Das Verderben dieses Jahrhunderts, durch den päpstlichen Aberglauben verursacht, wird von J. Mehrning und P. J. Twisck mit Jammer und Betrübnis beklagt.
Gleichwohl wird nachher angeführt, dass mitten in den päpstlichen Finsternissen noch Leute gewesen seien, welche in dem Artikel der heiligen Taufe von der Einsetzung Christi und seiner Apostel nicht abgewichen sind.
Giselbertus lehrte damals, dass die Taufe mit der Wiedergeburt und einem guten Willen verbunden sein müsse.
Hierauf folgt Ansbertus; derselbe erklärt, dass Christus durch die Predigt und die Taufe noch täglich sich Erbgenossen ausgebäre. Ferner, dass man auf das Bekenntnis der heiligen Dreieinigkeit getauft werden müsse; endlich, dass man nach der Taufe nicht sündigen möge.
Auf Ansbertus Smaragdus, welcher sagt, dass es unmöglich sei, dass der Leib das Geheimnis der Taufe recht empfange, wenn nicht zuvor die Seele die Wahrheit des Glaubens angenommen hätte; ferner, dass die treffliche Taufordnung Christi den Aposteln zuerst befehle, alle Völker zu lehren und sie nachher der Taufe des Glaubens einzuverleiben.
Dann offenbart sich Theophilactus, welcher von der Taufe treffliche Zeugnisse beibringt; unter andern, dass die Getauften Christus angezogen haben, eben wie Gal 3,27. Ferner, dass die Täuflinge dem verlorenen Sohn, wie er belehrt worden ist, gleich seien; dass derjenige nicht recht getauft worden sei, der nicht geglaubt habe; ferner, dass alle Gläubigen in der Taufe mit dem Heiligen Geist erleuchtet werden; ferner, dass niemand als gläubig erkannt werden möge, der nicht wiedergeboren ist oder der nach dem Fleisch lebt; ferner, dass die wahren Getauften den Heiligen Geist durch böse Werke nicht vertreiben, sondern das Bild Gottes unbefleckt bewahren müssen; ferner, dass das gute Bekenntnis, wovon man liest (1Tim 6,12), bei der Unterrichtung derjenigen, die getauft werden sollen, geschehen müsse; ferner, dass die Täuflinge des Johannes durch die Buße von dem Band der Seele erlöst worden seien; ferner, dass die Ankömmlinge vor der Taufe Buße getan haben; endlich, dass man den Getauften das heilige Abendmahl gegeben habe.
Hierauf wird aus D. Vicecomes erklärt, dass die Papisten, als die Kindertaufe bei ihnen eingeführt wurde, die Weise, den Getauften das Abendmahl zu geben, abgeschafft haben.
Weiters wird behauptet, dass die Römischgesinnten die Kindertaufe so gut als das Kinderabendmahl hätten abschaffen sollen.
Die Taufe des Olympius und seiner Ehefrau Exuperia, desgleichen seines Sohnes Theodulus, wird aus Simon Metaphrastes angeführt; ferner von der Taufe des Theridates und des Nemesius.
Fulbertus Carnotensis ist der letzte Zeuge der heiligen Taufe. Hiermit ist dieses Jahrhundert geendigt.
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Wir gehen nun auf das zehnte Jahrhundert nach der Geburt Christi über, um in demselben, wie wir auch in den vorhergehenden Zeiten getan haben, das Kennzeichen der Christgläubigen, nämlich die wahre Taufe, und wie man nach derselben gelebt habe, nach der Einsetzung Christi und dem Gebrauch seiner Apostel zu finden und wollen an einer passenden Stelle dartun, dass dieselbe auch zu dieser Zeit unter großem Druck gestanden und ausgeübt worden ist.
Doch was sollen wir von diesem Jahrhundert sagen? Viele Gutmeinende, welche die Wahrheit geliebt haben, haben sich davor entsetzt und einen Abscheu dagegen gehabt, weil die unzählbaren menschlichen Aberglauben der Römischen Kirche fast bis zum Himmel erhoben und die reinen Gebote Jesu Christi, ohne welche niemand selig werden kann, fast bis in den Abgrund niedergeworfen waren.
Dieses ist das Jahrhundert gewesen, worüber sehr wehmütig geklagt wird, weil die päpstliche Tyrannei in dem Stück des Gottesdienstes über alle Maßen überhand genommen hatte.
Von diesen Umständen stehen in der heiligen Taufgeschichte Jac. Mehrn. die Worte nach dem Titel geschrieben:
Von dem jämmerlichen Zustand des Gottesdienstes in dem zehnten Jahrhundert. In dieser tausendjährigen Zeit, das ist in diesem zehnten Jahrhundert, hat das Reich des römischen Papstes fast alle Kirchen in Europa über die Maßen verdunkelt und eingenommen, sodass alles nach seinem Gefallen, sowohl im geistigen als auch im weltlichen Regiment, eingerichtet werden musste; dadurch hat diese Zeit eine große Finsternis erlitten, in welcher sehr wenig gelehrte, tugendhafte und berühmte Männer gelebt haben. Man durfte aus Furcht der großen Tyrannei kaum das geringste Wort reden, es sei von Verfälschung der Lehre oder von Missbräuchen im falschen Gottesdienst oder den gräulichen Lästerungen, welche überhand nahmen; denn sobald diejenigen, die es besser verstanden und Gott fürchteten, sich mit dem geringsten Wort dagegen hören ließen, so donnerte er, nämlich der Papst, mit dem Bann von dem römischen Stuhl, wie mit Hagel und Blitz, sodass jeder erschrak, weil auch die weltlichen Herren von ihm bezaubert und eingenommen waren. Was ist es demnach für ein Wunder, dass die Taufe immer mehr verfälscht worden ist? Taufgeschichte über das Zehnte Jahrhundert, Pag. 566, aus der Cent. Magd. 10, Kap. 1.
Was die Missbräuche betrifft, welche damals auf Befehl des Papstes und der Konzilien, in, bei und um die Taufe eingerissen waren, so werden solche von verschiedenen Schreibern angegeben, wie in Cent. Magd. Cent. 10, Kap. 5, 10 und 11 zu sehen ist.
Während zuvor an vielen Orten die Katechumenen oder Lehrjünglinge nicht eher getauft wurden, als bis sie nach nötiger Unterweisung von ihrem Glauben Rechenschaft gaben, es sei auf Ostern oder Pfingsten, [Anmerkung: Aus dem NT kann man nicht entnehmen, dass nur auf bestimmte Zeiten getauft werden sollte. Siehe Apg 9,18; 16,33; 18,8; 19,5 und andere Stellen. Die Taufe sollte erfolgen, wenn ein wahrhaft bußfertiger Mensch diese begehrt.] so wurde nun verordnet, dass man dieselben, wenn der Tod oder einige Gefahr des Lebens zu fürchten sei, sofort taufen sollte. Metaph., Buch 2, Kap. 5.
