Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.5

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2.5  Georg Wagner, 1527.

Georg Wagner von Emmerich ist zu München im Bayerlande, wegen vier Glaubensartikeln gefänglich eingezogen worden. Sie bestehen in Folgendem: Erstlich, dass die Pfaffen den Menschen die Sünden nicht vergeben könnten (Mt 6,12); zweitens, dass er nicht glaube, dass ein Mensch Gott vom Himmel bringen möge (Jes 66,1); drittens, dass er nicht glaube, dass Gott oder Christus leiblicher Weise im Brot sei (Apg 1,11), welches der Pfaffe vor dem Altar hat, sondern, dass es ein Brot des Herrn sei; viertens, dass er nichts von dem Glauben halte, dass die Wassertaufe selig mache (1Pt 3,21). Weil er nun diese Artikel nicht widerrufen wollte, so ist er scharf gepeinigt worden, so dass auch der Fürst mit ihm großes Mitleiden gehabt, auch selbst persönlich zu ihm ins Gefängnis gekommen ist und ihn fleißig zum Widerruf ermahnt und ihm in diesem Fall verheißen hat, dass er ihn stets seinen Freund nennen wollte. Desgleichen hat ihn auch des Fürsten Hofmeister ernstlich zum Widerruf ermahnt und ihm viele Verheißungen getan. Zuletzt hat man ihm im Gefängnis sein Weib und Kind vor Augen gestellt, um ihn zum Widerruf zu bewegen, aber er hat sich dadurch nicht bewegen lassen, sondern gesagt: Obgleich ihm sein Weib und Kind lieb wären, dass auch der Fürst mit seinem ganzen Lande sie ihm nicht abkaufen könnte, so wollte er doch um deswillen seinen Herrn und Gott nicht verlassen. Außerdem sind auch viele Pfaffen und auch andere zu ihm gekommen, um ihn zu überreden; aber er war standhaft und unbeweglich in demjenigen, was Gott ihm zu erkennen gegeben hat. So ist er denn endlich zum Feuer und zum Tode verurteilt worden. Als er nun dem Scharfrichter übergeben war und mitten in die Stadt geführt wurde, sprach er: Heute will ich meinen Gott, für Christus Jesus bekennen, dass eine solche Freude in aller Welt ist. Sein Angesicht ist nicht erblasst, auch haben sich seine Augen nicht verändert; er ist mit lächelndem Munde zum Feuer gegangen, worauf ihn der Scharfrichter an eine Leiter gebunden und ihm ein Säcklein Schießpulver an den Hals gehängt hat, zu welchem er sprach, das geschehe im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes; und als er nun mit lächelndem Munde von einem Christen Abschied genommen, so ist er von dem Scharfrichter ins Feuer gesteckt worden und hat seinen Geist, den 8. Tag des Februar im Jahre 1527, aufgeopfert. Als aber der Landrichter mit dem Zunamen der Eisenreich von Landsberg, von dem Richtplatz nach Hause ritt und des Willens war, seiner Glaubensgenossen noch mehrere zu fangen, ist er plötzlich in derselben Nacht gestorben und des Morgens im Bett tot gefunden und folglich durch den Zorn Gottes aus dieser Welt genommen worden.