Der Märtyrerspiegel

Teil I - Kapitel 17

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17  Der blutige Schauplatz oder Märtyrer-Spiegel der Taufgesinnten oder wehrlosen Christen, welche in dem zehnten Jahrhundert gelitten haben, von dem Jahre 900 an bis zu dem Jahre 1000 nach Christi Geburt

17.1  Kurzer Inhalt von den Märtyrern dieses zehnten Jahrhunderts

Um das Jahr 910 wird aus unserer Beschreibung der heiligen Taufe Giselbertus wieder erwähnt, welcher, zum Trost der Märtyrer, welche die Wassertaufe nicht empfangen konnten, vorgestellt, dass Gott mächtig sei, sich ihrer wegen ihres guten Willens zu erbarmen.

Eine schreckliche Verfolgung der Christgläubigen im Gebiete von Cordoba, durch die Araber und ihren König Habdarrhagman angestellt, wird auf das Jahr 923 angewiesen.

Eugenia, eine rechtsinnige christliche Frau, wird um des Zeugnisses Jesu Christi willen bei der Stadt Cordoba enthauptet, in demselben Jahre der Verfolgung, nämlich 923.

Später, im Jahre 925, wird ein Knabe von 13 Jahren, mit Namen Pelagius, welcher zu Cordoba, nachdem man ihn um des wahren christlichen Glaubens willen Arme und Beine abgehauen, zuletzt enthauptet.

Ein Extrakt oder Auszug aus P. I. Twisck Beschreibung von der Marter des Jünglings Pelagius.

Hierauf folgt eine Anmerkung, worin eine genaue Erörterung von dem Glaubensbekenntnis der Eugenia und des Pelagius gegeben wird.

Von der grausamen Verfolgung, welche der dänische König Worm unter den Christgläubigen angestellt hat, und welche auf das Jahr 926 angegeben wird.

Hierauf folgt eine Anmerkung, worin die obige Verfolgung ausführlicher angegeben und erklärt wird; ferner auch, dass die andern Verfolgungen auf dieselbe Weise verstanden und ausgelegt werden müssen.

Eine grausame Verfolgung der Christen durch Udo, dem slavonischen Fürsten veranlasst, haben wir auf das Jahr 950 angeführt.

Hierauf wird in dem Zusatze von einem schrecklichen Raube und Brande Nachricht gegeben, welchen die Saracenen in Syrien im Jahre 964 unter den Christen daselbst angestiftet haben.

Eine schwere vandalische Verfolgung der Christen in den Gebieten von Hamburg, Brandenburg, Havelberg und den angrenzenden Landschaften im Jahre 984 wird ausführlich erzählt.

Dann wird in dem Zusatze Bericht gegeben, dass sieben Jahre darauf, nämlich im Jahre 991, die Normanen, welche aus Dänemark nach Deutschland kamen, die Christen daselbst ungefähr 40 Jahre lang sehr geplagt haben; ferner, dass die Araber von 622 an bis zum Jahre 1300 fast in allen Landschaften Europas oder der Christenwelt viel Unheil gestiftet haben, und dieses ist der Beschluss von der Beschreibung der Märtyrer dieses Jahrhunderts.

Im Jahre 910 Etwa um das Jahr 910 haben wir in unserer Beschreibung der heiligen Taufe den sehr gelehrten, aber von seinen Widersachern hart beschuldigten Giselbertus angeführt, welcher sich, durch die Zeitumstände gezwungen, unter der römischen Kirche hat aufhalten müssen, wiewohl er ihrem Aberglauben, insbesondere in dem Artikel der Taufe hinlänglich widersprach.

Er lehrte von der heiligen Taufe, welche mit der Wiedergeburt und einem guten Willen vergesellschaftet. Er fügte auch zur Erklärung über Joh 3,5 hinzu:

Wenn jemand die äußere Taufe (es sei aus Verhinderung oder andern Umständen) nicht empfangen konnte, so wäre Gott mächtig, sich seines guten Willens zu erbarmen. Angeführt in der Taufgesch., 2. Teil, Pag. 567 aus der Cent. Magdeb. 10, Cap. 4.

