An alle frommen, uns gewogenen und redlichen Obrigkeiten, in betreffs der gräulichen Beschuldigungen, Scheltreden, Verleumdungen und Aufwiegelungen der Gelehrten, wodurch sie überall stets sehr jämmerlich gelästert und beunruhigt werden, wie man hören und sehen kann.
Allen frommen, uns gewogenen und redlichen Obrigkeiten, Herren, Fürsten, Regenten und Befehlshabern, wünschen wir Armen, Elenden und Zerstreuten ein ewiges Wohlsein, eine glückselige Regierung mit aller Gottseligkeit, von Gott, unserem himmlischen Vater, durch Jesum Christum, unsern Herrn und Seligmacher, Amen.
Es ist vielen Leuten wohl bekannt, meine edlen, ehrenwerten und wohlmeinenden Herren, dass etliche Personen weit mehr bestrebt sind, das Gesetz des Theodosius (obwohl dem guten Kaiser vormals durch blutdürstige Bischöfe abgedrungen), wie auch das Mandat Karls des Fünften und das Verdammungsurteil, welches das römische Reich heutigen Tages über diejenigen, welche sie Wiedertäufer nennen, hat ergehen lassen, auszuführen, als das Wort Gottes zu halten. Sie merken nicht, dass solches nicht um der Taufe, sondern um der gottlosen Irrtümer und Gräuel willen, welche unter den Getauften, beides, in Lehre und Wandel, im Schwange waren, erlassen wurde. Denn wenn das erwähnte Gesetz, Mandat und Verdammungsurteil die Taufe und nicht die bösen Werke, in welchen zu ihrer Zeit die Getauften befangen waren, rächte, dann würden dadurch auch Christus Jesus samt allen Aposteln, Cyprian der Märtyrer, alle afrikanischen Bischöfe, das nicänische Konzil und auch der erhabene Apostel Paulus (Apg 19), für offenbare Bösewichter erklärt. Diesem kann nicht widersprochen werden.
Da wir uns denn den Irrtümern, Missetaten und Gräueln der Donatisten, Circumcellioner, Münsterischen und allen aufrührerischen Sekten, die zu unserer Zeit geschehen sind und mit Hinsicht auf welche das erwähnte Gesetz des Theodosius, das kaiserliche Mandat und das Verdammungsurteil des römischen Reiches erlassen wurden, wie gesagt worden ist, so ganz und gar widersetzen und vom Anfang unserer Lehre und unseres Glaubens widersetzt haben; und da wir vor Gott und seinen Engeln auf dieser Erde nichts anders suchen, als dass wir des Herrn ausdrückliches, klares Wort, Geist, Beispiel, Gebot, Verbot, Gebrauch und Verordnung, nach welchen in Christi Reich und Kirche alles gerichtet werden muss, was dem Herrn wohlgefällig sein soll, in unserer armen Schwachheit und in unterwürfigem Gehorsam nachkommen mögen, wie unsere schwere Not, Druck, Elend, Bangigkeit, Gut und Blut überall bezeugen, so ist es vor Gott und den Menschen gewiss unchristlich, ja, offenbare Gewalttätigkeit und Unrecht, dass man uns nur um der Taufe willen, die wir so kräftig mit Gottes Wort und der Apostel Lehre und Gebrauch gegen alle Weltweisheit und Menschenvernunft aufrecht zu halten vermögen, mit den Circumcellionern in Bezug auf die Strafe gleich stellt – mit jenen, welche nach der Aussage der Geschichte solche unerhörten Gräuel anrichteten; und auch mit der Münsterischen, welche, wider Gottes Wort und alle evangelische Schrift und auch wider alle guten Verordnungen, ein neues Königreich stifteten, Aufwiegeleien verursachten und die Vielweiberei einführten und die wir so eifrig mit des Herrn Wort bekämpft und bestraft haben, wie dies durch unseren Handel und Wandel bezeugt wird.
