Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.559

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2.559  Des Jan Wouterß fünfter Brief an sein Weib und sein Töchterlein.

Die unergründliche Gnade und Barmherzigkeit unseres himmlischen Vaters, und die überschwängliche Liebe unsers Herren Jesu Christi, samt der Mitwirkung seines Heiligen Geistes, vermehre sich allezeit bei deiner Liebe, meine Auserwählte auf Erden, zum Troste in deiner Wallfahrt, zur Standhaftigkeit und Stärkung deines Glaubens, zu Gottes Preise und zum Heile deiner Seele, damit du allezeit in dieser Welt ein Licht sein mögest, deinem lieben, einzigen Töchterlein, wie auch deinem Nächsten im Guten zur Besserung, damit du allezeit den fruchtbringenden Reben gleich sein mögest, denn dazu sind alle Gläubigen gesetzt; wenn ein anderer abnimmt, müde oder unlustig wird, so nimm du allezeit zu, und laß dein Zunehmen offenbar werden vor Gott und den Menschen, indem du weißt, daß dir die guten Werke folgen werden, und eine Zierde an deinem Hochzeitskleide sein werden, wenn du vor dem obersten Bräutigam erscheinen wirst, wogegen die Trägen und Schläfer, die zwar munter genug sind, das Vergängliche zu suchen, nackend stehen werden; dann wirst du zierlich gekleidet sein.

Darum, meine über alle Menschen geliebte Schwester, werde doch nicht müde, wenn du auch noch in dieser Pilgrimschaft wallen musst; schmücke und fülle allezeit deine Lampe in der Einfalt mit Öl; halte sie stets brennend, und erwarte in Geduld deinen Tröster und Bräutigam, dann wird er dich um einer kurzwährenden Traurigkeit willen herzlich und freudig willkommen heißen; denn er hat die Bahn geöffnet für dich und alle Gläubigen, die Fleiß anwenden und in ihrem Glauben Tugend, in der Tugend Bescheidenheit, in der Bescheidenheit Mäßigkeit, in der Mäßigkeit Geduld, in der Geduld Gottseligkeit, in der Gottseligkeit brüderliche Liebe und in der brüderlichen Liebe allgemeine Liebe zeigen. Wo solches reichlich unter euch ist, wird es euch nicht faul, noch unfruchtbar sein lassen in der Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi; wer aber dieses nicht hat, der ist blind und tappt mit der Hand nach dem Wege und vergisst die Reinigung seiner vorigen Sünden. Darum ermahnt auch Petrus: Wendet desto mehr Fleiß an, euren Beruf und eure Erwählung fest zu machen; wenn ihr das tut (merke) so werdet ihr nicht straucheln (merke ferner) und es wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang zu dem ewigen Reiche unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi.

Ach, es ist hieraus wohl zu sehen, wie man zu Falle kommt, und wie man fortgeht auf dem Wege des Lebens; darum ist es ein köstliches Ding fleißig zu sein, denn David sagt: Herr, du hast befohlen, deine Befehle fleißig zu halten; auch sagt Paulus: Seid nicht träge, was ihr tun sollt; seid brünstig im Geiste; ferner schreibt er: Dieses will ich, daß ihr tun sollt, damit diejenigen, die in Gott gläubig geworden sind, fleißig sein mögen, in guten Werken die Vornehmsten zu sein.

