Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.653

Zum Inhaltsverzeichnis

2.653  Eine Bittschrift im Namen der Gefangenen in England der Königin überreicht, aber von Ihrer Majestät nicht angenommen.

Wenn wir Eurer Majestät löbliche und weit und breit unter allen Völkern berühmte Güte und Gnade betrachten, die stets in allen Sachen, und insbesondere was die Religion und das Gewissen betrifft, Bescheidenheit gebraucht und solches erst neulich an unsern Mitgesellen bewiesen hat, so haben wir das gänzliche Vertrauen zu Eurer Majestät, daß Sie belieben werde, uns, ihren armen Gefangenen und Fremdlingen, solche Gnade zu erweisen, weil wir auch in solchem Stande und in solchen Umständen uns befinden, und auch in demselben Glauben, welchen wir Eurer Majestät demütig darreichen, um Christi willen, daß es Eure Hoheit belieben wolle, selbst zu überlesen, und nach Eurer Weisheit und Gnade, in Betrachtung des geringen Unterschiedes, gnädig darüber zu urteilen. Wir bezeugen vor Gott und Eurer Majestät, daß, wenn wir anders in unserm Gewissen überzeugt wären, oder es verstehen könnten, wir das Gegenteil von ganzem Herzen annehmen und bekennen wollten, indem es von uns ein großer Irrtum wäre, wenn wir nicht lieber in einem wahren Glauben leben, als in einem falschen Glauben mutwillig sterben wollten; ferner wolle auch Eure Majestät belieben zu betrachten, nach Ihrer angebornen Güte und Weisheit, daß es nicht in unserer Gewalt stehe, in unsern Reden Heuchelei zu treiben, anders, als wir von Herzen glauben, um so der Gefahr des zeitlichen Todes zu entgehen; denn es ist uns unmöglich, anders zu glauben, als wir in unserm Gewissen überzeugt sind; desgleichen, daß es nicht in unserm Willen stehe, so oder so zu glauben, wie ein Missetäter mit seinem Willen das Böse tun oder lassen kann, sondern es muss der wahre Glaube in die Herzen der Menschen von Gott eingegossen werden, welchen wir täglich bitten, daß Er uns seinen Geist geben wolle, um seine Wahrheit und das Evangelium zu verstehen.

Überdies ist es Eurer Majestät wohl bekannt, daß wir nicht ein Volk sind, welches irgend Meuterei oder Aufruhr wider Eure Majestät anzustiften sucht, sondern daß wir vielmehr den Herrn täglich bitten um Eure glückliche Regierung und Wohlfahrt nach Seele und Leib, und daß wir nicht gesucht haben unsern Glauben in diesem Lande auszubreiten, was wir auch nicht tun können, weil wir schlichte, ungelehrte Handwerksleute sind und unerfahren in der Gottesgelehrtheit. Wir bitten Eure Majestät demütig, diese und mehrere andere Gründe um unseres Besten willen zu betrachten, und insbesondere Ihrer löblichen und fürstlichen Gnade eingedenk zu sein, worüber alle Völker erstaunen und welche zu jeder Zeit in allen Sachen hervorgeleuchtet hat, insbesondere aber in Religions- und Gewissenssachen.

Unterschrieben waren Hendrik Terwoort, Jan Pieterß, Christian Kemels, Gerrit von Byler, Hans von Straten.