Die vollständigen Werke Menno Simons

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

21 Die christliche Taufe in dem Wasser, erklärt aus dem Worte Gottes

In was für einer Weise dieselbe von Christo Jesu befohlen und von seinen heiligen Aposteln gelehrt und gebraucht worden ist.

 

Menno Simons Gruß an seine lateinischen Leser

Lest und lest wiederum, was ich zu euch rede, ihr Gelehrten, die ihr in Verstand und Lehre über andere erhaben zu sein scheint. Ich habe dieses, über das beim Gebrauch der Taufe einzuhaltende Verfahren, in holländischer Sprache hinzugefügt. Denn da ich im Lateinischen nicht genug bewandert bin, kann ich den Gegenstand nicht gut in dieser Sprache behandeln und wenn ich es auch könnte, so wollte ich nicht, auf dass meine Arbeit nicht in den Händen meiner Gegner verloren gehe, sondern einem jeden Christen bekannt werden und Frucht bringen möge. Ihr könnt für euch selber sehen, dass in dieser Schrift keine Schriftverfälschungen, Spottreden oder Lügen sind. Ich weiß, dass es nicht der Sinn eines Christen ist, in irgendeiner Sache auf betrügerische Weise zu handeln; in einer so ernsten Sache aber wie dieses ist, kennt der Christ ganz besonders keinen Betrug. Es ziemt sich für einen Lehrer des Evangeliums, nichts vorzutragen, als jene erhabenen Gaben des Evangeliums, nämlich: Glauben, Liebe, Geduld, Geist, Barmherzigkeit, Frieden, Sanftmut, Wahrheit, Bescheidenheit und solche mehr, auf dass niemand im Stande sei, ihn mit Recht irgendeiner Schlechtigkeit zu beschuldigen. Er muss nicht nur mit dem Munde, sondern auch durch sein Leben lehren, nach den Worten Pauli, welcher sagt:

»Ich betäube meinen Leib und zähme ihn, dass ich nicht den andern predige und selbst verwerflich werde.« (1Kor 9,27)

An einer andern Stelle sagt Petrus:

»Führt einen guten Wandel unter den Heiden, auf dass die, die von euch afterreden, als von Übeltätern, zu Schanden werden, dass sie geschmäht haben euren guten Wandel in Christo.« (1Pt 2,12; 3,16)

Denn mit solchen Mitteln geziemt es sich, die Unverständigkeiten der Unwissenden zu überkommen, auf dass nicht jene Worte des Heilandes uns entgegnet werden:

»Ziehe zuvor den Balken aus deinem Auge.« (Lk 6,42)

Denn wie kann ich andere zu Christen machen, wenn ich selbst kein Christ bin?

Lest deshalb und wenn etwas in diesem Werklein gefunden wird, was nicht den Geist und die Reinheit des Evangeliums atmet, so muss ich und nicht ihr zu Schanden werden. Ich habe geschrieben aus einem frommen Gefühl der Liebe, nicht um jemandem zu schaden, sondern um allen Menschen zu nützen. Was für ein Dank mir aber von euch für meine euch erzeigte Wohltat wird, weiß ich kaum, es sei denn, dass mir mit meinem allerheiligsten Führer, Jesu Christo, an Stelle der gebührenden Belohnung allerlei Übel, Schande und Pein zu Teil wird. Doch es ist kein Wunder. Warum sollten sie meiner, der ich die Wahrheit suche und das dargebrachte Opfer bekenne, schonen, da sie doch fast alle Prediger der Gerechtigkeit, die vom Anfange gewesen sind, aus gleicher Ursache dem Tod überliefert haben. Dies ist der Dank, welchen die Welt den Dienern Gottes erzeigt. O dass sie einmal in Wahrheit Christen wären, die sich jetzt törichterweise für solche halten! Gnade sei mit allen, die in Wahrheit lieben, durch unsern Herrn Jesum Christum.