Wir armen und verachteten Fremdlinge, die um des Zeugnisses Jesu Christi willen verfolgt sind, wünschen von Gott allen Menschen, wessen Geschlechtes oder Amtes sie auch sind, daß ihnen der Herr einen langen Frieden verleihen wolle, damit wir im Frieden untereinander leben mögen, in aller Gottseligkeit, zum Lob und Preis des Herrn und zur Seelen Seligkeit.
Da so viele Menschen in Worten und Schriften mit großem Unrecht uns beschuldigen und über uns lügen, so zwingt uns diese wichtige Sache, den Grund unsers Glaubens in kurzen Worten aufzusetzen und zu veröffentlichen wie folgt:
Man redet nicht mit uns und fordert uns unsern Glauben nicht mit einem sanftmütigen Geist ab, wie die heilige Schrift lehrt, sondern man redet ein Scheltwort und eine Lüge über die andere, damit unsere Leiden und Betrübnis vermehrt und größer werden; überdies haben sie auch kein Mitleiden mit unsern armen schwachen Weibern und Kindern. Unser Vaterland, unsere Freundschaft und unsere Güter haben wir zum Teil um der großen Tyrannei willen verlassen müssen, und sind wie Lämmer vor dem Wolfe geflüchtet, allein um der reinen evangelischen Wahrheit Jesu Christi, und nicht um irgendeines Aufruhrs oder Sektiererei willen, wie die Münsterschen Irrtümer oder Gräuel gewesen sind, was uns, Gott behüte uns, nachgesagt wird. Wir wollten, daß unser ganzer Glaube und unser ganzes Leben vor unserm Haupte geschrieben stände, damit ein jeder wissen und sehen möchte, was wir glauben und was wir hier auf Erden suchen und begehren. Man wird sonst nichts finden, als einen rechten Glauben, der rein, und dem Evangelium Jesu Christi gleich, und ein unsträfliches Leben ist, indem wir unser Brot für Weib und Kinder suchen, wie Gott solches geboten hat und die Schrift lehrt. Ach, daß unsere Verfolger das wüssten, daß dieses unsers Herzens Begehren wäre! Sie müssten ja großes Mitleiden und Barmherzigkeit mit uns armen verachteten Fremdlinge haben, wenn anders noch menschliches Mitleiden und Barmherzigkeit in ihnen ist, und müssten so nach des Herrn Wort Mitleiden mit uns haben, wie der Prophet sagt: Die, welche im Elend sind, führe ins Haus. Mose sagt: Wenn ein Fremdling bei dir in deinem Land wohnen wird, den sollt ihr nicht schinden; er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer, und ihr sollt ihn lieben wie euch selbst.
Merkt wohl auf das Gebot Gottes, daß man den Fremdling lieben soll, wie sich selbst. Wer, der in einem fremden Land wohnt, hat es wohl gern, daß er ins Elend gerät, verachtet wird und mit seinen Glaubensgenossen mit großem Schaden daraus vertrieben wird? Darum sagt Christus: Alles, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch; das ist das Gesetz und die Propheten. O daß doch ebenso mit uns gehandelt würde, nach der natürlichen Billigkeit und evangelischen Wahrheit (deren unsere Verfolger sich so sehr rühmen) wie bald würden die Verfolger aufhören und die lügenhaften Lästermäuler zugestopft sein! Denn Christus, samt den Seinen, hat niemanden verfolgt, sondern dagegen gelehrt, in dem wahren Evangelium, wenn er sagt: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel, der die Sonne aufgehen lässt über die Guten und über die Bösen. Diese Lehre hat Christus und seine Apostel hinterlassen, denn sie selbst geben davon Zeugnis, wie Paulus sagt: Bis auf diese Stunde leiden wir Hunger und Durst, und sind nackend, und haben keine gewisse Stätte, und arbeiten und wirken mit unsern eigenen Händen; man schilt uns, so segnen wir, man verfolgt uns, so dulden wir es, man lästert uns, so flehen wir, wir sind stets ein Fluch der Welt und Fegopfer aller Leute; ferner sagt Paulus: Alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, müssen Verfolgung leiden.
