Der Anfang dieser Beschreibung zeigt an, dass der Streit der sogenannten Geistlichen in diesen hundert Jahren eine Ursache gewesen sei, dass die Taufgesinnten desto mehr zugenommen haben.
Unterdessen wird der Unterschied zwischen den alten Waldensern und den abgewichenen Hussiten, in Betreff des Artikels der heiligen Taufe, angeführt.
Die Waldenser in Ungarn wurden damals (im Jahre 1507) sehr verfolgt; es wird über sie berichtet, dass sie ein unschuldiges Leben geführt haben, dabei wird auch angegeben, dass sie in ihrem Bekenntnis, welches sie in diesem Jahr übergaben und auch in ihrer Verantwortung, vom Jahr 1508, der Kindertaufe keineswegs gedachten.
Ludovicus Vives wird auf das Jahr 1521 angeführt, welcher über Augustinus erklärt, dass vor Zeiten nur die Bejahrten zur Taufe zugelassen worden seien; desgleichen, dass selbst zu seiner Zeit dieser Gebrauch in einigen Städten von Italien noch beobachtet wurde.
Zwei Artikel der alten Waldenser werden nacheinander erzählt, wovon der eine gegen den Papst gerichtet ist, der andere aber über die heilige Taufe handelt.
Auf das Jahr 1540 wird von der Gemeinde zu Thessalonica Nachricht gegeben, welche von der Apostel Zeit an unverändert im Glauben geblieben und mit den Taufgesinnten einig gewesen sein soll.
Es werden zum Beweis der vorgenannten thessalonischen Gemeinden zwei bestimmte Zeugen aus dem Zeugnis anderer Schreiber und glaubwürdiger Nachrichten angeführt.
Unterdessen wird auch im Zusatz erzählt, dass die Christen allein innerhalb Thessalonica mehr als dreißig Kirchen oder Versammlungshäuser hätten, die Türken aber nur deren drei, aus Bal. Lydius.
D. Vicecomes gib von der Zeit Nachricht, zu welcher die Christen in Thessalonica die Taufe bedienten.
Wir gehen zu einigen Bekennern über, welche zu unserer Väter Zeit gelebt haben und damals getötet worden sind, die einige gute und heilsame Zeugnisse über diesen Artikel zurückgelassen haben, als Thomas von Imbroek, im Jahr 1558; Jacob de Roxe, im Jahr 1569; Johann Woutersz von Kuyk, im Jahr 1572; Christian Gasteyger, im Jahr 1586; Bartholomeus Panten, im Jahr 1592; worauf endlich ungefähr im Jahr 1600 ein vollständiges Glaubensbekenntnis folgt, wie dasselbige seit langer Zeit von denjenigen, die man Mennisten nannte, geglaubt und belebt worden ist.
Hiermit machen wir den Beschluss von der ganzen Beschreibung der heiligen Taufe und des christlichen Gottesdienstes aus diesen Zeiten.
Wir beabsichtigen jetzt, unser Versprechen, welches wir in dem vorhergehenden Buch gegeben haben, zu erfüllen, und auch in diesem Jahrhundert zu zeigen, dass das Kennzeichen der Gläubigen, nämlich die Taufe nach der Einsetzung Christi, von denjenigen, die man Rechtsinnige nennen möchte, der Ordnung gemäß gelehrt, geübt und unterhalten worden sei, obschon dieser Artikel damals nicht nur unter den Papisten, welche doch meistens durch alle Zeiten sich demselben widersetzt haben, sondern auch unter andern Religionsparteien großen Anstoß und viel Gewalt hervorgerufen hat, welche in vielen andern Beziehungen sich von der Lehre der Papisten losgesagt, ja, mit Angst und Schrecken aus der Römischen Kirche, wie aus einem verwirrten Babel, die Flucht genommen hatten.
Doch hat alles dieses, statt die Wahrheit zu verdunkeln, nur mehr zur Offenbarung und Verherrlichung derselben gedient, wie das Gold an dem Kupfer, die Höhe eines Berges an den tiefen Tälern, und das Tageslicht an der Finsternis der Nacht desto deutlicher unterschieden und das Preiswürdige neben dem Unbedeutenden desto leichter erkannt werden kann.
So hat es sich auch zu der Zeit nicht nur mit der angefochtenen Wahrheit, sondern auch mit denjenigen verhalten, welche dieselbe verteidigten, wie in dem Nachfolgenden erzählt und genauer bewiesen werden soll.
Die heilige Taufgeschichte Jacob Mehrnings, indem sie sich über die sechzehnhundertjährige Zeit ausspricht, nämlich vom Jahr 1500 bis zum Jahr 1600, fängt mit diesen Worten an (Pag. 772): In dieser Zeit hat sich, besonders in Deutschland, die heftigste Verfolgung gegen die alten Waldenser und ihre Nachfolger erhoben, und dies zwar besonders durch den heftigen Streit der sogenannten Geistlichen und die Disputationen der Gelehrten gegen dieselben mit der Feder; dessen ungeachtet aber haben die Waldenser zu der Zeit viel mehr Wiedertäufer, nämlich Taufgesinnte, unter sich aufgenommen, als dies zuvor jemals in irgendeinem Land der Fall gewesen ist, was den Beweis liefert, dass die alten rechtsinnigen Waldenser, der schweren Verfolgungen ungeachtet, damals bekannt gewesen seien, und dass sie sich auch mehr ausgebreitet haben, als jemals zuvor.
Ebenso ist dieses auch das Jahrhundert gewesen, in welchem Luther in Deutschland, Zwingli in der Schweiz und nachher Calvin in Frankreich angefangen haben, die Römische Kirche zu verbessern, der vermeinten Macht des römischen Papstes und vielen päpstlichen Aberglauben zu entsagen, ihr zu widersprechen und dieselbe mit dem Ansehen des heiligen Wortes Gottes zu widerlegen; nichtsdestoweniger sind sie aber, um größere Spaltungen, wies es scheint, zu vermeiden, in dem Artikel der Kindertaufe mit der Römischen Kirche einig geblieben, obgleich sie viele Zeremonien, welche die Papisten bei der Kindertaufe beobachten, als das Salz, den Speichel, die Beschwörung und dergleichen abgeschafft haben.
Auch haben sie mit den Papisten in dem Eidschwören, dem Amt der weltlichen Obrigkeit, dem Kriegführen gegen die Feinde, und auch zu Zeiten gegeneinander, übereingestimmt, von welchen Punkten sich die alten Waldenser so ganz gereinigt hatten, dass sie auch mit dergleichen keine Gemeinschaft haben wollten, weshalb wir sie auch hier verlassen und uns zu unsern Mitgenossen wenden wollen.
Es ist zwar wahr, dass sich schon vor dem Eingang dieses Jahrhunderts einige Waldenser mit den Hussiten vereinigt hatten, vermutlich in dem Vertrauen, dass sie mit der Lehre auch der Sanftmut ihres früheren Lehrers Johannes Hus nachfolgen würden; als aber diese Hussiten die Kindertaufe beibehalten und den Tod jenes Lehrers rächen wollten, ja, einen blutigen Krieg gegen diejenigen anfingen, die ihn getötet hatten, so haben sich diejenigen, welche sich mit ihnen vereinigt hatten, sehr betrogen gefunden und haben sich von ihnen abgesondert, weil sie solchen Leuten ihre Seligkeit nicht anvertrauen durften; doch sind einige wenige, ohne sich von ihnen zu trennen, mit ihnen vereinigt geblieben.
Auf diese Weise sind die Waldenser größtenteils zu ihren alten Brüdern zurückgekehrt; die Hussiten aber sind von den Lutheranern, Zwinglianern und Calvinisten, welche mit ihnen die Kindertaufe und das Kriegführen billigten, aufgenommen worden. Da jedoch einige Waldenser mit den Hussiten vor deren Abfall vereinigt waren, und noch einige, obwohl wenige, bei ihnen geblieben sind, so ist es geschehen, dass die sogenannten Hussiten den Namen Waldenser, wiewohl mit Unrecht, erlangt haben; eben daher ist es auch gekommen, dass sie ein gemischtes Glaubensbekenntnis gehabt haben, welches teils mit dem alten Bekenntnis der Waldenser übereinstimmte, teils aber mit Neuerungen und Erdichtungen vermischt gewesen ist.
Zum Beweis wollen wir den Artikel der heiligen Taufe dieser Hussiten anführen, welcher so lautet:
Der Glaube, welcher uns von Gott gegeben ist, zwingt uns, dergleichen Dinge zu glauben, und von der Taufe, welche das erste Sakrament ist, Bekenntnis zu tun. Wer nun in reifen Jahren durch das Gehör des göttlichen Wortes gläubig geworden und dadurch in seiner Seele wiedergeboren und erleuchtet worden ist und Kraft empfangen hat, der ist verbunden, sich selbst taufen zu lassen in dem Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, zur Einigkeit der heiligen Kirche, durch ein äußerliches Wasserbad, zum Beweis seiner innerlichen Reinigung, welche er durch den Glauben erlangt hat.
Soweit stimmt dieser Artikel mit dem Bekenntnis der alten Waldenser überein; was aber nachher folgt, ist, wie man als gewiss annimmt, von den genannten Hussiten hinzugesetzt worden.
Dieses unser Bekenntnis erstreckt sich auch über die Kinder, welche, nach dem Schluss der Apostel, wie Dionysius schreibt, auch getauft und dann durch die guten Anführungen ihrer Gevatter und Gevatterinnen, welche in dem Gesetz Christi unterrichtet sind, aufgefordert, angeleitet und gewöhnt werden müssen zu dem Leben des Glaubens, das ist den Glauben würdig zu beleben.
Seht hier, wie entsetzlich diese genannten Hussiten abgewichen seien, welche zu der Regel der alten Waldenser, die durch das Ansehen der heiligen Schrift befestigt worden ist, nämlich auf den Glauben zu taufen, noch eine neue Regel angehängt haben, nämlich auch die jungen Kinder zu taufen und zum Beweis nicht einige Zeugnisse Christi und seiner heiligen Apostel, sondern einen Dionysius anführen, welcher keineswegs ein Apostel oder Lehrer Christi, sondern ein Mensch gewesen ist, welcher irren konnte.
Gleichwohl wollte der Prediger Mellinus die Leser seines Buches überreden, dass das Letztere gleichfalls das Bekenntnis der Waldenser gewesen sei (im 2. Buch, Fol. 614, Col. 3); aber wie zuvor berichtet wurde, ist das Gegenteil selbst daraus zu ersehen, was er selbst bezeugt (Fol. 446, Col. 1), denn hiernach haben die Waldenser im Jahr 1544, also 40 Jahre nach der Zeit, dass die Hussiten, die er böhmische Brüder nennt, die oben angeführten Artikel gemacht haben, ein Bekenntnis herausgegeben und auf den Reichstag des Königs von Frankreich zu Paris überliefert, worin, indem sie von der Taufe sprechen, keineswegs die Kindertaufe berührt wird; das Werk der Hussiten aber soll, nach des Predigers Bericht, im Jahr 1504 gemacht sein. Vergl. Fol. 611, Col. 1, mit Fol. 614, Col. 3.
Im Jahre 1507 In diesem Jahr, schreibt P. J. Twisck, sind die Wandoisen, Waldenser oder Gläubigen in Ungarn grausam verfolgt worden und haben ihr Glaubensbekenntnis mit einer Verantwortungsschrift dem König aus Böhmen, Uladislaus, übergeben, worin sie die Lästerungen ihrer Feinde widerlegt und bewiesen haben, dass sie nicht ohne wichtige Ursache von der Römischen Kirche abgegangen seien. Von diesen Leuten bekennen die päpstlichen Schreiber selbst, dass sie ein unschuldiges und frommes Leben geführt haben, obgleich sie dieselben grausam zu töten und auszurotten suchten. P. J. Twisck, Chronik, das 2. Buch, auf das Jahr 1507, Pag. 630, Col. 1 aus Heinr. Boxhorn, Fol. 27.
So wenig in diesem Bekenntnis, welches die genannten Waldenser im Jahr 1507 dem König Uladislaus übergaben, als auch in ihrer Verantwortung, die sie im Jahr 1508 überliefert haben, wird der Kindertaufe gedacht, obwohl es damals die rechte Zeit gewesen wäre, sich in dieser Beziehung zu erklären. Siehe A. Mell., Fol. 616, Col. 1–4, und 617, Col. 1–3.
Über ihr Bekenntnis aus dem Jahr 1504, welches durch die Hussiten verdorben oder mit menschlichen Satzungen vermengt worden ist, haben wir oben gesprochen.
Im Jahr 1521 Ludovicus Vives, von Valence, indem er die Worte des Augustinus erklärt (im 27. Kapitel des 1. Buches von der Stadt Gottes: mit welcher Ermahnung wir den Getauften anreden), sagt so:
Vor Zeiten wurde niemand zu der heiligen Taufe zugelassen, der nicht zu seinen Jahren gekommen ist und selbst verstand, was das heilige Wasser zu bedeuten hatte, und damit abgewaschen zu werden begehrte, ja, wenn er es mehr als einmal verlangte.
Derselbe Vives sagt ferner an dem bezeichneten Ort: »Ich hörte, dass in einigen Städten in Italien der alte Gebrauch größtenteils noch unterhalten wird,« womit er zu erkennen gibt, dass die Kindertaufe daselbst, sowohl zu seiner Zeit, als vor seiner Zeit, bei vielen nicht gebräuchlich gewesen sei. Um solches darzutun, haben wir diesen Spruch angeführt.
Vermutlich, sagt Montanus, welcher dieses aufgezeichnet hat, ist dieses noch ein Überbleibsel von den Waldensern, welche auch in verschiedenen Landschaften in Italien verstreut waren. H. Mont., Nichtigkeit der Kindertaufe, der 2. Druck, Pag. 89.
Dann erzählt er, dass sie im Jahr 1544 ihr Glaubensbekenntnis dem König in Frankreich, Franz dem Ersten, eingehändigt haben, dass sie aber dieser König im darauf folgenden Jahr durch Minerius habe jämmerlich überfallen und ausrotten lassen, infolge des Urteils, welches fünf Jahre vorher in Aix, wo das Gericht in der Provence gehalten wird, nicht weit von Italien, über sie gefällt worden ist.
Im weiteren Verlauf wird ihr Glaube so beschrieben, dass sie, als Nachfolger ihrer uralten Gewohnheit, den Papst zu Rom nicht anerkannt und stets eine reine Religion gehabt hatten.
Von der Taufe haben sie das nachfolgende Bekenntnis getan, dass dieselbe ein auswendiges, sichtbares Zeichen sei, welches uns die Erneuerung des Geistes und die Tötung der Glieder zu erkennen gibt. Dieses Bekenntnis steht in Ansehung seiner Hauptmomente durchaus mit demjenigen im Einklang, das wir zuvor aus Jean Paul Perrin erzählt haben; ferner auch mit demjenigen, was Reinerius in dem Artikel ihres Bekenntnisses, wie es zu seiner Zeit gewesen ist, uns aufbewahrt hat, indem er sagt, dass sie die Kindertaufe für unnütz gehalten haben. M. Mont., Nichtigk., der 2. Druck, Pag. 90, aus Reinerius.
Wir könnten allerdings, was die Waldenser betrifft, etwas weitläufiger und ausführlicher schreiben zur Befestigung des Glaubens, den sie mit uns gemein gehabt haben; desgleichen auch, wie sie diesen Glauben bis in die Zeiten der letzten Märtyrer bekannt haben, und auch, dass einige dieser Märtyrer aus ihnen hervorgegangen seien, da wir uns aber nicht vorgenommen haben, dieses Buch mit Worten zu füllen, sondern nur die Kraft der Sache zu zeigen, welches wir auch getan zu haben glauben, so wollen wir es dabei belassen und den Verständigen und Unparteiischen solches zur Beurteilung übergeben.
Ehe wir hiervon uns abwenden, ist noch zu bemerken, dass in diesem Jahrhundert nicht nur von den Waldensern, sondern auch von einigen Gemeinden zu Thessalonica in Griechenland Meldung getan wird, von welchen versichert wird, dass sie von Christi Zeiten an unverändert in dem Glauben geblieben und mit den Gemeinden der schweizerischen Taufgesinnten in dem Glauben und Wandel übereingestimmt habe.
Ich will die Beschreibung von Wort zu Wort anführen, welche ich hiervon in einem Buch, die Brille genannt, gefunden habe, wodurch die Taufgesinnten eines Glaubens sehen mögen, von einem Freund der Wahrheit. J. S., gedruckt zu Harlem, bei Hans Passchiers von Wesbusch, im Jahre 1630.
In der Vorrede, Pag. 10, steht: Weil, meine Geliebten, alle wahren Gottesfürchtigen eine herzliche Freude und ihr größtes Vergnügen haben, wenn auf Erden viel Gottesfürchtige gefunden werden, so habe ich es für gut befunden euch ein kurzes Zeugnis mitzuteilen, welches mir zur Hand gekommen ist, wie im Jahr 1540 oder ein wenig früher einige Leute von den Türken aus Mähren in die Türkei nach Thessalonich gefänglich gebracht wurden und als Sklaven verkauft worden seien, welche Sklaven daselbst mit den thessalonischen Christen bekannt geworden sind.
Als sie ihr Leben und ihren Handel und Wandel ansahen, sagten sie zu diesen Thessalonicensern, dass in Mähren ein Volk wohne, welches ihnen im Leben, Handel und Wandel gleich sei, und welche man daselbst Wiedertäufer nenne; hierdurch sind die Thessalonicenser mit Eifer erfüllt worden, um die Wahrheit zu untersuchen, und es hat sich ferner zugetragen, wie das Zeugnis hiervon meldet.
Über dasjenige, was wir über die Gemeinden der Thessalonier angeführt haben, gibt noch B. Lydius diese Beschreibung: Erstens wollen wir von den griechischen Kirchen reden, welche in großer Menge unter dem Gebiet des Groß-Türken sind; dann in der Stadt Thessalonica, welche die Türken nun Salanich nennen, haben die Christen oder Griechen mehr als dreißig Kirchen, die Türken im Gegenteil nur drei, und so ist’s auch mit den andern Plätzen im Osten. Diese Kirchen halten den Papst nicht für das allgemeine Haupt der Kirche. Dieses ist zu ersehen aus des Nilus Buch, B. Lydius 3, Tract. von den Wald., gedruckt im Jahre 1624, Pag. 33, Col. 1. Nilus von des Papstes Oberherrschaft, Pag. 48, 51, in der Wechel. Aufl., im Jahre 1608.
Pag. 42 steht: Kurzer Bericht, wie durch einige Mährische, welche von den Türken gefangen wurden und nachher zu Thessalonica in der Türkei angekommen sind, die Christen in Thessalonica Nachricht erhalten haben, dass in Mähren ihre Glaubensgenossen wohnten, welche man daselbst Wiedertäufer nenne, und wie sie, um den Grund der Wahrheit zu erfahren, drei von ihren Brüdern nach Mähren in Hochdeutschland gesandt haben.
Ich Unterschriebener bezeuge, dass in Mähren drei Jahre lang ein Mann von unsern Brüdern, beinahe hundert Jahre alt, genannt Leonhard Knarr, bei mir gewohnt, welcher mir erzählt hat, dass zu seiner Zeit, als er ein Knecht gewesen war, in dem gemeinschaftlichen Haus der Gemeinde zu Popits, unter dem Hausvater Hans Fuhrmann, drei Brüder von der Gemeinde zu Thessalonich nach Hochdeutschland ausgesandt worden seien, um sich nach denen zu erkundigen, die mit ihnen im Glauben übereinstimmten, wie sie von den Gefangenen, wie zuvor berichtet worden ist, Nachricht erhalten haben, dass dergleichen in Mähren wohnen sollten.
Diese sind zuerst in einer Stadt namens Nickelsburg, an der ungarischen Grenze gelegen, angekommen, wo sie bei einem Pfaffen eingekehrt sind und nach einem solchen Volk gefragt haben; derselbe hat sich mit diesen drei Männern in eine Kutsche gesetzt und ist mit ihnen nach Pausrom zu denjenigen gefahren, welche man daselbst die Hutterischen und in den Niederlanden die Mährischen nennt.
Als sie ihr Leben und ihren Handel und Wandel wohl untersucht hatten, haben sie mit ihnen alle Glaubensartikel in lateinischer Sprache (in welcher sie wohl erfahren waren) verhandelt, doch haben sie gefunden, dass sie in drei Hauptstücken nicht miteinander übereinstimmten; erstens, in der Meidung, wie sie bei den Hutterischen gehalten wird; zweitens, in der Gemeinschaft der Güter, welche in der Tat bei ihnen mehr in einer Herrschaft und Knechtschaft, als in einer Gleichheit besteht; drittens, dass sie denjenigen, welche von ihrer Gemeinschaft zurücktreten und von ihnen gehen, ihre zugebilligten Güter zurückhalten, worüber diese drei Männer mit weinenden Augen von ihnen geschieden sind, weil sie eine so schwere und mühsame Reise umsonst getan hatten.
Hierauf hat sie dieser Pfaffe an den Ort Pausrom zu der schweizerischen Gemeinde gebracht, welche ihren Namen von Hans Schweizer führen. Diese haben durch einen Mann von ihren Brüdern, genannt Johann Peck, welcher mit Hans Fuhrmann und zwölf andern Personen neun Jahre lang auf dem Schloss zu Passau, in Bayern an der Donau gelegen, des Zeugnisses der Wahrheit wegen, gefangen gesessen hatte, alle Artikel ihres Glaubens in der lateinischen Sprache verhandelt und haben in allen wohl miteinander übereingestimmt, worüber sie beiderseits mit großer Freude erfüllt worden sind, einander als liebe Brüder erkannt und als Beweis des Herrn Nachtmahl mit großer Freude mit denselben gehalten, sie auch für die rechte Gemeinde Gottes erklärt haben.
Es wird dabei ferner berichtet, dass die Gemeinde Gottes zu Thessalonica von der Apostel Zeit an noch unverändert in dem Glauben geblieben sei, und dass sie die Briefe, welche der Apostel Paulus mit eigener Hand an sie geschrieben hatte, bis auf diesen Tag noch in gutem Verwahr hätten.
Nachdem alles dieses vollbracht, sind sie in gutem Frieden voneinander geschieden, und als sie einander mit dem Kuss der Liebe und nassen Augen dem Schutz des Herrn anbefohlen, sind sie wieder nach Thessalonica gereist.
Einer derselben war seines Handwerks ein Schneider und hat zum Andenken seine Handschere in der Gemeinde zu Pausrom zurückgelassen.
Diese Geschichte ist nicht nur mir, sondern überall bekannt, nicht nur in Mähren, sondern auch in der Oberpfalz.
Der Vater dieses Leonhard Knar, welcher dieses alles erlebt und erzählt hat, ist daselbst unter den Taufgesinnten, welche nun aus zwei großen Völkern, nämlich den Hutterischen, hier in den Niederlanden Mährische genannt, und den Schweizerischen, hier in den Niederlanden Hochdeutsche genannt, bestehen, welche zu derselben Zeit noch vereinigt gewesen sind, Ältester gewesen, welcher, nach der Lehre der Apostel, ihnen in der Taufe, dem Nachtmahl und der Fürbitte gedient hat.
Da nun dieser Leonhard gute Bekanntschaft mit Johann Peck hatte, so hat Johann Peck dem Leonhard alles mündlich erzählt, was er mit diesen Brüdern von Thessalonica verhandelt hatte.
Wir haben zuvor erwähnt, dass Hans Fuhrmann und Johann Peck mit noch zwölf anderen Personen neun Jahre lang auf dem Schloss Passau gefangen gelegen haben, und wie sie aus solcher langwierigen Gefangenschaft durch Bürgschaft eines Herrn von Jamits erlöst worden seien, der sechsunddreißig Meilen gereist ist, um die Gefangenen durch seine Bürgschaft auszulösen, und welcher in seiner Stadt Jamits eine große Gemeinde von diesen Leuten unter seinem Schutz wohnen hatte, und war unterschrieben:
Von mir, Jacob Meister, wohnhaft zu Amsterdam, geflüchtet aus Mähren im Jahr 1620 nach Polen; von da im Jahr 1626 nach Stettin, in Pommern; im Jahre 1627 in Amsterdam, bekenne ich, wie vor steht, von diesem Mann Leonhard Knar.
Von diesen Dingen gibt Jacob Mehrning aus Holstein folgende Beschreibung: Ferner hat man Nachricht, dass noch zu dieser Zeit zu Thessalonica Brüder und Christen seien, welche in allen Religionspunkten mit den Mennisten, selbst in der Taufe, übereinstimmen, von denen zwei noch zu unserer Väter Zeiten, zuerst bei den Brüdern in Mähren, dann auch in den Niederlanden gewesen sind, wo sie mit denselben das Nachtmahl hielten; diese haben auch ausdrücklich bekannt, dass sie zu Thessalonica St. Pauli zwei Episteln oder Sendbriefe an die Thessalonicher, von seiner eigenen Hand geschrieben, in gutem Verwahr hätten; ebenso, dass noch viele ihrer Brüder und auch andere Christen im Mohrenland oder Äthiopien, in Griechenland und andern Morgenländern hin und wieder zerstreut wohnen, welche von dem Anfang der Apostel an bei derselben Lehre und dem rechten Gebrauch der Taufe, gleich ihnen, bis auf diese Zeit von Gott beständig erhalten worden und darin verblieben seien. Taufgesch., gedruckt in Dortmund im Jahre 1646 und 1647, im 2. Teile, Pag. 739.
D. Vicecomes führt an aus Nicephorus Callisto, Buch 1, Cap. 23, dass in Thessalien nur auf Ostern die Taufe bedient worden sei, [Anmerkung: Aus dem NT kann man nicht entnehmen, dass nur auf bestimmte Zeiten getauft werden sollte. Siehe Apg 9,18; 16,33; 18,8; 19,5 und andere Stellen. Die Taufe sollte erfolgen, wenn ein wahrhaft bußfertiger Mensch diese begehrt.] weshalb daher auch viele von ihnen ohne Taufe gestorben seien. Dies stimmt mit dem Vorhergehenden wohl überein, nämlich, dass die thessalonischen Kirchen keine Gewohnheit daraus machten oder es wenigstens nicht für nötig achteten, die jungen Kinder zu taufen, indem mit der Taufe ein ganzes Jahr gewartet wurde, während diejenigen, welche die Kindertaufe für nötig erachten, bisweilen keinen Monat, keine Woche, ja, zu Zeiten keinen Tag damit warten durften, wenn sie das Kind in Todesgefahr glaubten, weshalb sie weder eine gewisse Zeit zur Kindertaufe festsetzten, noch, wenn es die Notwendigkeit mit sich bringt, bestimmte Personen dazu erforderte, wie auch die Papisten und die Lutheraner zugeben, dass nicht nur die Priester oder Lehrer, sondern auch die Laien (Weltlichen), ja, die Frauen taufen mögen, damit ja kein Kind ungetauft sterben möge.
Anth. Jac., Babel der Kindertäufer, gedruckt im Jahre 1626, Pag. 107, das achte Hauptstück, Fr. aus Bell. von der Taufe, Col. 307.
Dass aber die thessalonischen Kirchen die Gewohnheit hatten, nur auf Ostern, das ist, des Jahres einmal, zu taufen, kam, wie leicht einzusehen ist, daher, weil sie es für nötig hielten, die Leute eine lange Zeit oder beinahe ein Jahr zuvor zu unterrichten und sie, ehe man sie taufte, den Glauben zu lehren, wie aus Rupertus Tuiciense auf das Jahr 1124 angeführt ist.
Wenngleich wir unsere Beschreibung der heiligen Taufe hiermit endigen könnten, indem nicht nur dieser Artikel, sondern auch ferner alles, was noch dazu gehört, zur Genüge angeführt wurden ist; wenn denn auch die bekannten Märtyrer unseres Glaubens und deren Bekenntnisse schon lange vor dieser Zeit, ja, schon im Jahr 1524, in unserem alten Marterbuch deutlich angegeben sind, so wollen wir doch, um dem tiefen Forscher so viel als möglich nach Vermögen ein Genüge zu tun, fortfahren und diesen Artikel zu Ende dieses Jahrhunderts anhängen, worin uns die Bekenntnisse der Märtyrer selbst keinen geringen Dienst tun werden, wie folgen soll.
Im Jahre 1558 Zu dieser Zeit hat ein gottesfürchtiger und frommer Held Jesu Christi, genannt Thomas von Imbroek, ein sehr schönes und gründliches Bekenntnis von der heiligen Taufe getan und eine Widerlegung seiner Widersacher aufgesetzt, welches er den Herren zu Köln, wo er des Glaubens wegen gefangen war, übergeben hat; dasselbe lautet:
Confession oder Bekenntnis des Thomas von Imbroek von der Taufe Ich glaube und bekenne, dass eine christliche Taufe von innen und außen geschehen muss, inwendig mit dem Heiligen Geist und Feuer, auswendig mit Wasser, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Die inwendige Taufe wird von Christus den Bußfertigen verheißen, weshalb Johannes der Täufer sagte: Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, des Schuhe zu tragen ich nicht würdig bin, ist stärker als ich, der wird euch taufen mit dem heiligen Geist und mit Feuer.
Diese Worte bestätigt Christus, indem er seinen Jüngern sagt, dass sie nicht von Jerusalem gehen, sondern auf die Verheißung des Vaters warten sollten, welche ihr gehört habt (sprach er) von mir, denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen, und diese Verheißung ist erfüllt worden auf den Pfingsttag.
Auf solche Weise ist auch das Haus des Cornelius getauft worden, als sie dem glaubten, was von Petrus gesagt ward:
Sie empfingen den Heiligen Geist und redeten alle mit Zungen und lobten Gott.
Die äußerliche Taufe des Wassers, welche ein Zeuge der geistigen Taufe, eine Anweisung zur wahrhaftigen Buße und ein Zeichen des Glaubens an Jesum Christum ist, wird auf Befehl des allmächtigen Vaters und seines Sohnes Jesu Christi und des Heiligen Geistes und im Namen des einigen Gottes von einem wahren Diener des Herrn an denjenigen, welche Buße getan und sich gebessert haben, dem Evangelium glauben, ihren Glauben bekennen und die Taufe begehren, sich Gott willig aufopfern und sich dem Dienste der Gerechtigkeit, ja, zu einer Knechtschaft Gottes und Gemeinschaft Jesu Christi und aller Heiligen begeben, bedient.
Dies liegt klar in den Worten, welche Christus zu seinen Jüngern spricht: »Gehet hin und lehret alle Völker, und taufet sie in dem Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Heiligen Geistes, und lehrt sie halten alles, was ich euch befohlen habe.« Bei Markus steht so: »Gehet hin in alle Welt, predigt das Evangelium allen Kreaturen; wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden, wer aber nicht glaubt, soll verdammt werden.«
In diesen Worten Christi ist die Ordnung und Einsetzung der christlichen Taufe vollkommen enthalten, mit allem, was dazu gehört; denn Christus, welcher die ewige Weisheit des Vaters ist, hat solches ausdrücklich und vollkommen so befohlen und geboten.
Indem er nun ein Licht und Seligmacher der Welt ist, so ist auch aus diesem Befehle zu ersehen, dass Lehre und Glauben der Taufe vorausgehen müssen.
Ferner mag die Schrift nicht gebrochen werden, auch soll man dem Worte Gottes nichts zu- oder abtun, ja, es mag auch der kleinste Teil oder Buchstabe des Evangeliums nicht verändert werden. Darum muss des Herrn Ordnung in der Taufe unverändert bleiben, denn es ist Gottes Wort, welches in Ewigkeit bleibt.
So bezeugen nun die Worte Christi, dass man die Lehre vor und nach der Taufe treiben soll, damit der Getaufte sich befleißige, das Evangelium, welches ihm vor der Taufe vorgetragen worden ist, nachdem er die Taufe angenommen, mit allem, was ihm anbefohlen ist, zu beobachten; denn er ist seiner selbst nicht mächtig, sondern gleichwie sich eine Braut ihrem Bräutigam übergibt, also überlässt er sie Christo, nachdem er die Taufe empfangen hat, und verlässt seinen Willen, erwartet alle Dinge gelassen, namen- und willenlos, und lässt Christus den Mann über und in ihm herrschen.
Denn das ist die Bedeutung der Taufe, dass der Christen Leben nichts als ein beständiges Sterben und Leiden sei, weil wir dem Bilde Christi gleich sind und, als mit ihm getauft, sterben
und leiden müssen, wollen wir anders mit Ihm herrschen und leben.
Mit dieser Ordnung Christi stimmen auch die Apostel als treue Haushalter und Austeiler der mancherlei Gnaden Gottes überein, denn so hat Petrus und die andern Apostel das Evangelium zu Jerusalem gepredigt, denen aber, die solches hörten, ging das Wort durchs Herz und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: »Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Tut Buße und ein jeder lasse sich taufen in dem Namen Jesu Christi, zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.« In gleicher Weise hat auch Philippus getan, als er dem Kämmerer die Schrift auslegte, und als derselbe sie angenommen, hat er zu ihm gesprochen: »Was hindert mich, dass ich mich taufen lassen sollte? Philippus antwortete: Glaubst du von ganzem Herzen, so mag’s wohl sein,« auch die Samariter ließen sich taufen, als sie den Worten des Philippus glaubten.
Ferner auch, als Petrus dem Hause des Cornelius Christum predigte und das Wort des Lebens redete, fiel der Heilige Geist auf alle diejenigen, welche dem Worte zuhörten; hierauf sprach Petrus: Mag auch jemand wehren, dass diese nicht mit Wasser getauft werden, die den Heiligen Geist empfangen haben, gleichwie auch wir, und er befahl sie zu taufen im Namen des Herrn.
So hat auch Paulus einige Jünger zu Ephesus gefunden, zu welchen er sprach: Habt ihr auch den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig geworden seid? Sie antworteten: Wir haben nicht gehört, ob ein Heiliger Geist sei. Da sprach Paulus: Worauf seid ihr denn getauft? Sie sprachen: Auf Johannes Taufe. Paulus aber sprach: Johannes hat getauft mit der Taufe der Buße und dem Volke gesagt, dass sie an den glauben sollten, der nach ihm kommen würde; das ist an Jesum, dass er der Christ sei. Da sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesu. Wie man liest Apg 19.
Ferner auch Paulus selbst, als er auf dem Wege von dem Herrn niedergeschlagen worden war, und zu Damaskus auf Befehl des Herrn von Ananias gehört, was er tun sollte, auch sein Gesicht wieder empfangen hatte und mit dem Heiligen Geiste erfüllt war, überhaupt, als er ein auserwähltes Gefäß und zubereitetes Rüstzeug geworden, ließ sich taufen und rief den Namen des Herrn an, wie Lukas beschreibt (Apg 9,18).
Aus diesen und mehreren andern Sprüchen ist es offenbar, dass die Apostel zuerst gelehrt haben, und dass aus der Lehre die Buße und der Glaube folge, denn wie sollten sie glauben, wenn sie nichts gehört haben. Der Glaube kommt aus dem Gehöre, das Gehör aber aus dem Worte Gottes; darum wird der bußfertige Glaube mit der christlichen Taufe bekannt und sozusagen versiegelt. Denn nach der Taufe muss ein beständiges, gutes und gottseliges Leben folgen, das ist die rechte Ordnung des
Herrn Jesu Christi und seiner Apostel, wie man überall in den Geschichten der Apostel lesen kann.
Die Apostel selbst, als sie durch das Evangelium die Gemeinden Gottes aufgerichtet, gaben alle in ihren Briefen einstimmig von dem obigen Grunde Christi Zeugnis; denn Paulus sagt an die Römer: Wisst ihr nicht, dass alle, die wir in Christum Jesum getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir denn begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten, durch die Herrlichkeit des Vaters, so sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln; denn so wir mit ihm gepflanzt worden zu gleichem Tode, so werden wir auch in der Auferstehung gleich sein. Dieweil wir wissen, dass unser alter Mensch samt ihm gekreuzigt ist, auf dass der sündliche Leib aufhöre, dass wir hinfort der Sünde nicht mehr dienen, denn wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt von der Sünde.
Mit diesen Worten gibt Paulus zu erkennen, was die Taufe der Gläubigen bedeute, nämlich die Absterbung des Fleisches, oder die Tötung des alten Adams, die Begrabung der Sünden, die Anlegung des sündlichen Fleisches, und die Auferstehung des neuen Menschen und Lebens, und das mit dem Bescheide und aus der Ursache, weil Christus um unserer Sünde willen gestorben und begraben, und um unserer Gerechtigkeit willen von den Toden auferstanden ist, und weil wir durch den Geist des Glaubens ihm einverleibt oder eingepflanzt sind. Deshalb, weil wir an seinem Tode berechtigt sind, ja, an allem, was sein ist, Teil haben, und so in seiner Gemeinschaft, zu welcher wir aus Gnaden berufen sind, in und durch die Hoffnung befestigt worden sind, so müssen wir auch um seines Namens willen der Sünde absterben, begraben werden, und der Gerechtigkeit leben, damit wir eine rechte Weinrebe an dem Weinstocke sein mögen.
In dieser Weise spricht auch ebenfalls der Apostel Paulus an die Kolosser: Und ihr seid vollkommen in ihm, nämlich Christo, welcher das Haupt aller Fürstentümer und Obrigkeiten ist, in welchem ihr auch beschnitten seid mit der Beschneidung, die ohne Hände geschieht, durch die Ablegung des sündlichen Leibes im Fleische, nämlich, mit der Beschneidung, in dem, dass ihr mit ihm begraben seid durch die Taufe, in welchem ihr auch seid auferstanden durch den Glauben, den Gott wirkt, welcher ihn auferweckt hat von den Toten, und hat euch mit ihm lebendig gemacht, da ihr tot wart in den Sünden, und in der Vorhaut eures Fleisches.
Zunächst zeigen diese Worte an, dass die Beschneidung nicht ein Vorbild auf die Taufe, sondern auf die Beschneidung Christi sei, welche nicht an der Vorhaut des Fleisches, sondern an dem Herzen, nicht mit den Händen oder einem steinernen Messer, sondern durch Gottes Wort in dem Geiste ohne Hände geschieht.
Die Worte Paulus geben allerdings zu verstehen, dass das alte Leben mit Christo in der Taufe begraben sein und durch
den Glauben in einem neuen Leben auferstehen müsse, denn das auswendige Zeichen gilt nichts vor Gott, sondern der Glaube, die neue Geburt, ein recht christliches Wesen, dadurch wird der Mensch mit Gott vereinigt, Christo Jesu einverleibt, und des Heiligen Geistes teilhaftig.
Darum befördert auch die auswendige Taufe niemand zur Seligkeit, wenn die inwendige Taufe mangelt, nämlich die Veränderung und Erneuerung des Gemüts. So sagt auch Paulus abermals an die Galater: Ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Jesum Christum, denn so viel euer getauft sind, die haben Christum angezogen.
Ich hoffe, meine Herren werden über diese schönen ausdrucksvollen Worte etwas nachdenken, indem, wenn man sie recht ansieht, dieselben recht zu begreifen find. Denn gleichwie jemand, wenn er nackend ist, sich selbst verbirgt und nicht gern gesehen sein will, weil er sich seiner Nacktheit schämt, aber wenn er seine Scham bedeckt hat, sich ohne Furcht sehen lässt, so ist es auch mit Adam zugegangen; als ihn Gott rief, verbarg er sich und sprach: Herr, ich bin nackend!, und obgleich er sich mit einem Feigenblatte bedeckt hatte, so hat es ihm doch nichts geholfen, der Herr konnte seine Schande wohl sehen, welches seine Sünde wahr.
