Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.460

Zum Inhaltsverzeichnis

2.460  Disputation zwischen Hermann Blekwyk, gefangen von den Herren des Landes von der Brye in Brügge, und dem Bruder Cornelius, in Gegenwart Mr. Jan vDam, den 10. Mai 1569.

Bruder Cornelius: Ich sollte wohl sagen, guten Tag Hermann; aber ich bin noch gestern über euren verfluchten und vermaledeiten Heckenprediger oder Lehrer erzürnt und entrüstet, der dich und die andern Wiedertäufer draußen in dem schändlichen Grützhausbusche durch seine verdammlichen, höllischen, wiedertäuferischen Ketzereien so feindselig verführt, betrogen, rasend und teuflisch gemacht und bezaubert hat.

Darum muss ich nun hierherkommen, zu versuchen, ob ich dich von deiner Wiedertäuferei wieder abziehen und zu unserm katholischen christlichen Glauben bekehren könne. Wohlan, hast du Lust dazu oder nicht; so laß hören.

Hermann: Es kommt mir aus deinen Reden so vor, als ob du zornig seiest, und wenn du mir es nicht selbst gesagt hättest, so hätte ich gemeint, du hättest mich erschrecken wollen; aber warum bist du doch über den freundlichen und liebreichen Mann, von welchem ich glaube, daß er dir kein böses Wort gesagt hat, so entrüstet und ergrimmt?

Bruder Cornelius: Er papistete mich gleichwohl ein- oder zweimal; zwar gebe ich darum nicht einen Deut, aber ich bin sehr entrüstet, weil er sich von seiner verdammten Wiedertäuferei und allen andern verfluchten Ketzereien keineswegs hat bekehren lassen wollen, während ich doch so viele vergebliche Mühe angewandt habe; ja, das Verdrießlichste von allem ist, daß ich ihm seinen bösen, argen, falschen und ketzerischen Glauben so klar erwiesen und ihn davon überzeugt habe, wie die guten Herren gehört, und dennoch hat alles nichts geholfen, wiewohl er sich ins Unglück stürzt.

Hermann: Ich denke, daß er dir doch mit der Heiligen Schrift bewiesen hat, daß er an Jesum Christum, den Sohn des lebendigen Gottes, glaube; womit hast du es ihm dartun können, daß sein Glaube gottlos, böse, falsch und ketzerisch sei, wie du sagst?

Bruder Cornelius: Pfui, ei leider! So höre ich denn schon an deiner Antwort, daß ich mit deiner Bekehrung auch keine Ehre erjagen werde. Aber dünkt es dich denn genug zu sein, allein an Jesum Christum zu glauben, denn alle Teufel aus der Hölle glauben auch an Jesum Christum; ei, sieh doch einmal, womit man uns quält. Du musst ja auch, bei Verlust deiner Seele, an alle anderen Artikel des christlichen Glaubens und die guten, heiligen Satzungen unserer Mutter, der heiligen römischen Kirche, glauben, welche unsere heiligen Väter, die Päpste, in allen allgemeinen heiligen Konsilien beschlossen und verordnet haben, daß man daran glauben und sie beobachten soll; aber ihr Wiedertäufer glaubt und haltet doch nichts, es sei denn, daß es klar in der Heiligen Schrift steht, denn wenn einige Dinge in Heiliger Schrift etwas dunkel euch vorkommen, so wollt ihr dieselben keineswegs glauben, z. B. wenn in Heiliger Schrift von dem Gebete zur Erquickung und Erlösung der Seelen, die im Fegfeuer sind, die Rede ist, oder was von den sieben Sakramenten, von der Priestermacht, von der Transsubstantiation oder Veränderung des Brotes und Weines in das wahre Fleisch und Blut Jesu Christi in dem Sakrament des Altars gesagt wird, oder was darin von der ewigen jungfräulichen Reinigung Maria, der gebenedeiten Mutter Gottes verhandelt wird; nein, und noch sehr viele andere heiligen Artikel willst du nicht glauben; ja, was noch abscheulicher ist, die würdige und gebenedeite Mutter Gottes, die du verpflichtet und schuldig bist zu ehren, ihr zu dienen, sie anzurufen und zu bitten, daß sie ihren lieben Sohn für dich bitte, ja, die achtet ihr Wiedertäufer nicht besser als eure unflätigen und besudelten sündhaften Weiber. Auf solche Weise verachtet und verschmäht ihr auch alle Heiligen beiderlei Geschlechtes, die ihr doch ehren, ihnen fasten, sie feiern, sie anrufen und anbeten solltet, daß sie das Advokaten- oder Mittleramt zwischen euch und Gott vertreten und für euch bittet wollen; ei, ist das nicht brav? Aber du schweigst; antworte mir, warum ihr Sektierer wider die werte, gebenedeite Mutter Gottes und die Heiligen Gottes solche Feindschaft hegt; wohlan, laß hören!

Hermann: Daß wir Maria, der Mutter Jesu Christi, und die Heiligen Gottes hassen sollten, das sei ferne von uns; daß wir aber sie nicht anrufen und bitten, daß sie zwischen Gott und uns das Mittler- oder Advokatenamt vertreten wolle, das geschieht darum, weil Johannes in seinem zweiten Briefe, Kap 2 sagt: Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, der gerecht ist, und derselbe ist die Versöhnung für unsere Sünden, und nicht allein für unsere, sondern auch für der ganzen Welt Sünden. Dergleichen schreibt auch Paulus an Timotheus, Brief 1, Kap 2: Es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Jesus Christus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung; ebendasselbe führt er auch an, Hebr 9. Aber wir hassen unsere Feinde nicht, wie sollten wir denn die Heiligen Gottes hassen, die doch unsere Mitbrüder und Schwestern in dem Herrn sind?

Bruder Cornelius: Ei, ist das wahr? Sind sie eure Mitbrüder und Schwestern in dem Herrn! Warum seid ihr ihnen denn so feind und aussätzig, daß ihr ihre Reliquien oder Gebeine habt verbrennen und vernichten helfen, und ihre Bilder in Stücke zerschlagen habt, wo ihr sie habt bekommen oder erwischen können; ist das nicht eine schöne Bruderschaft und Schwesternschaft. Ihr vermaledeiten Wiedertäufer, die ihr seid!

Hermann: Wir haben mit euren Sachen nichts zu schaffen; würdet ihr uns in unserem Glauben und Handel und Wandel in Ruhe lassen, wie wir euch in eurer Religion, und wie wir auch eure Bilder, Reliquien oder Totenbeine zufrieden lassen, ihr würdet euch an unserem Blute nicht verunreinigen, noch euch dessen schuldig machen; aber ihr Kainsgeschlecht tötet zuerst die Heiligen Gottes, dann erhebt und verehrt ihr sie mit Fasten und Feiern, und richtet ihnen abgöttische Bilder auf, welche sie doch selbst verachtet, verschmäht und verworfen haben; verehrt auch ihre Gebeine, wie Christus sagt, Lk 11: Wehe euch, denn ihr baut der Propheten Gräber; eure Väter aber haben sie getötet; so bezeugt ihr zwar und bewilligt in eurer Väter Werk, denn sie töteten sie, so baut ihr ihre Gräber. Darum spricht die Weisheit Gottes: Ich will Propheten und Apostel zu ihnen senden, und sie werden einige derselben töten und verfolgen, damit von diesem Geschlechte aller Propheten Blut gefordert werde, das vergossen ist, von Abels Blut an Mt 23.

Bruder Cornelius: Ei, ei! Ihr verdammten, vermaledeiten Wiedertäufer! Wollt ihr euch mit den Propheten, Aposteln und Gottes heiligen Märtyrern, Päpsten und Priestern vergleichen, deren Blut um des katholischen christlichen Glaubens willen vergossen worden ist, gegen welche ihr Wiedertäufer doch eine solche Feindschaft tragt, daß ihr auch dadurch das Sakrament des Priesteramts schändet, und nicht allein die sechs übrigen Sakramente und alle unsere christlichen Zeremonien und Gottesdienste verwerft, sondern auch alle Artikel des christlichen katholischen Glaubens, wie ich gesagt habe; und darum werdet ihr getötet, versteht du das wohl, du grober, unverständiger, plumper Wiedertäufer, der du bist?

Hermann: Wie grob, plump und unverständig ich auch bin, so weiß ich doch wohl, daß ihr uns um deswillen tötet, weil wir solche päpstlichen, römischen Kirchenartikel, von denen du einen Teil genannt hast, weder glauben, noch halten, ihr aber meint Gott damit einen Dienst zu tun, daß ihr uns darum tötet, wie Christus, Joh 16, sagt: Sie werden euch in den Bann tun, aber die Zeit kommt, daß, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst daran, und solches werden sie euch darum tun, weil sie weder meinen Vater, noch mich kennen.

Bruder Cornelius: Ei, du bezauberter und von dem Teufel besessener Wiedertäufer! Willst du dieses auf euch beziehen? Solltest du uns Priestern und den Katholischen solche Dinge vorwerfen und weisen? Vielleicht möchtest du auch sagen, daß wir Priester weder Gott, noch seinen Sohn Jesum Christum kennen? Aber ei, wer kennt doch Gott und Jesum Christum besser, als wir katholischen Priester? Darum ist dieses von den jüdischen Priestern, wie auch von den Wiedertäufern, Calvinischen, Lutheranern und von allen andern Ketzern geredet, die uns Priester in Frankreich, Spanien, in diesen Landen und anderswo so tyrannisch verfolgen, ängstigen und martern, weil wir die rechte Erkenntnis Gottes und Christi haben.

Hermann: Es ist zu befürchten, daß euch Christus nicht kennen wird, obgleich ihr meint, ihn sehr wohl zu kennen, indem ihr ja so mancherlei verschiedene Orden und Regeln unter euch habt. Du bist ein Franziskaner, ein anderer ein Augustiner, dritter ein Karmelit, ein vierter ein Benediktiner, Jakobiner oder Dominikaner, und so seid ihr in unzählbare Orden und Sekten zerteilt, worunter eine jede ihre besonderen Regeln und Zeremonien hat, wonach sie leben muss, von welchem allem man nicht ein Wort in der Lehre Christi findet; wie sollte er euch nun kennen?

Bruder Cornelius: Ei, ist das wahr, du höllischer und teuflischer Wiedertäufer? Obgleich wir solch verschiedene Orden, Regeln und Zeremonien unter uns haben, so sind wir Ordensleute doch alle unter einem Sakramente des Priesteramtes begriffen.

Hermann: Dein Sakrament und Priesteramt ist ein bloßer Artikel, wie alle eure anderen Glaubensartikel, von denen man in Heiliger Schrift nichts geschrieben findet; darum habe ich weder Kenntnis davon, noch Glauben daran.

Bruder Cornelius: Ei, du verfluchter Wiedertäufer! So antworte mir denn, warum Gott der Vater uns, die wir seine Priester sind, nicht sollte kennen wollen, denn wir opfern ihm doch täglich in der Messe seinen Sohn Jesum Christum in Fleisch und Blut auf. Wen sollten sie beide doch besser kennen, als uns, ihre Priester? Was willst du nun hierüber sagen?