Aus allem diesem kann man beweisen, daß diejenigen, die eine rechte evangelische Lehre und Glauben haben, niemanden verfolgen werden, sondern sie werden selbst verfolgt. Wollte man uns vorwerfen, daß wir um unseres ketzerischen Glaubens willen verfolgt würden, nach der Lehre Paulus, und daß Gott befohlen habe, die falschen Propheten zu töten, so antworten wir Folgendes darauf: Paulus sagt, daß man einen ketzerischen Menschen meiden soll, wenn er einmal und abermals ermahnt worden ist; er sagt nicht, vertreibt sie aus dem Lande und aus den Städten, ohne sie zu hören oder zu ermahnen. Daneben muss man auch wissen, was ketzerische Menschen seien, nämlich solche, welche eine Lehre haben, die dem Worte des Herrn zuwider ist; aber hiervon kann uns kein Mensch überzeugen, daß unsere Lehre und unser Glauben der Lehre Jesu Christi und seiner heiligen Apostel zuwider sei, wie folgen soll.
Wenn sie auch einwenden, daß Gott in seinem Gesetz geboten habe, die falschen Propheten zu töten, so antworten wir darauf: Wenn man in dieser Zeit des Neuen Testaments alle diejenigen töten sollte, die Gott im Alten Testament zu töten geboten hatte, so müsste man nicht allein die falschen Propheten töten, sondern auch die Ehebrecher, die Hurer, die des Herrn Namen nennen und fluchen und dergleichen Übertreter mehr, und wenn man ja diesen durch die Finger sehen und uns allein das Gebot von den falschen Propheten vorhalten wollte, damit sie uns los werden möchten, so seht denn doch des Herrn recht an, woran man die falschen Propheten erkennen soll. Gott spricht durch Mose: Wenn ein Prophet oder Träumer zu euch sagen würde, lasst uns fremden Göttern nachfolgen, die ihr nicht kennt; derselbe Prophet soll sterben; wir aber lehren und weisen nicht an, wie man fremden Göttern nachfolgen soll, haben auch keinen ketzerischen Glauben, der gegen das Wort Christi ist, sondern wir glauben an einen Gott Vater, allmächtigen Schöpfer des Himmels und der Erde und an Jesum Christum, seinen eingebornen Sohn, unsern Herrn, der von dem Heiligen Geist empfangen und aus der reinen Jungfrau Maria geboren ist, der unter Pontius Pilatus gelitten hat, gekreuzigt, gestorben und begraben ist; der am dritten Tag von den Toten wieder auferstanden und gen Himmel aufgefahren ist und zur rechten Hand des allmächtigen Vaters sitzt, von dannen Er wiederkommen wird, um die Lebendigen und die Toten zu richten. Wir glauben an den Heiligen Geist; wir glauben, daß Christus Jesus wahrer Gott und Mensch sei.
Wir suchen auch keine Seligkeit in unsern Werken, wie uns nachgesagt wird, sondern wir glauben allein durch die Verdienste unseres Herrn Jesu Christi selig zu werden.
Wir rühmen uns auch nicht, daß wir ohne Sünden seien, sondern wir erkennen uns alle Augenblicke vor unserm Gott für Sünder; aber von mutwilligen Sünden müssen wir uns enthalten, wenn wir selig werden wollen, nämlich von Ehebruch, Hurerei, Zauberei, von Aufruhr, Blutvergießen, vom Fluchen und Schwören, vom Lügen und Betrügen, von Hoffart und Vollsaufen, von Zorn und Zwietracht, von Hassen und Beneiden. Dieses sind die Sünden, von denen die Schrift sagt: Die solches tun, sollen Gottes Reich nicht ererben.
Wenn sie auch vorgeben, daß wir Gottes Wort nicht hören wollen, weil wir die Prediger der Kirche nicht hören, so antworten wir darauf, daß wir die Prediger nicht hören, dazu nötigt uns das Wort Gottes, weil sie die Leute nicht sind, die tüchtig sind, solches Amt zu bedienen, denn Paulus lehrt Timotheus und sagt: Was du von mir gehört hast durch viel Zeugen, das befiehl treuen Menschen, die da tüchtig sind, auch andere zu lehren; denn, wer einen andern lehren und strafen will, der muss selbst unsträflich sein. Wenn nun die Prediger so nach der Apostel Lehre eingesetzt wären, so wollten wir sie von Grund unseres Herzens gern hören, wollten auch die Ersten und Letzten in der Kirche sein.