Als er aber sich selbst erkannte, so hat ihn Gott mit Fellen bedeckt, welches das Gnadenzeichen Christi bedeutet; als er nun mit dem Fell angetan war, wurde seine Nacktheit nicht mehr gesehen. So ist es auch mit den Christen bestellt, denn wenn sie den Rock von Fellen (nämlich Christum) angezogen haben, so wird ihre Sünde nicht mehr gesehen, und das Kleid, welches sie an haben, sieht ein jeder. Darum, wer recht getauft ist, der hat Christum angezogen, uns es wird nichts an ihm gesehen, als Christus und das Leben Christi. So sagt auch Paulus zu den Ephesern: Christus hat seine Gemeinde geliebt, und hat sich selbst für sie dahin gegeben, auf dass er sie heiligte, und hat sie gereinigt durchs Wasserbad im Worte. Hier merken wir nun wohl, dass das Wasserbad mit dem Worte verknüpft sei, denn es wird niemand durch das Wasserbad gereinigt, sondern durch das Wort, wie der Herr selbst spricht: Ihr seid rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.
An einem andern Orte nennt Paulus die Taufe ein Bad der Wiedergeburt, darum weil die Taufe die Wiedergeburt abbildet, gleichwie die Beschreibung ein Bund genannt wird, weil sie den Bund abbildet. So wird auch das Osterlamm das Passa genannt, das ist ein Durchgang, obwohl es nur ein Andenken des Durchgangs gewesen ist; ferner wird die Taufe ein Bad der Wiedergeburt genannt, weil sie den wiedergeborenen Kindern Gottes zukommt, welche aus dem unvergänglichen Samen geboren sind, nämlich aus dem lebendigen Worte Gottes, oder, wie Jakobus sagt, die, nach dem Willen Gottes, durch das Wort der Wahrheit wiedergeboren sind.
Nun ist noch etwas anderes zu betrachten, nämlich dass die Apostel sagen, man muss durch das Wort wiedergeboren werden, das ist, durch die Predigt des Evangeliums; womit wollen aber solche es erweisen, die da sagen, dass die Kinder wiedergeboren seien, während bei ihnen keine Predigt oder Wort ist.
Endlich sagt Petrus auch in seinem Briefe: Da Gott einmal harrte, und Geduld hatte zu den Zeiten Noahs, da man die Arche zurüstete, in welcher wenig, das ist, acht Seelen durchs Wasser behalten wurden, welches uns auch selig macht in der Taufe, die durch jenes bedeutet ist, nicht das Abtun des Unflats am Fleisch, sondern der Bund eines guten Gewissens mit Gott durch die Auferstehung Jesu Christi.
Aus den Worten Petrus bemerken wir, dass die Taufe mit der Sündflut verglichen werde, mit welcher Gott die ganze Welt gestraft hatte; Noah aber, welcher in der Zeit bei Gott mit seinem Hause als gerecht erkannt worden, ist in der Arche vor dem Wasser bewahrt worden, gleichwie Israel auch mit trockenen Füßen durch das Rote Meer ging, und ist auf diese Weise von seinen Feinden erlöst, Pharao aber mit seinem ganzen Heere darin ertrankt worden, dass auch nicht einer davon kam.
So verhält es sich mit allen Werken Gottes, was den Frommen das Leben ist, das ist den Gottlosen der Tod, wie solches Paulus mit den Worten bezeugt: Wir sind Gott ein guter Geruch Christi, beides, unter denen, die da selig werden, und unter denen, die verloren werden. Diesen ein Geruch des Todes zum Tode, jenen aber ein Geruch des Lebens zum Leben.
Damit wir aber das Gleichnis der Sündflut recht verstehen mögen, so müssen wir Noah als ein Vorbild auf Christum halten, sein Haus auf die Gläubigen, die Arche auf die Gemeinde, und die Sündflut auf die Taufe; denn gleichwie Noah zu seiner Zeit ein Prediger der Gerechtigkeit gewesen ist, so ist auch Christus ein wahrhaftiger Prediger der Gerechtigkeit gewesen, welche von Gott ausgegangen und in diese Welt gekommen ist; und gleichwie Noah die Arche zubereitet hatte, um sein Haus zu erhalten, so hat auch Christus die geistige Arche zubereitet, nämlich seine Gemeinde, welche er durch die Apostel, als durch kluge Bauleute, zugerichtet hatte, um seine Kinder und sein Hausgesinde zu erhalten, von welchen Er selbst sagt:
Siehe da, ich und meine Kinder, welche mir Gott gegeben hat; und wie durch die Sündflut alles Fleisch unterging und getötet wurde, so müssen auch durch die Taufe alle fleischlichen Lüste und Begierden untergehen und getötet werden, und gleichwie wenige Menschen, nämlich acht Seelen, in der Zeit Noah behalten wurden, so verhält es sich auch gegenwärtig mit den Menschen; denn obschon es ihnen verkündigt wird, und das Licht klar an den Tag kommt, so lieben sie doch die Finsternis mehr als das Licht; darum sind ihrer so wenige, die recht glauben und aus ihrem vorigen Leben in ein geistiges versetzt werden, auf dass sie zur Gemeinde Christi kommen und so getauft werden möchten
zu einer Absterbung des Fleisches und Auferstehung des neuen Lebens, indem Christus selbst sagt, dass wenige seien, welche den rechten Weg finden; denn viele sind berufen, aber wenige auserwählt, wenige glauben, und wenige werden selig werden; und wie auch Lukas sagt: Wenn der Herr kommen wird, meint ihr auch, dass er Glauben auf Erden finden werde?
Denn, meine edlen Herren und Diener Gottes, ich will euch selbst fragen, ob es jetzt nicht sei, wie in den Zeiten Noahs, man bauet, man pflanzet, man kauft einen Acker zu dem andern, man prasst und säuft, man freit und lässt sich freien, und das alles ohne Furcht Gottes, und die alles solches tun, sind bekannt genug, ja, alle Winkel der Welt sind voll Gräuel und Abgötterei; der Herr wolle sie alle bekehren, Amen.
Und dass sie ohne Furcht Gottes und ohne Sorge leben, rührt daher, weil sie keinen Führer haben, sondern sich nur damit trösten: Ich bin ein Christenmensch, denn ich bin getauft, sagen sie, und meinen, es sei genug, wenn man nur getauft sei; aber sie wissen wenig, was die Taufe bedeutet, denn sie haben noch nicht getrunken aus der lebendigen Quelle, wovon Jeremia sagt, sondern aus den Pfützen, welche sie selbst gegraben haben, trinken sie; denn sie haben die rechte Quelle verlassen, sagt der Herr.
So verhält es sich auch mit der Taufe, wie ich oben sattsam bewiesen habe, dass allein die Gläubigen getauft werden sollen; aber nun verlässt man den Befehl Christi, und diejenigen, welche eine eigene Pfütze graben oder Taufe erdichten, werden angenommen, und es wird auf diese Weise erfüllt, was Christus sagt: Ihr habt Gottes Gebot aufgehoben um eurer Aufsätze willen.
Man könnte aus der Schrift noch viel mehr anführen, denn Paulus hat sehr bescheiden von der Zubereitung der Christen an die Hebräer geschrieben und bezeugt, dass diejenigen, die in die christliche Ordnung treten wollen, zuerst das Schulrecht, das ist, den Anfang der christlichen Lehre lernen müssten, nämlich, die Buße von den toten Werken, nachher den Glauben an Gott, und darauf die Taufe.
Ich besorge, mein Bekenntnis möchte meinen E. H. und Dienern Gottes zu lang fallen, darum will ich’s auch hierbei bewenden lassen.
Da es aber sehr viele gibt, welche meinen, dass die Kinder, welche ohne Taufe sterben, verdammt seien, wie solches auch die Pfaffen sagen, so wollen wir durch die Gnade Gottes unsern Widersprechern eine kurze Antwort geben, damit auch meine Herren von dieser Bekümmernis befreit werden mögen.
Verteidigung gegen die Widersprecher Zunächst, sagen die Widersprecher, es steht geschrieben: »Lasst die Kindlein zu mir kommen, denn solchen ist das Himmelreich.«
Wenn sie nun die Verheißung haben, warum sollte ihnen nicht auch die Taufe zukommen, welche doch geringer ist, als die Verheißung?
Antwort Wir glauben und bekennen, dass die Kinder der Verheißung wegen selig seien; dass aber die Seligkeit an die Taufe gebunden sein sollte, bekennen wir nicht; denn als Christus den Kindern das Reich Gottes zusagte, waren sie nicht getauft, auch hat er sie nicht getauft, sondern hat sie umarmt und zu ihnen geredet, oder sie gesegnet.
Auch zeigte Christus die Ursache an, warum die Kinder Gott angenehm seien, indem er sie den Alten zum Beispiele aufstellt und uns ermahnt, ihnen gleich zu werden; denn so sagt er zu seinen Jüngern: »Wahrlich, ich sage euch, es sei denn, dass ihr umkehrt und werdet wie die Kindlein, so werdet ihr ins Himmelreich nicht kommen! Wer sich aber erniedrigt als ein Kind, der ist der Größte im Reiche Gottes.«
Wenn wir nun ermahnt werden, den Kindern gleich zu werden, so ist es unwiderlegbar, dass, solange sie in der Unschuld bleiben, sie vor Gott unschuldig gehalten werden, und ihnen keine Sünden zugerechnet werden, und obschon sie von sündlicher Art und Natur sind, von Adams Eigenschaft her, so ist doch noch etwas in ihnen, was Gott gefällt, nämlich die Unschuld und Demut; doch werden sie lediglich durch die Gnade Christi selig.
Aber dass einige die Kinder verdammen, weil sie ohne Taufe sterben, ist eine Verachtung des Blutes Christi; denn Adams und der ganzen Welt Sünde ist durch das Opfer Christi versöhnt, und den Kindern wird von Adam keine Sünde zugerechnet, wie sollten also die Kinder verdammt sein können?
Wer will die Kinder beschuldigen, um welcher willen doch Christus sein Blut vergossen hat? Wer will sie verdammen, denen Christus das Reich Gottes zugesagt hat? Wer will die Heilige Schrift leugnen, welche ausdrücklich bezeugt, dass Adams und der ganzen Welt Sünde hinweggenommen sei, dass die Handschrift, die gegen uns war, ausgetilgt und ans Kreuz geheftet sei? Wer will leugnen, dass die Gnade die Oberhand über die Sünde gewonnen und dass das Leben Christi den Tod überwunden habe?
Deshalb, wer da sagt, dass die Kinder verdammt seien oder sie um der Erbsünde willen beschuldigen will, der verleugnet den Tod und das Blut Christi.
Denn wenn die Kinder um Adams Tod willen verdammt sind, so ist Christus umsonst gestorben, so liegt die Schuld Adams noch auf uns und ist durch Christum nicht versöhnt, es hat dann ferner die Gnade die Sünde nicht überwältigt durch Christum; aber das anzunehmen sei fern von uns. Denn die Gnade Gottes ist allen Menschen in reichem Maße erschienen, aller Bann, Fluch und die Sünde der ganzen Welt ist durch Christum hinweggenommen, sodass die Alten durch den Glauben, die Kinder durch ihre Unschuld selig werden, aber alle aus Gnaden.
Nun müssen wir noch darauf antworten, warum sie denn nicht, da sie doch selig sind, auch getauft werden sollten. Wir antworten hierauf: Erstlich darum, weil wir von Christo kein Gebot darüber empfangen haben. Abraham hatte vom Herrn ein Gebot empfangen, er sollte alles, was männlich war, auf den achten Tag beschneiden lassen; nun hatte er kein Gebot wegen der Frauen empfangen, war auch seinem Gutdünken nicht gefolgt, sondern hatte allein nach dem Befehle Gottes die Knaben beschneiden lassen, und die Beschneidung war das Zeichen des Bundes, welchen Gott mit Abraham errichtet hatte, und gleichwohl waren die Frauen sowohl als die Männer im Bunde begriffen.
Und dann, als Israel in der Wüste war, und sich an dem Herrn gröblich versündigt hatte, sprach Gott: Sie sollten nicht in das verheißene Land kommen, und das um ihres Unglaubens willen; aber eure Kinder, sagt der Herr, welche jetzt weder Gutes noch Böses verstehen, sollen es einnehmen.
Wenn nun die Kinder, welche der Herr auf den achten Tag zu beschneiden befohlen hat, von ihm Barmherzigkeit erlangt haben, welcher verheißen hat, ihnen das Land zu geben, und dass sie es einnehmen sollten, um wie viel größer sollte nicht seine Gnade sein für seine Kinder, für welche Christus gestorben ist?
Zweitens sagen unsere Widersprecher, dass der Herr zu Nikodemus gesprochen habe: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht ins Reich Gottes kommen. Daraus sollte denn folgen, dass niemand in das Reich Gottes kommen könnte, es sei denn, dass er mit Wasser getauft werde.
Antwort Diese Worte Christi sind nicht von den Kindern zu verstehen, denn der Spruch, welchen der Herr zu Nikodemus gesagt hat, nämlich: »Fürwahr, fürwahr, ich sage dir, es sei denn, dass jemand von oben geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen,« bezeugt ein anderes; denn wir hören hier, dass Christus Nikodemus die Wiedergeburt vorhielt, welche allein durch das Wort Gottes geschieht, wie oben in meinem Bekenntnisse sattsam erklärt worden ist; und nachher sagte Nikodemus: »Wie kann ein Mensch, wenn er alt ist, wieder in seiner Mutter Leibe gehen und wiedergeboren werden?«
Merkt, er sagt, wenn er alt ist; daraus sieht man wohl, dass der Herr nicht von Kindern gesprochen habe; und dann sagte Christus: »Es sei denn, dass jemand aus Wasser und Geist geboren werde, kann er nicht in das Reich Gottes kommen.«
Dass dieses nicht von den Kindern gesprochen wurde, bezeugen die nachfolgenden Worte, nämlich: »Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch, und was vom Geist geboren ist, das ist Geist.«
»Lasst euch nicht verwundern, dass ich gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren werden; denn der Wind bläst wo er will, und du hörst sein Sausen wohl, aber woher er kommt, und wohin er geht, das weißt du nicht; so ist ein jeglicher, der aus dem Geiste geboren ist.«
Mit diesen Worten gibt Christus zu verstehen, dass der neugeborene Mensch geistig werde, und, aus dem Geiste geboren, geistiger Art und Natur teilhaftig werde, wie Petrus sagt: »Wir sind der göttlichen Natur teilhaftig worden, so wir fliehen die vergänglichen Lüste dieser Welt.« Daran kann ein jeder erkennen, ob er aus dem Geiste geboren sei, nämlich, wenn er des Geistes Eigenschaft hat, gleichwie einer, der vom Fleische geboren ist, des Fleisches Eigenschaft und Natur hat, ein jeder in seiner Art; die Vogel haben ihre Art, so auch die wilden Tiere und der Mensch, jedes ist gesinnt, wie dasjenige, wovon es geboren ist.
Wer nun aus dem Geiste geboren ist, der ist also geistig gesinnt, darum sagt Paulus auch: Die vom Geiste Gottes getrieben werden, die sind Gottes Kinder.
Endlich spricht Christus zu Nikodemus: »Glaubt ihr nicht, so ich euch von irdischen Dingen sage, wie würdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sagen würde?«
Hier hält der Herr dafür, dass die himmlischen Dinge schwerer zu begreifen seien, als die irdischen; nun aber begreifen die Kinder nichts von den irdischen Dingen, wie viel weniger also von den himmlischen.
Deshalb sagt auch Paulus: »Und werdet nicht Kinder am Verstande, sondern seid Kinder in der Bosheit; aber in dem Verstande seid vollkommen,« denn der Glaube ist nicht ohne Verstand zu begreifen, gleichwie Paulus ferner an die Hebräer sagt: »Der Glaube ist ein gewisses Vertrauen auf das, das man hofft,« und richtet sich nach dem, was nicht erscheint, sodass der Glaube eine solche Kraft in sich hat, dass er sich allezeit nach himmlischen Dingen richtet, und sucht das, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur rechten Hand Gottes.
Dass nun die Kinder solchen Glauben nicht haben, lehrt die Erfahrung und auch die Heilige Schrift, wiewohl einige sagen, Gott kann den Kindern den Glauben wohl geben; dieses bekenne ich auch, und nicht nur den Glauben, sondern auch den Verstand, damit man den Glauben begreifen kann, ja, auch die Sprache, denselben zu bekennen; was aber die Kinder für einen Glauben haben, erweisen sie mit ihrem Leben und ihren Früchten.
Obgleich nun Gott allmächtig ist und tut, was er will, welchem niemand widerstehen mag, so hält er doch in allen seinen Werken eine Ordnung nach seinem Wohlgefallen.
Darum mag ein jeder wohl zusehen, dass er mit seinem eigenen Gutdünken Gott nicht widerspreche, denn er hat alles wohl gemacht. Ihm sei Lob, Preis und Ehre. Amen.
Da dies die wichtigsten Sprüche sind, womit man die Kindertaufe beweisen will, so habe ich dieselben nach meiner Überzeugung und bestem Wissen beantwortet.
Damit aber meine E. H. über mein langes Schreiben nicht verdrießlich werden mögen, so will ich es dabei bewenden lassen.
bin jedoch erbötig, wenn meine E. H. eine ausführlichere Antwort begehren, so viel an mir ist, mich noch vollständiger auszusprechen. Gott gebe uns allen seine Gnade. Amen.
Thomas v. Imbroek, V. G. W. Untertan.
Im Jahre 1569 Als nun die Papisten so ganz mit Blindheit geschlagen waren, dass sie ohne Verzug alle diejenigen, die in der Kindheit getauft waren, und sich, als sie zu den Jahren und Verstand kamen, auf den Glauben wohl taufen ließen, mit der Todesstrafe belegten, so hat ein gottesfürchtiger Lehrer der Gemeinde Jesu Christi, namens Jacob de Roore, sich nicht gescheut, von dieser Sache ein heilsames und gutes Bekenntnis zu tun, und hat aus seinen Banden und seiner Gefangenschaft zu Brügge in Flandern nachfolgende Worte geschrieben: Ferner bekenne ich eine christliche Taufe nach dem Inhalt des Wortes Gottes, wie Christus seinen Aposteln befohlen hat, indem er sagt: »Geht hin und lehrt alle Völker, und tauft sie «
Dann erzählt er, wie die Apostel diesen Befehl Christi erfüllt haben, indem er sagt: Also haben die Apostel nach ihres Herrn Befehl getan
Im ferneren Verlauf gibt er eine Erklärung über die Worte des Petrus: »Denn euch und euren Kindern ist diese Verheißung « (Apg 2,39), woraus die Widersprecher die Kindertaufe nach ihrer Weise zu behaupten oder ihr wenigstens ein Ansehen zu verschaffen suchten.
Hierauf sagt er: Hiermit beweist der Apostel, dass die Gabe des Heiligen Geistes nicht nur den Juden und ihren Kindern, sondern auch den Heiden mitgeteilt werden sollte, die von dem Reiche Gottes entfernt waren, welche Gott auch dazu berufen wollte, wie der Prophet Joel hiervon zuvor geweissagt hatte
Also, sagt er zuletzt, muss die Taufe auf den Glauben empfangen werden, zu einer Begrabung der Sünden, zu einem Bade der Wiedergeburt, zu einem Bunde eines christlichen Lebens, zur Anziehung des Leibes Christi, zu einer Einpfropfung in den rechten Ölbaum und Weinstock Christum, zum Eingange in die geistige Arche Noah, davon Christus der rechte Hausvater ist, gleichwie von ihm geschrieben steht, dass er von seiner Gemeinde gesagt habe: »Siehe, ich bin hier und die Kinder (nämlich die wahren Gläubigen), die mir Gott gegeben hat «
Siehe in dem Märtyrerspiegel, gedr. 1631, Pag. 537, Col. 2–3 und hernach in der Beschreibung der Märtyrer, auf das Jahr 1569.
Es ist nicht nötig, hierüber mehr zu sagen, weil dieses Mannes Lehre in dieser Sache bekannt genug ist, wie sich fast jeder erinnern wird; darum kürzen wir hier ab und wenden uns zu andern, welche eben dasselbe Bekenntnis gehabt haben.
Im Jahre 1572 Damals ist zu Dortrecht in Holland ein Mann von großer Tugend und Gottesfurcht, namens Johann Wouterß von Kuyk, in Gefangenschaft gewesen, welcher, in einem Briefe an seine Hausfrau, erzählt, was ihm daselbst im Gefängnisse des Glaubens wegen widerfahren sei.
Unter anderem erzählt er das Begehren, welches der Schultheiß in seiner Gegenwart an die Ratsherren getan hat, nämlich, dass er nach des Königs Befehle an einem Pfahle lebendig verbrannt werden sollte, weil er von dem römisch-katholischen Glauben abgefallen wäre, und sich, wie er sagte, von den Wiedertäufern hätte wiedertaufen lassen.
Hierauf hat dieser fromme Zeuge Jesu seiner eigenen Beschreibung zufolge geantwortet wie folgt: Hierauf erwiderte ich, dass ich nicht von dem christlichen Glauben abgefallen sei und dass ich auch keine Wiedertäufer kenne; ich bin nur einmal auf meinen Glauben getauft, die Kindertaufe halte ich für keine Taufe; und als ich ein Kind war, tat ich wie ein Kind, wie mich meine Eltern leiteten.
Siehe in dem zuvor genannten Spiegel, Pag. 692, Col. 2. Ferner in der nachfolgenden Beschreibung der Märtyrer auf das Jahr 1572.
In einem andern Briefe, welchen er dem Schultheißen und dem Rate dieser Stadt übergeben hat, tut er von seiner eigenen Taufe das Bekenntnis: Der Glaube und die inwendige Taufe hat mich zum Gehorsam seines Wortes getrieben, um seine Gerechtigkeit zu erfüllen.
Darum bekenne ich, dass ich mich auf meinen Glauben habe taufen lassen und das mit Verlangen nach dem Befehle Christi, und dass ich dem Teufel, der Welt abgesagt habe. Siehe in ebendemselben Buche, Pag. 701, Col. 1.
In dieser Weise hat dieser Zeuge Jesu in dieser Sache öffentlich, freimütig und ungeheuchelt die Wahrheit Gottes nach dem Zeugnisse des Wortes Gottes und seinem Gewissen an den Tag gelegt, was wir hier anzuführen für unsere Schuldigkeit erachten.
Im Jahre 1586 Zu Ingolstadt in Bayern wurde Christian Gasteiger, nachdem er von den Jesuiten viel Bedrängnis und Widerstand ausgestanden hatte, unter anderem auch wegen seiner Lehre von der Taufe angefochten, weil er dafür hielt, dass nur Gläubige und Bußfertige dazu gelassen werden müssten, weshalb auf einen gewissen Tag zwei dieses Ordens zu ihm in das Gefängnis gekommen sind und ihm gesagt haben, dass ein Kind getauft werden müsste oder es wäre verdammt; aber er hat ihnen, nämlich mit Gründen aus der Heiligen Schrift, widersprochen.
Dieser Lehre ist er bis zu seinem Tod getreu geblieben, wie aus der Beschreibung der Märtyrer auf das Jahr 1586 zu ersehen ist. Ferner in dem Spiegel, gedruckt 1631, Pag. 886, Col. 2.
Im Jahre 1592 Man findet von einem frommen Bruder, namens Bartholomäus Panten, dass er neben einem Wortstreit, welchen er mit einigen von der päpstlichen Religion, welche die Kindertaufe behaupten, gehalten hat, auch noch vor seinem Abschied aus dieser Welt ein Testament an sein Töchterlein, gleichsam zum letzten Abschied, hinterlassen habe, worin er sie unter anderem ermahnt, wie sie sich in diesem Stück verhalten solle, wenn sie zu ihren Jahren gekommen sein würde.
Dies Testament lautet: Mein liebes Kind, nimm dieses zu Herzen; meine väterliche Bitte an dich ist, dass, wenn du zum Verstande kommst, du dich zu denjenigen halten wollest, die Gott fürchten, welche die Allergeringsten unter allen Völkern, gleichwohl aber die wahre Versammlung und Gemeinde Gottes sind, die sich nach der Ordnung des Herrn und nach dem Gebrauche der heiligen Apostel in der Taufe gerichtet haben, welche auf den Glauben gegründet ist, und empfangen werden muss, gleichwie Christus befohlen, und wie in Matthäus geschrieben steht.
Nachdem er hiernächst die Worte der heiligen Evangelisten von der unbereiteten Zukunft der Pharisäer zu der Taufe des Johannes verhandelt, und dass Johannes bestrafender Weise zu ihnen gesagt habe: »Ihr Otterngezüchte, wer hat euch geweissagt, dass ihr dem zukünftigen Zorne entfliehen werdet? Tut rechtartige Früchte der Buße.« Dann fährt er fort: Dabei ist wohl zu verstehen, dass das Bekenntnis nicht genüge, sondern dass die Reue des Herzens mit guten Werken erwiesen werden müsse, denn keine auswendige Gebärde ohne Erneuerung des Geistes mag Gott gefallen. Siehe in dem mehrgedachten Spiegel, gedruckt 1631, Pag. 924, Col. 1.
Diese Sache soll übrigens in der Beschreibung seines Märtyrertums auf das Jahr 1592 ausführlicher erzählt werden.
Wir hätten dieses Jahrhundert mit einer großen Anzahl frommer Bekenner über diesen Artikel anfüllen können, wenn wir solches nicht für unnötig und ganz vergeblich gehalten hätten; denn es wird niemand, der nur einige Erfahrung in den Geschichtsbüchern erlangt hat, dies bezweifeln, indem dieser Artikel keines von den geringsten Stücken gewesen ist, worüber in der vorletzten Verfolgung sehr früh in diesem Jahrhunderte und fortwährend bis ans Ende eine unzählbare Menge Menschen ihr Leben haben lassen müssen.
Um nun einen passenden Schluss dieser Beschreibung zu machen, finden wir es zweckmäßig, ein Glaubensbekenntnis hinzuzufügen, welches vor Zeiten in den Geschichten der frommen taufgesinnten Märtyrer gestanden, von welchem berichtet wird, dass es der summarische Inhalt ihres Glaubens gewesen sei, obschon es wohl geschehen sein kann, und welchem wir nicht widersprechen wollen, dass sie nicht eben alle die Stücke auf solche Weise bekannt, und in einem oder dem andern Stücke die Sache etwas höher oder niedriger verstanden haben, was wir aber, wenn nur der hauptsächlichste Inhalt desselben beibehalten wird, nach Art der Liebe ertragen müssen; insbesondere an solchen Personen, welche um ihres Gottes und Seligmachers willen ihr liebes Leben nicht geschont haben, um es dem Tode zu übergeben, wiewohl wir auch nicht finden, dass einer derselben gegen dieses Bekenntnis sich aufgelehnt oder dagegen gestritten hätte. Wir sind dadurch umso mehr aufgemuntert worden, jenes Bekenntnis
beizufügen, weil wir die Hoffnung hegen, dass dasselbe wenigstens einigen Nutzen oder einiges Heil in diesen letzten betrübten und verwirrten Zeiten herbeiführen möchte, sowohl um die Standhaften desto mehr im Glauben zu stärken, als auch den Schwachen Veranlassung zu geben, sich selbst zu prüfen, in welchen Beziehungen sie schwach geworden sind und wie diese Schwachheit verbessert werden möge.
Im Jahre 1600 In Betreff zu der Zeit, zu welcher dieses Bekenntnis, wovon wir gegenwärtig handeln, aufgesetzt worden ist, haben wir nicht Gewisses ermitteln können; da aber davon bezeugt wird, dass dasselbe, soviel den Sinn betrifft, schon vor vielen Jahren und auch in der Zeit, da dasselbe zum Druck befördert wurde, nämlich, nachdem die letzte Verfolgung fast ihr Ende erreicht hatte, von denen, welche man Mennisten nennt, geglaubt, gelehrt und belebt worden sei, so haben wir demselben um das Jahr 1600 Platz gegeben, welches das letzte Jahr dieses bisher beschriebenen Jahrhunderts ist. Die Überschrift desselben lautet so:
Bekenntnis des Glaubens nach Gottes heiligem Worte
Artikel 1. Von dem einigen Gotte des Himmels und der Erde wird durch Gottes Gnade nach Anweisung der Heiligen Schrift mit dem Herzen geglaubt und mit dem Munde bekannt, dass ein einiger, ewiger, allmächtiger und wahrhaftiger Gott sei, welcher der Schöpfer des Himmels und der Erde, sowie aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge ist, so dass alle Dinge den Ursprung und das Wesen von Ihm allein haben, und durch sein allmächtiges Wort alles getragen, regiert und Unterhalten wird. Dieser ist ein aufrichtiges, vollkommenes, heiliges, unbegreifliches und unbeschreibliches geistiges Wesen, und besteht aus oder durch sich selbst, bedarf auch keines Dinges Hilfe und Beistand, sondern ist aller guten Dinge Ursprung und Quelle, aus dessen ausfließender Güte alle vollkommene gute Gaben entspringen und herabkommen. Er ist, der da lebt in Ewigkeit, ohne Anfang und Ende, ein allmächtiger, wahrhaftiger Gott und Herr der Heerscharen, ein gebietender König überall und über uns allen im Himmel und auf Erden, ein erschrecklicher Richter, ein strafendes und verzehrendes Feuer, das wahrhaftige Licht, aufrichtig, gerecht und heilig, voll Gnade, Friede und ein Gott der Liebe und allen Trostes, langmütig und von großer Barmherzigkeit.
Und dieser allein gute und allein weise, hohe Gott, der alles in allem ist, wohnt mit seinem hochlöblichen herrlichen Wesen hier oben in dem Himmel in einem solchen Lichte, welches kein Mensch weder gesehen hat noch sehen kann, und ist mit seinem Geiste und seiner Kraft überall gegenwärtig, und erfüllt
Himmel und Erde, sodass der Himmel sein Stuhl, die Erde aber der Schemel seiner Füße ist, vor dessen ansehenden Augen kein Ding verborgen ist, sondern er ist allwissend, hört und sieht aller Menschen Herz, Sinn und Gedanken im Verborgenen, und ist alles bloß und entdeckt vor seinen Augen.
Und weil er ein solcher allwissender Gott, voll aller Gnade und Barmherzigkeit, und ein Gott allen Trostes ist, bei welchem allein die Quelle der Weisheit und alle guten Gaben zu finden sind, und er auch diese seine göttliche Ehre keinem andern geben will, so sind alle Menschen schuldig, mit ihren feurigen Gebeten allein in Gott, und sonst nirgends, alle Huld, Gnade, Friede, Lossprechung von Sünden und das ewige Leben mit begierigem Herzen zu suchen.
Und vor diesem allein gewaltigen Könige aller Könige und Herrn aller Herrn, vor dessen höchst löblicher Majestät die Engel mit Zittern stehen, dessen Wort wahrhaftig und dessen Befehl stark ist, vor dem gerechten Richter über alles müssen sich endlich alle Knie neigen und beugen, und alle Zungen müssen bekennen, dass er allein der Herr sei zum Lobe seiner Herrlichkeit.
Und dieser einige, ewige, wahrhaftige Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs besteht in einem wahren Vater, und einem wahren Sohne, und einem wahren Heiligen Geiste. Und außer diesem einigen Gotte ist keiner gewesen, und wird auch kein anderer gefunden werden in Ewigkeit.
Von diesem einigen, ewigen Gott leset: »Höre Israel, der Herr unser Gott ist ein einiger Herr.« (5Mo 6,4; Mk 12,29)
Und durch Jesaja spricht er: »Denn ich bin Gott und keiner mehr. Bin Gott, der nirgendswo seinesgleichen hat.« (Jes 46,9; 45,5; 44,6; 43,11; 41,4)
Und durch Paulus, »dass ein Götze in der Welt nichts sei, und dass kein anderer Gott sei, als der einige.« (1Kor 8,4; 12,6; Eph 4,6)
Und an diesen einigen Gott muss man als ein Anfang und Fundament christlichen Glaubens notwendig glauben zur Seligkeit. Leset: »Denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er sei, und denjenigen, die ihn suchen, ein Vergelter sei werde.« (Hebr 11,6)
An diesen Gott zu glauben wird gleichfalls ein Anfang der christlichen Lehre genannt. Lest Hebr 6,1; Jak 2,19; Joh 17,3; 14,1; Weish 15,3; 1Mo 15,6; Röm 4,9.
Artikel 2. Von der ewigen Geburt und Gottheit des einigen und ewigen Sohnes Gottes wird bekannt, dass der Sohn Gottes vor allen Zeiten in Ewigkeit, auf eine unaussprechliche Weise, aus dem wahrhaften Gotte, seinem Vater, geboren und ausgegangen
sei, von dem Leben und der Substanz des allmächtigen Gottes, als ein Licht aus dem wahrhaften Lichte, wahrhaftig Gott aus dem wahrhaftigen Gotte, welcher in einer göttlichen Gestalt das Ebenbild des unsichtbaren Gottes und ein Glanz seiner Herrlichkeit, und das rechte Bild seines Wesens ist, sodass er von Gott, seinem Vater, geboren und ausgegangen ist, als ein Glanz des ewigen Lichtes und ein unbefleckter Spiegel der Majestät Gottes, und ein Bild seiner Güte; er ist seinem Vater in dem Wesen, der Gestalt und den Eigenschaften gleich, als ewig, allmächtig, heilig und dergleichen, denn es muss in Wahrheit folgen, dass ein jedes seinesgleichen gebäre, sodass, gleichwie der Stein, von welchem der Prophet Daniel erzählt, der ohne Hände von dem Berge abgerissen und selbst zu einem großen Berge geworden ist, gleichen Wesens und gleicher Substanz mit dem Berge ist, so ist auch der köstliche, auserwählte Eckstein Jesus Christ, von Gott, dem allmächtigen Vater, der ein Berg und Steinfels in der Ewigkeit genannt wird, geboren oder ausgegangen und ist mit demselben eines Wesens oder einer Substanz. Deshalb soll Jesus Christus, der eingeborene Sohn Gottes, von allen Gläubigen für den wahrhaftigen Gott mit seinem Vater geglaubt, bekannt, bedient, geehrt und angebetet werden. Da aber dieses gleichfalls eine Sache des Glaubens, nicht aber der Vernunft oder des Begriffes ist, so muss solches alles nicht mit menschlichen oder fleischlichen, sondern mit göttlichen und geistlichen Augen angesehen, geglaubt, beurteilt und davon gesprochen werden.
Von dieser hohen, ewigen Geburt, Ausgang und Gottheit des Sohnes Gottes leset: »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.« (Ps 2,7) »Denn zu welchem Engel hat er jemals gesagt: ›Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt‹? Und dann: ›Ich werde sein Vater sein und er wird mein Sohn sein.‹ Ferner, als er den erstgeborenen Sohn in die Welt einführte.« (Hebr 1,5–6)
»Also hat auch Christus sich nicht selbst in die Ehre gesetzt, dass er Hohepriester würde, sondern der zu ihm gesagt hat: ›Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.‹« (Hebr 5,5)
»Und wir verkündigen euch auch die Verheißung, welche unsern Vätern geschehen ist, dass Gott dieselbe in uns, ihren Kindern, erfüllt habe, darin, dass er Jesum auferweckt hat, wie in dem zweiten Psalm geschrieben steht: ›Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.‹« (Apg 13,32–33) Merket, dass diese Rede des Paulus nicht nur auf die Auferweckung Christi von den Toten, sondern hauptsächlich auf seine göttliche Geburt aus Gott, seinem Vater, sich beziehe.
Der Prophet Micha, wenn er von Bethlehem redet, sagt: »Aus dir soll mir kommen, welcher in Israel ein Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.« (Mi 5,1; Joh 16,28,30)
Und ferner durch Paulus: »Welcher ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene (merkt Erstgeborene) vor allen Kreaturen.« (Kol 1,15, Offb 3,14)
Bei Johannes: »Niemand hat Gott jemals gesehen. Der eingeborene Sohn (merkt eingeborene Sohn), der in des Vaters Schoße ist, hat es uns kundgetan.« (Joh 1,18,14)
Leset ferner Spr 8,23; Dan 2,34,45; Sir 24,13; Röm 8,29. Von der Gottheit Christi leset Ps 45,8; Hebr 1,8; Joh 1,1; 20,28; Röm 9,5; 1Joh 5,20.
Artikel 3 Von dem Heiligen Geiste wird geglaubt und bekannt, dass ein wahrer wesentlicher Heiliger Geist sei, welcher in dem einigen und ewigen göttlichen Wesen mit begriffen ist, welcher von dem Vater und dem Sohne ausgeht und die Kraft des Allerhöchsten ist, durch welche der Vater und Sohn wirken, und durch welche Himmel und Erde mit allem himmlischen Heere geschaffen und gemacht sind. Darum werden ihm auch die göttlichen Eigenschaften zugeschrieben, als ewig, allmächtig, heilig, allwissend, welcher die Tiefe der Gottheit untersucht und weiß, was in Gott ist, und alle Geister durchgehet und untersucht, wie scharf und subtil sie sind. Deshalb wird er für den wahrhaftigen Gott mit dem Vater und Sohne bekannt. Er ist ein subtiler Atem der Kraft Gottes, der mit seinem göttlichen Anblasen das Herz des Menschen erleuchtet und feurig macht, befestigt und in alle Wahrheit führt. Er wird von Gott allen, die ihm gehorsam sind, gegeben. Alle, die von diesem Geiste getrieben werden, sind Gottes Kinder. Wer diesen Geist nicht hat, gehört Gott nicht zu. Er wird das Siegel und das Pfand der Erbschaft aller wahren Kinder Gottes genannt. Wer diesen Geist lästert, hat in Ewigkeit keine Vergebung zu erwarten. Es wird von Christo befohlen, die Gläubigen gleichfalls im Namen des Heiligen Geistes zu taufen.
Von dem einigen Geiste Gottes lest: »Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf dem Abgrund, und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.« (1Mo 1,1)
Von Paulus: »Es sind mancherlei Gaben, aber es ist ein Geist.« (1Kor 12,4) »Dieses alles wirkt derselbe einige Geist, und teilt einem jeglichen das Seine zu, wie er will. Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leibe getauft, wir seien Juden oder Griechen, Knechte oder Freie, und sind alle zu einem Geiste getränkt.« (1Kor 12,11,13) Leset ferner 2Sam 23,2; Eph 4,4; Mt 10,20; Lk 12,12; Mt 3,16; Joh 1,32; Mt 28,19; Mk 16,15.
