Der Märtyrerspiegel

Teil I - Kapitel 15

Zum Inhaltsverzeichnis

15  Der blutige Schauplatz, oder Märtyrer-Spiegel der Taufgesinnten oder wehrlosen Christen, welche in dem neunten Jahrhundert gelitten haben, von dem Jahre 800 an bis zu dem Jahre 900 nach Christi Geburt

15.1  Kurzer Inhalt von den Märtyrern dieses neunten Jahrhunderts

Der Anfang ist eine Wiederholung des vierten Satzes der Reden Haimons, auf das Jahr 814, worin von der Taufe durch die Vergießung des Blutes gehandelt wird, womit der Herr und alle heiligen Märtyrer getauft worden sind.

Hierauf folgt im Jahre 818 ein Bericht von der Grausamkeit des dänischen Tyrannen Regnerus, die er an den Christgläubigen ausgeübt hat, welche Sache in der beigefügten Note näher erklärt wird.

In dem Zusatze derselben Seite wird gemeldet, dass im Jahre 826 die Saracenen in die römischen Eilande bis in Kreta eingefallen seien, wo Cyrillus, der Bischof der Gemeinde zu Gordina, getötet worden ist.

Die Tyrannei des bulgarischen Königs, gegen die Christen ausgeübt, wird um das Jahr 842 angeführt und durch Zeugnisse bestätigt.

Eine große Verfolgung der Gläubigen wird durch die Streitigkeiten, welche die Könige in Frankenland untereinander hatten, veranlasst, und auf das Jahr 842 angeführt, zu welcher Zeit auch die erwähnte Tyrannei sich zugetragen hat.

Wir fahren in der Verfolgung der Christgläubigen fort, von denen wir auf das Jahr 850 eine anführen, welche schrecklich und grausam gewesen, und zu Cordoba in Spanien durch die Bosheit der Saracenen geschehen ist.

Es wird bezeugt, dass diese Verfolgung zu Cordoba lange vor 850 ihren Anfang genommen habe, dass sie aber zu der Zeit am schwersten und strengsten gewesen sei.

Die schreckliche Marter Johannes, eines Kaufmanns zu Cordoba, wird auf das Jahr 850 angeführt, welche im Anfange obiger Verfolgung stattgefunden hat.

Hierauf folgt eine nähere Bemerkung über den Glauben des erwähnten Märtyrers Johannes.

Nunilo und Alodia, zwei Geschwister, christgläubige Jungfrauen, werden in der Stadt Osca, um des Herrn Namen willen, mit dem Schwert getötet, um das Jahr 851.

Hierauf wird auf das Jahr 852 in dem Zusätze angeführt, dass zu dieser Zeit der Eifer einiger, um als Märtyrer zu sterben, so groß gewesen, dass sie in großer Menge Christum bekannten und auf diese Weise der Marter entgegengingen. Unter diesen werden Emilas und Hieremias, welche beide um derselben Ursache willen enthauptet wurden, genannt; doch wird einem jeden die Beurteilung hierüber anheimgegeben.

Aurea, eine gottesfürchtige Jungfrau, wird um des Zeugnisses Jesu Christi willen nach vielen und schweren Versuchungsproben zu Cordoba enthauptet, im Jahre 856.

Nachdem wir eine Note angeführt, verlassen wir die mohammedanischen Verfolgungen, und wenden uns nach Italien und England, wo ein größeres und helleres Licht aufgegangen ist.

Hierauf wird in dem Zusatze Hincmarus, Bischof zu Laudun, angeführt, dass er aus Hass des Bischofs von Rheims und durch ein gewisses Konsilium zu Duciacum um das Jahr 866 verurteilt, verdammt und zuletzt ins Elend verwiesen worden sei.

Johannes Erigena, ein Schottländer, und deshalb Scotus genannt, wird um des Bekenntnisses der evangelischen Wahrheit willen auf Antrieb einiger Mönche zu Meldum in England von seinen Schülern getötet, im Jahre 884.

Dann wird von der Zeit dieser Geschichte Nachricht gegeben; ferner werden auch einige speziellere Bemerkungen von der Geschichte selbst hinzugefügt, nach der Beschreibung Carionis, P. Melanchthon, C. Peucerus, Seb. Franck Wordensis, P. I. Twisck, Cäsar, Baronius, Abr. Mellinus. Endlich wird des Erigena Lehre mit der des Beregarius verglichen, von welchem Letzteren in dem elften Jahrhunderte gehandelt werden soll; und hiermit wird die neunhundertjährige Zeit abgekürzt und beschlossen.

Im Jahre 814 Wir haben in unserer Beschreibung der heiligen Taufe auf das Jahr 814 von Haimon, welcher zu der Zeit ein berühmter Lehrer gewesen und von einigen guten und heilsamen Zeugnissen, welche er über die Taufe der Gläubigen hinterlassen hat, Nachricht gegeben.

Dieser, in seiner Abhandlung über Röm. 6, redet von vier verschiedenen Arten der Taufe, wovon die vierte oder letzte die Taufe durch die Vergießung des Blutes genannt wird; hierbei führt er an, was er damit meine, und welche Personen auf solche Weise getauft worden seien.

Die vierte Taufe, sagt er, geschieht in oder durch die Vergießung des Blutes, mit welchem der Herr selbst und alle heiligen Märtyrer getauft worden sind.

Siehe in der heiligen Taufgesch., I. Mehrning, den 2. Teil, gedruckt 1647, Pag. 540, Nr. 2 aus Centur. Magdeb. 9, Cap. 4, Fol. 75.

Es möchte vielleicht jemand hieraus schließen, dass in den obigen Reden des Haimon nichts von einer Verfolgung oder dem Märtyrertum aus seiner Zeit enthalten sei, folgern, dass er sich nur darüber ausgesprochen, dass das Blutvergießen der Märtyrer gewissermaßen eine Taufe genannt werden könne, womit, so zu reden, der Herr selbst und viele seiner Nachfolger, nämlich alle heiligen Märtyrer, getauft worden sind.

Hiergegen wollen wir nichts einwenden, da jene Einwendung nicht ohne Grund ist, gleichwohl aber wird durch Haimon unsere Ansicht, die Märtyrer dieser Zeit nachzuweisen, erläutert, um nun dasselbe zu erreichen, melden wir dieses.