Wollte man nun aber zu uns sagen, was Jesus Christus sagt: Auf Moses Stuhl sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer; alles, was sie sagen, das ihr halten sollt, das haltet und tut; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht tun; so antworten wir darauf: Wenn die Prediger die Schriftgelehrten und Pharisäer sind, so sind sie es, die Jesum Christum gekreuzigt haben, dann werden auch alle Wehe über sie kommen, die darauf folgen, sind sie aber die Schriftgelehrten nicht, so sind auch die vorstehenden Worte von ihnen nicht gesprochen, daß man nach ihren Worten tun soll, und nicht nach ihren Werken; ferner, die auf Moses Stuhl saßen, sind aus dem Geschlecht Levi gewesen, wie Mose, und lehrten das Volk Israel; alles, was euch die Priester und Leviten lehren, und was sie euch gebieten, das sollt ihr halten, und darnach tun. Der Prophet sagt: Des Priesters Lippen sollen die Lehre bewahren, daß man aus seinem Mund das Gesetz suche. Weil nun Christus nicht gekommen ist, das Gesetz und die Propheten zu brechen, sondern zu erfüllen, so hat er das seine Apostel so gelehrt; aber daß dieses aus den Worten Christi (Mt 23) eine Verpflichtung auferlegen sollte, die Prediger zu hören, das kann nicht sein, weil die Prediger nicht aus dem Stamm Levi sind, welche Israel hören musste, sondern aus den Heiden; daneben muss man bemerken, daß Christus Jesus, als Er das Gesetz durch seinen bittern Tod und durch sein heiliges Blutvergießen vollkommen erfüllt hatte, ein anderes Priestertum verordnet habe, welches sein heiliges Gesetz lehren sollte, nämlich sein Evangelium, da Er zu seinen Jüngern sagte: Wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich euch. Diese heiligen Sendboten Christi haben uns angewiesen, nicht sträfliche Lehrer, sondern unsträfliche zu hören, die sich nicht vollsaufen, die nicht eigensinnig sind, nicht zornig, nicht bissig, nicht geizig, die keine unehrliche Hantierung treiben, sondern gastfrei, gütig, züchtig, gerecht, heilig und keusch sind, und fest an den Worten halten, die wahrhaftig sind; ebenso soll man auch die Diener zuvor untersuchen, und dann erst lasse man sie dienen, wenn sie unsträflich sind. Deshalb dürfen wir die Prediger nicht für die Leute halten, die das Lehramt bedienen sollten, auch sie nicht hören, weil sie sträflich und dazu nicht tüchtig sind, nach der Lehre Paulus. Daß man uns nun nachsagen will, als wollten wir das Wort Gottes nicht hören, darin tut man uns großes Unrecht, denn Gottes Wort zu hören, ist unsere größte Freude, die uns auf Erden werden kann, es ist unseres Herzens Trost.
Wenn man uns auch beschuldigen will, daß wir der Obrigkeit nicht gehorsam sind, weil wir unsere Kinder nicht taufen lassen, so antworten wir darauf: Wir begehren der Obrigkeit in allen Dingen gehorsam zu sein, die nicht wider Gottes Wort sind; daß wir aber unsere Kinder von den Pfaffen nicht taufen lassen, das unterlassen wir nicht aus Frevel oder Verwegenheit, sondern es geschieht aus Furcht Gottes darum, weil Christus befohlen hat, die Gläubigen zu taufen; ebenso haben auch die Sendboten Christi keine sprachlosen Kinder, sondern verständige Leute auf das Bekenntnis ihrer Sünden und des Glaubens getauft. Solches kann man lesen, Mt 3,16; Mk 1,9; Lk 3,21; Joh 3,22; Apg 2,38; 8,37; 9,18; 10,48; 16,33; 18,8; 19,5; 22,16. Ebenso haben auch Christus und die Apostel von der Taufe gelehrt, wie man lesen kann, Mt 28,19; Mk 16,16; Joh 3,23; Röm 6,3; Gal 3,27; Eph 4,5; Kol 2,12; Tit 3,5; 1Pt 3,21; Hebr 6,3. Dieses sind die Sprüche, die von der Taufe der Gläubigen zeugen; aber, daß man die unverständigen und sprachlosen Kinder auf der Väter Glauben taufen soll, davon sagt die Schrift ebenso wenig, als von dem Ausbannen des Teufels. Darum dürfen wir eine solche Taufe nicht billigen, indem auch Gott geboten hat, daß man seinen Worten nichts zusetzen, aber auch nichts davonnehmen soll, auch nicht daß wir tun, was uns recht dünkt, sondern allein was Er gebietet; ferner steht geschrieben: Tue nichts zu seinen Worten, daß Er dich nicht strafe, und du lügenhaft erfunden werdest.
