Die Wormser Propheten

Zur Wormser Propheten Übersetzung

Einleitung

Titelseite der Wormser Propheten Übersetzung, Augsburg Ausgabe von 1528
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Bei dem Werk die Wormser Propheten handelt es sich um eine bedeutende deutsche Übersetzung der Prophetenbücher des Alten Testaments, die am 13. April 1527 in Worms gedruckt wurde. Die Übersetzung wurde von den Täufern Ludwig Hätzer und Hans Denck angefertigt und erschien unter dem Titel Alle Propheten nach Hebräischer Sprach verteutscht. Geläufig wird sie auch als Täuferbibel bezeichnet. Sie stellt eine der ersten Übersetzungen der Propheten der Reformationszeit dar und ging damit den Werken von Huldrych Zwingli und Martin Luther voraus. Gedruckt wurde sie von Peter Schöffer dem Jüngeren, einem der führenden Drucker der damaligen Zeit. Die von dem Buchdrucker Peter Schöffer dem Jüngeren gefertigten Wormser Propheten erschienen am 13. April 1527 in zwei Buchformaten:einer großen Folioausgabe und einer handlichen Oktavausgabe. Am 7. September 1527 ließ Schöffer eine sehr kleine Ausgabe in Sedez folgen. Wegen seiner Nähe zu den Täufern wurde er Ende 1529 aus der Stadt vertrieben. Die Wormser Propheten fanden rasch Verbreitung. Innerhalb von fünf Jahren wurden noch elf weitere Ausgaben gedruckt. Druckorte waren neben Worms auch Augsburg und Hagenau im Elsass.

Das Werk wurde allerdings mit Verweis auf die täuferische Herkunft ihrer Verfasser von vielen Seiten abgelehnt. Bereits im Mai 1527 verbot der Stadtrat in Nürnberg den weiteren Verkauf der Wormser Propheten. Zwinglis Urteil über die Wormser Propheten in seiner Vorrede zu der erstmals 1529 erschienenen Züricher Prophetenübersetzung war von tiefem Misstrauen durchzogen. Obwohl er die wortgetreue Übersetzung Hätzers und Dencks aus dem Hebräischen schätzte, warnte er aus einem dogmatischen Vorurteil heraus vor ihr, da sie von gefährlichen „Rädelsführer[n] der Sekten und Rotten“ (die Wiedertäufer) erarbeitet worden sei. Stärker noch als Zwingli hegte Martin Luther in seinem „Sendbrief vom Dolmetschen“ (1530) Vorbehalte gegenüber den Wormser Propheten. Er stieß sich nicht nur an den für ihn häretischen Übersetzern, sondern vor allem an der Mitarbeit von Juden bei der Übersetzung der Wormser Propheten. Dennoch musste Luther annerkennen, dass Hätzer und Denck mit ihrer Übersetzung schneller waren als er selbst. Er bemerkte mit einer gewissen Frustration: „Alle Propheten sind auf Deutsch erschienen, sie sind uns zuvorgekommen, wir sind nichts!“

Wormser Propheten Jesaja 1 (Ausgabe, 1527)
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Obwohl sich Zwingli und Luther auf die Übersetzung stützten, wird wohl die Nähe zur täuferischen Bewegung und der jüdische Einfluss den Ausschlag für die Ablehnung in Wittenberg und Zürich gegeben haben. Dennoch bestehen auffällige Ähnlichkeiten zwischen der Zürcher und der Wormser Prophetenübersetzung. So zeigt sich inbsesondere im Buch des Propheten Daniel, dass die Zürcher Übersetzung auf der Arbeit der Wormser Übersetzung basiert. Traudel Himmighöfer kommt des Weiteren zu dem Schluss, dass Zwinglis Vorwurf, Hätzer und Denck begingen aus theologischer Motivation eine Fälschung, unbegründet gewesen sei, denn es war nicht die Wormser, sondern die Zürcher Übersetzung, die sich vom Urtext entfernt hatte.