Es wäre nicht nötig gewesen, zu der Zeit den Zuhörern von dem Blutvergießen der Märtyrer Mitteilung zu machen und ihnen zu sagen, dass es auf gewisse Weise eine Taufe genannt werden möge, wenn damals die Not der Märtyrer oder Blutvergießen um des Herrn Namens willen nicht vorgekommen, oder wenigstens keine Gefahr der Marter und Verfolgung vorhanden gewesen wäre.

In Wahrheit, alle guten Lehrer nehmen die Gelegenheit der Zeit, des Standes, der Personen und andere Umstände ihrer Lehre wahr; damit nicht die heilsamen und guten Worte Gottes, wenn sie zur Unzeit oder auf verkehrte Weise gesagt werden, erfolglos und ohne Nutzen sein möchten.

Deshalb muss man gleichfalls zu dem erwähnten Lehrer Haimon das Vertrauen haben, dass er auch so gehandelt habe, und dass er zu der Zeit das Vergießen des Blutes der Märtyrer eine Taufe genannt und solches seinen Mitgenossen gelehrt hatte, auch einige Not der Marter entweder vorhanden gewesen sein müsse, oder nahe davor gestanden habe, denn sonst wären die zuvor angeführten Reden und Auslegungen eines so trefflichen Lehrers nicht zur rechten Zeit und Gelegenheit gemacht worden.

Außerdem wollen wir uns aus andern Schriftstellern darüber Gewissheit zu verschaffen suchen, wie die damaligen Zeitumstände beschaffen gewesen, und ob zu der Zeit oder kurz nachher Verfolgungen, Blutvergießen oder Marter unter den Christgläubigen stattgehabt, worauf der vorgenannte Lehrer in dem betreffenden Stücke seiner Unterweisung etwa gezielt haben möchte.

Von den Grausamkeiten des dänischen Tyrannen Regnerus an den Christgläubigen um das Jahr 818 ausgeübt Vier Jahre nach der Erwähnung des oben genannten Lehrers, nämlich im Jahre 818, wird eines dänischen Tyrannen namens Regnerus gedacht, der der 62. König von Dänemark gewesen und zwar in Ansehung seiner Kriegshändel von denjenigen, die dem Kriege vorstanden, sehr gepriesen waren; den man aber in Ansehung seiner Grausamkeit und Tyrannei gegen die Christgläubigen tief verachten, ja, als einen Tyrannen und ein blutdürstiges Ungeheuer betrachten sollte.

Hierüber hat P. I. Twisck aus mehreren anderen Schreibern die nachstehenden Worte als einen Beweis seiner Bosheit, und wie er deshalb bestraft worden sei, allen Tyrannen zur Warnung hinterlassen.

Der König Regnerus, schreibt er, war in Kriegssachen zu bewundern, aber ein abgesagter Feind und Verfolger der Christen.

Er ist von Hella, dem Könige von Britannien, überwunden und in den Pfuhl der Schlangen geworfen worden, um auf diese Weise getötet zu werden.

Siehe in der Chronik von dem Untergange der Tyrannen und jährliche Geschichten, gedruckt 1617, das 9. Buch, auf das Jahr 818, Pag. 280.

Wir haben nichts Näheres darüber in Erfahrung bringen können, auf welche Weise der genannte Tyrann seine Feindschaft gegen die Christen ausgelassen, oder wie er dieselben verfolgt habe, oder in welchen Landschaften und Plätzen die Verfolgungen entstanden sind; ebenso wenig haben wir die Namen der Personen, die damals gelitten haben, oder die Zeitdauer solcher Marter und Verfolgungen ermitteln können, weshalb wir uns hierüber nicht näher auszusprechen vermögen.

Um das Jahr unseres Herrn 826 sind die Saracenen in die römischen Eilande eingefallen, und haben das Eiland Kreta, wo zuvor der Apostel Paulus seinen lieben geistlichen Sohn Titus zu einem Bischofe und Hirten der Gemeinde eingesetzt hatte, eingenommen, und Cyrillus, den Bischof der Gemeinde zu Gortina, um des Bekenntnisses Christi willen getötet. Vergleiche A. Mellinus in dem 2. Buche der Verfolgung und Marter, gedruckt 1619, Fol. 306, Col. 2 mit Zonar., Tom. 3 in Mich. Balbo.

Indessen vertrauen wir und halten für gewiss, dass nicht wenig aufrichtige Bekenner Jesu Christi ihr Leben für die bekannte und angenommene Wahrheit des heiligen Evangeliums gelassen haben, und als standhafte Märtyrer, aus Liebe zu ihrem Seligmacher und zur Erwirkung ihrer eigenen Seligkeit, aufgeopfert worden sind.

Da wir aber weder ihre Bekenntnisse, noch ihre Namen kennen, so haben wir uns zu einer Abkürzung entschließen müssen, wie das früher in ähnlichen Fällen von uns geschehen ist.

Von der Tyrannei, welche der bulgarische König an den Christen um das Jahr 842 ausgeübt hat Nachdem der erwähnte Tyrann Regnerus, der seine Regierung um das Jahr 818 angefangen hatte, im Jahre 832 zu den Schlangen geworfen wurde und durch sie seinen Tod gefunden hat, auch die Christgläubigen, wie es scheint, in den verwüsteten Landschaften die Freiheit, ihrem Glauben gemäß zu leben, erlangt hatten, hat sich zehn Jahre darauf, nämlich im Jahre 842, ein andere Bösewicht gegen die Christgläubigen erhoben, welcher allem Anscheine nach nicht besser gewesen, als der erste, obgleich er eine Zeitlang den Namen eines Christen getragen hatte, und hat große Tyrannei an denselben ausgeübt.

Der erwähnte Schreiber in der Fortsetzung seiner Beschreibung bis auf das Jahr 842 spricht sich darüber folgendermaßen aus:

Als diesem Könige der Bulgaren das Königreich von seinem Vater, der sich von den Regierungsgeschäften zurückziehen wollte, übergeben wurde, ist er von dem (nämlichen römischen) Christenglauben zu der heidnischen Abgötterei abgefallen und hat dieselbe mit vieler Tyrannei gegen die Christen wieder eingeführt.

Siehe in der Chronik von dem Untergange, das 9. Buch, auf das Jahr 842, Pag. 887, Col. 1, aus Hist. Andreae, Fol. 182. Leonh., Lib. 4, Fol. 176.

Vergleiche das mit demjenigen, was nach oben angeführter Nota bemerkt worden ist.

