Die vollständigen Werke Menno Simons

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34 An alle wahren Kinder Gottes und Mitgenossen der Verheißungen im Reiche Christi, Gnade und Friede sei mit euch!

»Seht an die Exempel der Alten!« (Sir 2,10)

Eine Abratung an alle seine Brüder und Schwestern in Christo zu Amsterdam und Umgebung, nicht zum Anhören des Gottesdienstes der Pfaffen zu gehen, weil diese die hungrigen Seelen nicht mit dem Brote des göttlichen Wortes, sondern mit dem Sauerteig menschlicher Lehre speisen.

Meine Geliebten in Christo Jesu, mein Herz und Gemüt ist sehr bekümmert um euretwillen, weil ich höre, dass ihr Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit habt (Mt 5,6) und dass so wenig Vorschneider sind, die den hungrigen Gewissen das Brot des göttlichen Wortes recht vorschneiden; so wenig Hirten, welche die Schafe Christi recht weiden (Joh 21,15); so wenig Bauleute oder Maurer, die den lebendigen Stein recht an den Tempel des Herrn fügen; so wenig Wächter, welche die Stadt des neuen Jerusalems (Hebr 12,22; Offb 21 2) recht bewahren und die Posaune blasen; so wenig Väter, welche die Kinder Gottes gebären oder zeugen; und so wenige, welche die Gezeugten auferziehen oder laben; sondern im Gegenteil, die, welche sich das Amt anmaßen, kennen weder das Brot, noch die Kinder, denen es zukommt; denn hätten sie das Brot, bei welchem die Seele lebt (Joh 6,58), würden dann so viele Kinder vor Hunger verschmachten, da sie jede Woche ein- oder zweimal in ihrem Amte stehen, das Brot auszuteilen? Unter dem Nährbrot versteht nur, was dem Leibe zur Speise notwendig ist. Wenn sie denn dem Volke Basiliskeneier geben, so merkt, was der Prophet Jesaja sagt:

»Isst man von ihren Eiern, so muss man sterben.« (Jes 59,5)

Zweitens in Betreff der Hirten, die sich für die Hirten Christi, die die Schafe weiden, ausgeben, die aber solche Hirten sind, die sich selbst weiden, wie Hesekiel 34 sagt; denn ihr seht, wie wenig sie nach den Schafen fragen, ob diese Weide haben oder nicht; wenn nur sie selbst die Wolle und die Milch haben, so sind sie wohl zufrieden. Sie geben sich für Hirten aus, sind aber Verführer, denn sie sind verschieden von den Hirten, von welchen in Jeremia 3,15 geschrieben steht, dass sie Hirten nach seinem Herzen sind, sowie auch in Apostelgeschichte 10,19–20, die der heilige Geist gesandt hat; denn da sie die Liebe Christi, die Petrus hatte, nicht haben, so haben sie auch den Befehl Christi nicht, seine Lämmer zu weiden. Haben sie aber den Befehl nicht, da sie nämlich nicht gesandt sind, wie sollen sie denn predigen (Röm 10,15), wenn sie, wie ihr seht, keine göttlichen Hirten sind, welche den Schafen das grüne Gras des göttlichen Wortes vortragen, sondern die Schafe verschmachten lassen. Sie sind nicht die Hirten, welche die Schafe zum klaren Wasser treiben, sondern sie treiben sie zum schlammigen, das sie mit ihren Füßen trübe gemacht haben, nämlich mit ihren Glossen und ihrem Gutdünken (Hes 34,19).

Auch geben sie sich aus für Bauleute, die des Herrn Haus zu bauen hätten; allein sie kennen den Grundstein Christus nicht und haben ihr Leben lang nicht einen Stein an des Herrn Haus gebracht, nämlich von den lebendigen Steinen, die zu einem geistlichen Hause gebaut sind (1Pt 2,5), welches Haus die Gemeinde Gottes ist (1Tim 3,15; Hebr 3,6). Denn wo immer zwei oder drei Steine versammelt, sind durch den Kalk der Liebe miteinander verbunden, da sind sie eifrig bestrebt, dieselben wieder abzubrechen und zu verwüsten, wie ihr in allen Städten und Ländern vor Augen sehen könnt. Wie weit verschieden sind sie von denen, von welchen Paulus sagt: »Ihr seid Gottes Ackerwerk und Gottes Bau; und wir sind Gottes Mitarbeiter«, die des Herrn Haus recht (nach seinem Wort) bauen sollen (1Kor 3,9).

