Über die erste hochdeutsche Ausgabe des Märtyrer-Spiegels, gedruckt zu Ephrata, Lancaster County, Pennsylvanien, im Jahre 1748, welche die hochdeutsche Übersetzung gegen die holländische genau überlesen haben.
Als in Pennsylvanien von sehr vielen eine hochdeutsche Übersetzung und Auflage des in holländischer Sprache gedruckten Marterbuches der wehrlosen Gemeinde der Taufsgesinnten begehrt worden ist, so hat sich die Brüderschaft in Ephrata, gelegen in Canestogas, anerboten und zu wissen getan, daß sie nicht allein das Buch übersehen, sondern auch für einen saubern Druck und gutes Papier Sorge tragen wollen, und das auf ihre Kosten, wenn man versprechen würde, ihnen Bücher abzukaufen und keine anderswo drucken und herbeibringen zu lassen. Darauf haben sich die Vorsteher und Diener der Gemeinde der Taufsgesinnten, die man sonst Mennoniten nennt, welcher Gemeinde gemeldetes Buch am nächsten zukommt, nach Ephrata verfügt und mit ihren Freunden daselbst einen solchen Vertrag abgeschlossen, daß sie (gemeldete Taufsgesinnte) willig wären, ihnen für einen billigen Preis Bücher abzukaufen und keine anderswo zu bestellen, wenn man ihnen wegen guter Arbeit, Papier und Übersetzung Versicherung geben könnte; sollte aber der Druck nicht gut ausfallen, so wollten sie ihre Freiheit behalten. Weil aber Henrich Funck und Tielmann Kulb eine besondere Liebe zu diesem Buch hatten, so haben diese beiden mit gemeinschaftlicher Bewilligung die Zeit und Mühe daran gewandt und haben einen Bogen nach dem andern, die ihnen, wie sie unter der Presse hervor kamen, zur Durchsicht ordentlich zugesandt worden sind, mit dem holländischen Buch verglichen, bei welcher Arbeit sie nicht einen Vers Übergangen haben. Sie haben aber bei der ganzen Durchsicht nicht einen Punkt gefunden, der nicht denselben Glaubensgrund und Sinn in sich enthält, welcher in dem Holländischen begriffen ist.
So haben wir demnach auf Begehren anderer unserer Mitdiener freiwillig dieses große Buch bis ans letzte Register durchgelesen und mit dem Holländischen verglichen; wir haben aber nach unserem geringen Vermögen und Gaben des Verstandes nichts gefunden, das diesem Buch nachteilig, oder daß die Lehre der gläubigen Märtyrer nicht richtig übersetzt worden sein sollte, sondern wir glauben nach unserem Dafürhalten, daß der Übersetzer sein Bestes getan hat.
Ferner aber glauben wir, daß das Beste bei diesem Werk noch sein werde, wenn der Herr durch seinen Heiligen Geist die Herzen der Menschen sämtlich mit einer Lust und Begierde zu diesem Buch entzünden wollte, damit sie ein wenig Geld nicht ansehen mögen, sondern sich dasselbe anschaffen, auch sich gehörige Zeit hierzu nehmen und mit Andacht fleißig darin lesen, damit sie sehen und lernen wie man im Glauben an Christum bestellt sein müsse, und wie man sich im Leben und Wandel zubereiten soll, dem wehrlosen Lamm zu folgen, und so ein Erbe des ewigen Reiches mit Christo und seinen Nachfolgern zu werden; wie denn auch dieses Buch viele schöne Lehren aus dem Alten und Neuen Testament enthält, die mit vielen Exempeln getreuer Nachfolger wohl versehen sind, woraus hervorgeht, daß man durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen müsse, Apg 14,22.
So haben wir denn in diesem Buch viele getreue Vorgänger, die dem Lamm nachgefolgt sind, wovon Paulus Anweisung gibt, Hebr 13,7: »Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben, welcher Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach.« Denn obschon dieser Weg hier schlecht und schmal ist, so führt er doch in die ewige Freude.