Während man zuvor mit ungesegnetem oder unbeschworenem Wasser taufte, so wurde es nun gesegnet oder beschworen; ja, man brauchte dabei den Chrisam, die Bezeichnung mit dem Kreuz an der Stirn, das Chrisam-Öl. Taufgesch., Pag. 576, Nr. 13.
Aber das Verspottendste war dieses, dass, da man zuvor nur Menschen getauft hatte, nun auch der Papst Johannes der Vierzehnte befohlen hatte, dass man die große Glocke in der lateranischen Kirche taufen und nach seinem Namen nennen sollte. B. H., Pag. 577, aus Balaeo, Cent. 2; P. J. Twisck, Chronik, das 10. Buch auf das Jahr 965, Pag. 341.
Die überaus großen Irrtümer der Römischen Kirche und die schreckliche Finsternis, worin alle Völker (ausgenommen einige Fromme) in diesen betrübten Zeiten gelebt haben, werden in P. J. Twiscks Chronik am Schluss des tausendsten Jahres mit den Worten ausgedrückt, welche nach dem Titel folgen:
Nähere Anmerkung von dem elenden Zustand des Gottesdienstes, wie er in diesem Jahrhundert im Gebrauch gewesen ist. Was die vorhergehenden hundert Jahre betrifft, so kann ich von einer Verbesserung nichts berichten, denn die weltlichen Sachen kämpften mit viel Unruhe, Streit, Elend und Jammer. Das päpstliche Regiment gewann die Oberhand, die abgöttischen Zeremonien kamen in großer Menge auf, das Taufwasser wurde geweiht, die Ölung wurde von dem Bischof allein zubereitet, nämlich zwei Tage vor Ostern und nachher andern gegeben; das Abendmahl oder Sakrament wurde fast jeden Sonntag an einem Altar oder einer dazu zubereiteten Tafel ausgeteilt; die Absonderung oder der Kirchenbann wurde sehr kühn missbraucht, nicht nur bei schlechten oder geringen Personen, sondern auch selbst bei Kaisern, Königen und Prinzen; die Strafe, welche den Bußfertigen auferlegt wurde, bestand größtenteils darin, dass sie sich sieben Jahre lang gewisser Speisen, des Fleisches und des Weines enthielten, Almosen austeilten, Kirchen bauten, Klöster stifteten und dergleichen Belastungen mehr, den Vermögensumständen eines jeden gemäß.
Man lehrte, dass man die Heiligen anbeten müsse, nicht, um diejenigen Personen, die bitten, selig zu machen, sondern um für jene zu bitten und Hilfe von Gott zu begehren.
Man stellte heilige Leute vor, welche vor Christi Zeit im Alten Testament verstorben sind, und, wie man sagte, in der Hölle gewesen waren, jedoch ohne Pein und Schmerzen; eine fremde Meinung und böse Lehre von diesen heiligen Vätern.
Man sagte, dass ein Fegefeuer sei, wo man nach diesem Leben büßen und die Sünden mit Leiden abwaschen müsse.
Es war sehr allgemein, dass man einige geistliche Personen unter die Zahl der Heiligen setzte, ihre Festtage, welche den Heiligen zu Ehren eingesetzt wurden, nahmen fast die Hälfte des Jahres ein; die Bilder und Gräber der Heiligen waren in großem Ansehen.
Könige, Prinzen, Herren, Geistliche und Weltliche wallfahrten nach Rom, St. Jakob, Jerusalem und andern Plätzen, wo die Leiber der Heiligen oder ihre Gebeine begraben oder verwahrt wurden, gerade als ob tote Gebeine ohne Geist Leben oder sonstigen Nutzen gewähren könnten.
Die Kranken pflegten an dem Ohr des Priesters zu beichten und darauf das Sakrament des Öls zu empfangen, und so starb man getrost, wenn auch keine Wohltat für sie daraus hervorging.
Die Toten wurden mit dem Geläut der Glocken, mit Kerzen und Fackeln, mit Gesängen, mit Messen, Nachtwachen und Gebeten für ihre Seelen zur Erde bestattet. P. J. Twisck, Chronik, das 10. Buch, Pag. 361, am Schluss des zehnten Jahrhunderts.
Durch solche Missbräuche ist dieses zehnte Jahrhundert durch den päpstlichen Aberglauben ganz verdorben worden; aber wie in dunkler Mitternacht die Sterne noch einigen Glanz verbreiten, so haben sich, damit die Kennzeichen der wahren Kirche Gottes nicht ganz in Finsternis versinken möchten, doch einige erhoben, welche, besonders in dem Artikel der Taufe, bewiesen haben, dass sie, was die Sache selbst betrifft, mit der Einsetzung Christi und dem Gebrauch seiner heiligen Apostel einstimmig waren, was aus ihren hinterlassenen Schriften ersehen werden kann.
Im Jahre 910, oder jedenfalls am Anfang dieses Jahrhunderts, wird von den alten Schreibern Giselbertus angeführt, welcher ein gelehrter Mann gewesen ist, der aber von seinen Widersachern vieler fremden Meinungen wegen sehr beschuldigt wurde; durch die Not gezwungen hat er sich unter das Papsttum, welches alles verwüstete, versteckt, und darunter verborgen gelegt. Wenngleich ihn manche für ein Mitglied der Römischen Kirche ausgegeben haben, so hat sich derselbe doch nach allen seinen Kräften dem Papst und der Römischen Kirche, besonders in dem Artikel der Taufe, in nicht geringem Maß widersetzt.
Denn wenn der Papst und die Römische Kirche durchgehend gelehrt haben, dass es nötig sei, ja, dass es bei Strafe der Verdammnis anbefohlen wurde, die jungen Kindlein zu taufen (obgleich dieselben weder wahre Wiedergeburt noch guten Willen haben, noch haben können, welches doch wohl von den Täuflingen erfordert wird Mt 3,7–8 ), so lehrte er, dass es wohl zur Seligkeit nötig sei, getauft zu werden, dass aber diese Taufe mit der Wiedergeburt und einem guten Willen vergesellschaftet sein müsse, welche Dinge er als das vorzüglichste Mittel zur Seligkeit, außer der Gnade Christi, angegeben hat, sodass jemand, wenngleich er nicht getauft wäre (wenn nämlich dazu keine Gelegenheit vorhanden gewesen wäre), gleichwohl um der Gnade und Macht Gottes willen selig werden könne, vorausgesetzt, dass er die Tugenden dazu besitze.