Hermann: Wie soll ich dir das Geheimnis der Messe offenbaren, da ich doch das Geheimnis der Messe selbst nicht kenne; aber du kennst es sehr gut.

Bruder Cornelius: Ist es wahr, daß ihr das Geheimnis der Messe nicht versteht, woher kommt es denn, daß ihr Ketzer euch unterwindet, ein solches vermaledeites Buch über das Todbette der Messe zu schreiben, worin steht, daß die Messe gleichsam an einem faulen, eiternden Geschwüre krank darniederliege, das sie an ihrem Kanon hat, woran sie sterben muss? Weißt du, verfluchter Ketzer, noch nicht das Geheimnis der Messe, wie du es nennst? Aber daß dich der Teufel schände samt dem Todbette der Messe, du verdammter Wiedertäufer, der du bist.

Hermann: Wir haben das Büchlein von dem Todbette der Messe nicht geschrieben, und warum nimmst du es so übel auf, daß ich von dem Geheimnisse der Messe rede; es ist doch auch unter den Papisten ein allgemeiner Gebrauch, daß sie, wenn man nach etwas fragt, das sie verschweigen wollen, darauf antworten: Ich darf das Geheimnis der Messe nicht verraten.

Bruder Cornelius: Ei, der Teufel und seine Mutter haben dies Sprichwort unter die Weltleute gebracht; ei, ich wollte, daß alle, die so sprechen, durch die Erde in den Abgrund der Hölle versinken müssten; ja, das wollte ich.

Notarius: Ei, Pater Cornelius, das Volk meint nichts Arges mit diesen Reden; ich habe es auch bisweilen Priester sagen hören, und daß ich die Wahrheit sage, ich habe es oft selbst ohne Arg und Nachdenken gesagt.

Bruder Cornelius: Nun, wohlan, hiervon ist genug; aber, du Wiedertäufer, antworte mir, ob du glaubst, daß das wahre Fleisch und Blut Christi Jesu in der Messe von uns Priestern aufgeopfert werde; wohlan, laß hören.

Hermann: Du solltest mich allerdings nach Sachen fragen, die in der Heiligen Schrift stehen, denn ich habe in eurem Glauben und eurer Religion nicht studiert.

Bruder Cornelius: Ja, ist das wahr, du unsinniger verteufelter Wiedertäufer? Willst du nur nach Sachen gefragt sein, die klar in der Heiligen Schrift stehen? Aber nun will ich dich auch rechtschaffen nach Sachen fragen, die klar und ausdrücklich in der Heiligen Schrift stehen. Ich habe ja gehört, daß ihr große Kinder im Hause herumlaufen habt, die noch ungetauft sind, während doch Christus zu Nikodemus, Joh 3, sagt: Wahrlich, wahrlich, es sei denn, daß jemand wiedergeboren werde, aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen; ist nun das nicht eine Sache, die in der Heiligen Schrift vorkommt?

Hermann: Als die Apostel nach Christi Befehl, Mt 28, hingingen und lehrten alle Völker an Jesum Christum glauben, ehe sie dieselben tauften, liefen denn damals, die im Glauben unterrichtet wurden, nicht auch zu der Zeit, wo sie nicht gelehrt wurden, im Hause ungetauft herum?

Bruder Cornelius: Wenn aber eure Kinder inzwischen sterben sollten, ich denke, sollten sie nicht zum Teufel in die Hölle fahren?

Hermann: Mitnichten. Ebenso wenig als die Kinder, oder diejenigen, die zur Zeit der Apostel im Glauben unterrichtet wurden.

Bruder Cornelius: Ei, das war ja eine andere Sache; die Kinder waren beschnitten, und dadurch waren sie selig, wenn sie auch ohne Taufe starben; jetzt bist du in die Enge getrieben und wirst in Gefahr laufen; ja, ja, ja.

Hermann: Die Kinder waren nicht alle beschnitten, denn der Glaube an Jesum Christum wurde auch unter den unbeschnittenen Heiden gelehrt und gepredigt; nun bin ich wieder entwischt.

Bruder Cornelius: Ei, ist das wahr? Aber ich will dich doch wieder fangen, denn wie die Kinder der unbeschnittenen Heiden, die ohne Taufe starben, zum Teufel fuhren, so fahren eure Kinder, die ohne Taufe sterben, auch in die ewige Verdammnis, verstehst du das wohl?

Hermann: Unsere Kinder, die vor der Taufe sterben, fahren ebenso wenig in die ewige Verdammnis als die Kinder des alten Testamentes, die vor dem achten Tage unbeschnitten starben.

Bruder Cornelius: Ei, meinst du denn, daß die Kinder des alten Testamentes, die vor dem achten Tage unbeschnitten starben, selig seien? Ei, das wäre ja etwas braves.

Hermann: Ja, so halten wir dafür, ohne daran zu zweifeln, und ich wundere mich, daß ich dich daran zweifeln höre.

Bruder Cornelius: Wo bleibt ihr denn mit der Erbsünde, welche die Kinder von Adam und Eva ererben?

Hermann: Wo bleibt ihr denn mit dem Tode Christi? Denn Johannes der Täufer sagte: Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt, Joh 1.

Bruder Cornelius: Trägt Christus alle Sünden der Welt hinweg, wie ihr Wiedertäufer versteht, meint und glaubt, wer sollte dann wohl verdammt sein, niemand, denke ich?

Hermann: Christus sagt, Mk 16: Wer nicht glaubt, wird verdammt werden, aber er sagt an keiner Stelle: Wer nicht getauft ist, wird verdammt werden; ich meine in der Kindheit.

Bruder Cornelius: Daran lügst du mit deinem falschen, schändlichen und lügenhaften Maule; denn habe ich dir nicht gesagt, daß Joh 3 steht, daß Christus zu Nikodemus gesagt hat: Wahrlich, wahrlich, es sei denn, daß jemand wiedergeboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Nun da habe ich dich ja in die Enge getrieben, ist dem nicht so?

Hermann: Mitnichten. Denn Christus redet dort von keiner auswendigen Taufe, auch meint er die Taufe nicht, sondern er redet von der Wiedergeburt, welche durch den Geist Gottes geschieht, welcher auch bisweilen in der Heiligen Schrift ein Wasser genannt wird, denn so spricht der Herr durch den Propheten Jes 44: Ich will Wasser auf die Durstigen gießen und Ströme auf die Dürre; ich will meinen Geist auf deinen Samen gießen; ferner, durch den Propheten Hesekiel, Kap 36: Ich will reines Wasser über euch sprengen, daß ihr von aller eurer Unreinigkeit rein werdet und von allen euren Götzen will ich euch reinigen, und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist geben. Ferner, Kap 39, spricht der Herr durch Hesekiel: Ich habe meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen; ferner durch den Propheten Joel 3: Alsdann will ich meinen Geist über alles Fleisch ausgießen.

Bruder Cornelius: Ja, das alles geschieht durch das Sakrament der Taufe, wenn man die Kinder tauft, denn da wird der Teufel durch des Priesters Beschwörungen ausgetrieben, und sie werden von der Erbsünde gereinigt, die sie von Adam und Eva empfangen haben, dann erlangen sie ein neues Herz und einen neuen Geist. Also gießt Gott seinen Geist über alles Fleisch aus; das wirst du mir nicht aus der Hand spielen, nun habe ich dich erwischt, du wirst auch wohl in der Enge bleiben.

Hermann: Ich sage dir noch einmal, daß Christus solche Wiedergeburt versteht, als er zu Nikodemus redete, welche weder die auswendige Taufe, noch die Kinder etwas angeht, sondern die Rechtgläubigen in Christo, die nach dem Willen Gottes durch das Wort der Wahrheit geboren sind, wie Jakobus, Kap 1, sagt; ferner, Petrus, Brief 1, Kap 1: Habt euch unter einander brünstig lieb aus reinem Herzen, als die da wiedergeboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Worte Gottes. Dergleichen Schriftstellen finden sich noch mehr, welche weder die unverständigen Kinder, noch die auswendige Taufe betreffen.

Bruder Cornelius: Wenn denn nun die Wiedergeburt aus dem Wasser und Geiste die Kinder nicht betrifft, so müssen sie ja geradeswegs zum Teufel fahren, denn ihr bekennt ja selbst, daß wer nicht glaubt, soll verdammt werden; nun aber glauben die Kinder ja nicht, wie du auch sagst. Wenn sie nun noch überdies ungetauft bleiben und in diesem Zustande sterben, so müssen sie ja verdammt sein, denn wodurch sollten sie denn anders zur Seligkeit gelangen?

Hermann: Durch den Tod Christi, wie ich dir gesagt habe; überdies sagt auch Christus, Mt 5; 18 und 19, daß solcher das Himmelreich sei.

Bruder Cornelius: Ja, das sind eben dieselben Schlussreden, womit mir gestern euer Heckenprediger auch die Blase brach.

Was nützt doch alles Disputieren und Nachgrübeln? Willst du dich bekehren lassen, so musst du dir sagen und dich unterweisen lassen und zu dem katholischen christlichen Glauben unserer Mutter, der heiligen römischen Kirche, und zu ihrer Taufe und Religion bringen lassen. Was willst du dich nun so sehr auf die Ketzereien des verdammten Hauptketzers Menno Simon verlassen und an diesem bezauberten Heckenprediger so fest halten? Ei, warum glaubst du mir nicht ebenso gut, als diesem Menno Simon? Ich bin ebenso gelehrt und habe ebenso viel gelesen, als er, und gewiss viel mehr, als dieser lumpige Dreckbischof Jakob der Weber, und als Dierik Philipps oder Ubo Frisius, und was dergleichen Teufelsbrut mehr ist.

Hermann: Ich verlasse mich (oder baue) weder auf Menno Simon, noch auf irgendeinen Menschen, denn der Prophet Jeremia sagt: So spricht der Herr: Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt.

Bruder Cornelius: Das ist wahr, du hast sehr gut geredet. Wenn du anfängst, so zu sprechen, so habe ich gute Hoffnung, dich mit der Hilfe Gottes von dieser schändlichen Wiedertäuferei zu bekehren. So will ich dich denn zunächst dazu bringen, daß du von derselben abfallest, und deine ungetauften Kinder in der katholischen Kirche von einem Priester taufen lassest, wie einem guten Christenmanne zukommt. Da hast du es denn; ei, Hermann, was denkst du davon?

Hermann: Mich dünkt nicht, daß du der Mann seiest, der mich zu deiner Mutter, der römischen Kirche, bekehren, oder dazu bringen wird, daß ich meine ungetauften Kinder in der papistischen Kirche taufen lasse.

Bruder Cornelius: Ei, ei, wie redest du nun wieder so; was tausend Teufel (Gott segne uns) treibt dich dazu. Es scheint, daß er weder auf Menno Simon, noch auf irgendeinen andern Menschen mehr vertrauen will, denn wenn ich ihn mit Güte und Freundlichkeit ermahne, von der Wiedertäuferei abzustehen, und seine ungetauften Kinder in der katholischen Kirche taufen zu lassen, so dreht er sogleich den Rücken um, ist das nicht schön? Wirst du dich nicht bekehren, und deine ungetauften Kinder nach katholischer Weise in unserer Kirche taufen lassen, so kann man dich auch wohl lebendig an einem Pfahle verbrennen; ja, sieh doch.

