Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.370

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2.370  Conrad Koch, 1565.

Als das Licht in der neuesten Zeit sowohl am Rheinstrome als auch im Bergischen Lande wieder aufzugehen und die Wahrheit des heiligen Evangeliums zu scheinen anfing, ist auch dieser Conrad Koch durch das Licht der Erkenntnis Gottes entzündet worden und hat, durch die göttliche Hilfe, die Finsternis zu verlassen gesucht, um in dem klarscheinenden Lichte zu wandeln; darum hat er das Papsttum und das weltliche ungöttliche Wesen verlassen, sich zur Gemeinde des Herrn gewendet, das Wort Gottes gehört und beherzigt, auch an das Evangelium geglaubt und sich nachher auf den Glauben an Jesum Christum und das Bekenntnis seiner Sünden nach dem Befehle Christi taufen lassen; darauf hat er sich brüderlich und christlich bei der Gemeinde aufgeführt und betragen, und sich nach seiner Schwachheit gegen alle Menschen erbaulich und ehrbar bewiesen; aber gleichwie derjenige, welcher in der Finsternis wandelt, das Licht weder ertragen noch leiden kann und mit dem Neide des Feindes dessen Nachfolger verfolgt, so ist auch dieser Mann von den Papisten beneidet und bei dem Rentmeister des Landes (welcher daselbst im Namen des Fürsten von Jülich Richter war und herrschte) angeklagt worden. Derselbe sandte seine Diener (die man Boten nennt) nach Houf, wo dieser Conrad wohnte; diese nahmen ihn gefangen, wobei er sich auch bereitwillig zeigte und mit ihnen wie ein Lamm gutwillig nach Löwenburg gegangen ist. Löwenburg ist eines von den sieben Schlössern, welche man, weil sie sehr hoch liegen, von weitem sehen kann. Hier brachten sie ihn (Conrad) in einen Turm und legten ihn in schwere Gefangenschaft, worin er fast ein halbes Jahr sitzen blieb, und reichen Trost von Gott empfing, wiewohl er großen Hunger leiden musste.

Der Rentmeister setzte diesem Manne öfter mit harten Bedrohungen zu, daß wenn er nicht von seinem Glauben abfallen wollte, man ihm das Leben nehmen würde; auch versuchten sie ihn sehr hart mit Bitten und Flehen, und durch Entziehung der Kost, aber er blieb unbeweglich; sein Herz war sehr getrost.

Als er nun seinen Glauben ohne Scheu bekannt hatte, und ihn keine Pein abschrecken konnte, auch die Zeit herannahte, daß er um der Wahrheit willen sterben und von dieser Welt scheiden sollte, so hat man ihn losgeschlossen, und er ist frei und ungebunden von dem Turme zu Löwenburg nach dem Dorfe Houf gegangen, auf welchem Gange er Barnabam, der ein Übeltäter war, zum Begleiter hatte. Diese Flucht geschah sehr heimlich, und so ist er zu Houf (welches ein Stück Weges von Löwenburg entfernt ist) angekommen; gleichwie aber Christus gekreuzigt, Barnabas aber frei wurde, so geschah es auch hier; denn Conrad wurde auf das Bürgerhaus zu Houf gebracht; daselbst legte man ihm vor, ob er von seinem Glauben abstehen wollte, in welchem Falle er sein junges Leben erhalten könnte, indem man ihn der Haft entlassen wolle.