Artikel 4. Wie Vater, Sohn und Heiliger Geist in einigen Eigenschaften zu unterscheiden seien. Davon wird bekannt, dass in dem einigen, ewigen, göttlichen Wesen nicht drei bloße oder leere Namen seien, sondern dass ein jeder Name seine wahre Bedeutung und Eigenschaften habe, sodass da ist ein wahrer wesentlicher Vater, von welchem alle Dinge her sind, und ein wahrer wesentlicher Sohn durch welchen alle Dinge sind, und ein wahrer wesentlicher Heiliger Geist, durch welchen der Vater und der Sohn wirken. Der Vater ist der wahre Vater, welcher vor allen Zeiten den Sohn geboren hat, und von welchem der Sohn ausgegangen und hergekommen ist, und durch welchen er alle Dinge geschaffen und gemacht hat, von welchem der Sohn gesandt ist zu einem Heilande der Welt. Der Sohn ist derjenige, welcher von dem Vater geboren, ausgegangen und gekommen ist, durch welchen der Vater alle Dinge geschaffen hat,
und welcher, als von dem Vater gesandt, in diese Welt gekommen und durch wirkende Kraft des Allerhöchsten von Maria empfangen und ein Mensch geboren worden ist, welcher gelitten hat, gekreuzigt worden, gestorben, und wiederum von den Toten auferstanden, und gen Himmel gefahren ist, und zur rechten Hand seines allmächtigen Vaters im Himmel sitzt. Der Heilige Geist ist derjenige, der von dem Vater und Sohne ausgeht und gesandt worden ist, durch welchen der Vater und der Sohn wirkt. Er redet nicht von ihm selbst, sondern, was er von dem Vater gehört hat, und nimmt es von Christo und verkündigt es den Seinen.
Deshalb sind drei wahre Zeugen in dem einigen göttlichen Wesen im Himmel; der Vater, das Wort und der Heilige Geist. Es hat sich aber die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes Gottes wesentlich und mit Unterschied in eines Knechts Gestalt auf Erden, gleichwie auch von Johannes dem Täufer bei dem Jordan sehen lassen. Und der Heilige Geist hat sich mit Unterschied von demselben Johannes in der Gestalt einer Taube sehen lassen, welche von Gott aus dem Himmel auf Christum sich niedergelassen hat, und auf ihm geblieben ist; der Vater aber, welcher ein unsichtbarer Geist ist und von keines sterblichen Menschen Augen gesehen werden kann, hat seine Stimme aus dem Himmel hören lassen: »Dies ist mein geliebter Sohn, an welchem ich einen Wohlgefallen habe.«
Von diesen drei wahren Zeugen wird auf verschiedene Weise gesprochen: »So ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugnis nicht wahr; ein anderer ist’s, der von mir zeugt.« (Joh 5,31–32)
»Ich bin nicht allein, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat. Auch steht in eurem Gesetze geschrieben, dass das Zeugnis zweier Menschen wahr sei. Ich bin’s, der von mir selbst zeuge, und der Vater, der mich gesandt hat, zeugt auch von mir.« (Joh 8,16–18,29,54; 1Joh 5,20; Joh 16,32; 15,24)
Und abermals durch Paulus: »Es ist ein Gott, und auch ein Mittler zwischen Gott und dem Menschen, nämlich der Mensch Jesus Christus.« (1Tim 2,5)
»Wer übertritt und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat keinen Gott. Wer in der Lehre Christi bleibt, der hat beides, den Vater und den Sohn.« (2Joh 1,9)
Von dem Heiligen Geiste spricht Christus: »Ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch bleibe bis in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, welchen die Welt nicht empfangen kann.« (Joh 14,16; Mt 12,32)
»So ich aber hingehe, so will ich ihn zu euch senden denn er wird nichts von ihm selbst reden, und was zukünftig ist, das wird er verkündigen; dieser wird mich verklären, denn von dem Meinen wird er es nehmen und euch verkündigen.« (Joh 16,7,13–14)
Wie der Mann Gottes Johannes den Heiligen Geist in Gestalt einer Taube gesehen habe. Leset: »Und der Heilige Geist kam hernieder in leiblicher Gestalt auf ihn als eine Taube, und es kam eine Stimme aus dem Himmel, die sprach: ›Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe!‹« (Lk 3,22)
»Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah, dass der Geist herabfuhr, wie eine Taube vom Himmel, und blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht; aber der mich gesandt hat, mit Wasser Zu taufen, der sprach zu mir: Über welchen du sehen wirst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, derselbe ist’s, der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich sah es, und zeugte, dass dieser ist Gottes Sohn.« (Joh 1,32–34)
Jesus, als er getauft ward, stieg alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, die Himmel haben sich über ihm aufgetan, und Johannes sah den Geist Gottes herabfahren, gleich einer Taube und auf ihn kommen (Mk 1,9).
Auch merke, wie schrecklich sich diejenigen an dem Allerhöchsten versündigen, welche gegen diese ausdrücklichen Worte des Heiligen Geistes noch sagen und behaupten dürfen, dass Johannes nicht den Heiligen Geist, sondern eine natürliche und gewöhnliche Taube gesehen habe.
Wie die Stimme des Vaters vom Himmel gehört worden sei. Und siehe, es kam eine Stimme vom Himmel, die sprach: Dieses ist mein lieber Sohn, an welchem ich einen Wohlgefallen habe (2Pt 1,17). Lest ferner Ps 110,1,4; 4Esr 13,32; Joh 1,1; 1Kor 12,5.
»Denn drei sind die da zeugen im Himmel, der Vater, das Wort und der Heilige Geist.« (1Joh 5,7; 1Kor 12,4; Offb 3,14)
Artikel 5. Dass diese drei wahren Zeugen nur ein einiger wahrhafter Gott seien. Hierauf wird bekannt, dass solches wahrhaft folgen müsse, weil der Sohn von dem einigen ewigen Wesen und der Substanz des Vaters geboren oder ausgegangen ist, weil ferner der Heilige Geist wahrhaftig von dem Vater und Sohne ausgeht, und in dem einigen, ewigen, göttlichen Wesen mit dem Vater und Sohne begriffen ist.
Außerdem bezeugen und befestigen solches die göttlichen Werke und Eigenschaften, welche in der Heiligen Schrift dem Vater und dem Sohne und auch dem Heiligen Geiste gemeinschaftlich zugeschrieben werden, welche keine Engel im Himmel, vielweniger irgendeine andere Kreatur, vermögen, sondern allein dem einigen Gott zukommen, und ihm eigen sind, als das Schaffen, Regieren und Erhalten des Himmels und der Erde, mit allen sichtbaren und unsichtbaren Dingen, das gnadenreiche Evangelium, welches vom Himmel gesandt worden; das Aussenden der Apostel, um dasselbe unter allen Völkern zu predigen; das Aufwecken des Menschen, von den Toten, und das ewige Leben zu geben, und alle göttliche Anbetung, Ehre und Verehrung. Daher sind sie vollkommen eins, nicht nur im Willen, in Worten und Werken, sondern auch im Wesen und in der ewigen, unbeschreiblichen Gottheit; ferner auch in göttlichen Werken dargestellt, was der Vater tut, das tut auch der Sohn, und gleichwie der Vater die Toten erweckt, so macht auch der Sohn lebendig, wen er will, und sie tun solches alles in Kraft und Mitwirkung des Heiligen Geistes, und können daher mit Wahrheit der einige Gott des Himmels und der Erde genannt werden. Außer diesen ist kein anderer Gott gewesen und wird auch kein anderer Gott gefunden werden in Ewigkeit. Also wird mit den Worten einiger Gott der Vater, Sohn und Heiliger Geist ausgesprochen.
Leset hierüber den Propheten Jeremia: »Die Götter, die den Himmel und die Erde nicht gemacht haben, müssen vertilgt werden von der Erde und unter dem Himmel. Er aber hat die Erde durch seine Kraft gemacht, und den Weltkreis bereitet durch seine Weisheit.« (Jer 10,11–12; Jes 44,24; Ps 96,5)
»Der Himmel ist durch das Wort des Herrn gemacht, und all sein Heer durch den Geist seines Mundes.« (Ps 33,6; Hebr 3,4; Apg 4,24)
Von dieser vollkommenen Einigkeit lest Joh 10,29–30: »Der Vater, der sie mir gegeben hat (spricht Christus), ist größer denn alles, und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen. Ich und der Vater sind eins.«
Zu Philippus sprach Christus: »Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen. Glaubt ihr nicht, dass ich in dem Vater, und der Vater in mir sei?« (Joh 14,9–10; 12,45; 17,21)
Wie der Heilige Geist ebenfalls Gott genannt werde. Lest Petrus zu Ananias: »Warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du dem Heiligen Geist lügst?« Und kurz nachher: »Du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen!« (Apg 5,3–4)
» welche euch das Evangelium verkündigt haben, durch den Heiligen Geist vom Himmel gesandt.« (1Pt 1,12)
»Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.« (2Kor 13,13)
»Denn drei sind, die da zeugen im Himmel, der Vater, das Wort und der Heilige Geist. Und diese drei sind eins.« (1Joh 5,7) Siehe auch 5Mo 6,4; Mk 12,29; 1Kor 8,6; Gal 3,20.
Artikel 6. Von der Schöpfung aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge und von des Menschen Schöpfung wird bekannt, dass der einige allmächtige und wundertätige Gott, welcher ein Ursprung alles Guten ist, durch welchen und um dessentwillen alle Dinge erschaffen sind und das Wesen haben, unter andern unsichtbaren Dingen auch eine Menge vieler tausend Engel geschaffen habe, welche er als dienstbare und unsterbliche Geister in seine hochwürdige Herrlichkeit gesetzt hat, um ihrem Schöpfer zu dienen, ihm Lob, Ehre, Preis und Dank zu bringen, welche von Gott als Boten zu mancherlei Diensten der Menschen ausgesandt werden, welche die Seligkeit ererben sollen, und mit welchen Engeln Gottes Christus Jesus am jüngsten Tage in den Wolken des Himmels erscheinen wird, Gericht zu halten über alle Menschen; und wird alle gläubigen und Gott wohlgefälligen Menschen verherrlichen, sie mit allen herrlichen unsterblichen Engeln gleich machen, und mit allen heiligen Engeln in der ewigen Herrlichkeit krönen.
Da aber einige dieser Engel Gottes ihrem Schöpfer untreu und von ihm abfällig geworden, so sind sie durch ihre eigene freiwillige Sünde oder Hoffart von dem heiligen und gerechten Gott, dessen Augen so rein sind, dass sie keine Bosheit anschauen
mögen, wiederum verworfen und aus ihrem herrlichen himmlischen Zustande in die Hölle verstoßen, mit Ketten der Finsternis gebunden und zum großen Gerichtstage behalten worden, um mit allen Ungläubigen zur ewigen Verdammnis verurteilt zu werden.
Diese unreinen Geister oder Teufel werden der Fürst der Finsternis und Geist der Bosheit genannt, welcher in der Luft regiert und sein Werk in den Kindern des Unglaubens hat, mit welchem alle Ungläubigen, die sich von dem Satan regieren und verführen lassen, in Gemeinschaft sind. Und gleichwie alle Gläubigen in der heiligen Engel Gemeinschaft oder Brüderschaft sind, und mit denselben die ewige Seligkeit genießen werden, so werden auch alle Ungläubigen und alle unreinen Geister oder abgefallenen Engel, mit welchen die Ungläubigen Gemeinschaft haben, die ewige Verdammnis leiden müssen.
Ferner hat auch der allmächtige Gott im Anfang sehr wunderbar, über aller Menschen Vernunft und Verstand, den Himmel, die Erde und das Meer mit all ihrem herrlichen Schmucke aus nichts erschaffen, sodass er, der Gesegnete, nur gesprochen hat: »Es werde Himmel und Erde,« so ist sein Wort alsbald ein vollkommenes Werk gewesen, und er hat den Himmel mit viel herrlichen Lichtern geziert, zwei große Lichter, eins, das dem Tag, das andere, das der Nacht vorstehen und leuchten sollte, mit vielen herrlichen Sternen, welche auch zur Ehre ihres Schöpfers und zum Dienste der Menschen geschaffen sind.
Desgleichen hat auch der allmächtige Gott die Erde mit vielen herrlichen, springenden Quellen und fließenden Strömen begabt, sie mit mancherlei Bäumen und Tieren geziert, mit allem, was darauf lebt und sich bewegt und hat das Meer erschaffen mit großen Walfischen und mancherlei Fischen, welche zur menschlichen Notdurft erschaffen sind, mit allem, was darin lebt und sich bewegt, und hat die Erde aus dem Wasser und in dem Wasser befestigt durch sein allmächtiges und ewigbleibendes Wort, welche behalten werden sollen bis zum letzten großen Gerichtstage.
Nachdem Gott der Herr Himmel und Erde und das Meer samt allen sichtbaren Dingen in fünf Tagen mit großer Weisheit gut erschaffen hatte, hat er auch am sechsten Tage den Menschen aus der Erde erschaffen und hat ihm einen lebendigen Odem eingeblasen und aus seiner Rippe Eva ihm zu einem Weibe und einer Gehilfin erschaffen und ihm beigefügt, und hat sie über alle Kreaturen geliebt, und nach ihm selbst gekleidet mit göttlichen Tugenden, welche sind wahrhafte Gerechtigkeit und Heiligkeit, und hat sie begabt mit Weisheit, Sprache und Verstand, dass sie ihren Schöpfer erkennen, fürchten und lieben, und ihm in freiwilligem Gehorsam dienen konnten, hat sie auch zu Herren über alle Kreaturen gesetzt, sie mit der Unsterblichkeit begabt, dass sie allezeit sollten vor ihm sein, leben, regieren und herrschen über alle Kreaturen, welche Gott der Herr erschaffen hat.
Von dieser wunderbaren Schöpfung lest Offb 4,11: »Herr! Du bist würdig zu nehmen Preis, Ehre und Kraft, denn du hast alle Dinge erschaffen, denn um deinetwillen haben sie das Wesen und sind geschaffen.«
»Denn durch ihn ist alles erschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und Unsichtbare, beides, die Throne und Herrschaften, Fürstentümer und Obrigkeiten, es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen.« (Kol 1,16; Ps 33,6)
Von den Engeln. Leset: »Er macht seine Engel Geister, und seine Diener Feuerflammen. Und sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen?« (Hebr 1,7,14; Ps 104,4)
Von der Engel Abfall. Leset: »Denn so Gott der Engel, die gesündigt haben, nicht verschont hat, sondern hat sie mit Ketten der Finsternis zur Hölle verstoßen und übergeben hat, dass sie zum Gerichte behalten werden.« (2Pt 2,4; Jud 6; Lk 10,18; Jes 14,8; Offb 12,14)
Von der Schöpfung der sichtbaren Dinge. Leset: »Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.« (1Mo 1,1; Joh 1,3; Ps 33,6)
»Gott hat gesprochen: Es werde Himmel und Erde, und durch sein Wort ist ein vollkommenes Werk geworden.« (4Esr 6,38)
»Denn deine allmächtige Hand hat das Erdreich aus nichts erschaffen.« (Weish 11,17)
Die Mutter der Makkabäer: »Ich bitte dich, Sohn, sieh an Himmel und Erde, und alles, was darinnen ist, dies alles hat Gott aus nichts gemacht und wir Menschen sind auch so gemacht.« (2Makk 7,28)
»Durch den Glauben merken wir, dass die Welt durch Gottes Wort fertig ist, und dass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist.« (Hebr 11,3; Apg 17,24; Ps 146,6; 148,5)
Von des Menschen Schöpfung. Leset: »Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.« (1Mo 1,26)
»Und Gott der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloß, und er blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase, und so ward der Mensch eine lebendige Seele.« (1Mo 2,7; Apg 17,25; 1Kor 15,45)
Wie er geschaffen worden sei. Leset: »Ich habe gefunden, dass Gott den Menschen hat aufrichtig geschaffen.« (Pred 7,30; 1Mo 1,26; 5,1)
»Dann schuf Gott den Menschen zur Unsterblichkeit und er machte ihn nach dem Bilde seines Wesens.« (Weish 2,23; Sir 17,1)
»Und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit.« (Eph 4,24)
»Und Gott sähe an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.« (1Mo 1,31; 5Mo 32,4)
Artikel 7. Von des Menschen Fall und seiner Strafe wird bekannt: Die ersten Menschen, Adam und Eva, nachdem sie nach dem Bilde ihres Schöpfers zu dem ewigen Leben herrlich geschaffen worden, sind in ihrem göttlichen Stande nicht lange geblieben, sondern weil sie mit freiem Willen und veränderlich geschaffen worden sind, sodass sie ihren Schöpfer fürchten, ihm dienen und gehorsam oder aber ungehorsam sein und ihn verlassen konnten, und ihr Schöpfer ihnen ein Gebot gegeben hatte, nicht von dem Baume der Erkenntnis des Guten Bösen zu essen;
denn in welchen Tagen sie davon essen würden, sollten sie des Todes sterben, so sind sie, unerachtet dessen, aus Begierde zum Hochmute, um ihrem Schöpfer in der Weisheit und Erkenntnis gleich zu sein, durch den Satan von Gott abgeführt, bewogen und betrogen worden. Sie haben auf diese Weise ihres Schöpfers Gebot durch Ungehorsam und freiwillig übertreten; das Weib, welches zuletzt erschaffen wurde, wurde zuerst betrogen; es hat seine Ohren von Gott abgewandt und zu dem Satan gekehrt, auch seinen Mann gleichfalls verführt. So, durch diese Sünde, sind sie in Gottes Zorn und Ungnade gefallen, und auf demselben Tag den zeitlichen und ewigen Tode, mit ihrem ganzen Geschlechte in ihnen, unterworfen worden.
Dadurch sind sie wieder von der göttlichen Tugend entkleidet worden, welche in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit besteht, und sind sündhaft und sterblich geworden.
Daher sich Gott, der heilige, gerechte Richter, vor welchem die Bosheit nicht bestehen mag, sondern dessen Augen so rein sind, dass sie dieselben nicht sehen, auch das Böse nicht anschauen mögen, und mit seinem Zorne und seiner Ungnade vom Himmel allen Ungehorsamen und Undankbaren droht, so sehr über diese begangene Sünde Adams und Evas erzürnt hat, dass sie dadurch nicht nur mit ihrem ganzen Samen in die ewige Verdammnis gefallen sind, sondern Gott der Herr hat überdies auf Adam und Eva verschiedene zeitliche und leibliche Strafen gelegt, welche sich stets auf alle ihre Geschlechter fortpflanzen, die so ganz in Adam verdorben sind, dass sie alle von der Jugend an von Natur zur Sünde und Bosheit geneigt sind, und daher alle den schönen Lustgarten oder das Paradies entbehren müssen; denn sie müssen draußen auf der rauhen Erde, welche um der ersten Sünde willen so verflucht und verdorben ist, dass sie von sich selbst Unkraut, Disteln und Dornen hervorbringt, sich alle im Schweiße ihres Angesichtes mit Kummer Zeit ihres Lebens ernähren und ihres Leibes Scham, welche durch die Sünde entdeckt worden ist, wieder decken. Das Weib, welches in der Übertretung das schuldigere Teil gewesen, muss ihren Willen und ihre Macht dem Manne unterwerfen und muss mit Pein und Schmerzen ihre Kinder gebären. Diese Strafe liegt beständig auf allen Menschen bis sie endlich wieder Staub und Asche werden, woraus sie entstanden sind.
Leset hierüber, wie Adam mit dem ganzen menschlichen Geschlechte durch die Sünde in den zeitlichen und ewigen Tod gefallen und folglich sündhaft geworden sei. »Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist, und der Tod durch die Sünde, und ist also der Tod zu allen Menschen hindurchgedrungen Denn der Tod herrschte von Adam bis auf Mose auch über die, die nicht gesündigt hatten.« (Röm 5,12,14) Wie durch des einigen Sünde alles verdorben ist: »Denn das Urteil ist gekommen aus einer Sünde zur Verdammnis Denn wenn um des einigen Sünde willen der Tod geherrscht hat « (Röm 5,16–17) Wie nun durch eines Sünde die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist: »Denn gleichwie durch eines Menschen Ungehorsam viele Sünder geworden sind « (Röm 5,19)
»Sintemal wie durch einen Menschen der Tod kommt, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten; denn gleichwie sie in Adam alle sterben, so werden sie alle in Christo lebendig gemacht werden.« (1Kor 15,21–22)
»Ich bin aus sündlichem Samen geboren, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen.« (Ps 51,7)
»Wer will einen Reinen finden unter denen, da kein Reiner ist?« (Hiob 14,4)
»Die Sünde kommt aus dem Weibe, und um ihretwillen müssen wir alle sterben.« (Sir 25,24; Weish 2,24)
Der Prophet Esra: »Der erste Adam, der ein böses Herz trug, hat übertreten, und ist überwunden, so auch alle die, so von ihm geboren sind. Und er übertrat, und du verordnest alsbald den Tod über ihn und seine Nachkommen.« (4Esr 3,7,21)
»Ach Adam, was hast du getan? Denn dass du gesündigt hast, ist nicht dein Fall allein über dich geraten, sondern auch über uns, die wir von dir hergekommen sind!« (4Esr 7,118) Leset ferner Joh 3,6; Röm 8,5; Eph 2,3; Sir 17,13; 1Mo 6,5; Weish 12,19.
Leset ferner, wie Gott Adam der Sünde wegen seine Strafe angekündigt habe, welche sich über alle Nachkommen erstreckte: »Dieweil du der Stimme deines Weibes gehorcht hast, und gegessen von dem Baume, davon ich dir verbot und sprach, du sollst nicht davon essen; verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich drauf nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen und du sollst das Kraut auf dem Felde essen […] bis dass du wieder zur Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst wieder zur Erde werden.« (1Mo 3,17–19,23,24) Des Weibes Strafe lest 1Mo 3,16; 1Kor 14,34; 1Tim 2,12.
Artikel 8. Von der Wiederaufrichtung oder Rechtfertigung des Menschen wird bekannt: Nachdem nun also der Mensch Adam und Eva in Gottes Zorn und Ungnade und in den Tod und die ewige Verdammnis, mit ihrem ganzen Geschlechte in ihnen, gefallen war, sodass kein Rettungsmittel, weder im Himmel noch auf Erden, bei irgendeiner der geschaffenen Kreaturen zu finden war, welche ihnen hätte helfen, sie erlösen und wieder mit Gott versöhnen können, so hat der Schöpfer aller Dinge, welcher der allmächtige Gott ist, gegen dessen Majestät gesündigt war, und der ihnen auch allein wieder helfen konnte, der da reich und überschwänglich ist an allerlei Gnade und Barmherzigkeit, sich abermals über Adam und sein Geschlecht erbarmt, und hat ihnen um deswillen seinen eingeborenen Sohn zu einem tröstlichen Erlöser und Seligmacher verheißen und zugesagt, welchen er als eine Feindschaft zwischen Satan und das Weib und ihrer beiden Samen zum Troste und zur Hilfe des gefallenen menschlichen Geschlechts setzen wollte, um dadurch dem Satan seinen Kopf zu zertreten und ihm die Macht zu benehmen, Adam aber und sein Geschlecht wieder aus dem Gefängnisse der Sünden und der Macht des Teufels und dem ewigen Verderben zu erlösen und mit Gott Zu versöhnen.
Und gleichwie Gott der Herr durch diese Verheißungen Adam und seinen Samen inwendig, der Seele nach, mit seiner Gnade und Barmherzigkeit bekleidet hat, so hat er, dessen zu einem Zeichen, gleichfalls ihre auswendige Schande und Nacktheit des Leibes bedeckt, Röcke von Fellen gemacht, und ihnen dieselben angezogen.
Und gleichwie Adam durch seine erste einzige Sünde nicht nur sich, sondern auch mit sich sein ganzes Geschlecht, ohne Ausnahme der Personen, ohne ihre eigenen tätlichen bösen Werke, in den ewigen Tod und Verdammnis gebracht hat, so hat der allmächtige Gott dagegen alle Menschen ohne Ausnahme einiger Personen, ohne einige von ihren guten Werken, lediglich aus reiner Gnade und Barmherzigkeit, durch diese Verheißung des einigen Heilandes und Seligmachers Jesu Christi auch wiederum erlöst, befreit, von der Verdammnis freigesprochen und in den Stand der Gnade und Versöhnung gesetzt. Denn Adams Geschlecht ist nicht aus ihm gezeugt, insoweit er mit Gott in Ungnade und in der Verdammnis stand, sondern es kommen alle Menschen von Adam, insoweit er in dem Stande der Gnade, Friede und Versöhnung mit Gott steht, so hat er auch niemand zeugen können, außer die mit ihm in eben derselben Versöhnung gestanden.
Deswegen wird von allen Nachkömmlingen Adams niemand unselig und zur Verdammnis geschaffen oder geboren, sondern sie werden alle in dem Stande der Gnade und Versöhnung mit Gott geboren und zur Welt gebracht. Deshalb halten wir dafür, dass es nicht nur mit der Heiligen Schrift, sondern auch mit der Natur Gottes, welcher wahrhaftig, gerecht, heilig und barmherzig ist, durchaus streite, dass Gott eine so große Menge von Adams Geschlechte, welche in ihrer Unmündigkeit in der Unschuld sterben, ehe sie Adam in der Sünde nachgefolgt sind, allein um Adams Sünde willen mit dem ewigen Tode und Verdammnis strafen sollte, weil ja doch der gute Gott Adam, welcher die Sünde selbst begangen hat, so gnädiglich durch Christum und um Christi willen vergeben und ihn in den Stand der Gnade versetzt hat.
Wenn aber nun die Menschen die Erkenntnis und Wissenschaft des Guten und Bösen erlangen und durch die Lust des Fleisches und der eigenen unreinen Begierden von dem Wege der Tugenden und der Unschuld sich abführen lassen, sodass sie Adam in der Sünde nachfolgen, so geschieht es, dass sie sich von ihrem Schöpfer absondern, und folglich nicht um Adams, sondern um ihres eigenen Unglaubens und böser Werke willen verloren gehen und verdammt werden.
Aber der gerechte Gott, der zwar wohl Sünde vergibt, aber doch dieselbe oft nicht ganz ungestraft lässt, hat auf Adam, Eva und ihrem Geschlechte die zeitliche leibliche Strafe liegen lassen, damit sie ihren Schöpfer kennen lernen, ihn fürchten, ihm dienen, und die Sünde meiden sollten, als diese: Dass sie alle von Jugend auf von Natur zu den Sünden und dem Bösen geneigt sind, dagegen sie einen beständigen Streit haben, und müssen alle des schönen Paradieses ermangeln, ihre Nacktheit bedecken, die Weiber ihre Macht und Willen den Männern unterwerfen,
müssen ihre Kinder in Pein und Schmerzen gebären, und sich alle auf dieser verdorbenen Erde mit Kummer nähren ihr Leben lang, bis sie wieder zu Staub und Erde werden, wovon sie hergekommen sind.
Aber alle gläubigen Menschen empfangen hier in diesem Leben die Wiederaufrichtung oder Rechtfertigung Christi allein durch den Glauben in der Hoffnung, und werden dieselbe nachher in Ewigkeit in der Auferstehung der Toten wahrhaftig und tätlich empfangen und genießen.
Von diesen herrlichen und tröstlichen Verheißungen der Seligkeit leset: »Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, und zwischen deinem Samen und ihrem Samen, derselbe soll dir den Kopf zertreten.« (1Mo 3,15; Eph 2,14–15)
Wie diese Verheißung in dem Samen und Geschlechte Adams erneuert worden sei, leset: »Einen Propheten, gleichwie mich, wird der Herr euer Gott erwecken, aus euch und aus euren Brüdern, den sollt ihr hören.« (5Mo 18,15; Apg 7,37; 10,43) Zu Abraham: 1Mo 12,3; 22,18.
Und dass diese Verheißung der Rechtfertigung sich nicht auf einige besondere Personen, sondern ohne Unterschied über alle Menschen erstrecke, leset: »Gleichweise, wie durch eines Sünde die Verdammnis ist gekommen über alle Menschen, so ist auch durch eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens gekommen über alle Menschen. Denn wie durch eines Menschen Ungehorsam viele Sünder geworden sind, so werden durch eines Menschen Gehorsam viele Gerechte.« (Röm 5,18–19)
»Denn gleichwie durch einen Menschen der Tod kommt, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten; denn gleichwie sie alle in Adam sterben, so werden sie auch alle in Christo lebendig gemacht werden.« (1Kor 15,21–22)
»Das war das wahrhafte Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in die Welt kommen.« (Joh 1,9,29)
»Und derselbe ist die Versöhnung für unsere Sünde; nicht allein für unsere Sünde, sondern auch für die der ganzen Welt.« (1Joh 2,2)
»Denn es ist des Vaters Wohlgefallen gewesen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte, und dass durch ihn alles versöhnt würde zu ihm selbst, es sei auf Erden oder im Himmel, damit dass er Frieden machte durch das Blut an seinem Kreuze durch sich selbst.« (Kol 1,19–20)
»Denn die heilsame Gnade Gottes ist erschienen allen Menschen.« (Tit 2,11) Leset ferner Röm 11,32; 1Tim 4,10; 2Kor 5,19; 1Joh 4,10; Jes 53,6; 1Pt 2,24.
Wie den jungen Kindern ohne Unterschied der Personen das Himmelreich von Christo zugesagt werde, leset: »Da wurden Kindlein zu ihm gebracht, dass er die Hände auf sie legte und betete, die Jünger aber fuhren sie an. Aber Jesus sprach: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Himmelreich.« (Mt 19,13–14; 18,3; Mk 10,13–14; Lk 18,15–16)
Wie Gott der gerechte Richter die jungen Kindlein nicht ihrer Eltern, oder Adams Missetat wegen strafen, sondern einen
jeden nach seinen eigenen Werken mit Gerechtigkeit lohnen wolle, leset: »Weil du dann gerecht bist, so regierest du alle Dinge recht, und achtest deiner Majestät nicht gemäß, jemand zu verdammen, der die Strafe nicht verdient hat.« (Weish 12,15)
»Denn welche Seele sündigt, die soll sterben. Der Sohn soll nicht tragen die Missetat des Vaters, und der Vater soll nicht tragen die Missetat des Sohnes; sondern des Gerechten Gerechtigkeit soll über ihm sein, und des Ungerechten Ungerechtigkeit soll über ihm sein.« (Hes 18,20) »Die Väter sollen nicht für die Kinder, noch die Kinder für die Väter sterben, sondern ein jeglicher soll für seine Sünde sterben.« (5Mo 24,16; Jer 31,29)
»Darum, dass er einen Tag gesetzt hat, auf welchen er richten wird den Kreis des Erdbodens mit Gerechtigkeit.« (Apg 17,31; Ps 7,12; 2Tim 4,8)
»Wer aber nicht glaubt, soll verdammt werden.« (Mk 16,16) »Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die da Böses tun.« (Röm 2,9)
Artikel 9 Von dem freien Willen, oder dem Vermögen des Menschen vor und nach dem Falle und von der seligmachenden Gnade Gottes wird bekannt: Dass der allmächtige Gott im Anfange den Menschen Adam und sein Weib nach seinem Bilde und Gleichnisse erschaffen und sie über alle Kreaturen mit Tugenden, Wissenschaft, Sprache, Verstand, und einem freien Willen oder Vermögen begabt habe, sodass sie ihren Schöpfer erkennen, lieben, fürchten und ihm in Gehorsam dienen, oder dass sie ihren Gott freiwillig und mit Ungehorsam verlassen konnten; gleichwie solches an der ersten Sünde zu erkennen war, als Adam und sein Weib durch des Teufels List, der sich ihnen in Gestalt einer betrüglichen Schlange zeigte, von dem Gebote Gottes abgefallen sind, weshalb sie nicht durch vorhergehenden Befehl oder durch den Willen Gottes gesündigt haben, sondern wie sie mit freiem Willen und beweglich von Gott erschaffen waren, so haben sie durch ihre eigene freiwillige Begierde gesündigt und Gottes Gebot gegen den Willen Gottes übertreten.
Nachdem sie nun, der Mensch Adam mit seinem Weibe, auf diese Weise durch ihre eigene Sünde in Gottes Zorn und Ungnade gefallen waren, wodurch sie sündhaft und sterblich geworden sind, so sind sie von Gott, ihrem Schöpfer, begnadigt worden, sodass sie sich nicht ganz ihrer vorigen Weisheit, Sprache und Erkenntnis über alle Kreaturen, und auch nicht ihres vorigen freien Willens und ihrer Gewalt verlustig gemacht haben. Solches ist daraus zu ersehen, weil sie Gottes gnädige Verheißungen zum Leben freiwillig angenommen und der Stimme des Herrn gehorcht haben; ferner lässt es sich auch daraus bemerken, weil Gott der Herr mit großem Ernste einen Engel mit einem feurigen Schwerte verordnet hat, um vor Adam den Baum des Lebens zu verwahren, damit er nicht durch seinen freien Willen oder durch sein Vermögen von dem Baume des Lebens esse und ewiglich leben möge, was Adam hätte tun können. Dieser freie Wille oder dies Vermögen hat sich auf alle Nachkömmlinge fortgepflanzt, welche als Zweige aus ihrem Stamme hervorgekommen sind. Also, gleichwie die Menschen
von Gott mit Erkenntnis, Verstand und freiwilliger Gewalt begabt worden sind, wodurch sie mancherlei Werke tun konnten und von Gott die Gesundheit für ihren kranken und gebrechlichen Leib suchen und begehren, auch nicht ohne Bewegungen sind, wie die unvernünftigen Kreaturen, Blöcke und Steine, so vermag auch der Mensch, durch Gottes Gnade und des Geistes Bewegung, wodurch die Menschen leben und bewegt werden, die heilsame Gnade Gottes, welche allen Menschen durch das Evangelium angeboten, und durch welche dem Menschen Tod und Leben vorgestellt wird, die Türe des Herzens zu öffnen, und seiner verwundeten Seele Gesundheit zu suchen, oder aber diese angebotene Gnade und Bewegung des Geistes freiwillig auszuschlagen, zu verachten und zu versäumen; gleichwie nun die Menschen Augen und Ohren haben, um zu sehen und zu hören, nicht aber von sich selbst, sondern allein von dem Geber Gott, so haben sie durch Gottes Gnade einen freien Willen oder das Vermögen, Gutes zu tun und das Böse zu lassen.
Die Menschen aber, wenn man sie in sich selbst betrachtet, insoweit sie aus der Gnade Gottes sind, sind an sich selbst nicht fähig, etwas Gutes zu denken, viel weniger zu tun. Aber der allmächtige Gott ist es, der durch seinen Geist der Gnade beides, das Wollen und Vollbringen, in den Menschen wirkt, sie bewegt, erzieht, erwählt und zu seinen Kindern annimmt, sodass die Menschen nur die seligmachende Gnade Gottes empfangen. Darum sind alle Christen schuldig, den Anfang des Glaubens, das Mittel und Ende und alle seine nachfolgenden guten Früchte nicht sich selbst, sondern allein der unverdienten Gnade Gottes in Christo Jesu zuzuschreiben.
Wir bekennen daneben, dass diese seligmachende Gnade Gottes nicht ausschließlich auf einige wenige Menschen eingeschränkt sei, sondern, gleichwie der allmächtige Gott seine Sonne über Böse und Fromme aufgehen und scheinen lässt, so hat er auch seine Gnade über alle Geschlechter Adams ausgebreitet, wie auch bekannt ist, dass Gott mit seiner Güte sich unter den Heiden nicht unbezeugt gelassen, ihnen Gutes getan und ihre Herzen dergestalt bewegt habe, dass sie ihre Gedanken und Gewissen anklagten und entschuldigten, dass sie von Natur, ohne dass sie das Gesetz Moses gehört hätten, des Gesetzes Inhalt erfüllen konnten. Solches erhellt noch zu mehrerem Überflusse aus der Erscheinung, dass der allmächtige Gott die seligmachende Gnade durch das Evangelium über die ganze Welt verkündigt habe, zum Zeugnis über alle Völker, wodurch den Menschen alle Unschuld benommen ist, und zum Beweise, dass Gott nicht wolle, dass jemand verloren gehe, sondern dass ein jeder sich bessere und selig werde. Nach dem Inhalte des heiligen und ewigen Evangeliums wird am jüngsten Tage durch den gesegneten Jesum Christum ein gerechtes, ewiges und unwiderrufliches Urteil über alle Völker ausgesprochen werden, sodass alle Menschen, welche nun in dieser Gnadenzeit an das Evangelium glauben und es annehmen, zum Leben kommen, aber alle, die dem Evangelium nicht glauben, sondern dasselbe freiwillig von sich stoßen, dem Tode anheimfallen.
Dagegen wird aber die Lehre derjenigen verworfen, die vorgeben, dass zwar der allmächtige Gott das Wort der Versöhnung allen, oder vielen Menschen habe verkündigen lassen, dass er aber gleichwohl vielen derselben seine Gnade entziehe, sodass der größte Teil der Menschen das Wort der Seligkeit nicht annehmen und selig werden könne, sondern um der Verordnung und des ewigen Ratschlusses und Willens Gottes willen unvermeidlich und unfehlbar auf ewig verloren gehen und verdammt werden würde.
Leset hierüber viele Schriftstellen, welche dem Menschen einen Willen zuschreiben. Und der Heilige Geist spricht nicht umsonst in der Schrift: »Er hat den Menschen von Anfang erschaffen und ihm die Wahl gegeben. Willst du, so halte die Gebote, und tue, was ihm gefällt, in rechtem Vertrauen. Er hat dir Feuer und Wasser vorgestellt, greif zu welchem du willst. Der Mensch hat vor sich Leben und Tod; welches er will, das wird ihm gegeben werden.« (Sir 15,14–17; 5Mo 11,26; 30,15; 4Esr 7,59)
Gott der Herr sprach zu Kain: »Bist du aber nicht fromm, so ruht die Sünde vor der Tür, aber du laß ihr nicht ihren Willen, sondern herrsche über sie.« (1Mo 4,7)
Von des Menschen freiem Willen lest: »So tue er, was er will, er sündigt nicht, er lasse sie freien. Wenn einer ihm fest vornimmt, weil er ungezwungen ist und seinen freien Willen hat.« (1Kor 7,36–37,39)
»Und wer ein Dankopfer dem Herrn tun will, ein sonderlich Gelübde, oder von freiem Willen.« (3Mo 22,21)
»Er konnte wohl Übles tun, und tat’s doch nicht. Schade tun und tat es doch nicht.« (Sir 31,10; 18,25) Luth. Übers.
Und ferner durch Paulus: »Denn nach allem ihrem Vermögen (das bezeuge ich), und über Vermögen, waren sie selbst willig. Nun aber vollbringt auch das Tun auf dass, gleichwie da ist ein geneigt Gemüt zu wollen, so sei auch da ein geneigt Gemüt zu tun.« (2Kor 8,3,11; Phil 14; Mk 14,7; 1Kor 7,26)
Der Mensch kann nichts Gutes tun von ihm selbst aus eigener Kraft, aber durch Gottes Gnade vermag der Mensch (in der Unvollkommenheit) Gottes Gebot zu halten. »Denn Gott ist es, der in euch wirkt, beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.« (Phil 2,13)
»Du wohnst unter einem ungehorsamen Haufe, welches hat wohl Augen, dass sie sehen können und wollen nicht sehen, und Ohren, dass sie hören können und wollen nicht hören.« (Hes 12,2)
»Wollen habe ich wohl, aber das Vollbringen des Guten finde ich nicht.« (Röm 7,18–19,21)
Leset dabei alle Schriften, welche einstimmig bezeugen, dass Gott des Sünders Tod nicht wolle, sondern dass sie sich bekehren und leben (Hes 18,32; 33,11; Weish 1,13; Jes 55,7; Mt 11,28).
