Der Märtyrerspiegel

Teil II - Kapitel 2.49

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2.49  Georg Steinmetz, 1530.

Dieser Georg Steinmetz ist im Jahre unseres Herrn 1530 zu Pforzheim in Deutschland um des Zeugnisses Jesu Christi willen gefangen genommen und enthauptet worden, und hat allen Gläubigen zum Troste in ihrem Leiden die folgende Ermahnung zurückgelassen:

Wir danken Dir, o Gott, von Herzen für deine väterliche Treue. Niemand soll deine Gnade verspotten oder dieselbe verachten, dass es ihn nicht an seinem letzten Ende, wenn er von hier scheiden soll, gereuen möchte. O Herr, hilf und steh uns bei durch Jesum Christum; Gott hat viele zu seinem ewigen Lichte berufen, welche er auch mit vielen Leiden und Pein heimgesucht hat, wie man hier auf Erden sieht, denn es scheint, dass man hier durch das Feuer der Angst geläutert werden müsse; ja wir müssen sämtlich durch viel Trübsal ins Reich Gottes eingehen und von allen Sünden und Lastern gereinigt werden; wer nun hierin Christo nachfolgt, der wandelt auf rechtem Wege. Christus sagt: Ich bin der Weg und die Tür, die Wahrheit und das Leben, gehet ein durch mich, vor mir steht noch ein Zaun, das Kreuz stehet in dem Wege, solches muss ein jeder tragen, der zu dem Vater kommen will. Und nach meinem Gefühle muss die Wahrheit sagen, dass das Kreuz viel schwerer erscheint, als es in sich selbst ist; mancher Mensch hat einen Abscheu davor, als ob er das Kreuz nicht tragen könnte, darum will man an demselben Vorbeigehen und sucht einen andern Weg. Aber wir können nicht zu Gott kommen, ohne das Joch Christi zu tragen, denn wer diese Tür vorbeigeht, und durch eine andere in den Schafstall einzubrechen sucht, der ist ein Dieb und Mörder und wird die Rache Gottes, als die ewige Pein, leiden müssen. Christus will solche Jünger haben, wie ich zu beweisen hoffe, die ihm das Kreuz nachtragen und ihm in allen seinen Wegen folgen, um sein Joch bis ans Ende zu tragen. Wer nun sein Kreuz nicht tragen will, sondern sich von dem Satan bewegen und abhalten lässt, der soll billig auf das merken, was Christus sagt: Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem Vater, der im Himmel ist, und wer mich verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem Vater, der im Himmel ist. O Gott, erhalte uns doch zu deinem Lobe und zu deiner Ehre, damit die Liebe in uns nicht erkalte; dazu gib uns Stärke, Weisheit und Verstand durch deinen Heiligen Geist, der uns in alle Wahrheit leiten kann, damit wir ja nicht verzagen, sondern wohlgemut sind, auch auf dem schmalen Wege bleiben, darin fortgehen, Leib und Leben daran wagen, und also durch Christum zum Vater gelangen. Gelobt sei der Herr, unser Gott, der uns zu seinen Knechten und Kindern berufen hat. Wir wollen ihn ohne Aufhören loben und preisen, in Zeit und Ewigkeit, damit wir unsere Kleider in dem Blute des Lammes waschen, und nachher aus diesem kurzem Tode und Leiden mit Ihm in die ewige Freude eingehen mögen. In solchen Gesinnungen ist dieser Zeuge Jesu Christi gestorben, und, wie oben gemeldet, zu Pforzheim enthauptet worden.