Ach, wie wohl geht es, wenn man dieses wahrnimmt! Ferner sagt er auch: Ach, daß es Gottes Wille wäre, daß diejenigen, die von mir unterrichtet worden sind, zum Nutzen der evangelischen Wahrheit dienen möchten, und fleißig würden in den Werken des ewigen Lebens. Ach, diejenigen, die diese göttlichen Schriften der Ermahnung und Warnung zu Herzen nehmen, werden nicht bald müde werden; wenn ein anderer stehen bleibt, werden diese fortgehen in treuem Herzen, so lange, als sie Atem schöpfen können, und werden allezeit dasjenige, was sie tun, für nichts achten, durch die göttliche Art, die in ihnen ist, welche Liebe kein Maß hat, nämlich, wenn man in seinem Herzen überlegt, daß Christus durch seine große Todespein uns tote Menschen lebendig gemacht und von der Macht des Teufels erlöst hat, und uns in das Reich Christi versetzt hat und daß er uns Arme, Sündhafte von so viel tausend Menschen herausgenommen und erwählt und uns erleuchtet hat. Wenn sie in das ewige Feuer gehen werden, so werden wir zur ewigen Freude eingehen, und unser verachteter Leib wird der Klarheit Christi gleich sein. Ach, wer kann die große Freude beschreiben, die ewig währen wird? Wer nur diese Liebe und Güte Gottes recht schmeckt, der wird es sich nicht bald verdrießen lassen, Gutes zu tun, denn er wird auch, wie Paulus sagt, ohne Aufhören ernten; und Christus sagt: Ein guter Baum bringt gute Früchte; auch sagt er: Die Gutes getan haben, werden auferstehen zum ewigen Leben. Ach, mein sehr geliebtes und wertes Weib! Obgleich ich dich jetzt verlassen muss, und dich nicht mehr sehen werde, so hoffe ich dich doch in der Auferstehung (durch des Herrn Gnade) zu sehen, und das mit einem herrlichen und unvergänglichen Leibe. Darum, mein geliebtes Schäflein, nimm stets in den Tugenden zu, nach deinem Vermögen, wie ich auch, meine Geliebteste, dir solches von ganzem Herzen zutraue. Halte doch die Wahrheit fest, worin du, durch Gottes Gnade, stehst, denn es ist die rechte Wahrheit; es wird keine andere gefunden werden, dessen bin ich gewiss in meinem Herzen. Darum sei fest darin gewurzelt, damit du gegen alle Sturmwinde stehen mögest, und nicht fallest durch Verfolgung, oder durch Beraubung der Güter und deines Geliebten, noch durch falsche Christen, deren (ach leider!) jetzt viele auf der Bahn sind, die viele Herzen und Gemüter unter dem Scheine der Wahrheit, welche von ihnen verfälscht wird, verderben und verführen, sodass viel Bitterkeit und Erkaltung der Liebe aufgewachsen ist.

Ja, ich fürchte, es möchte noch gehen, wie Christus sagt: Wenn des Menschen Sohn kommen wird, wird er auch Gläubige auf Erden finden? Ach, mein geliebtestes Weib, ich kann jetzt, durch des Herrn Hilfe, deiner nicht mehr wahrnehmen und für dich nicht mehr streiten, streite nun selbst für dich mit brünstigem Gebete zu Gott; er wird dich nicht verlassen, wenn ich dich auch verlassen muss; solches traue ihm fest zu, und halte dich allezeit unverändert an die Lehre Christi. Was du gehört und angenommen hast, das vollbringe in der Furcht Gottes, dann wirst du das ewige Leben haben; denn Gott kann das Gute, das er in dir angefangen hat, ohne Verzug wirken und vollbringen.