Und dass der allmächtige Gott die seligmachende Gnade nicht nur über die Auserwählten, sondern auch über das ganze Geschlecht Adams ausgebreitet habe, und auch für diejenigen, welche verloren gehen, gestorben sei, leset: »Denn die seligmachende Gnade Gottes ist erschienen allen Menschen.« (Tit 2,11)
»Wendet euch zu mir und werdet selig, aller Welt Ende.« (Jes 45,22)
»Wie nun durch eines Menschen Sünde die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch eines Menschen Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen.« (Röm 5,18)
»Der in vergangenen Zeiten alle Heiden hat wandeln lassen ihre eigenen Wege. Und zwar hat er sich selbst nicht unbezeugt gelassen.« (Apg 14,16–17; Röm 1,19; 2,14)
»Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volke, wie auch unter euch sein werden falsche Lehrer, die daneben einführen werden verderbliche Sekten, und verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat, und werden über sich selbst führen eine schnelle Verdammnis.« (2Pt 2,1)
»Und er ist darum für sie alle gestorben, auf dass die, so da leben, hinfort nicht ihnen selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist.« (2Kor 5,15) »So hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab.« (Joh 3,16)
»Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.« (Joh 1,29)
»Denn solches ist gut, dazu auch angenehm vor Gott, unserm Heiland, welcher will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.« (1Tim 2,3–4)
»Er hat Geduld mit uns und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass sich jedermann zur Buße bekehre.« (2Pt 3,9; Röm 2,4; Jak 1,6; Apg 13,46) Leset ferner Mt 23,37; Lk 13,34.
Wie Gott, der gerechte Richter, das letzte Urteil wird aussprechen über diejenigen, welche dem Evangelium ungehorsam gewesen sind, leset: »Wenn nun der Herr Jesus Christus wird offenbar werden vom Himmel, samt den Engeln seiner Kraft, um mit Feuerflammen Rache zu üben über die, so Gott nicht erkennen, und über die, so nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesu Christi.« (2Th 1,7–8; Mk 16,16)
»Dieses ist das Buch der Gebote Gottes, und das Gesetz, das ewig ist. Alle, die es halten, werden leben, die es aber übertreten, werden sterben.« (Bar 4,1)
Artikel 10. Von der Vorsehung Gottes und der Wahl der Gläubigen, sowie die Verwerfung der Ungläubigen wird bekannt: Gleichwie man glaubt und bekennt, dass Gott allmächtig und ihm kein Ding unmöglich sei, so ist er gleichfalls allwissend und sieht alles vorher, sodass ihm keine Dinge, weder im Himmel noch auf Erden, verborgen sind, sowohl dasjenige, was am Ende aller Dinge geschehen wird, als auch, was von Ewigkeit her geschehen ist, und durch solche über die Maßen große Vorsehung, Wissenschaft und Weisheit Gottes, welche unergründlich ist, hat er von Anfang her in Ewigkeit bis an der Welt Ende wohl gesehen und gewusst, wer die wahren Gläubigen sein werden; ebenso wohl aber ist es ihm auch bekannt, wer die Ungläubigen sein werden, die als Verächter und Verwerfer dieser Gnade erfunden werden. Und daher hat er von Anfang von Ewigkeit her alle wahren Gläubigen gewusst, vorhergesehen, erwählt und verordnet, dass sie die ewige Seligkeit durch Christum Jesum erblich besitzen sollten, und dagegen die ungläubigen Verächter dieser Gnade zur ewigen Verdammnis verworfen. Deshalb
kommt das Verderben der Menschen von ihnen selbst, und ihre Seligkeit allein von dem Herrn, ihrem Gotte, ohne welchen sie nichts Gutes vermögen.
Aber keineswegs in der Weise, als ob der gnädige, barmherzige, gerechte Gott (welcher seiner heiligen Natur gleich ist) den größten Haufen des menschlichen Geschlechts von Ewigkeit zur ewigen Verdammnis vorher bestimmt, verordnet oder vorher beschickt, und sie zu gelegener Zeit geschaffen habe, oder, dass er, nachdem sie durch die Sünde des ersten Menschen Adams gefallen waren, sie hilflos in dem ewigen Tode und Verdammnis liegen lassen sollte, worin sie doch ohne ihr Wissen und ohne dass sie selbst wirklich böse Werke begangen hatten, gekommen waren, wenn er nicht in den Gefallenen eine rechtmäßige Ursache ihrer Verwerfung gesehen und gewusst haben sollte. Solches sei ferne von dem allein guten und gerechten Gott zu denken.
Dagegen aber glauben und bekennen alle wahren Nachfolger Christi, dass der gute Gott den Menschen anfänglich gut und aufrichtig erschaffen habe, damit sie gut sein sollten, und hasset nichts von dem, was er erschaffen hat. Und als sie durch des Teufels List in den ewigen Tod gefallen waren, hat der gute Gott, dessen Barmherzigkeit über alles Fleisch geht, und der nicht will, dass jemand verloren bleibe, das ganze menschliche Geschlecht ohne Ausnahme der Personen aus lauter Liebe und Barmherzigkeit durch die Genugtuung unseres Herrn und Seligmachers Jesu Christi wiederum erlöst, erkauft und befreit von der ewigen Verdammnis, sodass niemand (um des Todes Christi willen) wegen der Sünde Adams verloren gehe, sondern es wird Gott, der gerechte Richter, den Kreis der Erde mit Gerechtigkeit richten und urteilen, einem jeden den Glauben vorbehalten, und jedem lohnen nach seinen eigenen Werken und Taten. Die Gläubigen, welche durch Geduld in guten Werken das ewige Leben suchten, werden Preis, Ehre und unvergängliches Wesen genießen, den Ungläubigen aber und Ungehorsamen wird Trübsal, Angst und der ewige Zorn Gottes zu Teil werden.
Von dem Vorwissen oder der Vorsehung Gottes lest: »Und hat Ziel gesetzt, und zuvor versehen, wie lange und weit sie wohnen sollten.« (Apg 17,26, 5Mo 32,8)
»Die Weisheit weiß Zeichen und Wunder zuvor, und wie es zu Zeiten und Stunden ergehen soll.« (Weish 8,8; Dan 2,28; 5,18)
»O ewiger Gott, der du erkennst alle Geheimnisse, und alle Dinge weißt, ehe sie geschehen.« (Hist. Susan. V. 42; Jes 46,9; Hi 42,2; Röm 9,11; Apg 2,23,31; 1Pt 1,20)
»Es war dir mein Gebein nicht verhohlen, da ich im Verborgenen gemacht ward, da ich gebildet ward unten in der Erde. Deine Augen sahen mich, als ich noch unbereitet war, und waren alle Tage auf dein Buch geschrieben, die noch werden sollten, und derselben keiner da war.« (Ps 139,15–16)
»Alle Dinge sind ihm bekannt, ehe sie geschaffen werden, sowohl, als wenn sie geschaffen sind.« (Sir 23,20; Apg 15,18) Hierbei kann man mit Aufmerksamkeit betrachten, wie Gott durch seine Vorsehung die Gläubigen von Anfang in Christo
erwählt, die Ungläubigen aber verworfen habe. Leset: »Hört zu, meine liebsten Brüder, hat nicht Gott erwählt die Armen auf dieser Welt, die am Glauben reich waren?« (Jak 2,5)
»Sondern, was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, auf dass er die Weisen zu Schanden mache, und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, dass er zu Schanden mache, was stark ist, und das Unedle vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt.« (1Kor 1,27–28)
»Ich habe dir’s verkündigt zuvor und habe es dir sagen lassen, ehe denn es gekommen ist; ich aber wusste wohl, dass du verachten würdest, und von Mutter Leib an ein Übertreter genannt bist.« (Jes 48,6–8; Mal 1,2; Röm 9,13; Eph 3,11; 2Tim 1,9)
»Und ehe versiegelt worden, die so den Glaubensschatz gesammelt hatten, da hab ich’s vorhin gedacht.« (4Esr 6,5–6)
»Und wer ist mir gleich? Der da rufe und verkündige, und mir’s zurichte, der ich von der Welt her die Völker setze.« (Jes 44,7)
»Wir wissen, dass denen, die Gott lieben alle Dinge zum Besten dienen, die nach dem Vorsatze berufen sind. Denn welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes, auf dass derselbe der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Welche er aber verordnet hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht.« (Röm 8,28–30)
»Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren warst.« (Jer 1,5)
»Wie er uns dann erwählt hat durch denselben, ehe der Welt Grund gelegt ward.« (Eph 1,4; 2Tim 1,9; Joh 15,16; Apg 13,47)
Artikel 11. Von dem geschriebenen Worte Gottes, dem Gesetze Moses und dem Evangelium Christi wird bekannt, dass das alte Gesetz, von Mose gegeben, und durch der Engel Dienst beschickt, eine vollkommene Lehre und Regel für das Geschlecht Abrahams, Isaaks und Jakobs gewesen sei, mit welchen Gott der Herr diesen seinen Bund gemacht und aufgerichtet hat. Nach dieses Gesetzes Lehre und Ausspruche mussten sich diese Völker schicken und einrichten, ohne irgendetwas davon zu übertreten, oder demselben etwas zu- oder abzutun, vielweniger durften sie ihrem eigenen Gutdünken folgen, und das alles bei Strafe ausgerottet zu werden, neben großer Verfluchung derselben. Dagegen wurde denen, welche dieses Gesetz hörten, glaubten und erfüllten, das Leben mit vielen herrlichen Segen verheißen, welcher Segen und Fluch sich größtenteils auf zeitliche und leibliche Dinge erstreckt hat.
Dieses Gesetz Gottes, welches in den fünf Büchern Mose besteht, wozu gleichfalls alle Könige, Priester und Propheten gehören, welche unter diesem Volke Israel durch Gottes Geist geweissagt und geredet haben (die mit dem Gesetz Moses übereinkommen), und worin das ganze alte Testament besteht, ist uns durch Gottes Gnade in der Bibel angewiesen. Dieses Gesetz ist auch geistig und eine Anweisung zu einer viel besseren Hoffnung und ein Lehrmeister auf Christum. So hat es auch mit seinen mancherlei Bildern und Schatten, als
dem levitischen Priestertume, Zeremonien und Opfern, dem Lande Kanaan, Königen, der Stadt Jerusalem und Tempel, gleichsam mit der Hand auf Christum Jesum gewiesen und geleitet, indem das alte Gesetz ein unerträgliches Joch der Knechtschaft gewesen ist, welches alle diejenigen verflucht hat, die nicht in demselben blieben, was in dem Buch des Gesetzes geschrieben steht, und die nicht alles erfüllen. Da aber der Mensch um des Fleisches Schwachheit willen solches nicht alles erfüllen und vollkommen halten konnte, so haben sie durch das Gesetz das ewige selige Leben nicht erlangen können, sondern hätten in der Feindschaft und dem Zorne Gottes bleiben müssen. Aber Christus Jesus ist erschienen, welcher das Ende des alten Gesetzes ist, das er erfüllt hat, der ein Urheber und Anfänger des neuen Gesetzes der vollkommenen Freiheit, und das wahre, lautere Licht ist, auf welches alle dunkle Schatten gezielt haben, welcher gekommen ist, als von Gott gesandt, mit vollkommener Macht im Himmel und auf Erden, und welcher derjenige ist, der dem Tode seine Macht benommen, und das Leben und unvergängliche Wesen durch das Evangelium ans Licht gebracht hat.
Dieser hat ein neues Testament mit den Bürgern Israels und den Männern Judas aufgerichtet, und hierzu hat er alle Heiden und Völker der Erde eingeladen; diejenigen, welche zuvor einander fremd und Feinde waren, sind nun aus Gnaden alle eingeladen, und es ist ihnen der Weg zum Leben geöffnet und wohl gebahnt; darum können sie nun auch durch den Gehorsam Mitbürger mit allen Heiligen und Gottes Hausgenossen aus Gnaden werden. Und dieses ist das Wort der Versöhnung, durch welches der allmächtige Gott durch seinen Geist des Glaubens die Wiedergeburt, mit allen ihren daraus folgenden guten Früchten, in den Menschen wirkt, in welchem Worte des neuen Testamentes vollkommene Gnade und Friede, Freisprechung von den Sünden und das ewige Leben verkündigt wird, mit allen, was uns zum Leben und gottseligen Wandel dient, ja, aller Rat Gottes. Nach dieser Vorschrift müssen sich alle gläubigen Kinder des neuen Testamentes notwendig in alle Stücke, die den Glauben betreffen, schicken und einrichten, worauf endlich ein ewiges Gericht gehalten wird. Es ist um so viel würdiger und fester als das alte Testament, weil es durch einen höheren und würdigeren Gesandten gegeben und mit köstlicherem Blute befestigt und versiegelt worden ist; es wird auch kein Ende nehmen, sondern beständig bleiben bis an das Ende der Welt.
Und gleichwie man eines Menschen Testament nicht verändern und dem, wie es befestigt ist, weder etwas zu- noch abtun darf, so darf man auch nicht dem neuen und ewigen Testamente, welches mit dem teuer geachteten Tode und Blute unseres Herrn Jesu Christi befestigt ist, noch viel weniger etwas ab- und zutun, oder durch menschliches Gutdünken dasselbe nach seiner eigenen Vernunft krümmen und biegen; sondern es sind alle Christen schuldig, ihr ganzes Herz, ihren Sinn und Gemüt unter den Gehorsam Christi und den Sinn des Heiligen Geistes, welcher in der Heiligen Schrift ausgedrückt ist, zu beugen, und
ihren ganzen Glauben und Wandel nach dessen Vorschrift einzurichten und einzuschränken.
Nach diesem Neuen Testamente muss das alte Testament ausgelegt und, damit vereinigt, auch mit dem Unterschiede unter dem Volke Gottes gelehrt werden, dass Mose mit seinem strengen, drohenden und strafenden Gesetze bei allen unbekehrten Sündern, welche noch unter dem Gesetze sind, zur Anwendung kommt. Christus dagegen, mit seiner neuen freudigen Botschaft des heiligen Evangeliums, bei allen gläubigen bekehrten Sündern, welche nicht unter dem Gesetze, sondern unter der Gnade stehen.
Diesem neuen Gesetze Jesu Christi müssen alle Schlüsse, Konsilien und Verordnungen weichen, welche durch einige Menschen der Welt gemacht worden, und demselben zuwider sind; alle Christen aber, müssen sich, was den Glauben betrifft, notwendig nach diesem würdigen Evangelium richten und schicken. Und gleichwie der auswendige Mensch auswendig seine Nahrung von dem Brote hat, so lebt der inwendige Mensch der Seele von allen Worten, welche aus der Seele des Herrn kommen. Darum muss auch das Wort Gottes von allen Gläubigen rein und unverfälscht gepredigt, angehört, aufgenommen und bewahrt werden.
Von dem Gesetze Moses, wie dasselbe mit dem Finger Gottes in steinerne Tafeln geschrieben und durch der Engel Dienst verwaltet worden sei, leset 2Mo 20,2; 5Mo 5,6; Joh 1,17; Apg 7,53; 2Mo 31,18; 32,16.
Von des Gesetzes Schärfe, und wie man demselben weder etwas zu- noch abtun müsse, leset: »Verflucht sei, wer nicht alle Worte des Gesetzes erfüllt, dass er darnach tue! Und alles Volk soll sagen: Amen!« (5Mo 27,26; Gal 3,10)
»Alles was ich euch gebiete, das sollt ihr halten, dass ihr darnach tut; ihr sollt nichts dazu, noch davon tun.« (5Mo 13,1,9; 29,19; Spr 30,6; 5Mo 4,2)
Von der Unvollkommenheit des Gesetzes lest: »Denn das Gesetz hat den Schatten der zukünftigen Güter, nicht aber das Wesen der Güter selbst.« (Hebr 10,1; 1Kor 3,1)
»Denn wo das Priestertum verändert wird da muss auch das Gesetz verändert werden; denn damit wurde das vorige Gesetz aus dem Wege geräumt um ihrer Schwachheit willen, und weil sie keinen Nutzen davon hatten. Denn das Gesetz hat nicht vollkommen gemacht, sondern es war eine Einführung einer bessern Hoffnung.« (Hebr 7,12,18–19; Gal 2,16; Apg 13,38; Röm 3,3)
Wie Christus das Ende und die Erfüllung des Gesetzes sei, lest: »Denn Christus ist des Gesetzes Ende, wer an den glaubt, der ist gerecht.« (Röm 10,4; Mt 2,17; Röm 7,4; Gal 2,20)
Von der Kraft und Würde des heiligen Evangeliums leset: »Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christo nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben.« (Röm 1,16; Joh 1,17; Lk 16,16; Mk 1,15; 1Pt 1,12)
»Welcher dem Tode die Macht genommen hat, und das Leben und ein unvergängliches Wesen an das Licht gebracht hat durch das Evangelium.« (2Tim 1,10; 1Pt 1,25)
Von dem Nutzen und der Kraft der Heiligen Schrift lest: »Und weil du von Kind auf die Heilige Schrift weißt, kann dich dieselbe unterweisen zur Seligkeit, durch den Glauben an Jesum Christum. Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, dass ein Mensch Gottes sei vollkommen und zu allen guten Werken geschickt.« (2Tim 3,15–17; 2Pt 3,15)
»Suchet in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darinnen Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt « (Joh 5,39; 7,38; Jak 1,21; Mt 4,4; 5Mo 8,3; Weish 16,26; Offb 22,18; 5Mo 4,2; 13,1; Spr 30,6)
»Was aber zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf dass wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben.« (Röm 15,4)
Wie Christus Jesus das letzte Gericht auf den Gehorsam des Evangeliums aussprechen wird, lest: »Das Wort, welches ich geredet habe, das wird ihn richten am jüngsten Tage.« (Joh 12,48)
»Wenn nun der Herr Jesus wird offenbar werden vom Himmel, samt den Engeln seiner Kraft, um mit Feuerflammen Rache zu üben über die, so Gott nicht erkennen, und über die, so nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesu Christi, welche werden Pein leiden, das ewige Verderben von dem Angesichte des Herrn.« (2Th 1,7–9; Mt 24,14; Hebr 4,12; Offb 20,12)
Artikel 12 Von dem seligmachenden Glauben wird bekannt, dass derselbe nicht ein müßiges oder verborgenes Ding sei, welches mit dem Menschen geboren ist, dass er auch nicht darin bestehe, dass ein Mensch von demselben eine historische Erkenntnis oder Wissenschaft habe, welche aus der Heiligen Schrift genommen ist und davon viel zu reden oder zu schwatzen weiß, ohne dass er denselben mit der Tat und Wahrheit beweise. Aber der wahre lautere Glaube, welcher vor Gott besteht, ist eine gewisse Erkenntnis des Herzens in einem gewissen Zutrauen. Diesen Glaubens empfängt der Mensch nicht durch eigene Kraft, Willen oder Vermögen, sondern durch das Gehör des göttlichen Wortes von Gott, und wird ihm durch die Einleuchtung des Heiligen Geistes in das Herz gedrückt und eingeschrieben, und wirkt so kräftig in ihm, dass er durch denselben von allen sichtbaren und vergänglichen Dingen zu dem unsichtbaren lebendigen Gott gezogen wird. Durch diesen Glauben empfangen sie einen neuen geistlichen Geschmack von dem was himmlisch und nicht was irdisch ist, denn der seligmachende Glaube, mit Hoffnung und Liebe vergesellschaftet, ist von solcher Art und Eigenschaft, dass er ihn zu demjenigen zieht, das man nicht sieht. Darum unterwerfen sich auch alle wahren Gläubigen gerne in Gehorsam allen Geboten Gottes, welche in der Heiligen Schrift begriffen sind; bekennen und bezeugen auch, wenn es nötig ist, dasselbe mit dem Munde vor Königen, Fürsten, Herren und allen Menschen, und lassen sich davon durch nichts abwendig machen, sollte auch darüber Geld, Gut, Leib und Leben dem Raube, dem Wasser und Feuer zu Teil werden, denn die
Kraft Gottes, welche sie im Glauben bewahrt, stärkt sie, sodass sie alles Leiden dieser Zeit kurz und leicht achten und, ohne sich selbst zu rächen (denn sie bitten für ihre Verfolger), gerne um des Herrn Namen willen leiden, was ihnen auch auferlegt wird, um des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe willen, welche sie zu ihrem Schöpfer und seinen himmlischen Dingen tragen.
Wo dieser wahre Glaube in dem Herzen empfangen wird, da müssen die Früchte des Heiligen Geistes, als Zeugen desselben, folgen und ausfließen; dagegen muss der Unglaube mit seinen unfruchtbaren Werken der Finsternis weichen, gleichwie die Dunkelheit dem klaren Sonnenlichte. Durch diesen Glauben, welcher der Anfang der christlichen Lehre ist, wird man zu Kindern Gottes, überwindet die Welt und wird gleichfalls gegen alle listigen Anschläge des Teufels gewappnet; hierdurch wird man geheiligt, gerecht und selig, und aller Wohltaten Gottes teilhaftig, welche uns in Christo Jesu mitgeteilt werden, und ohne welche es unmöglich ist, Gott zu gefallen.
In diesem wahren Glauben kann man nicht stille stehen, sondern man muss mit demütigem Fasten, Beten und Flehen im Geist um Hilfe, Beistand und neue Kraft bis zu dem Ende in allen göttlichen Tugenden anhalten, damit uns Gott in demselben stärke und bewahre. Wo solches versäumt wird, kann man wieder vom Glauben abfallen, des guten Geistes sich verlustig machen, aus dem Buche des Lebens ausgetilgt und der Name wieder in der Erde aufgeschrieben werden.
Zu diesem wahren Glauben, welcher ein edle Gabe Gottes ist, werden alle Menschen durch Gottes Wort gerufen und, ohne Ansehen der Personen, zu kommen genötigt, nämlich alle diejenigen, die zu Verstand und zur Erkenntnis gekommen sind, dass sie das Wort Gottes hören und verstehen können; hiervon aber sind alle jungen Kinder und diejenigen, welche Gott in ihrer Kindheit sterben lässt, ausgenommen und unterschieden. Diese stehen unter der Gnade und gefallen Gott durch die Genugtuung Jesu Christi, womit er das ganze menschliche Geschlecht durch sein Blut von dem Falle Adams gereinigt und erkauft hat, ohne denselben ein anderes Mittel als Glaube, Hoffnung, Liebe und Unterhaltung einiger Gebote Gottes abzufordern. Deshalb ist es ein grober Irrtum, dass einige den neugeborenen Kindern den Glauben zuschreiben, oder der Ansicht sind, dass sie ohne denselben nicht selig werden mögen. Es ist ein gewisses Zeichen, dass dieselben weder den wahren Glauben kennen, noch dem Munde Jesu Christi glauben, welcher den Kindern das Reich des Himmels ohne denselben verheißen hat.
Denn gleichwie der wahre Glaube darin besteht, dass man die guten Dinge hört, glaubt und annimmt, die uns Gott durch sein Wort anbietet, der Unglaube dagegen darin, dass man diese Dinge verachtet und verwirft, und gleichwie die jungen Kindlein zu diesen Dingen weder Vermögen, noch Hinneigung oder Bewegung und Erkenntnis haben, wie alle Verständigen sehen und wissen, so muss in Wahrheit folgen, dass man den jungen Kindlein weder Glauben noch Unglauben beilegen möge,
sondern sie sind einfältig und unwissend, und gefallen Gott vollkommen in diesem Stande, welches uns als Beispiel aufgestellt ist, um ihnen in der unschuldigen Einfalt nachzufolgen.
Wie der wahrhafte Glaube eine Gabe sei und durch das Gehör des göttlichen Wortes in dem Herzen des Menschen ausgewirkt werde, leset: »Denn aus Gnaden seid ihr selig geworden, durch den Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es.« (Eph 2,8; Röm 12,3; Kol 2,12; Phil 1,29; Judas 3)
»Darum kommt der Glaube aus dem Gehör, und das Gehör durch das Wort Gottes.« (Röm 10,17; Hebr 6,1)
Wie man an Gott durch sein Wort glauben soll, lest: »Aber ich bitte nicht allein für sie, sondern auch für diejenigen, die durch ihr Wort an mich glauben werden.« (Joh 17,20; Eph 1,9; Joh 3,8; 14,1; Hebr 11,6; 1Pt 1,21; 2Tim 3,15)
Wie der wahre Glaube nicht müßig sei, sondern seine wirkende Kraft und Eigenschaft erweise, leset: »Durch welchen wir empfangen haben Gnade und Apostelamt, um den Gehorsam des Glaubens zu unterrichten unter allen Heiden.« (Röm 1,5; 16,25; Apg 6,7)
»Da ihr empfingt von uns das Wort göttlicher Predigt, nahmt ihr es auf, nicht als Menschenwort, sondern, wie es denn wahrhaftig ist, als Gottes Wort, welches auch wirkt in euch, die ihr glaubt.« (1Th 2,13)
»In Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch Vorhaut, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.« (Gal 5,6)
»Wer in seinem Glauben die sieben ihm abgeforderten Tugenden nicht erweist, der ist blind und tappt mit der Hand nach dem Wege.« (2Pt 1,9; Jak 2,26)
»Aber her Gerechte wird seines Glaubens leben.« (Hab 2,4; Hebr 10,38; Röm 1,17; Gal 3,11)
»Durch den Glauben wird man gerecht, und aller Wohltaten Gottes teilhaftig.« (Apg 26,18; Röm 10,10; 1Mo 15,6; Röm 4,3; Gal 3,6; Mk 16,16)
Man muss Gott anrufen, dass man im Glauben gestärkt und bewahrt werde Lk 17,5; 1Pt 1,5.
Wo die Gnade Gottes durch Unglaube und böse Werke versäumt wird, da kann man wieder vom Glauben abfallen und aus dem Buche des Lebens ausgetilgt werden. »Der Geist sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten etliche werden vom Glauben abtreten.« (1Tim 4,1; 2Pt 2,20; 1Tim 6,10)
»Eine Zeitlang glauben sie, aber zur Zeit der Anfechtung fallen sie ab.« (Lk 8,13)
»Wer von dem wahren Glauben abweicht zu dem falschen Glauben, denselben hat Gott zum Schwert verurteilt.« (Sir; Jer 17,13; Spr 3,31; Heb 6,6)
»Der Herr sprach zu Mose: Ich will den aus meinem Buche tilgen, der an mir sündigt.« (2Mo 32,33; Offb 3,5; Jes 1,2; 30,1; Jer 18,10)
Wie die jungen Kindlein einfältig und unwissend seien, und dass ihnen folglich weder Glaube noch Unglaube zugeschrieben werde, sondern dass sie Gott durch seine Gnade gefallen, ohne sonst ein Mittel. »Und eure Kinder, davon ihr sagt, sie würden ein Raub werden, und eure Söhne, die heutigen Tages weder Gutes nach Böses verstehen, die sollen hinein kommen, denselben will ich’s geben, und sie sollen’s einnehmen.« (5Mo 1,39; Mt 19,14)
»Da ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind und hatte kindische Anschläge, da ich aber ein Mann ward, tat ich ab, was kindisch war.« (1Kor 13,11; Hebr 5,16)
»Liebe Brüder, seid nicht Kinder im Verständnis, aber in der Bosheit seid Kinder.« (1Kor 14,20; Eph 4,14; Mt l8,2–4; 19,13; Mk 10,14; Lk 18,16)
Artikel 13 Von der Wiedergeburt und neuen Kreatur wird bekannt: Nachdem die ersten Eltern Adam und Eva mit ihrem ganzen Geschlechte durch ihre Sünde von Gott abgewichen, in den zeitlichen und ewigen Tod gefallen, und das Bild Gottes, welches in wahrhafter Gerechtigkeit und Heiligkeit besteht, verloren haben; dabei in der Natur verdorben und von Jugend auf zur Sünde und Bosheit geneigt sind, kann niemand unter allen Menschen durch die Kraft der ersten Geburt, welche aus sündlichem Samen entsprossen und hervorgekommen ist, den Glauben oder gottseligen Wandel erreichen oder erlangen; denn was vom Fleische geboren wird, das ist Fleisch, und folglich auch fleischlich gesinnt, und ein natürlicher Mensch empfindet nichts von dem Geiste Gottes.
Deshalb sollen alle Menschen, welche nämlich von der Erde herstammen, wieder in Staub und Asche verwandelt werden; sie sind auch zum Teil der verdorbenen Erde gleich, welche von selbst keinen Weizen hervorbringt, sondern aufs Neue zubereitet und mit gutem Samen besät werden muss. So bemerkt man auch an allen Menschen, dass, wenn sie die Kinderschuhe ausgezogen haben und zum Verstande und zum Unterscheiden des Guten und Bösen gekommen sind, ihr fleischliches Herz und irdisches Leben (weil sie in Sünden empfangen sind) zur Sünde geneigt sei, dieselbe durch ihre eigene Lust empfangen, welche die Sünde in ihnen erweckt, und zur tätlichen Ausübung lockt und bewegt, wodurch sie dann wieder aus der Gnade fallen, wozu sie doch durch die Genugtuung Christi auserkauft waren, was sie in den Tod der Sünden stürzt.
Deshalb begehrt und erfordert Gott durch sein Wort abermals von allen verständigen Personen eine wahre Reformation und Erneuerung von diesen ihren eigenen wirklichen Sünden, das ist, dass sie durch das Gehör des göttlichen Wortes den Glauben empfangen, von oben herab aus Gott wiedergeboren, an den inwendigen Sinnen des Herzens nach dem Bilde Gottes aufs Neue geschaffen und beschnitten werden, wodurch sie aus dem Fleischlichen ins Geistige, aus dem Unglauben in den Glauben, aus dem irdischen Adam in das Himmlische, nach Jesu Christo gesinnt, versetzt werden, sodass sie die irdischen Glieder kreuzigen und töten, fühlen, prüfen und schmecken, was himmlisch, und nicht was irdisch ist. Hierauf wird von Gott das Leben und der Friede mit allen himmlischen Gütern zugesagt; auf diese Weise werden sie im Geiste des Gemüts erneuert und es werden ihnen alle Wohltaten Christi, welche man durch seine eigene wirkliche Sünde verloren hat, neben der Verheißung der ewigen Seligkeit zugeeignet.
Und wo unter allen, welche der Sünde gedient und dieselbe erkennen, diese Erneuerung und Bekehrung an den Sinnen des Herzens nicht befunden wird, da ist Christus und das Leben nicht, und ohne diese Erneuerung gilt weder Beschneidung noch Vorhaut, weder Taufe noch Abendmahl, noch andere Zeremonien, sie mögen auch so herrlich scheinen als sie wollen.
Und gleichwie der Mensch anfänglich mit Pein und Schmerzen aus dem Fleische geboren wird, so wird gleichfalls diese zweite, geistige Geburt ein Gebären oder eine Geburt genannt, und sie geschieht mit göttlicher Traurigkeit über die Sünden und mit Kreuzigung und Tötung der irdischen Glieder.
Und gleichwie die Menschen durch den Fall Adams nicht so ganz aller göttlichen Tugenden und Eigenschaften beraubt und davon entblößt worden sind, dass sie dem Satan in dem Bösen wären gleich geworden, sondern durch Gottes Gnade noch viele gute Regungen behalten haben, so werden durch die Wiedergeburt die angeborene sündliche Art, die Affekte und die Hinneigungen zur Sünde nicht ganz hinweggenommen, sondern bleiben in den Wiedergeborenen bis an den Tod, sodass das Fleisch gegen den Geist gelüstet, und die Bewegung oder innewohnende Sünde gegen das Gesetz des neuen Gemütes streitet, daher die Wiedergeborenen einen beständigen Krieg führen, und ihres Fleisches Gelüste ohne Unterlass kreuzigen und töten, ihren Leib bezähmen und zwingen, und sich der fleischlichen Lüste enthalten müssen, welche gegen die Seele streiten und in solchem Streite den Sieg bis in den Tod davontragen.
Dagegen aber wird das als ein grober Irrtum verworfen, dass einige den neugeborenen Kindlein die Wiedergeburt zuschreiben, und dass sie ohne dieselben nicht selig werden könnten. Einige derselben gründen die Wiedergeburt auf die Kindertaufe und meinen, dass wenn sie die Kinder taufen lassen, diese durch die Zeremonie der Taufe auch wiedergeboren werden; andere gründen der Kinder Wiedergeburt auf die Rechtfertigung oder allgemeine Erlösung Christi, wodurch das menschliche Geschlecht vom Falle Adams versöhnt und in den Stand der Gnade versetzt worden ist, indem sie sagen, dass die Kindlein in dem Augenblicke der Empfängnis ihrer Mutter wiedergeboren werden, und setzen so die Wiedergeburt gegen alles Recht und wahre Gründe vor die erste Geburt aus dem Fleische; einige können keine Nachricht geben, ob die Kinder vor, in oder nach der Taufe die Wiedergeburt teilhaftig werden, wodurch sie zu erkennen geben, dass sie von der Wiedergeburt gegen die Heilige Schrift und alle wahren Gründe, wie die Blinden von der Farbe, handeln, weil der allmächtige Gott von der Wiedergeburt der Kinder in seinem heiligen Worte nirgendwo etwas zu erkennen gibt. Und wenngleich es wahr ist, dass die Kinder in Sünden oder von sündlichem Samen empfangen und geboren werden, so haben sie doch die Sünde nicht erkannt, noch derselben gedient oder sie ausgeübt, von der sie wiedergeboren, umgekehrt
und an den Sinnen des Herzens erneuert werden sollten, sondern sie sind ohne dasselbe in einem so heiligen und Gott angenehmen Stande (durch die Genugtuung Christi) geboren und von Gott gesetzt, dass in diesem Leben unter allen bejahrten Menschen niemand durch die Wiedergeburt und Ablegung des sündlichen Leibes, des Fleisches und durch die Erneuerung der Sinne mehr von Sünden geschieden, heiliger und Gott angenehmer werden kann, indem die angeborene sündliche Art, Lust oder Hinneigung zur Sünde noch in den allerfrömmsten wiedergeborenen alten Menschen, gleichwie auch in den Kindern in der Jugend bis an den Tod, bleibt, gegen welche sie ohne Unterlass streiten müssen; daneben fordert der allmächtige Gott durch sein Wort allen Menschen, welche der Sünde gedient haben, keine höhere oder wichtigere Wiederaufrichtung ab, als die, dass sie durch die Wiedergeburt umkehren und den Kindern in der Sünde und Bosheit gleich werden sollen. Aus welchem Grunde kann man nun den Kindern die Wiedergeburt zuschreiben, die doch keine Sünden begangen haben, von denen sie wiedergeboren werden könnten; denn die Kindheit besitzt ja die Gott angenehme Unschuld, und ist den Menschen als Beispiel aufgestellt, wonach alle Wiedergeborenen bis in den Tod arbeiten und trachten müssen.
Von dieser himmlischen Geburt aus Gott, und wie sie geschehe durch Gottes Geist und Wort, lest:
»Macht keusch eure Seelen im Gehorsam der Wahrheit, durch den Geist, zu ungefärbter Bruderliebe, und habt euch untereinander brünstig lieb aus reinem Herzen, als die da wiedergeboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Worte, das da ewig bleibt.« (1Pt 1,22–23; 2,2; Jak 1,18; 1Kor 4,15; Gal 4,19; Phlm 10)
»Nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan haben, sondern nach seiner Barmherzigkeit macht er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes.« (Tit 3,5)
Und dass die Wiedergeburt kein müßiges oder verdecktes Ding sei, sondern einen neuen Wandel und Nachfolge Christi erfordert, worauf die Verheißung der ewigen Seligkeit zugesagt wird, leset: »Wahrlich, ich sage euch, dass ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, in der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhle seiner Herrlichkeit, werdet ihr auch sitzen auf zwölf Stühlen und richten die zwölf Geschlechter in Israel.« (Mt 19,28)
»Denn in Christo gilt weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern eine neue Kreatur. Und wie viele nach dieser Regel einhergehen, über die sei Friede und Barmherzigkeit, und über das Israel Gottes.« (Gal 6,15–16)
»Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glaubten, welche nicht von dem Geblüte, noch von dem Willen des Fleisches, noch von dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind.« (Joh 1,12–13)
Und allen, welche der Sünde gedient haben und nicht wiedergeboren sind, wird das Reich Gottes versagt: »Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen.« (Joh 3,3)
Leset ferner: »Es sei denn, dass jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch, und was vom Geiste geboren wird, das ist Geist. Laß dich’s nicht wundern, dass ich dir gesagt habe, ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind bläst wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, von wo er kommt und wohin er fährt; so ist ein jeglicher, der aus dem Geiste geboren ist.« (Joh 3,5–8)
Und dass die Wiedergeborenen in diesem Leben nicht vollkommen werden, sondern bis zum Tode gegen ihr Fleisch, die Welt und die Sünde streiten müssen, lest: »Nicht dass ich’s schon ergriffen habe, oder schon vollkommen sei, ich jage ihm aber nach.« (Phil 3,12; 1,30; Kol 1,29; Hiob 7,1; Offb 2,10)
»Ich betäube meinen Leib und bezähme ihn, dass ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde.« (1Kor 9,27)
»Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist, und der Geist wider das Fleisch. Dieselben sind wider einander, dass ihr nicht tut, was ihr wollt. Regiert euch aber der Geist « (Gal 5,17–18; 1Pt 2,11; Röm 7,18,23; Jak 3,2)
Artikel 14. Von der Menschwerdung des ewigen und eingeborenen Sohnes Gottes wird bekannt, dass der große und getreue Gott diese seine größte und vortrefflichste Verheißungen, die er anfänglich von seinem Sohne gegeben, getreulich gehalten und erfüllt habe, welcher vor Grundlegung der Welt hierzu vorher ersehen war, und in der Fülle der Zeit um unseretwillen offenbar geworden ist.
Diese herrliche und tröstliche Verheißung ist am Anfange dem gefallenen Adam und der Eva gegeben und nachher in ihrem Samen, nämlich in Abraham, Isaak und Jakob, Mose und David, erneuert worden. Von diesem haben alle Propheten geweissagt, und alle frommen Altväter haben mit festem Vertrauen, als ob sie ihn sähen, gehofft, dass der Held aus Juda und dieser schöne Morgenstern aus Jakob aufgehen und hervorkommen würde, was auch in der Tat so geschehen ist; denn als, gleichsam alles in der Stille, der königliche Zepter von Juda entwandt und dem Stamme Jakobs unter den Heiden zinsbar war, da ist der gnädige Gott seines heiligen Bundes eingedenk worden, und hat sein wahrhaftiges, wesentliches Wort oder seinen Sohn aus dem Himmel von seinem königlichen Throne gesandt, wozu er vorher den gerechten Joseph von dem Hause und Geschlechte Davids ersehen und auserwählt hat, der mit Maria, seiner Hausfrau, getraut war, welche hierzu von Gott gesegnet, und vor allen Weibern auserkoren war.
Auf diesen Joseph und Maria weist der Heilige Geist von Geschlecht zu Geschlecht gleichsam mit der Hand, wie auch auf die Stadt Bethlehem, von welchen das lange zuvor verheißene Licht hervorkommen und aufgehen sollte, damit alle Gottesfürchtigen, welche auf diese Seligkeit hofften und warteten, einen gewissen Trost und Nachricht haben möchten, aus welchem
Stamme, aus welcher Stadt und welchem Platze sie diesen Erretter, Heiland und Seligmacher der Welt erwarten sollten.
