Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.626

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2.626  54 Personen, sowohl Brüder als Schwestern, nämlich 37 zu Antwerpen und 17 zu Brüssel, werden um des Zeugnisses Jesu Christi willen im Jahre 1574 sehr unbarmherzig verbrannt.

Nach mancherlei und langwieriger Tyrannei, Peinigen, Morden und Töten der Kinder Gottes ist es noch im Jahre 1574 auf Veranlassung des grausamsten und blutdürstigsten Tyrannen, des Herzogs von Alba, geschehen, daß zu Antwerpen in Brabant 37 Personen in einer Versammlung verhaftet worden sind; ebenso sind zu Brüssel in Brabant 17 Personen, Männer, Weiber, Witwen und Jungfrauen zu gleicher Zeit zur Haft gebracht, welche in diesen hier gemeldeten Plätzen schwere Gefangenschaft erlitten haben und mit grausamer Tyrannei gepeinigt und verhört worden sind, um sie zum Abfall von der Wahrheit des heiligen Evangeliums und der Nachfolge Christi zu bringen, damit sie wieder dem päpstlichen Aberglauben und all ihrer Krämerei der Menschensatzungen und wider Gott streitenden Gebote nachfolgen möchten; insbesondere hat man sie mit grausamer Tyrannei gepeinigt, um ihre Glaubensgenossen zu verraten und in die Hände des Schinders und der Henkersknechte zu liefern, denn sie waren noch nicht gesättigt, sondern dürsteten noch immer nach dem unschuldigen Blute; aber diese frommen Helden und Männer Gottes haben diesen listigen und tyrannischen Anschlägen des Teufels, durch den Glauben und die unüberwindliche Kraft Gottes (die in ihnen war), tapferen Widerstand geleistet und überwunden; deshalb sind sie von den blinden Schriftgelehrten für Ketzer erklärt und den weltlichen Obrigkeiten in die Hände gegeben worden. Diese, welche von dem Weine der babylonischen Hure trunken gemacht waren, haben sich als Schinder und untertänige Diener dieser abgöttischen Pfaffen und Mönche in diesen und andern Zeiten gebrauchen und diese 54 gemeldete Personen alle nach und nach unbarmherzig verbrennen lassen, sodass sie alle standhaft gestorben sind und den Glauben der ewigen Wahrheit mit ihrem Tode und Blute bezeugt und befestigt haben, und wiewohl es öffentlichen Dieben und Mördern zugelassen wird, den Mund aufzutun und ihre Not dem umstehenden Volke zu bekennen, auch den Gott des Himmels um Vergebung ihrer Sünden anzurufen, so ist doch die grausame Tyrannei und der Neid gegen die wahren Kinder Gottes so groß gewesen, daß ihnen solches oft verweigert wurde. Zu dem Ende haben sie den frommen Zeugen Gottes den Mund mit Gebiss und Kugeln verstopft, damit sie dem umstehenden Volke ihre Unschuld und die gerechte Sache (warum sie litten) nicht mitteilen konnten; die Pfaffen und Mönche aber, als sie merkten, daß diese frommen Männer Gottes, wenn sie zum Gerichte kamen, sich von diesem Gebiss und diesen Kugeln wieder befreiten und dem Volke mit Gottes Wort zuredeten, haben, um diesem vorzubeugen, ein Werkzeug machen lassen, eine Art von Feilkloben; zwischen denselben haben sie die Gefangenen die Zunge stecken lassen und haben dann zugeschraubt; damit aber die Zunge nicht durchschlüpfen möchte, so haben sie dieselbe mit einem glühenden Eisen bestrichen, damit sie aufschwoll; dieses neu erfundene grausame Kunststück der Mönche und Pfaffen haben die Tyrannen, zu ihrer ewigen Schande, an diesen gemeldeten Personen zur Anwendung gebracht.

Es haben aber diese wahren Zeugen Jesu dieses alles als demütige Schafe und Lämmer Christi erlitten, die, als sie zur Schlachtbank geführt wurden, ihnen keinen Widerstand geleistet haben, sondern von denselben unrechtmäßig getötet worden sind; aber es ist zu fürchten, es möchte ihnen diese Tat in der Wiederkunft Christi (mit allzu später Reue) genug zu schaffen machen; dagegen werden diese tapferen Helden und Heldinnen, die so ritterlich für des Herrn Namen gestritten haben, von ihrem Bräutigam Christo Jesu, auf dem Berge Zion, mit der Krone der ewigen Herrlichkeit belohnt werden, denn nun ist der Streit ausgeführt und sie ruhen unter dem Altar.

Wem es gefällt, der lese Emanuel von Meteren der H. H. Staaten löblichen Geschichtsschreiber, gedruckt im Jahre 1614, Blatt 99, wo er die Wahrheit dieser Sache finden wird.