Die Schrift bezeugt an vielen Orten, daß die sehr hart von Gott gestraft werden sollen, die Gottes Wort verlassen und ihrem eigenen Gutdünken folgen, wie Saul, der erste König in Israel, Usa, der die Lade des Herrn antastete, die beiden Söhne Aarons, Nadab und Abihu, indem sie taten, was ihnen nicht befohlen war, weshalb sie auch gestraft wurden. Dieses sind uns treffende Beispiele, daß wir Gottes Werke oder Zeremonien nicht ohne Gottes Befehle gebrauchen dürfen; denn Christus sagt: Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, werden ausgerottet (Mt 15,13). Martin Luther schreibt auch über das dritte Kapitel Daniels und sagt: Gottesdienst ohne Wort, das ist allezeit Abgötterei.
Wenn man aber sagen will, daß die Kinder selbst glauben, und daß Gott allmächtig sei, daß Er den Kindern den Glauben wohl geben kann, denn der Glaube ist Gottes Gabe, so antworten wir darauf, daß Gott allmächtig ist und den Kindern den Glauben wohl geben kann, und nicht allein den Glauben, sondern auch das Reden und das Werk, womit der Glaube bekannt wird (denn der Glaube ist nicht ohne Bekenntnis und gute Werke); aber nun gibt Gott den Kindern weder das Sprechen noch das Werk, viel weniger den Glauben. Paulus sagt: Wie sollen sie glauben, von dem sie nichts gehört haben? Das kann ja ein jeder erkennen, daß weder Gehör noch Verstand in den jungen Kindern sei, wie die Schrift öffentlich bezeugt; und wenn uns auch dieses die Schrift nicht lehrt, so lehrt uns doch solches die Erfahrung, daß man sie vor allen scharfen und tödlichen Instrumenten, vor Wasser und Feuer hüten und bewahren müsse, womit sie also beweisen, daß kein Verstand noch Glauben in ihnen sei; und weil sie nicht zugeben wollen, daß die jungen Kinder das Sakrament empfangen, so beweisen sie selbst damit, daß sie ihre sprachlosen Kinder nicht für gläubig erkennen. Auch wollen sie sagen, daß ihre Kinder im Mutterleib mit dem Heiligen Geist erfüllt seien, wie Johannes der Täufer war; wenn aber dem so wäre, wie kommt es denn, daß sie die unreinen Geister aus ihren Kindern bannen, wenn sie dieselben taufen, wahrend sie den Heiligen Geist zuvor gehabt haben.
Ferner nehmen sie zum Beweis, daß man die Kinder taufen müsse, weil Christus gesagt hat: Lasst die Kindlein zu mir kommen, denn solchen gehört das Reich Gottes. Antwort: Daß den Kindern das Reich Gottes zugehöre, gestehen wir von Herzen zu, aber daß man sie darum taufen müsse, gestehen wir nicht zu, indem Christus die Kindlein, die sie zu Ihm brachten, weder getauft, noch befohlen hat, daß sie getauft würden, sondern sie sind selig aus Gnaden, ohne Zeremonien, durch das Blut Christi, ebenso wie die Kindlein, die unter dem Volk Israel ohne Beschneidung starben.
Wenn man auch sagen will, man müsse wiedergeboren werden aus Wasser und Geist, oder man könnte nicht in das Reich Gottes kommen, und will hieraus schließen, die Kinder müssten getauft werden, weil das Wasser vor dem Geist steht und genommen wird, oder sie könnten nicht selig sein, so antworten wir zunächst darauf, daß Christus hier von keinen Kindern redet, sondern zu einem alten Menschen, der zu Christo in der Nacht gekommen war, zu dem Er sagt: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen, denn was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch, und was vom Geist geboren wird, das ist Geist. Ferner redet Christus von einer Wiedergeburt vor dem Wasser, welche Wiedergeburt nicht geschehen kann, als durch den Glauben an Jesum Christum, wie die Schrift lehrt. Eben dieses schreibt auch Martin Luther, daß der Glaube ein göttliches Werk in uns sei, das uns aus Gott verändert und erneuert, den alten Adam tötet und uns zu andern Menschen macht an Herzen, Gemüt und allen Kräften und den Heiligen Geist mit sich bringt.