Also hat Maria durch den Engel Gottes die Botschaft empfangen und geglaubt, welche von der Kraft des Allerhöchsten umschienen worden, und hat von dem Heiligen Geiste das wahrhaftige wesentliche Wort empfangen, welches im Anfange bei Gott war, durch welches alle Dinge erschaffen sind. Dasselbe ist in ihr durch die wirkende Kraft des allmächtigen Gottes Fleisch oder Mensch geworden, und aus ihr ist der Sohn des allerhöchsten Gottes, welchen sie zuvor von dem Heiligen Geiste empfangen hatte, geboren.
Auf solche Weise ist der ewige und eingeborene Sohn des lebendigen Gottes ein sichtbarer Mensch geworden, dem Leiden unterworfen. Er ist, in Windeln gewickelt, in eine Krippe gelegt und unter seines Vaters und Mutter Aufsicht zu Nazareth auferzogen worden; ihn hat gehungert und gedürstet; er ist vom Gehen ermüdet worden, hat geseufzt und geweint, ist aufgewachsen in Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen. Deshalb ist der ewige eingeborene Sohn des lebendigen Gottes seinem himmlischen Vater in der Zeit seines Fleisches oder Menschwerdung nicht gleich geblieben in einer unsichtbaren, unleidlichen, unsterblichen und geistigen Gestalt, sondern hat sich selbst um unseretwillen in eine sichtbare, leidende, sterbliche und knechtische Gestalt erniedrigt, und ist uns Menschen in allem gleich geworden, die Sünde ausgenommen, um uns dadurch von dem giftigen Schlangenbisse und der ewigen Qual zu befreien.
Darum sind alle wahren Zeugen Jesu Christi, wie solches die Heilige Schrift unumgänglich erfordert, verbunden zu glauben und zu bekennen, dass dasselbe Wort, welches im Anfange bei Gott und selbst mit Gott war, durch welches alle Dinge erschaffen sind, von Gott seinem Vater ausgegangen, in die Welt gekommen und durch die Kraft Gottes selbst ein Mensch oder Fleisch geworden sei, sodass man die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes vom Vater voller Gnade und Wahrheit betastet und gesehen hat.
Also hat derjenige, der zuvor Gott seinem Vater in Klarheit und Herrlichkeit gleich gewesen (nicht als ob ihm solche Gottgleichheit gegeben wäre, oder er sie geraubt hätte, sondern es ihm dieses von Natur eigen), seine Klarheit und Herrlichkeit verlassen, hat sich selbst erniedrigt und heruntergelassen, und ist uns Menschen an Gestalt gleich geworden: Derjenige, der zuvor mehr gewesen als die Engel, und seinem Vater, wiewohl in einer unsichtbaren und unsterblichen Gestalt, gleich war, ist nun geringer als die Engel, aber seinen Brüdern in sichtbarer und sterblicher Gestalt gleich geworden. Derjenige, welcher in der Apostel Gegenwart gen Himmel aufgefahren, war eben derselbe, der zuvor von Gott aus dem Himmel in die untersten Örter der Erde herabgefahren war und über alle
Himmel wieder aufgefahren ist. Dieses ist das gottselige Geheimnis, welches groß ist und von wenig Menschen geglaubt wird, um der fleischlichen und abschweifenden Vernunft willen, dass Gott der Sohn also im Fleische geoffenbart sei; und er ist als ein wahrer Erlöser und Seligmacher, und ein ewiges Licht denen erschienen, die in der Finsternis und dem Schatten des Todes saßen.
Und gleichwie die Speise, welche die Kinder Israel in der Wüste aßen, Brot vom Himmel und Himmelsbrot genannt wurde, weil das Wesen dieses Brotes keine Frucht dieser Erde, sondern vom Himmel gekommen war, obwohl dasselbe in dieser Welt auf die Weise, wie das Brot zubereitet worden ist, so nennt Christus selbst sein Fleisch das wahre Brot, welches vom Himmel gekommen ist, und sagt, dass des Menschen Sohn wieder auffahren sollte, wo er zuvor war, weil sein Fleisch oder Leib nicht von Maria oder einem geschaffenen Wesen, sondern allein vom Worte des Lebens, welches vom Himmel gekommen war, Fleisch geworden ist.
Eben derselbe ist es gewesen, der mit Mose auf dem Berge und in der Wüste gesprochen hat, und den die Väter in der Wüste versucht, und seinem Geiste widersprochen haben. Er ist derjenige, welcher vom Anfange war. Die Apostel haben ihn mit ihren Händen betastet und mit ihren Äugen gesehen; dadurch ist das Leben offenbar geworden, welches sie gesehen und den Menschen verkündigt haben, das bei dem Vater war und ihnen offenbart ist, und dieses war dasselbe Wort, das mit ihnen redete.
Und obschon der ewige Sohn des lebendigen Gottes seine göttliche Klarheit verlassen hat, und eine kleine Zeit geringer als die Engel geworden ist, und in einer sichtbaren knechtischen Gestalt erschienen ist, so hat er doch deshalb sein ewiges Kindesrecht und seine Gottheit bei seinem Vater nicht verloren; denn als Gott der Vater diesen seinen ersten und eingeborenen Sohn hier in dieser Welt einführte, so hat er ihm einen Leib zubereitet, nicht von einem geschaffenen Wesen, sondern allein von dem Worte des Lebens, welches Fleisch geworden ist, welches von allen Engeln Gottes als der wahrhaftige Gott verehrt und angebetet wird.
Also hat sich auch Christus auf dem Berge Tabor vor seinen Aposteln verklärt, da sein Angesicht leuchtete wie die helle Sonne, wobei sein Vater aus dem Himmel ihn für seinen geliebten Sohn erkannt hat. So haben auch die hocherleuchteten Apostel Christi und alle wahren Gläubigen diesen sichtbaren und begreiflichen Christum Jesum für den wahrhaftigen Gott und Gottes Sohn bekannt und ausgesprochen, verehrt und angebetet. Deshalb ist es zur Seligkeit nötig, dass alle Gläubigen diesen Zeugnissen der Heiligen Schrift und dem Exempel aller Heiligen Gottes folgen, und glauben und bekennen, dass der ganze gekreuzigte Christus Jesus, sichtbar und unsichtbar, sterblich und unsterblich, der wahrhaftige Gott und Sohn Gottes, Gott und Mensch in einer unzerteilten Person, sei. Ihm sei Lob in Ewigkeit. Amen.
Von diesen Verheißungen des Seligmachers lest, wie Gott der Herr anfänglich dem gefallenen Adam und der Eva und ihrem Samen denselben verheißen habe, nämlich Feindschaft zu setzen zwischen dem Satan und dem Weibe, und zwischen ihrem Samen: »Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; derselbe soll dir den Kopf zertreten.« (1Mo 3,15; Kol 1,19; 3,15; Eph 2,15)
»Einen Propheten wie mich wird der Herr euer Gott euch erwecken aus euch und aus euren Brüdern, den sollt ihr hören.« (5Mo 18,15; Apg 7,37) Lest ferner 1Mo 22,18; 5Mo 18,2; Apg 3,25; Gal 3,8; 1Mo 49,10; 4Mo 24,17; Mt 2,2; Jer 23,5; 33,14; Jes 9,5; 11,1; Apg 10,43.
Und dass dieser Seligmacher der Welt ursprünglich weder von den Vätern, noch von Maria oder irgendeinem Geschöpfe, sondern allein von Gott hergekommen und gesandt, von der Jungfrau Maria aber empfangen und geboren worden sei, lest: »Siehe eine Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären.« (Mt 1,23; Jes 7,14; Lk 2,21; Gal 4,4)
»Als Maria, seine Mutter, dem Joseph vertraut war, ehe er sie heimholte, fand sich’s, dass sie schwanger wurde von dem Heiligen Geist.« (Mt 1,18) Und ferner: »Joseph, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, dein Weib, zu dir zu nehmen, denn das in ihr empfangen ist, das ist von dem Heiligen Geiste.« (Mt 1,20)
Der Engel Gottes sprach zu Maria: »Siehe, du wirst schwanger werden im Leibe und einen Sahn gebären, dessen Namen sollst du Jesus heißen, der wird groß und ein Sohn des Höchsten genannt werden, und Gott der Herr wird ihm den Stuhl seines Vaters David geben, und er wird ein König sein über das Haus Jakob ewiglich, und seines Königreichs wird kein Ende sein. Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich von keinem Manne weiß. Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten, darum auch das Heilige, das von dir geboren wird, wird Gottes Sohn genannt werden.« (Lk 1,31–35)
Lest daneben den heiligen Johannes, welcher gleichfalls hiervon uns gründlichen Bericht gibt, indem er sagt: »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort; dasselbe war im Anfang bei Gott. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes Gottes von dem Vater, voller Gnade und Wahrheit.« (Joh 1,1–2,14; Mi 5,1; 2Pt 1,16; Joh 20,27; Weish 18,24)
Von der Erniedrigung des ewigen und einigen Sohnes Gottes, merkt auf das Wort werden oder Menschwerden; aber man findet nirgendwo etwas vom Menschen annehmen. Lest: »Welcher, obwohl er in göttlicher Gestalt war, hielt es doch nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst, und nahm Knechtsgestalt an und ward gleichwie ein anderer Mensch, und an Gebärden als ein Mensch erfunden.« (Phil 2,6–8)
»Du hast ihm eine kleine Zeit der Engeln mangeln lassen. Den aber, der eine kleine Zeit der Engel ermangelt hat, sehen wir, dass es Jesus ist, durchs Leiden des Todes gekrönt mit Ehre.« (Hebr 2,7,9; Ps 8,6)
»Denn ihr wisst die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, dass, obwohl er reich ist, ward er doch arm um euretwillen, auf dass ihr durch seine Armut reich würdet.« (2Kor 8,9; Pred 9,15)
» und aufsehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens, welcher, da er wohl hätte mögen Freude haben, erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht.« (Hebr 12,2)
»Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel kommt, wer von diesem Brote essen wird, der wird leben in Ewigkeit, und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt.« (Joh 6,51) Leset ferner Vers 58 und 62.
Wie die Heiligen Gottes diesen erniedrigten Jesus auch in der Zeit seines Fleisches für den wahrhaftigen Gott und Sohn Gottes bekannt und angebetet haben, lest: »Wer sagen die Leute, dass des Menschen Sohn sei? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn.« (Mt 16,15–16) Verstehe, den wahrhaftigen Sohn, von dem Wesen des Vaters geboren und ausgegangen, und nicht einen in der Zeit gewordenen und angenommenen Sohn, gleichwie die Gläubigen, welche um des Glaubens willen auch Söhne und Töchter Gottes genannt werden (2Joh l,3; Joh 1,49; 10,36; 11,27; Apg 8,37; Mt 27,54).
Jesus zum Blinden: »Glaubst du an den Sohn Gottes? Er antwortete und sprach: Herr, welcher ist’s, auf dass ich an ihn glaube? Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist’s; er aber sprach: Herr, ich glaube, und betete ihn an.« (Joh 9,35–38)
»Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, so glaubst du.« (Joh 20,28–29)
» in seinem Sohne Jesu Christo. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben. Kindlein, hütet euch vor Abgöttern. Amen.« (1Joh 5,20–21; Röm 9,5)
Artikel 15. Von der Erkenntnis Jesu Christi, Gott und Mensch, in einer Person, und wie notwendig es sei, dass man solches glaube, wird bekannt, dass alle Christen die Erkenntnis des einigen Sohnes des Vaters, als der allerbedeutendste Artikel unseres Glaubens, zur Seligkeit höchst notwendig zu sein glauben. Deshalb ist es nicht genug, dass man Christum bekenne allein nach dem Fleische oder der Menschheit, nämlich, dass er von Maria geboren und uns in allem, ausgenommen in der Sünde, gleich geworden sei, sondern man muss ihn auch, welches das Wichtigste und Bedeutendste ist, nach dem Geiste und der ewigen Gottheit bekennen, nämlich, dass er vor allen Zeiten in Ewigkeit auf eine unaussprechliche Weise aus dem wahrhaftigen Gotte, seinem Vater, geboren oder ausgegangen sei, und als das wahrhaftige, wesentliche Wort und Weisheit, welches aus dem Munde des
Allerhöchsten hervorgekommen ist, weshalb er vor Grundlegung der Welt seinem Vater in Klarheit, Herrlichkeit, Kraft, Macht und ewiger Gottheit gleich gewesen ist. Es ist also dieser einige Sohn Gottes um unserer Rechtfertigung willen ein sichtbarer Mensch geworden, damit er uns mit seiner gegenwärtigen sichtbaren Menschheit (welche nicht von diesem Gebäu, oder sündlichem Wesen, sondern im Wesen von den Sünden weit unterschieden ist) ein heiliges, unsträfliches Beispiel in Lehre und Wandel hat darstellen können, um dadurch alle Menschen zu seiner Nachfolge zu erwecken.
Und nach seiner göttlichen Kraft und Macht hat er uns von dem Gefängnis der Sünde, der Hölle, dem Teufel und dem Tode erlösen und ewig selig machen können, indem den Menschen kein anderes Mittel, oder Name im Himmel und auf Erden zur Seligkeit gegeben ist. In diesem Ende ist uns Christus von Gott geworden, um uns zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung zu dienen, indem sowohl Mose mit seinem bedrohenden und bestrafenden Gesetze der Gebote, als auch Aaron mit dem ganzen levitischen Priestertum und allen seinen Opfern (welches nur zum Gedächtnis der Sünde geschah), das sündliche, verworfene menschliche Geschlecht in ihrem Vorbeigange hilflos haben liegen lassen, denn es hat kein vergänglicher Mensch seinen Bruder erlösen und mit Gott versöhnen können, weil alles menschliche sündliche Wesen nicht mächtig genug gewesen ist, die Seele von dem ewigen Tode zu erlösen, sondern es hat solches allein das vorher ersehene und zuletzt geoffenbarte getötete Lämmlein vollbracht und ausgeführt; dieses hat abbezahlt was es nicht geraubt hat. Dieser Unschuldige hat alle Schuld auf sich genommen, und ist allein würdig erfunden worden (im Himmel und auf Erden), das verschlossene Buch mit den sieben Siegeln aufzutun. Er hat durch sein Erscheinen in dieser Welt (welches nicht genug gepriesen werden kann) den durch die Sünde zugeschlossenen Eingang zum Reiche Gottes wieder geöffnet, nicht durch der Ochsen und Böcke, oder eines vergänglichen Menschen Blut, oder durch vergängliches Silber oder Gold, sondern Christus hat solches allein mit seinem teuren und kostbaren Blute bezahlt und ausgerichtet, und dadurch eine ewige Erlösung bewirkt.
Und wie die Sonne am Himmel von Gott mit einem herrlichen Glanze begabt ist, sodass sie das Auge der Welt ist, welche die Finsternis licht macht und das schöne Licht über alle sinnlichen Dinge ausbreitet, von keinem derselben aber etwas empfängt, ebenso hat auch Jesus Christus, die wahre Sonne der Gerechtigkeit, der ein Schöpfer und Beherrscher der Sonne und aller Dinge ist, sich noch viel weniger der Hilfe irgendeines erschaffenen Dinges bedient, womit er das Werk unserer Seligkeit ausgeführt hätte, sondern er ist mit seinem preiswürdigsten Lichte von Gott aus dem Himmel gekommen und in dieser
dunklen Welt erschienen, wo er in den Herzen vieler Menschen als ein schöner Morgenstern empfangen worden und aufgegangen ist, und hat sich in dieser Weise mitgeteilt, aber keineswegs etwas angenommen. Darum muss dem einigen Gotte des Himmels und der Erde allein, wegen dieser Erlösung, und nicht einem erschaffenen Menschen, Lob, Preis und Ehre zugeschrieben werden, sonst würde man dem Schöpfer seiner gebührenden Ehre berauben, dieselbe dem uns ähnlichen sündlichen, erschaffenen Fleische zuschreiben und auf diese Weise Fleisch für unsern Arm, Erlöser, Gott und Seligmacher halten. Wir würden dadurch mit dem Herzen von Gott, unserem Seligmacher, abweichen, und in eine verdammliche Abgötterei verfallen, indem wir das Leben bei den Toten suchten, wo es doch nicht zu finden ist.
Hierin muss man gleichfalls die Liebe und Güte, und auch die Strenge Gottes erkennen, und wie sehr der allmächtige Gott die Sünde hasse; seine Strenge und Gerechtigkeit darin, dass durch des ersten Menschen einzige Sünde das menschliche Geschlecht so ganz verdorben ist, dass dafür nichts anders als nur mit dem Tode und Blute des einigen und eingeborenen Sohnes Gottes bezahlt und gebüßt werden konnte; Gottes Güte aber und ewige Liebe wird darin erkannt, dass er, der Gesegnete, die Schwachheit und Nichtigkeit des Menschen so gnädig angesehen und erkannt hat. So wenig aber dieses sündliche, sterbliche, irdische Fleisch und Blut die unsterbliche, himmlische Herrlichkeit der Engel, welche Gott oft (als seine getreuen Botschafter) in menschlicher Gestalt hier auf Erden an die Menschen gesandt hat, anzuschauen vermag, umso weniger kann der Mensch mit seinen sündlichen und sterblichen Augen den unsterblichen, ewigen, heiligen Glanz und die Herrlichkeit des ewigen Schöpfers aller Dinge anschauen, darum musste der ewige unsichtbare und unsterbliche Sohn Gottes durch seine unermessliche Liebe selbst ein sichtbarer sterblicher Mensch werden, und eine kurze Zeit geringer als die Engel in einer knechtischen Gestalt, seinen Brüdern hier gleich erscheinen. Deshalb hat man die Herrlichkeit des ewigen und eingeborenen Sohnes Gottes in einer menschlichen Gestalt betastet und gesehen, damit er uns Menschen ein rechtes Beispiel würde, seinen Fußstapfen nachzufolgen. Darin ist besonders die Liebe Christi, welche alle Erkenntnis übertrifft, zu erkennen, dass der heilige, himmlische, eingeborene Sohn Gottes, der gesegnete Jesus Christus, für uns ein Mensch geworden, gestorben und auferstanden ist, als wir noch Gottlose und seine Feinde waren.
Und obschon Christus für uns im Fleische gelitten hat, gekreuzigt worden und gestorben ist, so war es doch unmöglich, dass er im Tode gehalten werden konnte, oder dass das heilige Fleisch die Verwesung geschmeckt hätte, sondern er hat selbst den Schlüssel des Todes und der Hölle, und die Macht um aufzuschließen und zuzuschließen, sein Leben zu lassen und es wieder zu nehmen, gehabt, und er ist der Lebendige, der tot war, und
siehe, er lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Deshalb haben alle wahren Gläubigen die rechte Erkenntnis Jesu Christi, das heißt, seine wahrhaftige Gottheit und reine unbefleckte Mensch zu glauben, wenn sie anders selig werden wollen. Auf diese Erkenntnis wird von dem Heiligen Geiste das Leben und die ewige Seligkeit zugesagt, und dass Christus seine Gemeine auf diesen Grund gründen und bauen wollte, welche von den Pforten der Hölle nicht überwältigt werden sollte, dagegen aber, dass alle Ungläubigen, die nicht bekennen, dass Jesus Christus ins Fleisch gekommen, das ist, der Sohn Gottes Mensch geworden und so im Fleische erschienen sei, nicht von Gott, sondern von dem Geiste des Antichristen seien, welcher schon zu der Apostel Zeiten seinen Anfang genommen und in den letzten Tagen sich noch mehr erheben wird.
Von der Notwendigkeit dieser Erkenntnis Jesu Christi lest: »Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, dass du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.« (Joh 17,3; Hos 13,4)
»Wenn ihr mich erkannt hättet, so hättet ihr auch meinen Vater erkannt.« (Joh 14,7)
»Und ob wir auch Christum gekannt haben nach dem Fleische, so kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr so.« (2Kor 5,16)
»Und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr sei, zum Preise Gottes des Vaters.« (Phil 2,11; Röm 11; Kol 2,2; Phil 3,8)
Und Jesus sagte zu Petrus, nachdem er den Menschen Jesus für Christum, den Sohn des lebendigen Gottes erkannt und bekannt hatte: »Selig bist du, Simon, Jonas Sohn, denn Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch, du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.« (Mt 16,17–18)
Und als der Apostel Thomas den sichtbaren und begreiflichen Menschen Jesus für seinen Herrn und Gott erkannt hatte, so hat Christus solches an ihm nicht bestraft, sondern es als den Glauben der Wahrheit angenommen, wenn er sagt: »Weil du mich gesehen hast, Thomas, so glaubst du. Selig sind die, welche nicht sehen und doch glauben.« (Joh 20,29; 17,20; 1Pt 1,8)
Lest dabei die vielen Schriftsprüche, wie die Apostel durch den Heiligen Geist mit ganzer Macht dahin gearbeitet haben, den Menschen einzuschärfen, dass der ewige Sohn Gottes nicht in dem Menschen Jesus im Verborgenen wohne, sondern dass Jesus, der sichtbare Mensch, Christus der Gesalbte und vom Himmel gesandte Heiland und Seligmacher der Welt sei, und hierauf wird die Zusage seines Lebens gegeben. Lest: »Auch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buche; diese aber sind geschrieben, dass ihr glaubt, Jesus sei Christus, der Sohn Gottes, und dass ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.« (Joh 20,30–31)
»Welcher nun bekennt, dass Jesus Gottes Sohn ist, in dem bleibt Gott und er in Gott.« (1Joh 4,15; 5,5)
»Wer da glaubt, dass Jesus sei der Christ, der ist von Gott geboren.« (1Joh 5,1,10; Apg 18,5,28)
»Wer ist ein Lügner, ohne der da leugnet, dass Jesus der Christ sei? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet.« (1Joh 2,22)
»Daran sollt ihr den Geist Gottes erkennen. Ein jeglicher Geist, der da bekennet, dass Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen (das ist, das ewige Wort sei Fleisch geworden, und im Fleische in sein Eigentum gekommen), der ist von Gott, und ein jeglicher Geist, der da nicht bekennt, dass Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen, der ist nicht von Gott, und das ist der Geist des Antichristen, von welchem ihr habt gehört, dass er kommen werde, und jetzt schon ist er in der Welt.« (1Joh 4,2–3; 2Joh 1,7)
Lest ferner, dass wir durch kein anderes Mittel, als nur durch den Tod des Sohnes Gottes, erlöst und erkauft seien.
»So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingebornen Sohn gab.« (Joh 3,16; Röm 5,8)
»Denn wenn wir mit Gott versöhnt sind durch den Tod seines Sohnes, da wir noch Feinde waren « (Röm 5,10)
»Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein, welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat ihn für uns alle dahin gegeben.« (Röm 8,31; 1Joh 3,16)
»Und wisset, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem eitlen Wandel nach väterlicher Weise, sondern mit dem teuren Blute Christi, als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.« (1Pt 1,18)
»Daran ist erschienen die Liebe Gottes gegen uns, dass Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, dass wir durch ihn leben sollten.« (1Joh 4,9)
Artikel 16 Von dem Leben, Leiden, dem Tode, Begräbnis, der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu Christi, und wie er seine Herrlichkeit bei dem Vater wieder empfangen habe, wird bekannt, dass der Herr Jesus, während der Zeit seines erniedrigten Fleisches, welches ungefähr dreiunddreißig Jahre gewährt hat, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Werken und Taten uns Menschen ein heiliges, göttliches Beispiel vorgestellt habe, auf welchen alle Gläubigen, als auf den Herzog des Glaubens, sehen und ihm in der Wiedergeburt nachfolgen sollten; denn er hat in seinen Jünglingsjahren sich gegen seinen Vater und Mutter untertänig erwiesen und nachdem seine Zeit erfüllt war, hat er sich seinem himmlischen Vater vollkommen gehorsam gezeigt, hat sein ihm anbefohlenes Amt und seinen Dienst angetreten und den Menschen seines Vaters Wohlgefallen verkündigt, die Tauben hörend, die Stummen redend, die Blinden sehend gemacht, die Aussätzigen gereinigt, die Teufel ausgetrieben, und die Toten aus den Gräbern auferstehen lassen und erweckt, den Menschen die Sünden vergeben, und denen, die an ihn glaubten, das ewige Leben zugesagt.
Diese Dinge hat Christus nicht auf dieselbe Weise, wie seine Apostel und andere, verrichtet, welche Wunderwerke durch eine empfangene Macht und Gabe, womit sie Christus begünstigt hatte, getan haben; mit Christo aber verhielt es sich anders, denn er hatte selbst alle Gewalt im Himmel und auf Erden gehabt; darum hat er zu zwei Blinden gesagt: »Glaubt ihr wohl, dass ich euch solches tun könne?«
Und dann: »Auf dass ihr wisst, dass des Menschen Sohn Macht habe, die Sünden auf Erden zu vergeben.« Und ferner: »Ich werde sie auferwecken am jüngsten Tage, und ich gebe ihnen das ewige Leben.«
So hat der Herr Jesus die Werke seines Vaters vollkommen vollendet und ausgeführt, und hat als ein klares himmlisches Licht in dieser finstern Welt geschienen, dieselbe von ihren bösen Werken überzeugt und sie offenbart, weshalb ihn die blinden Schriftgelehrten und Pharisäer, welche das Licht der Wahrheit nicht erkannt hatten, gehasst haben, indem sie durch Hass und Neid alle diese göttlichen Werke an ihm tadelten, und sie dem Teufel zuschrieben. Darum haben sie auch diesen Unschuldigen in des ungläubigen Heiden Pontius Pilatus Hände überantwortet. Auch haben sie ihn als das stumme Lämmlein mit sehr vielen Strafen und Bedrohungen untersucht, ihn verspottet, ihm ins Angesicht gespien, und ihn mit Fäusten geschlagen, gegeißelt, sein Haupt mit einer Dornenkrone verwundet, und endlich ihn entkleidet, und nackend an ein Kreuz ausgespannt, seine Hände und Füße daran genagelt, und ihn in dieser Weise, als einen Fürsten und Haupt aller Übeltäter, zwischen zwei Mörder aufgehängt, wo sie ihm in seinem heftigen Durste Essig mit Galle vermengt zu trinken gegeben, seine Seite mit einem Speere geöffnet, sodass daraus Wasser und Blut geflossen ist. Auf diese Weise hat er mit starkem Geschrei seinen Geist aufgegeben und in seines Vaters Hände befohlen, und als er verschieden, ist durch diesen teuren Tod und durch diese Auferstehung Himmel und Erde bewegt worden, denn die Sonne hat ihren Schein verloren, und es ist eine Finsternis über das ganze Erdreich gekommen; die Erde ist erschüttert und hat gebebt; der Vorhang im Tempel ist von oben bis unten zerrissen, und viele Leiber der Heiligen sind aus den Gräbern auferstanden, in die heilige Stadt gekommen und vielen erschienen.
Und gleichwie er in der Zeit seines Fleisches, Leidens und Sterbens bezeugt hat, dass er ein Mensch geworden sei, hat er gleichfalls hierin erwiesen, dass derselbe Mensch dennoch der wahrhaftige Gott mit seinem Vater sei. Denn er hatte die Gewalt über den Schlüssel des Todes und der Hölle, und konnte den zerbrochenen Tempel seines Leibes in drei Tagen wieder aufrichten, und hatte die Macht, sein Leben zu lassen und auch wieder zu nehmen; darum war es unmöglich, dass er von dem Tode hätte behalten werden, oder, dass sein heiliges Fleisch die Verwesung hätte sehen können, denn er ist am dritten Tage wiederum siegreich, durch die Herrlichkeit seines Vaters, von den Toten auferweckt worden und auferstanden, hat sich seinen Aposteln und andern offenbart, und ist ihnen, als sie bei verschlossenen Türen versammelt waren, auf eine wunderbare Weise erschienen, hat mit ihnen gegessen und getrunken und vierzig Tage lang viel mit ihnen vom Reiche Gottes geredet; darauf ist er in der Apostel Gegenwart auf einer Wolke gen Himmel gefahren, und hat sich zur Rechten seines allmächtigen Vaters im Himmel gesetzt.
In solcher Weise hat der eingeborne Sohn Gottes gelitten, ist nach dem Fleische gekreuzigt und getötet worden, aber nach dem Geiste wieder verherrlicht und lebendig gemacht, und hat seine vorige, göttliche Herrlichkeit und die Gleichheit seines Vaters in der Vollkommenheit wiedererlangt. Er wird auch nicht mehr sterben, noch wird der Tod einige Gewalt mehr über ihn haben, sondern er wird, als ein Herrscher, König aller Könige und Herr aller Herren, über den Berg Zion und das Haus Jakob herrschen und leben von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Von dem unsträflichen Leben und Wandel Christi, und wie er seinem Vater und seiner Mutter untertänig gewesen ist, lest Lk 2,40; Joh 8,46; Apg 1,1.
Und nachdem seine Zeit erfüllt war, wie er habe sein ihm auferlegtes Amt angetreten und in seines Vaters Namen viele herrliche Taten verrichtet, lest Mk 1,15; Mt 8,16; 9,35; 11,5; 12,15; Joh 10; Apg 10,38; Jes 53,7; 1Pt 2,24.
Und wie er in her Welt als ein Licht von ihren finstern, bösen Werken gezeugt habe und dadurch in der Sünder Hände gefallen sei, lest: »Die Welt kann euch nicht hassen, mich aber hasst sie, denn ich zeuge von ihr, dass ihre Werke böse sind.« (Joh 7,7; 1,5; 3,19; Mt 27,18)
Wie Christus seinem himmlischen Vater, zur Zeit seines erniedrigten Fleisches, gehorsam gewesen sei, lest: »Er hat sich selbst erniedrigt, und ist gehorsam geworden bis zum Tode, ja, zum Tode des Kreuzes.« (Phil 2,8)
»Und obwohl er Gottes Sohn war, so hat er doch an dem, das er gelitten hat, Gehorsam erlernt.« (Hebr 5,8)
Von Christi Leiden, Tod und Begräbnis, lest Ps 22,17; Jes 53,7; 63,3; Apg 8,32; Mt 27; Mk 15; Lk 23; Joh 19 durchaus; Apg 3,25; 1Kor 15,4; Mt 27,59.
Von der Auferstehung Christi lest Mt 28,7; Mk 16,6; Lk 24,7; 1Kor 15,4,20; Apg 3,24; 10,40.
Wie Christus seine verlassene göttliche Herrlichkeit und Gleichheit wieder empfangen habe, und wie er gen Himmel gefahren sei, lest: »Und Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.« (Mt 28,18; Ps 8,7)
Musste nicht Christus solches leiden, und so zu seiner Herrlichkeit eingehen (Lk 24,6–7)?
»Du hast ihn eine kleine Zeit der Engel mangeln lassen, mit Preis und Ehre hast du ihn gekrönt, und hast ihn gesetzt über die Werke deiner Hände, alles hast du Untertan zu seinen Füßen.« (Hebr 2,7–8; Joh 17,5)
»Der Gott unserer Väter hat Jesum auferweckt, welchen ihr erwürgt habt, und an das Holz gehangen. Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zu einem Fürsten und Heiland.« (Apg 5,30–31; Phil 2,9; Apg 2,33,36)
»Und da er solches gesagt, ward er aufgehoben zusehends, und eine Wolke nahm ihn vor ihren Augen weg, und als sie ihm nachsahen gen Himmel fahren « (Apg 1,9–10; Mk 16,19; Lk 24,51)
Artikel 17. Von dem Amte Christi und der eigentlichen Ursache seiner Ankunft in diese Welt wird bekannt, dass Christus der wahre verheißene Prophet, Hohepriester und König sei, von welchem Mose und alle Propheten geweissagt und verkündigt haben, und auf welchen die vorigen Priester und Könige, als Bilder und Schatten, gewiesen haben. Die eigentliche Ursache seiner Ankunft in diese Welt ist aber gewesen, um die Werke des Teufels zu zerstören, das Verlorne zu suchen und das ganze menschliche Geschlecht aus dem Gefängnisse der Sünden und der Macht des Teufels zu erlösen, und mit Gott seinem Vater zu versöhnen und also die Sünder selig zu machen.
In Betreff seines prophetischen Amtes, so ist er von Gott ausgegangen, und in die Welt gekommen, um den Menschen den vollkommenen Rat und Willen Gottes, der vom Anfange der Welt her verschwiegen war, durchs Evangelium zu verkündigen, und so den Gefangenen die Erlösung, den Armen die fröhliche Botschaft und ein angenehmes Jahr des Herrn zu predigen, wonach, als der letzten Stimme und des letzten Willens Gottes, alle Kinder des neuen Bundes, als nach einer vollkommenen Richtschnur des Glaubens, zu leben und zu wandeln verbunden sind, was auch bis an der Welt Ende bestehen wird.
Was sein hohepriesterliches Amt betrifft, so hat er das levitische Priestertum erfüllt und verändert, und durch sein einiges Opfer am Stamme des Kreuzes vollbracht, den verschlossenen Eingang zum Allerheiligsten im Himmel eröffnet, und, durch dieses sein eigenes Opfer, welches an Würde ewig ist, hat er das Opfer des Gesetzes erfüllt und vollendet, und eine ewige Erlösung gefunden. Nachdem er auf diese Weise das menschliche Geschlecht mit dem Vater versöhnt hatte, hat er sich selbst zur Rechten der Majestät im Himmel gesetzt, und ist der Gläubigen einziger Advokat, Mittler, Hohepriester und Fürsprecher bei Gott seinem Vater geworden, und lebt ewig, um für dieselben zu bitten.
Was sein königliches Amt betrifft, so ist er mit vollkommener Gewalt seines allmächtigen Vaters vom Himmel gekommen, um als ein gewaltiger König aller Könige und Gebieter der Völker Recht und Gerechtigkeit wieder aufzurichten auf Erden, und ist das Ende und die Erfüllung aller Könige in Israel gewesen. Da aber sein Reich nicht von dieser Welt, sondern ein geistiges und himmlisches Königreich gewesen ist, so hat er auch alle irdischen Reiche dieser Welt geflohen, und allein ein geistiges himmlisches Reich begehrt und aufgerichtet, hat auch unter diesen seinen Reichsgenossen die Gebote, Rechte und Sitten, welche Mose gegeben hat, reformiert, verbessert und erfüllt; bei den Seinen, als ein gebietender König, gegen alle Rache, es sei mit Worten oder Werken, gelehrt, und dieselben verboten, und dass sie ihre Schwerter zu Pflugschaaren und ihre Spieße zu Sensen und Sicheln machen und nicht mehr kriegen lernen, sondern vielmehr nach Christi, ihres Obersten, eigenem Beispiele, ihre Feinde lieben, und für diejenigen bitten
sollten, die ihnen Leiden antun und sie verfolgen würden; wobei er überall nicht davon redet, dass sie ihre Feinde mit fleischlichen Waffen hätten bekriegen sollen; denn Christus hat sein Volk gegen die Feinde einzig und allein mit dem Harnische Gottes und dem Schwerte des Geistes, welches Gottes Wort ist, gewaffnet, um damit das Fleisch und Blut, die Welt und Sünden, und die mancherlei Anschläge des Teufels zu bestreiten und zu überwinden, und dadurch endlich von diesem ewigen Könige, zum Solde und sehr großen Lohne, die Krone des ewigen Lebens aus Gnaden zu empfangen.
Wie Christus der von Gott verheißene Prophet sei, dem man, als dem vollkommenen Lehrer des Willens Gottes Gehör geben und folgen müsse, leset: »Einen Propheten, gleichwie mich, wird der Herr, euer Gott, aus euch und aus euren Brüdern erwecken, den sollt ihr hören.« (5Mo 18,15; Apg 7,37; 3,22; Mt 17,5)
»Wir haben ein festes prophetisches Wort, und ihr tut wohl, dass ihr darauf merkt, als auf ein Licht, welches an einem dunklen Orte scheint.« (2Pt 1,19)
»Nachdem vor Zeiten Gott manchmal und auf mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er am letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn.« (Heb 1,1–2)
Von seinen Weissagungen lest Mt 24, Lk 17,20; 19,11ff.
Von seinem priesterlichen Amte lest: »Und da wir einen Hohepriester über das Haus Gottes haben, so lasst uns hinzugehen mit wahrhaftigem Herzen in vollem Glauben.« (Hebr 10,21–22)
»Denn wo das Priestertum verändert wird, da muss auch das Gesetz verändert werden.« (Hebr 7,12; 8,7; 10,9)
»Christus aber ist gekommen, ein Hohepriester der zukünftigen Güter « (Hebr 9,11)
Von seinen Predigten lest Mt 9,35; Mk 1,14; Mt 5,1–2; 11,1; Lk 4,15.
Von seinem königlichen Amte lest: »Freue dich, du Tochter Zion und du Tochter Jerusalem, sei fröhlich, siehe dein König kommt zu dir.« (Sach 9,9; Mt 21,5)
»Siehe es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David ein gerecht Gewächs erwecken will, und soll ein König sein, der wohl regieren wird, und Recht und Gerechtigkeit auf Erden anrichten.« (Jer 23,5; 33,15; Jes 32,1)
»Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist ein König in Israel.« (Joh 1,49; Apg 10,36; 2Kor 4,5; Phil 2,11)
Von seinem geistigen Reiche und Herrschaft lest: »Und Gott der Herr wird ihm den Stuhl seines Vaters David geben, und er soll ein König sein über das Haus Jakob ewiglich, und seines Königreichs wird kein Ende sein.« (Lk 1,32–33)
»Denn er ist der Herr über alle Herren, und der König aller Könige, und mit ihm die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen.« (Offb 17,14)
»Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum.« (1Pt 2,9; 2Mo 19,6; Offb 5,10; Joh 18,36–37; Ps 22,29)
Von seinem Regimente lest: »Siehe, ich habe ihn den Leuten zum Zeugen gestellt, zum Fürsten und Gebieter den Völkern.« (Jes 55,4)
»Es ist ein einiger Gesetzgeber, der da selig machen und verdammen kann.« (Jak 4,12; 1Kor 9,22; Mt 12,8; 28,18; Jak 1,25)
Artikel 18. Von der Gemeinde Gottes und der Gemeinschaft der Gläubigen wird geglaubt und bekannt: Da die Menschen wegen der natürlichen Geburt des Fleisches, wenn sie zu Verstand kommen, der Sünde und Bosheit nachfolgen, und dadurch von Gott, ihrem Schöpfer, abweichen, so hat der hohe und heilige Gott, vor welchem die Sünder und Gottlosen nicht bestehen mögen, vom Anfange der Welt her aus allen ungläubigen Völkern der Erde ein eigenes und besonderes Volk gerufen, auserwählt und von allen andern Völkern abgesondert; dies sind alle diejenigen, die ihre Ohren nach der rufenden Stimme Gottes kehren und sich deshalb von der Welt mit allen ihren sündlichen Lüsten und allem falschen Gottesdienste abgeschieden, sich wieder mit Christo vereinigt und sich als gehorsame Glieder und Schafe Jesu Christi unter sein Haupt und seine gebietende Stimme gebeugt haben, und alles Fremde, was dagegen streitet, fliehen. Diese sind es, die an dem inwendigen Menschen erneuert und durch den Geist Gottes beschnitten, verändert und umgekehrt sind, und nach dem Geiste leben.
Diese Gemeinde Gottes hat zuerst auf Erden mit Adam und Eva in dem Paradiese, dann mit Henoch, Noah und allen denen, die mit ihnen den hohen Namen Gottes geehrt und angerufen haben, ihren Anfang genommen, welches die erste Zeit vor dem Gesetze gewesen ist.