Es wurde mancherlei List mit großer Falschheit bei ihm angewandt; die Betrüger schmeichelten und drohten, und sagten: Gehe doch des Jahres einmal in die Kirche, und wenn sie die Wahrheit nicht rein und lauter predigen, so bleibe nachher zu Hause. Einer von diesen Heuchlern sagte zu ihm: Mein lieber Conrad, wenn wir auch falsch, listig und böse sind, so kann doch solches deiner Seele nicht schädlich sein; fürchte du nur Gott und sei mit allen Menschen zufrieden, was geht es dich an, daß der Glaube klein bei uns ist. Conrad sagte zu der Obrigkeit: O ihr Diener Gottes, das solltet ihr wissen, daß Gott keine Heuchler haben will; davon haben wir ein Exempel an dem alten Eleazar, der sein Leben lieber dahingab, ehe er geheuchelt hatte. Darum hoffe ich eher zu sterben, als wieder in eure Versammlung zu gehen; ferner sagt er: Christus ist das Haupt der Gemeinde, wer ihm gefallen will, der muss sich als ein Glied seines Leibes erweisen; man muss sich von Christo, dem Haupte, nicht absondern; bei dem Haupte begehre ich zu bleiben, und sollte es mich auch Fleisch und Blut kosten. Sie fragten Conrad, was er von der Kindertaufe hielte. Er antwortete: Davon kann ich nichts anderes halten, als daß es der höchste Gräuel des Papstes sei; könnt ihr aber dieselbe mit dem Worte Gottes beweisen, so will ich mich von des Herrn Gemeinde unterrichten lassen. Ach Gott, setzte er hinzu, es müsse dir geklagt sein; o Gott, welche Not ist das, daß sie diejenigen töten, welche die Wahrheit sagen; sie können mir nicht beweisen, daß ich eine Missetat begangen habe, und dennoch suchen sie mich aus Feindschaft umzubringen; o Herr vergib es ihnen! Nachdem ihm sodann des Fürsten von Jülich Befehl vorgelesen war, fällten die Ratsherren das Urteil, der Rentmeister aber brach darüber die Rute. Das Urteil lautete, daß Conrad, wenn er nicht abstehen würde, vom Leben zum Tode gebracht werden sollte. Als er nun auf solche Weise zweimal verurteilt worden war, brachten sie ihn hinaus, wo er, als er auf dem Richtplatze anlangte, zu singen anfing: O Gott, wie sanft strafst du mich; reiche mir deine milde Hand, daß mein Fleisch alle Sünde, Laster und Schande meide, daß ich den alten Rock zerreißen und mit dir ewige Freude haben möge. Christus ich sage dir Lob, o du mein höchster Gott!, daß ich diesen Tag und diese Stunde erlebt habe, daß ich nun deinen Namen mit meinem Blute bezeugen kann. Meine lieben Brüder und Schwestern, ich befehle euch alle dem Herrn, haltet fest in eurem Herzen das Evangelium Christi, das hinterlasse ich euch zur Lehre; fürchtet Gott und haltet euch fromm; seid meine Nachfolger, gleichwie ich willig bin, dem Herrn Christo zu folgen und mein Leben dahin zu geben. Also töteten sie diesen frommen Mann mit dem Schwerte in aller Stille, sodass solches ein großer Teil des Volkes nicht gewahr wurde. Man pflegt zwar Diebe und Mörder daselbst mit Vorwissen des ganzen Landes zu verurteilen, die Frommen aber ermordet man heimlich, welches für die Richter eine Schande ist. Und also ist Conrad, als ein treuer Zeuge des Leidens Christi zu Houf, im Bergischen Lande, welches dem Herzog von Jülich und Cleve gehört, im Jahre 1565 mit dem Schwerte (stehend) enthauptet worden.

Unter demselben Rentmeister, welcher blutdürstig war, waren zuvor auch noch sieben Personen, vier Brüder und drei Schwestern, gefangen genommen; diese vier Brüder wurden auch verurteilt, daß sie sterben sollten, wenn sie nicht von ihrem Glauben abstehen würden; aber der Herr behütete sie und erlöste sie alle (unbeschädigt an ihrem Glauben) aus dem Gefängnisse, denn dieser blutdürstige Rentmeister wurde von Gott von einem schnellen Tode betroffen, sodass die Gefangenen ihre Freiheit erhielten, und unbeschadet ihres Glaubens bei der Wahrheit blieben.