Große Verfolgung der Gläubigen, durch die einheimischen Streitigkeiten der Könige in Frankenland, im Jahre 842 veranlasst In eben demselben Jahre, während der obengenannte Tyrann regierte und viel Bosheit gegen die Christgläubigen stiftete (nämlich im Jahre 842), haben die Könige der Franken durch ihre Kriege gegeneinander, obgleich sie, wie es scheint, Brüder gewesen, überall in den französischen Landschaften die armen Gläubigen auf grausame Weise verfolgt und gemartert, denn diese Verfolgung und Marter wird mit den Verfolgungen, die durch die heidnischen Kaiser angestellt worden sind, verglichen und für ebenso bedeutend gehalten.

Hierüber wird in der oben angeführten Chronik und an der angegebenen Stelle berichtet:

Die brüderlichen Kriegshändel zwischen den Königen der Franken bereiteten den armen Gläubigen allerorten in Frankreich viel Unglück und Unannehmlichkeiten, sodass die Verfolgungen, denen sie ausgesetzt waren, mit den grausamen Verfolgungen, welche zuvor unter den heidnischen Regenten vorgekommen sind, verglichen werden konnten.

Hiervon schreibt Remigius, Bischof von Auxerre, welcher um diese Zeit gelebt hat (über Psalm 69) also:

Die Verfolgungen haben zu verschiedenen Zeiten stattgefunden, denn bald wurden die Christen von den Heiden unbarmherzig überfallen, bald aber wurden die Gläubigen von dem bösen Willen der falschen Christen verfolgt, welche Zeit in der Kirche noch anhält. Denn obschon die heidnischen Könige und andere getötet sind, so ist doch gleichwohl der Teufel nicht getötet, der insgeheim grausam durch heimliche Werkzeuge, das ist, durch böse Christen, wütet.

Chronik von dem Untergange, gedruckt 1617, das 9. Buch, auf das Jahr 842, Pag. 287, Col. 1, aus Leonh., Lib. 4. Hist. Geor., Lib. 4, Fol. 305.

Von der schrecklichen und traurigen Verfolgung der Christen durch die Seracenen zu Corduba in Hispania, um das Jahr 850 ausgeübt Um das Jahr unsers Herrn 850 haben die Saracenen, welche der mohammedanischen Religion zugetan waren, in verschiedene Eilande der mittelländischen See und in das Königreich Hispanien einen Einfall gemacht, worin sie so weit vorgedrungen sind, dass ihr König in der Stadt Corduba Hof hielt.

Unterdessen aber, um die Einwohner des Landes nach und nach zur Annahme der mohammedanischen Religion zu bewegen, sind sie zum Scheine freundlich mit ihnen umgegangen, haben den Christen Erlaubnis gegeben, daselbst zu wohnen, unter der Bedingung, dass sie ihren falschen Propheten Mohammed und seinen Gesetzen weder widersprechen, noch dieselben lästern oder widerlegen sollten; ferner, dass sie sich nicht unterstehen sollten, in ihre Kirchen zu kommen, sondern dass sie ihre Schätzungen ausrichten und in der Stille unter ihrem Gebiete leben sollten.

Die auf die angegebene Weise in ihren Freiheiten beschränkten Christgläubigen, die, um ihr Gewissen zu bewahren, das Böse sowohl als auch das Gute mit dem rechten Namen bezeichnen wollten, wurden von den Saracenen leicht hintergangen und wegen Mordes angeklagt; aber, was das Beklagenswerteste gewesen, so geschah bisweilen solche Anklage durch abgefallene Christgenannte, ja, auch durch solche, die man Bischöfe zu nennen pflegte (vermutlich politische Bischöfe, oder solche, die Weihbischöfe bei der römischen Kirche zu sein pflegten), welche die Gunst der Saracenen mehr liebten als die Gunst Gottes; dieselben erklärten, dass die Leute, die, um ihr Gewissen zu bewahren, getötet würden, keine Märtyrer wären, noch als solche anerkannt werden möchten; dieses haben sie auch, was noch mehr sagen will, in einem öffentlichen Konsilium behauptet.

Wie man leicht denken kann, wurden die Verfolger hierdurch in ihrer Bosheit nicht wenig bestärkt, und haben viele unschuldige Christen auf das Schrecklichste verfolgt, gemartert und getötet. O tödliche Stiche des Antichristen, durch seine Bischöfe verursacht!

Es ist zwar wahr, dass den Christen, welche in dieser Verfolgung das Martertum erlangt haben, vor ihrem Tode keine schweren Peinigungen angetan wurden, und dass die meisten enthauptet worden sind; nach ihrem Tode aber ist man mit ihren Leichnamen schmählich umgegangen; zuerst haben sie dieselben eine Zeitlang an den Galgen aufgehängt, nachher sie verbrannt und die Asche in die Flüsse gestreut, oder sie ließen sie unbegraben liegen, um von die Hunden oder Vögeln zerrissen zu werden.

Es wird berichtet, dass diese Verfolgung lange vor dem Jahre 850 angefangen habe, dass sie aber damals am heftigsten und strengsten gewesen sei, aus welchem Grunde, wie es scheint, die alten Schreiber die obige Verfolgung in das Jahr 850 aufgenommen haben werden.

Vergleiche Memor. Sanctor., Lib. 1; Apol. Mart. et Doc. Mart. Eulog. Lib. 2, Cap. 8–9 et Vite Eulogii mit dem zweiten Buche der Historie der Verfolgungen. Abr. Mellinus, gedruckt 1619, Fol. 306, Col. 2–3. Item, Chronik von dem Untergange, gedruckt 1617, das 9. Buch, Pag. 290, aus Hist. Wence., Fol. 443, Chron. Nicol. Gili, Fol. 172. Leonh., Lib. 4; doch wird diese Verfolgung hier ein Jahr später gesetzt, nämlich in das Jahr 851.

Was nun hier von dieser Verfolgung gesagt worden, muss mit der Beschreibung, die nach der erst angeführten Nota folgt genau verglichen werden; jetzt aber wollen wir ermitteln, welche Märtyrer damals um des Zeugnisses Jesu Christi und des Bekenntnisses des heiligen Evangeliums willen während dieser Verfolgung gelitten haben, uns jedoch auf diejenigen beschränken, deren Namen angegeben worden sind.