Da sie denn keine Bauleute sind, so sind sie Abbrecher. Auch vermessen sie sich, die Weingärtner zu sein, die den Weinberg bewahren sollen. Wie sie denselben aber vor den Füchsen und wilden Tieren bewahren, dies gebe ich einem jeden Christen zu untersuchen (Mt 21,33). Wie sie dem Herrn des Weinbergs seinen Nutzen gesucht und ihm seinen Pachtzins oder seine Ehre gegeben haben, das weiß der Herr des Weinbergs wohl; sowie auch, wie sie seine Kinder geißeln (Mt 10,17,22), verjagen, töten, berauben und zum Lande hinausgestoßen haben und zwar aus keinem andern Grunde, als weil man sie nicht gelten lassen will, noch darf, weil man sieht, dass sie nicht die rechten Bauleute des Herrn, sondern Zerstörer sind.

Sie geben sich auch für Wächter aus. Wenn sie aber Wächter sind, so sind sie blinde Wächter und stumme Hunde, die weder bellen noch sprechen können (Jes 56,10). Der Prophet Hosea sagt uns schon, auf was ihr Wachen sich erstreckt (Hos 4); und wie sie die Posaune blasen, das kann man ja sehen. Wie weit entfernt sind sie von dem Worte, das der Herr spricht:

»Du Menschenkind, ich habe dich zum Wächter gesetzt.« (Hes 3,17)

Und:

»Erhebe deine Stimme wie eine Posaune; und verkündige meinem Volk ihr Übertreten.« (Jes 58,1)

Auch wollen sie Väter sein, welche die Kinder Gottes gebären oder zeugen und die gezeugten auferziehen. Allein wie sollten sie gebären, da sie doch ihr Leben lang nie recht befruchtet gewesen sind! Ach wie weit verschieden sind sie von den Vätern, von denen Paulus spricht:

»So habt ihr doch nicht viele Väter; denn ich habe euch gezeugt in Christus Jesus durch das Evangelium.« (1Kor 4,15)

Auch an die Galater:

»Meine lieben Kinder, welche ich abermals mit Ängsten gebäre, bis dass Christus in euch Gestalt gewinne.« (Gal 4,19)

Hier merkt ihr nun, wer die rechten Kinder ihrer Väter sind. Weist mir nun ein Kind, das sie geboren haben, nämlich ein Kind, das durch das Evangelium Gottes aus Gott geboren ist.

Auch sagt Paulus:

»Milch habe ich euch zu trinken gegeben.« (1Kor 3,2; Hebr 5,12)

»Gleichwie eine Amme ihre Kinder pflegt, so hatten wir Herzenslust an euch.« (1Th 2,7–8)

Seht, meine herzlich geliebten Brüder und Schwestern in Christo Jesu, wenn ihr nun merkt, dass ihr nicht viele Vorschneider habt, die euch vorschneiden, nämlich das süße Brot, sondern euch menschlichen Sauerteig geben; dass sie auch keine Hirten sind, welche die Schafe Christi weiden, sondern Wölfe, welche die Schafe zerreißen; und keine Bauleute, die den Tempel bauen, sondern die das Gebaute abbrechen; keine Weingärtner, die den Weinberg des Herrn recht regieren und dem Herrn des Weinbergs seinen Pachtzins geben, sondern falsche Weingärtner, welche die Knechte töten, geißeln, steinigen, erwürgen und umbringen, wie ihr leider vor Augen sehen könnt; keine Wächter, welche die Stadt Jerusalem behüten und vor dem Feinde warnen, sondern die die Bürger selbst verraten und töten; und keine Väter noch Ammen, sondern die das Geborene und Auferzogene zu töten suchen, gleichwie Pharao, der König von Ägypten, die rechten Israeliten, deren man habhaft werden konnte, tötete (2Mo 1) – so ist es wohl notwendig, von ihnen zu scheiden und zu weichen, wie die Schrift euch lehrt:

»Seht euch vor vor den falschen Propheten!« (Mt 7,15)

Und Paulus sagt:

»Seht zu, dass euch niemand beraube durch die Philosophie und lose Verführung nach der Menschen Lehre und nach der Welt Satzungen, und nicht nach Christo.« (Kol 2,8)

Denn die Gemeinde Christi ist die Braut Christi. Nun will Christus aber nicht, dass seine Braut empfangen oder befruchtet werden solle, außer vom rechten Samen des Mannes (1Pt 1,23), gleichwie Paulus spricht:

»Ich habe euch vertraut einem Manne, dass ich eine reine Jungfrau Christo zubrächte.« (2Kor 11,2)

Ja, so rein wollte Paulus die Braut oder Gemeinde haben, dass, wenn irgendjemand, der Zwist oder Ärgernis anrichtete in der Lehre, die er gelehrt hat, sie sich von solchem scheiden sollten (Röm 16,17) und dass, wenn sie in der Gemeinde Trunkenbolde, Geizige, Unkeusche, Götzendiener oder Hoffärtige hätten, sie mit solchen nichts zu schaffen haben und auch nicht mit ihnen essen sollten (1Kor 5,11). Wie sollten sie denn dieselben zu Lehrern haben, da ja, wenn jemand anders lehrte, als die Apostel gelehrt haben, derselbe verflucht wäre (Gal 1,8).

Und in seinem Briefe an die Philipper schilt er die, welche die Beschneidung lehrten, Hunde und sagt:

»Folgt mir, liebe Brüder, und seht auf die, die so wandeln, wie ihr uns habt zum Vorbilde. Denn viele wandeln, von welchem ich euch oft gesagt habe, nun aber sage ich auch mit Weinen, die Feinde des Kreuzes Christi; welcher Ende […] ihre Ehre zu Schanden wird, derer, die irdisch gesinnt sind.« (Phil 3,17–19)

Merkt, was für Leute er meint.

Wenn nun der Apostel die Braut Christi so rein haben will, dass kein Zwist darin gelehrt werden durfte, keine Trunkenbolde, Räuber, Götzendiener, noch solche, die anders lehrten, als er gelehrt hatte, darin sein durften, und Christus auch selber zu dieser Gemeinde spricht: »Seht euch vor, vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen; inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!« Was tun diejenigen denn, welche sagen: »Es steht mir frei?« Ich will einen jeden verständigen Christen richten lassen, was dies für eine Freiheit ist, wo der Name Gottes gelästert und Gottes Verordnung gebrochen wird. Sollen wir, die sagen, dass wir den Preis Gottes verteidigen, dies noch für eine Freiheit stellen? Es war Aaron befohlen, dass er das priesterliche Amt bedienen sollte. Wenn es ihnen nun frei stand, wie kommt es, dass, als Dathan und Abiram dieses Amt bedienen wollten, die Erde ihrenMund auftat und sie verschlang (4Mo 16,32)? Die Kinder Aarons, Nadab und Abihu, sollten das Feuer stets auf dem Altare brennen lassen. Stand es ihnen nun frei, anderes Feuer auf den Altar zu bringen, wie kommt es denn, dass sie verbrannten (3Mo 10,1–2)?

Lest, wie die Kalbdiener (2Mo 32), die Murrer (4Mo 21,5–6) und die Hurer (4Mo 25,8–9) alle ihre Strafe empfangen haben. Ja, wie frei stand es dem Manne Gottes zu Bethel, dem Gott gesagt hatte, dass er an diesem Platze kein Brot essen noch trinken sollte, der aber, als ihm der alte Prophet zu Bethel Lügen vorredete, gegen des Herrn Wort dennoch aß und trank, ja, wie frei war es ihm, dass er sterben musste (1Kön 13)?

Und solcher Sprüche gibt es noch viele, die anzuführen ich aber aus Mangel an Zeit unterlasse; allein ich wünsche, dass ein jeder Christ tue, wie Christus uns lehrt, indem er sagt:

»Sucht in der Schrift!« (Joh 5,39)

Gleichwie die Thessalonicher, die täglich in der Schrift forschten (Apg 17,11).