Endlich sei stark in dem Herrn durch die Macht seiner Stärke, und sei wider alle Widerwärtigkeit gut gewaffnet, dann wirst du durch des Herrn Hilfe wohl siegen; trachte nach dem, was göttlich ist, und überwinde das, was menschlich ist. Auch bitte ich dich freundlich nach all meinem Vermögen, gib dich doch in dem Herrn zufrieden, und denke allezeit an deine Erlösung und an den Schatz, der alle Schätze übertrifft, daß dir derselbe aus Gnaden geschenkt sei; sei auch immer der herrlichen Verheißungen eingedenk; dann hoffe ich durch des Herrn Gnade, daß der bittere Kelch, und das bittere Wasser Mara (das du nun auch um des Evangeliums willen mittrinken musst) in etwas werde versüßt werden, denn, meine Liebste, du weißt ja wohl, daß dieses unsere Pflicht und unser Gelübde sei, und daß wir von der Zeit an, wo wir die Wahrheit aufgenommen, es gewagt haben, jedermanns Raub zu werden, denn der Knecht ist nicht besser als sein Herr; wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen. Überlege einmal, von Abel an, bis auf diese Zeit, wie die Gerechten leiden müssen; die Schrift muss ja erfüllt werden; wenn ich nicht in Verhaft genommen worden wäre, und andere auch nicht, wie sollte dann die Zahl der Märtyrer unter dem Altare erfüllt werden, denn sie warten darauf, bis ihre Zahl erfüllt ist? Darum tröste dich doch, meine Geliebteste, und tröstet auch einander, denn ich denke, wenn das eine weint, so weint das andere auch; deshalb will ich euch auch mit des Herrn heiligem Worte trösten; ich werde auch darin noch mehr versichert, daß ich kein Bastard bin, weil es dem barmherzigen Vater gefallen hat, mich armen, sündhaften Menschen zu züchtigen, und mich Unwürdigen als seinen lieben Sohn aufzunehmen, sein Wille müsse geschehen. Darum bitte und laß für mich bitten, damit ich mit meinem Tode des Herrn Namen preisen und es zur Erbauung, zur Freimütigkeit und Freude meines Nächsten, zum Lichte der Welt und zur Erweckung derer gereichen möge, die noch im Schlafe der Sünden sind, und so auch zu meiner Seelen Seligkeit, Amen.

Auch lasse ich dich, meine Geliebteste auf Erden, wissen, wie es mir in meinen Banden eine große Erleichterung ist, daß du nicht ebenfalls verhaftet worden bist. Ach, ich kann auch meinem Gott nicht genug danken wegen unseres armen Töchterleins, welches seinen Vater so hat binden sehen, als ob er ein Mörder gewesen wäre, wobei mir aber der starke und getreue Gott solche Gnade gegeben hat, daß ich fast von keinem Schrecken zu sagen weiß, nur daß ich sagte: Ach, meine Herren, wie bindet ihr mich doch, als ob ich ein böser Mensch wäre. Ach, sagten sie, du bist selbst Schuld daran, wobei sie sehr untereinander seufzten. Als sie mich nach dir fragten, redete ich sehr laut mit dem Schultheißen, damit du aus dem Wege gehen möchtest; so sehr war ich für dich besorgt. Der Herr sei gelobt, daß er mich so gnädig züchtigt.

Ach, liebes Schaf, du bist ja sehr nahe gewesen, was man daraus schließen kann, weil du die Haube liegen gelassen hast und entflohen bist. Nun, Geliebteste, sei getrost; du verlässt zwar noch mehr; verlässt du aber viel, so wirst du auch viel empfangen, und schicke dich immer und jede Stunde in Geduld, dann wirst du, durch des Herrn Gnade, alles überwinden, was dir zustößt, denn die Geduld ist eine besondere Gabe Gottes; sie ist der Christen Stärke, das bin ich Unwürdiger wohl gewahr geworden, und erfahre solches auch am besten in meinen Banden, die ich um Christi willen leide; ich kann seiner Gnade nicht genug danken für seinen Trost; ich erfahre es, wie einem Manne zu Mute ist, der nicht um einer Übeltat willen gefangen ist; ich befinde die Treue des Herrn, welche er den Seinen verheißen hat; ich habe auch auf sein Wort vertraut, ehe ich in diese Hände kam, denn der Herr sagt: Wenn auch eine Mutter des Sohnes ihres Leibes vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen; er ist in Wahrheit eine Stärke der Armen und ein rechter Nothelfer.