Hermann: Das könntet ihr Papisten dennoch tun, wenn ich auch von meinem Glauben abfiele und meine ungetauften Kinder in eurer Kirche taufen ließe.

Bruder Cornelius: Ja wohl, wir könnten, aber man würde dir alsdann das Schwert geben; willst du dich nun gutwillig bekehren lassen, so will ich dir des Schwertes wegen Versicherung geben.

Hermann: Warum sollte man mir ein Schwert geben? Es wäre mir ja nichts nütze, denn wir brauchen keine Schwerter.

Bruder Cornelius: Ei, ei, du verstehst mich wohl, was ich damit meine; du sollst alsdann nur mit dem Schwerte enthauptet werden.

Hermann: Wenn ich nun wahrhaftig und ohne Heuchelei bekannt, daß ich im Glauben geirrt hätte, und meine ungetauften Kinder in eurer Kirche taufen ließe, würde ich dann nicht, nach deiner Meinung, ein guter, aufrichtiger Christenmensch sein?

Bruder Cornelius: Ach, Jesus! Ja Hermann, warum nicht? Ja, gewiss, Hermann, solch ein guter Christ, als jemand sein kann. Das höre ich gern.

Hermann: Solltet ihr Papisten aber euch keine Sünde daraus machen, eines solchen guten aufrichtigen Christenmensch Blut zu vergießen?

Bruder Cornelius: Ei, ei, ist es nichts anderes als dieses? Du müsstest ja doch sterben, weil du von dem katholischen christlichen Glauben abgefallen bist und dich hast wiedertaufen lassen; prüfe es einmal.

Hermann: Der Hirt von den hundert Schafen, wovon Christus, Lk 15, sagt, stach doch dem verlorenen oder verirrten Schafe die Kehle nicht ab, als er es wiederfand, sondern er legte es auf seine Schultern und trug es mit Freuden nachhause.

Bruder Cornelius: Was nützt doch alles dies Rasen und Schwatzen, willst du dich bekehren, so bekehre dich und komme. Ei, was soll ich hierzu sagen? Ich sollte je eher den Teufel aus der Hölle und seine Mutter bekehren, als einen von diesen verstockten und verhärteten Wiedertäufern, das schwöre ich.

Hermann: Darum habe ich gesagt, daß du der Mann nicht seiest, der mir aus der Heiligen Schrift beweisen kann, daß mein Glaube und meine Taufe, die ich auf mein Glaubensbekenntnis an Jesum Christum empfangen habe, böse sei; wie sollte ich mich denn davon bekehren können?

Bruder Cornelius: Ja, ist es wahr? Aber welcher Teufel aus der Hölle macht dich so frech, daß du dich wiedertaufen lässt, der du doch einmal getauft worden bist; aber beweise mir einmal aus der Heiligen Schrift, daß sich ein Christenmensch, der einmal getauft worden ist, wiedertaufen lassen soll; ich will meinen Hals zum Pfände setzen, daß du mir solches mit der Heiligen Schrift nicht beweisen kannst; ja sieh.

Hermann: Armer Bruder Cornelius, du hast bereits deinen Hals verspielt, denn im 19. Kapitel der Apostelgeschichte steht: Es geschah, als Apollo zu Korinth war, daß Paulus die oberen Länder durchwanderte und nach Ephesus kam, wo er einige Jünger fand, zu denen er sprach: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig geworden seid? Sie antworteten: Wir haben noch nicht gehört, ob ein Heiliger Geist sei. Paulus sprach zu ihnen: Worauf seid ihr denn getauft? Sie antworteten: Auf Johannes Taufe. Paulus sprach: Johannes hat mit der Taufe zur Buße getauft und sagte zum Volke, daß sie an den glauben sollten, der nach ihm kommen würde, das ist, an Jesum, daß er der Christ sei. Da sie das hörten, ließen sie sich auf den Namen des Herrn Jesu taufen; nun, wohlan, du armer Bruder Cornelius, gib deinen Hals her.

Bruder Cornelius: Ja, holla, wären sie recht getauft gewesen, Paulus hätte sie nicht wiedertaufen lassen. Ich habe meinen Hals noch nicht verspielt.

Hermann: Wohlan denn, eben dasselbe antworte ich auch; wäre ich recht getauft gewesen, ich hätte mich nicht wieder taufen lassen; aber nun hörst du es, daß du mich so oft mit Unrecht einen verfluchten vermaledeiten Wiedertäufer gescholten hast.

Bruder Cornelius: Aber du warst ja sehr wohl getauft, denn der Priester hatte dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft. Darauf hast du dich nachher innerhalb sechs oder sieben Jahren noch einmal taufen lassen, bist du nicht ein verfluchter, verdammter und vermaledeiter Wiedertäufer?

Herman: Ich war nicht auf meinen Glauben an Jesum Christum, sondern in meinem Unglauben getauft; als ich das hörte und verstand, ließ ich mich auf meinen Glauben taufen, wie Christus selbst, Mk 16, gesagt hat: Wer glaubt und getauft wird, soll selig werden; bin ich denn darum ein verdammter, vermaledeiter und verfluchter Wiedertäufer?

Bruder Cornelius: Ja, du bist und bleibst ein verdammter, vermaledeiter Wiedertäufer, wenn du dich nicht bekehrst, denn St. Paulus sagt ja, es sei nur ein Gott, ein Glaube, eine Taufe; ist es nun keine Wiedertäuferei, sich wiedertaufen zu lassen?

Hermann: Darum werdet ihr Papisten nach euren eigenen Worten mit Recht von den Calvinischen beschuldigt, daß ihr Wiedertäufer seid, weil ihr die Kinder in euren Kirchen wiedergetauft habt, die draußen in ihrer Predigt einmal getauft waren.

Bruder Cornelius: Ei, du plumper unverständiger Wiedertäufer! Die Kinder waren ja nicht recht getauft; so weißt du auch selbst aus den Geschichten der Apostel, Kap 19, daß Paulus diejenigen hat wiedertaufen lassen, die auf Johannes Taufe verkehrt getauft waren. Sollten wir Katholischen denn nun Wiedertäufer sein? Einen Dreck in dein Maul. Aber was soll ich sagen? Macht man jetzt nicht ein rechtes Narrenwerk aus dem Sakramente der Taufe? Ei, seht doch, womit wir geplagt und gequält sein müssen! Willst du verfluchter Wiedertäufer nun auch uns Katholische Wiedertäufer schelten? Nun laufe in die Hölle.

Hermann: Ich mache dich nicht zum Wiedertäufer, sondern ich sage nur, daß die Calvinischen euch Wiedertäufer schelten, weil ihr ihre Kinder wiedertauft, die sie schon einmal haben taufen lassen.

Bruder Cornelius: Ei, ich frage ja den Teufel nach der Calvinischen Taufe und nach eurer Wiedertäuferei.

Hermann: Unsere Taufe geschieht gleichwohl nach der Einsetzung Christi, denn in unserer Gemeinschaft tauft man die Gläubigen, aber ihr tauft die Ungläubigen.

Bruder Cornelius: Ja, die Paten und Dötchen glauben statt der Kinder, bis sie groß genug sind, selbst zu glauben; verstehst du das wohl?

Hermann: Nein, denn von diesen Paten und Dötchen finde ich in der Heiligen Schrift nichts, auch das nicht, daß ein Mensch um eines andern willen glaubt.

Bruder Cornelius: Ei, jetzt habe ich dich recht in die Enge getrieben, denn St. Lukas sagt ja, Kap 5, daß Christus den Glauben der Träger angesehen, die den gichtbrüchigen Menschen von oben durchs Dach mit dem Bette hinabließen, und daß er ihn um deswillen gesund gemacht und ihm seine Sünden vergeben habe. Ei, da habe ich dich wieder erwischt; nun suche abermals einen Ausweg; da hast du eine Brille auf die Nase erhalten; hast du nicht.

Hermann: Mitnichten; denn daraus mag man nicht schließen, daß der gichtbrüchige Mensch selbst nicht geglaubt habe, oder ohne Glauben gewesen sei, wie die Kinder sind, die ihr tauft.

Bruder Cornelius: Ja die Altväter oder Lehrer unserer Mutter, der heiligen römisch-katholischen Kirche, lehren gleichwohl, daß die Träger des gichtbrüchigen Menschen die Paten und Dötchen bedeuten, welche die Kinder über die Taufe heben, und statt der Kinder glauben, bis sie ihrer vorgerückten Jahre wegen selbst glauben können; denn darum ist auch das Sakrament der Firmung eingeführt worden, um die Kinder, wenn sie in Folge ihres Alters selbst glauben können, an ihre Taufe zu erinnern. Ich könnte dir zwar solches aus den Altvätern zur Genüge beweisen, aber ihr Wiedertäufer wollt so fest allein auf der Heiligen Schrift stehen, daß ihr von den Altvätern oder Lehrern der heiligen Kirche nichts hören wollt, denn wie mir der Oberaufseher der Augustiner gesagt hat, so kommt es euch so abscheulich und hässlich vor, wenn man euch etwas von St. Hieronymus, St. Ambrosius, St. Augustinus, St. Gregorius und einigen andern Altvätern sagt, als ob man euch etwas von dem leibhaftigen Teufel sagte; ei, das ist was Schönes.

Hermann: Weil wir nun Christen sein wollen, so wollen wir nicht auf der Altväter Lehre achten, denn ihre Beschreibung handelt nur von der Papisterei, als von Paten, Dötchen, von dem Sakramente der Firmung und dem ganzen Papistenkram, welchem ihr folgt und unterhaltet.

Bruder Cornelius: Ei, du verdammter und verfluchter Wiedertäufer! Nennst du das Sakrament der Firmung Papisterei?

Hermann: Was ist es denn anderes? Denn ich habe in heiliger Schrift niemals etwas von dem Sakramente der Firmung gelesen.

Br. Cornelius: Solltest du denn so unverständig, plump und grob sein, daß du es nicht verständest, wenn du davon liest, denn firmen ist so viel als Hände auflegen. Ei, sieh doch.

Herman: Ei, will es so viel sagen, so vergib mir, daß ich um meines groben und dummen Verstandes willen solches schöne und hohe Latein nicht verstehe.

Bruder Cornelius: Ei, hört doch nun! Sage ich denn, daß es Latein sei?

Hermann: So wollte ich denn gerne wissen, aus welcher Sprache es wäre.

Bruder Cornelius: Das weiß ich selbst nicht; aber wir Katholischen verstehen unter dem Worte Firmung das Sakrament der Bestätigung oder die Auflegung der Hände des Bischofs, wenn nämlich unsere Bischöfe, oder Weihbischöfe, Erwachsene oder Kinder firmen, wie auch die Apostel taten; aber das ist es, was ich sage, daß ihr Sektierer von vielen heiligen sakramentalischen Sachen in der Heiligen Schrift lest, die ihr doch nicht versteht, und darum versteht ihr auch unser Sakrament der Firmung nicht.

