Im Jahre 1585 sind drei Brüder, nämlich Wolfgang Raufer, Georg Prukmair und Hans Aicher, eine halbe Meile von Riet, als sie im Wirtshaus etwas gegessen und getrunken hatten, und nach dem Essen eine Danksagung hielten, um des Glaubens willen (auf der Reise) verhaftet worden. Daher schickte man sofort nach den Dienern und ließ ihnen sagen, es wären Leute da wie Wiedertäufer. Indem sie nun ihr verzehrtes Geld aufzählten und der Wirt dasselbe empfing, kam das böse Gesinde, nahm sie alle drei gefangen und führte sie nach Riet. Nach einigen Tagen führte man sie von dort nach Berghausen, wo der Rat und Richter hochgeachtete Doctores zu ihnen schickte, die mit ihnen reden sollten, ob sie sie überwinden und von ihren Glauben abfällig machen könnten; aber sie konnten nichts ausrichten, noch auch (weder Doctores noch Pfaffen) mit Disputieren auf irgendeine Weise sie zum Abfall bringen. Unterdessen haben sie den vorgemeldeten Bruder Leonhard Sumerauer auf einen Freitag früh um acht Uhr hinausgeführt und mit dem Schwert gerichtet. Darauf ist der Richter mit andern Herren in das Schloss gegangen und hat es diesen Brüdern angezeigt, und dabei gesagt, wenn sie nicht abstehen würden, so sollte es ihnen auch ergehen, wie dem vorigen. Sie antworteten aber darauf: Wir sind zum Sterben gern bereit; wir wollen geduldig leiden, wie es Gott mit uns macht. Als sie nun eine lange Zeit, nämlich vierzehn Wochen, zu Berghausen gefangen lagen, und man ihnen nichts abgewinnen noch sie kleinmütig machen konnte, hat man sie besonders auf Karren gesetzt, sie den nächstfolgenden Richttag, nämlich den 3. August aus dem Gefängnis geführt und um vier Uhr vor das Rathaus gebracht, wo man ihnen den fürstlichen Befehl vorgelesen hat, wonach man mit ihnen handeln sollte. Unterdessen rief der Richter den Scharfrichter und befahl ihm, er sollte diese drei Personen binden und sie nach dem gewöhnlichen Richtplatz hinausführen, und sodann (weil sie vom Leben zum Tode verurteilt wären) mit dem Schwert hinrichten, hiernächst aber auf den Holzhaufen legen und mit Feuer verbrennen. Darauf antwortete der Bruder Wolfgang: Nicht vom Leben zum Tod, sondern durch den Tod in das ewige Leben. Sodann sagten Georg und Wolfgang: Weil wir denn nun sterben müssen, so sterben wir allein um der göttlichen Wahrheit willen, denn wir haben niemanden beleidigt noch Unrecht getan; es steht kein Mensch hier, dem wir irgendein Leid zugefügt haben oder der über uns klagen kann; weil wir denn nun um des Glaubens und des Wortes Gottes willen unser Leben verlieren, so werden wir dasselbe in der Ewigkeit wieder finden, wie das heilige Evangelium bezeugt. Darauf haben sie der Obrigkeit zugeredet, sie sollte künftig besser zusehen, denn das unschuldige Blut würde wider diejenigen um Rache schreien, die daran schuldig sind; aber weil es Gott so mit ihnen machte, so wollten sie willig sterben, denn unser Herr Jesus Christus hat denselben Tod auch in dieser Welt leiden müssen. Darauf sprach Wolfgang zu Georg und Hans: Nun denn, meine lieben Brüder, wir wollen voneinander Abschied nehmen; lasst uns fröhlich sein, denn der Herr ist mit uns. Sodann bat der Bruder Georg den Scharfrichter, er wolle ihnen die Hände etwas loser machen, daß sie einander die Hand geben und Abschied voneinander nehmen könnten; dazu war der Scharfrichter bereit und tat es gern; also haben sie einen fröhlichen Abschied voneinander genommen. Unterdessen kam ein Pfaffe zu dem Bruder Wolfgang und ermahnte ihn, daß er abstehen möchte; aber er antwortete ihm ganz kurz, er sollte von seinem gottlosen Leben und der Hurerei abstehen, und wollte den Pfaffen nicht bei sich dulden. Hiernächst ging er fort, und als er auf den Markt kam, fing er an, fröhlich zu singen, und sagte Gott Lob und Dank, daß sie dazu gekommen wären, daß sie recht geläutert werden möchten. Ferner sagte er: Wollte Gott, daß unter diesem Haufen Volks jemand aus unserm Land wäre, der dieses unsern Brüdern zu wissen tun könnte, dann wollten wir Gott aufs Höchste dafür danken; doch hoffen wir, es werde Gott jemanden schicken, der ihnen dieses verkündigen werde, es sei mündlich oder schriftlich, und das erfreut unser Herz. Dieser Wunsch ist auch erfüllt worden, wie solches die Tat erwiesen hat. Darnach sprach Wolfgang zu dem Scharfrichter: Nun Meister Christoffel, fernerhin werde ich etwas stiller und zurückhaltender sein, aber mein Herz hat nun durchaus keine Plage mehr und lacht inwendig, und wenn meine Brüder, mein Weib und Kind dieses wüssten, sie würden sich über uns freuen, wiewohl sie sonst nach dem Fleische wohl weinen und trauern möchten; ich bitte und hoffe auch, Gott werde jemanden nach unserm Lande zu unserer Gemeinde schicken, der statt unserer von allen Brüdern und Schwestern, von Weib und Kindern und allen Bekannten, dem Fleische nach, Abschied nehmen werde.
Indem Wolfgang so redete, sind sie hinausgeführt worden und zum Richtplatz gekommen; die beiden andern Brüder, Georg und Hans, sind meistens stille gewesen; als sie aber auf den Richtplatz kamen, sind sie alle drei fröhlich gewesen, haben abermals voneinander Abschied genommen und ihr Gebet sämtlich in der Stille verrichtet.
Hiernächst sind sie enthauptet, die Leichname aber auf Holzhaufen gelegt und verbrannt worden.
Als der Scharfrichter nun solches vollbracht hatte, sprach er zu dem Volk: Diese Leute haben von ihrem Glauben nicht abstehen wollen und wollen auch keine Pfaffen leiden; sie haben auch einen viel stärkeren Glauben als ich und alle, die hier sind; ich wollte lieber dreißig Räuber richten als diese.
Also haben diese lieben Brüder den Glauben an Jesum Christum und die göttliche Wahrheit mit ihrem Blut bezeugt, wozu ihnen Gott Kraft und Stärke gegeben hat, wofür Er ewig gelobt sein müsse, Amen.