Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.371

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2.371  Hier folgen zwei Briefe, welche Conrad Koch aus dem Gefängnisse geschrieben hat.

Der erste Brief.

Gnade, Friede und Barmherzigkeit von Gott dem Vater und dem Herrn Jesu Christo, wünsche ich, Conrad Koch, ein Gefangener in dem Herrn auf Löwenburg, meinen lieben Brüder und Schwestern in dem Herrn, Amen.

Ich will euch hiermit berichtet haben, daß der Scharfrichter bei mir gewesen ist; sie haben mir mit Worten scharf zugesetzt, doch mich nicht gepeinigt, wiewohl mich der Herr bewahrte, daß ich ihnen nicht zu Willen wurde. Sie sagten darauf, sie wollten zuvörderst essen und dann wiederkommen, um mich zu peinigen, aber noch während des Essens kam der Rentmeister abermals zu mir, sagte mir viel von des Fürsten Prediger, und daß ich denselben noch einmal zu mir kommen lassen sollte; derselbe verstände den Irrtum, den wir hätten. Darauf antwortete ich: Ich begehrte ihn nicht, das Wort des Herrn hat mich unterrichtet; ich habe dir ja gesagt, daß ich keinen Pfaffen begehre. Er sagte: Das ist wahr, dennoch aber begehre ich, du wollest mir den Gefallen tun und sagen, es sei dein Begehren, daß er zu dir komme, und wenn ihr dann auch nicht einig werdet, so ist daran nichts gelegen, wenn wir nur die Menschen los werden. Da sagte ich: Ich begehre das Kreuz Christi nicht abzulegen, worauf er antwortete: Dann kann ich es nicht ändern, und somit hat er mich verlassen.

Also hat mich der Herr vor ihnen bewahrt, meine lieben Brüder und Schwestern in dem Herrn. Bittet doch den Herrn für mich treulich, daß er mich bei seinem treuen Worte bis an das Ende meines Lebens erhalten möge, denn ich stehe noch in guter Hoffnung, und bin durch die Hilfe des Herrn willig, in aller Geduld zu erwarten, was der Herr um seines Namens willen über mich verhängen wird. Der Herr gebe, daß mir nichts Schwereres auferlegt werde, als ich ertragen kann, damit sein Name nicht durch mich gelästert werde; darum helft mir den Herrn bitten. Ich hoffe weder alle meine lieben Brüder und Schwestern, noch alle diejenigen zu vergessen, die den Herrn fürchten. Der Herr komme uns zu Hilfe, damit wir nach seinem Willen bitten und mit allen Frommen erhört werden mögen; dazu helfe uns der Herr durch seine Gnade, Amen. Es ist mir auch zu wissen getan worden, daß unsere Mitglieder zu Köln aus dem Gefängnisse befreit worden sind; dem Herrn sei für seine große Liebe, die er an uns in diesen letzten Tagen beweist, gedankt, und daß er uns so gut vor den falschen Schlangen bewahrt, welche so listig mit schönen Worten zu uns kommen und uns mit Heuchelei umgarnen, um uns damit von dem Bunde des Herrn abzuziehen. Davor wolle der Herr alle diejenigen bewahren, die seinen Bund angenommen haben, Amen. Hiermit dem Herrn befohlen.

Der zweite Brief an seinen Bruder A. von B. geschrieben.

Gnade, Friede und ein standhaftes Gemüt im Herrn wünsche ich dir, mein lieber Bruder in dem Herrn, A. von B. Ich danke dem Herrn für den Brief, welchen du mir geschrieben hast, auch ist mein Begehren an dich, mein lieber Bruder, daß du mir helfen wollest, den Herrn bitten, daß ich doch dessen würdig werden möchte, was du mir gewünscht und von mir begehrt hast; aber ich stehe noch in guter Hoffnung, dem Herrn sei dafür gedankt; ich bin auch noch willig, um des Namens des Herrn willen zu leiden; der Herr aber wolle mir Kraft dazu geben, Amen.

Auch begehre ich von dir, mein lieber Bruder, du wollest von meiner Seite unserm Bruder H. K. viel Gutes wünschen. Der Herr mache uns alles Guten würdig; aber ich kann dir nicht so viel schreiben, als ich dir wohl schreiben möchte. Der Herr gebe uns nach seiner großen Barmherzigkeit, was uns zur Seligkeit dienen mag, Amen. Ich begehre auch von dir, du wollest allen meinen Brüdern und Schwestern (zu welchen dich der Herr bringt) viel Gutes wünschen und sie ermahnen, den Herrn treulich zu bitten, daß er mich doch bei seinem treuen Worte bis in den Tod erhalten wolle; ich hoffe eurer nicht zu vergessen, so viel es mir möglich ist. Der Herr komme uns zu Hilfe, damit wir in aufrichtiger Liebe bitten und erhört werden und endlich mit allen Frommen in sein Reich eingehen; dazu helfe uns der Herr, Amen.

Ich lasse dich auch wissen, daß auf Allerheiligen Abend zwei Pfaffen bei mir gewesen sind, die mich gern in die Kirche geführt hätten, als ich aber nicht einwilligen wollte, haben sie mich dem Herrn befohlen; dasselbe haben auch drei Ratsherren getan, welche allen Fleiß angewandt haben; aber der Herr hat mich bewahrt, ihm sei Lob und Dank dafür, er wolle auch mich und dich bewahren, solange wir das Leben haben, Amen. O meine lieben Brüder und Schwestern, bittet doch den Herrn ernstlich für mich, weil er mich ungeschickten Knecht ins Gefängnis werfen lässt, daß es doch zu seinem Preise und meiner Seligkeit gereichen möge, das begehre ich von Herzen; der Herr komme mir und euch zu Hilfe, Amen.

Hiermit dem Herrn befohlen und dem Worte seiner Gnade, Amen.

Ich, Conrad Koch, habe diesen Brief auf Löwenburg aus dem Gefängnisse im Jahre 1565 geschrieben.