Und so möchten wir denn erstens eure edle Hoheit und verehrliche Weisheit, um Christi willen, in aller Demut bitten, dass ihr doch mit mitleidigen und väterlichen Augen aufmerksam Einsicht nehmen mögt, wie jämmerlich eure elenden Untertanen, welche mit euch von einem Gott erschaffen und mit einem Preis erkauft worden sind (1Kor 7,23; 1Pet 1,18; 1Kor 6,20; Hebr 9,20; 12,24) und am Ende mit euch denselben Richter finden werden, von einem jeden, besonders von den Predigern, überall und ohne Schuld verleumdet, verspottet, geschändet und an einigen Orten ohne Barmherzigkeit gleich den Allergottlosesten und Ärgsten auf Erden getötet und den Vögeln des Himmels zur Speise gegeben (Ps 79,2), mit Missetätern, gleich unserem Vorgänger Christus (Lk 23,33; 22,37; Jes 53,12; Mk 15,28), aufs Rad geflochten und an Pfähle gebunden werden, wodurch viele der Unsrigen, vom väterlichen Lande, Erbe und den schwer verdienten Früchten ihrer Arbeit beraubt, mit ihren armen, schwachen Frauen und kleinen Kindern, nackt und bloß, in fernen fremden Ländern herumirren müssen (Mt 10); und dies alles aus keiner andern Ursache (dies weiß der Herr), als dass wir mit dem ungebührlichen Leben dieser Welt nicht eins sind und mit den Predigern, welche des Herrn Wort mit ihrer Lehre, ihren Sakramenten und ihrem Leben widerstreiten, keine Gemeinschaft haben wollen; dass wir des Herrn Taufe und Abendmahl auf die rechte Weise gebrauchen, alle Abgötterei, Selbstgerechtigkeit und Missbräuche meiden, wie die Schrift befiehlt und in unserer armen Schwachheit so gerne den Herrn fürchten und der Gerechtigkeit nachfolgen.
Wir bitten euch, in der Furcht Gottes zu bedenken, was Gott von eurer Hoheit und Weisheit fordert, nämlich, dass ihr ohne Rücksicht auf die Person (5Mo 1,17; Röm 13,3) zwischen allen Parteien recht urteilen und die Unterdrückten aus den Händen der Unterdrücker erlösen sollt, wie der Herr spricht: »Haltet Recht und Gerechtigkeit und errettet den Beraubten von des Frevlers Hand; und schindet nicht die Fremdlinge, Waisen und Witwen; und tut niemand Gewalt und vergießt nicht unschuldiges Blut,« auf dass eure so sehr gehassten Diener und elenden Untertanen dem Rachen der brüllenden Löwen entkommen, in euren Ländern unter eurer väterlichen Obhut und gnädigem Schutz, in Stille und Frieden dem Herrn dienen und ihr tägliches Brot auf göttliche Weise verdienen mögen, wie die Schrift lehrt (2Th 3,12).
Zweitens verlangen wir, dass eure Hoheit und Weisheit einmal mit dem unfehlbaren Worte Gottes, dem lebendigen Vorbild Christi und dem frommen und unsträflichen Leben aller Heiligen recht ermessen möchten, wie nach der Schrift ein wahrer Christ beschaffen sein muss.