Wenn nun hier die Leute, welche aus Not die Taufe entbehren mussten, gewissermaßen von Giselbertus mit der Barmherzigkeit Gottes getröstet werden, welcher mächtig genug ist, denjenigen, welche einen guten Willen haben, auch ohne die Taufe Barmherzigkeit zu erweisen, so lässt sich annehmen, dass zu dieser Zeit einige Not der Unterdrückung oder Verfolgung der Christgläubigen vorhanden gewesen sein müsse, denn in solcher Zeit kam es oft vor, dass Leute geneigt waren, sich auf den wahren Glauben an Jesum Christum taufen zu lassen, wozu sie jedoch, weil sie unterdrückt wurden, und die Gemeinde selbst und deren Lehrer sich nach verschiedenen Gegenden zerstreuten, nicht gelangen konnten, wie wir an verschiedenen Stellen unserer Beschreibung der Märtyrer mit klaren Beispielen bewiesen haben.

Es hat sich oft ereignet, dass Menschen zwar ungetauft, aber doch eines guten Willens, um des Zeugnisses des Herrn willen, in Gefangenschaft und Bande geraten sind; haben aber in ihrem Gemüt nicht ganz befriedigt sein können, obgleich sie an den Herrn glaubten, und diesen Glauben nicht nur mit Worten, sondern auch mit Werken, ja, mit ihrem Blute und standhaftem Tode auszudrücken und fest zu bezeugen entschlossen waren.

Bei solcher Gelegenheit oder gegen solche bevorstehende Not haben die frommen und um die Seelen bekümmerten Lehrer solche Leute oftmals getröstet, ihr Gemüt gestärkt und gegen die Verzweiflung sie durch die tröstliche Hoffnung erquickt, dass Gott auch ohne die Taufe (wenn dieselbe nicht mit Vorbedacht oder Mutwillen versäumt wird), um des guten Willens oder Vornehmens willen sich über solche erbarmen, ja, sie selig zu machen vermöge.

Dieses hat der vorgenannte Giselbertus gelehrt, und auf solche Weise hat er die gutwilligen Ungetauften getröstet; woraus unumstößlich hervorgeht, was wir oben gefolgert haben, dass nämlich damals einige Not der Unterdrückung um des Herrn Wortes willen vorhanden gewesen sein müsse, welche es erfordert, dass man jene Leute auf solche Weise getröstet.

Da dies aber nur auf Mutmaßungen beruht und nicht mit klaren Worten ausgedrückt wird, so wollen wir die Sache aufgeben und jetzt eine Verfolgung anführen, welche ungefähr 13 Jahre nach dieser Zeit durch die Araber gegen die Christgläubigen angefangen und mit Jammer und Elend ausgeführt worden ist.

Die Araber und ihr König Habdarrhagman stellen eine schreckliche Verfolgung unter den Christgläubigen in den Landschaften von Cordoba an, im Jahre 923 In dem Jahre unseres Herrn 923 ist eine schreckliche Verfolgung der Christgläubigen entstanden, welche von den Arabern veranlasst ist.

Hauptsächlich hat dieselbe Habdarrhagman, den vierten dieses Namens, einen arabischen König voller Bosheit, zum Urheber gehabt. Derselbe ließ sich zwar einen Beschirmer des Gesetzes Gottes und einen König der Gläubigen nennen, er hat aber, weil er mit bitterem Hasse gegen das wahre Gesetz Jesu Christi, und folglich auch gegen die wahren Christgläubigen, eingenommen gewesen, alle Christen für Ungläubige und Verächter des Gesetzes Gottes gehalten und erklärt.

Dabei hat er es jedoch nicht bewenden lassen, sondern hat auch grausam gegen dieselben gewütet und sie mit Feuer und Schwert verfolgt. Inzwischen ist hier etwas vorgefallen, was wir tief beklagen, dass nämlich die Abhandlungen der frommen Zeugen Jesu Christi, welche von demselben getötet worden sind, bis auf zwei, welche sich über Eugenia und dann über einen Jüngling von dreizehn Jahren aussprechen, verloren gegangen sind.

