Den sechsten Tag haben sie mich vor den Verordneten gebracht; unterwegs aber begegnete mir ein alter Mann, der mir einen guten Abend bot; ich dankte ihm und erschrak, als ich ihn ansah; aber er sagte zu mir: Du hast einen bösen Verordneten; er redete viel mit mir, unterrichtete mich auch, wie ich dem Verordneten antworten sollte, und so bin ich hinein gegangen.
Der Verordnete wünschte mir zunächst einen guten Tag, welchen Gruß ich erwiderte; dann fragte er mich, was ich hier zu tun hätte; ich sagte, ich wäre wider meinen Willen hergebracht worden. Weiter hat er gefragt, was ich glaube. Antwort: Ich glaube an den allmächtigen Gott, und daß nicht mehr als ein Herr, ein Glaube und eine Taufe ist, wodurch wir selig werden; er sagte, daß er solches auch wohl glaubte, aber ich wäre verführt. Ich fragte ihn, ist denn Gott ein Verführer? Commissarius: Nein, sondern von Menno und andern Verführern. Ich sagte, ich gründete mich nicht auf Menschen, sondern auf das Wort des Herrn. Er sagte: Ich sollte mich unterrichten lassen von der heiligen katholischen Kirche, denn Gott hätte selbst Apostel, Doktoren und Pastoren eingesetzt. Ich sagte, ich glaube an nichts anderes, als an das Wort Gottes und das Neue Testament. Darauf hat er mich gefragt, ob ich getauft wäre; worauf ich erwiderte, ja, auf meinen Glauben, wie Christus befohlen hat. Da hielt er eine lange Rede, daß Christus sein Fleisch und Blut von Maria empfangen habe und daß ich es glauben müsste. Hiernächst fragte er mich, wann ich mich das letzte Mal der Beichte und des Sakraments bedient hätte; ich erwiderte, während meines ganzen Lebens nicht, worüber wir noch manches hin und her redeten; er ermahnte mich, ich sollte mich von der heiligen Kirche unterweisen lassen; darauf ging er fort; solches ist am Freitag geschehen. Nachdem ich sechs und eine halbe Woche gefangen gesessen hatte, haben sie mich auf die Pforte gebracht; dort traf ich einen Pastor von Ryehoof (derselbe ist Pastor zu Enchuysen gewesen) und einen Advokaten; diese fragten mich, wie ich mich bedacht hätte; ich erwiderte, daß ich bei des Herrn Worte bleiben wollte. Hiernächst nahmen sie eine Schrift zur Hand, die mein Bekenntnis enthielt; sie fragten mich darauf, ob ich der Mennoniten Gemeinde für recht erkenne; ich sagte, ihr nennt sie so, aber ich halte sie für die wahre Gemeinde Gottes; das schrieben sie nieder. Darauf fragten sie mich, ob ich auf meinen Glauben getauft wäre; ich sagte ja; dann fragten sie mich, ob ich in meiner Jugend nicht getauft worden sei; ich sagte ja, aber das sei keine Taufe wie Christus befohlen habe, denn Christus hat gelehrt, zuerst Buße zu tun und sich zu bekehren, und alsdann sich taufen zu lassen, zur Vergebung der Sünden; seht, ebenso habe ich mich auch taufen lassen.
Darauf sagten sie, daß die Kinder in der Erbsünde geboren wären, darum müssten sie auch durch die Taufe gereinigt werden; ich antwortete: Christus hat uns von Adams Falle und Übertretung erlöst, darum sagt Er selbst, daß den Kindern das Himmelreich zukomme; sie sagten, ja, aber das wären beschnittene Kinder. Darauf fragten sie, ob ich wohl in der Mennoniten Gemeinde gewesen wäre; ich erwiderte, daß ich in der Gemeinde Gottes gewesen wäre; dieses schrieben sie auf. Frage: Was hältst du von der römischen Kirche? Antwort: Ich halte nichts davon. Frage: Was hältst du von dem Sakrament? Antwort: Ich habe mein Leben lang noch nie von einem Sakrament gelesen, sondern von dem Abendmahl des Herrn; dasselbe wollte ich wohl halten, wie es Christus befohlen hat; aber von eurem Sakrament halte ich nichts. Frage: Glaubst du auch, daß Gott allmächtig ist? Ich antwortete: Ja. Dann fragten sie weiter, ob Gott um deswillen nicht in das Brot kommen würde, das sie brächen? Antwort: Das glaube ich nimmermehr. Auch fragten sie, ob ich nicht glaubte, daß Christus von Maria Fleisch und Blut angenommen hätte; ich entgegnete mit kurzen Worten, daß ich solches nicht glaubte.