Johannes, ein Kaufmann zu Cordoba, wird um des Zeugnisses Jesu Christi willen scharf gegeißelt, rückwärts auf einen Esel gesetzt, verspottet und schrecklich gemartert, im Jahre 850 Im Jahre 850 nach der Geburt Christi ward Johannes, ein ungelehrter, doch frommer Mann, welcher einige Sachen zu verkaufen pflegte, um Jesu Christi willen in der Stadt Cordoba vor dem Richter von falschen Zeugen beschuldigt, dass er Mohammed verspottet und gelästert habe.

Da aber die Zeugen dieser Sache in ihren Beschuldigungen nicht glaubwürdig genug befunden wurden, um ihn zum Tode zu verurteilen, so wurde folgendes Zeugnis über diesen treuen Diener Gottes gefällt: Dass er scharf gegeißelt und gezwungen werde, Christum zu verleugnen; aber dieser fromme Bekenner Christi hat überlaut gerufen, dass er die christliche Religion selbst im Tode nicht verlassen wollte; gleichwohl er bekenne, dass er an den falschen Beschuldigungen, welche ihm beigelegt wurden, unschuldig wäre.

Durch diese Standhaftigkeit ist der Richter so sehr gegen Johannes erbittert worden, dass er ihn mit mehr als fünfhundert Schlägen geißeln und die Scharfrichter so lange mit der Geißelung fortfahren ließ, bis er leblos unter ihren Händen zur Erde fiel.

Als er aber nach dieser Marter zum Leben erwachte und Atem schöpfte, haben sie ihn rückwärts, oder verkehrt, auf einen Esel gesetzt und ihn in der ganzen Stadt von Straße zu Straße mit einem Ausschreier umhergeführt, welcher überlaut rief:

So soll man verfahren mit den Lästerern unseres Propheten und denen, die unsern Gottesdienst verspotten.

Da nun dieses zu Ende war, haben sie ihn in schwere Ketten gelegt und in das Gefängnis geworfen; was aber aus ihm geworden sei, darüber haben wir in der Beschreibung der Alten keine Nachricht finden können; doch ist es gewiss, dass er für den Namen Christi bis aufs Blut gestritten.

Vergleiche Eulogii Memorial. Sanctor., Lib. 1, mit der Beschreibung Abr. Mellinus in dem 2. Buche der Historien der Verfolgungen und Marter, gedruckt im Jahre 1619, Fol. 307, Col. 1–2.

Von diesem Johannes haben wir in den alten Schreibern keine nähere Nachricht in Ansehung der Ursache seiner Marter finden können, als dass er für die Wahrheit Gottes und seines Seligmachers geeifert und hauptsächlich um des zweiten Artikels unseres allgemeinen christlichen Glaubens willen gelitten habe, worin wir bekennen, dass wir an Jesum Christum glauben, welches mit Recht nach der Regel des göttlichen Wortes ein gutes Bekenntnis genannt werden mag (1Tim 6,12).

Über seinen Glauben ist nichts Nachteiliges zu unserer Kenntnis gelangt, weder in Beziehung auf den päpstlichen Aberglauben, noch in andern Beziehungen, wiewohl in der Stadt Cordoba, wo derselbe gelitten, auch Leute gewesen, die, wie es scheint, von der römischen Unreinigkeit nicht frei gewesen sind, wovon die Historien auch Nachricht geben.

Da man ihm aber hierüber keinen Vorwurf machen kann, so ist man, nach den Grundsätzen der christlichen Liebe, verbunden, sowohl von seiner Person, als auch von seinen übrigen Glaubenspunkten, das Beste zu urteilen, und das nicht nur von ihm, sondern auch von andern, die aus gleicher Ursache gelitten haben und von welchen auch die Alten in Ansehung dieser Sache ein gleiches Zeugnis abgestattet haben.

Nunilo und Alodia, zwei Geschwister, christgläubige Jungfrauen, werden in der Stadt Osca um des Herrn Jesu Namens willen, um das Jahr 851, mit dem Schwerte getötet Zu diesem Schritte für den Namen Christi hat der Herr nicht nur Männer, sondern auch Frauen und junge Töchter befähigt, sodass in dem folgenden Jahre 851 (wie man auf das Genaueste ausrechnet) zwei Schwestern, Nunilo, die andere Alodia genannt, sich nicht gescheut haben, Jesum Christum, ihren himmlischen Bräutigam, unter den Mohammedanern mit ihrem Blute, ja, mit ihrem Tode zu bekennen, welche Sache sich in folgender Weise zugetragen hat:

Sie hatten beide einen mohammedanischen Vater und eine sogenannte Christin zur Mutter, welche aber nicht von großer Gottesfurcht gewesen, indem, wie die Alten berichtet haben, nachdem ihr Mann gestorben, einen Saracenen, Mohammedaner oder Ungläubigen geheiratet hat.

So kam es denn, dass diese frommen Töchter ihr Glaubensbekenntnis nach der Lehre Jesu Christi, ihres ungläubigen Stiefvaters wegen, welcher ihnen hierin entgegen war, weder frei halten noch beleben konnten.

Als sie deshalb genötigt waren, ihrer Mutter Haus zu verlassen, begaben sie sich zu ihrer Base, oder Mutter Schwester, welche eine rechtsinnige christliche Frau gewesen, die sie ferner in der christlichen Religion aufgezogen hat.

Dadurch wurde der neidische Feind des menschlichen Geschlechts zum Zorne gereizt, weil sie, von einem saracenischen Vater geboren, Christgläubige geworden, und hat sie durch Hilfe böser Menschen bei dem Oberhaupte der Stadt Osca anklagen lassen, weshalb sie kurz nachher vor den Richter gebracht wurden.

Der Richter, um sie von der christlichen Religion abzubringen, machte ihnen große Versprechungen von Gaben und Geschenken. Außerdem verhieß er ihnen beiden, ihnen zur Ehe mit trefflichen Jünglingen zu verhelfen, wenn sie sich zu der mohammedanischen Sekte bekennen wollten.

Da sie auf ihrer Meinung fest beharrten, und den Rat des Präsidenten oder Richters in den Wind schlugen, so drohte er anfänglich, sie mit allerlei Tormenten zu peinigen, und bedrohte sie zuletzt mit dem Tode durch das Schwert.