Hiervon steht unter andern diese Anmerkung in der heiligen Taufgeschichte von Jac. Mehrn., Pag. 567:
Von der Notwendigkeit der Taufe. Giselbertus (Alterat.) sagt: (Es ist wahr) Gott kann selig machen; doch kann der Mensch ohne die Taufe nicht selig werden (nämlich die Taufe, welche mit der Wiedergeburt vergesellschaftet ist, wie die folgenden Worte lauten); denn so zeugt und spricht der Stifter dieses Sakramentes selbst: »Es sei denn, dass jemand wiedergeboren werde aus Wasser und Geist, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.« Es steht aber nicht in des Menschen Gewalt, diesen Weg zu verachten und einen andern zur Seligkeit zu erwählen; wohl aber steht es in Gottes Gewalt, wenn der Mensch das Mittel (nämlich die Taufe) nicht haben kann, sich seines guten Willens aus Gnaden zu erbarmen. Cent. Magd. 10, Kap. 4, aus Giselbertus.
Wenn nun hier in diesen letzten Worten von dem guten Willen des Täuflings geredet wird, so ist zur Genüge bekannt, dass er mit keinem Wort, weder der jungen Kinder noch der Kindertaufe gedenke, weil die jungen Kindlein weder vom guten noch bösen Willen, weder von der Taufe noch von der Wiedergeburt, worauf gleichfalls die angeführten Reden des Giselbertus zielen, einige Erkenntnis, viel weniger das Vermögen haben, dieses alles würdig zum Empfang der Taufe anzuwenden und in Ausübung zu bringen.
Er will nur das sagen: Dass die Taufe zwar nötig sei, doch nicht ohne Wiedergeburt; diese Wiedergeburt hält er für das Allerwichtigste (Joh 3,3,5,7), woraus er den Schluss zieht, dass es nicht in des Menschen Gewalt stehe, diesen Weg zu verachten, nämlich die Wiedergeburt von der Taufe und die Taufe von der Wiedergeburt zu trennen. In diesen Worten liegt ein Tadel für diejenigen, welche die Taufe der Wiedergeborenen oder Bußfertigen zu verachten pflegten und einen andern Weg einschlugen, wie die Pharisäer taten zu der Zeit Johannes des Täufers, welche den Rat Gottes (nämlich die Taufe des Johannes) gegen sich selbst verachteten und sich von ihm nicht taufen ließen (Lk 7,30).
Damit sich aber niemand betrüben möchte, der etwa die Wiedergeburt erlangt hatte, der aber aus haltbaren Gründen die Taufe nicht erreichen konnte und deshalb sich einbilden möchte, dass keine Gnade oder Barmherzigkeit Gottes für ihn mehr zu finden wäre, so setzt er diesen Trost hinzu, nämlich, dass es in Gottes Macht stehe, wenn der Mensch das Mittel (nämlich die Taufe) nicht erreichen kann, dass er alsdann (nämlich Gott) sich über seinen guten Willen aus Gnaden erbarme.
Was nun andere zum Nachteil (besonders papistische Schreiber) von der Lehre des Giselbertus oder wenigstens gegen unsere Ansicht etwa gesagt haben möchten, davon mögen sie Rechenschaft geben. Dieses wenigstens ist gewiss, dass wir bisher bei keinem glaubwürdigen Schreiber das Gegenteil oder etwas, das demselben zuwider wäre, haben auffinden können.
Im Jahre 925. Kurz nach oder um die Zeit des Giselbertus wird Ansbertus angeführt, welcher, indem er von einigen Glaubenssachen oder Religionspunkten schreibt, unter anderem auch der Taufe gedenkt, wobei er der Schreibart oder wenigstens dem Sinn der heiligen Apostel nahe gekommen ist, wie aus folgenden Zeugnissen erhellt.
Taufgesch. 668. Ansbertus, über Offb 19, sagt, nach den Worten Christi in Joh 1,13: Welche nicht aus dem Geblüt, sondern aus Gott geboren sind; aus Gott, das heißt durch das Wort der Predigt und das Bad der Wiedergeburt, mit welchen Geheimnissen (nämlich der Predigt und des Bades der Wiedergurt, das heißt der Taufe) Christus seine Erbgenossen noch täglich gebiert.
Er verknüpft hier das Wort Gottes oder die Predigt mit dem Bad der Wiedergeburt oder der Taufe und sagt, dass Christus dadurch seine Erbgenossen gebäre. Wie aber sollte es jemand deutlicher an den Tag legen können: 1. was die rechte Taufe sei, 2. was dazu gehöre, und 3. welche Frucht daraus komme?
Erstens: Was die rechte Taufe sei, drückt er mit den Worten aus: Bad der Wiedergeburt, nach Tit 3,5, womit er zu erkennen gibt, dass die wahre Taufe nur den Wiedergeborenen, das heißt den Bußfertigen, zugehöre.
Zweitens: Was zur Taufe erfordert werde, drückt er mit diesen Worten aus: Das Wort der Predigt; denn, wie der Apostel erklärt, so kommt der Glaube aus dem Gehörten und das Gehörte aus dem Wort Gottes (Röm 10,17). Überdies ist das Wort der Predigt das Mittel, um zu dem Glauben zu gelangen, und der Glaube ist der Grund, wodurch man die Taufe wahrhaft empfängt: So nötig nun der Glaube ist, um wahrhaft darauf getauft zu werden, so nötig ist auch das Wort der Predigt, um wahrhaft zu glauben; überdies hat Ansbertus dieses Wort der Predigt zu der Taufe gefügt, als Beweis, dass dasselbe nach den Reden Christi dazu gehöre: »Predigt das Evangelium , wer da glaubt und getauft wird « (Mk 16,15–16)
Drittens: Welche Frucht aus solcher Taufe hervor komme, wenn dieselbe mit der Wiedergeburt und mit dem göttlichen Wort der Predigt vergesellschaftet ist, drückt er mit diesen Worten aus: Durch welche Geheimnisse Christus noch täglich seine Erbgenossen ausgebärt; dieses aber stimmt mit den Worten Pauli überein: »Ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Jesus Christus, denn so viele eurer getauft sind, die haben Christus angezogen.« (Gal 3,26–27) Welche nun auf solche Weise Gottes Kinder werden, die werden auch seine Erbgenossen und Miterben Jesu Christi (Röm 8,17). Überdies sind die obigen Worte des Ansbertus der Heiligen Schrift gleichförmig, indem er von der Taufe der Wiedergeborenen und keineswegs von der Kindertaufe redet.
Pag. 569. Ansbertus lehrt über Offb 21: Von der Dreieinigkeit der Gottheit dürfen oder sollen wir keineswegs schweigen, besonders wenn wir auf das Bekenntnis der heiligen Dreieinigkeit getauft und in dem Glauben dieser Einigkeit selig geworden sind.
Hier verbindet er abermals mit der Taufe das Bekenntnis und den Glauben, ja, sagt, dass wir auf das Bekenntnis getauft und in dem Glauben selig geworden seien.