Wären Lesen, Singen, Wasser, Brot, Wein, Name und Rühmen imstande, einen wahren Christen zu machen, dann könnte eine große Zahl Christen gefunden werden. Doch nein, liebe Herren, nein. Gottes Wort kennt keine Christen als jene, welche durch die reine, in der Kraft des Geistes gepredigte und durch die Gnade Gottes und die Wirkung des heiligen Geistes mit wahrem Glauben angenommene Lehre Jesu Christi, aus dem lebendigen Samen Gottes in Christo Jesu zu neuen Menschen geboren worden sind; welche durch die Kraft dieser neuen Geburt das vergangenene, sündhafte Leben in einer wahren Buße begraben (Röm 6,4; Kol 2,12; Gal 3,27) und mit Christo zu einem neuen Leben auferstehen; welche des Herrn heiligen Willen, Wort, Vorbild, Verordnung und Gebote in ihrer Schwachheit gerne befolgen und allem, was diesem widerstreitet, von ganzem Herzen absterben; welche alle unnützen und umherschweifenden Gedanken und anfechtenden Sünden, die noch aus unserer angeerbten Adamsnatur herstammen, ernstlich bekämpfen (2Tim 2) und welche täglich vor dem Herrn ihre menschlichen Schwachheiten, Fehler und Übertretungen mit wehmütigen und gebrochenen Herzen beweinen; welche immer bereit stehen, das Kreuz Christi auf sich zu nehmen (Lk 14,27) und um des Zeugnisses seines heiligen Wortes willen Vater, Mutter, Mann, Frau, Gut und Blut, Leib und Leben, wenn Gottes Ehre solches erfordert, zu verlassen (Mt 16,25); kurz, welche wie Jesus Christus gesinnt, in Christo sind, wie er in ihnen ist, von seinem Geist getrieben werden (Röm 8,14) und mit wahrem Glauben, festem Vertrauen und lebendiger Hoffnung in allen Versuchungen und Nöten unverrückt bei des Herrn Worte bleiben.
Da man denn in der Tat findet, dass unsere treuen Brüder und Schwestern in Christo Jesu, diese lieben Mitgenossen an der Trübsal und am Reiche und der Geduld Christi (Offb 1,9), den Herrn ihren Gott so von Herzen fürchten und lieb haben, dass sie lieber ihren guten Namen und Ruf, dazu ihr Geld, Gut, Fleisch und Blut und alles, nach welchem die menschliche Natur begehren kann, den Blutdürstigen zum Raube geben, als dass sie mit Wissen und Willen ein lügenhaftes Wort reden oder auf heuchlerische Weise wider Gottes Wort handeln, so möchten wir eurer Hoheit und Weisheit zu bedenken geben, ob sie so schädliche und böse Leute seien, wie sie leider von vielen gescholten und von allen beurteilt werden. Ja, liebe Herrn, all ihre Lust ist in des Herrn Wort (Ps 1,2), ihr Mund ist voll Weisheit, ihre Liebe ist wohlriechend wie der köstliche Balsam auf dem Haupte Aarons (Ps 133,2); ihre Gebete sind wie jenes edle Räucherwerk vor der Arche Gottes; ihr Leben leuchtet wie der goldene Leuchter in der Stiftshütte und sie suchen auf dieser Erde nichts anderes, als der ganzen weiten Welt mit Leib und Seele zur Gerechtigkeit zu dienen und viele durch des Herrn Gnade, Geist, Kraft und Wort aus dem ewigen Verderben ihrer Seelen zu erlösen und für Christum zu gewinnen. So suchen sie, durch Gottes gnädigen Beistand, die kurze Zeit dieser irdischen Hütte zum Lobe ihres Gottes und zum Dienste ihres Nächsten in Christo Jesu zu benutzen und ewig selig zu werden.