Worauf diese frommen Töchter, durch den Geist Gottes gestärkt, dem Richter standhaft und ohne Furcht geantwortet und gesagt haben:

O Richter! Wie kommt es, dass du uns gebietest, von der wahren Seligkeit abzuweichen, während uns Gott zu erkennen gegeben hat, dass in der ganzen Welt niemand reicher sei als Christus unser Seligmacher, und dass nichts vortrefflicher sei als der christliche Glauben, durch welchen die Gerechten leben, durch welchen auch die Heiligen Königreiche überwunden haben; denn außer Christo ist kein Leben, und außer seiner Erkenntnis ist auch nichts als der ewige Tod.

Es ist unser einziger und wahrer Trost bei ihm zu wohnen und mit ihm zu leben; aber von ihm abzuweichen, ist das ewige Verderben.

Solange wir leben, wollen wir uns von dessen Gemeinschaft nicht absondern lassen, denn wir haben ihm unsere Reinigkeit (oder jungen Jahre) zu bewahren übergeben und anvertraut, und hoffen, dass wir endlich seine Braut sein werden.

Den Gewinn der vergänglichen Güter dieser Welt, womit du uns zu verkehren gedachtest, achten wir für Kot und Schaden, damit wir Christum gewinnen, weil wir wissen, dass alles, uns unter der Sonne ist, außer Christum und den wahren Glauben an ihn, Eitelkeit sei.

Auch deine Drohungen der Strafen schrecken uns nicht, weil wir wissen, dass die Peinigungen, ja, der Tod selbst, nur eine kurze Zeit währen; dieser, welchen du uns als letztes Schreckbild vor Augen gestellt hast, ist es, wonach wir umso mehr verlangen, weil wir wissen, dass wir dadurch ohne Aufschub nach dem Himmel zu Christo, unserem Bräutigam, ziehen, um daselbst unaufhörlich von ihm durch seine Liebe umfangen zu werden.

Der Richter, als er die Standhaftigkeit ihres Glaubens und die Kraft ihrer Bekenntnisse bemerkte, hat für gut befunden, diese jungen Mägdlein voneinander zu trennen, einigen saracenischen Frauen zu übergeben, um sie in der mohammedanischen Religion zu unterweisen, und verbot ihnen sehr hart, weder sich untereinander, noch sonst jemand von den Christen zu besprechen.

Die Frauen, die sie aufgenommen hatten, um sie in der saracenischen oder mohammedanischen Religion zu unterweisen, hielten ihnen täglich ihre Abgötterei und schädliche Lehre vor, und suchten sie auf diese Weise mit dem Becher des Zornes Gottes aus Mohammeds Hand zu vergiften.

Im Jahre 852 war der Eifer einiger, um für den Namen Jesu Christi zu sterben, so groß, dass sie auch Christum in großer Menge bekannten, zur Marter hinliefen, und sich als wehrlose Lämmer, um Christi willen, töten ließen. Es wird gemeldet, dass unter diesen zwei junge Helden Jesu Christi, Emias und Hieremias gewesen, welche aus wohlmeinendem und besonderem Eifer dem Mohammed trefflich widersprochen, auch sich dargestellt haben, um Christi ihres Seligmachers willen zu leiden, worauf sie beide mit dem Schwert hingerichtet sind; worauf, wie die Alten berichten, obgleich vormittags schönes Wetter gewesen, in der Stunde ihres Todes gewaltige Donnerschläge erfolgt sind, dass die Erde davon bebte, dass ferner furchtbare Blitze aus der Luft gekommen, dass ferner große Finsternis, schwerer Hagelschlag, starke und gewaltige Wirbel und Sturmwinde, als ob Himmel und Erde vergehen wollten, eingetreten sei; oder als ob die unwissenden Elemente, wie aus Eulocnus berichtet wird, über den Tod der frommen Märtyrer, deren Leichname über den Fluss gebracht und an Pfähle aufgehängt wurden, Reue zu tragen schienen. Im Jahre Christi 852, den 16. September, A. Mellin., Fol. 309, Cen. 4 ex Memor. St., Lib. 2, Cap. 2.

Aber aus Gründen lassen wir diese Menschen unerwähnt, obgleich wir weder an ihrem Glauben, noch an ihrem Leben etwas zu tadeln wissen.

Allein es war alles vergebens; sie blieben standhaft, was von ihren Widersachern Hartnäckigkeit genannt wurde.

Endlich wurden sie beide vor Gericht gebracht und öffentlich zur Schau gebracht, auch hier haben die Christen, wie zuvor bekannt, Mohammed für einen Feind des christlichen Glaubens erklärt und seine Lehre verworfen, worauf beide in der Stadt Osca in Hispanien, auf den 22. Oktober des Jahres 851 nach Christi Geburt, hingerichtet worden sind, obschon andere in der Jahresrechnung dieser Geschichte bedeutend abweichen, worüber wir den Verständigen urteilen lassen.

Vergleiche die Anmerkung oder den Auszug Mellin. in dem großen christlichen Marterbuche, gedruckt 1619, das zweite Buch, Fol. 308, Col. 1–2 mit den Schreibern, woraus es angeführt oder ausgezogen worden ist. Vide Eulogium Memor. Sanct., Lib. 2, Cap. 7 et Interp.

In Betreff dieser beiden frommen Märtyrerinnen muss man übrigens dasjenige ins Auge fassen, was bei dem zuvor genannten Märtyrer Johannes, nach der gesetzten Nota aufgezeichnet worden ist, und dient solches zur Nachricht.

Auren, eine gottesfürchtige Jungfrau, wird um des Zeugnisses Jesu Christi willen, nach vielen und schweren Versuchungen, zu Cordoba im Jahre 856 mit dem Schwerte getötet Diese Auren war von Geburt eine edle Jungfrau und eine Schwester des Märtyrers Johannes, von welchem zuvor gesprochen worden ist, aus der Landschaft Hispalis, oder Sevilien, und von einigen ihrer Landsleute verraten und angeklagt worden.

Der Richter, welcher ihr Blutsfreund gewesen, suchte sie mit allen Kräften von Christo abzuziehen, welches ihm auch zuerst gelungen ist; aber nachher bereute sie ihren Abfall und ging täglich in die Versammlung der Gläubigen, um durch das Anhören des Wortes Gottes in der Kraft des Geistes gegen dergleichen Streit für die Zukunft gestärkt zu werden.

