Sein letztes Gebet
Herr Gott! Dich will ich loben von nun an bis an mein Ende, weil du mir den Glauben gegeben hast, durch welchen ich dich kennen gelernt habe. Du sendest dein göttliches Wort zu mir, welches ich aus lauter Gnade merken und spüren kann. Von dir, o Gott, habe ich dasselbe empfangen, wie du weißt; ich hoffe gewiss, es wird nicht leer wieder zu dir zurück kehren. O Herr, stärke hierzu mein Gemüt, dass ich deinen Willen erkenne, dessen ich mich von Herzen erfreue. Wärest du mir, o Gott mit dem Worte deiner göttlichen Gnade nicht erschienen, als ich die schwere Last der Sünden gewahrte, welche mich sehr ängstigte, so hätte ich unterliegen und ewige Pein leiden müssen. Darum will ich deinen herrlichen Namen ewig hochloben und rühmen, weil du dich stets als einen barmherzigen, lieben Vater erweisest. Verstoße mich doch nicht, sondern nimm mich als dein Kind an. Darum schreie ich zu dir, hilf doch, o Vater, dass ich dein Kind und Erbe sein möge. O Herr, stärke meinen Glauben, sonst wird mein Gebäude, wenn mir deine Hilfe nicht beisteht, bald umfallen; vergiss mein nicht, o Herr, sondern sei immer bei mir; dein Heiliger Geist beschütze und lehre mich, dass ich in allen meinen Leiden stets deinen Trost empfangen und in diesem Streite ritterlich kämpfen möge, bis ich den Sieg erhalten haben werde. Der Feind hält mit mir eine Schlacht in dem Felde, worin ich nun liege; er hätte mich gern aus dem Felde verjagt; aber du, Herr, hast mir den Sieg gegeben. Er ist mit scharfem Geschütz auf mich eingedrungen, so dass mir alle meine Glieder vor der falschen Lehre und ihrem Zwange bebten. Aber du, o Herr, erbarme dich meiner und hilf mir armen Menschen, deinem Sohne, mit deiner Gnade und kräftigen Hand, damit ich überwinde. O Gott! Wie bald hast du mich erhört, wie bist du mit deiner Hilfe geeilt und hast meine Feinde zurückgeschlagen! Darum will ich zum Lobe deines Namens, in meinem Herzen singen und die Gnade, die mir widerfahren ist, ewig ausbreiten. Ich bitte dich nun, Vater, für alle deine Kinder; bewahre uns sämtlich in Ewigkeit vor allen Feinden unsrer Seelen; auf das Fleisch will ich nicht bauen, denn dasselbe vergeht und hat keinen Bestand, aber auf dein Wort will ich fest vertrauen, das sei mein Trost, darauf ich mich verlasse, das wird mir aus allen meinen Nöten zur ewigen Ruhe helfen. Die Stunden des letzten Tages, wo wir das Leben lassen müssen, ist nun sehr nahe. Lieber Herr! Hilf uns doch das Kreuz bis auf den Platz zu tragen und kehre dich zu uns mit aller Gnade, damit wir unsern Geist in deine Hände befehlen mögen. Ich bitte dich, o Herr, herzlich für alle unsere Feinde, wie viele derer auch sind; Herr, rechne ihnen ihre Sünde nicht zu; dieses bitte ich dich nach deinem Willen und so wollen wir (ich, Georg Blaurock und Hans von der Reve) im Frieden hinscheiden; der gute Gott wolle uns durch seine Gnade bis in sein ewiges Reich geleiten; gleichwie wir ihm auch fest vertrauen, dass er solches tun und sein heiliges Werk in uns vollenden und mit seiner Kraft bis ans Ende uns beistehen werde, Amen.
Quellen:
- Thieleman J. van Braght: Der blutige Schau-Platz oder Märtyrer-Spiegel der Taufgesinnten oder Wehrlosen Christen, die um des Zeugnisses Jesu, ihres Seligmachers, willen gelitten haben und getötet worden sind, von Christi Zeit an bis auf das Jahr 1660, 1915: Scottdale Printing, 6. Ausgabe. Link zum Bercht.