1.1 Vorbericht zur sechsten Auflage
Ach, wie oft habe ich gewünscht, Teil an ihnen zu haben! Meine Seele ging mit ihnen, so zu sagen, in die Gefängnisse; ich tröstete sie vor Gericht, damit sie ihr Todesurteil, ohne Widerspruch oder schwach zu werden, geduldig anhören möchten; es kam mir vor, als ob ich mit ihnen an die Richtplätze, auf die Schaubühnen und an die Brandpfähle getreten wäre und in ihrer äußersten Not zu ihnen gesagt hätte: Streitet tapfer, liebe Brüder und Schwestern, die Krone des Lebens ist euch bereitet; ich bilde mir fast ein, als ob ich mit ihnen gestorben wäre, so unzertrennlich war meine Liebe und Zuneigung mit ihnen, um deines heiligen Namens willen, verbunden.
Laß dir denn dieses Opfer, o mein Gott, bitte ich wiederholt, wohl gefallen und nimm dieses von mir, deinem geringsten Diener, als ein Kennzeichen der Liebe gegen dich und deine seligen Märtyrer an.
Aber ehe ich hiervon scheide, stärke mich mit deinem guten Geist, wappne mich mit dem Troste deiner Gnade, damit ich dich hier nicht nur mit dem Munde bekennen, sondern dich auch mit einem tugendhaften und gottesfürchtigen Wandel in dem allerheiligsten Glauben verehren und, wenn es die Not erforderte, meinen Leib und mein Leben, wenn es zu deiner Ehre gereichen würde, nicht verschonen, sondern es zum Leiden und Tode übergeben möge, damit ich deinen geliebten Freunden, meinen getöteten Mitbrüdern und Schwestern, gleich werden und mit ihnen gleichen Lohn an dem großen Tage deiner Vergeltung empfangen möge.
Dieses wünsche und bitte ich, dessen Name dir bekannt ist, der dich um deine Gnade anfleht, nun und in der Stunde seines Todes und in alle Ewigkeit. O Herr, laß es also sein.
Denn dein, o Gott, ist das Königreich, und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen.
Dortrecht, den 23. Juli 1659, Thielem. J. v. Braght.
1.2 Vorbericht zur sechsten hochdeutschen Auflage
Das vorliegende Werk wurde im Jahre 1660 zum ersten Male in der holländischen Sprache herausgegeben; zum zweiten Male erschien es im Jahre 1685 zu Amsterdam. Der Verfasser Thieleman Janz van Braght war Ältester (Bischof) der Mennonitengemeinde zu Dortrecht in Holland; sein Vorgänger in diesem Amt, Adrian Cornelis, ist der Verfasser des bekannten Glaubensbekenntnisses bestehend aus achtzehn Artikeln, welches am 21. April 1632 zu Dortrecht von den versammelten Ältesten und Predigern als schriftgemäß anerkannt und angenommen wurde (Siehe Seite in dem ersten Teil dieses Werks). Thieleman J. van Braght wirkte im Segen in der großen Gemeinde zu Dortrecht. Er erkannte die Notwendigkeit den künftigen Geschlechtern die Geschichte der Glaubenszeugen zu überliefern, die ihr Leben nicht teuer achteten um der christlichen Wahrheit willen.
Die erste deutsche Ausgabe des Märtyrerspiegels wurde in den Jahren 1748 und 1749 zu Ephrata in Pennsylvanien gedruckt, wo auf Veranlassung der Mennonitengemeinde die Übersetzung von Peter Miller besorgt worden war. Im Jahre 1780 wurde das Werk von der Vereinigten Bruderschaft in Europa zum zweiten Mal herausgegeben und zu Pirmasens in der Pfalz gedruckt. Zum dritten Mal wurde das Buch im Jahre 1814 zu Lancaster in Pennsylvanien verlegt. Die vierte Auflage besorgte Shem Book, nahe Lewistown, Mifflin County, Pennsylvanien, im Jahre 1849, und die fünfte deutsche Auflage erschien im Jahre 1870 in Elkhart, Indiana. Diese Ausgabe ist seit mehreren Jahren vergriffen.
Der Märtyrerspiegel behauptet in vielen Familien den Ehrenplatz als das schätzbarste Buch nächst der Bibel. Und mit Recht! Das Werk ist eine Art Fortsetzung der Apostelgeschichte, so gut fehlbare Menschen imstande sind, eine solche Fortsetzung zu schreiben. Es enthält die Hauptzüge der Geschichte der christlichen Kirche von Anfang an bis um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts, und vor allem, wie auch der Titel besagt, authentische Berichte über die edlen Märtyrer und Blutzeugen Jesu Christi nebst ihren Bekenntnissen und Briefen. Deren Beispiel der Treue und Standhaftigkeit in dem allerheiligsten Glauben wird in unserer gefahrvollen Zeit besondere Beachtung und Wertschätzung verdienen. Das Studium der Geschichte der Verfolgungen der Christen sollte besonders die liebe Jugend anspornen, in die Fußstapfen der Zeugen des Herrn zu treten.
Die vorliegende Ausgabe ist ein unveränderter Abdruck der letzten (im Jahre 1870 herausgegebenen) Auflage. Die Verleger.
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