Ach, ich hatte gehofft, es allein mit meinem Blute zu versiegeln; aber es ist noch ein schwaches Schäflein den Wölfen in die Hände gefallen, und das sehr wunderlich; man hätte meinen sollen, daß sie nicht viel Gefahr gehabt hätte; sie kam in meines Meisters Haus, und wurde angehalten. Als meine Zeit erfüllt war, kam ich auch in ihre Hände; ich glaube, der gute Gott habe es so über mich Unwürdigen zu meiner Seligkeit beschlossen, denn er weiß besser, was mir nötig ist, als ich selbst; darum müsse sein Wille geschehen. Ach, meine Liebste, sei doch hierin gelassen, und opfere mich, deinen Liebsten, auf, in des Herrn Willen, wie unser tägliches Gebet lautet, denn ich hatte zuvor oft zu dem Herrn gebetet, daß er mir dasjenige geben und uns widerfahren lassen wolle, was mir zur Seligkeit dient. Ich sehe es so an, als ob mich der Herr vor dem Unglücke bewahren und mich zur Ruhe bringen wolle, denn wer den Herrn und die Gemeinde von Herzen liebt, der ist selten ohne Herzensschmerzen, und hat oft Geburtswehen; ja, es dünkt mich, daß ich auch oft einem gebärenden Weibe gleich sei. Wenn ich an deine und meines Töchterleins Betrübnis, und an meines alten Vaters und an meiner alten Mutter Herzeleid denke, so möchte ich wohl weinen, aber der Herr gibt wieder Trost durch seinen Heiligen Geist; er müsse gelobt sein, in Ewigkeit, Amen.

Auch kann ich nicht unterlassen, dir, meinem geliebtesten und einzigen Weib, aufs höchste zu danken, daß du mir mehr als neun Jahre ein so liebes und treues Weib gewesen bist; die Zeit ist so schnell verschwunden, daß ich mich wundere. Ich habe mich so sehr in meinem Herzen über deine Liebe gefreut, daß ich dem Herrn für seine Gnade nimmermehr genug danken kann; ja, es dünkt mich, wenn auch alle Haare meines Hauptes und alle Grashalme der Erde Zungen wären, ich könnte doch seiner Güte nicht genug danken, sondern bliebe ihm schuldig. Aber, wie lieb ich dich auch hatte, so musste ich doch meine Liebe mäßigen, damit, wenn es dazu käme, wozu es jetzt gekommen ist, ich das Scheiden überwinden möge.

Auch hatte ich mein Töchterlein lieber, als ich an den Tag legte, aber ich durfte mein Herz nicht zu sehr an sie hängen, damit, wenn ich davon scheiden müsste, wie es der Herr über mich Unwürdigen beschlossen hat, mich dann das bittere Scheiden nicht überwiegen möchte; nun ich aber von dem Herrn zu diesem Stande berufen bin, so will ich euch beide, meine geliebtesten Schäflein, dem Herrn der Herren übergeben, und um seine Gnade bitten, daß er euch beide vor dem Argen bewahren und euch zu seinem ewigen Reiche bringen wolle. Amen. Ich habe, ach leider, oft Leid getragen, und es betrübt mich noch jetzt, daß ich elender Mensch nicht heiliger und vollkommener bei euch gewandelt bin, denn wie ich es auch machte, so kam ich allezeit viel zu kurz, weshalb ich mich auch durch die Jahre meines Glaubens nicht ohne Straucheln und Fallen hindurch gestritten habe; aber der reiche Gott hat meinen guten Vorsatz angesehen, und mich nach seiner Barmherzigkeit wieder aufgerichtet, denn er ist geneigt, zu vergeben, und steht fest bei seinen Verheißungen, so wie ich auch gern vergebe, denn, wenn wir den Menschen ihre Missetaten vergeben, so wird er uns auch unsere Missetat vergeben. Als ich nun meinen Mangel fühlte, ließ ich mir solches eine Veranlassung sein, mich in der Demut zu halten und mich unter die starke Hand Gottes zu beugen, und war mir solches eine Ermahnung, um eifrig in meinem Berufe zu sein. Als ich in solchem guten Vorsatze stand, ist der Herr der Herren gekommen, wofür er ewig gelobt sein müsse; darum bitte ich auch ihn oft, daß er es dem vergeben wolle, der mich genannt, überantwortet und angegriffen hat; ich vergebe es ihnen allen. Ach, mein geliebtes Weib, ich bitte dich doch nochmals herzlich, du wollest es denen auch ebenfalls vergeben, die an mir schuldig sind, und an deiner Trübsal, denn, wenn du es nicht vergeben würdest, so dünkt mich, du würdest dem Herrn, deinem und meinem Gott, im Wege stehen, daß er dir deine Schuld nicht vergeben würde. Darum bitte ich dich, du wollest es von Herzen vergeben; bitte auch für diejenigen, welche dir Leiden antun, dann wirst du eine gute Schwester in Christo sein. Mache, daß Gott dein Schuldner werde, dann wird er dir auch deine Schuld vergeben, denn wir bedürfen der täglichen Vergebung, weil wir gebrechlich sind.