Es ist in den angeführten Reden nicht ein Buchstabe, welcher eine Anwendung auf die Kindertaufe fände, sondern alle Worte leugnen solche, ja, streiten gegen dieselbe, indem hier nur derjenigen Taufe das Wort geführt wird, welche mit dem Glauben und dem Bekenntnis desselben empfangen wird; dass aber solches von jungen Kindlein getan werden könne, streitet nicht nur gegen die Heilige Schrift, sondern auch gegen die Natur.
Pag. 574. Ansbertus über Offb 1: Demjenigen, welcher in der Taufe von den toten Werken abgewaschen worden ist und nach solcher Reinigung wieder Todsünden begeht, hilft es nichts, dass er gewaschen worden ist; darum ermahnt der Herr durch Jesaja 1,16 und spricht: Wascht euch, reinigt euch; derjenige aber wäscht und reinigt sich, welcher nach der Taufe keine neuen Sünden begeht; wer sich aber aufführt, dass er nach solcher Reinigung das weiße Kleid mit Sünden besudelt, der verzweifle gleichwohl nicht an der Vergebung, wenn er wieder gewaschen zu werden begehrt; aber es ist noch eine andere Taufe vorhanden, mit welcher die Zöllner und Hurer stets getauft werden; was ist aber diese ohne die Quellader der Tränen? nämlich diejenige, darin sich Maria Magdalena nach vielen Lasterflecken und Petrus, als er den Herrn dreimal verleugnet hatte, abgewaschen hat.
Diese ganze Rede ist eine Warnung für diejenigen, welche Todsünden begangen hatten und sich zur Vergebung derselben taufen ließen, damit sie sich nicht darauf verlassen sollten und dadurch betrogen werden möchten. Aus diesem Grund sind gegen solche die Worte geredet worden: Wer nach solcher Reinigung wieder Todsünden begeht, dem hilft es nichts, dass er gewaschen worden ist.
Dann wird eine Ermahnung gegeben, nach der Taufe nicht wieder in neue Sünden zu verfallen, dass jedoch (gleichwohl) jemand, welcher darin gefallen ist, nicht verzweifeln sollte. Aber solchen wird eine andere Taufe angewiesen, nämlich die Taufe der Tränen, das heißt das Weinen und Bereuen der begangenen Sünden, und dabei wird angeführt, welche Personen mit solcher Tränentaufe vor Zeiten getauft worden sind, nämlich die Zöllner und Hurer, Maria Magdalena und Petrus über die Verleugnung Christi. Urteilt nun, ob dergleichen Dinge, wie oben berichtet worden sind, von jungen Kindern sollten getan werden können, oder ob dieselben allein den Bejahrten und Verständigen zukommen. Wir vertrauen fest (wenn ihr unparteiisch seid), dass ihr das Letzte erwählen und das Erste verwerfen werdet.
Im Jahre 938. Unmittelbar nach Ansbertus wird in diesem Jahrhundert Smaragdus angeführt, welcher zu einer gewissen Zeit, es sei vor seiner Bekehrung oder doch wenigstens vor seiner Erleuchtung, wie es scheint, die Kindertaufe behauptet, dann aber solche Zeugnisse von der Taufe an den Tag gelegt hat, welche die Kindertaufe zur Genüge ausschlossen, indem er in seiner Beschreibung von der Natur, der Kraft, dem Gebrauch und Nutzen der Taufe in Kürze dem Ausspruch Christi und seiner heiligen Apostel nachfolgt.
Dieses erhellt aus seiner Erklärung über die Worte Christi von der Einsetzung der Taufe:
Zuerst, schreibt er, lehrte man alle Völker, und danach taufte man sie mit Wasser; denn es ist unmöglich, dass der Leib das Geheimnis der Taufe recht empfange, wenn nicht zuvor die Seele die Wahrheit des Glaubens angenommen hat; denn sie wurden im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft.
Ferner, die vortreffliche Taufordnung befiehlt den Aposteln, dass sie zuerst alle Völker lehren sollten, danach aber sie der Taufe des Glaubens einzuverleiben und nach dem Glauben und der Taufe sie zu lehren, was sie halten sollen. Smaragd., Auslegung über Mt 28.
Dadurch (sagt der Schreiber, der dieses aufgezeichnet hat) muss das Licht der Wahrheit mitten in der Finsternis hervorleuchten, denn wo hat Christus auch eine andere Taufordnung für die Kinder eingesetzt? Taufgesch., Pag. 570, Nr. 7.
Was Smaragdus über 1Pt 2 angemerkt hat, wo er sagte: »Solche heilige, reine und unschuldige Kindheit gebärt die Mutter der Gemeinde Christi, durch die Gnade der Taufe,« dieses hat Ursache gegeben, zu bedenken, ob er mit dem Wort »Kinder« junge Wiegenkindlein, und mit dem Wörtlein »Gnade der Taufe« die Kindertaufe verstanden habe; aber solches wird auch gedeutet auf gläubige Kinder Gottes, nach Gal 3,26, und auf die Taufe der Gläubigen nach Mk 16,16. Doch wird dafür gehalten, dass er die Erklärung über Joh 13, welche ihm zugeschrieben wird, vor seiner Erleuchtung gemacht haben soll; dieses dient zur Nachricht.
Wenngleich jene Äußerung sehr bemerkenswert und unserem Zweck entsprechend ist, so wollen wir sie doch dem Schreiber überlassen, eben weil sie nur eine Bemerkung über eine erzählte Sache ist.
Deshalb wollen wir uns zu der Sache selbst und zunächst zu den Worten des Smaragdus wenden, wobei wir uns jedoch nicht lange aufzuhalten brauchen, ohne zu finden, dass es ihm ernst gewesen ist, den Glauben mit der Taufe zu verbinden, ja, keine andere Taufe zu gestatten, als diejenige, die mit der Wahrheit des Glaubens vergesellschaftet ist.
Denn was will er mit diesen Worten über Mt anderes sagen: Denn es ist unmöglich, dass der Leib das Geheimnis der Taufe recht empfange, wenn nicht zuvor die Seele die Wahrheit des Glaubens angenommen hat. Sollte nicht jemand mit Gewissheit hieraus schließen können, dass dieser Mann auf die Kindertaufe nichts gehalten hat? oder wenigstens, dass er dieselbe, als er solches geschrieben hat, durchaus geleugnet und verworfen habe.
Gewiss, es hätte niemand gerader und deutlicher der Kindertaufe widersprechen, ja, dieselbe verwerfen können; denn, wie er sagt, ist es unmöglich, dass jemand die Taufe recht empfange, ohne dass er zuvor die Wahrheit des Glaubens angenommen hat. Dadurch hält er für gewiss, dass es unmöglich sei, die jungen Kindlein recht zu taufen, indem dieselben ihrer Unfähigkeit wegen, sowohl in dem Vermögen, als in der Erkenntnis, die Wahrheit des Glaubens zuvor nicht annehmen können; oder es müsste jemand behaupten wollen, dass er (wie nach der Hand die Lutheraner vorgaben) von der Geburt an in den Kindlein einen gewissen Glauben oder, wie es andere nennen, einen Samen des Glaubens erkannt habe, auf welchen, wie einige vorgeben, ihnen die Taufe gehöre.