Wenn ihr dann in der Schrift forscht, so wird sie euch schon lehren (Röm 15,4). Wollt ihr dann ein Glied am heiligen Leibe Christi sein, so müsst ihr dem Haupt nachfolgen und gehorsam sein (Joh 3,36; 2Th 1,8).

Wenn er nun befiehlt, dass ihr euch vor den falschen Propheten hüten sollet, sollt ihr es als eine Freiheit betrachten? Was wärt ihr für Amtleute, wenn der Kaiser ein Gebot oder ein Verbot ausgehen ließe, und die Untertanen es als eine Freiheit achteten und ihr als Amtleute es nicht strafen würdet, wenn das Gebot nicht beachtet würde?

Nun hat der oberste Kaiser (Christus) ein Gebot ausgehen lassen, welches er mit seinem Blute besiegelt hat. In diesem Erlasse aber steht, dass wir von neuem geboren sein, Buße tun, uns selbst verleugnen, unser Kreuz auf uns nehmen, an Christum glauben und uns auf diesen Glauben taufen lassen müssen, im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes und halten, was uns Christus geboten hat (Mt 28,19–20); dem Kaiser geben, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist und Gott lieben aus dem Innersten unserer Seele und aus allen unsern Kräften und unsern Nächsten wie uns selbst (Mt 22,21,37,39); nicht uns selbst leben, sondern dem, der für uns gestorben und auferstanden ist (2Kor 5,15); uns vor den falschen Propheten hüten und allen bösen Schein meiden (1Th 5,22).

Nun sagt mir, meine Liebsten, was von alle diesem steht mir frei? Steht es frei, von neuem geboren zu werden oder nicht? Steht es frei, uns selbst zu verleugnen oder an Christum zu glauben oder nicht? Uns taufen zu lassen? Dem Kaiser zu geben, was des Kaisers und Gott, was Gottes ist? Uns fortan vor den falschen Propheten zu hüten und allen bösen Schein zu meiden? Steht dieses alles frei, warum sagt denn der Herr Jesus zuletzt:

»Und lehrt sie halten alles, was ich euch befohlen habe!« (Mt 28,20)

? Hat er es nun geboten, so will er es auch gehalten haben. Was aber freisteht, von dem gibt es weder Gebot noch Verbot, wie z. B. das, was Paulus vom Essen der Speise und vom Halten der Tage sagt (Röm 14,5–6,14; 1Kor 10,25,27). Dennoch befiehlt er uns, durch solche Freiheit die Brüder nicht zu ärgern.

Nun, meine lieben Kinder, bekennt ihr nun, dass Christus Jesus der Sohn über sein Haus ist (Hebr 3,6), so traut ihm doch so viel Weisheit zu, sein Haus zu regieren; denn er hat dieses Haus mit seinem Blute erkauft (Apg 20,28); er hat gefangen genommen das Gefängnis und den Menschen Gaben gegeben und hat etliche zu Hirten und Lehrern gesetzt (Eph 4,8,11). Paulus lehrt auch, wie diese sein sollen (1Tim 3,2–9). Wenn ihr nun zu den papistischen Lehrern lauft, von denen ihr zuvor wisst, dass sie nicht von Christo gesandt sind (Röm 10,15) und deshalb auch keine Früchte bringen, seid ihr dann der Stimme des Herrn gehorsam (Joh 10,27)? O nein.

Da nun der heilige Geist auf diejenigen weist, die unsträflich sind, ihr aber zu denen geht, die sowohl in Lehre als Leben sträflich sind; und Christi Mund befohlen hat, sich vor solchen zu hüten, ihr aber dennoch zu ihnen geht, indem ihr sagt: »Es steht mir frei,« urteilt nun selber, ob ihr ein Kind Gottes seid oder nicht. Und wenn ihr sagt: Es steht mir frei, so frage ich euch: Wer hat euch die Freiheit gegeben? Paulus sagte ja: Ihr

»seid nicht euer selbst. Denn ihr seid teuer erkauft. Darum so preist Gott an eurem Leibe und in eurem Geiste, welche sind Gottes.« (1Kor 6,19–20)

Ei, womit sollt ihr euch denn diese Freiheit erwirken?