Soll dieses aber Ketzerei und teuflische Verführung heißen, wie die Prediger rufen, dann müssen auch der Sohn Gottes, Jesus Christus, und alle Propheten, Apostel und andere hohen Gotteszeugen offenbare Ketzer gewesen sein und die ganze heilige Schrift, die nichts als Besserung lehrt und uns überall auf Christum hinweist, muss nichts als Verführung und Betrug sein; dies kann nicht geleugnet werden, da sie sich in allem, was sie tun, nach des Herrn Wort, Geist, Leben, Gebot, Verbot, Verordnung und Gebrauch, so viel ihnen dies möglich ist, schicken, wie die offenbare Tat dies vor der ganzen Welt bezeugt (Jes 1,17; Lk 9,35; 5Mo 18,15). Da denn sie und wir in einem Geiste wandeln und vor Gott in Christo nichts anderes suchen, als dass wir in unserer Schwachheit von Herzen gerne Christen sein möchten, wie gesagt worden ist, und wir auch hoffen, durch des Herrn Gnade, dass eure Hoheit und Weisheit niemals etwas anderes an euren armen Dienern befinden werden (wir schreiben von denjenigen, die im Glauben und Wandel eins mit uns sind), so bitten wir eure Hoheit und Weisheit zum zweiten Mal, um Jesu willen, dass ihr euch doch allen Argwohns gegen eure elenden Diener gänzlich entschlagen mögt und uns ein väterliches Herz und ein aufrichtiges, reines Gemüt zukehren wollt. Denkt doch niemals, dass wir etwas anderes im Schilde führen, wenn wir auch so zahlreich wären als das Gras auf dem Felde oder der Sand am Meeresufer, welches doch nie der Fall sein wird, da der Weg so schmal und die Pforte so enge ist (Mt 7,14), wie Jesus Christus, dessen Namen wir tragen, mit seinem eigenen Munde gelehrt und die heiligen Apostel vor der ganzen Welt gepredigt, durch das heilige Evangelium bezeugt und mit ihrem Leben und Tod bewiesen haben (Röm 10,18).
Drittens wünschen wir, dass eure Hoheit und Weisheit mit verständigem Herzen in Betracht nehmen, wie sich die Worte der Schrift an denjenigen erfüllen, die sich der Erkenntnis Christi rühmen, wie tödlich das scharfe Schwert der Rache (5Mo 32,35) überall schneidet und die Hand der göttlichen Strafen zugreift. Groß und schwer sind unsere Sünden und groß und schwer ist des Herrn Strafe; das Feuer seines grimmigen Zornes ist entzündet (Hes 21,3); und wenn der Herr in seiner Gnade es nicht löscht, so mag es wohl beides, die grünen und die dürren Bäume, nach dem prophetischen Wort, verzehren. Die Prophezeiungen Christi, Daniels und der Apostel hinsichtlich der letzten Zeit gehen kräftiglich in Erfüllung; das Fleisch verschlingende Schwert des Herrn blitzt überall und seine blutigen Pfeile fliegen in allen Ländern (5Mo 32,23); ein Königreich hat sich wider das andere, ein Fürstentum wider das andere, eine Stadt wider die andere, ja, ein Nachbar und Freund wider den andern erhoben. Einige von den Eurigen werden mit dem Schwerte ermordet, andere gefangen; Städte und Burgen werden verwüstet undvertilgt und das arme und elende Volk, das an der Sache wenig Schuld hat, wird ohne Gnade ausgeplündert, geschunden, gebrandschatzt und zugrunde gerichtet; Unzählige werden zu Huren und Schurken gemacht; eine schwere Pestilenz und Krankheit folgt auf die andere und eine teure Zeit jagt die andere; man hört von Ungewitter, Jammer und Elend zu Wasser und zu Land; kurz, diese anhaltenden schweren Strafen bezeugen, dass der Herr erzürnt ist. Dennoch bessert sich die böse Welt nicht, sondern wird alle Tage schlechter und schlechter.