Solches wird aber ohne Schwierigkeit widerlegt, denn abgesehen davon, dass man zu des Smaragdus Zeiten, soviel man bemerken kann, von solcher heimlichen Kindertaufe oder Samen des Glaubens nichts wusste, viel weniger, dass man darauf die Kindlein hätte taufen sollen, so gibt er deutlich genug zu erkennen, dass er von einem andern Glauben handle, welchen er die Wahrheit des Glaubens nennt, das heißt einen rechtsinnigen und wahrhaften Glauben, den aber, soviel wir wissen, noch niemand an den Kindlein wahrgenommen hätte, sodass man die Kindertaufe darauf hätte gründen mögen, selbst nicht bis auf den heutigen Tag.
Überdies hat dieser Smaragdus an den Täuflingen nicht nur die Wahrheit des Glaubens, sondern auch die Wiedergeburt erfordert, wie solches sich ersehen lässt (in der Anmerkung über Joh 3), wo er spricht:
Derjenige, welcher durch das Wasser und den Geist wiedergeboren wird, wird auf eine unsichtbare Weise in einen neuen Menschen verwandelt, und aus einem Fleischlichen ein Geistiger gemacht, welcher deswegen mit Recht nicht nur geistig, sondern auch Geist genannt wird. Bapt. Hist., Pag. 573, Nr. 11.
Hier werden wieder verschiedene Stücke in den vorgenannten Reden angeführt, welche nichts anderes ausdrücken, als dass er von der Taufe der Bejahrten redet, denn abgesehen davon, dass die Worte (Joh 3) nicht zu einem jungen Kind, sondern zu Nikodemus, der ein Meister in Israel gewesen war, gesprochen worden sind, so geben auch die Umstände, die Smaragdus darüber anführt, zu erkennen, dass solches von niemand anders als von bejahrten Personen verstanden werden könne.
Was will er aber mit dem Wörtlein wiedergeboren anderes sagen, als dass der Getaufte, der sich zuvor in Wahrheit zu der Taufe zubereitet hat, von seiner alten irdischen Geburt abstehe und eine neue Kreatur werde; ferner auch, wenn er sagt: »Dass der Getaufte in einen neuen Menschen verändert « Denn wie soll sich jemand in einen neuen Menschen verändern, der zuvor kein alter Mensch gewesen ist? Desgleichen auch, wenn er hinzufügt, dass ein solcher aus einem Fleischlichen geistig gemacht werde; denn wie ist es möglich, dass ein Fleischlicher geistig werde, der zuvor nicht fleischlich gewesen ist oder nach dem Fleisch gelebt hat? Also bedeutet geistig werden nicht unbedingt den Geist Gottes empfangen, sondern nach dem Geist in Gottesfurcht und den christlichen Tugenden leben. Siehe Gal 5,22–24.
Hiernach wollen wir uns von Smaragdus abwenden und zu anderen übergehen, welche zu der Zeit gleiche Meinung mit ihm hatten und uns dieselbe in ihren Schriften überliefert haben.
Im Jahre 952. Dem Bericht nach soll zur Zeit des Kaisers Otto Magnus ein sehr gelehrter und tugendhafter Mann, Theophilactus, in Griechenland gelebt und geschrieben haben, welcher, indem er sich über verschiedene Glaubenssachen ausspricht, unter anderem auch von der Taufe redet. Seine Ansichten darüber (soviel als man hat vernehmen können) weichen von den heutigen Taufgesinnten nicht ab, sondern stimmen, was die Taufe auf den Glauben betrifft, mit demselben sehr wohl überein.
Taufgeschichte, Pag. 571. Theophilactus, über Lk 15, sagt: So viel unserer getauft sind, die haben Christus angezogen.
Dieses sind Worte von Paulus, Gal 3,27, durch welche der Apostel nicht zu jungen Kindlein, sondern zu den gläubigen Heiligen der galatischen Gemeinde spricht, nämlich, dass sie wohl durch den Glauben Kinder Gottes geworden wären, aber durch die Taufe Christus angetan hätten.
Im weiteren Verlauf sagt er, über Lk 15, Pag. 571 und 572: Dann gibt er uns, nämlich die durch die Taufe Christus angezogen haben, den Fingerring an die Hand, das Siegel des Christentums, das in uns wirkt.
Ferner: Ein jeder, der getauft wird, wird auch zu einem Kind Gottes gemacht, ja, wieder aufgenommen; derselbe wird auch, wenn er von Sünden gereinigt wird, des gemästeten Kalbs teilhaftig gemacht, und verursacht Freude bei dem Vater und seinen Knechten, den heiligen Engeln und Menschen, gleichwie damals, als derjenige wieder gefunden worden ist, welcher verloren gewesen und von den Toten wieder auferstanden war.
Hier vergleicht er die Täuflinge mit dem verlorenen Sohn, welcher sein böses Leben bereute und sich zu seinem Vater aufmachte, um Gnade zu suchen, von welchem er mit ausgebreiteten Armen aufgenommen worden ist. Ebenso (will er sagen) verhält es sich auch in der Taufe: Der Sünder sucht Gnade, bekennt seine Sünden, zeigt Reue über die Sünden, ja, bittet und fleht um Vergebung; Gott der Herr, welcher der wahre Vater aller Menschen in Ansehung der Schöpfung ist, begegnet ihm, umarmt ihn mit den Armen seiner Gnade, ja, vergibt ihm alle seine vorher begangenen Sünden, und als Beweis dafür befiehlt er einem unter seinen Dienern ihn zu taufen. Dieses vergleicht er mit dem Antun des Fingerrings, wenn er sagt: Dann gibt er uns den Fingerring an die Hand, das Siegel des Christentums.
Was er ferner von dem gemästeten Kalb, welches geschlachtet wurde, und von der Freude des Vaters und seiner Knechte anführt, zielt auf die Freude, die im Himmel ist über die Bekehrung eines solchen bußfertigen und darauf getauften Sünders, welche größer ist als um der neunundneunzig Gerechten willen, die der Bekehrung nicht bedürfen (Lk 15,7).
Deshalb ist es offenbar, ja, so klar wie der Mittag, dass, wenn dieser Theophilactus den Täufling mit dem verlorenen Sohn vergleicht, wie oben gezeigt worden ist, er von keiner anderen Taufe als von der Taufe der Bejahrten handle, und dass solche Bejahrte wegen ihrer vorher begangenen Sünden Reue bezeugt hätten.
