Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.657

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2.657  Matthäus Binder, im Jahre 1576.

Matthäus Binder, ein Diener des Wortes Gottes, wurde zu Ressen im württemberger Lande um seines Glaubens und des Zeugnisses Jesu Christi willen gefangen genommen und nach Stuttgart geführt, und hiernächst zu Maulbronn ins Gefängnis an eine Kette gelegt, wo man ihn oft verhört hat und viel mit ihm gehandelt worden ist, sowohl von des Fürsten Leibärzte als von den Pfaffen, von dem Obersten und Abte von Maulbronn, wie auch von den Edelleuten, des Fürsten Hofgesinde und mancherlei Ständen. Als sie mit ihm nach ihrem Willen nichts ausrichten konnten, hat man ihn endlich nach Hohenwittling in das Schloss gebracht, wo der Bruder Paulus Glock lange Zeit gesessen hatte; dort saßen sie noch zwei Jahre beieinander; aber im Jahre 76 schickte ihnen Gott eine Erlösung. Es entstand nämlich durch des Schlossvolks Unachtsamkeit ein Feuer im Schloss, sodass dasselbe abbrannte; bei dieser Gelegenheit halfen diese beiden gefangenen Brüder sehr tätig beim Löschen, entflohen auch nicht, sondern begehrten nachher, man wolle sie doch freilassen, weil sie niemanden beleidigt hätten, was sie bezeugen könnten, und versprachen, ihre Gefangenschaft nimmermehr zu rächen. Darauf wurde schnell (ehe es die neidischen Pfaffen verhinderten) ein Bericht an den Fürsten geschickt, der den Befehl gab, man sollte sie gehen lassen und ihnen einen Zehrpfennig verabreichen. Also sind beide, Paulus und Matthäus, mit gutem Gewissen freudig und fröhlich zu ihren Brüdern und der Gemeinde gekommen.