Dies sind hauptsächlich die Artikel, um welche sie mich gefragt hatten, wobei ich bemerke, daß sie alles aufschrieben. Darauf fragte ich den Pfaffen: Wenn ich nun euren Willen tun würde, wolltet ihr dann für meine Seele einstehen? Er sagte, ja, für dich und die ganze Welt; ich sagte, das lautet, wie der Apostel sagt: Sie verheißen ihnen Freiheit, während sie selbst Knechte des Verderbens sind. Er sagte: Das wäre nicht zu ihnen geredet. Nach vielen andern Reden, die wir miteinander hatten, entließen sie mich, und so nahmen wir damals unsern Abschied voneinander.
Als ich sieben Wochen gefangen gelegen hatte, bin ich abermals aufs Tor in einen großen Saal gebracht worden; in demselben traf ich drei Pfaffen; der eine war der von Ryehoof, bei welchem ich oft gewesen bin, der andere war ein Friesländer; diese fragten mich, wie ich mich bedacht hätte; ich antwortete, daß ich, mit Gottes Hilfe, bei des Herrn Wort bleiben wollte; er sagte, daß es Gottes Wort nicht wäre, und daß ich verführt wäre; es täte ihm leid, weil wir beide Friesländer wären; auch fügte er hinzu, wenn man zeitliche Dinge unter den Händen hat, die man nicht versteht, so sucht man Rat bei denen, die in solchen Sachen weise und verständig sind, und lässt sich unterrichten; darum ist es nötig, daß man sich auch in Sachen, welche die ewige Seligkeit betreffen, von verständigen Männern der heiligen Kirche unterweisen lässt. Antwort: Wer mir aus des Herrn Worte einen rechten Unterricht gibt, den will ich gern hören, aber durch euren Unterricht könnte ich wohl verführt werden; sie sagten, ich wäre schon verführt; wenn ich mich aber von der heiligen Kirche unterrichten lassen wollte, so wollten sie ihre Seelen am jüngsten Tage für mich zum Pfande setzen; ich erwiderte, sie würden wohl mit ihren eigenen Seelen genug zu tun haben; aber sie blieben dabei stehen, ich wäre verführt. Zuletzt kamen wir an die Kindertaufe; sie sagten, die Kinder wären in der Erbsünde geboren. Ich antwortete: Christus hat uns frei gemacht und die Kinder zu sich gerufen und bezeugt, daß solcher das Reich Gottes wäre. Pfaffe: Fleisch und Blut kann das Reich Gottes nicht ererben, darum muss man aus Wasser und Geist geboren werden; daraus folgt ja, daß die Kinder getauft werden müssen, sollen sie anders wiedergeboren werden und das Reich Gottes ererben. Reytse: Die Kinder stehen in der Gnade Gottes, solange sie in ihrer Unwissenheit bleiben und durch das Blut Christi gewaschen sind; darum ist es eine nichtige und vergebliche Sache, sie zu taufen. Pfaffe: Wie verstehst du die Wiedergeburt? Reytse: Ein Mensch muss rechtschaffene Buße tun und sein Leben bessern; er muss seine Sünden mit zerschlagenem Gemüt vor Gott bekennen, daß sie ihm von Herzen leid seien, und mit Vertrauen zu Gott um Vergebung rufen; auch muss er an Gottes Wort glauben und in allem Gehorsam sich darunter beugen; auf solches Bekenntnis soll er die Taufe empfangen, zur Vergebung der Sünden; solches kann ja von keinen Kindern geschehen. Pfaffe: Gleichwohl müssen die Kinder getauft werden, denn die Apostel haben ganze Häuser getauft, darunter müssen ja auch Kinder gewesen sein. Reytse: Das Haus Stephanus hat sich selbst verordnet, zum Dienste der Heiligen, solches können keine Kinder tun. Hiernächst führten sie an, daß die Apostel zuerst, und nach ihnen die heiligen Väter vor 1500 Jahren sie eingesetzt hatten; ich erwiderte, der Papst hätte sie eingesetzt; derselbe hätte es besser machen wollen als Christus.