Denn ob der Weg ist enge schon,
So ist er doch zum Himmelsthron.
Die Bahn, die Jesus Christus hat
Gebahnet selbst nach Gottes Rat.
Wer noch hat ein fleischlich’s Gesicht,
Dem schmeckt der Weg und Wandel nicht;
denn da sieht man überall
Kreuz, Galgen, Rad, Schwert ohne Zahl.
Da find’t man Strick und Folterbänk’,
Darauf man strecket die Gelenk’;
Mit der Mund wird angefüllt,
Der Leib traktiert, daß er anschwillt.
Da giebt’s der Pfaffenschreier viel,
Die rufen aus bei diesem Spiel:
Hängt an das Kreuz die heil’ge Schaar,
Vergießt ihr Blut, vertilgt sie gar.
Laßt euch nicht reuen diese Müh’,
Ergreift das Schwert, enthauptet sie;
Seid unverzagt in eurem Mut,
Uns dürstet sehr nach ihrem Blut.
Hängt an die Galgen solche Leut’,
Macht Feuer, Holz und Pfahl bereit,
Unk bratet ihnen Fleisch und Bein,
So wird’s ein herrlich Essen sein.
Setzt sie auf Räder, lockt herbei
Des Himmels Vögel ohne Scheu,
Und laßt die wilden Tier’ hinein,
Daß sie zermalmen die Gebein’.
Ihr Leben ist uns eine Pein,
D’rum müssen sie vertilget sein;
Ihr Ketzer kommt herbei und seht,
Wie es hier euren Brüdern geht.
Sie haben immer uns verlacht,
Und unsre Worte nicht geacht’t;
Nun sind sie alle hingericht’t,
Und man gedenket ihrer nicht.
Nun kommt auch ihr zum Kerker hin,
Bis ihr absteht von eurem Sinn;
Und leidet Hunger euch zur Buß’,
Bis daß ihr fallet uns zu Fuß.
Vergeblich ruft ihr aus um Brot,
Ihr krieget nichts, schickt euch zum Tod;
Da lieget hilflos, bis geschicht,
Daß eurer Seelen Haus zerbricht.
So fahret denn nun aus der Welt,
Wir sammeln euer Gut und Geld;
Auch euer Haus, Hof, Brot und Wein
Wird unsers Lebens Labsal sein.
Witwen und Waisen mögen geh’n
In andere Länder, um zu seh’n,
Wie man mit Waisen da verfährt,
Bis daß ihr Leben ist verzehrt.
Auch rufen sie noch gar zum Spott:
Wo ist denn doch nun euer Gott?
Denn eure Dorn’ und Heckenstraß’
Ist hin und her belegt mit Aas.
Blut, Knochen, Asche, Arm und Bein
Da hin und her zerstreuet sein.
Dies ist der Weg, da ihr geht ein
Zum Schwefelpfuhl und Höllenpein.
Der Weg kommt uns sehr wohl zu Paß,
Wir gehen d’rauf ohn’ Unterlaß.
Wir finden’s Leben in dem Tod,
Und Gottes Gnade in der Not.
Wenn wir nur bleiben auf der Bahn,
Die Christus Jesus ging voran,
So erben wir die Seligkeit
und sind von allem Leid befreit.
Da finden wir die sel’ge Schaar,
Die ruhet unter dem Altar,
Die ihr Gewand und Kleiderpracht
Im Blut des Lammes weiß gemacht.
Darum, ihr Glieder der Gemein,
Laßt dieses eure Wallfahrt sein;
Darauf man in den Himmel geht,
Dieweil die Tür noch offen steht.
Erschreckt nicht, wenn ihr dieses seht,
Was oben angeführet steht;
Geht unverzagt nur immer fort,
So kommt ihr durch die enge Pfort’.
Die Seel’ ist dann in Gottes Hand,
Zur Rechten seines Thrones,
Wofür ich gabt das hohe Pfand,
Zur Glorie seines Sohnes!