Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.17

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2.17  Leopold Schneider, 1528.

Dieser Leopold Schneider ist zu Augsburg als ein frommer Zeuge des Leidens Christi, um der Wahrheit willen im Jahre 1528 enthauptet worden und hat die nachfolgende Ermahnung, anderen zum Tröste und Unterrichte, hinterlassen:

Mein Gott, dich will ich in meiner letzten Stunde loben, dich, der du hoch dort oben im Himmel bist, will ich mit Herz und Mund preisen, denn du bist dessen würdig; stärke meinen Glauben, indem ich auf diese Fahrt des Leidens ziehen muss; gedenke meiner in Gnaden in diesem schweren Streite; meinen Geist befehle ich in deine Hände, in dir erfreue ich mich, Christi, stehe mir bei im Leiden, vergib es ihnen, himmlischer Vater, denn sie wissen nicht, was sie tun. Ich werde gehasst, weil ich dein Wort nicht verlassen kann und man sucht die Seele von dem Leibe zu entblößen. Darum rufe ich dir zu, o Gott, um gnädige Hilfe; ich vertraue auf dich, denn ich habe sonst keinen Tröster. Was so klar geschrieben steht, Mk 16, dass, wer da glaubt und getauft wird, soll selig werden, dem kann je niemand widersprechen, darum soll man darauf Achtung geben. O ihr Verblendeten, warum entsetzt ihr euch und werdet betrübt, weil wir den Befehl Christi beobachten? Übt euch in der Heiligen Schrift, dann werdet ihr finden, was Christus, der Sohn Gottes, uns zu tun befohlen hat. Ich bitte euch alle, ihr lieben Brüder und Schwestern, habt doch zu Gott ein festes Vertrauen und seid über meinen bittern Tod nicht betrübt, denn Gott wird solches reichlich belohnen. Wir müssen doch einmal von hier und aus diesem Jammertale scheiden. Die Schrift bezeugt ja so klar, dass wer hier nur lachen und Freude haben will, zuletzt heulen und weinen soll; hier müssen wir in Geduld leiden, der Herr gebe, dass es in Unschuld geschehen möge. Wer hier seine Gabe auf den Altar bringen will, der muss diese auf dem Altar lassen und hingehen und sich zuvor mit seinem Bruder versöhnen und dann kommen und seine Gabe opfern. Darum bitte ich dich, o Gott, du wollest in Gnaden denen vergeben, welche mir den Tod antun. Meinen Geist und meine Seele befehle ich in deine Hand, o Gott! Hilf mir aus allen Nöten und wende dich niemals von mir; nimm meinem Fleische sein ganzes Vermögen, damit ich überwinden und von dir den Sieg erhalten möge, Amen.