Diese Worte sind nicht auf unmündige Kinder zu beziehen, denn sie haben nicht die alte Geburt der Erbsünde, die sie verdammt, wie einige mit den Worten Davids beweisen wollen: Ich bin aus sündlichem Samen geboren, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen. Diesen Psalm hat David gemacht, als er die Ehe mit Bathseba brach und dieselbe übertrat; als ihn der Prophet Nathan bestrafte, da beklagte er die von Adam angeborenen Sünden, aber sie wurden ihm nicht zur Verdammnis gerechnet, um des verheißenen Samens willen, der Adam und Eva verheißen war, welcher Christus Jesus ist, der Adams Missetat wieder versöhnt und die Erbsünde auf sich genommen hat, wie Paulus sagt: Wie durch eines Menschen Sünde die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen. Dieses bezeugt auch Martin Luther und schreibt über das 15. Kapitel Johannes, daß die Erbsünde durch Christum hinweggenommen sei, und verdammt nach Christi Zukunft niemanden mehr. Weil denn nun die Erbsünde durch Christum hinweggenommen ist und niemand mehr verdammt, so gibt es auch keine Sünde, welche die Kinder verdammen kann, wenn sie ohne Taufe sterben, denn die Kinder sollen nicht sterben, um des Vaters Missetat willen, spricht der Herr. Darum ist es eine große Sünde vor Gott, wenn man die Kinder um der Erbsünde willen taufen will, ohne welche sie nicht selig werden können. Solche machen auch mehr aus der Sünde Adams, als aus dem Verdienst Christi, ja, sie suchen auch die Seligkeit mehr im Wasser als im Blute Christi, was doch der Schrift offenbar widerspricht, weil so klar bezeugt wird, dass uns das Blut unsers Herrn Jesu Christi von allen Sünden reinige.
Wenn sie auch beibringen wollen, als sollte die Beschneidung ein Beweis auf die Kindertaufe sein, so können wir solches nicht zugestehen, weil, wenn man nur die Kinder taufen sollte, wie man sie beschneidet, so müsste man nur die Knaben taufen und nicht auch die Mägdlein, denn die Mägdlein wurden nicht beschnitten, sondern nur die Knaben. Paulus bezieht die Beschneidung nicht auf die Taufe, sondern auf die Beschneidung des Herzens, welche eine Beschneidung des Geistes ist. Gott hat Abraham befohlen, die Beschneidung am achten Tage zu gebrauchen; dieses Gebot hat Israel bis auf Christum Jesum gehalten; sie haben es auch nicht verändert, weder im Kleinen, noch im Großen, sondern sind beim achten Tage geblieben, und haben nicht ihrer Vernunft folgen und sagen wollen, daß die Kinder verdammt seien, wenn sie vor dem achten Tage ohne Beschneidung sterben; sie haben vielmehr Gott und seinen Geboten gehorsam sein und ihrer eigenen Weisheit nicht folgen wollen. Auf gleiche Weise sollen wir nun auch im Neuen Testament die Taufe zu der Zeit gebrauchen, wie es Christus befohlen hat, nämlich an den Gläubigen, und in der Taufe nicht unserm eigenen Gutdünken folgen, daß wir sie vor der Zeit an den sprachlosen und unverständigen Kindern gebrauchen sollten, weil es Gott nicht befohlen hat und es auch sein Wille nicht gewesen ist. Wenn es aber Gottes Wille gewesen wäre, daß man die Kindlein taufen sollte, wie man sie beschnitt, wenn sie acht Tage alt waren, so hätte es Gott ohne Zweifel mit einem ausdrücklichen Gebot befohlen, daß man die Kinder taufen sollte, und es würde ebenso sicher geschehen sein, als Er befohlen hat, die Kindlein zu beschneiden; ebenso würde Christus die Taufe auch wohl in seiner Kindheit empfangen haben, ja, ebenso wohl, als Er sich beschneiden ließ, als Er acht Tage alt war. Aber nun ist es Gottes Wille nicht so gewesen; darum hat Er sie auch anders gelehrt, und selbst anders empfangen; denn Christus ist zu Johannes gekommen und hat von ihm begehrt, daß er Ihn taufen sollte, wie er auch getan hat. Damit lehrt Er uns, und beweist es mit Exempeln, daß diejenigen, die man taufen soll, eine Begierde zur Taufe haben müssen.