Hermann: Wenn eure Bischöfe oder Weihbischofe mit solcher Firmung oder Auflegung der Hände den Kindern oder Erwachsenen den Heiligen Geist und die Gabe der Sprache und Weissagung geben könnten, wie es die Apostel taten, so würde ich eure Firmung sehr wohl verstehen und kennen.

Bruder Cornelius: Ei, diese Wunderwerke mussten damals geschehen, damit die Leute den Aposteln glauben möchten, denn sie waren doch ungläubig; verstehst du das nicht, du unverständiger Wiedertäufer?

Hermann: Hätte euch Christus befohlen, solche Auflegung der Hände nachzumachen, so würde er auch die Wunderwerke durch euch wirken. Wenn nun eure Bischöfe solche Wunder mit ihrer Firmung und durch Auflegung der Hände bewirken, so will ich euch auch glauben.

Bruder Cornelius: Still, still, still! Das sind eben dieselben Schlüsse und Zänkereien, die euer vermaledeiter Heckenprediger gestern auch wider das Sakrament der Firmung und das Sakrament der Ölung vorgebracht hat, und obgleich Christus uns nicht befohlen hat, es nachzumachen, so haben es doch die Apostel uns befohlen; denn befiehlt nicht St. Jakob im 5. Kap., daß, wenn jemand schwach oder krank wäre, man die Priester der Kirche holen lassen solle, damit sie über ihn bitten und ihn mit Öl salben.

Hermann: Das Öl, wovon Jakobus schreibt, mag wohl ein anderes Öl sein, als euer Öl ist, denn mit jenem wurden die Kranken gesalbt, daß sie von ihrer Krankheit genesen möchten, worauf sie auch gesund wurden; aber ihr Papisten tut ja das Gegenteil, denn wenn ihr zuvor wüsstet, daß die Kranken gesund werden und nicht sterben würden, ihr würdet sie nicht mit Öl salben; aber ihr salbt nur solche Kranke mit Öl, von denen ihr meint, daß sie sterben werden.

Bruder Cornelius: Wusste ich es nicht, meine Herren, daß er dergleichen auch vorbringen würde, wie gestern euer Heckenprediger; ich wollte mit euch wetten, daß wenn ich ihm aus dem 5. Kap. St. Jakobus das Sakrament der Beichte beweisen wollte, er sagen würde, wie auch gestern sein Heckenprediger sagte, ich sollte meine Sünden auch vor ihm beichten. Ei, seht doch, womit wir gequält und geplagt sind!

Hermann: Schien dir denn dies eine unerwartete Antwort von ihm zu sein? Gleichwohl steht geschrieben: Bekenne einer dem andern seine Sünden; aber wenn ihr Pfaffen alles von den Leuten wisst, was ihr zu wissen verlangt, so lasst ihr sie gehen, und beichtet denen nicht, die doch ihre Sünden euch bekannt, oder, wie ihr es nennt, gebeichtet haben.

Bruder Cornelius: Ja, wir nennen es Beichte; es ist auch eine Beichte und wird trotz deines Maules eine Beichte bleiben. Wie fremd würde es aber aussehen, wenn wir Priester auch niederknien und den Weltleuten beichten würden. Sollten sie auch wohl Macht haben, uns von den Sünden freizusprechen? Ei, welche fremde Freisprechung würde das sein; und wenn ich dir hier beichten würde, solltest du dich auch wohl der Macht anmaßen, mich von den Sünden zu entbinden oder mir sie zu vergeben?

Hermann: Eine solche Macht wie du hast, und alle Pfaffen, die Sünden zu vergeben, haben alle Menschen; denn Christus sagt, Mk 11: Vergebt, wenn ihr etwas wider jemanden habt, damit euer Vater im Himmel euch eure Fehler vergebe; ferner Lk 6: Vergebt, dann wird euch vergeben.

Bruder Cornelius: Ei, du verfluchter Widertäufer! Habt denn ihr Weltleute priesterliche Macht, die Sünden in der Beichte zu vergeben? Diese Vergebung der Sünden, wovon Christus Mk 11 und Lk 6 sagt, geht weder die Beichte noch den Ablass einen Dreck an; aber wir Priester haben in dem Sakramente der Beichte und des Ablasses noch eine besondere priesterliche Macht die Sünden zu vergeben und sie büßen zu machen.

Hermann: Woher habt ihr Pfaffen mehr Macht, die Sünden zu vergeben, als wir, die ihr Weltleute nennt?

Bruder Cornelius: Diese besondere Macht hat Christus seinem Statthalter St. Peter übergeben; St. Peter aber hat sie seinen Statthaltern, den Päpsten, hinterlassen; so teilen denn nun die Papste uns Priestern solche Macht mit, weil sie selbst nicht überall persönlich Beichte hören und Ablass geben können.

Hermann: Daß die Päpste, wie auch ihr Pfaffen, eine besondere Macht haben sollten, die Sünden zu vergeben und zu behalten, welche Christus Petrus gegeben hat, könnt ihr mit der heiligen Schrift nicht beweisen.

Bruder Cornelius: Ist es wahr, du verfluchter Wiedertäufer? Der Schinder wird es dir gut machen und ein gutes Feuer unter deinen Leib anzünden; ebenso werden es dir die leibhaftigen Teufel aus der Hölle noch wohl mit brennendem Pech, Schwefel und Teer im höllischen Feuer beweisen; das soll dir geschworen sein.

Hermann: Ihr Papisten könnt euren Glauben, eure Lehre und Religion mit nichts besser beweisen, als mit dem Henker, Schwerte, Feuer, Stricke und Galgen, denn das sind die besten Zeugnisse oder Beweisgründe, die ihr habt, und auf gleiche Weise haben eure Vorväter auch ihren Glauben und ihre Lehre an den Propheten Gottes, an Christo, seinen Aposteln und an den Heiligen Gottes von Abels Blut an bis hierher bezeugt und bewiesen.

Bruder Cornelius: Ei, du höllischer, teuflischer, verdummter und vermaledeiter Wiedertäufer! Für was hältst du denn unsere heiligen Väter, die Päpste, und unsere Priester? Daß dich der Donner und Blitz erschlage, verbrenne und zermalme! Ei, daß ich mich um solches verfluchten Wiedertäufers willen so erzürne, entrüste und beunruhige.

Der Blutschreiber: Sachte, sachte, Vater Cornelius und Hermann; redet doch sanftmütiger miteinander.

Bruder Cornelius: Jawohl! Seid sanftmütig gegen solche verteufelten und bezauberten Ketzer, die nichts hochachten. Aber lauft ihr Wiedertäufer denn ohne Beichte und Ablass zu eurem Nachtmahle? Ich denke wohl; denn ihr haltet es doch nur für einen Bissen schlechtes und gemeines Brot, und für ein Schlücklein gemeinen und sauren Wein; aber wenn die wesentliche Verwandlung in dem Sakramente des Altars bei dir Papisterei und Zauberei ist, so werden wir Priester alle von dir für Zauberer gehalten, weil wir das wahre Fleisch und Blut Christi in der Hostie und in dem Kelche beschwören und bezaubern, wie ihr Sakramentierer sagt, obgleich ihr euch dadurch ins Unglück stürzt.

Hermann: Dergleichen Beichte, Ablass und Sakrament des Altares gebrauchen wir nicht in unserer Gemeinde, sondern wir halten es mit solcher Vergebung der Sünden, die uns Christus befiehlt, Mk 11 und Lk 6, und mit solcher Brechung des Brotes und Austeilung des Kelches, wie er uns in seinem letzten Abendmahle zu seinem Gedächtnis zu tun befohlen hat.

Bruder Cornelius: Ei, durch solche Vergebung der Sünden versteht Christus nichts anderes, als wenn dein Nächster an dir sich vergangen hat; aber ich frage nach solchen Sünden, die ihr wider Gott begangen habt, ob ihr mit diesen ohne Beichte und Ablass zu eurem Teufelsnachtmahle lauft?

Hermann: Wir bitten, wie uns Christus, Mt 6, gelehrt hat: Vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern. So gebrauchen wir auch kein Teufelsnachtmahl.

Bruder Cornelius: Ei, euer Brotbrechen und eure Austeilung des Kelches ist des Teufels Nachtmahl, wovon St. Paulus im 1. Briefe an die Korinther, Kap. 10, schreibt: Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und des Teufels Kelch; ihr könnt nicht teilhaftig werden des Herrn Tisches und des Teufels Tisches; aber der Kelch der Danksagung, womit wir danksagen (das ist zu verstehen: wir Katholischen), ist der nicht eine Mitteilung des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht eine Mitteilung des Leibes des Herrn? Aber ist euer Bissen Brot und euer Kelch mit einem Schlücklein versauerten Weins nicht ein Teufelsnachtmahl? Denn ihr Sakramentierer segnet euren Kelch nicht, auch weiht ihr euer bisschen Brot nicht, sondern es ist Wein und Brot und bleibt Wein und Brot. Laß nun hören, ob du darauf etwas antworten kannst, was Gewicht hat.

Hermann: Hierauf muss ich dich fragen, ob ihr selbst denn auch wohl glaubt, daß Christus in seinem letzten Abendmahle keinen andern Leib oder kein Fleisch und kein anderes Blut verstanden habe, als dasjenige, das zur Vergebung der Sünden am Kreuze zerbrochen und vergossen werden sollte.

Bruder Cornelius: Ei, warum sollte ich das nicht glauben? Das ist ja ganz katholisch.

Hermann: Wohlan, ich denke, du wirst nun selbst bekennen, daß das Brot, welches die Apostel in dem Abendmahl aßen, nicht gekreuzigt worden sei.

Br. Cornelius: Ei, welche höllisch teuflische und ketzerische Frage ist das! Solche tiefe Frage habe ich niemals gehört; aber ich glaube und weiß wohl, daß die Apostel den Leib oder das Fleisch Jesu gegessen haben, welcher den folgenden Tag nach dem Abendmahle gekreuzigt werden sollte.

Hermann: Darum verstehst du armer Mensch nicht den Sinn und die Meinung Christi, welchen Paulus gleichwohl, 1Kor 10, sehr gut auslegt, indem er sagt: Seht an den Israel nach dem Fleische, welche die Opfer essen, sind sie nicht in der Gemeinschaft des Altars? Also wenn wir das Brot essen und den Wein trinken, so werden wir des Leibes und des Blutes Christi teilhaftig.

Br. Cornelius: Ei, du verfluchter Sakramentierer! Willst du nun Gottes Fleisch mit dem unsaubern Ochsen- oder schlechten Schaffleische und mit den garstigen stinkenden Böcken, auch anderen Tieren und Schindfleische vergleichen? Ja, einen Dreck in dein Maul, ei, pfui! Welche abscheuliche und schreckliche Ketzerei ist dieses.

Hermann: Du verstehst weder Paulus noch mich, denn meine Rede will so viel sagen, daß Paulus mit diesem Gleichnisse von den Opfern des Altars (welches die Juden aßen und dabei der Vergebung der Sünden teilhaftig wurden), die Gemeinschaft oder Mitteilung des gebrochenen Brotes und des Kelches des Weines (welches wir zum Gedächtnisse des Leibes und Blutes Christi essen und trinken) vorstelle und auslege, daß wir auch durch den Leib und das Blut Christi, das er für der Welt Sünden aufgeopfert, der Abwaschung von Sünden teilhaftig werden.