Von dieser vorgemeldeten Verfolgung vergleiche A. Mell., in dem 2. Buche der Hist. der Verf., gedruckt 1619, Fol. 312 unten in der 2. Spalte, mit Rude. Archiep. Tolet. & aliis Hisp. Scriptori.

Eugenia, eine aufrichtige christliche Frau, wird um des Zeugnisses Jesu Christi willen bei der Stadt Cordoba enthauptet, im Jahre 923 Es wird berichtet, dass in demselben Jahre nach der Geburt Christi, nämlich 923, eine aufrichtige christliche Frau, namens Eugenia, in der erwähnten Verfolgung um des Namens Jesu Christi willen ergriffen, und da sie bei dem Bekenntnis des Glaubens an den Sohn Gottes standhaft geblieben, durch den Tyrannen und Verfolger Habdarrhagman zum Tode gebracht und dem 16. März im Jahre 923 enthauptet worden.

Es wird von ihr berichtet, dass in einem Dorfe bei Cordoba (wo die Marter geschehen), Marmolejos genannt, als man das Fundament eines Hauses gegraben, eine Grabschrift gefunden worden sei, deren Anfangsbuchstaben jeder Zeile ihre Namen angezeigt: Eugenia, ein Zeuge (nämlich Jesu), zum Beweis, dass sie um des Zeugnisses Jesu, ihres Seligmachers, willen gestorben sei; ferner konnte man auch daraus die Zeit entnehmen, zu welcher Zeit dies geschehen, und auf welche Weise sie getötet wurde, dass sie nämlich mit dem Schwerte enthauptet worden, auf die Zeit wie oben angeführt ist.

Siehe die oben angeführten Bücher, verglichen mit den späteren Schreibern, welche an derselben Stelle aufgezeichnet sind.

Pelagius, ein Jüngling von dreizehn Jahren, wird zu Cordoba, nachdem er vieles um des wahren christlichen Glaubens willen erlitten, und ihm Arme und Beine abgehauen worden, zuletzt im Jahre 925 enthauptet Ungefähr zwei Jahre später, nämlich im Jahre 925, ist, dem Berichte nach, ein Jüngling von dreizehn Jahren, Pelagius genannt, um des Namens Christi willen in Cordoba getötet worden, dessen Geschichte sich so verhält:

Als es sich zutrug, dass sein Vetter Ermoigus (welchen einige Schreiber einen Bischof nennen) von dem arabischen Könige Habdarrhagman gefangen genommen und zu Cordoba verhaftet worden, hat dieser Ermoigus seinen Vetter, welcher damals ungefähr zehn Jahre alt war, um der Haft entlassen zu werden, statt seiner als Geisel gestellt, welcher in länger als drei Jahren nicht ausgelöst worden; es sei nun, weil seine Freunde solches versäumt haben, oder weil der König, da er sehr schön und gebildet war, ihn nicht in Freiheit setzen wollte.

Unterdessen hat sich der Jüngling tapfer in der christlichen Religion geübt, und sich selbst zu der bevorstehenden Marter, welche auf ihn zu warten schien, vorbereitet.

Als er ungefähr dreizehn und ein halbes Jahr alt war, wurde er vor den König gebracht, und als er vor ihm stand, fing er bald an, sein Glaubensbekenntnis zu tun, wobei er erklärte, dass er bereit sei, dafür zu sterben.

Der König, welcher eine andere Meinung hatte, als das Bekenntnis des Sohnes Gottes oder des christlichen Glaubens zu hören, hat hierauf diesem Jüngling, welcher im Bösen ganz unschuldig gewesen, einige ungeziemende Dinge vorgelegt, welche dieser junge Held Christi ritterlich und ganz christlich abgeschlagen hat, weil er lieber um des Namens Christi willen eines würdigen Todes sterben, als schändlich mit dem Teufel leben und mit so grausamen Sünden Leib und Seele beflecken wollte.

Der König, in der Hoffnung, dass derselbe sich noch überreden lassen würde, hat seinen Dienern befohlen, ihn mit schönen Verheißungen zu verlocken und ihm zu versprechen, dass, wenn er abfallen wollte, er alsdann an des Königs Höfe mit königlicher Pracht auferzogen werden sollte.