Der Feind des menschlichen Geschlechts, der es nicht ertragen konnte, dass Aurea fest an Gott ihrem Schöpfer hielt als zuvor, hat wieder einen andern ausgefunden, der die Jungfrau bei dem Richter anklagen sollte, der sie dann auch sofort durch seine Häscher abholen ließ, und sie wie zuvor bedrohte.

Aber je schwächer sie sich in dem ersten Abfall gezeigt, der Anfechtung zu widerstehen, desto stärker hat sie sich in diesem zweiten Kampfe, die Märtyrerkrone zu gewinnen, bewiesen, denn sie antwortete dem Richter:

Ich bin nicht von Christo, meinem Gott abgewichen; ich habe die Religion der wahren Gottseligkeit nicht verlassen; ich habe keinen Augenblick deinem heillosen Gottesdienste angehangen. Obgleich es damals geschienen, dass ich mit meiner Zunge von Christo abgefallen wäre, so war doch mein Herz davon weit entfernt, und hatte ein festes Vertrauen zu meinem Herrn Jesu Christo, der mein Gewissen durch seine tröstlichen Verheißungen wieder aufgerichtet hat, wenn er sagt: Wer an mich glaubt, der soll, wenn er auch schon tot wäre, leben.

Wenngleich ich mit Worten in den Fallstrick der Verleugnung geraten bin, so war doch mein Herz durch die Kraft des Glaubens gestärkt, denn als ich von dir hinausgegangen bin, habe ich in meinem Herzen und Gemüt den Glauben festgehalten, den ich von Jugend auf verehrt habe.

So bleibt denn nichts anderes übrig, als dass ich mit dem Schwerte hingerichtet werde, oder dass du mir erlaubst, meinem Herrn Jesu Christo frei zu dienen.

Darauf sagte der Richter, dass man sie in dem Gefängnisse aufbewahren sollte, bis er dem Könige hiervon Nachricht gegeben, worauf sie Tags darauf auf des Königs Befehl mit dem Schwerte getötet, nachher aber mit einem Mörder mit den Füßen aufwärts an einen Galgen aufgehängt worden ist.

Ihr Leichnam wurde mit einigen Dieben und Mördern in den Fluss Betis versenkt. Sie ist den 19. Juli, im Jahre 856, zu Cordoba, unter der Regierung Mohammeds, dem Könige der Saracenen, gestorben.

In dieser Anmerkung müssen miteinander verglichen werden: A. M., Hist., edit. 1619, Fol. 311 et Eul., Lib. 3, Cap. 17.

Anmerkung Man muss hier bemerken, dass die vorgenannte Märtyrerin in Ansehung des Bekenntnisses der äußerlichen Religion von vier Personen, Helias, Paulus, Isidorus und Argimirus, und anderen, die von den zuvor erwähnten Autoren in ihrer Beschreibung eben vor der Aurea Martertum aufgezeichnet worden sind, unterschieden werden müssen; denn nach aller Wahrscheinlichkeit bekannten dieselben sich zu der römischen Kirche, wovon wir bei der Aurea kein Kennzeichen gefunden haben.

Sie hat von Christo, ihrem Seligmacher, ein gutes Bekenntnis getan, und ist darauf gestorben, weshalb sie in Folge dessen, was wir in der angeführten Nota über den Märtyrer Johannes auf das Jahr 850 erklärt haben, mit Recht unter die rechtsinnigen Märtyrer gesetzt wird.

Wir wollen jetzt die mohammedanischen Verfolgungen verlassen, weil es uns in denselben sowohl in Ansehung der Namen der Märtyrer, als rücksichtig ihrer Bekenntnisse an genügendem Lichte mangelt, weshalb wir die andern, von welchen wir nichts erwähnt haben, dem ansehenden und allwissenden Gotte, der alles ans Licht bringen wird, befohlen sein lassen.

Unsere Absicht ist, uns nach den italienischen und englischen Grenzen zu begeben, wo ein helleres und klareres Licht angefangen hat, obwohl es in Frankreich aufgegangen ist, da die päpstlichen Finsternisse, besonders in dem Artikel der wesentlichen Verwandlung des Brotes und der Messe, dadurch erläutert wurden.

Doch wird dieses als ein Trauerspiel enden, wenn wir zeigen werden, dass das helle Licht der Wahrheit mit blutigen Strahlen wieder habe untergehen und zur Betrübnis der rechtsinnigen Christen sich unter die Erde verbergen müssen.

Wir haben in unserer Beschreibung der heiligen Taufe auf das Jahr 860 von Hincmaro, Bischof zu Laudun, geredet und berichtet, dass er wollte, man sollte die Kinder ungetauft lassen, worüber er damals sehr beschuldigt ward; doch scheint es, dass es bei der Beschuldigung nicht geblieben sei, denn nachher wurde von andern Schreibern berichtet, dass er in einem gewissen Konsilium in dem Palaste von Dusiacu in der Provinz Rheims verurteilt und verdammt worden sei.

Ferner, dass er deshalb ins Elend verwiesen, in eiserne Bande geschlossen und nach zwei Jahren seiner beiden Augen beraubt worden sei. Doch sind die Schreiber darüber nicht einstimmig, ob ihm solches deswegen begegnet sei, weil er die Kindertaufe verworfen, sondern sie berichten auch, dass ihm solches aus bitterem Hass des Erzbischofs zu Rheims und aus andern das Papsttum betreffenden Gründen widerfahren sei.

Was die Zeit dieser Geschichte betrifft, so setzt der Papist Cäsar Baronius dieselbe auf das Jahr 871; wiewohl wir in Vergleichung mit anderen Autoren dieselbe fünf Jahre früher setzen sollten. Siehe Chronik Cäsar Baronius, gedruckt 1623, im Jahre Christi 871, Nr. 4, verglichen mit den Autoren, die wir in der Beschreibung der heiligen Taufe von Hincmaro angezogen haben.

Überdies, obgleich wir in Ansehung des Lebens und Wandels des vorgedachten Hincmaro nur Gutes gefunden haben, so dürfen wir ihm doch um der Zwistigkeit der alten Schreiber willen keinen Platz geben, daher wir ihn Gott befehlen, welcher über seine Sache urteilen wird.

Johannes Erigena, ein Schottländer, wird um des Bekenntnisses der evangelischen Wahrheit willen, durch Aufwiegelung einiger Mönche, zu Meldum in England, von seinen Schülern um das Jahr 884 getötet Johannes Erigena, ein Schottländer und deshalb Scotus genannt, war in Ansehung seiner Lehre zur Zeit des Kaisers Ludovicus Pius und seines Sohnes Lothgar in einer gewissen Stadt Frankreichs berühmt.