Da wurden sie unwillig und sagten, ich wäre verführt, ich würde Leib und Seele in das Verderben stürzen; ich antwortete, das Leben könnten sie mir wohl nehmen, die Seele aber würde ich wohl erhalten, zum ewigen Leben. Pfaffe: Was hältst du von der heiligen römischen Kirche? Reytse: Daran glaube ich nicht. Pfaffe: Glaubst du nicht, daß die Priester die Sünden vergeben können? Reytse: Nein, nein, denn Gott ist allein, der die Sünden vergeben kann; dieses schrieben sie auf. Pfaffe: Glaubst du nicht, daß Gottes Fleisch und Blut in dem Brote sei, das wir brechen? Reytse: Nein. Pfaffe: Das ist klar genug, denn Christus spricht: Nehmt, esst, das ist mein Leib, dagegen kannst du nichts einwenden. Reytse: Christus hat seinen Jüngern Brot zu essen und Wein zu trinken gegeben, wie die Evangelisten bezeugen, und nicht seinen Leib, denn Er saß noch dort bei ihnen leibhaftig an der Tafel; auch sagte Er zu seinen Jüngern, die seine Worte fleischlich verstanden, wie ihr tut, und darüber murrten: Das Fleisch ist nichts nütze; die Worte, die ich rede, sind Geist und Leben. Sein Fleisch und Blut hat Er dahin gegeben zur Erlösung für viele, und nicht, daß man sein Fleisch essen soll; Er sitzt zur rechten Hand Gottes, seines allmächtigen Vaters, und wird nicht von dannen kommen, bis Er die Lebendigen und Toten richten wird. Darum wird Er nicht unter eure Zähne kommen. Pfaffe: Dennoch sagt Paulus: Das Brot, das wir brechen, ist das nicht der Leib Christi? Der Kelch, den wir segnen, ist der nicht das Blut Christi? Darum muss man glauben, daß Gottes Fleisch und Blut in dem heiligen Sakrament sei. Reytse: Ich habe nichts von einem Sakrament gelesen, sondern von des Herrn Abendmahl; dasselbe wollte ich mit der Gemeinde Gottes gern halten, aber das übrige begehre ich nicht.
Sie hatten davon noch viel mehr Reden, die mir zu weitläufig sind zu erzählen; sie hielten das Sakrament so hoch, daß sie auch ihr Haupt entblößten, wenn sie es nannten; auch sahen sie mich scharf an, weil ich demselben keine Ehre erweisen wollte. Sie fragten mich auch, ob ich nicht glaubte, daß Christus von Maria Fleisch und Blut empfangen hätte. Ich erwiderte: Christus ist durch seine göttliche Kraft aus dem Himmel gekommen, von dem Heiligen Geist in Maria empfangen und aus ihr geboren, hat die Gestalt eines Knechtes angenommen, und ist uns in allem gleich geworden, ausgenommen die Sünde, sodass er nicht aus dem Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches geboren ist, viel weniger von Maria Fleisch und Blut angenommen hat, sondern es ist so zugegangen, daß es Maria selbst zuerst nicht verstehen konnte, denn sie fragte den Engel: Wie soll das zugehen, indem ich von keinem Manne weiß? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft Gottes wird dich überschatten; weshalb auch das Heilige, das von dir geboren werden wird, Gottes Sohn genannt werden soll. Dagegen sagten sie nicht viel. Pfaffe: Glaubst du nicht, daß man die Heiligen im Himmel ehren und anbeten müsse? Reytse: Die Heiligen ehren, solches wollte ich wohl tun, denn man ehrt ja Menschen, aber sie nicht anbeten, sondern ich will Gott allein anbeten, denn es steht geschrieben: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und Ihm allein dienen. Pfaffe: Was glaubst du von dem Fegefeuer? Reytse: Ich habe es nicht gelesen, daß ein Fegefeuer sei; wo steht das geschrieben? Pfaffe: In den Büchern der Makkabäer.
