Hans Koch und Leonhard Meister, ihrer Herkunft nach Waldenser, und zwar keine der geringsten unter ihnen, waren zwei fromme Männer, wie solches daraus erhellt, dass sie die christliche Wahrheit, die sie eifrig verteidigten, mehr liebten als ihr eigenes Leben, weshalb sie beide zu Augsburg um der Wahrheit des heiligen Evangeliums willen im Jahre 1524 getötet worden sind.
Hiervon werden in der heiligen Taufsgeschichte des Jacob Mehrning die Worte gelesen:
»Aus den böhmischen und mährischen alt-waldensischen Brüdern sind später einige vortreffliche Männer hervorgegangen, wohin namentlich Hans Koch und Leonhard Meister gehören, welche im Jahre …zu Augsburg getötet worden sind.« Taufsgeschichte, gedruckt 1646 und 1647, Pag. 748.
Diese beiden haben vor ihrem Tode Gott den Herrn ernstlich angerufen und gebeten und haben dieses ihr Gebet, worin sie die Ursache ihres Leidens angeführt, ihren Glaubensgenossen und allen Nachkömmlingen zum Troste und zur Vermahnung hinterlassen.
O Gott! Siehe nun von deinem hohen Throne das Elend deiner Knechte an, wie sie der Feind verfolgt, weil sie sich vornehmen den schmalen Weg zu betreten wie grausam sie auch verschmäht werden. Wer dich kennen lernt und sich an dein Wort festhält, der wird von ihnen verachtet und geschmäht. O Gott vom Himmel! Wir haben sämtlich vor dir gesündigt (Ps 106,6; Dan 9,5), darum strafe uns doch in Gnaden, wir bitten dich, laß uns deine Gnade genießen, dass durch uns deine Ehre vor dieser Welt nicht gelästert werde, die nun Willens ist, dein Wort zu vertilgen. Denn wir hätten wohl bei ihr guten Frieden, wenn wir deinen heiligen Namen nicht erkennten und nicht an deinen Sohn glaubten, dass er doch für uns am Stamme des Kreuzes für uns genug getan habe, wie auch, dass er unsere Sünden getragen und für unsere Schuld bezahlt habe (1Pt 2,24). Der Feind hat keine andere Ursache, uns mit solcher Wut zu versuchen, wie er täglich tut, als weil wir seinen Willen nicht vollbringen wollen, sondern dich, o Gott, in unserem Herzen lieben (Mt 22,37), welches weder der Satan noch sein Anhang ertragen kann. Darum peinigen sie uns mit aller Gewalt und verursachen uns viel Trübsal. Es ist also das unsere Missetat, weshalb uns der Feind so hart zusetzt, dass wir unsere Hoffnung allein auf dich, auf deinen lieben Sohn Jesum Christum und auf den Heiligen Geist setzen; darum müssen wir Schmach leiden, weil wir uns nicht gegen dich setzen (1Pt 4); wenn wir uns aber zur Abgötterei begeben würden, allerlei Bosheit ausübten und damit umgingen, so würden sie uns sicher, ruhig und unbeschädigt wohnen lassen. Darum, o Herr, nimm für uns die Waffen in die Hand und richte alle diejenigen, welche deine Gewalt und Macht nicht achten; würden wir dein Wort leugnen, so würde uns der Antichrist nicht hassen, ja wenn wir seiner lügenhaften Lehre glaubten, seinen Irrtümern folgten und mit der Welt auf den breiten Weg gingen, so würde sie uns günstig sein; da wir aber dir nachzufolgen suchen, so werden wir von der Welt gehaßt und verlassen (Mt 7,13). Wenngleich uns aber der Feind peinigt, so geschieht doch dieses nicht uns allein, sondern es ist Christo, unserem Seligmacher, auch geschehen (1Pt 4,1); denn sie haben auch ihm zuerst viel Schmach und Leiden angetan (Jes 53; Mt 27; Lk 24,26; Joh 15,18; 1Joh 3,13) und so ist es auch allen ergangen, die ihm anhingen und an sein Wort glaubten. Darum sagt Christus selbst: »Verwundert euch nicht, dass die Welt euch hasst, denn sie hat mich zuerst gehasst; sie haben meine Worte nicht angenommen, und sie werden auch eure Worte nicht annehmen; haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen, und wenn euch das alles widerfährt, so freuet euch und springt auf vor Freuden; denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.« Ferner tröstet uns Christus durch den Mund seiner lieben Apostel, indem er sagt: So wir mit ihm leiden, so werden wir uns auch mit ihm freuen, regieren in der ewigen Freude (Röm 8,17; 2Tim 2,12). Was liegt denn daran, wenn wir hier eine kleine Zeit verspottet und verschmäht werden, während uns Gott die ewige Wonne und Seligkeit zusagt; o Herr! Du siehst und hörst den Spott, die Schmach und das Leiden, welches man deinen Kindern antut, du kennst auch ihr geringes und schwaches Vermögen; darum bitten wir dich, o Gott, schütze doch deine Ehre selbst und heilige doch deinen Namen, der nun von allen denen, die auf Erden sind, sowohl von Hohen als von Niedrigen, so abscheulich gelästert wird, erzeige deine Kraft, damit die Feinde deine göttliche Kraft merken und verstehen und sich schämen lernen. O Herr, Gott! Erbarme dich doch über deine armen Schafe, die zerstreut sind und keinen rechten Hirten mehr haben, der sie fernerhin unterrichte; sende ihnen deinen Heiligen Geist, der sie mit deiner Gnade speise und sättige, damit sie bis an ihr Ende keiner fremden Stimme gehorchen (Joh 10,5). O Gott! In deiner hohen Majestät erhöre gnädigst unsere Bitte, während wir nun in großer Anfechtung und im Streite sind und verlasse uns nicht; gib, dass wir durch Christum, deinen Sohn, unserem Herzog, beständig alles erdulden, welchem Ehre sei und der den Satan mit seinem ganzen Heere überwinden kann. Gelobt sei sein heiliger Name, Amen.