Er ist außerordentlich tugendhaft, gelehrt und sehr beredt, und deshalb wegen dieser außerordentlichen Gaben sehr berühmt und geachtet gewesen.

Denn als Carolus, einer von des vorgenannten Kaisers Söhnen, gern eine gute Übersetzung und Auslegung der Bücher des Dionysius Areopagita, und besonders des Tractats, Hierarchia genannt, gehabt hätte, hat er dasselbe löblich und mit besonderer Geschicklichkeit ausgeführt, sodass Anastasius, welcher die Bücher in Verwahr hatte, damals eine Vorrede darüber gemacht, und wie folgt davon geschrieben hat:

Man muss sich wundern, wie dieser Barbar (das ist Ausländer oder Schotte), der in den äußersten Enden der Welt, nämlich in Schottland, gewesen und daselbst gewohnt hat, solche hohen Dinge mit seinem Verstande begriffen habe, und das Buch des Dionysius in eine andere Sprache, als dem Griechischen in das Lateinische, übersetzen hat können; ich meine Johannes, den Schottländer, der ein sehr heiliger und gottseliger Mann gewesen sein soll.

Dieses ist das Zeugnis einer seiner Widersacher, in Ansehung seiner Gelehrtheit und Gottseligkeit seines Lebens, sodass wir nicht nötig haben, hiervon mehrere Zeugnisse aus andern Schreibern beizubringen, und wollen es deshalb dabei bewenden lassen.

Nachher hat er, wie es scheint, ein Buch von der Eucharistie, das ist, von dem Dankopfer des Abendmahls, geschrieben, worin er den großen Irrtum der Papisten in dem Artikel der Transsubstantiation oder der wesentlichen Veränderung des Brotes in den Leib Jesu Christi, und auch die Messe, und die Opfer, welche im Papsttume für die Toten und Lebendigen gehalten werden, sehr gründlich und trefflich widerlegt hat. Dieses ist aber, wie bald folgen soll, die Ursache seines Todes gewesen.

Als er dieses Buch verfertigt hatte, wurde er von einigen sehr geliebt, unter welchen sich auch Berengarius, Diakon der Gemeinde zu Angiers, befand, von welchem berichtet wird, dass er seine Meinung in Ansehung dieses Stücks und vielleicht auch gegen die Kindertaufe, welche er stark widerlegte, aus den Schriften des Johannes Scotus geschöpft und gelernt habe, wovon wir betreffenden Orts ausführlicher handeln werden.

Dagegen wurde dieses Buch von denjenigen, welche scharfe Verfechter des römischen Aberglaubens und besonders der Transsubstantiation und Messe waren, sehr gehasst, sodass dasselbe, als es vor den Papst Leo den Neunten gekommen, die Veranlassung gegeben hat, dass beide, wie es sich annehmen lässt, nämlich er und sein Buch, als Ketzer verurteilt und verdammt worden sind; dieses ist hauptsächlich in dem Konsilium zu Bercellis geschehen.

Nachdem nun dieses geschehen war, und er den Hass des Papstes und vieler päpstlich Gesinnten auf sich geladen, hat er die Stadt Paris, wo er auf der hohen Schule Rektor gewesen, und also auch Frankreich verlassen und hat sich nach England begeben, wo er sich mit Lehren und Unterweisen der unwissenden Jugend ernährt hat.

Nach einigen Jahren aber, als die Mönche um ihrer Rachsucht und ihres Hasses willen ihn nicht länger dulden konnten, weil sein Glaube der römischen Kirche zuwider war, haben sie die Schüler, welche er unterrichtete, gegen ihn aufgewiegelt, sodass sie ihn mit Pfriemen und Federmessern totgestochen haben.

Andere Schreiber halten dafür, dass es die Mönche selbst getan haben, sintemal dieselben die Jugend, welche vermutlich blöde gewesen, aufgehetzt haben, in der Mordtat selbst aber vorangegangen sind, indessen ihnen die Knaben mit Federmessern und Pfriemen nachfolgten, sodass der erwähnte Märtyrer unter ihren Händen sein Leben gelassen hat.

Das wenigstens ist gewiss, dass er um seines Gewissens willen unter großen Qualen getötet worden ist, und dass die Mönche mit Hilfe seiner Schüler keine geringe Ursache davon gewesen, wie uns die Schreiber über die Art seines Todes berichtet haben.

Vergleiche die Anmerkung A. Mellinus im 2. Buche der Geschichte der Verfolgung und Marter, gedruckt im Jahre 1619, Fol. 343, Col. 2–3 und Fol. 392, Col. 4 und Fol. 393, Col. 1–2, ausgezogen aus Trithem. de Script. Eccles. Item Hist. Reg. Angl. in Alfredo, Lib. 2, Hobed. Annal. Part. priore westmon. in Flor. Hist., Anno 883. Item Hist. Parte prima Chron. Car., Lib. 4, Sub. Henri. 4, Seniore Lanfr., Lib. de Eucharistia contra Berengarium, Baron. Annal., Tom. 1, Anno 1059. Mamelsburi. Regum. Angl., Lib. 2, Testibus Lanfranco, Guitmundo et aliot.

Betreffend die Zeit dieser Geschichte P. I. Twisck gibt hierüber voneinander abweichende Beschreibungen; in der ersten setzt er das Jahr 869. Chronik von dem Untergange, das 9. Buch, gedruckt 1617, Pag. 306, Col. 2 aus Hist. Andr., Fol. 160.

In der zweiten setzt er das Jahr 884, in derselben Chronik, Pag. 311, Col. 2, aus Joh. Munst., Fol. 83.

An dem ersten Orte nennt er ihn Johannes Scotus, und an dem andern Orte Johannes Erigena, wiewohl es eben dieselbe Person ist, wie in der Beschreibung selbst erklärt wird.

Was nun die Jahre 869 und 884 betrifft, auf welche, seinem Berichte nach, die Geschichte des Johannes sich zugetragen haben soll, so möchte jemand glauben, dass solches gegeneinander streite, aber die Verschiedenheit lässt sich leicht auf die Weise vereinigen, wenn man das Jahr 869 als die Zeit annimmt, in welcher der erwähnte Märtyrer berühmt gewesen ist und seine Lehren fortgepflanzt hat, dass aber das Jahr 884 als die Zeit genannt werde, worin er getötet, und um seiner Lehre willen gemartert worden ist.