Darauf hat Gott der Herr seinen Bund und seine Gemeinde mit Abraham und seinem Samen aufgerichtet, und ihnen zum Zeichen des Bundes außer vielen andern Gesetzen, Zeremonien, Rechten und Sitten die Beschneidung gegeben, welche bis auf die Zukunft Christi anhielten, welches die zweite Zeit, als unter dem Gesetze Moses, gewesen.
Zuletzt hat Gott seinen Sohn gesandt, der, indem ihm alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben, ein neues vollkommenes Testament mit den Bürgern Israels aufgerichtet und dazu alle Heiden und Völker der Erde, und alle diejenigen eingeladen hat, welche ihr sündhaftes Leben bessern und ihren Leib in Gehorsam unter dieses Testament beugen. Mit solchen allen hat Christus seine Gemeinde und Versammlung aufgerichtet, welches die dritte und letzte Zeit ist, die ohne Veränderung im Glauben, Wandel und Gesetzen bis zur Wiederkunft Christi vom Himmel beständig anhalten wird.
Und obschon das Volk Gottes in diesen drei Zeiten verschiedene und besondere Gesetze und Zeremonien gehabt hatte, wonach sie leben und wandeln mussten, so ist solches doch der Wille Gottes gewesen, und sie sind gleichwohl auch nur ein einiges Volk Gottes gewesen, welches von einem Geiste getrieben und geführt wurde.
Diese Gemeinde oder Versammlung der Gläubigen ist nicht stets vor den Augen aller Menschen sichtbar gewesen, sondern ist oft der sündlichen und blutdürstigen Welt, welche ihrer nicht wert war, aus den Augen entwichen, wie an Noah mit seiner Haushaltung in der Arche, welche sich vor der ganzen Welt
verborgen hatten, ferner an dem Volke Israel im roten Meere, hie und da in der vierzigjährigen Wüste, und endlich an den Frommen in Judäa, welche sich verborgen hielten vor dem blutigen Schwerte des Manasse, und an allen Gottesfürchtigen in Israel, die sich vor den grausamen Bedrohungen Isabels versteckt hatten, zu ersehen ist. Ebenso hat sich auch die Braut des Lammes, die Gemeinde Jesu Christi, vor dem grausamen Tiere des Antichristen 42 Monate oder drei Zeiten und eine halbe in der Wüste verbergen müssen, welcher sich mit seinem tyrannischen Schwerte und Brande über alles erhoben hatte, was Gott genannt und geehrt wird; sie ist aber nachher wieder zum Vorschein gekommen, durch Gottes Gnade, und auf den ersten alten apostolischen Grund gebaut worden.
Und gleichwie der Tempel des Salomo verwüstet worden ist, in seiner zweiten Auferbauung aber bis zur ersten Zukunft Christi ins Fleisch Stand gehalten hat, so halten wir dafür, dass die Gemeinde Jesu Christi, welche abermals auf den Grund der Apostel und Propheten gebaut ist, ebenso wohl bis zur zweiten Zukunft Christi vom Himmel öffentlich im Lichte stehen bleiben soll.
Alle gläubigen Menschen, welche die Gemeinde Gottes sind, sind gleichsam Glieder eines Leibes, die durch den Glauben und das Band der Liebe zusammen verbunden und untereinander einmütig nach Christo Jesu gesinnt sind, nach einer und derselben Regel des göttlichen Wortes leben und mit gleicher Liebe sämtlich aneinander gebunden sind, und daher untereinander Gemeinschaft haben. Diese hat Gott mit geistigen Gaben gesegnet, die damit ihren Nächsten aus Liebe an der Seele dienen, und die Gott mit zeitlicher Habe versehen hat, die damit ihrem Nächsten in leiblicher Notdurft dienen, damit sie an den Tag legen, dass sie ihre geistlichen und zeitlichen Güter gemein haben, und weder an geistigen noch zeitlichen Gaben Mangel leiden. Diese Gemeinde Gottes ist vom Anfange der Welt her auf Erden gewesen, es sei nachher in geringer oder großer Anzahl, heimlich oder öffentlich, und wird auch bis ans Ende derselben bleiben bei welcher Christus mit seinem Geiste alle Tage sein wird.
Von der christlichen Gemeinde, das sind alle gläubig wiedergebornen Menschen, welche durch den heiligen Geist versammelt und gereinigt sind, lest: »Dich hat Gott der Herr erwählt zum Volke des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind.« (5Mo 7,6; 14,2; 26,18; 1Pt 2,9)
»Und aus großen Völkern hast du dir gesammelt ein Volk, und demselben Volke, daran du einen Gefallen hast, hast du ein Gesetz gegeben, so jedermann Wohlgefallen hat.« (4Esr 5,27)
Wie die Gemeinde Gottes, welche auf Christum gegründet ist, müsse untertänig sein, als die Glieder dem Haupte. Leset: »Und auf diesen Stein (nämlich Christum) will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.« (Mt 16,18; 28,20)
»Ihr Männer, liebt eure Weiber, gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde, und hat sich selbst für sie gegeben, auf dass er sie heilige, und hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Worte, auf dass er sie ihm selbst darstellte, eine Gemeinde die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel, oder des etwas, sondern dass sie heilig sei und unsträflich.« (Eph 5,25–27,30–33; 1,22)
»Auf dass du wissest, wie du wandeln sollst in dem Hause Gottes, welches ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit.« (1Tim 3,15; Eph 2,15; 4,16; Hebr 12,22)
Von der Gemeinschaft der Gläubigen lest: »So wir aber im Lichte wandeln, wie er im Lichte ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von allen Sünden.« (1Joh 1,7)
»Sie blieben beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft.« (Apg 2,42; 4,34; 1Kor 12,12; Gal 3,28; Joh 17,21)
Artikel 19. Von den Kennzeichen der Gemeinde Gottes, wodurch sie von allen Völkern zu unterscheiden sei, wird das Nachfolgende bekannt: Erstens, alle wahren Christen werden an dem einigen seligmachenden Glauben erkannt, welcher durch die Liebe wirkt, die durch Gottes Gnade in des Menschen Herz, durch das Gehör des Wortes Gottes, bewirkt wird, und deshalb auf keine menschlichen Schlüsse, sondern allein auf das Wort Gottes gegründet und gebaut ist, und so kräftig wirkt, dass man dadurch von allen sichtbaren Dingen und sündlichen Lüsten dieser Welt zu dem unsichtbaren Gotte und seinen himmlischen Reichtümern gezogen und getrieben wird.
Zweitens: Man erkennt alle wahren Kinder Gottes an der zweiten Geburt oder Wiedergeburt von oben aus Gott, welche Gottes Geist an den inwendigen Sinnen des Herzens durch die Ablegung der sündlichen Lüste des Fleisches wirkt; denn gleichwie ein Mensch durch seine erste Geburt aus dem Fleische seine menschliche Natur und Eigenschaft erlangt, so wird man durch die Wiedergeburt der göttlichen Natur teilhaftig, wodurch man auch göttliche und geistige Früchte und den Sinn Jesu Christi hervorbringen soll.
Drittens: Man erkennt die Gemeinde oder Gläubigen an den guten Werken, die sie aus ihrem Glauben als Früchte der Dankbarkeit an den Tag legen, welche nicht nach den Menschensatzungen in sich selbst erwählter Heiligkeit geschehen sollen, sondern man folgt hierin Christus und seinen Aposteln, wie uns dieselben vorgeschrieben und vorgewandelt haben. Und mit diesen göttlichen Tugenden müssen alle wahren Gläubigen bekleidet sein, damit sie als ein Licht auf dem Leuchter und eine Stadt auf einem Berge alle Menschen übertreffen, scheinen und hervorleuchten, und dabei als ein guter Baum an seinen guten Früchten erkannt und unterschieden werden mögen.
Viertens: Man erkennt die Gemeinde Gottes an ihrem herrlichen Beinamen, womit sie von dem heiligen Geiste als eine Stadt und Tempel des lebendigen Gottes beschrieben und geehrt wird, in welchem Gott wohnen und wandeln will; die
Braut des Lammes, und Tochter Zion; eine reine Jungfrau, welche durch den Glauben mit Christo verehelicht wird. Gleichwie nun alle Städte daran, dass sie ihres Herrn und Königs Gebote unterworfen sind, eigentlich erkannt werden mögen, unter wessen Macht und Herrschaft sie gehören, so erkennt man auch die Gemeinde Gottes daran, weil sie Christum Jesum als ihr einziges Oberhaupt und König in allen Glaubenssachen anerkennt, ihm gehorsam ist und seine Gebote hält. Und gleichwie eine reine Jungfrau und Braut Vater, Mutter und alle fremde Gesellschaften verlässt, und sich nun unter den Willen und Gehorsam ihres einigen Bräutigams begibt, so müssen alle wahren Kinder Gottes sich auch von allen falschen Gottesdiensten absondern, die fremden Stimmen fliehen und sich wieder mit Christo vereinigen, seine Stimme durch die Predigt seiner ausgesandten Diener allein hören, und in Gehorsam folgen.
Fünftens: Man erkennt das Volk Gottes an seinen getreuen Dienern, welche nach der Lehre Pauli in Lehre und Leben unsträflich sind, die Schafe Christi nicht um der Milch und Wolle willen, sondern aus einem zugeneigten Gemüte, mit Lehre und Weisheit speisen; nicht ihr eigenes, sondern ihres Herrn Wort reden und sein Werk treiben, das Wort Gottes recht zerschneiden und teilen, und damit Früchte bringen, auf dass durch diese gute, von dem Herrn gesandte Botschaft die Menschen nach dem Rate und Willen Gottes von ihren bösen Wegen sich bekehren und Gott gewonnen werden möchten.
Sechstens: Man erkennt alle wahren Jünger Jesu Christi an der ungefärbten göttlichen Liebe, welche selbst von unserem Seligmacher zum Zeichen gesetzt ist, woran man insbesondere seine Jünger erkennen soll; dies umfasst, dass man den Herrn, Gott unsern Schöpfer von ganzem Herzen und Vermögen über alle Dinge lieben soll, und besteht hauptsächlich darin, dass man seine Gebote hält; daneben besteht es darin, dass man seine Brüder oder Nächsten wie sich selbst liebt, nicht nur mit Worten oder Zungen, sondern mit der Tat in der Wahrheit, sodass diejenigen, welche Gott mit geistigen Gaben begabt hat, ihrem Nächsten damit aus Liebe an der Seele dienen, und dass diejenigen, welche Gott mit zeitlichem Vermögen gesegnet hat, damit ihrem Nächsten in der zeitlichen Notdurft dienen, damit so unter dem wahren Israel Gottes keine Bettler noch ein Mangel an geistiger und zeitlicher Lebensnahrung gefunden werden möge. Endlich muss man auch allen Menschen eine allgemeine Liebe erweisen, selbst wenn es auch unser offenbarer Feind wäre, der uns verfolgte und tötete; auch diesem soll man keineswegs mit fleischlichen Waffen Widerstand tun, sondern, gleichwie Christus gegen seine Verfolger seinen Mund zur Rache nicht aufgetan, sondern als ein demütiges, stummes Lämmlein für sie gebeten hat, so muss man auch hierin diesem unbetrüglichcn Beispiele folgen; und gleichwie alle Kriegsleute ihre eigene Lebensnahrung verlassen und ihres Herrn und Königs Livree tragen, zum Zeichen, dass sie von allen andern fremden Dienern unterschieden, und ihrem Hauptmanne
bis in den Tod verbunden seien, so müssen alle wahren Diener Jesu Christi mit dem erwähnten Kennzeichen auch gewaffnet sein, damit man sie daran unter allen andern Völkern erkennen und unterscheiden möge.
Wenn man nun also von Herzen an den Vater, Sohn und heiligen Geist und an die Menschwerdung, Rechtfertigung oder Erlösung, Leiden, Sterben, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu Christi, an die Auferstehung der Toten und das ewige Gericht glaubt, und dabei die Ordnung des Herrn, als Taufe, Abendmahl, Absonderung und dergleichen nach Anweisung der heiligen Schrift recht beobachtet, und in denselben Christo in der reinen Gottesfurcht und der Wiedergeburt nachfolgt, da ist die Stadt und die Gemeinde des lebendigen Gottes, eine Säule und Grundfeste der Wahrheit, eine Hütte Gottes unter den Menschen, in welcher Gott mit seinem Geiste wohnen und wandeln will; ein solcher Leib hat Christum zum Haupte, Erretter und Heilande; wo aber diese angegebenen Kennzeichen nicht vorhanden sind, und nach Menschensatzungen gehandelt wird, da ist keine Gemeinde Gottes, sondern ein leerer Ruhm von derselben.
Wie man den rechten Glauben erkennen soll, lest: »So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Gottes.« (Röm 10,17)
»Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme des lebendigen Wassers fließen.« (Joh 7,38)
»Auf dass euer Glaube bestehe nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.« (1Kor 2,5)
»Denn in Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.« (Gal 5,6; Hebr 11,1; Hab 2,4; Hebr 10,38; Röm 1,17)
Wie man die Kinder Gottes an der zweiten Geburt oder Wiedergeburt erkennen soll, darüber leset: »Als die da wiedergeboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Worte Gottes, das da ewiglich bleibt.« (1Pt 1,23)
»Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, dass ihr, die ihr mir seid nachgefolgt in der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhle seiner Herrlichkeit, werdet ihr auch sitzen auf zwölf Stühlen, und richten die zwölf Geschlechter Israels.« (Mt 19,28)
»Denn in Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern eine neue Kreatur.« (Gal 6,15; Joh 3,8; 2Kor 5,17)
Wie man die wahren Glieder Christi an dem gottseligen Wandel erkennen soll, lest: »Ein jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum, an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.« (Mt 7,19–21; 5,16; 12,50; Joh 15,14; Sir 19,24)
»Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel, auf dass ihr seid ohne Tadel und lauter und Gottes Kinder, unsträflich mitten unter dem unschlachtigen und verkehren Geschlechte, unter welchem ihr scheint als Lichter in der Welt, damit dass ihr haltet ob dem Worte des Lebens.« (Phil 2,14–16)
»Kindlein, lasst euch von niemand verführen; wer recht tut, der ist gerecht, gleichwie er gerecht ist. Wer Sünde tut, der ist vom Teufel.« (1Joh 3,7–8)
Wie man das Volk Gottes daran erkennen soll, dass es sich von allen andern Völkern abgesondert und unter Christum sein Haupt begeben hat, seiner Stimme allein gehorcht und seine Gesetze beobachtet, lest: »Darum, meine Liebsten, flieht vor dem Götzendienste! Ihr könnt nicht zugleich trinken des Herrn Kelch und des Teufels Kelch; ihr könnt nicht zugleich teilhaftig sein des Herrn Tisches und des Teufels Tisches!« (1Kor 10,14,21)
»Und zieht nicht an einem fremden Joch mit den Ungläubigen; denn was hat die Gerechtigkeit zu Schaffen mit der Ungerechtigkeit? Darum geht aus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt kein Unreines an.« (2Kor 6,14,17; Offb 18,4; Jes 52,11; Jer 15,19; 51,6)
»Als ich euch gesagt habe: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Einem Fremden aber folgen sie nicht nach, sondern fliehen vor ihm, denn sie kennen des Fremden Stimme nicht.« (Joh 10,5,27)
»Lehrt sie halten alles, was ich euch befohlen habe!« (Mt 28,20; 2Th 2,15; Joh 8,31; 14,21; 15,10; Mt 11,29; 1Joh 3,6)
Wie man die falschen Propheten von den aufrichtigen Dienern Jesu Christi erkennen und unterscheiden soll, darüber lest: »Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, aber inwendig sind sie reißende Wölfe! An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.« (Mt 7,15–16; 5Mo 13,1)
»Wer von ihm selber redet, der sucht seine eigene Ehre; wer aber sucht die Ehre des, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig und ist keine Ungerechtigkeit an ihm.« (Joh 7,18)
»Denn welchen Gott gesandt hat, der redet Gottes Wort.« (Joh 3,34; 8,31; 1Pt 4,11)
»Denn wo sie bei meinem Rate geblieben wären und hätten meine Worte meinem Volke gepredigt, so hätten sie dasselbe von ihrem bösen Wesen und von ihrem bösen Leben bekehrt.« (Jer 23,22,31; Jes 55,11; Mt 23; Kol 1,5–6; Tit 1,6; 1Tim 3)
Wie die Christen an der Liebe erkannt werden sollen, darüber leset: »Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt.« (Joh 13,34–35; 1Joh 3,23)
»Daran wird’s offenbar, welche die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels sind; wer nicht recht tut, der ist nicht von Gott, und wer nicht seinen Bruder lieb hat.« (1Joh 3,10; Joh 15,12; Mt 22,38; Eph 5,2; 1Pt 1,22; 2Pt 1,7)
Artikel 20. Von den Satzungen der Gemeinde Gottes und der Aussendung oder Erwählung der Diener wird bekannt: Gleichwie ein Haus, eine Stadt oder ein Land nicht bestehen kann, wenn sie keine Gesetze und Satzungen haben, nach welchen sie regiert und unterhalten werden, und wie eines Menschen Leib nicht bestehen kann, wenn nicht die Glieder ihren ihnen von Gott zugeordneten Dienst zur Notdurft des menschlichen Leibes erfüllen, so hat auch Gott der Herr in seiner Gemeinde verschiedene Verordnungen,
Gesetze und Gebote gestellt, durch welche dieselbe auferbaut, gestärkt und gebessert werden kann; und gleichwie ein Leib zu seiner Notdurft der Augen, des Mundes, der Hände und Füße (als der wichtigsten und notwendigsten Glieder) bedarf, um für den Leib zu sehen, zu reden und zu arbeiten, damit dadurch derselbe ernährt und erhalten werden kann, so hat auch Christus, der Herr, in seiner Gemeinde als notwendig verordnet, und zuerst durch seine eigene gegenwärtige befehlende Stimme seine Apostel ausgesandt, um das Evangelium unter allen Völkern zu predigen und sie zu lehren, seine Gebote zu halten, und hat solches mit Zeichen und Wundern befestigt.
Solches haben die Apostel durch den heiligen Geist nachher ihren Nachfolgern anbefohlen, dass sie nämlich ganz in derselben Weise in der Gemeinde Hirten, Lehrer, Helfer und Regierer erwählen sollten, welche als tüchtige leuchtende Sterne mit ihrem guten Wandel und ihrer heilsamen Lehre an dem geistigen Himmel erbaulich scheinen, und als friedsame Boten durch das Evangelium die gute neue Botschaft überall verkündigen sollten, damit durch diese die Menschen von ihren argen Wegen bekehrt, mit der Gemeinde vereinigt und dadurch der Leib Christi gebessert und auferbaut werden möchte.
Und weil man weiß, dass der Mangel getreuer Diener, und dass die Schafe Christi um des Mangels guter Lehren willen in Irrtum geraten, hauptsächlich aus des Volkes Unwürdigkeit entstehe, so soll das Volk Gottes, welches dergleichen bedarf, sich nicht zu allen solchen Menschen wenden, welche in den hohen Schulen nach menschlicher Weisheit unterrichtet sind, welche schwatzen und disputieren können und diese ihre gekaufte Gabe wiederum für zeitlichen Gewinn zu verkaufen suchen und Christo nicht lauter in der Erniedrigung der Wiedergeburt nachfolgen, wie es bei der Welt gewöhnlich der Fall ist, sondern die wahren Glieder Christi sollen sich (nach dem Rate Gottes) mit demütigem Fasten und Bitten zu dem Vater der Ernte, welcher der wahrhafte Aussender ist, wenden, dass er durch seine göttliche Weisheit Männer erwecken wolle, um sie als getreue und weise Haushalter über seine Hausgenossen zu setzen, indem sie ihnen zur rechten Zeit ihre gebührliche Speise geben, sie mit seinem Geiste im Herzen entzünden und feurig machen, und sie in seine Ernte aussenden, damit sie die Schafe Christi nicht um der Milch und Wolle willen, sondern aus Herzensgrunde mit Lehre und Weisheit speisen, und sie auf dem rechten Wege nach dem Reiche Gottes leiten mögen, und dadurch ihren von Gott anbefohlenen Dienst durch die von Gott verliehene Kraft ausführen.
Deshalb sollen die Gläubigen, denen es hieran mangelt, nachdem sie mit feurigen Gebeten das Angesicht Gottes gesucht haben, ihre Augen nach einem gottesfürchtigen Bruder wenden, der seinen eigenen Leib im Zaume hält und bezwingt, und in welchem die Früchte des heiligen Geist verspürt und ersehen werden. Dieser, wenn er durch gemeine Stimmen dazu
erwählt worden ist, soll von dem Ältesten und Sorgeträger der Gemeinde im Glauben untersucht werden, ob er in allen Stücken nach der Regel des Wortes Gottes mit der Gemeinde übereinstimme, damit er also tüchtig sei, einen andern den Weg der Wahrheit zu lehren, welchen er selbst versteht und kennt; dieser aber, wenn er tüchtig befunden worden, soll im Namen des Herrn auftreten, dem Volke den Willen Gottes zu verkündigen. Wenn nun wahrgenommen wird, dass ihm das Evangelium zu Predigen von Gott anvertrauet worden sei, sodass er das Wort Gottes recht teile und mit demselben Frucht schaffe, so kann die Gemeinde, wenn sie solches bedarf, und er nach der Untersuchung mit der Gemeinde in dem Glauben nach dem Worte Gottes einstimmig zu sein befunden wird, denselben durch gemeine Stimmen zum Ältesten und Lehrer in den vollen Dienst erwählen, die Ältesten durch Auflegung der Hände es bestätigen und ihn in des Herrn Ackerwerk arbeiten und wirken lassen, auch die christliche Taufe und des Herrn Abendmahl mit dem, was dazu gehört, bedienen und ausrichten lassen.
Auf gleiche Weise soll die Gemeine die Diener der Armen durch gemeine Stimmen erwählen, und solches die Ältesten mit Auflegung der Hände, nachdem sie im Glauben untersucht und tüchtig befunden worden sind, zu Helfern und Aufsehern befestigen lassen. Diesen sollen die gutwilligen Geber ihre Gaben einhändigen, damit sie mit denselben den armen Mitgliedern Christi, welche mit ihren Händen nach ihren Kräften fleißig wirken und arbeiten und sich gleichwohl nicht ernähren können, ihren Mangel ersetzen möchten, damit unter dem Volke Gottes kein Bettler und kein Mangel zeitlicher Notdurft gefunden werde, und dabei des Gebers gute Gabe vor den Menschen verborgen sein möge, aber vor Gott offenbar werde, nach der Lehre Christi.
Und wenn jemand von den erwähnten Dienern in dem Glauben oder Wandel von dem angenommenen Wege der Wahrheit abweichen würde, so soll die Gemeinde, die ihn erwählt hat, wenn sie anders fromm und gottselig ist, denselben strafen oder absetzen, je nachdem sein Verbrechen es verdient hat.
Von den Ordnungen der Gemeinde Christi lest: »Ich freue mich, und sehe eure Ordnung und euern festen Glauben an Christum.« (Kol 2,5; 1Kor 11,33; 14,40; 2Kor 8,19)
Wie man Gott, welcher allein aussendet, um getreue Arbeiter bitten soll, lest: »Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige; darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.« (Mt 9,37–38; Lk 10,2; Mt 23,34; Lk 11,49; Joh 13,20; Mt 10,40; Lk 10,16; Mt 25,14ff; Lk 19,12ff; Joh 20,21)
Wie notwendig diese Diener seien, und wie sie Gottes Wort lehren und tüchtig sein sollen, lest: »Der Herr, der Gott über alles lebendige Fleisch, wolle einen Mann setzen über die Gemeinde, der vor ihnen her aus- und eingehe, und sie aus- und einführe, dass die Gemeinde des Herrn nicht sei wie die Schafe ohne Hirten.« (4Mo 27,16–17)
»Ich will euch Hirten geben nach meinem Herzen, die euch weiden sollen mit Lehre und Weisheit.« (Jer 3,15)
»Welchen Gott gesandt hat, der redet Gottes Wort.« (Joh 3,34; 7,18)
»So jemand redet, dass er’s rede als Gottes Wort. So jemand ein Amt hat, dass er’s tue, als aus dem Vermögen, das Gott darreichet, auf dass in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Christum Jesum.« (1Pt 4,11)
»Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht, sondern die heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben von dem heiligen Geiste.« (2Pt 1,21)
»Deshalb ließ ich dich in Kreta, dass du solltest vollends anrichten, da ich’s gelassen habe, und besetzen die Städte hin und her mit Ältesten, wie ich dir befohlen habe. Wo einer ist untadelig « (Tit 1,5–6)
Von ihrer Tüchtigkeit, und wie sie dienen sollen, nachdem sie untersucht worden sind, lest 1Tim 3; 1Kor 12,28; Röm 12,7; Eph 4,11.
Von der Weise, wie sie erwählt wurden, lest: »Wir haben aber einen Bruder mit ihm gesandt, der das Lob hat am Evangelium durch alle Gemeinden; nicht allein aber das, sondern er ist auch verordnet von den Gemeinden zu unserem Gefährten in dieser Wohltat, welche durch uns ausgerichtet wird.« (2Kor 8,18–19; Apg 1,24)
»Da sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der heilige Geist: Sendet mir aus Paulus und Barnabas zu dem Werke, dazu ich sie berufen habe. Da fasteten sie und beteten und legten die Hände auf sie, und ließen sie gehen.« (Apg 13,2–3; 20,28)
»Was du von mir gehört hast durch viele Zeugen, das befiehl treuen Menschen, die da tüchtig sind, auch andere zu lehren.« (2Tim 2,2)
»Weidet die Herde Christi, so euch befohlen ist, und seht wohl zu, nicht gezwungen, sondern williglich, nicht um schändlichen Gewinnes willen, sondern von Herzensgrund, nicht als die über das Volk herrschen, sondern werdet Vorbilder der Herde.« (1Pt 5,2–3)
Von der Wahl und Bestätigung der Diener lest: »Es taugt nicht, dass wir das Wort Gottes unterlassen und zu Tische dienen; darum ihr lieben Brüder, seht unter euch nach sieben Männern, die ein gutes Gerücht haben und voll heiligen Geistes und Weisheit sind, welche wir bestellen mögen zu dieser Notdurft. Diese stellten sie vor die Apostel, und beteten und legten die Hände auf sie.« (Apg 6,3,6; 1Tim 3,8,10)
Artikel 21. Von der christlichen Taufe wird bekannt, dass sie eine göttliche, evangelische Verhandlung, Gebrauch und Einsetzung sei, welche zuerst der Mann Gottes Johannes der Täufer durch den Rat und Willen Gottes angefangen, und der hochgeachtete Sohn Jesus Christus (der sich selbst als ein gerechtes Vorbild erniedrigt hat) empfangen hat, auf welchen als den wahren Täufer mit dem Heiligen Geiste und Feuer der gedachte Johannes mit seiner Lehre und Taufe hingeführt und gewiesen hat. Dieser ist mit vollkommener Gewalt im Himmel und auf Erden von Gott ausgegangen und erschienen, und hat seine Apostel mit dem Befehle ausgesandt, allen Völkern das Evangelium zu predigen, und alle diejenigen, welche es anhören und wahrhaftig daran glauben würden, im Namen des Vaters,
des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen, und dieselben sowohl vor, als auch nach der Taufe zu lehren, alles dasjenige zu halten, was er ihnen befohlen hatte.
Diesem allen sind die Apostel Christi als gehorsame Diener Gottes nachgekommen; sie haben zu Jerusalem den Anfang gemacht, und die Länder hin und wieder mit der Predigt des Evangeliums erfüllt; auch sind alle diejenigen, welche diese himmlische Lehre gehört, geglaubt und gern aufgenommen haben, zu Jüngern und Nachfolgern gemacht, im Namen des dreieinigen Gottes mit Wasser getauft, und dadurch mit Christo verbunden worden, zu halten, was er ihnen befohlen hatte.
Da nun die Lehren und Gebote Christi nicht für eine gewisse Zeit eingeführt, sondern verordnet sind, dass sie bis zur Erscheinung Jesu Christi vom Himmel gehalten werden sollen, gleichwie er auch mit seinem Geiste bei denen, die denselben nachfolgen, bis an der Welt Ende bleiben will, so sind alle Gläubigen und Nachfolger Christi schuldig, solche Lehren und Gebote, welche aus göttlichem Befehle herkommen, keineswegs durch menschliches Gutdünken zu verändern oder zu verachten, sondern nach der Weise und Einsetzung Christi und dem Gebrauche seiner hocherleuchteten Apostel beständig darnach zu leben und sie zu halten; den Menschen sollen sie das Evangelium predigen, und alle, die an dasselbe glauben, Buße und Bekehrung beweisen und ihren Willen Gott unterwerfen, sollen von einem dazu verordneten unsträflichen Diener einmal mit Wasser in dem Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes getauft werden.
Diese auswendige Wassertaufe macht eigentlich nicht den Eingang zum Reiche Gottes, auch hat dieses sichtbare Element des Wassers keine Kraft oder Heiligkeit in sich, vermag auch nicht einige Gnade oder Seligkeit zu geben; denn gleichwie das Wasser des Jordans und Siloah eigentlich weder den Aussatz noch die Blindheit heilte, sondern nur die Kraft Gottes, welcher sie hierin untertänig und gehorsam waren, so hat auch gleichfalls das Wasser mit der Taufe keine Gewalt, uns die Sünden zu vergeben, und uns von unseres Fleisches Unreinigkeit zu reinigen, sondern sie ist nur ein Zeichen und Beweis der Gnade und des Blutes Christi in der Abwaschung von den Sünden, welche der Mensch durch den Glauben und die Wiedergeburt aus Gnaden vor der Taufe durch Ablegung des sündlichen Leibes des Fleisches, welches in der Taufe verkündigt wird, ins Herz empfangen hat; und ohne diese inwendige Taufe mit dem heiligen Geiste und Feuer ist die auswendige, sichtbare Wassertaufe wie ein Siegel an einem leeren Briefe, nichtig und ohne Wert.
Da nun die christliche Taufe so beschaffen ist, dass sie von Christo allein auf den Glauben, auf die Buße und Besserung verordnet und befohlen ist, auch von seinen hohen Aposteln, welche diesem nachgefolgt sind, auf keine andere Weise bedient und gelehrt worden ist, so wird die Taufe der jungen, unwissenden, sprachlosen Kinder mit allem Rechte verworfen, welche wir für eine Menschensatzung halten, die billig ausgerottet und verworfen werden soll. Die hervorragendsten Begründer
der Kindertaufe gründen dieselbe auf den Fall Adams und sagen, dass durch denselben alle Menschen in einem unseligen und verdammlichen Stande in diese Welt gesetzt werden, und dass sie wiederum durch Kraft der Wassertaufe aus diesem unseligen und verdammlichen Stande in einen seligen und Gott wohlgefälligen Stand versetzt und verändert werden. Auf diese Weise binden sie nicht allein der Kinder Seligkeit und Verdammnis, sondern auch Christi seligmachende Gnade, dessen Tod und Versöhnung an den Willen oder Unwillen des Menschen und das schwache Element des Wassers, sodass ein Kind, welches jemand taufen lässt, sofort selig ist, wenn solches aber jemand versäumt oder sich dessen weigert, ein solches Kind, wenn es stirbt, verdammt ist.
Wer sollte wohl, der Gott fürchtet, auf irgendeine Weise solche menschliche Kindertaufe mit gutem Gewissen, als der Ordnung Gottes gemäß annehmen können, da doch in dem ganzen Neuen Testamente weder von Christo noch von seinen Aposteln das geringste davon geboten oder beschrieben worden ist.
Und die Kindertäufer selbst gestehen rund heraus, dass, als die Apostel in die ganze Welt ausgesandt worden sind, um zu lehren und zu taufen, die Kindertaufe von Christo nicht befohlen worden, oder in deren Schriften begriffen sei; auch ist niemand unter denen, welche sie behaupten, der den Urheber und den ersten Grund der Kindertaufe in dem Worte Gottes zeigen kann, indem ja jede göttliche Verordnung ihren Anfang hat, wo sie zuerst von Gott geboten worden ist; wie soll denn dieses Gebäude der Kindertaufe vor Gott bestehen, wovon kein Grund zu finden ist?
Aber mit der Kindertaufe wird in der Tat nichts anderes getan als die wahre Taufe Christi verachtet und unter die Füße getreten, weil sie in vielen Stücken gegen dieselbe streitet; denn Christus hat die Taufe mit der Lehre des Evangeliums, Glauben und Buße, als Siegel und Zeichen derselben, verknüpft, und gleichwie die Kindertaufe mit der Taufe Christi nicht übereinkommt, sondern gegen dieselbe streitet, so kommt sie auch nicht mit der Beschneidung der Juden überein, welche nicht den Kindern, sondern den Alten und Bejahrten geboten worden ist, alles, was männlich unter ihnen ist, bei Strafe des Ausrottens am achten Tage zu beschneiden. Anders verhält es sich jedoch mit der Taufe Christi, indem den Eltern kein Befehl geworden ist, ihre Kinder zu taufen, viel weniger jemand anders zu taufen oder taufen zu lassen; denn die Taufe ist eine Verordnung Christi, zum Teil dem Abendmahl gleich, welches niemanden befohlen ist, an einem andern verrichten zu lassen, sondern es muss ein jeder diese christliche Verordnung mit seinem eigenen Glauben begehren und empfangen; aus diesem Grunde passt sie gar nicht auf die neugeborenen Kinder.
Und so untüchtig die Kinder zum Gebrauche des Abendmahls sind, gleichwie alle Verständigen mit uns bekennen, eben so untüchtig sind sie auch zum Gebrauche der christlichen Taufe,
und gleichwie die Kindertaufe, weil hierin die Zeugnisse aus göttlicher Schrift ermangeln, nur mit Gründen und unsicheren Folgerungen erwiesen wird, so kann man auch mit denselben und dergleichen Folgerungen den Kindern das Abendmahl zueignen, wie auch vor Zeiten in der römischen Kirche geschehen ist; und gleichwie man auf diese menschliche Folgerung die Kinder keineswegs zum Gebrauche des heiligen Abendmahls zulassen soll, ebenso wenig soll man auch auf diese Folgerungen die Kinder zum Gebrauche der Taufe zulassen; sondern man soll in diesem allen notwendig bei der Lehre Christi und seiner Apostel bleiben, wenn man nicht verführt und betrogen sein will. Aber gleichwie die Juden unveränderlich, ohne irgend ihrem Gutdünken zu folgen, bei der Beschneidung am achten Tage geblieben sind, so müssen auch alle Christen unveränderlich bei der Lehre Christi bleiben und die Taufe allein auf die Buße und den Glauben an Christum, wie es verordnet ist, bedienen.
Aber es ist allen Christenmenschen befohlen, und sie sind schuldig, ihren Kindern mit ihrem guten Beispiele voranzugehen und sie mit guter Lehre und Unterweisung in der Furcht des Herrn aufzuziehen, ohne an ihnen die Tage, das Abendmahl oder sonst andere Zeremonien zu bedienen, indem man weiß, dass es unmöglich ist, dass jemand einen andern gegen seinen Willen und Wissen mit dem Herrn sollte verbinden können.
Aber sobald als die Menschen aufwachsen und zu ihrem Verstande kommen, findet man, dass sie, wegen ihrer angeborenen sündlichen Natur, nach dem Fleische leben und dadurch aus der Gnade fallen, worin sie mit dem Blute Christi erkauft waren, weshalb ihnen alsdann an der Seele das Gehör des göttlichen Wortes nötig ist, woraus der Glaube und die Wiedergeburt und folglich auch die Taufe herkommt, welche von dem Herrn Jesus Christus dem Glauben und der Wiedergeburt beigefügt wird, und davon nimmermehr geschieden werden mag. Darum wird dieselbe als ein Grab dargestellt, worin der Menschen eigene abgelegte wirkliche Sünden begraben werden, dass sie dadurch mit Christo in einem neuen Leben auferstehen und nach dem Geiste wandeln mögen.
Und gleichwie bei einem Ungeborenen kein Bad gebraucht werden kann, um des Leibes Unreinigkeit abzuwaschen, es sei denn, dass zuvor ein Kind geboren und zur Welt gebracht sei, so soll die christliche Taufe, welche mit einem Bade der neuen Geburt verglichen wird, nach dem Willen Gottes niemanden gegeben werden, als nur denjenigen, die durch den Glauben wiedergeboren und der Sünde abgestorben sind, auch solche selbst begehren, und die von dem Tode der Sünden auferstehen, in einem neuen Leben wandeln und alles halten, was ihnen von Christo befohlen ist.
Deshalb kann bei der Gemeinde Christi niemand für einen Bruder oder für eine Schwester erkannt werden und an irgend christlichen Verordnungen teilhaben, der nicht zuvor die hiergedachte christliche Taufe, welche die erste Verordnung und Aufnahme in die christliche Gemeinschaft ist, womit man sich unterwirft und verpflichtet, um alle Gebote und Verordnungen Gottes wirklich zu halten, nach Gottes Wort auf ihren Glauben empfangen hat.
Und gleichwie nur ein Glaube und ein Gott ist, so gibt es auch nur eine christliche Taufe, und wenn man dieselbe einmal auf den wahren Glauben nach der Einsetzung Christi empfangen hat, so ist es nicht erlaubt, sich noch einmal taufen zu lassen oder die Taufe zu erneuern.
Von der Taufe Johannes und wie er als ein Vorläufer und Bote vor Christo her gesandt worden sei, die Taufe der Buße verkündigt und auf Christum hingewiesen habe, lest: »Johannes, der war in der Wüste, taufte und predigte von der Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.« (Mk 1,4; Mt 3,6)
»Ich taufe euch mit Wasser, es kommt aber ein Stärkerer nach mir, dem ich nicht genugsam bin, dass ich die Riemen seiner Schuhe auflöse, der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.« (Lk 3,16; Joh 1,31)
Wie Christus Jesus seinen Jüngern befohlen, das Evangelium zu predigen und geboten, keine sprachlosen unwissenden Kinder zu taufen, sondern nur solche, die es hören und daran glauben würden, lest: »Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden; darum geht hin und lehrt alle Völker, und tauft sie in dem Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.« (Mt 28,19–20)
»Predigt das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden, wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.« (Mk 16,15–16)
Wie die Apostel nach diesem hohen Befehle das Evangelium gepredigt und nur diejenigen getauft haben, die es gehört, geglaubt, selbst begehrt und angenommen haben, lest: »Da sie aber das hörten, ging’s ihnen durch’s Herz, und sprachen zu Petrus und zu den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Und Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und lasse sich ein jeder taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden. Die nun sein Wort gerne annahmen, ließen sich taufen.« (Apg 2,37–38,41)
»Und der Kämmerer sprach: Siehe, da ist Wasser, was hindert es, dass ich mich taufen lasse? Philippus aber sprach: Glaubst du von ganzem Herzen, so mag’s wohl sein. Er antwortete und sprach: Ich glaube, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist; und er ließ den Wagen halten und sie stiegen hinab in das Wasser, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn.« (Apg 8,36–38)
Wie nach diesem Grunde die Apostel einige Häuser unterrichtet und getauft haben, nachdem sie das Wort Gottes gehört und geglaubt haben, und mit dem Heiligen Geiste erfüllt worden sind, lest Apg 10,24ff; 16,15,32; 1Kor 16,15; Apg 18,8.