Pag. 572. Theophilactus, über Joh 8, sagt: Da Christus zu dem Ende gekommen ist, um der Welt Sünde hinwegzunehmen, so können wir die Vergebung der Sünden nicht anders erlangen als durch das Mittel der Taufe (eigentlich aber ist das Blut Christi die wirkende Ursache der Vergebung und Hinwegnahme der Sünden); doch ist es unmöglich, dass derjenige recht getauft worden sei, welcher nicht geglaubt hat; deswegen muss ein Ungläubiger endlich in seinen Sünden sterben, denn er hat den alten Menschen nicht ausgezogen und sich auch nicht taufen lassen.
Obwohl hier wieder verschiedene Stücke vorgestellt werden, welche unsere vorhergehende Erklärung der Worte des Theophilactus befestigen, so wollen wir gleichwohl nur die Worte ins Auge fassen, dass es unmöglich ist, dass derjenige recht getauft worden sei, der nicht geglaubt hat; denn damit wird ja einer jeden Taufe widersprochen, welche nicht mit dem Glauben empfangen wird; daher kann man auch keineswegs der Kindertaufe hier einen Platz einräumen, weil sie ohne allen Glauben ist, ja, dieselbe wird hier ganz geleugnet. Somit hat Theophilactus von der Taufe nicht allein zweckmäßig, sondern auch christlich und apostolisch geredet.
Pag. 572. Theophilactus, über 2Kor 3, sagt: Gleichwie das Silber, welches von den Strahlen der Sonne beschienen wird, selbst Strahlen auswirft, so verbreiten auch wir einen geistigen Schein, der von dem Gemüt ausgeht und werden zu unserer Verherrlichung in das Bild von dem Geist des Herrn verwandelt, wenn wir in der Taufe mit dem Heiligen Geist gereinigt und mit seinen Strahlen erleuchtet sind. Und kurz danach: Alle Gläubigen werden in der Taufe mit dem Heiligen Geist erleuchtet, dass ihre Seelen davon schimmern (oder einen Glanz geben).
Ferner: Gleichwie wir alle von einem Sünder getötet worden sind, so sind wir alle durch Christus in der Taufe wieder lebendig gemacht worden und auferstanden; daher wir mit Recht niemand für gläubig halten, der nach dem Fleisch lebt, das heißt, der den alten fleischlichen Wandel führt; sondern nur, die durch den Geist wiedergeboren sind, fangen dann auch ein neues geistiges Leben an.
Die Worte, welche Theophilactus aus oder über 2Kor 3 von den Täuflingen anführt, sagt Paulus von den Gläubigen; und durch das Gleichnis, welches obiger Schreiber dem Silber entlehnt hat, dass, wenn es von der Sonne beleuchtet wird, wieder Strahlen von sich wirft, und welches er auf die Täuflinge deutet, die, wenn sie durch den Heiligen Geist erleuchtet worden sind, einen geistigen Schein der Tugenden zurückwerfen, wird gleichfalls nicht wenig bestätigt, dass er von solchen Täuflingen handle, die durch den Heiligen Geist erleuchtet worden sind und tugendhaft leben, es sei zur Ehre Gottes, Auferbauung ihres Nächsten oder zur Errettung ihrer eigenen Seelen.
Was er nun ferner sagt, bestätigt diese unsere Meinung durchaus, nämlich, dass er von gläubigen Täuflingen handle, denn solches drückt er mit den Worten klar aus: Alle Gläubigen werden in der Taufe mit dem Heiligen Geist erleuchtet.
Was er zuletzt hinzufügt, dient ebenfalls zu demselben Zweck, denn er sagt, dass, gleichwie wir auch alle durch Christus in der Taufe lebendig gemacht wurden und auferstanden sind Wer sieht nun wohl nicht, dass dieses Lebendigmachen und Auferstehen (in der Taufe) auf die Erneuerung des alten Lebens, nach der Lehre Pauli, sich beziehe: »So sind wir nun mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Wesen des Lebens wandeln.« (Röm 6,4)
Dass dieses seine Meinung sei, gibt er dadurch zu erkennen, dass er diejenigen, welche er zuvor Täuflinge genannt hat, nun Gläubige und Wiedergeborene nennt, indem er sagt: Darum bekennen wir mit Recht, dass niemand gläubig sei, der nach dem Fleisch lebt; sondern alle, die durch den Geist wiedergeboren sind (so nennt er die Täuflinge oder die Getauften), fangen auch ein neues geistiges Leben an.
Pag. 573. Theophilactus, über 2Tim 1, sagt: Der Heilige Geist schwebt bei der Taufe über uns; wenn wir nun diesen Geist behalten und denselben nicht mit bösen Werken vertreiben, so erhält er auch uns, was wir von Gott empfangen haben; deshalb wendet Fleiß an, dass ihr den Heiligen Geist behaltet, so wird er euch auch behalten, der euch gegeben ist.
Es scheint, dass zu Theophilactus Zeiten unter einigen Täuflingen oder doch unter den getauften Christen ein Gebrechen gewesen ist, dass sie statt die Gnade des Geistes Gottes, die ihnen gegeben war, nach der Taufe zu erwecken, und dadurch in Tugenden zuzunehmen und fortzugehen, darin abgenommen haben und zurückgegangen, ja, in böse Werke verfallen sind.
Diesem hat sich Theophilactus widersetzt und sie gewarnt, Sorge zu tragen, dass sie den guten Geist Gottes mit bösen Werken nicht von sich treiben möchten, indem derselbe in einer boshaften Seele oder in einem Leib, welcher der Sünde unterworfen ist, nicht wohnen will (Weish 1,4).
Ferner ermahnt er sie freundlich und tröstlich, sie möchten doch die Gaben des Heiligen Geistes nach der Taufe bewahren; auch zeigt er das Mittel an, wodurch solches geschehen könne, nämlich durch das Vermeiden böser Werke und durch die Anwendung von Fleiß, das heißt solchen Fleißes, wodurch der Gottesdienst und die allgemeine Auferbauung befördert werden könne.
Der Trost und die dazu gehörende Ermahnung, welche er hinzufügt, ist in den Worten ausgedrückt: Deshalb wendet Fleiß an, dass ihr den Heiligen Geist bewahrt, so wird er euch auch bewahren.
Welche Frucht aber aus dieser seine Warnung und tröstlichen Ermahnung an den Leuten entstanden sei, ist an jener Stelle nicht ausgedrückt, deshalb wollen wir hier abbrechen und bei seinen andern nachgelassenen Schriften anfangen.
Pag. oben angeführt. Theophilactus über Joh 3: Es ist zur Erhaltung der Reinigkeit nicht genügend, dass man getauft ist, sondern man muss auch großen Fleiß anwenden, dass das Bild der Kindschaft Gottes, welches in der Taufe vorgebildet ist, unbefleckt bewahrt werde; es gibt viele, welche zwar in der Taufe die Gnade zur Kindschaft Gottes empfangen haben, aber wegen ihrer Trägheit nicht bis ans Ende Kinder Gottes geblieben sind.
