unter denen vierzehn Weiber waren, werden zur Stadt hinausgetrieben; ein Jüngling wird hinter einem Karren ausgepeitscht; einer ist nachher im Gefängnis gestorben; zwei, mit Namen Hendrik Terwoort und Jan Pieterß, sind lebendig verbrannt; zwei andere nach viel ausgestandenem Elend aus dem Gefängnis entkommen, welches alles unter der Regierung der Königin Elisabeth im Jahre 1575 geschehen ist.
Als die Verfolgung, das Töten und Morden der Christenschar an vielen Orten noch im Gange war, ist es geschehen, daß einige Freunde um der schweren Verfolgung und geringen Nahrung willen aus Flandern nach England gezogen sind, unter denen sich auch Hendrik Terwoort und Jan Pieterß befanden. Als sie nun in ihrer Einfachheit zu London wohnten, um für Weib und Kind das Brot zu verdienen, hat es sich im Jahre 1575 auf den Ostertag ereignet, daß sie sich in der Vorstadt versammelten, um das Wort Gottes zu hören; als sie sich nun miteinander zu Gott ins Gebet begaben, ist der Constabel (weil sie ausgekundschaftet worden waren) auf eine grausame und trotzige Weise hineingekommen, nannte sie Teufel und fragte sie, wer ihr Prediger wäre, schrieb auch ihre Namen auf und nahm von den Frauen das Wort, daß sie bis auf weitern Bescheid beisammen bleiben wollten. Deshalb sind diese Freunde dort geblieben, bis der Constabel wieder kam, der sie bei Namen aufrief und hiernächst vor sich hertrieb, wie man die Schafe zur Schlachtbank führt; ihre Anzahl bestand aus 25 Personen, die er nach dem Gefängnis geführt hat, von denen sich jedoch zwei, ohne irgendeine Gewalt anzuwenden, befreit haben. Sie haben zwei Tage auf dem Südwerke in der Mercice gefangen gesessen, worauf sie auf gegebene Bürgschaft entlassen worden sind; sie wurden aber bald darauf wieder in die St. Pauluskirche entboten, wo der Bischof mit mehreren andern hochgeachteten Lehrern und Menschen anwesend war; dort hat man ihnen vier Fragen vorgelegt, welche lauten wie folgt:
1. Ob Christus, unser Heiland, sein Fleisch nicht von dem Leibe Maria angenommen habe?
2. Ob einem Christen erlaubt sei, einen Eid zu schwören?
3. Ob die Christen ihre Kinder auch taufen lassen sollten?
4. Ob einem Christen erlaubt sei, im Blutgericht ein obrigkeitliches Amt zu bedienen?
Diesen Fragen haben diese Freunde nicht beipflichten können, sondern haben denselben sämtlich widersprochen, weil sie dieselben in der heiligen Schrift (nach welcher man glauben muss) nicht gelesen hatten. Das bekannten sie, daß sie von einer Obrigkeit gelesen hätten, die Gott in allen Landen zum Schutz der Frommen und Strafe der Gottlosen eingesetzt habe. Als nun diese Freunde um der Furcht Gottes willen den Gelehrten in diesen ihren Fragen nicht folgen konnten, so hat der Bischof sehr schändlich und grimmig über sie getobt, was auch die anderen getan und geäußert haben, man sollte diesen Leuten den Prozess machen, wenn nicht, so wollten sie selbst Hand an sie legen, und weil einer von den Gefangenen mehr als die andern redete, so sagten sie: Dieser ist ihr Kapitän; du sollst deinen bösen Samen nicht länger in unserem Land ausbreiten, und haben ihn allein geschlossen. Darauf hat der Bischof ihnen einen großen Brief gezeigt und sehr trotzig gesagt, daß der Hof befohlen habe, daß alle Fremdlinge die vier oben gemeldeten Fragen unterzeichnen sollten; wer solches tun wollte, der könne frei und ungehindert im Lande wohnen bleiben; aber alle die hierin widerspenstig erfunden würden, sollte man mit einem schrecklichen Tode hinrichten; darauf mag sich ein jeder bedenken; darum unterzeichnet lieber, dann helft ihr euch selbst aus der Gefahr. Diese grausamen und unchristlichen Bedrohungen haben einigen Schrecken eingejagt, sodass um der Schwachheit des Fleisches willen fünf derselben von der Wahrheit abgefallen sind und sich geweigert haben, ihr Leben um Christi willen zu verlieren. Da sie nun diese in ihr Netz bekamen, so haben sie diese