Gewöhnlich rühmen sich alle, Christen zu sein und Gottes Wort zu besitzen, obwohl ihr ganzes Trachten und Handeln gegen Christum und sein Wort ist; denn kommt man zu Personen der Obrigkeit, für welche es sich schicken würde mit Gottes Wegen und Rechten bekannt zu sein, wie Jeremia sagt, so findet man, dass sie das Joch gebrochen und die Banden gänzlich zerrissen haben (Jer 5,6; 2,17). Kommt man aber zu den Predigern, so findet man bei ihnen einen Kains-Neid (1Mo 4,6; Jud 11) gegen alle, die den Herrn fürchten, eine unheilbare Geldsucht, den Geiz des Bileams (4Mo 22,23–25; 2Pt 2,15), eine leichtfertige und gemächliche Lehre, abgöttische Sakramente und ein wollüstiges, eitles und faules Leben, wie man sehen kann. Kommt man weiter zu dem gemeinen Volk, so findet man nichts als Geizen und Raffen, Prassen und Saufen, Lügen und Betrügen, Fluchen und Schwören; bei einigen auch Ehebruch und Schwörerei, bei andern Plündern und Rauben, Stehlen und Morden; ja, es wird leider so gelebt, dass wir mit dem heiligen Hosea klagen und ausrufen mögen:
»Es ist keine Treue, keine Liebe, kein Wort Gottes im Lande; sondern Gotteslästern, Lügen, Morden, Stehlen und Ehebrechen hat überhand genommen und kommt eine Blutschuld nach der andern.« (Hos 4,1–2)
Und mit Paulus:
»Sie sind alle abgewichen und allesamt untüchtig geworden […] und den Weg des Friedens wissen sie nicht.« (Röm 3,12,17)
Und in den Worten der Offenbarung:
»Ihre Sünden reichen bis in den Himmel.« (Offb 18,5)
Ach, lieber Herr! Wie lange noch werden diese schrecklich große Blindheit, diese Gotteslästerungen, Verführungen, Gräuel, Blutschulden und dieses mutwillige, ruchlose Leben fortdauern?
Edle Herren! Bessert euch, tut wahre Buße, die vor Gott bestehen kann; erniedrigt euch mit dem König von Ninive (Jon 3,7); zieht aus den gottlosen und befleckten Rock der Sünde (Jud 23); setzt euch in die Asche der Erniedrigung; ruft aus einem gebrochenen Herzen zu dem Herrn; zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider, wie der Prophet sagt; lasst den frommen Josia euer Vorbild sein, der sich von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und aus allen Kräften zum Herrn bekehrte sobald ihm das Gesetz seines Gottes aus dem wiedergefundenen Buche vorgelesen wurde (2Kön 22,11).
Liebe Herren, sucht Gott, fürchtet Gott und dient ihm aus allen euren Kräften; tut Witwen, Waisen, Fremdlingen, Elenden und allen Betrübten Recht; reinigt eure Hände vom Blute, regiert eure Länder in Weisheit und Frieden; richtet euch mit all euren Gedanken, Worten und Werken nach dem gekreuzigten Christo Jesu und folgt seinen Fußstapfen nach. Denn,
»wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden; und wenn sie gleich ist wie Rosinfarbe, soll sie doch wie Wolle werden; denn der Herr will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre und lebe.« (Jes 1,18; Hes 33,11; 18,32)
Weil denn jene, welche sich rühmen Christi Kirche zu sein, so gänzlich Christo entfremdet sind, dass sie nichts als den bloßen Namen führen; das Salz, welches die Prediger sind, so gänzlich seine Kraft verloren hat, dass es mehr verdirbt als erhält, indem sie mehr schmeicheln als strafen; weil sie nur den zeitlichen Gewinn, nicht aber die Ehre Gottes suchen, wodurch Lehrer sowohl als Zuhörer auf dem breiten Weg wandeln, der zur Verdammnis führt und leider niemand da ist, der sie zur Umkehr bringt, wie der Prophet klagt (Hes 31,30; Jes 36,6) und wie wir so gerne sehen möchten (der Herr weiß es), dass alle Menschen aufwachen, den Herrn fürchten, wahre Buße tun und selig werden möchten und dass auch die verfallene Stadt, das ist die Gemeinde, wiederum auf ihr altes Fundament, nämlich auf den festen Grund der Apostel und auf die reine Lehre Christi (Eph 2,19), gebaut werden und dasselbe durch ein frommes, bußfertiges, christliches Leben vor der ganzen Welt nach der Schrift beweisen möchte, seht, deshalb werden wir von den Gelehrten so gehasst, dass wir durch ihr lästerliches Rufen und Aufrühren an vielen Orten unser Gut den Räubern und unser Haupt dem Beil lassen müssen. Einige von den Unsern müssen, durch vielerlei Not, Spott und Lästern, in fremden Ländern herumwandern, wie gesagt worden ist. Darum bitten wir, die so elend und betrübt sind, eure Hoheit und Weisheit demütig zum dritten Male um Jesu willen, dass ihr doch diese Sache ernstlich überdenken mögt und uns und die Prediger, nach Laut der nachfolgenden an sie gerichteten Schriften und auf die darin angegebenen Bedingungen, in christlicher Treue zusammen bringen wollt, auf dass unsere Verteidigung doch einmal recht gehört, die Wahrheit durch Gottes Wort erklärt und so die Unschuldigen nicht länger gegen Gottes Wort verdammt und die Schuldigen nicht länger in ihrer Ungerechtigkeit unterstützt werden mögen. Ja, liebe Herren, wenn dies einmal ohne alle Parteilichkeit und in der Furcht Gottes geschehen könnte, so würdet ihr durch Gottes Gnade bald ausfinden, bei wem die Wahrheit und bei wem die Lüge ist und dass die Lehre, Sakramente und das Leben der Prediger nicht mit der Schrift in Einklang, sondern Verführung und gegen Gottes Wort sind.