Der Herr aber, auf welchen er vertraute, hat ihn gegen alle Anlockungen dieser Welt gestärkt, sodass er sagte:

Ich bin ein Christ, und will ein Christ bleiben, und werde alle Tage meines Lebens nur Christi Geboten gehorsam sein.

Der König, als er gesehen, dass er standhaft blieb, ward im Zorne ergrimmt und sagte zu seinen Trabanten, sie sollten ihn nehmen, an eiserne Zangen aufhängen und so lange zwicken und auf und nieder lassen, bis er entweder den Geist aufgegeben, oder geleugnet habe, dass Christus sein Herr sei.

Als er aber dieses alles erlitten und überwunden hatte, stand er noch ohne Furcht und weigerte sich nicht, noch mehr Marter bis zum Tode zu leiden.

Als nun der Tyrann des Jünglings unerschütterliche Standhaftigkeit merkte, hat er befohlen, dass man ihn von Glied zu Glied in Stücke zerschneiden, und die Stücke in den Fluss werfen sollte.

Indem nun dieser Jüngling so vor dem Könige stand, und das Blut der an ihm verübten Marter von seinem Körper hinabträufelte, hat er niemanden als Jesus Christus, unsern Herrn, angerufen und gesagt:

O Herr! Erlöse mich aus der Hand meiner Feinde.

Als er nun seine Hände zu Gott erhob, wurden sie durch die Scharfrichter auseinander gespannt und ihm zuerst der eine, dann aber der andere Arm abgehauen; hierauf wurden ihm die Beine, zuletzt das Haupt abgetrennt. Nachdem solches geschehen, wurden die Stücke in den Fluss geworfen.

So hat dieser junge und fromme Zeuge Jesu Christi sein Leben auf den 19. Juni, im Jahre unseres Herrn 925, geendigt, nachdem seine Marter von morgens sieben Uhr bis zum Abend gedauert hatte.

Siehe den zuvor angezogenen Schreiber, welcher die arabische Verfolgung beschrieben hat, auf dem angeführten Blatt, in der 3. Spalte, verglichen mit Raguel in append. ad Eulog. super Pelagium.

Auszug aus P. I. Twisck’s Beschreibung von der Marter des Jünglings Pelagius Habdarrhagman, schreibt er, der König der Araber, als er von dem Bischofe Ermoigus dessen Vetter Pelagius zum Pfande oder zur Geisel empfangen hatte hat ihn mit glühenden Zangen zerrissen und nachdem er von Glied zu Glied auseinander gerissen worden ist, hat man ihn in den nächsten Fluss geworfen, als er dreizehn Jahre alt gewesen.

Chronik von dem Untergange der Tyrannen und jährlichen Geschichten, gedruckt 1617, das zehnte Buch auf das Jahr 925, Fol. 329, Col. 1, aus Merula, Fol. 621.

Wir haben weder von Eugenia noch von dem Jünglinge Pelagius, wie auch zuvor mit mehreren anderen Märtyrern geschehen, spezielle Stücke ihrer Glaubensbekenntnisse in Erfahrung bringen können, wiewohl wir viel Mühe darauf verwandt haben.

Es scheint fast, als ob die Schriften, welche ohne Zweifel ausführlich davon gehandelt haben, wie der Eugenia Grabschrift unter der Erde vergraben gewesen wären, und wenn solches gewiss wäre und man den Ort wüsste, so sollte ohne Widerrede keine Mühe gespart werden, um sie, wenn es möglich wäre, zu erlangen, weil dadurch unserer Vermutung nach das Licht der evangelischen Wahrheit in vielen Beziehungen hell und klar in den Tag kommen würde; während unterdessen andere, insbesondere die von der römischen Kirche, die seligen Bekenner Jesu Christi und deren Bekenntnisse, nach ihrem Gutdünken, mit dem Rauche ihrer menschlichen Erfindungen benebelt und, wie man einsehen kann, verdunkelt haben.