Bruder Cornelius: Ei, sieh doch, nun verstehe ich deinen ketzerischen sakramentierischen Sinn klar genug, daß du daraus nicht mehr machst, als ein Gleichnis und Gedächtnis des Fleisches und Blutes Christi. O verfluchter und vermaledeiter Wiedertäufer! Ei, warum sagt denn St. Paulus im 11. Kap. seines 1. Briefes an die Korinther: Welcher unwürdig von diesem Brote isst, oder von dem Kelche des Herrn trinkt, der ist an dem Leibe und Blute des Herrn schuldig; der Mensch prüfe sich aber selbst, und also esse er von diesem Brote und trinke von diesem Kelche, denn welcher unwürdig isst und trinkt, der isst und trinkt sich selbst das Gericht, darum, daß er den Leib des Herrn nicht unterscheidet. Antworte mir nun einmal darauf, du verdammter Sakramentierer, der du bist.

Hermann: Im 10. Kapitel des 1. Briefes an die Korinther schreibt Paulus: So sind wir viele ein Brot und ein Leib, weil wir alle eines Brotes teilhaftig sind; ferner im 12. Kap.: Wir sind alle Glieder eines Leibes. Sind wir nun Glieder eines Leibes, welche Christus durch seine Taufe und durch seinen Geist miteinander vereinigt hat, so kann auch kein auswendiges Zeichen passender sein, die Vereinigung in einen Leib vorzustellen und zu bedeuten, als daß wir in dem Brotbrechen alle eines Brotes teilhaftig werden, zum Zeichen, daß wir viele ein Leib und ein Brot seien. So verhält es sich auch mit dem Weine, denn gleichwie viel Körnlein zusammen gemahlen, und zu einem Brote gemacht werden, so wird auch von viel Weintrauben ein Trank gemacht. Darum prüfe ein jeder sich selbst, ob er auch der Gemeinschaft des Brotes und des Kelches des Herrn würdig sei, ob er seine Mitbrüder auch aus reinem Herzen liebe, denn wenn er seinen Bruder hasst und nicht liebt, und will sich gleichwohl des Brotes und des Kelches des Herrn teilhaftig machen, als ob er ein Glied Christi wäre, so wird er des Leibes und Blutes des Herrn schuldig sein, und wird sich selbst das Gericht essen, weil er nicht unterscheidet, daß der Leib des Herrn durch die Gemeinschaft oder Mitteilung vorgestellt und angewiesen wird, und daß wir Glieder eines Leibes sind, worin uns Christus vereinigt hat.

Bruder Cornelius: Ja, still, still! Es scheint, als ob du auch eine Predigt im Grützhausbusche halten könntest; ei, dies Volk weiß nichts anderes zu tun als zu predigen; aber ei, Lieber! Du solltest mir lange predigen müssen, ehe ich glauben würde, daß ein Mensch an einem bisschen gemeinen Brotes und einem Schlücklein Wein, womit ihr Sakramentierer den Leib und das Blut Christi nur vorstellen wollt, sich selbst das Gericht essen und trinken sollte; eher wollte ich glauben, daß Gott Henrich hieße.

Hermann: War denn auch wohl mehr an den Opfern der Juden von Schafen und Tauben gelegen, als an Brot und Wein, welche Zeichen des wahren Opfers sind, das Christus an seinem eigenen Fleische und Blute am Kreuze getan hat? Wenn nun die Juden nach Christi Befehl ihr Opfer vor dem Altare niederlegen, und sich, ehe sie opferten, mit ihrem Bruder versöhnen mussten, so sollte sich ein Christenmensch wohl prüfen, ehe er sich des Brotes und des Kelches des Herrn teilhaftig macht.

Bruder Cornelius: Ei, was tausend Teufel! Gott segne uns; sind denn Brot und Wein nur Zeichen des wahren Opfers des Fleisches und Blutes Christi am Kreuze? Warum sagt er denn Joh 6: Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch; ferner: Mein Fleisch ist die wahre Speise und mein Blut ist der wahre Trank; wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der wird in Ewigkeit leben?

Hermann: Dieser Beweisgrund ist wider dich selbst; denn du willst sagen, daß das Brot und der Wein um deswillen der Leib und das Blut Christi seien, weil Paulus sagt, daß, wer unwürdig davon isst und trinkt, sich selbst das Gericht esse und trinke. Hier aber sagt Christus: Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der wird in Ewigkeit leben. Wäre nun das Brot und der Wein (wovon Paulus schreibt) das Fleisch und Blut Christi, so könnte sich niemand das Gericht daran essen.

Bruder Cornelius: Ei, dieser verdammte Sakramentierer wird uns jetzt plagen und über die Nase hauen, denke ich, mit allen diesen abscheulichen Gotteslästerungen wider Gottes wahren Leib und Blut; aber der leibhaftige Teufel aus der Hölle sitzt in seinem verfluchten Maule.

Hermann: Ich habe nicht ein Wort von Gottes Leib und Blut angeführt, wie sollte ich denn Gotteslästerung dagegen geredet haben?

Bruder Cornelius: Ei, du vermaledeiter Wiedertäufer und Sakramentierer! Ist nicht Christi Leib und Blut auch Gottes Leib und Blut; sind nicht Gott der Vater und Gottes Sohn ein Gott? Oder willst du zwei Götter daraus machen? Bist du etwa auch ein Trinitarius, denke ich?

Hermann: Gleichwohl hast du gesagt, als du von der Messe disputieren wolltest, daß ihr Priester Gott seinen Sohn Jesum Christum täglich in der Messe aufopfert, folglich machst du einen Unterschied zwischen Gott und seines Sohnes Leib, welchen du nun Gottes Fleisch und Leib nennen willst.

Bruder Cornelius: Ei, der Teufel und seine Mutter spielen mit deinem Munde. Du solltest mir nun gern in mein Netz beißen, solltest du nicht? Ei, du arger, schändlicher, falscher durchtriebener Wiedertäufer und Sakramentierer, ja, auch Trinitarius, weil du so schändlich von der heiligen Dreieinigkeit redest; aber glaubst du denn nicht, daß Christus die zweite Person in der Gottheit und heiligen Dreifaltigkeit sei, wiewohl man aus deinen Reden das Gegenteil schließen sollte.

Hermann: Wir wissen nur von Dingen zu reden, die in der Heiligen Schrift genannt werden.

Bruder Cornelius: O du Trinitarius! Ei, steht nicht in der Heiligen Schrift, von Gott dem Vater und von Gott dem Sohne und von Gott dem Heiligen Geiste?

Hermann: Gleichwohl redet die Heilige Schrift nur von einem Gott und von dem lebendigen Sohne Gottes, und von dem Heiligen Geiste.

Bruder Cornelius: Ja, ist das wahr, du verfluchter Trinitarius? Aber, wenn du das Symbolum Athanasius liest, so wirst du wohl von Gott dem Vater, und Gott dem Sohne und von Gott dem Heiligen Geiste darin finden, daß diese drei Personen ein wahrhaftiger Gott genannt werden, unter welchen der Vater die erste Person, der Sohn die zweite Person und der Heilige Geist die dritte Person in der Gottheit ist, und diese drei Personen machen die heilige Dreifaltigkeit aus; verstehst du es nun, du Trinitarius?

Hermann: In dem Symbolum Athanasius habe ich nicht studiert, denn mir genügt, daß ich an den lebendigen Gott glaube und daß Christus der Sohn des lebendigen Gottes sei, wie Petrus, Mt 16, glaubt, und an den Heiligen Geist, welchen der Vater durch Jesum Christum, unsern Heiland, im Überflusse in uns ausgießt, wie Paulus, Tit 3, schreibt.

Bruder Cornelius: Ist das wahr? Aber ihr seid in Wahrheit schöne Gesellen, daß Gott seinen Heiligen Geist in euch ausgießen sollte, die ihr doch nicht glauben wollt, daß der Heilige Geist auch selbst Gott sei. Diese Ketzerei erhebt ihr; auch studiert ihr in den teuflischen Büchern des verdammten Erasmus Rotterodami, der in seiner Vorrede über St. Hilarius Bücher schreibt, daß St. Hilarius am Ende des 12. Buches sagt, daß nirgends in der Heiligen Schrift der Heilige Geist Gott genannt werde, daß wir aber so vermessen geworden seien, daß wir den Heiligen Geist Gott nennen dürfen, was die alten Kirchenlehrer nicht gedurft; ebenso ist dieser böse Erasmus ein großer Feind der Gottheit Christi gewesen. Ei, ei! Willst du denn nun diesem verdammten Trinitarius folgen?

Hermann: Wir folgen weder Erasmus noch Hilarius, sondern der Heiligen Schrift, wie auch Hilarius und Erasmus tun.

Bruder Cornelius: Wenn nun auch die Schrift den Heiligen Geist an keiner Stelle Gott nennt, was ist daran gelegen? Denn der Heilige Geist hat es unserer Mutter, der heiligen römisch-katholischen Kirche selbst eingegeben, daß man ihn Gott nennen sollte, wie solches aus Athanasius Symbolum zu ersehen; wenn ihr nun aber an die Heilige Schrift glaubt, warum wollt ihr denn nicht an die Gottheit Christi glauben?

Hermann: Das sei ferne von uns, daß wir nicht an die Gottheit Christi glauben sollten; wir glauben, daß er göttlich und himmlisch, nicht aber irdisch sei, wie ihr glaubt; denn darum werden wir von euch getötet.

Bruder Cornelius: Ei, einen Dreck in dein Maul; wir töten euch, weil ihr nicht glauben wollt, daß Christus den Samen von Maria, seiner gesegneten Mutter, angenommen habe; ei, seht doch nur.

Hermann: Wir glauben, daß das Wort Fleisch geworden sei, wie Johannes in seinem Evangelium, Kap. 1, schreibt.

Bruder Cornelius: Ei, nun habe ich dich recht ins Netz getrieben, denn Gott war das Wort; ist nun Gott Fleisch geworden, warum willst du denn in mein Netz beißen, weil ich sage Gottes Fleisch, Gottes Leib und Gottes Blut?

Hermann: Wir glauben auch, daß Gott das Wort sei; wolltest du aber daraus schließen, daß der lebendige Gott (dessen Sohn Christus ist), selbst Fleisch werde, das widerspräche ja der ganzen Heiligen Schrift gar sehr.

Bruder Cornelius: Gleichwohl sagt Christus, Joh 10: Ich und der Vater sind eins; ferner Joh 14: Wer mich sieht, der sieht den Vater. Wo bleibst du denn nun?

Hermann: Christus sagt auch, Joh 17: Auf daß sie alle eins seien, gleichwie du Vater in mir, und ich in dir; daß auch sie in uns seien, auf daß die Welt glaube, du habest mich gesandt; und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, auf daß sie vollkommen seien in eins; ferner Apg 4: Die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele, ferner Paulus, Gal 8: Denn ihr seid alle zusammen einer in Christo Jesu; ferner an die Eph 5: Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und diese zwei werden ein Fleisch sein.