gefundenen Schafe (wie sie dafür hielten) nach der Lehre Christi nicht mit Freuden auf ihre Schultern gelegt, sondern sie haben im Gegenteil diese fünf zur Schmach auf Paulus Kirchhof gesetzt, wobei sie ihnen Brandreiser auf die Schultern banden, als ein Zeichen, daß sie des Brandes schuldig wären; auf solche Weise standen sie da, bis der Bischof seine Predigt geendigt und ihnen einen Brief eingehändigt hatte, des Inhalts, daß sie verführt waren und daß dieses die Wahrheit sei, die man dort lehrte; sie sollten Bürgschaft leisten, daß sie sich zur deutschen Kirche halten wollten, um dadurch ihre Brüder zu werden. Die anderen Freunde aber, die bei der Wahrheit standhaft geblieben sind, haben sie noch zweimal vor den Bischof gebracht und ihnen mit dem Befehl scharf gedroht, ob sie sie zum Unterschreiben bringen möchten, sonst müssten sie eines entsetzlichen Todes sterben. Als der Bischof diese Freunde keineswegs zum Abfall bringen konnte, hat er sie dem Bürgermeister übergeben, worauf man sie zu den Übeltätern in schwere Gefangenschaft gelegt hat, wo die vierzehn Frauen nebst einem jungen Knaben eine Zeitlang in großem Leid und Trübsal unter mancherlei grausamen Todesbedrohungen gefangen gelegen haben.
Aber die Sache hat einen andern Ausgang genommen, denn sie haben diese gemeldeten Frauen herausgelassen, und wiewohl sie unschuldige Schafe waren, die man leicht zwingen konnte, so haben sie sie doch mit Hellebarden und bewaffneten Leuten (als ob sie eine Stadt zu bewahren hätten) zu Schiffe getrieben; den Junggesellen aber haben sie an einen Karren gebunden, und ihn so mit einer Peitsche auf den Leib gegeißelt und ausgepeitscht, welcher sagte: Dieses ist um des Namens Christi willen. Als sie nun eingeschifft waren, um nach Gravesend gebracht zu werden, gab man dem Schiffer einen Brief, des Inhalts, daß diese Leute nicht würdig wären, unter die Christenheit zu kommen. Die andern fünf Brüder haben sie nachher vorgeführt und sie mit großer Strenge zum Unterschreiben genötigt, widrigenfalls sie auf dem Smitsfelde verbrannt werden sollten. Darauf hat Jan Pieterß mit tapferem Gemüt geantwortet, daß solches eine sehr geringe Sache sei. Der Bischof fragte scharf: Was sagt er da? Nachdem er nun Jan Pieterß wohl verstanden hatte, sagte er trotzig, daß man solche Ketzer meiden müsste; darum wollte er sie nun als böse Glieder von seiner Kirche abschneiden. Darauf sagte Hendrik Terwoort: Wie kannst du uns von eurer Kirche abschneiden, da wir doch noch niemals mit euch vereinigt gewesen sind? Der Bischof antwortete, das wäre ebenso viel, denn es wäre niemand in England, der nicht ein Mitglied der Kirche Gottes wäre. Also haben sie diese Freunde Christi nach Nieugeet geführt; dort haben sie sie sehr fest geschlossen und sie mit mancherlei Anfechtungen, mit Disputieren und mit grausamen Todesbedrohungen gequält. Als aber diese Freunde solches alles (als Männer im Glauben) standhaft ertrugen, so haben sie sie sehr unbarmherzig in ein tiefes Loch zu bösem Ungeziefer gesteckt, wo es fürchterlich und ungesund zu liegen war, sodass einer von den Freunden, Namens Christian, wenige Stunden darauf dort gestorben ist. Bisweilen kam ein englischer Lehrer dahin, legte seine Hände auf sie und fiel auf seine Knie, rief auch laut: Herr, bekehre ihr Herz! wobei er den Teufel nannte und sagte: Weiche von ihnen, du böser Feind! Als aber diese Männer dieses alles (durch Gottes Gnade) um der Liebe Gottes willen ertrugen, ist ihnen zuletzt ein Brief gezeigt worden, welcher acht Artikel umfasste, den alle Fremdlinge unterschreiben und dabei erklären sollten, ob es nicht recht wäre, solche herumlaufenden Ketzer zu töten. Nachher ist das Urteil über Jan Pieterß und Hendrik Terwoort von Hof gekommen, daß sie beide öffentlich verbrannt werden sollten; das gemeine Volk hat dieses Urteil unterschrieben und ebenfalls zugestimmt, daß man solche Ketzer töten sollte.