Doch aber, was nützt uns das Klagen? Wir müssen uns mit demjenigen, was uns davon erhalten wurden ist, begnügen; es kann sein, dass die speziellen Bekenntnisse und die Verhandlungen von dem Leiden und Tode vieler anderer Märtyrer, von welchen wir im Anfange gesprochen haben, durch die Gewalt der Verfolgung verloren oder auf andere Weise zu Grunde gegangen seien.

In dieser Verfolgung sind die Nachforscher der alten Urkunden unglücklicher gewesen als in irgendeiner vorhergehenden welche uns bekannt sind; denn in den angeführten anderen Verfolgungen, wie hart, schwer und scharf sie auch gewesen sein mögen, hat uns die Sorgfalt einiger Schreiber, außer einer speziellen Auskunft in Ansehung der Bekenntnisse, immer eine ziemliche Anzahl zurückgelassen, während in dieser Verfolgung, obschon sehr viele getötet wurden sind, nicht mehr als zwei Personen genannt werden, von welchen wir eben erzählt haben.

Wiewohl wir uns nun mit dem Besagten begnügen müssen, weil wir nicht weiter gehen können, so sollen gleichwohl die obengenannten Märtyrer, Eugenia und der Jüngling Pelagius, von uns nicht geringer geachtet werden, wenngleich wir sie nicht in allen Beziehungen für fehlerfrei erkennen wollen, denn wer ist wohl auf Erden ohne Gebrechen? Wir halten sie aber von solchen Gebrechen frei, die jemand von Christo abscheiden oder ihm den Namen eines wahren Märtyrers rauben, wenngleich er seines Glaubens wegen gelitten hätte.

Die Rechtsinnigkeit dieser Menschen, sowohl in ihrem Glauben als auch im Leben, kann füglich aus den Umständen, welche die Alten beschrieben haben, abgenommen und beurteilt werden, welche, obwohl sie kurz sind, dennoch die Begebenheit in ein klares Licht stellen.

Was der Eugenia und des Pelagius Glauben betrifft, so ist solcher aus ihrem Bekenntnisse zu erkennen. Eugenia wurde deshalb Märtyrerin, das ist (nach der griechischen Sprache) ein Zeuge, genannt, mit welchen Namen selbst in und um der Apostel Zeit solche belegt zu werden pflegten, welche um des offenen und rechtsinnigen Zeugnisses Jesu, ihres Seligmachers, willen, ihr Leben gelassen, oder wenigstens vieles erlitten haben.

Von dem Jünglinge Pelagius berichten die Schreiber, dass er sein Glaubensbekenntnis abgelegt und dabei erklärt habe, dass bereit sei, auf denselben Glauben für den Namen Christi zu sterben.

Ferner, dass er, während er litt, niemand als seinen Herrn Jesum Christum angerufen und gesagt habe: O Herr, erlöse mich aus den Händen meiner Feinde!

Was beider Leben betrifft, so ist klar, das es rechtsinnig gewesen sei, sowohl in Ansehung des großen Vorsatzes, welchen beide hatten, den Herrn nicht nur mit dem Munde zu bekennen und mit den Werken in der Wiedergeburt ihm nachzufolgen, sondern auch mit Aufopferung ihres Leben ihn durch einen gewaltsamen Tod zu verherrlichen und seinen heiligen Namen groß zu machen; und ferner, dass sie solches nicht nur vorgenommen und beschlossen, sondern auch mit der Tat bekräftigt, zu Ende gebracht und bewerkstelligt haben, welches jedenfalls das Größte und Wichtigste bei der Sache ist.

Von Pelagius haben wir vernommen (aus der Beschreibung), dass er gesagt: Ich bin ein Christ und will ein Christ bleiben und nur den Geboten Christi alle Tage meines Lebens gehorsamen.

Er begehrte nur den Geboten seines Seligmachers, und nicht dem menschlichen Aberglauben, gehorsam zu sein, und das bis ans Ende seines Lebens, welches auch nach seinen Kräften geschehen ist.

