Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.4

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2.4  Felix Mantz, 1526.

Felix Mantz hat gleichfalls in Deutschland an der Verbesserung des Glaubens mit gutem Erfolge gearbeitet. Als er aber die erkannte Wahrheit des Evangeliums mit großem Eifer belebte, lehrte und predigte, so ist er von seinen Widersachern beneidet, angeklagt, gefangengenommen und endlich zu Zürich, als ein Zeuge des Leidens Christi, um der evangelischen Wahrheit willen ertränkt worden. Dies ist im Jahre unseres Herrn 1526 geschehen, und hat derselbe seinen Mitbrüdern zum Troste und zur Ermahnung das Nachfolgende hinterlassen:

Mein Herz erfreuet sich in Gott, der mir viel Erkenntnis gegeben und beigelegt hat, damit ich dem ewigen, unendlichen Tode entgehen möge. Darum preise ich dich, o Herr Christus vom Himmel, dass du meinen Kummer und meine Betrübnis abwendest; diesen Heiland hat mir Gott als ein Vorbild und als ein Licht gesandt, der mich noch vor meinem Ende zu seinem himmlischen Königreiche berufen, damit ich mit ihm die ewige Freude genieße und ihn samt seiner Gerechtigkeit lieben sollte, welche hier und dort in der Ewigkeit bestehen wird, ohne welche kein Ding hilft oder besteht; darum werden so viele Menschen durch eine leere Meinung betrogen, welche diese in der Tat nicht haben. Aber ach, wie viele Menschen findet man heutzutage, welche sich des Evangeliums rühmen, wovon sie andern vieles lehren und verkündigen, die aber gleichwohl voll Hass und Neid sind und keine göttliche Liebe in sich tragen (Joh 5,42), welcher Betrug vor aller Welt bekannt werden wird, gleichwie wir in den letzten Tagen erfahren haben, wie diejenigen, welche in Schafskleidern zu uns kommen, aber reißende Wölfe sind (Mt 7), welche in der Welt die Frommen hassen und ihnen den Weg zum Leben und zum rechten Schafstalle versperren. Solches tun die falschen Propheten und Heuchler dieser Welt, die mit eben demselben Munde fluchen und auch zugleich bitten; deren Leben unordentlich ist; die die Obrigkeit anrufen, dass sie uns töten solle, womit sie das Wesen Christi vernichten (2Th 3,2). Aber ich will den Herrn Christum preisen, welcher viel Geduld mit uns hat; er unterweiset uns mit seiner göttlichen Gnade, er erzeigt allen Menschen Liebe nach der Art Gottes, seines himmlischen Vaters, was keiner von den falschen Propheten tun kann.

Hierauf müssen wir den Unterschied wahrnehmen, denn die Schafe Christi suchen die Ehre Gottes (Joh 10,2), diese erwählen sie und lassen sich davon weder durch Habe noch zeitliches Vermögen abhalten, denn sie stehen unter dem Schutze Christi. Der Herr Christus zwingt niemanden zu seiner Herrlichkeit, sondern nur diejenigen, die willig und bereit sind, gelangen dazu durch den wahren Glauben und die Taufe. Wenn ein Mensch rechtschaffene Früchte der Buße wirkt (Apg 2,38), so ist ihm der Himmel der ewigen Freude aus Gnaden durch Christum, durch sein unschuldiges Blutvergießen erkauft worden, welches er gern vergossen hat. Dann beweist er uns seine Liebe und teilt uns die Kraft seines Geistes mit; und wer dieselbe empfängt und ausübt, der wächst und wird vollkommen in Gott. Die Liebe durch Christum soll allein gelten und bestehen, aber nicht das Pochen, Schelten und Drohen. Nichts als die Liebe ist es, woran Gott ein Wohlgefallen hat; wer die Liebe nicht beweisen kann, der findet bei Gott keinen Raum. Die lautere Liebe Christi wird hier den Feind vertreiben. Wer ein Miterbe Christi sein will, dem wird auch vorgelegt, dass er barmherzig sein müsse (Lk 6,36), gleichwie der himmlische Vater barmherzig ist. Christus hat niemals jemanden angeklagt, gleichwie die falschen Lehrer zu dieser Zeit tun, woraus hervorgeht, dass sie die Liebe Christi nicht haben und sein Wort nicht verstehen; gleichwohl wollen sie Hirten und Lehrer sein; aber endlich werden sie verzagen müssen, wenn sie es gewahr werden, dass die ewige Pein ihr Lohn sein wird, wenn sie sich nicht bessern. Christus hat niemals jemanden gehasst; deswegen hassen seine rechten Diener auch niemanden und folgen dadurch Christo auf dem rechten Wege nach, auf welchem er vorangegangen ist. Dieses Licht des Lebens haben sie vor sich und freuen sich, darin zu wandeln (Joh 8,12). Diejenigen aber, welche gehässig und neidisch sind, können keine Christen sein; die auf boshafte Weise verraten, anklagen, schlagen und zanken. Dieses sind diejenigen, die als Diebe und Mörder Christo vorlaufen (Joh 10,1), die unter einem falschen Schein unschuldiges Blut vergießen, denn daran kann man sie erkennen, die es nicht mit Christo halten; denn sie zerstören aus Neid die Ordnung Jesu Christi, als Belials Kinder, gleichwie auch Kain seinem Bruder Abel getan hat (1Mo 4,8), als Gott sich zu Abels Opfer kehrte. Hiermit will ich meine Vorstellung endigen und begehre von allen Frommen, dass sie an den Fall Adams denken (1Mo 3,8), welcher den Rat der Schlange angenommen hat und Gott ungehorsam geworden ist, weshalb ihm die Todesstrafe folgte. In gleicher Weise wird es denen auch ergehen, die Christum nicht annehmen, sondern sich ihm widersetzen; die diese Welt lieben und keine Liebe zu Gott haben (Joh 5,42; 1Joh 2,15) und deshalb schließe ich hiermit, dass ich standhaft bei Christo bleibe und auf ihn trauen will, der alle meine Not kennt und mich daraus erretten kann, Amen.