Wenn die Prediger vorgeben, Origenes habe die Kindertaufe von den Aposteln empfangen, so können wir dies ebenfalls nicht zugestehen, denn Origenes hat wohl hundert Jahre nach der Apostel Zeit gelebt, wie die Chroniken ausweisen; aber man muss sich sehr verwundern, daß die Gelehrten mit Origenes etwas beweisen wollen, indem Martin Luther denselben ganz verwirft. Auch das kann uns nicht bestimmen, die Kindertaufe anzuerkennen, wenn sie das schreiben und sagen, was einige römische Bischöfe oder Päpste eingesetzt haben, und was sie aus dem Geschichtsschreiber Platina zu beweisen suchen, daß nämlich der Papst Innocentius geboten habe, die Kinder zu taufen, sobald sie geboren werden. Dies findet sich in einem Büchlein, welches zu Magdeburg gedruckt, und ein Gebetbüchlein, neu aus der heiligen Schrift, genannt ist; ferner die Chroniken von Sebastian Franck und Adrian von Bergen beschrieben, daß Ignius, der zehnte Papst, die Gevatter oder Paten bei der Taufe eingesetzt habe. Aus diesen Gründen können wir die Kindertaufe nicht recht einsehen, weil sie von Menschen eingesetzt und befohlen worden ist; ebenso weiß auch die Heilige Schrift nichts von solcher Taufe, sondern nur von einer Tarife, die auf den Glauben gelehrt wird, wie zuvor gemeldet worden ist. Wir werden auch als Sakramentschänder gescholten, die Gottes vergessen. Darauf antworten wir: Wir schänden nicht, vergessen auch nicht das Sakrament unseres Herrn Jesu Christi, sondern ehren es mit großer Dankbarkeit, und erinnern uns, wenn wir solches gebrauchen, der großen Liebe, die uns Christus am Kreuze erwiesen hat, als Er seinen Leib zerbrechen ließ und sein heiliges Blut um unsertwillen vergoss, und verkündigen also den Tod des Herrn, wie Paulus sagt: So oft ihr von diesem Brote esst und von diesem Kelche trinkt, sollt ihr des Herrn Tod verkündigen, bis daß Er kommt. Dies ist unser Glaube von den Sakramenten. Daß wir aber solches von den Predigern nicht empfangen, und es mit ihrer Gemeinde nicht gebrauchen, dazu bestimmen uns drei Gründe.
Die erste Ursache ist, weil der Diener oder der, welcher es austeilt, nach Paulus Lehre unsträflich sein, seinem eigenen Hause wohl vorstehen, gehorsame Kinder haben und seiner Frau in allen Dingen getreu sein muss. Zweitens muss die Gemeinde, die von dem Brote essen soll, eine unsträfliche Gemeinde sein, wie Paulus sagt: Wir haben ein Osterlamm, das ist Christus, für uns geopfert. Darum lasst uns Ostern halten nicht in dem alten Sauerteig und auch nicht in dem Sauerteig der Bosheit und Schalkheit, sondern in dem Süßteig der Reinigkeit und Wahrheit. Weiter, sagt Paulus, habe ich euch in dem Briefe geschrieben, daß ihr nichts mit den Hurern zu tun haben sollt, das meine ich nicht von den Hurern in dieser Welt, oder von den Geizigen, oder von den Räubern, oder von den Götzendienern, sonst müsstet ihr die Welt räumen; aber nun habe ich euch geschrieben, ihr sollt nichts mit ihnen zu schaffen haben, nämlich, wenn jemand ist, der sich einen Bruder nennen lässt und ist ein Hurer oder Geiziger, oder Götzendiener, oder ein Lästerer, oder ein Trunkenbold, oder ein Räuber, mit demselben sollt ihr auch nicht essen. Weil wir nun solche Werke öffentlich an ihrer Gemeinde finden, so verbietet uns auch das Wort Gottes mit ihnen des Herrn Sakrament zu gebrauchen, (1Kor 5,7).