Übrigens haben wir weder von Eugenia, noch von Pelagius, bei glaubwürdigen Schreibern etwas auffinden können, was dem vorgenannten guten Zeugnisse des Glaubens und des Lebens genannter zweier Personen widerspräche, oder dass man ihnen etwa papistische Weisen, päpstliche oder bischöfliche Erfindungen, oder römische erdichtete Gebräuche, dergleichen Dinge damals sehr im Schwunge waren, zur Last legen könnte.

Hiermit glauben wir, dieser Sache ein Genüge getan zu haben; darum wollen wir davon scheiden und unsere angefangene Beschreibung fortsetzen.

Eine grausame Verfolgung der Christgläubigen wird durch den dänischen König Worm im Jahre 926 veranlasst Es wird angeführt, dass im Jahre 926 nach der Geburt Christi, in einem andern Winkel, als wovon wir zuvor gesprochen haben, nämlich aus Dänemark, ein grausamer Tyrann sich erhoben, nämlich der König dieses Landes, dessen Name und Taten einigermaßen miteinander überein kamen.

Sein Name war Worm, und was er tat, bestand in Nagen, Beißen und Verschlingen, sodass er den Nachfolgern des christlichen Glaubens viel Verdruss, Jammer und Herzeleid angetan, indem er dieselben verfolgte und quälte, auch, wie es scheint, sie tötete und zu Grunde richtete.

Von diesem Tyrannen redet P. I. Twisck mit diesen Worten:

Zu dieser Zeit hat der König Worm in Dänemark gelebt, ein grausamer Tyrann und Verfolger des christlichen Glaubens.

In dem Jahrbuche von dem Untergange der Tyrannen, das 10. Buch auf das Jahr 926, Fol. 329, Col. 1 aus Leonh., Buch 4, Fol. 190.

Dieser König Worm ist nicht der erste Tyrann gewesen, welcher aus Dänemark hervorgegangen ist, indem schon im vorhergehenden Jahrhundert von der Tyrannei, welche die Dänen an den Christgläubigen verübt haben, gehandelt worden ist.

Wir haben kurz vor dieser Beschreibung uns mit gutem Grunde beklagt, dass nicht mehr als zwei gemarterte Personen in der ganzen Verfolgung namhaft gemacht worden, und dass wir von ihren Bekenntnissen nur das oben Angeführte wissen.

Hier aber könnten wir uns wohl mit mehr Recht beklagen, weil unter allen Verfolgten und Gemarterten, deren doch, wie es scheint, eine große Anzahl gewesen ist, nicht eine einzige Person genannt wird.

Überdies wird auch ihr Glaubensbekenntnis gänzlich verschwiegen, welches doch die Veranlassung gegeben, dass viele derselben dem Anscheine nach gelitten haben, gemartert und getötet worden sind.

Übrigens ist diese Sache nicht ganz ohne Licht oder Klarheit, weil von dem Tyrannen, welcher obige Verfolgung angestiftet hat, bezeugt wird, dass er ein Verfolger des christlichen Glaubens gewesen sei.

Es sei nun, dass er alle, die mit dem christlichen Namen belegt wurden, oder nur die Christgläubigen, auf welche hier gezielt zu werden scheint, verfolgt habe, so ist doch gewiss, dass die rechtsinnigen Gläubigen, welche keinen gewissen Wohnort hatten, sondern hie und da in der Welt zerstreut waren, nicht frei ausgegangen seien; denn dieselben haben sich aus Not unter den genannten, ja, auch unter den bösen Christen oft aufhalten müssen, mit welchen sie dann auch oft, wenn eine Not entstand, jedoch nicht aus gleicher Ursache, haben leiden müssen; denn ich will jetzt davon schweigen, dass die bösen Christen nach ihrem Gelüste die rechtsinnigen und guten Christen nicht wenig verfolgt und ihnen, nachdem sie dieselben sehr gequält, mehr als die Heiden, zum Tode verholfen haben, sodass allem Anscheine nach, als erwähnter Tyrann die Christgläubigen, oder wie unser Schreiber spricht, den christlichen Glauben verfolgte, er auch nicht wenige oder doch mindestens hie und da einige der rechtsinnigen und wahren Christen ihres Glaubens wegen umgebracht hat; der großen Not nicht zu gedenken, in welche sie durch andere geraten sind.