Christus hat auch in seiner Gemeinde verordnet, dass man die Gläubigen auf ihren Glauben taufe (Lk 7,29–30). Wenn ich nun nicht glaube und mich nicht laut Gottes Wort taufen lasse, sondern lasse außer Gottes Wort meine unmündigen Kinder taufen, bin ich dann der Stimme des Herrn gehorsam? Und kann ich dann auch die Verheißungen ererben, welche den Gläubigen zugesagt sind? Nein.

Christus hat in seiner Gemeinde das Abendmahl unter Brot und Wein hinterlassen zum Gedächtnis seines Todes, welches aber jetzt in eine römische Krämerei umgekehrt worden ist. Ob es nun einem Christen gestattet ist, das verwirrte päpstliche Tagmahl zu halten und des Herrn Abendmahl zu unterlassen, darüber urteilt selbst. Sagt Paulus nicht:

»Ihr könnt nicht zugleich teilhaftig sein des Herrn Tisches und des Antichristen oder des Teufels Tisches.« (1Kor 10,21)

Wenn man es nicht zugleich tun kann, dann muss man dem einen oder dem andern entsagen. Ei, hütet euch denn vor ihnen!

Seht nun, meine lieben Kinder, hier habe ich euch etwas Unterricht gegeben nach der kleinen Gabe, die mir der Herr verliehen hat. Urteilt nun selbst, ob es einem Eheweibe frei steht, bei einem andern Manne zu sein und wenn es auch nur einmal des Jahres wäre. Wenn ihr daher die Braut des Lammes seid, so müsst ihr von keinem Manne umfangen werden, als nur von Christo und seinem heiligen Worte. Seid ihr nun der liebliche Leib Christi (Eph 1,23), so müsst ihr auch den Geist Christi haben (Röm 8,14). Seid ihr durch den Geist in den Leib getauft (1Kor 12,13), so müsst ihr dem Haupte, nämlich Christo, gehorsam sein. Geht ihr nach der Stadt, dem neuen Jerusalem, wo die Bürger eines Sinnes sind, dann müsst ihr dem König dieser großen Stadt, nämlich Christo, gehorsam sein. Seid ihr die Weinreben, so müsst ihr Früchte tragen, wie der Weinstock (Joh 15,2). Seid ihr der Weinberg des Herrn, so müsst ihr euch vor den losen Füchsen hüten. Seid ihr der Tempel des Herrn (1Kor 3,16), so müsst ihr eurem Hohenpriester untertänig sein (Hebr 5,10). Seid ihr die Arche des Bundes, so müssen die Tafeln des Bundes, die mit Gottes Finger geschrieben sind, nämlich die Gebote Gottes, in euer Herz geschrieben sein (Hebr 8,10), so dass alle Menschen lesen können, dass ihr ein Brief Christi seid (2Kor 3,2–3).

Ach, liebe Kinder, möchte doch der Herr geben, dass wir einander mündlich sprechen könnten. Wir hoffen mit Gottes Gnade, dass wir euch über alles Bescheid geben könnten. Geht darum aus von Babel (Offb 18,4), ihr, die ihr Gott fürchtet und zieht nach Jerusalem und lasst euch nicht bestricken mit solchen leichtfertigen losen Worten, wie: »Es steht mir frei.« Es steht dem Trunkenbold auch frei, viel Bier und Wein zu trinken, dem Spieler zu spielen und dem Hurenjäger zu huren; es ist aber deshalb dennoch nicht erlaubt (Gal 5,21). Es steht mir auch frei, Predigt zu hören oder Kinder taufen zu lassen; dennoch ist es damit nicht rein oder erlaubt.

Hiermit will ich meine lieben Kinder dem Herrn und dem reichen Wort seiner Gnade befehlen. Er wolle euch mit seiner reinen Erkenntnis erleuchten und euch geben, dass ihr in allem seinen Willen tun mögt, auf dass der zerfallene Tempel doch wieder auf seinen rechten Grund (1Kor 3,11) gebaut und wir das Ende des Glaubens, nämlich der Seele Seligkeit erlangen mögen, Amen.