Als Johann Nicolaus und Lucas Lambertß, ein alter Mann von siebenundachtzig Jahren, welchen man den Großvater nannte, vor Gericht kamen, haben einander mit dem Kusse gegrüßt, worauf Johann Nicolaus zu dem Großvater sagte: Mein lieber Bruder, wie ist dir zu Mute? Der Großvater antwortete liebreich und sagte mit fröhlichem Angesichte: Sehr wohl, mein lieber Bruder. Darauf sagte Johann Nicolaus: Laß dich weder durch Feuer noch durch das Schwert furchtsam machen; o welche fröhliche Mahlzeit wartet auf uns, ehe die Glocke zwölf schlägt; worauf sie voneinander abgesondert worden sind. Nachher sprach der Schultheiß: Du bist wiedergetauft? Johann Nicolaus sagte: Ja, ich bin auf meinen Glauben getauft, wie man alle Christen, nach Anweisung der Schrift, taufen soll; leset diese. Hierauf haben sie abermals zu ihm gesagt: Du gehörst zu den verfluchten Wiedertäufern, welche fremde Sekten, Meinungen, Irrtümer und Streit unter dem Volke anrichten. Johann Nicolaus: Wir sind keineswegs ein solches Volk; wir begehren sonst nichts als das rechte Wort Gottes, und wenn wir darum leiden müssen, so berufe ich mich auf die sieben Ratsherrn. Darauf wurde er gefragt, ob er nicht bekenne, dass er ungefähr vor vier Jahren wiedergetauft worden sei? Johann Nicolaus antwortete: Ungefähr vor drei Jahren wurde ich getauft, wie man alle Christen taufen soll. Der Rat sagte: So bekennst du es denn? Johann Nicolaus: Ja. Der Rat: Wohl, wenn du nun solches bekennst, so haben wir Vollmacht von allen sieben Ratsherren. Johann Nicolaus: Kann ich nicht vor den vollen Rat kommen? Man lässt es ja Dieben und Mördern zu, warum sollte es mir nicht auch erlaubt sein? Hierauf gingen die vier Ratsherrn hinaus, das Urteil zu fällen. Johann Nicolaus aber erhob seine Stimme und sprach: O barmherziger Vater, du weißt, dass wir keine Rache verlangen. Er schlug auch seine Hände in einander und sagte: Gib ihnen deinen Geist und rechne ihnen dieses nicht als Bosheit an. Dann kamen die vier Ratsherrn wieder ins Gericht und setzten sich nieder, um das Urteil bekannt zu machen und sagten also: Johann Nicolaus, gebürtig zu Alkmaar, welcher das Volk falsche Lehren, Irrtümer und neue Meinungen gelehrt hat, worauf Johann Nicolaus antwortete und sagte: Dem ist nicht also. Die Herren des Gerichts aber haben ihm hierauf das Reden verboten, weshalb der gute Johannes Nicolaus still geschwiegen hat, damit er sein Urteil anhören möchte; darauf fuhren sie in ihrem Urteile fort und sagten zum Schreiber: Lies ab seine Missetat. Derselbe hat nun vorgelesen, dass Johann Nicolaus zu Antwerpen 600 Bücher, die er mit Menno Simon aufgesetzt haben soll, hätte drucken lassen, welche er in ihrem Lande ausgestreut und wobei er falsche Meinungen gelehrt, fremde Sekten aufgerichtet, auch Schule gehalten und Versammlungen aufgerichtet hätte, um Irrtümer unter das Volk zu bringen, was gegen den Befehl des Kaisers und unsere Mutter, die heilige Kirche, ist, und was die Herren des Gerichts nicht dulden, sondern vielmehr strafen sollen. Hierüber hat sie, wie zuvor, Johann Nicolaus gestraft und gesagt, es seien keine Sekten, sondern es sei Gottes Wort. Die Herren des Gerichts antworteten hierauf: Wir verurteilen dich, dass du mit dem Schwerte vom Leben zum Tode hingerichtet werden sollst. Der Leib soll aufs Rad gelegt, dein Haupt aber auf einen Pfahl gesteckt werden, und solches Urteil fällen nicht wir über dich, sondern der Hof. Als nun Johann Nicolaus aus dem Gerichte ging, hat er gesagt: Ihr Bürger sollt Zeugen sein, dass wir aus keiner andern Ursache, als um des lautern Wortes Gottes willen sterben; dieses ist vor Gericht geschehen. Als Johann Nicolaus auf die errichtete Schaubühne kam, hat er eine sehr verständige Anrede des Inhalts an das Volk gehalten: Höret, ihr Bürger zu Amsterdam! Wisset, dass ich nicht als Dieb oder Mörder leide, oder als hätten wir nach anderer Leute Gut oder Blut getrachtet; auch seht mich nicht an, als ob ich mich selbst rechtfertigen oder erheben wollte, sondern ich komme mit dem verlorenen Sohne und gründe mich allein auf das reine Wort Gottes. Der Scharfrichter stieß ihn hierauf auf seine Brust: Johann Nicolaus aber wandte sich um und rief mit lauter Stimme: O Herr, verlass mich weder jetzt noch in der Ewigkeit! Herr, du Sohn Davids, nimm meine Seele auf!
Hierauf hat der liebe Bruder Johannes Nicolaus das Wort Gottes mit seinem Blute befestigt, worauf sein Haupt auf einen Pfahl gesetzt, sein Leib aber aufs Rad den Vögeln und wilden Tieren zum Raube gelegt wurde; der alte 87 jährige Großvater aber hat gleichfalls sein altes graues Haupt um der Wahrheit Jesu Christi willen gutwillig dem Schwerte dieser Tyrannen übergeben, und ruhen also beide unter dem Altar.