Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.300

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2.300  Andreas Langedul, Matthäus Pottebacker, und Lorenz von der Leyen, 1559.

Zu Antwerpen sind drei Brüder, genannt Andreas Langedul, Matthäus Pottebacker und Lorenz von der Leyen, um der Wahrheit willen gefangen genommen. Dieser Andreas Langedul wurde gefangen, als eben in seinem Hause Versammlung gehalten war, in welcher das Wort Gottes gepredigt wurde. Als dies nun von jemandem ausgekundschaftet wurde, ist der Markgraf dahin gekommen, als eben die Versammlung zu Ende war, und Andreas in seinem Vorhause saß und in einer Bibel las, und hat ihn daselbst gefangen genommen.

Seine Hausfrau lag damals im Kindbette, was der Markgraf innewurde, als er in die Kammer ging und sah, daß die Hebamme das Kindlein auf ihrem Schoße hatte, weil die Frau eben niedergekommen war. Als der Markgraf dies sah, ist er wieder zur Kammer hinausgegangen, hat aber die Weiber, die dahin gekommen waren, der Frau in der Not beizustehen, alle gefangen genommen, ließ auch die Kindbetterin durch einige seiner Diener bewachen, die Wärterin der Kindbetterin aber, welche dies verdross, kam der Sache zuvor, daß die Frau nicht gefangen wurde, denn sie hat den Dienern so gut aufgewartet und ihnen mit Wein zugesetzt, daß man die Kindbetterin, ohne der Diener Wissen, über eine mit Brettern belegte Brunnengrube, die zwei Nachbarn zugehörte, geführt hat, wodurch sie aus ihres Nachbarn Hause in des Christian Langedul Haus (ihres Mannes Bruder) gelangt ist, dessen Weib damals auch im Kindbette lag.

Den Tag, an welchem dieser Andreas Langedul gefangen worden ist, haben wir nicht ermitteln können; er hat sein Opfer mit Matthäus Pottebacker und Lorenz von der Leyen auf einen Donnerstag, den 9. November des Jahres 1559, gemeinschaftlich vollendet, und zwar nicht öffentlich, sondern sie sind in dem Gefängnisse (das man den Stein nennt) an einem Orte enthauptet worden, von wo ab es die andern Gefangenen, deren damals viele waren, durch die Fenster aus ihren Gefängnissen sehen konnten.

Als Andreas vor dem Schwerte niederkniete, faltete er seine Hände und sagte: Vater, in deine Hände befehle —; aber »befehle ich meinen Geist« kam nicht ganz heraus, weil solches der schnell dazwischen kommende Schwertschlag verhindert hat.

Also sind diese drei als Schlachtschafe Christi getötet worden.

Dieser Lorenz von der Leyen hat einige Briefe im Gefängnisse geschrieben, von denen die nachfolgenden uns zu Händen gekommen sind.