Dabei wollen wir es denn bewenden lassen, und nicht nur von dieser, sondern auch von andern Verfolgungen der Christgläubigen, von welchen wir etwa in dem Verlaufe handeln werden, dieselbe Meinung behalten und auf gleiche Weise nach Art und Regel der göttlichen Liebe davon urteilen; wobei wir uns aber vorgenommen haben, dafür Sorge zu tragen, dass wir keine Verfolgung anführen werden, die ein Kennzeichen trägt, dass die Verfolgten keineswegs rechtsinnig, sondern nur Schein- und Mundchristen gewesen seien.

Dem Ersten wollen wir nachstreben und das Letzte vermeiden, und jetzt unserem vorgesteckten Ziele näher gehen.

Eine schreckliche Unterdrückung der Christen wird durch Udo, den flavonischen Fürsten, im Jahr 950 veranlasst Ungefähr 24 Jahre nach dem Anfange obiger Verfolgung, welche durch den dänischen König angestiftet worden, ist aus Slavonien eine sehr dunkle Wolke über die Christgläubigen aufgegangen, welche mit einem schweren Regen oder Blutvergießen den unschuldigen und wehrlosen Christen gedroht hat.

Denn Udo, welcher ein Fürst der Slavonier gewesen, hat sich damals gegen die Christgläubigen grausam gezeigt, indem er sich gegen dieselben als ein großer Tyrann erwiesen hat, wofür er freilich mit dem Tode durch die Hand eines Sachsenfürsten gebüßt hat, wie unten zu sehen ist.

Hiervon werden in der Chronik von dem Untergange der Tyrannen, in dem 10. Buche, Ausgabe von 1617, auf das Jahr 950, Pag. 324, Col. 2, diese Worte gelesen, ausgenommen die Worte, welche eingeklammert sind:

Udo, der Slavonier-Fürst, ein großer Verfolger der Christen und grausamer Tyrann, ist (damals) von einem aus Sachsen durchstochen worden; ausgezogen aus And. Gesch., Blatt 182.

Vergleiche diese Beschreibung mit demjenigen, welches nach der letzten Anmerkung über die Verfolgung des Jahres 926 zur Erklärung angeführt worden ist, denn auf diese Weise müssen auch die Umstände letztgedachter Verfolgung des Jahres 950 erklärt werden.

Nota – Im Jahre 964, als vierzehn Jahre nach der letztgemeldeten Verfolgung, haben die Christen in Syrien viel leiden müssen, aber nicht so sehr an ihren Leibern, als an ihren Gütern, durch gewaltigen Raub und Brand, welchen die Saracenen angerichtet haben, wovon ich unter andern diese Beschreibung gefunden habe: Im Jahre 964, unter der Regierung dieses Kaisers, nämlich N. Phocas, derer, die im Orient zu Constantinopel regierten, haben die Saracenen in Syrien mit Rauben und Brennen den Christen viel Schaden getan. Siehe den Schreiber, welcher von dem letztgenannten Udo in demselben Buche, gedruckt 1617, Page 340, Col. 1 aus Chron. Melancht., Lib. 4, geschrieben hat.

Wer will nun sagen, dass solches nicht über sie gekommen sei um des Bekenntnisses des christlichen Glaubens willen? Oder dass nicht einige Rechtsinnige um des wahren Bekenntnisses ihres aufrichtigen Glaubens willen unter den vorgemeldeten Leuten gelitten haben sollten? Solches würde schwer zu sagen, viel weniger zu erweisen sein, weil die Rechtsinnigen, ob ihrer zu Zeiten schon wenig an der Zahl gewesen, fast in allen Landen sich niedergelassen hatten. Da aber diese Sache dunkel ist, so wollen wir sie auf sich beruhen lassen.