Die dritte Ursache ist, weil sie ihr Sakrament nach dem Gebrauch Christi und seiner Apostel nicht halten, denn sie haben Brot genommen, dasselbe gebrochen und dem Volk gegeben; die Pfaffen dagegen brechen kein Brot, sondern geben ungebrochene Oblaten; die Oblaten setzte der Papst Alexander ein; Christus aber befiehlt es zu tun zu seinem Gedächtnis. Die Pfaffen sagen (zum Teil), daß man es zur Vergebung der Sünden tun soll. Dies sind die Ursachen, warum wir es mit ihnen nicht gebrauchten dürfen, und das um der Furcht Gottes willen, denn wir dürfen nicht anders handeln, als uns das Wort Gottes lehrt. Deshalb gebrauchen wir es mit einem Unsträflichen, der es austeilt, in einer unsträflichen Gemeinde, die Gott fürchtet, mit Brot und Wein nach des Herrn und seiner Apostel Gebrauch in den Häusern, wie Christus und seine Apostel getan haben. Dies ist unser Glaube und Bekenntnis von der heiligen Taufe, daß solche sonst niemandem, als den Verständigen gegeben werden soll, die da glauben, und selbst wissen, was sie empfangen, gleichwie sie auch verständig und gläubig sein müssen, die von des Herrn Brot essen und sich selbst prüfen müssen. Weil wir nun diese beiden Sakramente recht gebrauchen nach dem Befehl Christi, so sind die Prediger (zum Teil) solche bittere Feinde von uns. Es ist ihnen leid, daß sie um ihren Gewinn kommen sollten; sie wissen nicht Böses genug bei der Obrigkeit und dem gemeinen Volk wider uns vorzubringen, damit man uns weder in Städten noch Ländern dulde. Sie geben vor, es seien von den Unsrigen so viel Tausende im Lande, die Länder und Städte einnehmen wollten, während doch dergleichen Gedanken noch nie in unsere Herzen gekommen sind, denn Länder und Städte kann man nicht ohne Gewalt und Blutvergießen einnehmen; und wenn wir solche Freiheit hätten, daß wir totschlagen und einem andern sein Gut rauben dürften, so hätten wir auch die Freiheit, unsere Kinder von den Pfaffen taufen zu lassen, dann dürften wir uns auch nicht von unsern Gütern und väterlichem Erbteil, aus unserm Wohlstand in großes Ungemach treiben lassen, einem jeden zur Schmach. Wenn wir nun ein solches Herz hätten, wie uns nachgesagt wird, so litten wir dies alles ja vergeblich, denn die so tun, werden das Reich Gottes nicht ererben, wie Paulus sagt. Die Lüge (spricht Sirach) ist ein hässlicher Schandfleck an einem Menschen, und gemein bei ungezogenen Leuten. Ein Dieb ist nicht so böse als ein Mensch, der sich aufs Lügen legt; ebenso hatten sie auch Paulus die Lüge nachgesagt, daß er einen Aufruhr gemacht und viertausend heimliche Mörder aus der Wüste gebracht hätte. Aber bei uns haben sie die Lügen in etwas vergrößert und sagen von vielen Tausenden, die unseres Glaubens sein sollten. Solch einen großen Anhang haben wir nicht, daß sie so haufenweise unseren Glauben annehmen sollten; aber es mag wohl hier und da eine Haushaltung sein, die da ganz allein und gering ist, wie ein einsamer Vogel auf dem Dach, wie eine Rohrdommel in der Wüste und ein Steinkäuzlein in den zerstörten Städten, wie eine Rose unter den Dornen und ein Apfelbaum unter den wilden Bäumen, der seine guten Früchte bringt, nämlich ein bußfertiges Leben, indem man sich selbst verleugnet, Mt 16,24, sein eigenes Leben hasst, sonst kann man Christi Jünger nicht sein, Lk 14,26. Die Christo angehören, kreuzigen ihr Fleisch, samt den Lüsten und Begierden, Gal 5,24. Wer da sagt, daß er in Christo sei, der muss auch wandeln, gleichwie Er gewandelt ist, 1Joh 2,6. Christus sagt, dass wenige seien, die auf seinem Wege wandeln, und die denselben finden, als der zum Leben führt, Mt 7,14; Lk 13,24. Den Schriftgelehrten und Klugen dieser Welt ist es verborgen, Mt 11,25; 1Kor 1,19; 2,7. Das Unedle und Verachtetste hat Gott erwählt, und das da nichts ist, 1Kor 1,28, denen ist es gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes zu verstehen, Lk 8,10. So bezeugt auch Christus und seine Apostel, daß wenige seien, die den rechten Glauben haben und den Weg wissen, wie denn auch der Prophet klagt: Der Gläubigen sind wenige unter den Menschenkindern, denn die Bosheit