Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.290

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2.290  Noch ein Brief des Adrian Pan, nach seiner Verurteilung geschrieben.

Gnade und Friede von Gott, unserm himmlischen Vater, durch die Verdienste Jesu Christi, und eine rechte Erleuchtung des Heiligen Geistes wünschen wir allen Liebhabern der ewigen Wahrheit, Amen.

Mein lieber N. Ich denke noch deiner an dem Ende meines Lebens, und bitte den allmächtigen Gott, daß er dich mit seinem Geiste trösten und dich mit allerlei geistiger Weisheit, die dir zur Seligkeit dienlich ist, unterweisen wolle. Ferner lasse ich dich wissen, daß ich den zweiten Januar auf der Folterbank gewesen bin, und daß ich den 16. Tag vor Gericht geführt wurde, wo sie mich fragten, ob ich getauft oder wiedergetauft wäre; ich fragte, ob ich Freiheit zu reden hätte. Sie erlauben es mir. Ich sagte, ich glaubte alles, was in dem Gesetze und den Propheten geschrieben stände, darauf wollte ich leben und sterben; auf das Bekenntnis meiner Sünden, daß sie mir leid seien, und auf das Bekenntnis meines Glaubens sei ich getauft im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Darauf haben sie mich verdammt; ich erwarte nun sonst nichts anderes, als daß sie an dem Leibe ihren Willen ausüben werden. Der Herr wolle den Geist aufnehmen, ich bin auch bereit für des Herrn Namen zu leben und zu sterben. Ich kann meinen Gott nicht genug loben und ihm danken, daß er mich dazu berufen hat, daß ich um seines Namens willen leiden darf. Ach!, mein lieber N., ich bin getrost, der Herr, hoffe ich, wird mir auch Kraft geben bis ans Ende. Ich kann nicht sagen, daß ich auf dem Steine einen so fröhlichen Tag gehabt habe, als diejenigen gewesen sind, wo ich zuerst gefangen und nachher verurteilt worden bin. Mein lieber N., sei doch wohlgemut, es ist hier bald getan, laß uns doch diejenigen nicht fürchten, die den Leib töten. Christus aber sagt uns, wen wir fürchten sollen. Ich und mein Weib lassen dich herzlich grüßen mit des Herrn Frieden. Nehmt mein kurzes Schreiben zum Besten auf, ich wollte euch wohl Mehreres berichten, aber ich habe keine besondere Gabe, doch danke ich dem Herrn für alles, was er mir verliehen hat.

Grüße uns sehr die lieben Freunde, die uns bekannt sind oder die nach uns fragen. Fahre wohl. Geschrieben von mir, Adrian Pan.