Hier beklagt er mit großem Jammer den Abfall der Kinder Gottes, nämlich derjenigen, welche getauft waren und die Gnade zur Kindschaft Gottes empfangen hatten, aber durch ihre Trägheit gewichen waren, sodass sie, wie er es nennt, keine Kinder Gottes geblieben sind.
In Wahrheit, dies ist eine betrübte Sache gewesen, inzwischen freuen wir uns aber doch, dass man in diesen Zeiten die Leute auf den Glauben getauft hat, damit sie die Gnade zur Kindschaft Gottes empfangen möchten, wie oben berichtet worden ist, und dass, wie aus Theophilactus erhellt, noch Leute gewesen sind, welche solche Lehre gelehrt und die Missbräuche, welche daraus hervorgingen, bestraft haben. Dieses zu beweisen ist unsere einzige Absicht gewesen.
Pag. 575. Theophilactus, über 1Tim 6, wo der Apostel sagt: Du hast bekannt ein gutes Bekenntnis vor vielen Zeugen Dieses Bekenntnis, schreibt er, geschieht bei der Unterweisung derjenigen, die getauft werden sollen, womit wir bekennen, dass wir von dem Satan abtreten und unsere Lagerstätte bei Christus aufschlagen wollen, damit wir ihm vollkommen anhängen möchten.
Wie sollte jemand besser und aufrichtiger von der Taufe nach der Einsetzung Christi und dem Gebrauch der Apostel reden können? Er sagt hier, dass das gute Bekenntnis, wovon Paulus in 1Tim 6,12 schreibt, bei der Unterweisung derjenigen, die getauft werden sollten, geschehen sei; womit er zu erkennen gibt, dass man zu seiner Zeit die Täuflinge nicht nur bei und vor der Taufe unterrichtet habe (nämlich in dem christlichen Glauben), sondern dass man ihnen auch ein Bekenntnis abgefordert habe oder dasselbe sie tun lassen, worin ihr Glaube enthalten war, welches (wie man nicht nur aus Theophilactus, sondern auch aus andern Schreibern dieser Zeit sehen kann) in zwei Teilen bestanden hat, erstlich: In dem Bekenntnis des Glaubens an Gott und an seinen Sohn Jesus Christus; zweitens in der Entsagung des Satans, der Welt, des Fleisches und aller seiner Lüste.
Pag. wie oben angeführt. Theophilactus, über Mk 1, spricht: Alle diejenigen, welche dahin gelangten, dass sie von Johannes sich taufen ließen, wurden durch die Buße von dem Band ihrer Seelen erlöst, wenn sie an Christus glaubten.
Er sagt von denen, die zu der Taufe des Johannes gelangten: Damit sie durch die Buße von dem Band ihrer Seelen (das ist der Sünde) erlöst werden möchten, wenn sie an Christus glaubten, womit er zu erkennen gibt, dass diesen Täuflingen zwei Stücke abgefordert seien, um von den Sünden erlöst zu werden: 1. Buße, 2. Glaube an Christus.
Diese Stücke wurden, nachdem er sie zur Lehre für seine Zeitgenossen angeführt hat, gleichfalls auch von den Täuflingen seiner Zeit erfordert, nämlich, dass dieselben auch Buße tun und an Christus glauben mussten; denn warum sollte er wohl sonst dieses zur Lehre gegeben haben?
Pag. 581. D. J. Vicecomes, Buch 3, Kap. 3, führt an aus Theophilactus (im sechsten Kapitel an die Hebräer): Als ihr getauft werden solltet, tatet ihr Buße von den toten Werken; das ist die Entsagung der Werke des Satans.
Buch 5, Kap. 37 hält D. Vicecomes dafür, dass man auch zu den Zeiten des Theophilactus den Getauften das Heilige Abendmahl nach der Taufe mitgeteilt habe.
Wir mögen nun unsern Blick auf die Worte des Theophilactus oder auf die Worte von Vicecomes werfen, so sehen wir, dass sie beide gleichen Zweck haben.
In den Worten, welche Theophilactus über Hebr 6 anführt, gibt er Nachricht von den Täuflingen seiner Zeit, nämlich, dass sie vor der Taufe, oder doch, wenn sie getauft werden sollten, sich von ihren toten Werken bekehrten, welches, wie jeder weiß, nur von bejahrten Leuten, keineswegs aber von unmündigen Kindlein geschehen kann; denn wer von toten Werken abstehen und Buße tun soll, der muss zuvor tote Werke verübt haben. Dies ist unwiderlegbar.
Die Worte des D. Vicecomes, Buch 5, Kap. 37, bestätigen das Vorhergehende; denn wenn man damals den Getauften nach der Taufe das Heilige Abendmahl mitgeteilt hat, welches, wie 1Kor 11,28 gelehrt wird, mit gebührender Prüfung und Zubereitung empfangen werden muss, wie auch damals, wie man aus den Geschichten ersehen kann, noch getan wurde, so folgt hieraus, dass die Taufe der Kinder bei denen in Anwendung gebracht sein konnte, welche in dergleichen Übung standen, indem die Kinder zu solcher Prüfung oder Zubereitung unfähig und daher auch zum Gebrauch des Heiligen Abendmahls untüchtig sind.
Dieses hat D. Vicecomes auch wohl berücksichtigt; denn wenn er an demselben Ort von einigen unter den Römischgesinnten redet, so sagt er:
Nachdem aber die Taufe der Kinder, welche die Würde der himmlischen Speise nicht verstanden, eingeführt worden ist, so hat die Kirche solche Weise (nämlich den Getauften das Abendmahl mitzuteilen) abgeschafft, damit dadurch dem heiligen Sakrament keine Unehre angetan werden möchte.
Hieraus geht nicht undeutlich hervor, dass noch zu dieser Zeit nicht nur einige, welche sich von der Römischen Kirche abgesondert hatten, sondern auch selbst einige, die zur Römischen Kirche gehörten (vielleicht wohl einige ganze Kirchen der Römischgesinnten), die Gewohnheit gehabt haben, allen denen, welche getauft worden sind, das heilige Abendmahl mitzuteilen (und das mit geziemender Andacht), sodass man in diesen Kirchen, wie es scheint, auch bis zu der Zeit von der Kindertaufe nichts gewusst oder wenigstens dieselbe nicht beobachtet hat, bis dass entweder durch den Römischen Papst oder durch ein Konzilium eine andere Ordnung eingeführt worden ist; denn solches wird mit den obigen Worten klar ausgedrückt: Nachdem aber die Kindertaufe eingeführt worden ist so hat die Kirche solche Weise abgeschafft.