Wie die Apostel in ihren Briefen die christliche Taufe als eine Begrabung der Sünden in den Tod Christi und eine Auferstehung und Wandel in einem neuen Leben, eine Anziehung Christi, ein Bad der Wiedergeburt, eine Taufe durch einen Geist
zu einem Leibe, und einen Bund eines guten Gewissens mit Gott beschrieben haben, darüber lest Röm 6,3; Kol 2,12; Gal 3,27; Tit 3,5; 1Kor 12,13; 1Pt 3,21.
Artikel 22. Von des Herrn Abendmahl oder dem Brotbrechen wird geglaubt und bekannt: Gleichwie die Taufe eine Einsetzung und Verordnung des Herrn ist, durch welche die Gläubigen untereinander durch einen Geist mit Christo, als in Gemeinschaft verbunden werden, so ist gleichfalls das Abendmahl eine würdige Einsetzung und Verordnung Christi, wodurch diejenigen, welche glauben, nach der Einsetzung Christi getauft sind, gelehrt und ermahnt werden, in Christo zu leben und zu wandeln, gleichwie sie ihn durch den Glauben in der Taufe angenommen haben und ihrem Nächsten mit brüderlicher Liebe verbunden zu sein, mit welchem sie in der Einigkeit des Geistes nach einer Regel des göttlichen Wortes leben und wandeln sollen, dabei sie denn des bittern Leidens und Todes des Herrn mit andächtigen Betrachtungen gedenken sollen.
Um nun den Menschen solches ins Gedächtnis zu bringen, hat der Herr Jesus Brot und Wein dazu gebrauchen wollen, welche Dinge den Menschen wohl bekannt sind, um durch dieselben die himmlischen und verborgenen Dinge den Gläubigen ins Herz einzupflanzen, wobei er sie gelehrt zu bedenken, dass gleichwie das Brot aus vielen zermahlenen Körnlein zu einem Brote bereitet, und der Wein aus vielen Beerlein zu einem Tranke gepresst wird, welche deshalb dem menschlichen Leibe als Speise und Trank sowohl nötig wie nützlich und dienlich sind, so hat auch Christus aus feuriger Liebe sich am Stamme des Kreuzes zerbrechen und sein Blut vergießen lassen, und hat die Kelter des Leidens allein getreten, wodurch er den Menschen mit seinem Fleische und Blute zu ihrer Seelen notwendigen Speise und Trank gedient hat. Dabei wird ferner gelehrt, dass gleichwie das Brot von vielen Körnlein gemahlen und zu einem Brote zubereitet, und der Wein aus vielen Beerlein zu einem Tranke gekeltert wird, so sind auch viele Gläubigen aus mancherlei Platzen durch den eigenen Glauben wie zu einem Brote oder zu einer Gemeinde geworden und untereinander in Gemeinschaft verbunden, damit alle, die solches Brot und solchen Wein mit dem Munde würdig empfangen und genießen, dabei durch den Glauben im Geiste Christum mit allen seinen himmlischen Gütern empfangen und dessen teilhaftig werden; und dadurch werden sie im Glauben gestärkt, an der Seele gespeist und in brennender Liebe mit Gott und ihrem Nächsten wie Glieder eines Leibes verbunden.
Es sollen aber die Gläubigen keineswegs irgend Vertrauen auf diese sichtbaren Denkzeichen setzen, als ob sie in sich selbst heiliger und würdiger als andere dergleichen gemeine Speise und Trank sein sollten, oder als ob sie den Menschen Gnade und Lossprechung von den Sünden zu geben vermöchten. Wer dies aber tun würde, der würde mit dem Herzen von seinem Schöpfer abfallen und Gnade bei dem Geschöpfe suchen, wo sie doch nicht zu finden ist; die Gläubigen sollten vielmehr diese Zeichen nicht anders als Brot und Wein empfangen, und mit festem Vertrauen des Herzens sich allein an dasjenige halten, was dadurch gelehrt und abgebildet wird, und sollen diese Zeichen als Bilder
ansehen und achten, gleichwie der Heilige Geist in der Heiligen Schrift den Zeichen den Namen der bezeichneten Sachen beizulegen pflegt, und wie auch Christus in der Einsetzung des Abendmahls den Kelch das Neue Testament in seinem Blute nennt, welcher Kelch das Neue Testament nicht wirklich ist, sondern nur bildlicher Weise genannt wird, weil das Blut Christi, welches er für der Welt Sünde vergossen hat, uns durch das Neue Testament verkündigt und angepriesen wird. Hierbei deutet er an, dass gleichwie jemand, der sein Testament macht, seine Güter den Erben durch dasselbe zuschreibt, welche sie nach seinem Tode empfangen und genießen sollten, so habe auch Christus seinen Freunden und Nachfolgern, weil er nicht bei ihnen bleiben konnte, in seinem letzten Abendmahle seinen letzten und vollkommenen Willen mit allen seinen himmlischen Gütern im Neuen Testamente zugeschrieben, damit alle diejenigen, welche in diesem Testamente als Kinder Gottes und Miterben Christi insbesondere bezeichnet und genannt werden, alle seine herrlichen Reichtümer genießen sollten, worauf sie in dem Abendmahle mit dem Munde nur gewöhnliches Brot und Wein empfangen, durch den Glauben aber Christi Fleisch und Blut dem Geiste nach empfangen, welches er zur Versöhnung an das menschliche Geschlecht dahin gegeben hat, wovon das natürliche Brot und der Wein im Abendmahle Figuren, Zeichen und Abbildungen sind.
Deshalb sollen die Gläubigen untereinander sich dieser würdigen Einsetzung Christi bedienen, wobei ein verordneter unsträflicher Diener mit großer Ehrerbietung das bittere Leiden und den Tod des Herrn verkündigen soll.
Wenn man nun mit demütigem Herzen Gott für seine grenzenlose Gnade und Barmherzigkeit Dank gesagt hat, und mit brünstigem Gebete Ihn angerufen, so soll der Diener das Brot brechen, den Wein einschenken, und alle Gläubigen und alle nach der Ordnung Christi Getauften sollen es empfangen und ein jeder soll sich mit gründlicher Betrachtung des zerbrochenen Leibes und vergossenen Blutes des Herrn Jesu selbst prüfen, und in solcher Weise dasselbe gebrauchen und sich zu nutze machen. Solches soll beständig bis zur Ankunft Jesu Christi vom Himmel, wie es die Zeit und der Ort mit sich bringt, bei den Gläubigen gehalten werden.
Von dieser Verordnung und Einsetzung Christi lest: »Da sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach: Nehmt, esst, das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinkt alle daraus, das ist mein Blut des Neuen Testaments, welches vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch, ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächse des Weinstocks trinken, bis an den Tag, da ich’s neu trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.« (Mt 26,26–29; Mk 14,22–25; Lk 22,19–20)
Wie die Apostel vermöge dessen solches auch in einerlei Form und Gestalt mit Brot und Wein gebraucht und gehalten haben, lest: »Ich habe es von dem Herrn empfangen, das ich euch gegeben habe. Denn der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm das Brot, dankte und brach’s, und sprach: Nehmt, esst, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird; solches tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen auch den Kelch nach dem Abendmahle, und sprach: Dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blute, solches tut, so oft ihr’s trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn so oft ihr von diesem Brote esst und von diesem Kelche trinkt, sollt ihr des Herrn Tod verkündigen, bis dass er kommt. Welcher nun unwürdig von diesem Brote isst, oder von dem Kelch des Herrn trinkt, der ist schuldig an dem Leib und Blute des Herrn. Der Mensch aber prüfe sich selbst, und so esse er von diesem Brot und trinke von diesem Kelch. Denn wer unwürdig isst und trinkt, der isst und trinkt sich selber das Gericht, damit dass er nicht unterscheidet den Leib des Herrn.« (1Kor 11,23–29; Apg 2,42; 20,7,11)
Wie im Abendmahl Brot und Wein nicht der wesentliche Leib und Blut Christi, sondern ein Zeichen seiner Gemeinschaft mit den Gläubigen sei, lest: »Der gesegnete Kelch, welchen wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, welches wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist’s, so sind wir viele ein Leib, dieweil wir alle eines Brotes teilhaftig sind. Seht an das Israel nach dem Fleische; welche die Opfer essen, sind die nicht in der Gemeinschaft des Altars?« (1Kor 10,16–18) Merkt wohl, wie die Israeliten nicht den Altar, sondern allein die Opfer aßen, und dadurch mit dem Altare Gemeinschaft hatten, so essen und trinken die Christen nicht den wesentlichen Leib und Blut Christi mit dem Munde, sondern nur Brot und Wein, aber vorbildender Weise, und nach der Seele empfangen sie durch den Glauben Jesum Christum mit allen seinen Wohltaten und sind so in Gemeinschaft dieses wahrhaftigen Altars Jesu Christi.
Lest hierüber: »Ich bin das Brot des Lebens, wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten Der Geist ist’s, der da lebendig macht, das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich rede, sind Geist und Leben.« (Joh 6,35,63)
Artikel 23. Von dem Fußwaschen der Gläubigen wird bekannt: Als unser Vorgänger Christus Jesus das Abendmahl mit seinen Aposteln gehalten hatte, hat er noch vor seinem Leiden eine andere Verordnung bei ihnen eingeführt und befohlen, dieselbe untereinander zu beobachten; er ist vom Abendmahle aufgestanden, hat sich mit einem Schurze umgürtet, dann Wasser in ein Becken genommen, und hat seinen Jüngern die Füße gewaschen und dieselben mit dem Schurze getrocknet, wobei er zu seinen Jüngern gesprochen hat: »Ihr heißt mich Herr und Meister, und sagt recht daran, denn ich bin’s auch; so nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt ihr euch untereinander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, das ihr tut, wie ich euch getan habe,« wobei er noch die Erklärung hinzufügt: »So ihr solches wisst, selig seid ihr, so ihr’s tut.«
Von allen solchen Verordnungen Christi findet man, dass sie von den Aposteln genau beobachtet worden seien, welche diese Einsetzung Christi (als eine Bedienung der Heiligen) auch mit unter den guten Werken beschrieben und den Gläubigen abgefordert haben. Darum soll diese Einsetzung Christi von den
Gläubigen (als Nachfolger Christi und seiner Apostel) wie es die Gelegenheit der Zeit und des Ortes mit sich bringt, gebraucht und beobachtet werden, wenn sie von ihren Glaubensgenossen aus Liebe besucht werden, so sollen sie dieselben mit demütigem Herzen und mit einem Kusse der Liebe und des Friedens in ihren Häusern aufnehmen, und ihnen (nach der Erniedrigung Christi) die Füße waschen, als einen Dienst des Nächsten. Dabei sollen sie von Grund des Herzens betrachten, wie der hochgelobte Sohn Gottes sich selbst erniedrigt und klein gemacht habe, nicht nur darin, dass er seinen Aposteln die Füße gewaschen, sondern deshalb, weil er unsere Seelen und Gewissen mit seinem kostbaren Tode und Blute von den Flecken der ewigen Verdammnis gewaschen und gereinigt hat. Solches alles sollen unterdessen billig die Frommen mit einem demütigen Herzen überlegen.
Wie Christus bei seinen Aposteln sich dieser Einsetzung bedient, und dieselbe zu halten befohlen habe, lest Joh 13,4–17.
Und daneben, wie die Apostel dieselbe unter den guten Werken den Gläubigen abgefordert haben, lest: »Lasst keine Witwe erwählt werden unter sechzig Jahren, und die da gewesen sei eines Mannes Weib; und die ein Zeugnis habe guter Werke, so sie Kinder aufgezogen hat, so sie gastfrei gewesen ist, so sie der Heiligen Füße gewaschen hat « (1Tim 5,9–10)
Wie die gottesfürchtigen Altväter gleichfalls diese Verordnung bei dem Empfange ihrer Gäste gebraucht haben, lest 1Mo 18,4; 19,2; Lk 7,38; Joh 11,2; Apg 16,33.
Artikel 24. Von den guten Werken wird geglaubt und bekannt, dass es den wahren Christen nicht genüge, dass man den Glauben in allen Teilen nach der Anweisung der Schrift mit dem Munde recht bekenne und Jesum Christum für sein einziges Haupt, seinen Erlöser und Seligmacher halte, sondern man muss außerdem auch tugendsame Werke (als eine Frucht der Dankbarkeit) aus seinem Glauben notwendig an den Tag legen; ferner ist es auch nicht genug, dass man alle verdammlichen Werke des Fleisches ablege, und sie durch die Taufe in den Tod Christi zu begraben suche, sondern man muss auch wieder von diesem Tode der Sünden auferstehen und in einem neuen Leben, welches mit guten Werken geziert ist, nach dem Geiste leben und wandeln, und deshalb nicht nur den alten Menschen mit seinen bösen Werken ausziehen, sondern man ist auch schuldig, den neuen Menschen mit seinen guten Werken in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit wiederum anzuziehen, und das Licht dergestalt vor den Menschen leuchten zu lassen, dass man die guten Werke sehen, und unsern Vater im Himmel preisen könne, damit dadurch alle Gläubigen an ihren guten Werken (wie ein Baum an seinen guten Früchten) vor allen unfruchtbaren ungläubigen Menschen erkannt und von denselben unterschieden werden mögen.
Diese guten Werke müssen nicht durch einen auswendigen heiligen Schein, um damit irgendeinem sterblichen Menschen
zu gefallen, verrichtet werden, auch muss man hierin nicht der verstellten eigenen Gerechtigkeit der Pharisäer und anderer folgen, deren Werke hauptsächlich in ihrer eigenen Wahl und selbst erdichteten Geboten bestehen, welches doch alles (nach dem Zeugnisse der Heiligen Schrift) nur ein nichtiger und vergeblicher Gottesdienst ist, sondern man muss aus seinem Glauben alle solche göttliche Tugenden sich aneignen, wie die Heilige Schrift solche uns abfordert und lehrt, wovon man Christum und seine Apostel zu einem Vorbilde hat, dessen Fußstapfen nachzufolgen uns aufs Eindringlichste anbefohlen ist; alles dieses soll man von Herzen zur Ehre dessen tun, der uns erschaffen hat. Und dadurch sollen wir von Christo lernen, demütig und von Herzen sanftmütig zu sein, und daher alle Hoffart ablegen, welche ein Anfang alles Verderbens ist, die aus dem sündlichen Herzen des Menschen entspringt, und sich äußerlich in aufgeputzter Kleidertracht, Haushaltung, Worten und Werken sehen lässt; dagegen soll man sich inwendig mit einem demütigen Geiste schmücken, der sich selbst nicht hoch stellt, sondern durch Demut seinen Nächsten höher achtet als sich selbst, und äußerlich in unserm Wandel sollen wir uns nach unserm erniedrigten Haupte und Vorbilde Jesu Christo schmücken; ferner soll man auch den Geiz ablegen, welcher eine Wurzel alles Übels genannt wird, aus welcher viele sündliche Begierden und Werke der Ungerechtigkeit entspringen, dagegen aber die Liebe und Barmherzigkeit unseres himmlischen Vaters anziehen, und solches an unsern Nächsten und allen Menschen mit Werken der Barmherzigkeit beweisen, indem es das größte Opfer ist, Liebe und Barmherzigkeit auszuüben, womit man unserem Schöpfer auch in dieser Zeit gefallen kann.
Dann soll man auch alle unreinen Lüste und Begierden, Hurerei und alle Unreinigkeit ablegen und ein jeder soll seinen Leib keusch, heilig und rein bewahren, auch sich aller Schwelgerei, des Saufens, Prassens und Überflusses in Speise und Trank enthalten, dagegen aber nüchtern, mäßig, sittsam, gerecht und gottselig in dieser Welt mit demütigem Fasten und beständigem Gebete in dem allmächtigen Gotte leben, und nicht nach des Fleisches Sinne, um seine Lüste zu befriedigen.
Auch soll man nicht auf dem Wege der Sünder wandeln, und keine Gemeinschaft mit leichtfertigen Leuten haben, die mit eitlen unnützen Worten und Lügen umgehen, sondern man soll sich zu den Frommen halten, wo man von der Gottseligkeit handelt und mit wahrhaftig beschnittenen Zungen redet und gerne in der Versammlung der Gläubigen erscheinen, wo man des Herrn Lob verkündigen hört; ferner soll man nach Kräften die Gebote und Verordnungen des Herrn halten, und auf solche Weise mit Geduld in guten Werken das ewige Leben suchen, berücksichtigend, dass der allmächtige Gott auf einen solchen Glauben, welcher durch die Liebe tätig ist, das ewige Leben verheißen habe, wogegen auf den Unglauben mit seinen bösen Werken der ewige Tod wartet, und der vortrefflichste Glaube ohne gute Werke tot ist in ihm selbst, gleich einem Leibe ohne
Geist. Es sollen aber alle Frommen, die auf solche Weise ihren Glauben in göttlichen Tugenden tätig erweisen und sich in guten Werken zu üben suchen, nicht meinen, dass sie durch ihre guten Werke ihre Seligkeit zu verdienen vermögen, oder dass ihnen Gott für dieselben etwas schuldig sei, sondern es sollen sich alle wahren Christen für nichtige unnütze Knechte halten, die durch sich selbst nicht Gutes können, und dass der allmächtige Gott durch seine Gnade das Gute zu wollen und zu vollbringen in ihnen wirke, dass sie mit dem Leibe der Sünden, welcher gegen den Geist gelüstet, umgeben seien, wogegen sie beständig streiten, bis der letzte Feind (welcher ist der Tod) überwunden sein wird. Darum reichen die guten Werke aller Frommen lange nicht aus, und sind sehr unvollkommen und mangelhaft; deswegen sind sie schuldig, täglich um Vergebung und Erlassung der Sünden mit demütigem Herzen zu dem allmächtigen Gotte zu beten, und ihm für seine seligmachende Gnade, die er an uns erwiesen hat, von Herzen Lob, Ehre und Dank zu sagen; wir hoffen daher nur durch die unverdiente Gnade und Barmherzigkeit unseres Herrn und Seligmachers Jesu Christi, nicht aber durch unsere guten Werke, selig zu werden.
Von den tödlichen Werken der Finsternis, welche den Menschen von Gott absondern, und die man durch den Glauben ausziehen und ablegen muss, lest: »Zieht den alten Menschen mit seinen Werken aus und zieht den neuen an.« (Kol 3,10)
Leset ferner von den dreiundzwanzig Sünden, die des ewigen Todes schuldig sind (Röm 1,29–31).
Von zehn Werken der Ungerechtigkeit, welche das Reich Gottes nicht besitzen sollen (1Kor 6,9–10).
Und von siebzehn Werken des Fleisches, welchen das Reich Gottes abgesagt ist (Gal 5,18–21).
Von den guten und tugendsamen Werken, welche die Gläubigen als Früchte der Dankbarkeit aus ihrem Glauben beweisen sollen, lest: »Lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, dass sie eure guten Werke sehen.« (Mt 5,16; 1Pt 2,12)
»Preis und Ehre und unvergängliches Leben allen denen, die mit Geduld in guten Werken nach dem ewigen Leben trachten.« (Röm 2,7; Joh 8,39; Jak 2,22; Gal 5,6)
»Wie sich’s ziemt den Weibern, die da Gottseligkeit beweisen durch gute Werke.« (1Tim 2,10)
»Dass sie Gutes tun und reich werden an guten Werken.« (1Tim 6,18)
Von den neun seligen Werken lest Mt 5,3–11.
Von den sechs Werken der Barmherzigkeit lest Mt 25,35–36.
Von den neun Früchten des Geistes lest Gal 5,22.
Von den sieben Haupttugenden, die man aus dem Glauben erweisen soll, und dass man blind sei, wo solche nicht zu finden, lest 2Pt 1,5–7.
»Denn gleichwie der Leib ohne Geist tot ist, also ist auch der Glaube ohne Werke tot.« (Jak 2,26)
»Und das Meer gab die Toten, die darinnen waren, und der Tod und die Hölle gaben die Toten, die drinnen waren, und sie wurden gerichtet, ein jeglicher nach seinen Werken.« (Offb 20,13; 2Kor 5,10)
Wie man nicht durch einige getane Werke, sondern nur durch die Gnade Gottes selig werde, lest: »Aber wir glauben durch die Gnade des Herrn Jesu Christi selig zu werden.« (Apg 15,11) »Nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit macht er uns selig.« (Tit 3,5; Eph 2,4–5; 2Tim 1,9; Lk 17,10; Apg 4,12)
Artikel 25. Von dem Ehestande wird bekannt, dass derselbe ehrlich und eine Einsetzung Gottes sei, welcher diesen Stand anfänglich bei den beiden ersten, nach seinem Bilde erschaffenen Menschen eingesetzt, sie zusammengefügt und gesegnet hat. Nachdem nun diese göttliche Einsetzung durch des Herzens Verstocktheit und durch die böse Lust des Menschen in eine große Unordnung geraten ist, sodass die Menschen, wegen der Lüste des Fleisches, sich mit wem sie wollten verehelicht und zugleich auch viele Weiber genommen haben, dieselben aber nachher aus mancherlei Ursachen mit einem Scheidebrief von sich gelassen und andere geheiratet haben, so hat Christus, als ein vollkommener Gesetzgeber, den Scheidebrief und die Zulassung Moses mit allen Missbräuchen verworfen und abgeschafft und alle, die ihn hörten und ihm glaubten, wieder auf die erste Verordnung seines himmlischen Vaters, welche mit Adam und Eva im Paradiese gemacht worden ist, gewiesen. Solchergestalt hat er die Ehe wieder auf einen Mann und eine Frau gegründet und den Ehestand mit einem unzertrennlichen Bande zusammengeknüpft, sodass dieselbe aus keiner Ursache als nur durch den Ehebruch und den Tod geschieden werden darf.
Deshalb sollen alle Gläubige, die sich in den Ehestand begeben wollen, dieser Lehre Christi und dem angeführten Exempel nachfolgen, sich nur mit einer Person ehelich verbinden, welche gleichfalls, durch eben denselben Glauben, von oben aus Gott geboren, erneuert und nach dem Bilde Gottes erschaffen ist. Und alle solche Personen, wenn sonst ihre Eltern und die Gemeinde darein willigen, sollen vor der Gemeinde mit eifrigem Gebete zu Gott von einem Diener zusammengegeben werden. Von allen solchen halten wir, dass sie den Ehestand im Herrn angefangen haben, welchen Gott selbst gestiftet und sie zusammengefügt hat; dagegen halten wir von allen Unwiedergeborenen, welche durch den Glauben an Christum Jesum noch nicht geheiligt worden sind und auf solche Weise in den Ehestand treten, dass ihr Ehestand ehrlich sei, aber nicht in dem Herrn.
Und gleichwie Christus niemand als seine Braut und als ein Glied seines Leibes annimmt, der nicht durch den Glauben mit ihm vereinigt ist, so können auch die Gläubigen nicht ihre
Leiber, die Gott geheiligt und aufgeopfert sind, als Glieder Christi und Tempel des Heiligen Geistes, Christo entziehen, dieselben durch den Ehestand mit Unwiedergeborenen verbinden, und dadurch mit den Ungläubigen an einem fremden Joche ziehen, welche von der Gemeinde durch den Glauben und die christliche Taufe noch nicht als Brüder und Schwestern in ihrer Gemeinschaft erkannt worden sind; denn die Taufe ist in der Gemeinde die erste christliche Einsetzung, worauf alle Ordnungen Gottes folgen.
Daher ist der Ehestand, um Ehebruch und alle Unreinigkeit zu vermeiden, von dem Heiligen Geiste angeraten worden. Wenn aber hierzu jemand die Not nicht treibt, dass er ohne dieses sich rein und unbefleckt in einem jungfräulichen Stande erhalten kann, um dem Herrn desto besser und ungehinderter zu dienen, so wird das mehr gepriesen; demnach ist die Ehe ein Stand, welcher einem jeden freigelassen, nicht aber als ein Gebot vorgeschrieben wird.
Wie Gott der Herr im Anfange den Ehestand eingesetzt habe, lest: »Und der Herr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei Und Gott der Herr baute ein Weib aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm und brachte sie zu ihm Darum wird ein Mann seinen Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden ein Fleisch sein.« (1Mo 2,18,22,24)
Wie Christus alle Missbräuche des Ehestandes verworfen, und seines Vaters Einsetzung erneuert habe, lest: »Habt ihr nicht gelesen, dass der im Anfange den Menschen gemacht hat, der machte, dass ein Mann und ein Weib sein sollte, und sprach: Darum wird der Mensch Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und werden die zwei ein Fleisch sein? So sind sie nun nicht zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.« (Mt 19,4–6; 1Kor 7,10)
»Die Ehe soll ehrlich gehalten werden bei allen und das Ehebett unbefleckt. Die Hurer aber und Ehebrecher wird Gott richten.« (Hebr 13,4; 1Kor 7,2)
»Ein Weib ist gebunden an das Gesetz so lange ihr Mann lebt; so aber ihr Mann entschläft, ist sie frei, sich zu verheiraten mit welchem sie will, allein dass es in dem Herrn geschehe!« (1Kor 7,39; 1Mo 1,27; 4Mo 36,6; 5Mo 7,3; Tob 7,14)
Von denen, welche dieses übertreten, und von ihrer Strafe lest 1Mo 6,3; 34,15; 4Mo 25,1–2; 1Kön 11,1.
Artikel 26. Von dem Eidschwure wird bekannt, dass im Alten Testament dem Volk zugelassen worden sei, auf verschiedene Weise bei dem Namen des Herrn zu schwören, sei es, dass sie ihre Hand gen Himmel erhoben, oder dieselbe jemandem auf die Hüfte gelegt haben; dies ist denn auf mancherlei Weise geschehen, wobei aber viele Missbräuche, um des Menschen Falschheit willen, sich eingeschlichen, sodass sie bei dem Himmel, der Erde,
Jerusalem, ihrem Haupte, dem Tempel, und dem Golde des Tempels, dem Altar und Opfer geschworen haben, deshalb hat der Herr Christus, der einige Gesetzgeber, welcher von Gott gekommen und ausgesandt war, um auf Erden Recht und Gerechtigkeit wiederum anzurichten, alle jene Eidschwüre, welche sie entweder aus Zulassung oder aus Falschheit getan haben, vernichtet und verboten, und an deren Stelle alle seine Zuhörer und Nachfolger allein auf Ja und Nein, welches mit der Wahrheit übereinkommt, gewiesen.
Wir bemerken zugleich, dass die hohen Apostel Christi, als gehorsame Schafe ihres einigen Hirten, der Lehre Christi hierin nachgefolgt sind. Darum sind alle Gläubigen schuldig, dieser Lehre Christi und dem Betragen seiner Apostel in Gehorsam nachzufolgen, alle Lügen abzulegen, nur mit der Wahrheit umzugehen, und so alles, was wahr ist, es mag nun bei der Obrigkeit sein, oder bei wem es auch sonst sein möge, allein mit ja zu bekräftigen, nämlich: Was ja ist, und was nein ist, auch allein nur mit ja oder nein zu bezeugen, ohne etwas mehr. Dadurch sollen sie auf solche Weise sich erweisen, dass sie gehorsame Nachfolger Christi und seiner Apostel sind, indem sie solche kleinen Wörter (welche zwar, wenn man sie anhört, klein, aber in ihrer Bedeutung groß und wichtig sind) unverbrüchlich, wie einen geschworenen Eid, halten.
Wie der alte Gebrauch des Eidschwurs verworfen und abgeschafft worden sei, und wie Christus an dessen Statt ja und nein geboten habe, lest: »Ihr habt weiter gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst keinen falschen Eid tun, und sollst Gott deinen Eid halten. Ich aber sage euch, dass ihr aller Dinge nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Stuhl, noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel, noch bei Jerusalem, denn sie ist eines großen Königs Stadt. Auch sollst du nicht bei deinem Haupte schwören, denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede aber sei ja, ja, nein, nein; was darüber ist, das ist vom Übel.« (Mt 5,33–37; 23,21)
»Vor allen Dingen aber, meine Brüder, schwört nicht, weder bei dem Himmel, noch bei der Erde, noch mit keinem andern Eide. Es sei aber euer Wort ja, das ja ist, und nein, das nein ist, auf dass ihr nicht in Heuchelei fallt.« (Jak 5,12)
»Habe ich aber eine Leichtfertigkeit gebraucht, da ich solches gedachte? Oder sind meine Anschläge fleischlich? Nicht so, sondern bei mir ist ja, ja und nein ist nein. Denn alle Verheißungen Gottes sind ja in ihm und sind Amen in ihm.« (2Kor 1,17,20)
Artikel 27. Von dem obrigkeitlichen Amte und der weltlichen Macht wird bekannt: Dass das obrigkeitliche Amt eine Verordnung und Einsetzung Gottes sei, welcher solche Gewalt über alle Länder gesetzt und verordnet hat, damit dadurch Länder und Städte durch gute Polizei und Gesetze, zur Strafe der Bösen und zum Schutze der Frommen, in einem guten und bürgerlichen Leben in Ruhe und Frieden regiert und erhalten werden mögen, ohne welche Macht der Obrigkeit die Welt, welche nämlich
in der Bosheit ertränkt ist, nicht bestehen mag. Darum sind alle Gläubigen verbunden, nicht allein der Strafe, sondern auch des Gewissens wegen, sich dieser Gewalt zu unterwerfen und mit Furcht und Ehrerbietung ihnen als gute Untertanen gehorsam zu sein, alle menschlichen Verordnungen und Gesetze, es sei Zoll, Schätzung oder Accise gutwillig ohne Murren zu geben, auch für deren Leben und Wohlfahrt mit demütigem Herzen zu bitten und dadurch den Wohlstand des Landes und der Stadt, wo sie wohnen, mit aufrichtigem Herzen zu suchen. Wenngleich es auch vorkommen mag, dass sie wegen des Wortes Gottes von der Obrigkeit Verfolgung, Raub der Güter und den Tod selbst ertragen zu müssen, so darf man dieselbe doch nicht lästern, oder auf irgendeine Weise mit Waffen und Gegenwehr sich ihr widersetzen, sondern man soll Gott die Rache anbefehlen und den Trost bei ihm nach diesem Leben erwarten.
Wenn nun die Obrigkeit aus christlicher Billigkeit Freiheit gibt, in allen Stücken nach dem Glauben zu leben, so ist man derselben umso mehr zu untertänigem Gehorsam verpflichtet; insofern aber die Obrigkeit das Amt, welches ihr auferlegt ist, und sich nur auf zeitliche Beherrschungen der Menschen in zeitlichen Dingen bezieht, missbraucht und das Amt Christi antastet, welcher über den Geist und die Seele der Menschen allein die Gewalt hat, um durch ihre menschlichen Gesetze die Menschen zu zwingen und sie zu drängen, gegen das Wort Gottes zu handeln, so muss man ihr hierin nicht folgen, sondern man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen; denn es ist Christus von seinem Vater über alle Obrigkeit und Gewalt in seiner Gemeinde zum Haupte gesetzt worden, und zu diesem Vater der Geister werden wir in allem, was den Glauben betrifft, gewiesen, um ihm zu gehorsamen.
Und weil das Reich Christi geistig und nicht von dieser Welt ist, so hat er auch allen seinen Dienern und Nachfolgern alle weltliche Hoheit und Regierung abgeraten und verboten, und in seiner Gemeinde mancherlei Ämter, als Hirten, Lehrer, Helfer und Regierer eingesetzt, wodurch die Heiligen zusammengefügt werden können, um den Leib Christi zu bauen; er hat auch das weltliche Amt in dem weltlichen Regimente gelassen, unter welchen sich die Nachfolger Christi, als Fremdlinge und Pilger, die hier kein Reich und keine Gewalt oder bleibende Stätte haben, aufhalten müssen und nur mit geistigen Waffen, nämlich dem Worte Gottes, streiten; denn es hat weder Christus noch seine Apostel den Gläubigen Gesetze oder Regeln vorgeschrieben, wonach sie die Welt regieren sollten, auch haben sie dieselben nicht auf der Juden Gesetze, vielweniger auf die Gesetze der römischen Kaiser oder der Heiden angewiesen, um sich nach ihnen zu richten, sondern sie haben den Gläubigen nur gute Lehren vorgeschrieben, wie sie sich unter der Regierung der Obrigkeit als gehorsame Untertanen in aller christlichen Bescheidenheit aufführen sollten, er hat sich ihnen zum
Beispiele aufgestellt, als ein solcher, welcher vor der Hoheit dieser Welt geflohen ist, und hat sich wie ein geringer Diener aufgeführt. Deshalb müssen auch alle seine Nachfolger keineswegs das obrigkeitliche Amt mit allem, was dazu gehört, bedienen, und auch hierin der Vorbilde Christi und seiner Apostel nachfolgen, unter deren Gemeinde diese Ämter, wie solches allen Verständigen wohl bekannt ist, nicht bedient worden sind.
Aber gleichwie es keinem Christen erlaubt, sondern sogar von Gott scharf verboten ist, jemanden, der außer ihrer Gemeinschaft steht, zu lästern, zu verurteilen oder verdammen, so wollen wir mit diesem allem die Obrigkeit auch nicht gelästert, oder derselben zu nahe geredet haben, sondern hoffen zu dem allein guten Gott, welcher alles Gute, was der Mensch tut, als einen Siegelring bewahrt, und die guten Werke als seinen Augapfel, und welcher dem eine Belohnung verheißen, der nur einen Becher kalten Wassers in eines Jüngers Namen mitteilt, dass er, der Gesegnete, allen Obrigkeiten, insbesondere, die ihr Amt recht verwalten, nach der Ordnung Gottes, welches vorzugsweise darin besteht, dass sie die guten, unschuldigen und wehrlosen Menschen beschützen und die Bösen strafen, auch gnädig sein und ihre Wohltaten nicht unbelohnt lassen werde. Darum sind alle Christen schuldig, die Obrigkeit für Gottes Diener zu halten und für dieselbe mit brünstigem Herzen zu bitten, dass ihr Gott gnädig sein und sie ewig selig machen wolle.
Wie die Obrigkeit von Gott und zu welchem Ende sie eingesetzt sei, lest: »Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott, wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet. Wer sich nun wider die Obrigkeit setzt, der widerstrebt Gottes Ordnung, die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen. Denn die Gewaltigen sind nicht wegen den guten Werken zu fürchten, sondern wegen den bösen; willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes, so wirst du Lob von derselben haben, denn sie ist Gottes Dienerin dir zu gute; tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst, sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe über diejenigen, die Böses tun.« (Röm 13,1–4)
»Jesus antwortete Pilatus: Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht wäre von oben herab gegeben.« (Joh 19,11; Weish 6,3; Dan 2,21; 4,24; 5,21; Jer 27,6)
Wie Christus unter seinen Nachfolgern gegen das obrigkeitliche Amt gelehrt habe, lest: »Aber Jesus rief ihnen und sprach zu ihnen: Ihr wisst, dass die weltlichen Fürsten herrschen, und die Mächtigen unter ihnen haben Gewalt; aber so soll es unter euch nicht sein, sondern, welcher will groß werden unter euch, der soll euer Diener sein, und welcher unter euch will der Vornehmste werden, der soll euer aller Knecht sein. Denn auch des Menschen Sohn ist nicht kommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zur Bezahlung für viele.« (Mk 10,42–45; Mt 20,25–28; Lk 22,25–27)
Merkt auf die Worte: »Unter euch soll es nicht so sein!« Solches mag keineswegs allein auf die Apostel bezogen werden, welche ja in ihrem Dienste einander gleich gewesen sind, und die sich auch bald zerteilt und das Evangelium überall verkündigt
haben, weshalb sie sich auch untereinander diesen ihnen abgeforderten knechtischen Dienst nicht erweisen konnten; darum müssen notwendig die Worte unter euch von der ganzen Gemeinde verstanden werden, indem Christus auch noch viele andere seiner wichtigsten Lehren und Gebote seinen zwölf Aposteln mitgeteilt hat, welche sich doch auf alle Gläubigen beziehen, wie sein eigener gesegneter Mund im Evangelium sagt: »Und was ich euch sage, das sage ich allen.« (Mk 13,37)
»Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darob kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von dannen.« (Joh 18,36; 6,15; Mt 5,38–41; 2Kor 10,4; Eph 6,13; Jes 2,4; Mi 4,3; Sach 9,10; Ps 76,4)
Lest ferner, nicht, nach welchen Rechten die Gläubigen die Ungläubigen beherrschen sollten, sondern allein, wie die Gemeinde Christi sich der Obrigkeit gehorsam erweisen soll. »Ein jeglicher soll Untertan sein der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat darum muss man Untertan sein, nicht allein um der Strafe willen, sondern auch um des Gewissens willen So gebt nun jedermann, was ihr schuldig seid; Steuer, dem die Steuer gebührt, Zoll, dem Zoll gebührt, Furcht, dem Furcht gebührt.« (Röm 13,1,5,7)
»So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.« (Mt 22,21; Mk 12,17)
»Seid Untertan aller menschlichen Ordnung, um des Herrn willen, es sei dem Könige, als dem Obersten, oder den Hauptleuten, als den Gesandten von ihm zur Rache über die Übeltäter und zum Lob der Frommen.« (1Pt 2,13–14)
»Erinnere sie, dass sie den Fürsten und der Obrigkeit Untertan und gehorsam sind , niemand lästern, nicht hadern, sondern gelinde sind, alle Sanftmütigkeit beweisen gegen alle Menschen.« (Tit 3,1; 1Tim 2,1–2; Jer 29,7; Bar 1,11)
Artikel 28. Von der christlichen Strafe und von der Absonderung der ärgerlichen Glieder wird bekannt: Gleichwie ein Haus oder eine Stadt nicht bestehen können, wenn sie nicht Türen, Pforten und Mauern haben, durch welche die bösen Menschen ausgetrieben und ausgeschlossen, die guten und frommen aber eingenommen, behalten und bewahrt werden mögen, so hat Christus (zur Erhaltung seiner Gemeinde) ihr den Schlüssel des Himmels gegeben (welcher sein Wort ist), damit sie durch und nach demselben alle die, welche unter ihre Gemeinschaft gehören und in Lehre und Wandel ärgerlich erfunden werden, wenn sie nämlich gegen irgendein Gebot und die Ordnung Gottes handeln, die er seiner Gemeinde gegeben, nach der Wahrheit zu ihrer Besserung richten und strafen mögen, und dadurch die Ungehorsamen von ihrer Gemeinschaft absondern, damit die Gemeinde durch ihre falsche Lehre und ihren unreinen Wandel nicht auch durchsäuert, befleckt und ihrer Sünden teilhaftig werde, und die Frommen sich deshalb fürchten möchten, dergleichen Übel zu tun.