Nähere Anmerkung, welche die Geschichte selbst umfasst, nach der Beschreibung Carionis, P. Melanchthons und C. Peuceri Zur Zeit des Kaisers Ludovicus Pius, sagten erwähnte Autoren, unterrichtete Johannes Scotus (oder der Schottländer) und erklärte öffentlich in den Schulen das Büchlein des Dionysius, von der Hierarchia.

Derselbe Johannes Scotus, als er die falsche gottlose Meinung von dem Opfer der Messe, von welcher damals andere lehrten, dass man Christus in dem Abendmahle für Lebendige und Tote aufopfern müsse, mit gutem Grunde strafte und widerlegte, ist von seinen Schülern und Zuhörern mit Federmessern totgestochen worden.

Chron. Carionis vom Anfange der Welt bis auf Carl V., vermehrt durch Phil. Melanchthon und Caspar Peucerus, gedruckt im Jahre 1586, das 4. Buch, Fol. 476, Col. 1.

Eben dieselbe Geschichte nach der Beschreibung S. Franck Wordensis Johannes, mit dem Zunamen Scotus, aber nicht aus dem Barfüßerorden, hat ein Büchlein vom Sakramente geschrieben, in welchem er die Gegenwart des Leibes und Blutes Christi leugnet; dieser ist in dem Konsilium zu Vercellis verdammt worden.

Er ist Lehrer an der hohen Schule zu Paris, sehr gelehrt in beiden Sprachen und ein Phönix seiner Zeit gewesen; von dem Kaiser Lotharius wurde er in großer Würde gehalten. Über diesen hat geschrieben Platina.

Siehe Chronik der römischen Ketzer von Petrus bis Clemens VII., gedruckt im Jahre 1563, Fol. 106, Col. 4, Lit. 1, über den Namen Johannes.

Folgendes betrifft die erwähnte Sache des Joh. Scotus, nach der Beschreibung P. I. Twisck Johannes Scotus (schreibt er) hat unter dem Kaiser Ludovicus Pius gelebt und hat scharf gegen die Verwandlung des Brotes und Weines geschrieben.

Als er einst in einer Erklärung den falschen Wahn von der gotteslästerlichen Oblation oder Aufopferung der Herrn Christi in dem Abendmahle für Lebendige und Tote scharf rügte, haben ihn seine Schüler und Zuhörer mit Griffeln zu Tode gestochen.

Chronik von dem Untergange, das 9. Buch, gedruckt 1617, Fol. 306, Col. 2, aus Hist. And., Fol. 160.

Ausführlichere Nachricht über denselben J. Scotus, nach der Beschreibung des papistischen Baronius nach des Abraham Mellinus Anweisung Aber lasst uns, spricht er, das Urteil des Baronius von diesem Schottländer hier beifügen: Was Johannes Scotus betrifft, so haben wir oben betreffend gesagt, dass er bei dem Papste Nicolaus dem Ersten in üblem Rufe gestanden. Obwohl derselbe, nämlich J. Scotus, so giftig gegen den katholischen Glauben geschrieben hatte, so haben doch viele, weil er seine Meinung weder unter das Volk gebracht, noch sie veröffentlicht hatte, großes Zutrauen zu seinem Glauben gehabt und ihm unverschämter Weise (so redet er nach seiner päpstlichen Gewohnheit), den Märtyrertitel beigelegt.

Vergleiche Abr. Mellinus in dem zweiten Buche der Verfolgung und Marter, gedruckt 1619, Fol. 393, Col. 1–2 mit Cäsar Baronius Anmerkung über Joh. Scotus. Annal. Tom. 11, im Jahre 1059.

Es erhellt aus dieser letzten Beschreibung, dass es dem Papisten Baronius, welcher ein Kardinal des römischen Stuhles war, leid gewesen sei, dass viele eine gute Meinung von Johannes von Scotus, oder von dem Schottländer, gehabt haben und was noch höher stand, dass sie ihm den Märtyrertitel beigelegt haben; dieses ist kein Wunder, weil die rechten Papisten nur von denen, welche dem päpstlichen Aberglauben zugetan sind und welche niemals ein Wörtchen gegen denselben sprechen, eine gute Meinung hegen; auch werden sie nur denjenigen den Namen eines Märtyrers zuschreiben, welche für den römischen Stuhl und dessen Satzungen, welche ein Teil ihrer menschlichen Erfindungen sind, gelitten haben; doch wollen wir sie dafür stehen lassen und von ihnen scheiden.

Wir wenden uns nun wieder zu Johannes Scotus und sagen, dass er seine Freimütigkeit bewiesen, wie einem wahren Märtyrer geziemt, indem er sich, um sein Gewissen zu bewahren und die unterdrückte Wahrheit zu verteidigen, nicht gescheut hat, den Hass des Papstes und der päpstlich Gesinnten auf sich zu laden, des Bannes darüber gewärtig zu sein und zuletzt auf das Grausamste gemartert und umgebracht zu werden.

Er ist um des Bekenntnisses der christlichen und evangelischen Wahrheit und insbesondere um des Artikels willen, dass wir des Herrn Todes gedenken müssen, worin der Trost der Seelen in Ansehung unserer seligen Erlösung liegt, gestorben.

Da aber Berengarius, welcher sich nicht nur der Verwandlung des Brotes, sondern auch der Messe und der Kindertaufe widersetzte, später beschuldigt worden, dass er seine Lehre aus Johannes Scotus, das ist, dem sogenannten Märtyrer gesogen und erlernt habe, so kann man daraus schließen, dass dieser Märtyrer gleichfalls gegen die Kindertaufe gewesen sein müsse, sonst könnte überhaupt nicht gesagt werden, dass Berengarius seine Lehre aus J. Scotus gesogen und erlernt habe, welches jedoch oft von den alten Schreibern ohne Scheu berichtet wird.

Hiermit wollen wir von J. Scotus und zugleich auch von der Beschreibung der Märtyrer dieses Jahrhunderts scheiden; wir haben zur Befriedigung des gutwilligen Lesers genug gesagt, denn der Böswilligen nehmen wir uns nicht an. Darum soll unsere Seele sich beruhigen und sich mit den Frommen beschäftigen.