Bruder Cornelius: Still, still, es ist genug gepredigt, dieses alles hast du aus Erasmus giftigen Brüsten gesogen; aber nun antworte mir darauf, warum denn Christus sagt: Wer mich sieht, der sieht den Vater.

Hermann: Christus sagt auch, Joh 6: Nicht daß jemand den Vater gesehen hat, als der vom Vater ist, der hat den Vater gesehen; ferner Joh 1: Niemand hat je Gott gesehen; ferner Joh 14: Denn der Vater ist größer als ich; ferner Mk 13: Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel im Himmel, ja, der Sohn auch nicht, sondern allein der Vater, woraus zur Genüge bewiesen wird, daß der Vater selbst nicht Fleisch geworden sei.

Bruder Cornelius: Ei, das darfst du mich nicht lehren, denn ich sage selbst, daß Christus die zweite Person der Gottheit oder der heiligen Dreieinigkeit, Mensch geworden sei, welchen ihr nicht Gott nennen wollt; verstehst du das wohl, verfluchter Trinitarius, der du bist?

Hermann: Ich nenne ihn Sohn des lebendigen Gottes, wie ihn auch Petrus, Mt 16, nannte, und den Herrn, wie ihn die Apostel nennen.

Bruder Cornelius: Ei, du vermaledeiter Trinitarius! Ich sollte wohl vor Unwillen aus der Haut fahren; ja, das sollte ich.

Hermann: So musst du denn gewiss aus der Haut fahren, wenn du im 2. Kapitel der Apostelgeschichte liest, daß Petrus ihn nur einen Mann Gottes nannte, indem er sagt: Jesum von Nazareth, den Mann von Gott unter euch mit Taten und Wunder und Zeichen beweiset, welche Gott durch ihn tat; ferner in demselben Kapitel: Diesen Jesum hat Gott auferweckt; ferner Kap. 3: Denselben hat Gott von den Toten auferweckt, ferner Kap. 4: Jesus Christus von Nazareth, welchen ihr gekreuzigt habt, und welchen Gott von den Toten auferweckt hat; ferner Paulus, Apg 17: Darum, daß er einen Tag gesetzt hat, auf den er den Kreis des Erdbodens mit Gerechtigkeit richten wird, durch einen Mann, in welchem er es beschlossen hat, und jedermann den Glauben vorhält, nachdem er ihn von den Toten auferweckt hat.

Br. Cornelius: Ja, ja, still, still, das sind eben dieselben Gründe, die der verdammte Erasmus in dem Büchlein von der Weise zu beten und in seiner Schutzschrift an den Bischof von Hispala, Alphonsus Mauricus, anführt. Ei, du Trinitarius! Willst du Christum nur einen Sohn Gottes nennen, so hältst du ihn nicht höher als Adam, denn Lukas sagt in seinem 3. Kap., daß Adam auch ein Sohn Gottes war. Da sieh nun, womit wir geplagt werden.

Hermann: Das sei ferne von uns; daß wir Christum nicht höher achten sollten, als Adam; denn wir werden ja von euch um deswillen getötet, weil wir glauben, daß Christi Leib nicht irdisch und von der Erde sei, wie Adam, der erste Mensch war, sondern daß er ein himmlischer Mensch sei, wie Paulus, 1Kor 15, schreibt, aber ihr selbst achtet ihn nicht höher als Adam.

Bruder Cornelius: Ei, du verfluchter Trinitarius! Wie spielt der Teufel mit deinem Maule; du willst nicht glauben, daß Christus wahrer Mensch sei, und willst auch nicht glauben, daß er wahrer Gott sei, was Teufel ist er denn?

Hermann: Ei, rede doch nicht so unordentlich, denn Christus ist kein Teufel, sondern der wahre Sohn Gottes, wie Johannes in seinem 1. Briefe, Kap. 5, schreibt; ebenso ist er aber auch ein wahrer Mensch, wie Paulus, Röm 5, sagt.

Bruder Cornelius: Aber sagt Johannes nicht in demselben Kapitel von dem Sohne: Dieser ist der wahre Gott?

Hermann: Nein, denn Johannes sagt: Wir wissen aber, daß der Sohn Gottes gekommen ist und uns einen Sinn gegeben hat, daß wir den Wahrhaftigen erkennen und in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohne Jesu Christo, sind. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben. Hiermit versteht Johannes den wahrhaftigen Gott, der uns den Sohn hat kennen gelehrt.

Bruder Cornelius: Ei, du Trinitarius! Nun fällt mir eben ein, was St. Johannes in demselben Kapitel sagt: Drei sind, die im Himmel zeugen: Der Vater, das Wort und Heilige Geist, und diese drei sind eins; hier bist du ja rechtschaffen gefangen; ei, armer Trinitarius, der du bist!

Hermann: Ich habe oft sagen gehört, daß Erasmus es euch in seinen Anmerkungen verweist, daß ihr Papisten diese Worte daran geflickt habt, und daß sie in dem griechischen Texte nicht stehen, wie ihr denn noch mehrere andere Dinge in der Heiligen Schrift hinzugefügt und ausgelassen habt.

Bruder Cornelius: Ei, daß dich das höllische Feuer mit deinem teuflischen, verdammten und vermaledeiten Hauptketzer Erasmus ewiglich brennen und tormentieren müsse! Ei, nun sollte ich meine Kappe wohl vor Bosheit zerreißen; ja, das sollte ich!

Hermann: Warum zerreißt du denn deine Kappe nicht, wenn du den griechischen Text selbst liest und siehst, daß solches nicht darin steht?

Bruder Cornelius: Ja, meine Herren, was dünkt euch hiervon; habe ich denn Unrecht, daß ich mit diesem verdammten Ketzer, diesem bösen Trinitarius Erasmus, in meinen Predigten so abscheulich zu Werke gehe? Es ist in der Tat wahr, solches schreibt er, ja, was noch ärger ist, so hat er auch in seinen Anmerkungen über das vierte Kapitel St. Lukas geschrieben, daß eine sehr große wunderliche Konfusion in der Heiligen Schrift entstanden sei, sowohl in den griechischen, als in den lateinischen Büchern, weil hin und wieder etwas hinzugefügt und angeflickt, bisweilen aber, um der Ketzer willen, etwas davon getan, ausgelassen und ausgekratzt worden sei, ja, daß dasjenige, was hin und wieder von dem einen oder dem andern an den Rand geschrieben worden, in den Text geflickt worden sei. Ei, meine Herren, ist das nicht schön?

Notarius: Ei, Pater Cornelius, wir sind keine Gottesgelehrte, wir verstehen uns nicht auf solche Dinge.

Bruder Cornelius: Ist das wahr? Ich glaube es wohl, aber der Trinitarius will sich ja sehr gut darauf verstehen, wie ihr hört, daß er uns solches verweist. Ja, er sollte uns Katholische wohl mit seinem Hauptketzer, dem bösen Erasmus, verweisen dürfen, daß wir im 9. Kapitel an die Römer, wo Paulus sagt: Welcher auch sind die Väter, aus welchen Christus herkommt nach dem Fleische, die Worte daran geflickt hätten: Der da ist Gott, über alles gelobt in Ewigkeit, Amen; denn dieser verfluchte Erasmus schreibt, daß er an diesem Schlusse sehr zweifle: Der da in Ewigkeit gelobt, Amen, oder man müsste die Worte, als Gott dem Vater zur Danksagung, so erklären und verstehen. Christus , der über alles ist. Gott sei gelobt in Ewigkeit, Amen. Demnach zweifle ich nicht, daß (schreibt er) dieser Schluss angeflickt sei, wie ich auch in einigen andern Texten finde, daß sie dergleichen Schlüsse zum Beschlusse ihrer Reden angehängt haben, als: Du aber Herr , Ehre sei dem Vater, und dem Sohne ; ebenso sind ihre Reden und Gebete mit dergleichen Schlüssen beschlossen worden, aber in Beziehung auf die Worte St. Thomas im 20. Kapitel des Evangeliums Johannes hast du keine Ausflucht, denn hier sagt St. Thomas zu Christo: Mein Herr und mein Gott. Ei, darauf ist er stumm, ja, damit ist er recht ins Netz getrieben: Dieses ist das erste und letzte Mal in der Schrift, wo Christus Gott genannt wird, aber, laß hören, du Trinitarius, was du darauf zu sagen hast?

Hermann: Ich sage darauf, daß Thomas dort sehr wohl geredet habe, denn David sagt Ps 82: Ich habe gesagt, ihr seid Götter und allzumal Kinder des Höchsten; auch führt Christus die Worte selbst an, Joh 10: Als die Juden Steine aufhoben und ihn steinigten, weil er gesagt hatte: Ich und der Vater sind eins. Jesus antwortete ihnen: Viel gute Werke habe ich euch von meinem Vater erzeigt; um welches Werk unter denselben steinigt ihr mich? Die Juden antwortete ihm: Um das gute Werk steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen, daß du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu einem Gotte machst. Jesus antwortete ihnen: Steht nicht in eurem Gesetze geschrieben: Ich habe gesagt, ihr seid Götter? Da er nun die Götter nennt, zu welchen das Wort Gottes geschehen ist, und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden, wie sagt ihr denn zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott, darum, weil ich sage: Ich bin Gottes Sohn? Ferner 2Mo 22: Findet man aber den Dieb nicht, so soll man den Hauswirt vor die Götter bringen , so soll beider Sache vor die Götter kommen, welchen die Götter verdammen, der soll es zweifältig seinem Nächsten wiedergeben.

Bruder Cornelius: So antworte mir nun darauf, jedoch ohne viele Worte, warum Christus zu St. Thomas nicht gesagt: Ei, holla, ich bin nicht dein Gott; wohlan, laß hören.

Hermann: Darauf dient meine vorhergehende Antwort, Joh 10, David im 82. Ps.; aber antworte du mir, warum Christus auf des Thomas Worte nicht gesagt habe: Auf diesen Stein will ich meine Gemeinde bauen, wie er Mt 16 sagte, als ihm Petrus antwortete: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes; auch sagte er nicht zu Thomas: Fleisch und Blut hat dir dies nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Warum sagt denn auch Christus, Joh 20, zu den Aposteln: Ich fahre auf zu meinem und eurem Vater, zu meinem und zu eurem Gott; ferner, Mt 27: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Bruder Cornelius: Still, still, du Trinitarius; hieraus sollten wohl teuflische Beweisgründe folgen, welche über allen menschlichen Verstand gehen. Ei, wäre Christus nicht wahrer Gott, warum nennen wir denn seine gebenedeite Mutter die Mutter Gottes?

Hermann: Weil ihr in keinem Dinge der Heiligen Schrift folgen wollt, sondern allen Dingen fremde und andere Namen gebt, denn die Heilige Schrift nennt sie die Mutter Jesu, Apg 1; Joh 19, und an vielen andern Stellen in Heiliger Schrift, wo sie nicht einmal die Mutter Gottes genannt wird.

Bruder Cornelius: Ei, ist es wahr? Aber meinst du denn, daß wir Katholischen so viel auf die nackende, bloße und magere Schrift sehen und achten? O nein, das würdige Konsilium von Nicäa hat ja verordnet und beschlossen, daß man sie die Mutter Gottes nennen sollte; ist dem nicht so?

