Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.714

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2.714  Matthäus Mair, 1592.

In demselben Jahre 1592, auf Maria-Magdalena-Tag, ist Matthäus Mair zu Wier im Gebiet Baden in Verhaft genommen worden, was auf Anstiften eines Pfaffen geschehen ist; denn als derselbe aus der Kirche ging und des Bruders gewahr wurde, hat er seine Magd ihm nachgeschickt, um zu sehen, ob er aus dem Dorf ginge, und hat ihr dabei befohlen, sie sollte mit ihm in der Weise reden, als ob sie sich auch zu seiner Religion gesellen und gern mit ihm zu seinem Volk ziehen wollte; unterdessen wollte er kommen und auch mehr Volk nachschicken, das mit ihm reden sollte. Mit solchen Worten hat die Magd den Bruder aufgehalten, bis der Pfaffe einige Bauern aussandte, welche ihn gefangen nahmen und nach der Stadt Baden führten. Sechs Tage darauf, nämlich den 28. Juli, ist der gottlose Haufen der Pfaffen mit ihm fortgefahren, weil er ihnen nicht folgen und von seinem Glauben abfallen wollte; was sie aber mit ihm geredet haben, oder was er ihnen geantwortet hat, das haben sie nicht an den Tag kommen lassen. Als man ihn zum Tode hinausführte, waren sein Schwager und einige seiner Freunde zugegen, die für ihn gebeten und sich auch erboten haben, Geld für ihn zu geben; aber sie haben nichts ausgerichtet, ja, selbst nicht einmal, daß sie mit ihm hatten reden dürfen.

Als er nun zum Tode ging, hat er unter dem Volk gefragt, wo sein Schwager und seine Freunde wären; sie sollten zu ihm kommen, er wollte ihnen befehlen, sie sollten zu seinen Brüdern und Schwestern sagen, daß sie sein Weib und Kind sich anbefohlen sein lassen sollten, denn sie wären bei einem frommen Volk; dieses hat er überlaut zu dem Volk geredet. Da hat einer von seinen Freunden unter dem Volk ihn getröstet und gesagt, er sollte nicht weichen, sondern tapfer sein, denn er hätte nun bald überwunden. Da hat einer diesen Freund, der solches sagte, um deswillen geschlagen und gesagt, er wäre auch ein Ketzer, man sollte ihm tun, wie auch den andern. Als nun der Scharfrichter diesen Bruder Matthäus ins Wasser gestoßen hatte, hat er ihn drei- oder viermal wieder herausgezogen und jedes Mal gefragt, ob er widerrufen wollte; aber er hat allezeit Nein gesagt, solange er hat reden können; also ist er den neunundzwanzigsten Tag des Monats Juli ertränkt worden und ist, durch Gottes Kraft, standhaft im Glauben geblieben; aber es ist viel über seinen Tod gesprochen worden bei Hohen und Niedrigen, nämlich, daß sie eine Mordtat an ihm begangen hätten, und haben den Verräter Judas und den Pfaffen verflucht; denn dieser Matthäus war ein wohlbekannter, guter und frommer Mann; darum hat ihm auch Gott Kraft gegeben, im Glauben bis an sein Ende standhaft zu bleiben.

Der Neid einiger Calvinisch-Gesinnten in der Stadt Middelburg war damals so groß wider die wehrlosen Schafe Christi, die aus verschiedenen päpstlichen Städten, um der Not der Verfolgung zu entgehen, zu ihnen gekommen waren und unter ihrem Schutz zu ruhen meinten, daß sie weder auf die demütigen Bittschriften, noch auf den zweifachen Befehl des Prinzen von Oranien, der in den Jahren 1577 und 1578 der Obrigkeit daselbst befohlen hatte, diese Leute in ihren Wohnungen ruhig zu lassen, nachließen noch darnach fragten, sondern diese Leute in ihrer Ruhe, und ihrem Gottesdienst fortwährend störten. Darum hat Moritz, der älteste Sohn des vorgemeldeten Prinzen hochlöbl. Gedächtn., welcher seines Vaters Fußstapfen nachfolgte, zum dritten Mal einen Befehl wider die Unterdrückung der vorgemeldeten Leute ergehen lassen, damit sie endlich einmal Gewissensfreiheit erlangen möchten, wie solches aus nachfolgendem Befehl zu ersehen ist.