Sodann ermahnte er mich, ich sollte mich von der heiligen Kirche unterrichten lassen, welche schon 1500 Jahre gestanden hätte; unsere Sekte aber wäre erst 50 Jahre alt, denn Menno Simon hätte sie zuerst eingeführt. Reytse: Es hat von Anfang der Welt zweierlei Völker gegeben, ein Volk Gottes und ein Volk des Teufels; aber die Kinder Gottes sind allezeit verfolgt und verjagt worden, deshalb ist ihre Zahl immer die geringste gewesen, ja bisweilen so gering, daß sie sich in Klüften und Höhlen haben verbergen müssen, denn wenn sie nicht von der Welt sind, so kennt sie auch die Welt nicht; aber die Gottlosen sind stets mächtig gewesen und haben die Oberhand gehabt; darum erkennt weder ihr noch eure Väter die Kinder Gottes, sondern ihr meint, daß sie erst entstanden seien. Sie sagten, ich sei verführt, ihre Kirche sei von Anfang her so gewesen. Ich antwortete: Wenn wir vor Christi Richterstuhl kommen werden, so wird man die Sache anders befinden; dann werdet ihr sagen: Diese sind es, die wir zum Spott hielten, ach, wie sind sie nun unter die Kinder Gottes gezählt. Auch redeten sie mir zu, ich sollte mich der Schrift nicht annehmen; ich sollte unbedingt zur Kirche gehen und mich von ihr lehren lassen, und nicht hartnäckig sein, weil doch die Schrift sagt, daß alle Worte in zweier oder dreier Zeugen Munde bestehen; hier waren ihrer drei Zeugen; ich wäre verbunden, ihnen zu glauben. Reytse: Ich glaube des Herrn Wort viel mehr, als eurem Zeugnis; ich will davon nicht abweichen; durch Gottes Gnade hoffe ich dafür zu leben und zu sterben, weil Christus sagt: Wer mich vor den Menschen bekennt, den will ich wieder bekennen vor meinem himmlischen Vater.
Wir redeten noch viel mehr miteinander, welches zu weitläufig sein würde zu erzählen. Sie setzen mir so vernünftig zu, daß ich hätte unterliegen müssen, wenn der Herr nicht auf meiner Seite gewesen wäre; darum kann ich wohl sagen: Der Herr ist mein Helfer, vor wem sollte ich mich fürchten?
Als ich neun Wochen gefangen saß, führte man mich abermals auf die Pforte; dort waren zwei Pfaffen und des Bischofs Verordneter; der eine derselben war der vom Ryehoof, der andere war vom Lande. Als ich zu ihnen kam, entblößte ich mein Haupt und grüßte sie. Sie fragten mich zunächst, wie ich mich bedacht hatte, ob ich mich nicht bessern wollte. Ich erwiderte: Ja, so viel als in meinem Vermögen wäre. Da brachten sie einen Brief zum Vorschein, worin die Artikel enthalten waren, die ich zuvor bekannt hatte; diese haben sie mir vorgelesen und mich gefragt, ob ich dabei bleiben wollte. Ich sagte: Ja. Sie sagten, dann wäre ich verdammt, und würde Leib und Seele ins ewige Verderben stürzen. Reytse: Wie dürft ihr mich so grausam verurteilen, da doch das Urteil dem Herrn zukommt? Pfaffe: Du hast gegen die Schrift gehandelt und bist von der heiligen Kirche abgegangen, die schon über 1500 Jahre gestanden hat, eure Sekte aber hat noch nicht über 50 Jahre gestanden; auch hast du dich wiedertaufen lassen, da du doch einmal getauft warst. Da hatten wir abermals viele Reden von der Taufe; seine Meinung war die, daß die Kinder in Ewigkeit verdammt sein müssten, die ohne Taufe sterben. Reytse: Fürchtest du dich denn nicht, die armen unschuldigen Kinder so grausam zu verurteilen, da ihnen doch Christus das Himmelreich zugesagt hat, solange sie nämlich in der Unschuld bleiben. Pfaffe: Es kann niemand ins Himmelreich kommen, es sei denn, daß er zuvor aus Wasser und Geist geboren werde; darum müssen die Kinder getauft werden, wenn sie selig werden sollen; auch haben die Apostel viele Häuser getauft, worunter ja auch Kinder gewesen sind. Reytse: So viel die Hausgenossen betrifft, so steht dabei geschrieben, daß Stephanus’ Haus sich selbst zum Dienste der Heiligen ergeben habe, das ist ja kein Werk der