Den folgenden Sonntag hat man ihnen die Nachricht gebracht, daß sie innerhalb dreier Tage verbrannt werden sollten, wobei gefragt wurde, ob sie, die Gefangenen, noch einen Aufschub begehrten. Hendrik Terwoort antwortete: Muss es einmal nach eurem Vorhaben geschehen, so wollt denn mit der Sache sehr eilen, denn wir wollen lieber sterben als leben, damit wir einmal von dem grausamen Ungeziefer erlöst werden mögen; aber es hat noch bis den Freitag gewährt, wo sie Morgens früh hinausgeführt worden sind, um auf dem Smitsfelde getötet zu werden. Als sie zum Tode gingen, sagte Jan Pieterß, wir dürfen uns dieses Weges nicht schämen, weil viele Propheten denselben vor uns gewandelt sind. Also sind sie als wehrlose Schafe Christi den Fußstapfen ihres Meisters nachgefolgt, und um des Namens Christi willen freimütig zum Tode gegangen. Ein englischer Lehrer, der zugegen war, hat spottend vor allem Volk gesagt: Diese Leute glauben nicht an Gott. Darauf hat Jan Pieterß geantwortet: Wir glauben an einen Gott, unsern himmlischen, allmächtigen Vater, und an Jesum Christum, seinen Sohn.
Als sie nun an den Pfählen standen, hat man sie noch einmal mit dem Unterschreiben jener Schrift geplagt und ihnen, wenn sie unterschreiben würden, Pardon verheißen. Darauf sagte Jan Pieterß: Ihr habt allen Fleiß angewandt, uns auf eure Seite zu bringen; nun ihr aber eure Absicht nicht erreichen könnt, setzt ihr uns an Pfählen. Darauf entschuldigte sich einer von den Predigern und sagte: Solches käme allein vom Rate her und es wäre auch der Königin Meinung, daß sie getötet werden sollten. Jan Pieterß gab zur Antwort: Sie wären ja der Königin Lehrer, darum sollten sie sie anders unterrichten, und deshalb wird unser Blut von euren Händen gefordert werden. Also sind sie den 22. Juli des gemeldeten Jahres 1575 beide lebendig verbrannt worden und haben das Wort der Wahrheit mit ihrem Tode befestigt. Aber die beiden anderen Gefangenen, nämlich Gerrit von Byler und Hans von Straten, sind nach vielem Elend und Jammer (unverletzt an ihrem Glauben) wieder frei geworden.
Es sollen auch alle Verständigen billig erwägen, wie wenig solche unchristlichen und grausamen Handlungen und Urteile, wie hier vorliegen, mit dem christlichen Glauben übereinstimmen, da doch die Christenschar als eine Herde von Schafen und Lämmern beschrieben wird, die unter die grausamen und reißenden Wölfe ausgesandt wurde. Wer wird nun mit gutem Gewissen glauben können, daß diese englischen Prediger die wahren Schafe Christi seien, weil sie hierin so merkwürdige Früchte der Wölfe hervorgebracht haben, indem man ja, nach der Lehre Christi, den Baum an den Früchten erkennen soll! Diese Prediger sind umso mehr zu bestrafen, weil sie es ja für einen Hauptartikel ihres Glaubens halten, daß der allmächtige Gott vor Grundlegung der Welt eine gewisse kleine Zahl Menschen erwählt habe, die weder vermindert noch vermehrt werden können, sondern ohne Fehl die Seligkeit erlangen, und daß dagegen der allmächtige Gott die andere große Zahl Menschen verworfen habe, die auch ohne Fehl verloren gehen müssen; auch, daß der Wille oder das Vermögen, das Gott dem Menschen gegeben hat, um die gnädige Bekehrung von Gott anzunehmen, nicht mehr wirke oder vermöge, als die verstorbenen Menschen zur Auferweckung vom leiblichen Tode tun können. Steht nun die Sache mit des Menschen Bekehrung so, wie ganz ungegründet ist denn nicht das Tun dieser englischen Prediger, die auf solche tyrannische Weise diesen armen, wehrlosen Gefangenen den Glauben und die Bekehrung (nach ihrer Meinung) durch die Bedrohungen des schrecklichen Todes haben aufdringen wollen. Aus diesem ist zu ersehen, daß sie ihre eigenen Hauptartikel selbst nicht glauben.
Dieses ist unter der Regierung der Königin Elisabeth geschehen, im 18. Jahre ihres Reiches.
Wem es gefällt, der lese diese Geschichte auch in einem alten gedruckten Lied, welches damals über die Aufopferung dieser Freunde gemacht worden ist.