Und gleichwie diese Strafe, welche Gott durch Mose geboten hat, an den Übertretern nach der Größe des Verbrechens ausgeübt wurde, sodass diejenigen, welche aus Unwissenheit, Schwachheit und dergleichen sich an einigen Geboten des Herrn
in geringen Sünden vergangen haben, durch mancherlei Opfer und Fürbitten des Priesters mit Gott versöhnt worden sind, während die offenbaren großen Übertreter des Gesetzes durch solche Opfer nicht versöhnt werden konnten, sondern ohne Barmherzigkeit durch den Mund zweier oder dreier Zeugen sterben mussten, so hat auch Christus im Neuen Testamente gelehrt, die christliche Strafe nach der Größe der Missetat zu gebrauchen, jedoch nicht zum Verderben des Menschen, wie bei den Israeliten durch die Todesstrafe, wodurch die Gestraften der Buße und Besserung beraubt worden sind. Als nämlich Christus erschienen ist, um des Menschen Seele zu erhalten, so hat er solche Strafe zur Besserung der Sünder eingesetzt und verordnet, dass wenn jemand seinen Bruder sündigen sehen würde, sodass es zu beweisen ist, dass es eine Sünde, diese aber nicht so groß sei, dass sie den Tod in ihm geboren habe, man solchen darauf zwischen ihnen beiden (aus christlicher Liebe, der nämlich seine Seele liebt) mit Gottes Worte anreden, ihm seine Sünden vor Augen stellen und ihn darüber strafen soll; gibt er solcher christlichen Ermahnung Gehör, so hast du deinen Bruder gewonnen, und sollst aus Liebe diese seine Sünde verschweigen und zudecken; wenn er aber kein Gehör gibt, so muss man noch einen oder zwei zuziehen, damit alle Sache in dieser Zeugen Mund bestehen möge; hört er auch diese nicht, so muss man die Sache vor die Gemeinde bringen; hört er aber die Gemeinde nicht, so soll ihm von der Gemeinde (unter welcher alle Glieder Richter sind) die Bruderschaft aufgekündigt werden.
Wenn aber jemand durch offenbare Werke des Fleisches zu Falle gekommen ist, woraus die Gemeinde bemerkt, dass er durch solche Sünde sich selbst von seinem Gotte abgesondert und den Zorn Gottes auf sich geladen habe, dem soll ( ohne jene Ermahnung und Anrede an den Sünder, der sich vergangen hat) seiner Sünde wegen von der Gemeinde die Bruderschaft aufgekündigt und er auf Buße und Besserung gewiesen werden, wodurch er bei Gott wieder Gnade finden kann, gleichwie er durch die bösen Werke des Fleisches sich von Gott abgesondert hat. Die Gemeinde soll daher wissentlich niemanden in ihrer Gemeinschaft dulden, der sich durch seine Sünden von Gott getrennt hat, und niemanden von ihrer Gemeinschaft absondern, der nicht schon zuvor durch seine Sünden von Gott sich abgeschieden, auch niemanden wieder aufnehmen, Leben und Friede zusagen, der nicht zuvor durch Glauben und wahre Buße von Gott in Gnaden aufgenommen worden ist.
Es hat aber diese wahre Buße folgende Eigenschaften: 1. Dass man vor Gott dem Allmächtigen wegen seiner vorbegangenen Sünden herzliche Reue trage. 2. Dass man seine Sünden vor Gott und den Menschen von Herzen bekenne. 3. Dass man ablasse und aufhöre, dergleichen Sünden wieder zu begehen, und nach Kräften die begangene Übeltat durch Wohltun zu verbessern suche, welche Buße und Besserung wiederum den Eingang
ins Reich Gottes öffnet, der ihm wegen seiner Sünden verschlossen worden ist, damit so die Gemeinde Gottes in ihrer Absonderung und Aufnahme der Absonderung und Aufnahme nachfolgen möge, welche schon zuvor von Gott im Himmel, nach seinem Worte, geschehen ist, welches die Gemeinde durch ihre Verhandlung nur verkündigt und an den Tag legt.
Und weil vor Gott kein Ansehen der Person gilt, so soll die Gemeinde diesen Schlüssel des göttlichen Wortes auch recht gebrauchen und in dem Bestrafen niemanden verschonen, er sei Diener oder Bruder, Mann oder Weib, ja, sie soll den Kleinen oder Großen nach einerlei Regel und Richtschnur des Wortes Gottes nach der Wahrheit richten. Gleichwie man nun allen ungehorsamen Sündern, mit Bewilligung der Gemeinde, mit Reue und Traurigkeit des Herzens die Bruderschaft aufkündigt, und auf die Buße und Besserung verweist, so sollen auch alle gehorsamen bußfertigen Sünder, mit Bewilligung und Zustimmung der Gemeinde, wiederum durch den Ältesten der Gemeinde aufgenommen werden. Und gleichwie man sich zu erfreuen pflegt, wenn das verlorene Schaf, der verlorene Pfennig oder Sohn wieder gefunden wird, so sollen sich gleichfalls die Gläubigen über die Buße und Wiederkehr ihrer verirrten Brüder oder Schwestern mit allen Engeln Gottes freuen.
Von den kleinen Sünden, es sei durch Schwachheit oder Unwissenheit begangen, wie sie von dem Priester durch mancherlei Opfer versöhnt worden seien, lest 3Mo 15,30; 4Mo 5,6; 15,22.
Aber die offenbaren Übertreter des Gesetzes sind ohne Barmherzigkeit nach dem Munde zweier oder dreier Zeugen mit dem Tode bestraft worden, lest 4Mo 15,30; 3Mo 24,14; 5Mo 17,12; 19,15; Hebr 10,28.
Lest zugleich die Reden des Hohepriesters Eli: »Wenn jemand wider einen Menschen sündigt, so kann es der Richter schlichten, wenn aber jemand wider den Herrn sündigt, wer kann für ihn bitten?« (1Sam 2,25)
Wie Christus die kleinen Verbrechen und Sünden zwischen Bruder und Bruder zu strafen befohlen habe, lest: »Sündigt aber dein Bruder an dir, so gehe hin und strafe ihn zwischen dir und ihm allein. Hört er dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er dich aber nicht, so nimm noch einen oder zwei zu dir, auf dass alle Sache bestehe in zweier oder dreier Zeugen Munde. Hört er die nicht, so sage es der Gemeinde, hört er die Gemeinde nicht, so halte ihn für einen Heiden und Zöllner. Wahrlich, ich sage euch, was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel frei sein.« (Mt 18,15–18; Lk 17,3; Gal 6,1; Jak 5,19–20)
»So jemand sieht seinen Bruder sündigen, eine Sünde nicht zum Tode, der mag bitten, so wird er geben das Leben, denen, die da sündigen nicht zum Tode.« (1Joh 5,16)
Offenbare und ärgerliche Glieder aber hat Christus abzuschneiden und wegzuwerfen befohlen, ohne an sie vor der Absonderung eine Ermahnung, Fürbitte oder Vergebung ergehen zu lassen. Lest Mt 18,8; Mk 9,42.
Also sind die Apostel der Lehre Christi nachgefolgt, und haben
allen offenbaren Werken des Fleisches das ewige Leben abgesagt und ihnen den Tod zuerkannt, auch den Hurer zu Korinth mit den Worten und der Kraft unseres Herrn Jesu Christi in ihrer Versammlung dem Satan übergeben, ohne an ihn die vorgemeldete Ermahnung ergehen zu lassen (1Kor 5,3–5). Lest ferner 1Tim 1,20; 5,20; 2Kor 13,2.
»Es ist eine Sünde zum Tode, dafür sage ich nicht, dass jemand bitten soll.« (1Joh 5,16; 4Mo 15,30; Hebr 10,28; 1Kor 5,12–13; Ps 1,5; 2Tim 2,20–21; lKor 6,9–10; Gal 5,21; Eph 5,5)
Artikel 29. Von der Entziehung und Meidung der abgefallenen und abgesonderten Glieder wird bekannt: Gleichwie die Absonderung von Gott geboten worden ist, um die Sünder zu bessern und die Gemeinde rein zu erhalten, so hat Gott gleichfalls geboten und verordnet, dass man des Abgesonderten zu seiner Beschämung und Besserung sich entziehen und ihn meiden soll. Diese Entziehung besteht aus der Absonderung, und ist eine Frucht und ein Beweis derselben, ohne welche die Absonderung nichtig und vergeblich ist. Darum sollen alle Gläubigen diese Ordnung Gottes an den Abgesonderten unterhalten und beobachten; diese Entziehung besteht darin, dass man ihnen die geistliche Gemeinschaft des Abendmahls, des evangelischen Grußes, des Kusses des Friedens mit allem, was damit zusammenhängt, entziehe; ferner soll man sich ihnen auch in allen leiblichen und zeitlichen Dingen, als in Essen, Trinken, Kaufen und Verkaufen, im täglichen Wandel und Umgange mit allem, was dazu gehört, entziehen.
Die Gläubigen sollen sich daher den Abgesonderten in allen geistigen und evangelischen Sachen, desgleichen auch in allen leiblichen und zeitlichen Dingen, nach dem Inhalte des Wortes Gottes, entziehen; und gleichwie in der Absonderung keine Personen dürfen angesehen oder verschont, sondern mit Zustimmung von den wahren Gliedern ihres Leibes abgesondert werden, so soll auch in der Meidung, welche sich auf alle geistigen und leiblichen Sachen beziehen, niemand verschont oder ausgenommen werden, es sei Mann oder Frau, Eltern oder Kind, oder was für Blutsverwandte es auch sein mögen; denn es wird nirgendswo, wo Gott seiner Gemeinde ein allgemeines Gebot oder eine Ordnung gegeben hat, gelesen, dass einige Glieder der Gemeinde von solchem Befehle ganz befreit und losgesprochen sein sollten; im Gegenteile, es ist an vielen Stellen zu ersehen, dass die ganze Menge ohne Ausnahme sich nach einer Regel, welche Gott vorgesetzt hat, richten müsse. Darum muss solche Ordnung Gottes von allen Gliedern des Leibes Christi, ohne Ansehen der Person, in der Furcht Gottes, zur Beschämung der Sünder und ihrer Besserung beobachtet und unterhalten werden, bis derjenige, welcher gestraft worden ist, von der Gemeinde wieder aufgenommen worden ist.
Gleichwie aber alle Gebote Gottes mit christlicher
Freundlichkeit und Bescheidenheit gemäßigt werden müssen, so muss solches in den angegeben Fällen der Entziehung gleichfalls statthaben. Deshalb sollen sich die Gläubigen mit mehr Bedacht und Billigkeit in Ansehung der Abgesonderten betragen, als die Schriftgelehrten und Pharisäer mit dem Sabbat, welche, wie es scheint, die Menschen lieber verloren gehen ließen, als ihnen auf dem Sabbat helfen wollten, in der Meinung, dass hierdurch der Sabbat gebrochen würde, obgleich sie selbst in solchen Umständen verschiedener geringerer Dinge wegen denselben übertreten haben. Aber gleichwie die frommen Nachfolger des Gesetzes nicht gesündigt, oder den Sabbat gebrochen haben, wenn sie auf demselben nicht ihre eigenen, sondern die von Gott ihnen anbefohlenen Werke verrichtet haben, so übertreten oder sündigen die Gläubigen auch nicht, handeln auch nicht gegen das Gebot der Meidung, wenn sie nicht ihr eigenes, sondern das ihnen von Gott anbefohlene Geschäft bei denen, die in der Meidung sind, in der Not ausrichten, sie mit Speise und leiblicher Notdurft versehen und mit dem Worte Gottes ihnen an der Seele dienen; ferner sind alle Gläubigen schuldig, in Gemäßheit des Befehles Gottes, ihnen in Wasser- und Feuersnot und dergleichen Nöten Beistand zu leisten; sie sollten also die Verlorenen mit großer Sorgfalt suchen, und die Verirrten wieder auf den rechten Weg führen, dieselben mit dem Worte Gottes bestrafen und unterweisen, ob etwa solch christliche Ermahnung nach dem Exempel Christi bei ihnen Eingang finden möchte; aber in allen menschlichen eigenen Werken sollen sich die Gläubigen mit allem Fleiße denen entziehen, die in der Meidung sind, bis sie sich bessern und mit der Gemeinde wieder vereinigt haben.
Um diese Suche wohl zu verstehen, muss man bemerken, dass das Volk Israel (zu Christi Zeit) der Römer Gewalt und Herrschaft unterworfen gewesen, und die Übertreter nach dem Gesetze Moses nicht haben strafen dürfen; darum haben sie diejenigen, die von ihrem väterlichen Gesetze abgefallen und den Heiden, Samaritern oder offenbaren Sündern zugelaufen sind, von ihrer Gemeinschaft abgesondert und in die Meidung getan. Dieselben hielten sie für unrein, und hatten an ihnen einen Abscheu, verglichen sie den Heiden und Feinden, entschlugen und entzogen sich ihrer im Handel und Wandel, und verhinderten sie in ihrem Gewinn. Lest Joh 4,9; Apg 10,28; 11,3; Gal 2,12.
Welchen Gebrauch hat Christus gleichfalls beobachtet, und hat auch befohlen, die Ungehorsamen unter der Gemeinde so zu halten, indem er sagt: »Hört er die Gemeinde nicht, so halte ihn als einen Heiden und Zöllner.« (Mt 18,17)
Solches ist von den Aposteln, welche nämlich der Lehre Christi nachfolgten, auch auf diese Weise beobachtet und belebt worden, lest: »Ich habe euch geschrieben in dem Briefe, dass ihr nichts sollt zu schaffen haben mit den Hurern; das meine ich gar nicht mit den Hurern dieser Welt, oder von den Geizigen, oder von den Räubern, oder von den Abgöttischen, sonst müsstet ihr die Welt räumen. Nun aber habe ich euch geschrieben, ihr sollt nichts mit ihnen zu schaffen haben, nämlich so jemand ist, der sich lässt einen Bruder nennen, und ist ein Hurer, oder ein Geiziger, oder ein Abgöttischer, oder ein Lästerer, oder ein Trunkenbold, oder ein Räuber, mit demselben sollt ihr auch nicht essen.« (1Kor 5,9–11)
Hier verbietet der heilige Apostel den Umgang und das Essen mit den abgefallenen Brüdern oder Schwestern, welches Verbot er von den Ungerechten dieser Welt nicht verstanden haben will, denn hierin ist Freiheit; sonst müsste man die Welt räumen, weil dieselbe in der Bosheit ganz ertränkt ist. Deshalb muss solches täglich von einem täglichen Umgange, Essen, Kaufen, Verkaufen und dergleichen verstanden werden. »Einen ketzerischen Menschen, wenn er einmal oder abermals ermahnt ist, meide.« (Tit 3,10; 2Tim 2,21; 4,15; 2Joh 10)
»So aber jemand nicht gehorsam ist unserem Worte, den zeigt an durch einen Brief und habt nichts mit ihm zu schaffen, auf dass er schamrot werde.« (2Th 3,14)
Wie alle Gläubigen die Meidung nicht allein an den Abgefallenen, sondern auch an denen, welche unordentlich wandeln, ohne Ansehen der Person beachten müssen, lest: »Wir gebieten euch aber, liebe Brüder, in dem Namen unseres Herrn Jesu Christi, dass ihr euch entzieht von jedem Bruder, der da unordentlich wandelt und nicht nach den Satzungen, die ihr von uns empfangen habt.« (2Th 3,6)
Versteht diese Meidung nach der Schrift (Gal 2,12), und nach dem Geiste des Evangeliums Christi.
Wie die Gläubigen das Verlorene suchen und den Abgesonderten nicht für einen Feind halten, sondern wie einen Bruder ermahnen müssen (2Th 3,15; Jak 5,19–20; Lk 19,10,15).
Artikel 30. Von dem jüngsten Tage und der Wiederkunft Christi vom Himmel wird bekannt: Dass der große Gott des Himmels, welcher im Anfange Himmel und Erde mit allen sichtbaren Dingen aus nichts erschaffen hat, abermals einen Tag und eine Zeit bestimmt habe, welchen kein Engel Gottes im Himmel, vielweniger ein sterblicher Mensch, wissen kann, sondern welcher die Menschen unversehens wie ein Fallstrick den Vogel und ein Dieb in der Nacht überfallen wird. Alsdann wird der große Gott alle diese Monarchien und sichtbaren Reiche vernichten und mit ewigem Feuer verbrennen, ausgenommen die Menschen, die den Willen Gottes getan haben, diese werden in Ewigkeit leben.
An diesem großen und jüngsten Tage des Herrn wird der Sohn Gottes, Jesus Christus, welcher in Gegenwart der Apostel in einer Wolke von der Erde gen Himmel aufgefahren ist, wieder vom Himmel kommen in den Wolken des Himmels, nicht aber in solcher niedrigen Knechtsgestalt, wie sein erstes Erscheinen in dieser Welt zu Bethlehem gewesen ist, sondern er wird sich in dieser seiner zweiten Ankunft als ein gewaltiger König aller Könige und Herr aller Herren in den Wolken mit der Kräfte und Herrlichkeit seines allmächtigen Vaters und aller Engel Gottes mit ihm offenbaren, und wird so durch die Posaunen Gottes und die Stimme des Erzengels ein unaussprechliches
Geläute und Feldgeschrei machen, sodass Himmel und Erde, alle Berge und Eilande werden bewegt werden, Sonne und Mond ihren Schein verlieren, die Sterne vom Himmel fallen, und alle Geschlechter der Erde aus Furcht und vor Erwartung der Dinge, die geschehen werden, weinen und über sich selbst heulen werden, und es werden alle des Menschen Sohn kommen sehen mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Von diesem letzten Tage des Herrn lest: »Und als er auf dem Ölberge saß, traten zu ihm seine Jünger besonders und sprachen: Sage uns, wann wird das geschehen und welches wird das Zeichen sein deiner Ankunft und der Welt Ende?« (Mt 24,3)
»Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb in der Nacht, in welchem die Himmel zergehen werden mit großem Krachen, die Elemente aber werden vor Hitze zerschmelzen, und die Erde und die Werke, die darinnen sind, werden verbrennen.« (2Pt 3,10; Sir 16,18; Mal 4,1)
»Denn ihr selbst wisst gewiss, dass der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Denn wenn sie werden sagen: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, so wird sie das Verderben schnell überfallen, gleichwie der Schmerz ein schwangeres Weib.« (1Th 5,2–3)
»Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen. Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel im Himmel, ohne allein mein Vater.« (Mt 24,35–36; Mk 13,31–32; Ps 102,27; Jes 51,6)
Von Christi Wiederkunft vom Himmel lest: »Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr hier und seht gen Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren.« (Apg 1,11)
»Denn er selbst, der Herr, wird mit einem Feldgeschrei und Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes hierniederkommen vom Himmel.« (1Th 4,16)
»Siehe, er kommt in den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen und die in ihn durchstochen haben, und werden heulen alle Geschlechter der Erde.« (Offb 1,7; Mt 24,30; Lk 21,28) Lest 1Th 1,10; 2Th 1,6–10; Dan 7,13; Jud 14–15
Artikel 31. Von dem leiblichen Tode und der Auferstehung der Toten wird bekannt, dass die Menschen im Anfange unsterblich geschaffen worden seien, dass aber durch des Teufels Neid und unserer ersten Eltern Sünde der Tod in die Welt gekommen sei, und gleichwie durch die Sünde Adams alle Menschen in ihm sündhaft geworden, so sind auch alle Menschen durch ihn dem leiblichen Tode unterworfen worden. Aus diesem Grunde ist über den Menschen ein einmaliger leiblicher Tod verhängt, dem das ewige Gericht nachfolgt, denn dieses sündhafte, vergängliche Fleisch und Blut kann das ewige, unvergängliche Reich nicht besitzen, sondern muss durch die Kraft Gottes, durch den Tod und die Auferstehung erneuert und verherrlicht werden.
Und gleichwie das Herz, die Seele und der Geist eines Menschen, der in einen tiefen Schlaf fällt, nicht ganz mit dem Leibe schläft, so entschläft oder stirbt der Geist oder die Seele des Menschen nicht mit dem Leibe, sondern sie ist und bleibt ein unsterblicher Geist, weshalb der leibliche Tod ein Schlaf und die Auferstehung der Toten eine Auferweckung von diesem Schlafe des Todes in der heiligen Schrift genannt wird.
Und gleichwie ein schlafender Mensch keine guten Gaben weder an der Seele, noch an dem Leibe, noch weniger aber Strafe, Pein und Tormente empfangen oder genießen kann, es sei denn, dass er zuvor von seinem Schlafe auferweckt werde, so können auch weder die Gläubigen das vollkommene himmlische Wesen, noch die Ungläubigen den ewigen Tod oder die Pein der Hölle an der Seele oder am Leibe empfangen, es sei denn, dass sie zuvor durch die Ankunft Christi von diesem Todesschlafe auferweckt worden und auferstanden sind.
Diesen letzten Gerichtstag erwarten die Seelen der Gläubigen in den Händen Gottes unter dem Altare Christi, um die verheißene Belohnung an ihrer Seele und an ihrem Leibe zu empfangen; ebenso aber werden die Seelen der Ungläubigen bewahrt, um nach dem gehaltenen Gerichtstage an ihrer Seele und an ihrem Leibe gestraft zu werden.
Und gleichwie durch die Sünde und Übertretung Adams der Tod über alle Menschen gekommen ist, so kommt auch durch den Erlöser Christus Jesus die Auferstehung der Toten über alle Menschen; und gleichwie die Sonne im Frühling durch ihren herrlichen Schein und Glanz nicht nur die wohlriechenden Kräuter, sondern auch die Dornen und Disteln aus der Erde zieht, welche verworfen sind und dem Feuer übergeben werden, so wird auch, in diesem großen letzten Tage und Stunde, Christus Jesus, die wahre Sonne der Gerechtigkeit, durch seine herrlichste Ankunft und Erscheinung in den Wolken des Himmels alle Menschen, böse und fromme, aus der Erde ziehen, sie erwecken und auferstehen lassen, sodass dieser große Gott, der durch seine Macht und gebietende Stimme im Anfang gesprochen hat: »Es werde Himmel und Erde,« und durch dieses gesprochene Wort sofort ein vollkommenes Werk darstellt, auch alle sichtbaren Dinge aus den unsichtbaren werden ließ, und den Menschen aus dem Staube der Erde geschaffen hat, wieder durch seine unveränderliche Kraft und sein allmächtiges Wort alle Menschen, die hier zu Staub und Erde geworden und die vom Feuer, Vögeln und Fischen verzehrt worden sind, am jüngsten Tage aus dem Staube hervorrufen, sie auferwecken und sie auferstehen machen wird, einen jeden mit seinem eigenen Leibe, Fleische, Beine, worin sie ihrem Schöpfer oder der Sünde gedient haben.
Und gleichwie eine gebärende Mutter, wenn ihre Stunde gekommen ist, die Frucht, die in ihr verschlossen liegt, nicht behalten kann, sondern dieselbe schnell wiedergeben muss, so wird auch, in dieser letzten Stunde, der Tod, die Erde oder Hölle und die See eilen, um die große Anzahl der Toten, welche in ihnen
vergangen und zu Staub und Asche geworden ist, wieder herzugeben. Diese alle werden wiederum auferweckt werden und auferstehen unvergänglich mit ihren eigenen Leibern, welche mit der Seele und dem Geiste, die durch den Tod von dem Leibe abgeschieden waren und unsterblich geblieben sind, wieder werden vereinigt werden; dann werden die Frommen, aus sterblichen und vergänglichen in unsterbliche und unvergängliche, aus schwachen und gebrechlichen in starke und herrliche, als in der Gleichheit der Engel Gottes und des herrlichen Leibes Christi verherrlicht werden, und es werden auch diejenigen, die in der schnellen Wiederkunft Christi vom Himmel überbleiben und lebendig erfunden werden, nach dem Ebenbilde Christi verwandelt und verherrlicht werden.
Von dem ersten oder zeitlichen Tode, der durch die erste Sünde entstanden ist, lest: »Denn du bist Erde und sollst zur Erde werden.« (1Mo 3,19; Pred 25,33)
»Und gleichwie dem Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, hernach aber das Gericht « (Hebr 9,27)
»Denn gleichwie durch einen Menschen der Tod kommt, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten.« (1Kor 15,21)
»Denn Gott hat den Tod nicht gemacht, und hat nicht Lust am Verderben der Lebendigen.« (Weish 1,13)
»Aber durch des Teufels Neid ist der Tod in die Welt gekommen.« (Weish 2,24; Röm 5,12)
Wie in der Wiederkunft Christi die Toten durch Christum auferweckt und auferstehen werden, lest: »Denn er selbst, der Herr, wird mit einem Feldgeschrei und der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes hernieder kommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst.« (1Th 4,16)
»Verwundert euch des nicht, denn es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören, und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber Übles getan haben zur Auferstehung der Verdammnis.« (Joh 5,28–29)
»Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und er wird mich hernach aus der Erde auferwecken, und werde darnach mit dieser meiner Haut umgeben werden, und werde in meinem Fleische Gott sehen; denselben werde ich selbst sehen, und meine Augen werden ihn schauen.« (Hi 19,25–27)
Lest ferner Jes 26,19; Dan 12,13; Mt 22,31–32; Joh 6,40; 11,25; 1Kor 15; Ps 90,3.
Wie in der Auferstehung der Toten die nichtigen Leiber der Menschen verherrlicht werden, lest: »In der Auferstehung werden sie weder freien, noch sich freien lassen, sondern sind gleichwie die Engel Gottes im Himmel.« (Mt 22,30)
»Unser Wandel aber ist im Himmel, von dannen wir auch warten des Heilands Jesu Christi, des Herrn, welcher unsern nichtigen Leib verklären wird, dass er ähnlich werde seinem verklärten Leibe, nach der Wirkung, damit er auch kann alle Dinge ihm untertänig machen.« (Phil 3,20–21; 1Kor 15,42,53)
Artikel 32. Von dem letzten Gerichte, der Hölle und Verdammnis der Ungläubigen wird bekannt, dass am jüngsten Tage, wenn sich
Christus Jesus in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit offenbaren wird, alle Völker vor seinem Richterstuhle werden versammelt werden, dass er sie voneinander scheiden wird, wie ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet, und dass er die Schafe zu seiner rechten, die Böcke aber zu seiner linken Hand stellen wird. Über dieselben ist Christus Jesus von Gott seinem Vater als Richter über Lebendige und Tote gesetzt, welcher kein Ansehen der Person gelten lassen wird; er bedarf auch nicht jemandes Zeugnis, denn es ist eines jeden Herz, Sinn und Gedanken wie ein geöffnetes Buch vor ihm offenbar. Dieser gerechte Richter wird den ganzen Erdkreis mit Gerechtigkeit richten, und als der große Hirte der Schafe über dieselben ein ewiges, unwiderrufliches Urteil aussprechen, und einen jeden an seinem eigenen Leibe belohnen, wie er hier getan hat. Zu allen gläubigen wiedergeborenen Kindern Gottes, welche in diesem Leben als gehorsame Schäflein die Stimme Christi gehört haben und derselben nachgefolgt sind, wird er sprechen: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, besitzt das Reich, das euch zubereitet ist vom Anfange der Welt; und zu allen Ungläubigen, die in diesem Leben Christum und sein Wort nicht gewollt, sondern dasselbe, als ungehorsame und widerspenstige Böcke, von sich gestoßen haben, wird er sagen: Geht hin, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist.
In diesem letzten Tage des Herrn wird der gerechte Gott dieser Welt alle guten Gaben entziehen, denn es werden Sonne, Mond und Sterne ihren Schein verlieren, und alles Licht und Herrlichkeit der Welt wird in eine ewige Finsternis verwandelt werden. Die Erde, das Wasser und die Bäche werden alsdann in brennendes Pech und Schwefel verwandelt werden, welches von Ewigkeit zu Ewigkeit brennen wird. Da nun diese Erde an vielen Stellen der Schrift die Hölle genannt und nirgendswo einer andern Hölle gedacht wird, so wird dieselbe für die Hölle und den Platz der Verdammnis gehalten, in welchem feurigen Pfuhle und äußersten Finsternis endlich alle Ungläubigen den Brand der Hölle und die ewige Verdammnis werden leiden müssen; und hier werden sie auch in und mit den sichtbaren Dingen, die sie hier in diesem Leben statt der ewigen, unsichtbaren erwählt, und die ihnen gedient haben, gestraft und gepeinigt werden.
An diesen Ort der Finsternis und in diesen feurigen Pfuhl werden alle Ungläubigen nach der Auferstehung, da ihre Seelen mit ihrem eigenen Leibe vereinigt sein werden, von Christo verwiesen werden.
Dann aber wird erfüllt werden, was von diesem letzten betrübten Scheidetage geschrieben steht, dass nämlich einer aus zweien, die auf dem Felde, Bette und der Mühle sind, angenommen und hingerückt werden soll in der Luft dem Herrn entgegen, dass aber die andern werden hier gelassen und in jenen Pfuhl der Finsternis verwiesen werden, wo sie werden mit dem
Teufel und seinen Engeln gequält werden und leiden werden in der Ewigkeit (welches der zweite Tod ist), und werden in Ewigkeit aller Gnade und Barmherzigkeit Gottes beraubt und davon geschieden sein.
Von dem letzten Gericht und wie das ganze menschliche Geschlecht vor dem Richterstuhle Christi erscheinen werde, damit ein jeder an seinem eigenen Leibe ein ewigwahrendes Urteil empfange, lest: »Und er hat uns geboten zu predigen dem Volke, und zu zeugen, dass er ist verordnet von Gott als Richter der Lebendigen und der Toten.« (Apg 10,42)
»Darum, dass er einen Tag gesetzt hat, auf welchen er richten will den Kreis des Erdbodens durch einen Mann, in welchem er es beschlossen hat.« (Apg 17,31; Ps 7,12)
»Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhle Christi, auf dass ein jeglicher empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibes Leben, es sei gut oder böse.« (2Kor 5,10; Röm 14,10)
»Und ich sah die Toten, beide, klein und groß, stehen vor Gott, und die Bücher wurden aufgetan, und ein anderes Buch ward aufgetan, welches ist des Lebens, und die Toten wurden gerichtet nach der Schrift in den Büchern, nach ihren Werken.« (Offb 20,12; Dan 7,10)
»Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit, und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Stuhle seiner Herrlichkeit, und werden vor ihm alle Volker versammelt werden, und er wird sie voneinander scheiden, gleich als ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet.« (Mt 25,31–32; 16,27; 2Th 1,6–9)
Von der Hölle und dem Orte der Verdammten lest: »Denn es ist der Tag der Rache des Herrn, und das Jahr der Vergeltung, zu rächen Zion. Da werden ihre Bäche zu Pech werden, und ihre Erde zu Schwefel, ja, ihr Land wird zu verbrennendem Pech werden, das weder Tag noch Nacht erlöschen wird, sondern ewiglich wird Rauch von ihr aufgehen.« (Jes 34,8–10; 2Pt 3,10; Sir 16,18)
»Und als Mose diese Worte hatte alle ausgeredet, zerriss die Erde unter ihnen, und tat ihren Mund auf und verschlang sie mit ihren Häusern, mit allen Menschen, die bei Korah waren, und mit aller ihrer Habe, und fuhren hinunter lebendig in die Hölle mit allem, was sie hatten.« (4Mo 16,31–32)
Lest ferner von Sodom und Gomorrha, wie sie umgekehrt und verdammt worden, und zu einem Exempel gesetzt seien und wie die Erde die Hölle genannt werde (1Mo 19,24; Jud 7; 1Mo 37,35; 42,38; 44,29; Apg 2,27,31; Ps 16,10). [Anmerkung: Das Wort »Scheol« in 1Mo 37,35; 42,38; 44,29; Ps 16,10 bzw. das Wort »hades« in Apg 2,27,31; sollte treffender mit Totenreich anstatt Hölle übersetzt werden.]
»Auf dass sie erkennen, dass womit jemand sündigt, damit wird er auch geplagt.« (Weish)
»Euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird euch zum Zeugnis sein, und wird euer Fleisch fressen wie ein Feuer.« (Jak 5,3)
Wie die Seelen der Ungläubigen von Gott bis zum letzten Gerichtstage behalten werden, um nach der Auferstehung mit ihren Leibern gepeinigt zu werden, lest: »Denn nach dem Tode wird ein Gericht kommen, da wir werden wieder lebendig werden, alsdann werden der Gerechten Namen bekannt sein, und die Werke der Gottlosen werden offenbar werden.« (4Esr 14,35)
»Denn siehe, es kommt ein Tag, der brennen soll wie ein Ofen, da werden alle Verächter und Gottlosen Stroh sein, und der künftige Tag wird sie anzünden, spricht der Herr.«
»Der Herr weiß die Gottseligen aus der Trübsal zu erlösen, die Ungerechten aber zu behalten zum Tage des Gerichts zur Bestrafung.« (2Pt 2,9)
»Diese hat er behalten zum Gerichte des großen Tages, mit ewigen Banden in Finsternis.« (Jud 6; Röm 14,10; 2Kor 5,10)
Lest ferner von der schrecklichen und unerträglichen Pein der Hölle (Mk 9,46; Mt 22,13; 24,51; 25,30,41; Offb 19,20; 21,8).
Artikel 33. Von dem Reiche der Himmel und dem ewigen Leben wird bekannt: Gleichwie ein sichtbares und vergängliches Reich dieser Welt ist, welches durch die Sünde und Bosheit der Menschen in der Finsternis ganz begraben ist, in welcher Finsternis der Satan, ein Geist der Bosheit, der sein Werk in den Kindern des Unglaubens hat, der oberste Fürst ist, welcher endlich mit allen seinen Dienern zum ewigen Geschrei und Reue bewegt werden und vergehen wird, so ist auch ein ewiges unbewegliches und unsichtbares Reich der Himmel, in welchem der König Christus Jesus ein Fürst und Herr ist, und in welchem alle Gläubigen mit Gott in einer immerwährenden Freude ewig leben werden. Zu diesem herrlichen Reiche der Himmel hat Gott durch seine Gnade und Güte von Anfang der Welt das gefallene menschliche Geschlecht eingeladen, erstlich durch seine Knechte, die Propheten, und dann durch den Sohn selbst, welcher, nachdem er dieses sein Reich eine Zeitlang verlassen, gekommen ist, gepredigt und alle Menschen eingeladen hat, den Schatten dieser Welt zu verlassen und zu eilen, in die ewige Ruhe einzugehen. Zu dem Ende ist das Mastvieh geschlachtet, und diese herrliche Mahlzeit zubereitet; darum ist nun den Menschen alle Entschuldigung, die sie wegen Acker, Ochsen und Weib vorbringen könnten, benommen, sowohl der Weg aber als Türe und Pforte geöffnet und zubereitet.
Dieses herrliche Reich des Himmels wird uns durch eine Stadt, voll aller Güter, und durch das neue Jerusalem, welches vom Himmel herniedergefahren kommt und von Gott schon zubereitet worden ist, wie eine geschmückte Braut ihrem Manne, deren Straßen von lauter Gold, die Pforten und Mauern aber von mancherlei Perlen und Edelsteinen erbaut und schön geziert sind, vorgestellt und abgebildet. In dieser Stadt ist die Klarheit und Herrlichkeit des allmächtigen Gottes, welche weder Mose auf dem Berge Sinai, noch irgendein sterblicher Mensch mit Augen hat anschauen können. Dieser Glanz und ewiges Licht wird in dieser Stadt bis in Ewigkeit scheinen und leuchten; hier wird alles Leid und Geschrei, Kälte, Nacktheit, Hunger und Durst in eine ewig ersättigende Freude und Lust verwandelt werden. Diese Herrlichkeit und Freude wird so unermesslich
und unaussprechlich groß sein, wie kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, es ist auch nicht in eines Menschen Herz gekommen, was Gott daselbst für diejenigen bereitet, die ihn lieb haben, und in diesem allervortrefflichsten himmlischen Wesen werden alle Gläubigen und Gott angenehmen Menschen in der Auferstehung der Toten, wenn ihre Seelen, welche durch den Tod von dem Leibe abgeschieden waren, und bis auf diese Zeit in den Händen Gottes bewahrt worden sind, wieder mit ihren Leibern vereinigt, und dadurch aus dieser irdischen Finsternis dem Herrn entgegen in die Luft entrückt werden.
Und gleichwie eine Braut von ihrem Bräutigam empfangen wird, so werden alle wahren Kinder Gottes alsdann von Christo Jesu mit Leib und Seele aus Gnaden aufgenommen und zu dieser herrlichen Freude eingelassen werden, wo sie Gott, wie er ist, in seiner unaussprechlichen Herrlichkeit mit allen himmlischen Heerscharen sehen und anschauen werden. Alsdann wird ihnen das Trauerkleid, oder der sterbliche Rock des Fleisches aus, und der unsterbliche wieder angezogen werden, und sie werden mit weißen, glänzenden Kleidern angetan, und mit allen Auserwählten Gottes von dem Sohne Gottes, den sie in dieser Welt bekannt haben, mit dem verborgenen Himmelsbrote gespeist werden, von dem Holze des Lebens essen und aus dem Brunnen des lebendigen Wassers trinken, und werden, gleichwie die Engel, mit frohen Zungen und Mund, in einem fröhlichen Getöne, dem Lamme, ihrem Bräutigam zu Ehren, das neue Lied singen, mit unaussprechlicher herrlicher Freude, welche niemand von ihnen nehmen wird, denn sie werden Könige und Priester Gottes sein, und mit Christo leben und regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Gott voller Gnade und Barmherzigkeit und allen Trostes, der uns von Anfange zu diesem seinem himmlischen Reiche und Herrlichkeit berufen hat, wolle uns unwürdige Menschen mit seinem guten Geiste begaben, uns seiner Gemeinschaft würdig machen und uns zu ihm ziehen, damit wir diesem hohen Ehrenlohne nachjagen und nachlaufen und denselben aus Gnade durch Jesum Christum in der Ewigkeit empfangen und genießen mögen. Amen.
Von dem ewigwährenden Reiche der Himmel und dessen König lest: »Darum, dieweil wir empfangen ein unbewegliches Reich, haben wir Gnade « (Heb 12,28)
»Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde, aber nun ist mein Reich nicht von hier.« (Joh 18,36)
»Empfangt das vertraute Geschenke, seid fröhlich und sagt Dank dem, der euch zu dem himmlischen Reiche berufen hat.« (4Esr; Kol 1,12; Ps 22,28)
Leset ferner, wie dieser ewige König Christus Jesus, bei seiner Wiederkunft vom Himmel, wenn die Toten auferstanden und das ewige Gericht gehalten sein wird, alle seine Reichsgenossen in sein ewiges herrliches Himmelreich aufnehmen wird, wo sie Gott in unaussprechlicher Herrlichkeit anschauen werden. Dann wird der König zu denen, die zu seiner Rechten sind, sagen: »Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt her.« (Mt 25,34)
»Aber die Gerechten werden ewiglich leben; und der Herr ist ihr Lohn, und der Höchste sorgt für sie. Darum werden sie empfangen ein herrliches Reich und eine schöne Krone von der Hand des Herrn.« (Weish 5,15–16; 1Pt 5,1; 2Tim 4,8; Offb 2,10; Jak 1,12)
»Darnach wir, die wir leben und überbleiben, werden zugleich mit denselben hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in der Luft, und werden so bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet euch nun mit diesen Worten untereinander.« (1Th 4,17; 1Kor 2,9; 1Pt 1,8; Joh 16,22)
»Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder, und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden; wir wissen aber, wenn er erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen wie er ist.« (1Joh 3,2; Phil 3,20–21)
»Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in der Herrlichkeit.« (Kol 3,4)
»Deine Augen werden den König sehen in seiner Schöne; du wirst das Land erweitert sehen, dass sich dein Herz sehr verwundern wird.« (Jes 33,17)
Alle, die aus lauterem Glauben die erforderten geistigen Tugenden erweisen, und in diesem
göttlichen Rufe bis ans Ende beharren, werden das ewige Leben erben: »Denn wo ihr solches
tut, werdet ihr nicht straucheln, und so wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang zu dem
ewigen Reiche unseres Herrn und Seligmachers Jesu Christi.« (2Pt 1,10–11)