Jan der Schwarze, ein ehrlicher, gutartiger Mann von Nipkerke, ist mit seinem Weibe und seinen erwachsenen Kindern zur Erkenntnis der Wahrheit und der Gemeinde Gottes gekommen. Nachher ist er zum Diener der Gemeinde erwählt und verordnet worden, in welchem Dienste er sich nach Vermögen in der Einfalt so betragen hat (nicht allein in dem Dienste seiner Armenpflege, sondern auch nach seiner von Gott empfangenen Gabe in dem Austeilen des Wortes der Ermahnung), daß er durch seine Beredsamkeit sich bei allen beliebt gemacht hat, die ihn kannten.
Was aber der Apostel Paulus vorhergesagt hat, daß alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, Verfolgung leiden müssen, das ist ihm auch begegnet, weshalb er in verschiedenen Städten und Flecken von Flandern, namentlich zu Honschote, Ryssel, Wervik, Meenen, und zuletzt zu Halewyn, gewohnt und sich größtenteils mit Schmalweben ernährt hat; derselbe ist auch mit seinem verdienten Lohne gegen die Armen sehr gütig und freigebig gewesen, nicht allein zum Dienste der Hausgenossen des Glaubens, sondern durchgängig gegen alle, wodurch er insbesondere einen guten Namen (zu Gottes Preis und Ehre) hinterlassen hat; auch ist er nicht nachlässig gewesen, andern mit seinem Tische und Herberge zu dienen, wie die Schrift vorschreibt; was daraus erhellt, daß eben, als er gefangen worden ist, ein Bruder von Doornik, Namens Percevael von dem Berge, und in Zwevegem geboren, und noch ein anderer, der von Honschote gekommen ist, Namens Jan Maes, bei ihm zur Herberge gewesen sind.
Um eben diese Zeit wohnten zu Halewyn noch verschiedene gottesfürchtige Brüder und Schwestern, welche der Pfarrer N. von dem Castell sehr beneidete, weshalb er sie auf verräterische Weise dem Diakon von Ronse, als Ketzermeister in Flandern, überantwortet hat. Derselbe ist auf einen Samstag, Nachts, den 7. März 1563, in Begleitung vieler Diener, von Ryssel daselbst in der Stille angekommen, hat einige Häuser von außen besetzt, dieselben sodann durchsucht, und in der Nacht den vorgemeldeten Jan den Schwarzen mit seiner Hausfrau Claesken und vier Söhnen, nämlich Claes, Christian, Hans und Mathieu, welcher ungefähr sechzehn Jahre alt war, gefangen genommen; außer diesen Personen hat er noch Percevael von dem Berge, den vorgenannte Jan Maes, Peter den Schuhmacher, und Jakomyntgen, dessen Hausfrau (welche Jakomyntgen aber nicht standhaft geblieben ist), Henrich Aerts, einen Hutmacher, Janneken, des Cabeljaus Hausfrau, und noch eine Schwester, Calleken Steens, die Hausfrau eines Bruders, der Augustin hieß, zur Haft gebracht.
Als Jan der Schwarze gefangen genommen wurde, waren die beiden jüngsten Söhne nicht bei der Hand, sondern sind während der Zeit hinzugekommen, und als sie in die Nähe des Hauses kamen, haben sie die Nachbarn gewarnt, daß diejenigen im Hause wären, die ihren Vater und Mutter fingen; da sagte einer zu dem andern: Laß uns nicht laufen, sondern laß uns mit Vater und Mutter sterben. Unterdessen ist Jan der Schwarze gefangen zum Hause hinausgeführt worden, und als er seine Söhne sah, sprach er zu ihnen: Kinder, wollt ihr mit nach dem neuen Jerusalem? Sie antworteten: Ja, Vater, und sind so mit ihm gefänglich fortgeführt worden.
Der Diakon hat diese alle nach Ryssel gefangen geführt und daselbst auf dem Schlosse genau bewahren lassen. Jan wurde allein in eine Höhle gesetzt, das Paradies genannt, welche so klein war, daß er in derselben weder gerade stehen noch bequem liegen konnte.