Kinder; auch steht von Cornelius’ Haus ebenso geschrieben, daß Cornelius, der Hauptmann von Cäsarien, als er seine Freunde und Verwandten in sein Haus zusammenberufen hatte, unter andern Worten zu Petrus gesagt habe: Du hast wohlgetan, daß du gekommen bist; nun sind wir hier alle gegenwärtig vor Gott, um zu hören, was dir Gott befohlen hat. Als nun Petrus noch zu ihnen redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die solches hörten, und die Gläubigen aus der Beschneidung, die mit Petrus gekommen waren, verwunderten sich, daß die Gabe des Heiligen Geistes auch auf die Heiden ausgegossen wurde, denn sie hörten, daß sie mit Zungen redeten und Gott verherrlichten. Da antwortete Petrus: Mag auch jemand das Wasser wehren, daß diese nicht getauft werden, die den Heiligen Geist empfangen haben, gleichwie wir? Daraus kannst du ja merken, wenn du nicht ganz mit Blindheit geschlagen bist, daß dieses von keinen Kindern geredet werde. Ferner: Paulus hat dem Kerkermeister und allen, die in seinem Hause waren, das Wort Gottes verkündigt, und als sie getauft waren, erfreute er sich mit allen denen, die in seinem Hause waren, daß er an Gott gläubig geworden wäre, was aber der Kinder Vernunft übersteigt, denn die Predigt des Wortes Gottes zu verstehen, daran zu glauben und um des Glaubens willen sich zu erfreuen, solches ist von den Kindern weit entfernt. Sie sagten, es wären noch viele andere Schriften, die davon zeugten, aber ich begehrte keine solche anzunehmen, als das Neue Testament, welches Christus mit seinem teuren Blute versiegelt hat. Darauf fragten sie mich, ob der Heiden und Türken Kinder die Seligkeit auch erlangten? Ich antwortete: Ja, ebenso gut, als eure getauften Kinder. Darüber verwunderten sie sich sehr, redeten trotzig zu mir und verdammten mich. Der eine Pfaffe saß bei mir und sagte, wie ich solche Worte reden dürfte, er wüsste ebenso gut, daß ich verdammt wäre, als er wüsste, daß ich bei ihm säße. Ich lachte und sagte: Wie kannst du es besser wissen? Nach vielen Reden, die wir miteinander wegen der Kindertaufe hatten, sagte ich zuletzt, daß ich es nicht anders glaubte, als ich bekannt hätte. Abermals fragten sie mich, ob ich noch nicht glaubte, daß unser Herr unter der Gestalt des Brotes sei. Ich entgegnete: Das glaube ich nicht, denn Er wird nicht unter eure Zähne kommen. Ich fragte den Pfaffen, ob er es wohl glaubte; da streckte er seinen Finger aus und sagte, er glaube eher, daß Gott im Brote sei, als er glaubte, daß dieses sein Finger wäre. Nachdem sie sonst noch mehr mit mir geredet hatten, brachten sie ein sauberes Papier zum Vorschein und verhörten mich aufs Neue wegen aller Artikel, ob ich der Mennoniten Gemeinde für Recht erkenne, und wie lange es schon sei, daß ich getauft worden wäre. Ich antwortete: Ungefähr vier Jahre, und so fragten sie mich über alle Artikel. Ich antwortete auf dieselbe Weise wie zuvor; solches alles haben sie ganz genau aufgezeichnet, um es den Herren zu übergeben. Zuletzt, als alle Reden zu Ende waren, haben sie eine Schrift sehen lassen, die das Urteil enthielt, das der Bischof über mich beschlossen hatte; darin haben sie mich als einen ungläubigen, ungehorsamen und widerspenstigen Ketzer verdammt, und haben mich den Händen der weltlichen Richter übergeben. Nachdem er mich nun genugsam ermahnt hatte, und ich mich nicht unterrichten lassen wollte, nahm er, wie Pilatus, Handwasser, und meinte, auch an meinem Blute rein zu sein, und daß ich nunmehr das Urteil erwarten müsste; mit diesen Worten haben sie mich abtreten lassen.
Nachdem ich zwölf Wochen gefangen gesessen hatte, führten sie mich in des Schlossvogts Haus; da war der Bischof, ein Ratsherr, der Pastor von Oudenhoof und der Pastor von Ryehoof, sowie der Pastor von Jorwert und des Bischofs Commissarius.
