Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.688

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2.688  Michael Fischer, 1587.

Im Jahre 1587, um Pfingsten, ist Michael Fischer zu Ingolstadt in Bayern um des Glaubens willen in Verhaft genommen worden. Als er nun an zwölf Wochen gefangen gelegen hatte, und auf der Mönche, Jesuiten und anderer vieles Versuchen, ihrer falschen Lehre und Abgötterei nicht folgen wollte, sondern im Glauben, den er angenommen und bekannt hatte, fest verharrte, so ist ihm das Leben ab- und der Tod zugesprochen worden, daß man ihn Freitag den 6. August richten sollte, wenn er nicht abstehen wollte. Weil er aber auf ein besseres und ewiges Leben bedacht war, so blieb er unbeweglich und standhaft im Glauben. Deshalb ist er am vorgemeldeten Tage, Morgens um acht Uhr, aus dem Gefängnis vor das Rathaus gebracht worden, wo man ihm das Urteil vorgelesen hat, welches so lautete, daß, nachdem dieser Täufer an zwanzig Jahre der Wiedertäuferei (so nannten sie dieselbe) angehangen, dazu auch einige andere verführt hätte, und sich keineswegs davon abbringen lassen wollte, so müsste er nun darum sterben, denn der kaiserliche Befehl laute, daß man alle solche nicht dulden oder leiden, sondern sie mit Feuer und Schwert strafen solle. Darauf ist er hinaus nach dem Richtplatz geführt worden, wozu er willig und bereit war und welchem er in Eile entgegen ging. Ein Jesuit und ein Mönch gingen mit ihm und wollten ihn unterrichten, aber er merkte nicht auf sie und hieß sie ihrer Wege gehen. Deshalb gingen sie voran nach dem Richtplatz und sagten dort zu ihm, er müsste doch sterben, darum sollte er sich dazu bereit machen, hielten ihm auch ein Kruzifix vor daß Angesicht und sagten, er sollte den anschauen, der für uns gestorben wäre, aber er schüttelte den Kopf und sagte: Mein Erlöser Christus ist im Himmel, darum entsage ich jedem Werke menschlicher Hände; auch sprach er zu dem Scharfrichter: Komm hierher; es ist doch anders nichts zu tun, ich will ritterlich bei dem Glauben bleiben und darauf sterben. Nach diesen Worten kniete er freimütig und unverzagt nieder; solche Kraft und Stärke hat ihm Gott verliehen, daß er bis ans Ende auf dem Wege der Wahrheit zum ewigen Leben in Jesu Christo standhaft geblieben ist. Der Scharfrichter wurde durch seine Unverzagtheit erschreckt und konnte ihn daher nicht recht richten, sondern musste das Haupt gleichsam abschneiden, sodass er in keiner geringen Lebensgefahr war.