hat die Oberhand bekommen, sodass, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten in Irrtum verfielen, wie Christus selbst sagt: Wenn des Menschensohn kommen wird, meint ihr, daß Er auch Glauben auf Erden finden werde? (Lk 18,8) So werden die Gläubigen in der Zukunft Christi sein, und so sind ihrer auch von Anfang der Welt her wenige gewesen. So waren zu Noahs Zeiten nur acht gläubige Seelen; zu Lots Zeiten waren nur drei Gläubige; zu Zeiten der Kinder Israel waren 800 Falsche gegen einen Propheten; ferner 400 falsche Propheten gegen einen Propheten. Also sind der Verkehrten jederzeit mehr gewesen, als der Frommen. Dies ist unser öffentliches Bekenntnis vor Gott und allen Menschen. So viel unserer sind, die wir so glauben, die sind so gesinnt, daß wir unsern Feinden, die uns verfolgen, weder irgendein Leid antun, noch ihnen irgendein Unglück anwünschen möchten, sondern wir begehren von Grund unseres Herzens für sie zu bitten und wollten ihnen von Herzen gern nach unserm Vermögen dienen, wenn sie unserer benötigt wären. Sie wissen es nicht anders, als daß sie Recht haben, und Gott eine große Ehre und einen Dienst daran tun; solches werden sie dereinst bekennen müssen, wie im Buch der Weisheit im fünften Kapitel geschrieben steht; aber dann wird es für sie zu spät sein. Darum ist uns auch die ewige Seligkeit verheißen, wie Christus selbst gesagt hat: Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Übles wider euch reden, wenn sie daran lügen. Seid fröhlich und getrost, es wird euch im Himmel wohl belohnt werden. Solche Verheißungen haben diejenigen, die hier verfolgt werden; denen aber, die hier verfolgen, ist das Wehe verheißen, wie Christus sagt: Wehe euch, Schriftgelehrten, die ihr die Propheten tötet und das Maß eurer Väter erfüllt. Der Apostel sagt: Wohlan nun, ihr Reichen, weint und heult über euer Elend, das über euch kommen wird; euer Reichtum ist verfault, eure Kleider sind mottenfraßig geworden, euer Gold und Silber ist verrostet und ihr Rost wird euch zum Zeugnis sein und wird euer Fleisch fressen wie ein Feuer. Ihr habt euch Schätze gesammelt in den letzten Tagen, ihr habt den Gerechten verurteilt und Er hat euch nicht widerstanden, Jak 5,6. Wollte man aber sagen, sie begehren nicht unser Blut zu vergießen, sondern sie verwiesen uns nur aus ihren Städten und Ländern, so antworten wir darauf, wenn für uns nirgends Raum ist, so müssen wir ja irgendwo bleiben. Wenn wir nun aus solcher Ursache in die blutdürstigen Länder zurückkehren müssen, aus welchen wir (einmal) um der großen Tyrannei willen geflüchtet sind, so wird dort das Blut der Heiligen vergossen wie Wasser. Aber, wenn der große Tag des Herrn kommen wird, wo man sagen wird: Ihr Berge und Hügel fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Stuhl sitzt und vor dem Zorn des Lammes, dann wird man finden, wie schuldig sie an unserem Blut gewesen seien; dann wird ein unbarmherziges Gericht über diejenigen ergehen, die keine Barmherzigkeit geübt haben; denn mit dem Maße, womit sie die anderen gemessen haben, soll ihnen wiederum gemessen werden. Darum begehren und bitten wir um Jesu Christi willen, daß man uns doch unser Schreiben in Gutem aufnehmen wolle, denn es ist aus Liebe geschehen zur Warnung vor des Herrn Strafe, damit ihr euch an uns nicht versündigt, weil wir die rechten Fremdlinge und das Volk Gottes sind, die um der rechten Lehre Jesu Christi und seiner heiligen Apostel willen verfolgt werden. Der ewige und barmherzige Gott wolle alle seine elenden Kinder (die von so vielen Menschen gehasst werden) mit gnädigen Augen ansehen und dem Tier die Seele seiner Turteltaube nicht geben, um seines großen heiligen Namens willen. O Herr, verkürze die Tage und sieh auf die Schmach deines Volkes, die sie täglich um des heiligen Zeugnisses des Evangeliums willen leiden müssen, durch deinen lieben Sohn, unsern Herrn Jesum Christum, Amen. Ende des ersten Briefes. Gleichwie zu der Zeit derjenige, der nach dem Fleisch geboren war, denjenigen verfolgte, der nach dem Geist geboren war, so geht es jetzt auch, Gal 4,29.