Aber darüber bin ich doch sehr betrübt, daß unsere liebe Gemeinde und so viele arme Herzen so zerstreut sind und in fremden Ländern herumwandern müssen, von denen einige nichts zu leben haben, und gleichwohl wollen die armen Kindlein ernährt sein. Ach, es mangelt an fröhlichen Gebern in dieser kümmerlichen Zeit. Für dieses Mal nichts Besonderes mehr; sei und bleibe stets dem Herrn und dem reichen Worte seiner Gnade anbefohlen, der doch mächtig genug ist, dich vor dem Argen zu bewahren, und dich in sein ewiges Reich zu bringen, Amen. Sei insbesondere sehr herzlich in dem Herrn gegrüßt mit dem Kusse der Liebe und des Friedens, und das im Herzen, mit dem Gemüte im Geiste, als gegenwärtig bei dir. Sage unserm geliebten Töchterlein von mir gute Nacht, und melde ihr, daß sie ihre Mutter trösten soll, dann werde ich sie lieb haben, wenn sie anders eine gehorsame Tochter ist, und daß sie fleißig lesen und schreiben lerne, und dadurch ihrer lieben Mutter das Brot verdienen helfe. Grüße mir doch alle Gottesfürchtigen herzlich in dem Herrn, die dich nach mir fragen; sage ihnen, sie sollen alle wohlgemut sein, auf den Herrn hoffen und trauen, denn seine Hand ist nicht zu kurz, solches fühle ich wohl; darum fürchte niemand die sterblichen Menschen, sondern vielmehr den unsterblichen Gott; den Glauben habe ich bekannt, mein Leben nicht gesucht, von Christo frei und öffentlich vor diesem sündhaften Volke gezeugt, und das zum Zeugnis über sie, damit sie an dem Tage Christi keine Entschuldigung möchten vorweisen können.

Der Schultheiß fragte mich, ob ich nicht von meinem Glauben abfallen wollte, man würde mich dann wieder auf freien Fuß stellen, dann könnte ich mein Weib und meinem Kinde die Kost verdienen. Du bist, sagte er, noch ein junger Mann, du kannst noch wohl Kinder zeugen und die Welt vermehren; ich antwortete, daß ich keineswegs davon abfallen wollte. Der Schulz sagte: Willst du denn nicht leben? Ja, mein Herr, antwortete ich, aber von meinem Glauben begehre ich um keinen Preis in der Welt abzufallen. Als wir gingen, sagte er, daß ich irrte, er wollte es mir mit Chroniken beweisen, daß der Lehre, von der ich behaupte, daß man sie zu der Apostel Zeit die Sekte der Nazarener genannt habe, öffentlich widersprochen werde; du musst bedenken, daß unser Glaube vor so vielen Jahrhunderten bestanden, und von Hand zu Hand auf uns gebracht worden ist; ich sagte: Ich sehe nicht auf die Jahre, sondern auf die Wahrheit, und so schieden wir voneinander.

Ach, teile mein Schreiben nicht zu vielen mit, damit ich meine Freiheit zum Schreiben nicht verliere; der Herr sei dafür gelobt. Wenn jemanden die Liebe bewegt, ein wenig an mich zu schreiben, so schicke es mir; tue etwas Farbe hinein, und beschmutze es ein wenig, so wird man es desto weniger merken. Schreibe mir ein wenig, wie es dir mit meinem Töchterlein geht; sende es mit Farbe, oder mit etwas Gewürz, und sollte es auch Fenchelsamen oder ein Stücklein Kuchen sein; auch dieses wird mir sehr angenehm sein. Grüße doch deinen Bruder und sein Weib herzlich.