Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.497

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2.497  Copie des Bekenntnisses, getan von Faes Dirkß, welcher hier auf Thiendewegspforte gefangen liegt.

Erstes Verhör.

Den 11. Mai 1570 hat der Schultheiß von Goude nachfolgende Personen zum Verhöre gebracht, in Gegenwart Gysbert Jan Maertenß und Gerrit Huygen, Bürgermeister, Dirk Andrieß, Mr. Hendrik Jacobß und Mr. Cornelius Hendrikß, Ratsherren.

Faes Dirkß, Stuhldreher, ungefähr 31 Jahre alt, sagt, daß er von Goude gebürtig und dort Bürger sei, daß er vergangenen Ostertag den Prediger der Stadt Goude predigen gehört habe, daß diejenigen, die zur Tafel des Herrn gehen, weder gebratenes, noch gesottenes oder rohes Fleisch empfingen, sondern daß sie das Fleisch unseres Herrn empfingen, welches auf den Karfreitag am Kreuzesholze gebraten worden sei.

Als er solches gehört, hat er sich dabei nicht wohl befunden, ist deshalb aus der Kirche gegangen und hat sich nicht an der Tafel des Herrn eingefunden, denn er hielt sich dessen unwürdig.

Sagt und bekennt, daß er das Sakrament des Altars nicht für wahrhaftiges Fleisch und Blut halte, und das darum, weil nur ein Gott ist.

Bekennt ferner, daß er ungefähr vor einem Jahre zu Rotterdam getauft worden sei, daß er denjenigen nicht kenne, der ihn getauft habe, und daß derselbe eine Ermahnung gehalten und gesagt hat, daß der Herr gesprochen habe, daß alle diejenigen selig werden sollten, die glauben und getauft werden.

Ferner sagt er, daß derjenige, der ihn getauft habe, solches im Namen des Herrn, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getan habe, und daß ihm das Wasser aus einer Schüssel über das Haupt gegossen worden sei, daß solches in Gegenwart von zehn oder zwölf Personen stattgefunden, unter welchen auch Wiert Claes von Goude gewesen.

Auf die Frage, ob Euwout, der Barbier, und Dirks Jacobs, der Schuhmacher, oder andere von Goude, nicht mit in Rotterdam gewesen seien, antwortete er: Nein, sondern Wiert Claes sei dabei gewesen, aber so viel er wüsste, sei Wiert damals nicht getauft worden.

Hierauf folgen noch einige Fragen und Antworten, von welchen in dem nachfolgenden Verhöre gehandelt worden ist, weshalb wir dieselben hier nicht berührt haben. Darauf hat der Stadtschreiber endlich niedergeschrieben: Geschehen am Tage und in Gegenwart, wie oben gemeldet, auf der Thiendewegspforte, in Gegenwart meiner, als Stadtschreiber von Goude, Joris Jacobß.

Zweites Verhör.

Den 19. Mai 1570 hat der Schultheiß zum zweiten Male Faes Dirkß zum Verhör gebracht in Gegenwart und Beisein des Predigers von Goude, Mr. Joost Boor Goos, Gysbert Jan Maertenß, an Gerritß, Dirk Andrieß, Mr. Hendrik Jacobß, Floris Gysbertß und Mr. Cornelius Heindrikß, Ratsherren.

Dieser vorgemeldete Faes Dirkß hat auf die Frage, ob er noch bei demjenigen beharre, was er den elften dieses gesagt und bekannt habe, geantwortet, daß er noch dabei bliebe.

Sagt, daß er an den allmächtigen Gott und an Jesum Christum glaube, geboren von der Jungfrau Maria; sagt ferner, daß die Kinder nicht wiedergeboren werden könnten, weil sie keinen Verstand hätten zu glauben, und daß sie das Wasser nicht selig machen könne.

Auf die Frage, ob er nicht glaube, daß Jesus Christus in dem heiligen Sakramente sei, antwortete er, nein, weil nicht mehr als ein Gott sei, und zwar im Himmel, nicht aber im Sakramente.

Sagt, daß er sich selbst für ein Schäflein Christi halte und Christum für seinen Hirten, und daß er sonst keinen Hirten erkenne.

Auf die Frage, wer ihn getauft habe, antwortete er, daß er solches nicht wüsste, und daß er den, der ihn getauft habe, weder zuvor noch nachher gesehen; es sei auch niemand weiter von Goude dabei gewesen, als Wiert Claeß, der ihn dahin gebracht habe, und daß er auf einen Abend dahingekommen und die ganze Nacht und auch den folgenden Tag bis gegen Abend, wo er getauft worden sei, dageblieben sei; solches sei zu Rotterdam in einem Hause auf einem großen Speicher geschehen.

Hier folgen abermals einige Fragen und Antworten, die im dritten und letzten Verhöre ausführlicher erklärt worden sind, die wir gleichfalls nicht haben hierher setzen wollen, um eine Sache nicht zweimal oder öfters zu erzählen, worauf der Stadtschreiber (nachdem er zuvor die Zeit, den Ort und die Personen, in deren Gegenwart es geschehen, angehört hat) unter dem Namen Joris Jacobß, Stadtschreiber von Goude, unterschrieben hat.