Ach, liebe, edle Herren! Wollt doch unsere christliche und geziemende Bitte nicht verachten, sondern in reiner Liebe aufnehmen; denn sie betrifft den Preis des allmächtigen Gottes, sein ewiges Wort und Wahrheit und die ewige Seligkeit unser aller Seelen, welche so sehr vom Herrn gesucht und so teuer mit seinem roten Blute erkauft worden sind. O es ist ein großer Unterschied, ewig mit Christo Jesu in des Himmels Thron zu leben oder ewig mit allen Teufeln in der Hölle Grund zu sterben.
Liebe Herren! Wir befinden uns in großer Angst und Bangigkeit und werden auf zweierlei Weise sehr beängstigt: Folgen wir der Wahrheit, welches wir durch Gottes Gnade und Hilfe in unserer armen Schwachheit unser Lebtag zu tun hoffen, so müssen wir eines jeden Raub sein; weichen wir aber und begeben uns wiederum auf den breiten Weg (wovor uns der barmherzige Vater ewig bewahre) so fallen wir in die Hände Gottes und müssen ewig seine Strafe tragen. Die Seligkeit unserer armen Seelen gibt uns mehr als alles, was das menschliche Auge schauen kann. Dieses gnädige und freundliche Wort wird einst gehört werden:
»Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist!« (Mt 25,34)
Aber auch jenes schreckliche Wort, mit welchem allen, die Christo ungehorsam sind, gedroht wird, und das, wenn es recht geglaubt wird, Leib und Seele durchschneidet:
»Geht hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.« (Mt 25,41)
Wohl dem, der zu dieser Zeit wacht und seine Lampe und sein Hochzeitskleid bereithält, ja,
»selig sind, die zu dem Abendmahl des Lammes berufen sind.« (Offb 19,9)
Liebe, edle Herren! Es ist uns kein Spaß oder Wortspielerei, sondern was wir schreiben, das meinen wir von ganzem Herzen, wie wir dieses durch unsere schweren Prüfungen und Bande mit Gut und Blut beweisen und kundtun.
Möge der barmherzige und große Herr, Jesus Christus, der ein Herr aller Herren und ein König aller Könige ist (1Tim 6,15), eurer Hoheit und Weisheit vergönnen, die rechte Wahrheit zu erkennen, derselben treulich nachzukommen und das euch anvertraute Volk, Städte und Länder in Frieden und Gottseligkeit zu regieren, zur Ehre Gottes und Seligkeit vieler Seelen; dieses wünschen wir von ganzem Herzen, Amen.
»Selig sind die Barmherzigen; den sie werden Barmherzigkeit erlangen.« (Mt 5,7)
»Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.« (Lk 6,36)
»Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.« (Mt 25,40)
Eurer Hoheit und Weisheit gutwillige und gehorsame Untertanen, soweit wir vermögen nach dem Willen Gottes und durch seine Gnade.