Was nun dasjenige betrifft, was (in der Taufgesch., Pag. 308 aus D. Vicecom., Buch 5, Kap. 37) von dem Abendmahl der Kinder angeführt wird, als ob dasselbe auch zur Zeit des Theophilactus im Gebrauch gewesen sei, so wird dies in den obigen Mitteilungen an derselben Stelle von dem genannten Schriftsteller selbst widerlegt; denn er erklärt solches von dem Abendmahl der gläubigen, getauften Christen und sagt, dass dasselbe den Getauften bis zu der Zeit, als die Kindertaufe aufgekommen ist, gegeben wurde, und dass solches nachher abgeschafft worden sei, weil hierzu die Kinder untüchtig gewesen sind.
Es ist klar, dass der Schriftsteller jene Worte zur Schande derjenigen geschrieben hat, die solches getan hatten.
Können denn, sagt er, die tollen Heiligen aus derselben Ursache nicht auch die Kindertaufe abschaffen, welche nicht geringer, sondern wegen der kräftigen Wiedergeburt ein höheres Sakrament ist als das Abendmahl? Taufgeschichte, Pag. 308.
Er will sagen: Hat man das Abendmahl, welches man den Gläubigen nach der Taufe zu geben pflegte, als die Kindertaufe aufgekommen ist, abgeschafft, weil die Kinder keine Fähigkeit haben, sich würdig zu dem Abendmahl zu bereiten; welche große Torheit ist es nun, dass man aus derselben Ursache nicht auch die Kindertaufe abgeschafft hat, indem zur Taufe nicht weniger, sondern noch mehr erfordert wird, als zu dem Abendmahl, nämlich eine kräftige Wiedergeburt; daher auch die Taufe ein wichtigeres Sakrament ist als das Abendmahl.
Dieses ist in Wahrheit ein kräftiger Beweisgrund zur Widerlegung derjenigen gewesen, die, weil sie die Kindertaufe eingeführt haben, das Abendmahl, welches man nach der Taufe auszuteilen pflegte, abgeschafft hatten und welche die Kindlein zur Taufe fähiger als zu dem Abendmahl erachteten.
Im Jahre 980. Taufgesch., Pag. 578–579, aus Simon Metaphrastes, führt D. Vicecomes nachfolgende Geschichte an (Buch 1, Kap. 5), dass Theridates, mit seiner Hausfrau und den Vornehmsten des Landes in dem Wasser des Euphrat getauft worden seien.
Pag. 580. Greg. Martyr hat Theridates und denen, welche sich taufen lassen wollten, ein Fasten von dreißig vollen Tagen auferlegt, [Anmerkung: Von einem 30-tägigen Fasten vor der Taufe weiß die Schrift nichts. Es handelt sich vielmehr um menschliche Gerechtigkeit.] sie alle nacheinander unterwiesen, und danach in dem Euphrat getauft. Aus Vicecomes, Buch 3, Cap. 6, nach Metaphrastes.
D. Vicecomes (Buch 1, Kap. 4) erzählt von Nemesius, wie derselbe um die Abendstunde zu dem Wasser gekommen und wie er da hineingestiegen und getauft worden sei in dem Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Aus Metaph. in dem Leben Steph.
Buch 3, Kap. 3 schreibt er auch von Olympius, wie derselbe mit seiner Hausfrau Exuperia und mit seinem einzigen Sohn Theodulus in der Nacht zu Sympronius gekommen ist, ihm zu Füßen gefallen sei und gesprochen habe: Wir haben kurz zuvor die Macht Christi erkannt, dass er wahrhaftig Gott sei, darum bitten wir dich, du wollest doch Sorge tragen, dass wir die Taufe in dem Namen Christi, den du predigst, empfangen.
Sympronius antwortete ihnen: Wenn ihr von ganzem Herzen Buße tut, so ist Gott so gnädig, dass er euch, weil ihr bußfertig seid, in Gnaden annehmen wird.
Da sprach Olympius: Solches wollen wir sofort tun. Aus Metaph. in dem Deb. Steph., B. H., Pag. 579, Nr. 10.
Pag. 580, Nr. 13. Diesem oben genannten Olympius wurde, als er ein Christ zu werden begehrte, befohlen, dass er die Bilder der Abgötter mit seinen eigenen Händen zerbrechen, das Gold und Silber, woraus sie gemacht waren, im Feuer schmelzen, die armen Leute versammeln und solches unter sie austeilen sollte, welches Olympius, wie der Schreiber sagt, auch getreulich getan hat. D. Vicecom., Buch 3, Kap. 13, aus Meta.
Solche Exempel werden in der Taufgeschichte an erwähntem Ort und anderswo noch mehr angegeben; es würde uns jedoch zu weit führen, hierüber mehr als geschehen zu sagen, wie wir denn auch weder diejenigen, welche getauft worden sind, noch diejenigen, die sie getauft haben, hier weiter berücksichtigen wollen. Unsere Absicht geht nur dahin, zu zeigen, dass der vorgenannte Simon Metaphrastes (von welchem gesagt wird, dass er um diese Zeit gelebt und geschrieben hat) obige Sachen als gute und löbliche Exempel der gläubigen getauften Christen geschrieben und den Nachkömmlingen zum Unterricht hinterlassen habe.
Pag. 851 wird von Placidus, seinem Weib Trajana und seinen zwei Söhnen erzählt, wie dieselben zum Lehrer gegangen sind und wie sie derselbe unterwiesen und endlich getauft hat, ihre Namen verändert, das Abendmahl ihnen ausgeteilt, ihnen alles Gute mitgeteilt, ihnen alles Gute gewünscht und gesagt hat: Geht hin, der wahre Friede Christi geleite euch. Aus Metaph. nach D. Vicec., Buch 5, Kap. 45.
Im Jahre 1000, oder zu Ausgang des zehnten Jahrhunderts wird (in der heiligen Taufgeschichte des Jac. Mehrn.) Fulbertus Carnotensis aufgeführt, welcher das Hinabsteigen in die Taufe mit dem Begräbnis Christi in der Erde und das Heraussteigen aus der Taufe mit der Auferstehung Christi aus dem Grab oder eigentlich mit der Auferweckung Christi zu dem Leben vergleicht.
Seine eigenen Worte, wie sie ins Hochdeutsche übersetzt sind, können Pag. 581, aus Fulb. Carnot. in dem Brief an Adeodatus, nachgesehen werden.
Dasjenige, was hier Fulbertus Carnotensis im Gleichnis von der Taufe redet, ist, was den Sinn angeht, eben das, was Paulus von der Taufe der Gläubigen zeugt, wenn er sagt: »So sind wir nun mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Wesen des Lebens wandeln.« (Röm 6,4)
Hiermit wollen wir unsere Beschreibung der Taufe über dieses zehnte Jahrhundert und
dieses tausendste Jahr beendigen und uns zu den frommen Märtyrern wenden, welche zu
der Zeit um des Namens Jesu Christi willen gelitten haben.