Nachdem sich dieselben gesetzt hatten, ließen sie mich vorführen. Als ich nun hineinkam, nahm ich meinen Hut ab und setzte mich wie ein Schaf mitten unter einen Haufen Wölfe. Sie sahen mich scharf und ernsthaft an; aber der Herr, mein Gott, auf den ich mich verlasse, stärkte mich, und gab mir ein freimütiges Herz, sodass ich mich vor ihnen allen nicht fürchtete. Der Bischof fragte mich, ob ich noch in dem Glauben bleiben wollte; zuerst schwieg ich eine Zeitlang, denn ich hielt es für unnötig, diese Reden zu beantworten; aber er brachte so viele Reden vor, daß ich zuletzt genötigt wurde, mich zu verantworten, wiewohl ich mir vorgenommen hatte, nicht mehr zu disputieren; ich bestrafte sie bisweilen und widersprach ihnen wegen ihres groben Unverstandes, denn es verdross mich, daß die Wahrheit so gelästert werden sollte, damit sie nicht meinen möchten, als ob ich ihnen zustimmen wollte. Der Inhalt ihrer Reden war, ich sei verführt, und die mich gelehrt hätten, seien Verführer gewesen, wie Menno; derselbe sei ein Landläufer gewesen. Ich erwiderte: Ich gründe mich nicht auf Menno noch auf Menschenlehre, sondern allein auf das Wort Gottes, dabei begehre ich mit des Herrn Hilfe zu leben und zu sterben. Wir redeten außer von der Kindertaufe auch noch über andere Gegenstände. Ich sagte, es ist in der Schrift nicht enthalten, daß man die Kinder taufen soll; wäre es aber des Herrn Wille gewesen, Er würde es ohne Zweifel wohl befohlen haben; da aber davon nichts geschrieben steht und auch weder unser Herr Jesus Christus noch seine Apostel etwas davon gemeldet haben, so ist es eine große Verwegenheit, daß wir armen nichtigen Menschen es besser machen wollen, während es doch geschrieben steht, daß man den Geboten des Herrn nichts hinzusetzen noch davon etwas abnehmen soll; wer solches tut, dem ist das ewige Wehe gedroht. Zuletzt sagte der Bischof, daß er sich über keinen von allen Artikeln so verwunderte, als über den, daß ich nicht glaubte, daß der Herr Jesus Christus nun persönlich Mensch im Himmel sei, wie Er auf Erden war, mit Wunden und Striemen, die Er von den Juden empfangen hatte. Dieses wollte ich nicht annehmen, weil ich nichts davon gelesen hatte, sondern ich sagte, ich glaube, daß Er nun in der Gottheit zur rechten Hand des allmächtigen Vaters in seiner Herrlichkeit sitzt und mit Kraft und Majestät wieder kommen wird, wie die Schrift davon bezeugt. Da nahm der Bischof die Bibel und las die Geschichte von dem Gesichte, das Johannas auf der Insel Patmos gesehen hatte von einem, der eines Menschen Sohn gleich war, und als er es gelesen hatte, machte er das Buch wieder zu, denn es widersprach ihm. Ein Mensch kann ja an seinen Gliedern nicht so beschaffen sein, wie Johannes von dem Gesichte bezeugt.
Hiernächst haben sie die Artikel meines Glaubens aufs Neue wiederholt, worauf ich mein Bekenntnis tat, wie ich zuvor allezeit getan hatte, und nachdem sie solches aufgezeichnet hatten, gingen sie fort. Der Ratsherr sagte, nach dem Befehle hätte ich mein Leben verschuldet. Darauf brachten sie mich wieder ins Gefängnis.
Ich hätte alle Umstände der Länge nach beschreiben sollen, aber meine Gabe ist gering, ebenso habe ich auch eine schwere Hand zu schreiben; darum muss ich es in der Kürze abhandeln.
Nachdem ich dreizehn Wochen gefangen gesessen hatte, brachten sie mich noch in des Schlossvogts Haus, dort traf ich den Pastor von Ryehoof, der abermals behauptete, daß Christus nun persönlich im Himmel sei, gleichwie Er auf Erden in der Gestalt war, in der wir sind. Ich verantwortete mich und bewies es ihm aus der Offenbarung des Johannes. Er sagte, es könnte niemand die Offenbarung des Johannes verstehen, worüber ich mich sehr verwunderte; in allen Reden nannte er mich Bruder. Ich fragte ihn: Warum nennst du mich Bruder? Ich begehre ja nicht dein Bruder zu sein. Er sagte: Ich hoffe, daß wir miteinander noch ein Schafstall weiden würden. Nach verschiedenen andern Verhandlungen ist er von mir geschieden.