr jung, allein ohne Erfolg, denn sie wollte lieber von dieser zeitlichen Pein oder Leiden eine ewige Freude erwarten, als mit dieser bald vergehenden Freude ein ewigwährendes Leiden einkaufen.

Die andere junge Tochter, Maeyken Doornaarts, hat auch nackend auf der Folterbank liegen müssen; als sie aber durch keine Pein oder Leiden dieselbe von ihrem Glauben abspenstig machten konnten, haben sie ihr damit zugesetzt, ob sie sich nicht schämte, so bloß und nackend hier zu liegen, worauf sie antwortete: Ich habe mich selbst nicht nackend hierhergelegt; sondern ihr, die ihr mir ohne Schuld solche Betrübnis und Unehre antut, werdet dermaleinst dafür eine ewige Schande und Pein leiden müssen; und obgleich sie so sehr gepeinigt wurde, daß auch ihr Blut an der Bank herunterlief, ist sie doch durch Gottes Gnade, der die Seinen allezeit stärkt, standhaft im Glauben geblieben. Darauf sind alle drei zum Tode verurteilt und mit Feuer verbrannt worden. Als Maeyken Doornaarts am Pfahle stand, sagte sie: Dieses ist die Stunde, wonach mich sehr verlangt hat, daß all meine Drangsal ein Ende erreiche. Also haben diese drei Heldinnen tapfer gekämpft, und dieses alles erlitten, weil sie, nach der Lehre Christi, sich auf ihren Glauben hatten taufen lassen, und darauf sich bestrebt, in aller Einfalt und Aufrichtigkeit dem lebendigen Gotte zu dienen und ihm mehr gefallen als den sterblichen Menschen, weshalb auch die Krone der Freuden des ewigen und unvergänglichen Lebens ihrer wartet.