Während ihrer Gefangenschaft hat es sich ereignet, als einige Brüder und Schwestern (mit Liebe und Mitleiden entzündet) vor die Stadt kamen und dem Schlosse gegenüber standen, auch um die Gefangenen zu trösten, ihnen einige Worte zuriefen, daß unter andern ein Bruder, genannt Hermann, welcher von einem der Stadtdiener, der heimlich hinausging, erkannt worden ist, auch gefangen worden ist.
Nachdem diese Gefangenen zehn Tage gesessen, hat sie der Ketzermeister den Händen der weltlichen Obrigkeit überantwortet. Diese hat zuerst Jan den Schwarzen mit seinem Sohne Claes, Peter, den Schuhmacher, Henrich Aerts, den Hutmacher, Percevael von dem Berge und Jan Maes, und sie alle sechs (weil sie tapfer und standhaft bei der göttlichen Wahrheit blieben) zum Tode verurteilt und auf einem Wagen auf den Markt geführt, wo eine Schaubühne, mit Erde und Pfählen versehen, errichtet war; sie wurden einer nach dem andern hinaufgeführt und paarweise an den Pfählen festgebunden.
Als sie zum Tode geführt wurden, schlug die Glocke; Jan fragte, wie spät es wäre, da wurde ihm geantwortet: Vier Uhr. Er tröstete sich mit den Worten: Um fünf Uhr hoffen wir in unserer Herberge oder auf unserem Ruheplatze zu sein. Sein Sohn Claes hat die Worte gesprochen: Wir müssen sterben, weil wir glauben, daß Jesus Christus des ewigen Gottes Sohn vom Himmel und nicht von der Erde ist.
Dem Peter wurde ein Gebiss in den Mund gelegt, um ihm das Reden zu verwehren. Als sie an den Pfählen standen, wurde Holz und Stroh um sie her gelegt, und als man solches anzündete, wurden sie lebendig zu Asche verbrannt.
Wenige Tage darauf sind auch Claesken, Jan des Schwarzen Hausfrau, mit ihren drei Söhnen und Hermann, weil sie fest und unbeweglich an der Liebe Gottes blieben, alle fünf von der Obrigkeit zum Tode verurteilt und lebendig zu Asche verbrannt worden, und sind so als fromme Zeugen Christi bis ans Ende standhaft geblieben.
Als nun hierauf fast ein Jahr verflossen, so sind auch nach einer langwierigen Gefangenschaft Janneken Cabeljaus und Calleken Steens, als fromme, standhafte Zeugen der göttlichen Wahrheit, zum Tode verurteilt, lebendig ins Feuer gestellt und zu Asche verbrannt worden.
Es hat sich auch zugetragen, daß der Pfarrer N. von dem Castelle, der diese lieben Freunde Gottes aus Neid verraten hatte, von Gott sehr hart gestraft worden ist, denn sein Fleisch hat angefangen so sehr zu faulen, daß es in Stücken von seinem Leibe gefallen ist, oder geschnitten wurde, und daß seine Krankheit von keinem Arzte geheilt werden konnte. Als einmal ein großes Stück verfaultes Fleisch von seinem Leibe fiel oder geschnitten wurde, ist dasselbe von einem Hunde aufgefressen worden, was er mit seinen eigenen Augen angesehen hat; wie ihm nun dabei zu Mute gewesen sein muss, ist leicht zu erraten, besonders wenn er dabei einer Verwünschung gedachte, welche, wie es heißt, über ihn ausgesprochen worden ist, nämlich, daß er mit seinen eigenen Augen noch würde sehen müssen, daß die Hunde sein eigenes Fleisch essen würden.
Auch trug es sich zu (als der Pfarrer oder Pfaffe krank lag), daß ein Mann ihn zu besuchen kam, welcher, als der Pfaffe über sein schweres Elend klagte, zu ihm sagte: Es sind die Kohlen des Feuers zu Ryssel (nämlich von dem Brande der oben genannten Freunde), was dem Pfaffen nicht wohl gefiel; musste aber solchen Spott ebenso wohl ertragen, als auch seine Strafe, die ihm Gott zusandte. Auf solche Weise ist er endlich sehr elend gestorben, wie man liest, daß es vor Zeiten dem Antiochus ergangen (2Makk 9,9) und Herodes (Apg 12,23).