Eine schwere Verfolgung der Christen in den Grenzen von Hamburg, Brandenburg, Havelberg und den angrenzenden Landschaften wird durch die Vandalen im Jahr 984 angestellt Zu der Zeit des Kaisers Otto des Dritten, welches auf das Jahr 984 nach der Geburt Christi fällt, hat Mistavus, der Vandalenkönig, wie die Alten berichtet haben, in den Grenzen von Hamburg, Brandenburg, Havelberg und den nahegelegenen Landschaften eine schwere Verfolgung unter den Christgläubigen angestellt; wir wollen jetzt nicht seiner Tyrannei zu Altenburg gedenken, weil solches, wie man denken kann, hauptsächlich die römisch Gesinnten betroffen hat.

Diese Verfolgung hat ihre Entstehung durch einen Hass genommen, welchen der vandalische König Mistavus gegen Otto hatte, weil derselbe sich vorgenommen hatte, ihm seine Tochter zur Hausfrau zu geben, nachher aber sich dessen geweigert, um Theodoricus, des Markgrafen von Brandenburg, willen, welcher widersprach und sagte: Es gebührt sich nicht, eine so edle Jungfrau einem Hunde (so nannte er den vandalischen König) zu geben.

Mistavus, welcher hierüber sehr entrüstet ward, schickte sich an, diese Beleidigung zu rächen, jedoch nicht an denen, welche ihm das Leid zugefügt hatten, nämlich an Otto und Theodoricus, die Obersten und Häupter der vorgenannten Länder, sondern an ihren Untertanen, welche doch an demjenigen, was ihre Obersten getan, keine Schuld hatten; aber so geht es gewöhnlich, dass die Untertanen dasjenige entgelten müssen, was die Regenten verschuldet haben.

Deswegen hat er sich den nahewohnenden Christen widersetzt und dieselben grausam verfolgt, wodurch zwar ihre Leiber schrecklich gelitten, der Geist derer aber gehoben wurde, welche durch die Liebe unzertrennlich an ihrem Gott und Seligmacher gebunden gewesen, und daher mit Paulus sagen konnten: »Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Herrschaft und Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch irgendeine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die da ist in Christo Jesu, unserm Herrn.« (Röm 8,38–39)

Über den Tyrannen Mistavus, welcher ihnen diese Not verursachte, wird berichtet, dass er eine heftige Verfolgung im Jahre 984 unter den angrenzenden Christen angestellt habe; ferner, dass Hamburg, Brandenburg und Havelberg Teil an dieser Verfolgung gehabt haben.

Vergleiche P. J. Twisck Anmerkung in dem zehnten Buche seiner Chronik auf das Jahr 984, Pag. 348, Col. 2, mit der Beschreibung des Merula, Fol. 649 und Georg. Histor., Lib. 5.

Um unsere Ansicht in dieser Verfolgung recht zu verstehen, wolle sich der Leser gefallen lassen, die verschiedenen Anmerkungen durchzulesen, die wir durchgehend in diesem Jahrhunderte nach dem Wörtchen Nota gesetzt haben, und zur Erklärung dieser letztgenannten Verfolgung mit anzunehmen.

Nota – Sieben Jahre nach der Verfolgung, von welcher wir eben gemeldet haben, nämlich im Jahre 991, haben die Normannen aus Dänemark, als sie nach Deutschland kamen, die Christen daselbst sehr zu plagen angefangen, welches wohl 40 Jahre lang, das ist, volle 30 Jahre nach dem Ausgange dieses Jahrhunderts, gewährt hat. Chronik von dem Untergange der Tyrannen, gedruckt 1617, das 10. Buch auf das Jahr 991, Pag. 351, Col. 1 aus Chron. Avent., Lib. 4, Vinc., Fol. 502. Auch kann in der türkischen Geschichte weitläufig gelesen werden, dass die Araber, von welchen wir in der Beschreibung der ersten öffentlichen Verfolgung in diesem Jahrhundert auf das Jahr 923 gesprochen haben, nicht nur zu derselben Zeit, sondern auch von dem Jahre 902 an bis zu dem Jahre 1300, fast alle Länder der bekannten Welt wie ein Haufen Heuschrecken, um alles zu verderben, durchzogen haben, zum großen Jammer und Elende vieler Christgläubigen, wovon kürzlich Abr. Mell., 2. Buch von der Verf. etc., Fol. 312, unten an der 4. Spalte und Fol. 313, Col. 1, obenan, Meldung getan wird.