1529, zwei Jahre nach Veröffentlichung der Wormser Propheten, erschien mit der ebenfalls von dem Buchdrucker Peter Schöffer dem Jüngeren herausgegebenen Wormser Bibel die erste deutsche Vollbibel in der Reformationszeit. Dadurch, dass die Wormser Propheten und die Wormser Bibel nicht nur in derselben Stadt, sondern sogar von demselben Drucker produziert waren, findet sich durch die Jahrhunderte hindurch – und vereinzelt auch heute noch – immer wieder die Behauptung, dass die Wormser Bibel im Prophetenteil die Übersetzung der Wormser Propheten übernommen habe. Der Erste, der dieses Fehlurteil aufdeckte und wissenschaftlich klarstellte, war der evangelische heologe Gustav Georg Zeltner in seiner 1735 erschienenen Abhandlung Kurtzes Sendschreiben, worinnen von der alten und höchst-raren teutschen Wormser Bibel zuverläßige Nachricht […] ertheilet. Es besteht keinerlei Zweifel, dass für den Prophetenteil der Wormser Bibel nicht die Übersetzung von Hätzer und Denck, sondern die damals aktuell erschienene Zürcher Prophetenübersetzung übernommen wurde.

Mit dem Aufkommen der Züricher Bibelübersetzung (1531) und der Lutherbibel (1534) verlor die Wormser Propheten Übersetzung an Bedeutung. Dennoch ist sie ein wichtiges Zeugnis der täuferischen Bewegung und der Reformationszeit. Ludwig Hätzer und Hans Denck waren wichtige Vertreter der Täufer des 16. Jahrhunderts. Hätzer wurde 1529 in Konstanz hingerichtet, Denck starb 1527 in Basel. [1]

Ausgaben der Übersetzung

Folgende Ausgaben der Wormser Propheten sind bekannt:
(Quelle: C. Hege, C. Neff: Mennotisches Lexikon - Band 4, Frankfurt & Weierhof, 1967, S. 566)

  • 13. April 1527 von Peter Schöffer in Worms in 8°
  • 13. April 1527 von Peter Schöffer in Worms in 2°
  • 22. Juni 1527 von Silvan Otmar in Augsburg in 2°
  • 7. September 1527 von Peter Schöffer in Worms in 8°
  • 14. Dezember 1527 von Heinrich Steiner in Augsburg in 2°
  • 12. Februar 1528 von Wilhelm Selk in Hagenau in 2°
  • 24. Februar 1528 von Heinrich Steiner in Augsburg in 2°
  • 7. März 1528 von Silvan Otmar in Augsburg in 2°
  • 19. Juni 1528 von Peter Schffer in Worms in 8°
  • 25. Juni 1528 von Heinrich Steiner in Augsburg in 8°
  • 19. Mai 1530 von Heinrich Steiner in Augsburg in 8°
  • 19. Mai 1530 von Heinrich Steiner in Augsburg in 8°
  • 4. November 1531 von Heinrich Steiner in Augsburg in 8°

Die Preußische Staatsbibliothek Berlin erfasste vor dem zweiten Weltkrieg alle diese Ausgaben: 7 x Augsburg, 4 x Worms, 1 x Hagenau, 6 x 2°, 6 x 8°.

Die Bedeutung von 8° und 2°:

  • 8° (Oktavformat) bedeutet, dass ein Druckbogen dreimal gefaltet wurde, sodass acht Blätter (16 Seiten) entstehen. Das ergibt ein handliches, oft gebundenes Format (etwa Taschenbuchgröße).
  • 2° (Folioformat) bedeutet, dass der Bogen nur einmal gefaltet wurde, sodass zwei Blätter (vier Seiten) entstehen. Das ergibt ein großes, repräsentatives Buchformat, etwa DIN A2.

Weitere Informationen

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