Hermann: Glaubt ihr denn nicht, daß das letzte Konsilium zu Trident von solcher Wahrheit, Würde und Heiligkeit sei, als das Konsilium zu Nicäa?

Bruder Cornelius: Ja, in Wahrheit, warum sollten wir nicht? Der Heilige Geist hat ja durch die Väter in dem würdigen Konsilium zu Trident eben so gut gelehrt und geredet, als durch die Väter in dem Konsilium zu Nicäa; aber warum fragst du danach, weißt du sonst nichts zu fragen? Ich merke wohl, du willst von der Sache abgehen und nicht von der Mutter Gottes reden.

Hermann: Solches musste ich fragen, damit ich dein Bekenntnis vernehmen möchte, denn nun kenne ich an dem Konsilium zu Trident alle andern Konsilien, weil ich zu meiner Zeit gehört und gesehen habe, wie man dabei zu Werke gegangen ist, welches alle vorhergehenden Konsilien zu Spott und Schanden macht.

Bruder Cornelius: O du höllischer teuflischer vermaledeiter Trinitarius, du lästerst den Heiligen Geist; es ist ein Wunder, daß wir nicht miteinander durch die Erde sinken; aber, meine Herren, ich fürchte mich sehr, mit diesem beelzebübischen Wiedertäufer, Sakramentierer und Feind der Mutter Gottes länger zu reden.

Schreiber: Kannst du denn, Hermann, von dergleichen Dingen nicht schweigen, warum wir dich doch gebeten haben?

Hermann: Ich lästere den Heiligen Geist nicht, bin auch kein Feind der Mutter Christi.

Bruder Cornelius: Ei, du lästerst den Heiligen Geist nicht, wenn du mit dem würdigen Konsilium zu Trident und mit allen vorhergehenden heiligen Konsilien nur Narrheit, Schimpf und Spott treibst, und die werte, heilige und gebenedeite Jungfrau Maria nicht die Mutter Gottes nennen willst, wie uns das heilige Konsilium Nicenum lehrt und zu tun befiehlt? Bist du also nicht ein Lästerer des Heiligen Geistes und Feind der Mutter Gottes?

Hermann: So verwegen seid ihr Papisten in eurem Konsilium zu Nicäa gewesen, daß ihr die Mutter Jesu Christi die Mutter Gottes habt nennen dürfen, welche weder die Apostel noch Evangelisten die Mutter des Sohnes Gottes haben nennen dürfen.

Bruder Cornelius: Ei du verdammter teuflischer Wiedertäufer, du höllischer Trinitarius, Sakramentierer und geschworener Todfeind der gebenedeiten Mutter Gottes, wir wollen sie doch, trotz deines Maules, die Mutter Gottes nennen, und sie ist auch die Mutter Gottes; ja, Gottes Mutter ist sie, das ist wahr.

Hermann: Du hast selbst gesagt, daß drei Personen in der heiligen Dreifaltigkeit seien, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, und daß diese drei Personen nur ein wahrhaftiger Gott seien. Ist nun Maria die Mutter dieses wahren Gottes, so ist sie sowohl des Vaters und des Heiligen Geistes, als auch des Sohnes Mutter.

Bruder Cornelius: O du teuflischer Ketzer! Ich habe aus des Athanasius Glaubensbekenntnis bewiesen, daß der Vater Gott sei, und daß der Sohn Gott sei, und daß der Heilige Geist Gott sei, und daß dennoch keine drei Götter seien, sondern daß diese drei ein wahrer (ohn) unterschiedener Gott seien.

Hermann: Ist denn ein jeder unter ihnen ein besonderer unterschiedener Gott, oder sind diese drei ungeschieden ein wahrer Gott? Und wenn nun Maria die Mutter Gottes ist, so muss sie entweder die Mutter von allen dreien sein, oder es muss ein jeder unter diesen dreien ein besonderer Gott sein. Wo bleibst du nun mit deinem Konsilium zu Nicäa?

Bruder Cornelius: Ei, daß dich das höllische Feuer verzehre, du arger, böser, loser, falscher, durchtriebener Trinitarius; der Teufel redet aus deinem vermaledeiten Munde. Ei, du solltest wohl hunderttausend Gottesgelehrte töricht, unsinnig und rasend machen. Ach Jesu, Jesus, werte Mutter Gottes! Wie wirst du gelästert, verschmäht und verachtet von dieser höllischen Teufelsbrut! Aber, ei, wie willst du sie denn genannt haben? Maria Zimmermännin, wie ihr sie in euren höllischen teuflischen Predigten in dem Grützhausbusche nennt?

Hermann: Wir nennen sie die Mutter Jesu, wie sie auch in der Heiligen Schrift genannt wird. Wie kannst du denn nun sagen, daß wir sie lästern, schmähen und verachten?

Bruder Cornelius: Ei, du verfluchter Wiedertäufer! Ich will jetzt nicht weiter davon reden, daß ihr sie nicht die Mutter Gottes nennen wollt; aber lästert, verachtet und schmäht euer Hauptketzer Menno Simon nicht schändlich, wenn er schreibt, daß Christus den sündlichen, irdischen Samen von Maria nicht angenommen habe, sondern, daß er mit Fleisch und Blut, mit Haut und Haar aus dem Himmel in Maria gekommen und so Mensch geworden, und daß er nur durch ihren Leib gegangen sei, wie das Wasser durch ein Sieb. Heißt denn das nicht Gott gelästert, verachtet und geschmäht?

Hermann: Du verstehst Menno Simons Schriften nicht; denn wie du es anführst, so wird man es in seinen Schriften nicht finden, sondern er beweist mit vielen Schriftstellen, daß das Wort und nicht der Same Marias Fleisch geworden sei, wie auch Johannes, Kap. 1, schreibt.

Bruder Cornelius: Ei, ist denn Christus nicht von dem Samen Davids, nach der Verheißung, geboren, welchen Samen er in der gebenedeiten Jungfrau Maria von ihrem allerreinsten Blute angenommen, und davon Fleisch und Mensch geworden ist?

Hermann: Daß Christus von dem Samen Davids geboren worden sei, glauben wir wohl, in Ansehung des Geschlechtes, wovon er geboren worden ist; aber der Engel sagte zu Joseph: Das in ihr geboren ist, das ist von dem Heiligen Geiste, Mt 1. Joh 16 sagt Christus selbst: Ich bin ausgegangen vom Vater, und in die Welt gekommen.

Bruder Cornelius: Ei, das redet Christus von seiner Gottheit, daß dieselbe vom Vater ausgegangen und in diese Welt gekommen sei, und nicht von seiner Menschheit, du unverständiger Wiedertäufer.

Hermann: Warum sagt denn Christus, Joh 6: Wie, wenn ihr denn sehen werdet des Menschen Sohn auffahren, wo er zuvor war; ferner, Joh 8: Niemand fährt gen Himmel, als der vom Himmel gekommen ist, nämlich des Menschen Sohn; ferner Paulus, Eph 4: Daß er aber aufgefahren ist, was ist es, als daß er zuvor hinunter gefahren ist in die untersten Örter der Erde? Der hinuntergefahren ist, das ist derselbe, der aufgefahren ist über alle Himmel.

Bruder Cornelius: Ei, du unverständiger Wiedertäufer! Ist Christus denn mit Fleisch und Blut, mit Haut und Haar, mit Eingeweiden aus dem Himmel in Maria gekommen, wie er gen Himmel aufwärts gefahren ist?

Hermann: Das sage ich nicht, sondern ich sage, daß das Wort vom Himmel gekommen und in Maria Fleisch geworden sei, wie Johannes, Kap. 1, schreibt.

Bruder Cornelius: Wir Katholiken sagen, trotz deines schändlichen Maules, daß das allerreinste Blut der Maria Fleisch geworden sei.

Hermann: Dieser Trotz meines Maules ist eine geringe Sache; aber dieser Trotz wider die Heilige Schrift ist eine große Lästerung.

Br. Cornelius: Ei, du verdammter Wiedertäufer! Ich lästere die Heilige Schrift nicht, sondern du lästerst die heilige, gebenedeite, saubere, reine Jungfrau Maria. Ei, ich verwundere mich, daß du nicht sagst, sie habe ihren Sohn Christum von ihrem Manne Joseph empfangen, wie eure Heckenprediger in dem Grützhausbusche predigen; ist das nicht schön?

Hermann: Du tust uns großes Unrecht, daß du solches von uns sagst, denn wir glauben, wie Matthäus im ersten Kapitel schreibt: Und Joseph nahm sein Gemahl zu sich, und erkannte sie nicht, bis sie ihren ersten Sohn gebar.

Br. Cornelius: Ei, hat sie denn Joseph nachher erkannt?

Hermann: Daran ist mir nichts gelegen, ob er sie nachher erkannt habe oder nicht.

Bruder Cornelius: Ist das wahr? Aber glaubst du denn nicht an die ewige jungfräuliche Reinigkeit der gebenedeiten Jungfrau Maria? Wohlan, sage!

Hermann: Wir finden in Heiliger Schrift nichts von ihrer ewigen jungfräulichen Reinigkeit.

Bruder Cornelius: Ei, dieser verfluchte Wiedertäufer wird mich wohl mit der Schrift über die Nase hauen! Aber willst du durchaus nichts anderes glauben, als was in Heiligen Schrift steht? Daher kommt es auch, daß ihr die werte Mutter Gottes so verachtet, schmäht und lästert, auch dafür haltet, ja, lehrt und glaubt, daß sie die fleischlichen Werke des Ehestandes mit ihrem Manne Joseph ebenso wohl getrieben habe, als eure unflätigen, sündhaften Weiber mit euch tun, auch daß sie von ihrem Manne Joseph viele Kinder gehabt habe; ist das nicht etwas Schönes.

Hermann: Nun wenn sie sich ehelich zu ihrem Manne Joseph gehalten, und mehrere Kinder geboren hätte (was doch 1Mo 1 von Gott eingesetzt und ein Segen ist), sollte sie wohl daran gesündigt haben?

Bruder Cornelius: Gott segnete Adam und Eva und sagte: Seid fruchtbar und mehret euch, und erfüllt die Erde – ehe sie das Gebot übertraten; aber sie blieben nicht in dem Segen, sondern übertraten Gottes Gebot; dadurch ist das eheliche Werk ihnen zur Sünde geworden. Ei, nun habe ich dich gefangen!

Hermann: Du bist selbst gefangen, denn 1Mo 9 steht: Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch, und erfüllt die Erde; ferner, der Prophet Jeremia, Kap. 29: So sagt der Herr Zebaoth, der Gott Israels, nehmt Weiber und zeugt Söhne und Töchter, nehmt euren Söhnen Weibern und gebt euren Töchtern Männer, daß sie Söhne und Töchter zeugen, mehret euch daselbst.

