Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.24

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2.24  Drei Brüder und zwei Schwestern, 1528.

Es haben im Jahre 1528 zu Zuaimb in Mähren drei Brüder und zwei Schwestern gefangen gelegen. Es war zu Zuaimb ein Richter, welchen man Herrn Ludwig nannte; dieser hasste die Brüder, wie er während der Gefangenschaft dieser drei Brüder und Schwestern bewiesen hat, denn dieser Ludwig hat dem Rate mit scharfen Worten zugeredet, was sie mit diesen täuferischen Ketzern anfangen wollten; sie hätten, sagte er, sowohl einen königlichen Befehl, als auch sein Gebot, und wenn sie dieselben nicht hinrichten ließen, so wollte er selbst zum König reisen und sie wegen ihres Ungehorsams anklagen, wenn sie aber dieselben richten lassen wollten, so wolle er mit seinen Pferden das Holz dazu anfahren lassen, um sie zu verbrennen. Hierauf hat ihm der Rat geantwortet: Lieber Herr Ludwig, wir wollen sie euch anbefehlen, tut mit ihnen nach eurem Gefallen; es ist euch übergeben. Hierauf hat er mit seinem Wagen Holz anfahren und diese drei Brüdern und zwei Schwestern verbrennen lassen. Demnach sind dieselben auf dieses kurze Urteil hingerichtet worden und haben Gott, der das rechte Brandopfer zugelassen hat, das Gelübde, das sie in der Taufe getan hatten, bezahlt und bis in den Tod für die erkannte göttliche Wahrheit gestritten.

Dieser Ludwig, durch der alten Schlange Hass und Neid angetrieben, hatte sich an dem Blute der frommen und unschuldigen Schafe des Herrn noch nicht gesättigt und musste seinen Schicksalsspruch erfüllen; er hat denen Geld angeboten, die ihm anzeigen würden, wo die Brüder zusammenkämen. Als ihm nun das Haus verraten wurde, hat er sich mit den Häschern und Schaarwächtern aufgemacht und ist über den Platz gegangen; hier ist dieser Richter Ludwig zufällig in ein Loch getreten, welches vor dem Hause war, wodurch man den Wein hinunterließ und hat in diesem Loche den einen Fuß verrenkt, so dass er niederfiel und jammernd rief, dass man ihm aufhelfen und die Schelme gehen lassen sollte. Als nun die Brüder dieses Geschrei vernahmen, haben sie sich davon gemacht.

Nachher aber ist dieser Ludwig todkrank geworden; er lag in großer Bangigkeit und fing plötzlich an zu rufen: O die Täufer, die Täufer! Nachher hat er weiter nichts mehr geredet, jene Worte aber hat er unaufhörlich gerufen; zuletzt brüllte er wie ein Ochse und wie ein wildes Tier, aß seine eigene Zunge, dass ihm der Schaum und das Blut zum Munde herauslief. Sein Weib und seine eigenen Kinder konnten nicht bei ihm bleiben; nur die Magd, welche ihm zugehörte, blieb bei ihm, bis er in seinem Blute erstickte. Diese Magd hat es dem Bruder Bastelward, welcher ein Diener gewesen, selbst erzählt, wie es zugegangen sei; seine ganze Freundschaft hat nicht gern, dass man davon redet und es war eine allgemeine Rede unter den Leuten, dass er sich an dem unschuldigen Blute verschuldigt hätte. Auf ähnliche Weise hat Gott öfters (mehr als in diesem Buch angezeigt oder erzählt werden kann) die Gottlosen mit dergleichen Exempeln zurückgehalten, damit dadurch sein Werk unter seinem Volke größere Fortschritte machen möchte, ihm zum Ruhme und zum Heile derer, welche die Gerechtigkeit und Besserung des Lebens suchen; denn wenn Gott seinem Werke nicht stets beigestanden hätte, so würde der Feind es bald ausgelöscht und kein Fünklein oder Sämlein von der Wahrheit übrig gelassen haben, was aber Gott nicht zulässt.