Im Jahre 1586 auf den Freitag nach Pfingsten, welches der 3. Juni war, ist Christian Gasteyger, ein Schmied zu Ingolstadt in Bayern, in Verhaft genommen worden. Den folgenden Sonntag kamen zwei Jesuiten mit dem Stadtrichter zu ihm; sie redeten mit ihm von seinem Glauben, aber sie gingen bald wieder fort, denn sie konnten mit ihm nicht einig werden. Neun Tage später kamen die beiden Jesuiten wieder, um mit ihm zu reden, und fingen an, die Gemeinde zu lästern; aber der Bruder widersprach ihnen, sodass sie fast anderthalb Stunden miteinander zubrachten und ihn sodann mit Missvergnügen verließen. Nach drei Wochen sind abermals zwei Jesuiten zu ihm gekommen, die ihn unterrichten wollten; als er aber nicht nach ihrer Pfeife tanzen wollte, sind sie wieder von ihm gegangen. Zwei Tage darauf kam der Richter mit einem Doctor der Schrift zu ihm, um mit ihm von der Kindertaufe zu reden. Diese sagten, die Kinder wären verdammt, wenn sie nicht zur Taufe gebracht würden. Darauf antwortete der Bruder Christian: Sie sind um deswillen nicht verdammt; was er ihnen auch mit angezogenen Sprüchen bewiesen hat. Sie schalten ihn aber um deswillen für einen Ketzer, und sagten ferner: Die Kinder haben den Teufel in sich, darum müssen sie getauft werden. Da fragte er, wie der Teufel in die Kinder käme, worauf sie erwiderten: Er kommt von der Mutter ins Kind; aber darin hat er ihnen auch widersprochen.
Nach neun Tagen kam der Richter mit seinem Rate zu ihm, diese sagten: Du weißt wohl, warum du hier gefangen sitzt, und hast schon eine Zeitlang gesessen; es sind auch Priester zu dir gekommen, aber du hast ihnen nicht Gehör geben wollen, denn sie haben mir berichtet, daß an dir keine Hoffnung mehr sei, und ich habe Befehl erhalten, daß ich noch einmal mit dir reden sollte; willst du dich nun nicht zu dem bekehren, was deine Eltern geglaubt haben, so wird man dich auf einen Haufen Holz setzen und verbrennen; so lass denn sehen, wie Gott mit dir sein wird. Er antwortete hierauf: Ich hin ja jeden Tag bereit zu sterben, und habe die Hoffnung zu Gott im Himmel, daß Er mich bis ans Ende getreu und gottselig bewahren werde, sodass ich von der Wahrheit nicht weichen werde; sein Wille geschehe über mir.
Am andern Tage kamen abermals zwei Jesuiten, um mit ihm zu handeln; diese gaben vor, daß er keinen Glauben hätte, fingen auch von der Kindertaufe an und sagten, das Kind müsste getauft sein, sonst wäre es verdammt; aber er widersprach ihnen. Als sie nun drei Stunden lang mit ihm zugebracht hatten, und er ihnen genug geantwortet und ihrer falschen Lehre tapfer widerstanden hatte, sind sie von ihm geschieden. Auch hat er uns wissen lassen, daß, weil er nun um der Wahrheit willen gefangen wäre, er auch standhaft bei derselben bleiben wolle; und sollte es ihn auch das Leben kosten, so wolle er doch nicht davon weichen; man sollte ihm ja alles Gute zutrauen, denn er wolle um die ewige Krone ritterlich kämpfen; er merke wohl, daß Gott ihm in seinen Banden treulich beistehe, weshalb er Ihm auch Lob und Dank gäbe und bäte, daß Er ihn bis an den zeitlichen Tod behüten wolle; daneben hat er uns und alle Gläubigen christlich grüßen lassen. Nachher, als er mehr als zwölf Wochen zu Ingolstadt gefangen gesessen hatte, und alle Pfaffen und Jesuiten daselbst an ihm müde geworden waren und ihm aber gleichwohl nichts abgewinnen konnten, hat man ihn den 25. August auf einen Karren gesetzt und von Ingolstadt nach München geführt.
Endlich hat man den 13. Dezember das Urteil über ihn gefällt. Der Fürst war abwesend, der oberste Richter aber war gestorben, weshalb der Unterrichter das Urteil fällen sollte, aber er wollte nicht und sagte, es wäre sein Amt nicht. Der Bürgermeister und einige andere im Rat wollten auch nicht mit einstimmen, aber die Jesuiten haben hart darauf gedrungen, sodass das Urteil doch vor sich gegangen ist.
Man führte ihn aus dem Gefängnis vor das Rathaus und verurteilte ihn zum Schwert. Hiernächst hat man ihn zum Tode hinausgeführt, weil er aber sehr fröhlich und wohlgemut war und sehr viel zum Volk redete, so sind die Jesuiten sehr zornig geworden und haben ihm ins Angesicht gespien, so daß der Scharfrichter selbst ihn abgewischt hat. Die Jesuiten haben ihm auch ein abgöttisches Kruzifix vorgehalten, und wieder ins Angesicht gespien, was das Volk sehr verdrossen hat.
Als er nun auf den Richtplatz kam, war er sehr fröhlich, weil er sah, daß er die Krone fast gewonnen hatte.
Der Scharfrichter stand mit entblößtem Schwert da, war furchtsam und bat ihn, er wolle doch abstehen; aber er sprach zum Scharfrichter, er sollte ihm sein Recht tun, und zu den Jesuiten sprach er: Und wenn von den Eurigen hier Tausend und noch so viel Tausende wären, so würdet ihr mich nicht verführen können. Darauf hat ihn der Scharfrichter mit dem Schwert gerichtet, und also ist er standhaft und fröhlich im Glauben verharrt.