Bruder Cornelius: Ei, still, still, es ist genug geschwatzt! Hört doch nur, was dieser verachtete Wiedertäufer für ein Geschwätz macht. Ei ja, nun glaube ich es wohl, nachdem ich es von dir gehört habe, daß ihr Wiedertäufer draußen im Grützhausbusche geradezu und verwegen predigt, daß Maria Zimmermännin, was das eheliche Werk betrifft, nicht ein Haar besser gewesen sei, als eure unfläten, unkeuschen und fleischlichen Weiber; ja, ihr dürft auch wohl predigen und lehren, daß Maria von verschiedenen Männern Kinder gehabt habe, ebenso wie eure Weiber, die ihr gemeinschaftlich habt, womit ihr das eheliche Band ganz auflöst und beweist, daß die Weiber wohl verschiedene Männer haben mögen; ist das nicht was Schönes?

Hermann: Von dergleichen Dingen, wovon du hier redest, habe ich unsere Lehrer niemals lehren gehört, als sie das Wort redeten; aber es mag wohl bisweilen unter uns gefragt worden sein, ob die Brüder und Schwestern Christi (wovon die Heilige Schrift, Mt 13; Mk 6, redet) auch Josephs oder Marias natürliche Kinder gewesen seien.

Bruder Cornelius: O ihr verfluchten Wiedertäufer! Die Heilige Schrift nennt einige Apostel, als St. Jakob, St. Simon, St. Judas, des Herrn Brüder, die doch nur seine Vettern waren; ei, du plumper Wiedertäufer, der du bist!

Hermann: Gleichwohl steht Apg 1 (nachdem zuerst die elf Apostel genannt waren): Alle diese waren stets beieinander einmütig mit Beten und Flehen, samt den Weibern und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern. Gleichwohl will ich es nicht behaupten oder festsetzen, daß Maria, die Mutter Jesu, noch mehrere Kinder geboren habe.

Bruder Cornelius: Aber wenn ihr Wiedertäufer im Grützhausbusche versammelt seid, da könnt ihr es wohl beweisen und behaupten, und noch mehrere andere Sachen, die noch viel ärgerlicher und abscheulicher sind, denn ich habe von all diesem gute Nachricht.

Hermann: Es wird sehr über uns gelogen, wie denn auch du oft auf deiner Kanzel stehst und von uns alles predigst, was dir gefällt.

Bruder Cornelius: Ei, ist das wahr? Kommen denn bisweilen einige Wiedertäufer, um meine Predigt zu hören?

Hermann: Obgleich wir deine Predigten selbst nicht hören, so wird uns doch gesagt, daß du auf deiner Kanzel predigst, daß die Calvinischen und Wiedertäufer lehren und predigen, daß Maria, die Mutter Christi, eine unflätige Hure gewesen sei, was dir ja auch von gelehrten Männern in Briefen, die sie an dich schreiben, verwiesen wird, indem du hierin über uns lügst.

Bruder Cornelius: Ei, einen Dreck in dein Maul, du schändlicher Wiedertäufer! Geh und versauere samt den unflätigen, dreckigen, stinkenden Kälberschwänzen! Solche Dreckbriefe kümmern mich ganz und gar nicht, verstehst du das? Aber weißt du sonst nichts zu sagen? Ei, du antwortest mir ja nicht auf die Gemeinschaft der Weiber; ja, ihr Wiedertäufer habt das trefflich getrieben, daß ihr die Weiber und Jungfrauen allgemein gemacht habt, denn dadurch bekommt ihr solchen Anhang von Wiedertäufern; aber beweise mir einmal aus der Schrift, daß man die Weiber und Jungfrauen allgemein machen müsse, wie ihr Wiedertäufer in eurem Teufelsnachtmahle tut. Nun, laß hören, ob du mir das beweisen kannst!

Hermann: Mitnichten; denn das könnte ich ebenso wenig beweisen, als daß du mir aus der Heiligen Schrift beweisen kannst, daß man die Weiber und Jungfrauen geißeln müsse, gleichwie ihr in eurer peinlichen Bußzucht tut. Aber ihr habt ja diese heimliche Bußzucht oder dieses Geißeln der Jungfrauen und Weiber trefflich getrieben; dadurch erlangt ihr solchen großen Anhang von Beichttöchtern.

Bruder Cornelius: Ich wollte lieber, du wärest schon im Höllenpfuhle, als daß ich dir auf all dein Geschwätz antworten sollte. Aber antworte mir auf meine Frage, und bringe dich selbst ins Pech.

Hermann: Ei, ich halte es nicht der Mühe wert, auf alle solche offenbaren Lügen zu antworten, wohin gehört, daß wir die Weiber und Jungfrauen gemeinschaftlich hätten.

Bruder Cornelius: Ei, ist es eine offenbare Lüge, daß ihr Wiedertäufer die Weiber allgemein macht; wie weiß es denn die ganze Welt? Und warum druckt man es denn in so viele Bücher, die von uns Katholischen wider euch geschrieben werden, und welche ich täglich lese? Ei, pfui, ihr Ehebrecher! Pfui, ihr Eheschänder!

Hermann: Alle diejenigen, die von der Welt sind, sind lügenhaft; darum darf man auch dir und deinen Katholischen nicht glauben.

Bruder Cornelius: Ei, bin ich denn die Welt? Ja, ich bin, einen Dreck in dein Maul, du verfluchter, bezauberter, vermaledeiter Wiedertäufer, der du bist! Ei du unverständiges Tier! Siehst du nicht, daß ich geistlich bin? Aber ihr gebt weltliche Werke an den Tag, wenn ihr alle Weiber allgemein macht; ich aber habe Reinigkeit angelobt, verstehst du das wohl, du Eheschänder, der du bist?

Hermann: Wir schänden den Ehestand nicht; aber du bist geistlich, und hast Reinigkeit angelobt, so muss man sich billig verwundern, daß du an der fleischlichen, unreinen und heimlichen Bußzucht oder Geißelung der Frauenspersonen Wohlgefallen hast.

Bruder Cornelius: Ei du teuflischer Wiedertäufer und Eheschänder! Ich sollte dir schier in die Augen und das Maul fahren; welchen Begriff hast du wohl von meiner heimlichen Bußzucht, die ich bei meinen Beichttöchtern gebrauche? Aber ihr seid unflätige, fleischliche, unkeusche, wollüstige Bösewichte, weil ihr die Weiber gemeinschaftlich gebraucht, wie die Hunde; ja, ihr verdammten Eheschänder seid nur ein unflätiges, stinkendes Hundsaas, denn ihr geht damit zu Werke, wie die Hunde und Zaupen, wiewohl du es vor uns leugnen willst. Ei, pfui, pfui, schäme dich doch, du schlechter und verstockter Mensch! Wenn ich dir mit der Güte nichts abgewinnen kann, so muß ich versuchen, ob ich dir durch Böses etwas abgewinnen kann.

Der Blutschreiber: Ei, Vater Cornelius, sei doch sittsam und mäßig.

Der Notarius: Ja, redet doch miteinander mit guten, sanftmütigen Worten; denn es scheint, als wolltet ihr hier zanken und gleich den Huren nagen.

Bruder Cornelius: Ja, meine Herren, sollte ich denn ihm das hier nicht verweisen, was doch wahr ist? Ihr habt ja gestern beide wohl gehört, daß es jener ungewaschene Dreckbischof der Wiedertäufer zuerst auch hat leugnen wollen; aber als er merkte, daß ich davon so guten Bescheid wusste, bekannte er, daß einige unter ihnen wären, die solches heimlich lehrten und trieben, weshalb er es denn, nachdem ich ihn endlich mit guten, nachdrücklichen Gründen rechtschaffen überwiesen hatte, es nicht mehr leugnete. Ei, warum sollte ich es nun auch diesem nicht verweisen und ihn um deswillen strafen? Bin ich denn nicht hierher gekommen, um ihn zu unterrichten und zu bekehren? Seht doch, womit wir geplagt werden! Warum leugnet er eine Sache, die wahr ist? Ja, den Teufel über ihn, sollte man hier wohl sagen, denke ich.

Hermann: So mag ich mich denn auch wider dich verantworten, daß solche Sache erlogen sei, weil es Lügen sind, und ich denke, daß mein Mitbruder Jacob sich dagegen auch wohl verantwortet haben wird.

Bruder Cornelius: Ja, bis ich ihm zu sagen wusste, daß die Wiedertäufer zu Amsterdam und an anderen Orten Hollands mutternackend über die Straße liefen, Männer, Weiber, Knaben und Mägdlein, und sagten zueinander: Mein Geist gelüstet nach deinem Fleische; war denn das nicht eine hübsche Sache?

Hermann: Nein, das war nichts Hübsches; darum haben wir solche auch niemals für unsere Brüder gehalten.

Bruder Cornelius: Warum willst du es aber so steif und abscheulich leugnen; man weiß doch wohl, daß ihr Wiedertäufer auf das Sakrament des Ehestandes gar nichts haltet, weil ihr um eines geringen Märleins willen das Band des Ehestandes auflöst und scheidet.

Hermann: Daß du uns so viele Lügen von unserm Ehestande vorwirfst, so muss ich dich auch etwas vom Ehestand fragen, das euch betrifft, und gewiss keine Lügen sind, denn Paulus schreibt deutlich im 1. Briefe an den Timotheus, Kap. 4: Der Geist aber sagt deutlich, daß in den letzten Zeiten einige vom Glauben abtreten, und den verführerischen Geistern, und Lehren der Teufel anhangen werden, durch die, welche in Gleisnerei Lügenreimer sind, und Brandmahl in ihrem Gewissen haben, und verbieten ehelich zu werden, und die Speise zu meiden, die Gott geschaffen hat, um sie mit Danksagung zu nehmen.

Br. Cornelius: Still, still, halt dein Maul, denn wir verlangen hier keine Predigt mehr, sondern packe dich deines Wegs.

Hermann: Könnte ich mich ohne weiteres packen, ich wollte deine Gotteslästerung und Lügen nicht länger anhören.

Br. Cornelius: Ei, du vermaledeiter, verstockter und verhärteter Wiedertäufer, wie werden dir die leibhaftigen Teufel aus der Hölle (wohin du bald fahren wirst) mit brennendem Pech, Schwefel, Teer und griechischem Feuer in deinem verfluchten Maule sitzen; ja, warte nur ein wenig.

Hermann: Mitnichten, sondern ich werde unter den Altar fahren, den Johannes in seiner Offenbarung sah, wie im 6. Kapitel steht, zu den Seelen, die erwürgt waren, um des Wortes Gottes willen, und um des Zeugnisses willen, das sie hatten und die mit großer Stimme schrien: Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du, und rächst nicht unser Blut an denen, die auf Erden wohnen.

Bruder Cornelius: Ja, des Teufels Märtyrer sollst du werden; in seine Hölle sollst du fahren; ei, ja, dieses Predigen sollte wohl die ganze Nacht währen; aber ich gehe nun nach meinem Kloster, und lasse dich predigen, solange du willst, du verdammter, vermaledeiter Wiedertäufer, Sakramentierer, Trinitarius und Eheschänder, der du bist.

Unterdessen hat einer von den beiden vorgemeldeten Märtyrern, nämlich Jacob de Roore, oder Kerzenmacher, in seiner Gefangenschaft einige Briefe geschrieben, voll von heiligen und göttlichen Sachen, welche wir dem Leser nun auch nachstehend mitteilen wollen.