Die vollständigen Werke Menno Simons

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33 Wie ein Christ beschaffen sein soll

Eine liebreiche Ermahnung oder Unterweisung aus Gottes Wort wie ein Christ beschaffen sein soll; sowie auch vom Meiden und Abtun der falschen Brüder und Schwestern, die entweder durch eine ketzerische Lehre verführt sind, oder die ein fleischliches, schändliches Leben führen.

Menno Simons wünscht allen wahren Brüdern und Schwestern Jesu Christi Gnade und Friede von Gott, unserm himmlischen Vater, durch Christus Jesus, seinen Sohn, welcher uns geliebt und uns gewaschen hat von unsern Sünden in seinem Blut: Ihm sei Lob und Preis von nun an bis in Ewigkeit, Amen.

Urteilt nicht, ehe ihr es durchgelesen und wohl verstanden habt.

Herzlich geliebte Kinder in Jesus Christus, ihr wisst gewiss wohl, mit wie großem Fleiß, ja, wie aus dem Innersten meiner Seele ich die meisten von euch vor kurzer Zeit ermahnt habe mit des Herrn Wort, mit vielen Gründen und Schriftstellen, die aus einem heilsuchenden, liebenden und bewegten Geiste flossen, wie ihr wohl selber gehört und gesehen habt; der nach nichts anderem trachtet (dessen Gott mein Zeuge sei), als nur nach der Seligkeit eurer aller Seelen, der nichts anderes lehrt, nichts anderes von Gott begehrt, euch zu nichts anderem ermahnt, als dass euer allerheiligster Glaube und eure Werke kräftig und fruchtbar vor Gott seien und dass euer Leben und Wandel heilig, rein, nüchtern, keusch, mäßig, demütig, liebreich, langmütig, milde, barmherzig, gerecht, unsträflich, dem Evangelium Christi gehorsam, ja, als ein hellscheinendes Licht vor Gott, vor seinen heiligen Engeln und vor der ganzen Welt erfunden werde, auf dass ihr in allem euren Tun Jesus Christus, den ihr angezogen habt, d. h. wenn ihr ihn recht angezogen habt, wie ich hoffe, ausdrücken und in eurem Leben sein göttliches und himmlisches Ebenbild, nach welchem ihr geschaffen seid, beweisen mögt (Kol 3, Eph 4).

Ich suche gewiss nicht euer Gold, Silber und eure fleischlichen Gaben, wie ihr wohl selber bezeugen könnt, obwohl ich bei der lügenhaften Welt dieser Sache halber schändlich verleumdet werde; sondern ich suche und begehre von euch mit viel Sorge, Angst, Beklommenheit, Mühe, Seufzen, Weinen und Arbeit, einen solchen Glauben, Liebe, Geist, Gewissen und Wandel, die vor dem gerechten Urteil Gottes bestehen können, und das in Jesus Christus.

Ich zweifle nicht daran, meine liebsten Brüder, dass ihr sehr wohl wisst, dass wenn ihr mit Jesus Christus von oben aus Gott dem Vater, aus dem himmlischen Samen des göttlichen Wortes geboren seid, ihr alsdann ganz nach dem Sinn, Geist, Mut und Willen Jesu Christi geartet seid, sowohl in der Lehre als im Leben, gleichwie Jesus so kräftig nach der Natur und dem Ebenbild seines gebenedeiten Vaters, aus dem er geboren ist, geartet ist, dass er nichts tun mochte als was er seinen Vater tun sah (Joh 5,19) und nichts lehrte als nur seines Vaters Wort (Joh 7). Ebenso sind auch alle, die aus dem lebendigen, seligmachenden Wort unseres lieben Herrn Jesu Christi geboren sind, durch die Kraft und das Wesen ihrer neuen Geburt Christus so zugefügt, so eigen und gleich geworden, so wesentlich eingepflanzt, so in seine himmlische Natur verändert und umgekehrt worden, dass sie nichts lehren oder glauben, als nur die Lehre, die mit Christi Lehre übereinstimmt, keine gottesdienstlichen Werke gebrauchen, als nur Christi Werke, welche er in seinem heiligen Evangelium gelehrt und getrieben hat; denn wie können die natürlichen Weinranken andere Früchte tragen, als der Weinstock selber, aus welchem sie gesprossen sind (Joh 15)?

Gleichwie denn in Jesus Christus nichts anderes gefunden wird als die Heiligkeit, Weisheit, Klarheit, Gerechtigkeit, Kraft, Liebe, Friede, Barmherzigkeit und Wahrheit des allmächtigen Vaters, ebenso seid auch ihr gleichermaßen seines Wesens und seiner Gutheit teilhaftig geworden, weil ihr mit ihm von oben aus dem gleichen Vater wiedergeboren und erneuert worden seid.

Seht, meine Brüder, solche Wiedergeborene und göttlich Gesinnte leben unsträflich und nach dem Maß der Richtschnur des heiligen Evangeliums Jesu Christi und seiner Apostel. Darum küsst er sie auch als seine lieben Auserwählten mit dem Mund seines ewigen Friedens (Hl 1,1) und nennt sie seine Gemeinde, seine eigene, echte Braut, Fleisch von seinem Fleisch und Bein von seinem Gebein; durch welche er in unaussprechlicher Lust mit seinem kräftigen Samen, nämlich mit seinem heiligen Wort, die Kinder Gottes, die Kinder der Verheißung, die Kinder der Gerechtigkeit, die Kinder der Wahrheit und die Kinder des ewigen Lebens gebiert (Eph 5), nie und nimmer aber durch die babylonische, sodomitische, hurerische, ehebrecherische, abgöttische, blutige, ungläubige, blinde und unreine Dirne, mit welcher sie so viele hundert Jahre mit Holz, Stein, Gold, Silber, Brot, Wein, falscher Lehre und mit den sehr unnützen Werken ihrer eigenen Hände gebuhlt und Schande getrieben haben gegen Jesus Christus und sein heiliges Wort (Offb 17–18).

Darum ermahne ich alle unsere lieben Brüder und Schwestern im Herrn, so lieb als euch Jesus Christus ist, dass ihr es doch nie aus eurem Herzen schwinden lasst, sondern beständig gedenken wollt, worauf und wozu ihr gerufen, gelehrt und getauft worden seid. Gedenkt des Bundes des allerhöchsten Gottes, in welchen ihr so willig eingetreten seid, denselben begehrt und angenommen habt, gelehrt durch Gottes Wort und geführt und gedrungen durch den heiligen Geist, und habt bereitwillig nach Pauli Lehre all euren Geiz, Unsauberkeit, Hochmut, Hass, Neid, Missbrauch der sakramentlichen Zeichen, Abgötterei, Gefräßigkeit, Trunkenheit, fleischliche Sinnlichkeit, Lügen, Betrügen in der Taufe begraben und seid mit Jesus Christus auferstanden zu einem neuen Leben (Röm 6), d. h. wenn ihr recht mit ihm auferstanden seid, welches neue Leben nichts anderes ist als Gerechtigkeit, Unsträflichkeit, Liebe, Barmherzigkeit, Demut, Geduld, Friede, Wahrheit, ja, das ganze liebliche Leben, das im heiligen Evangelium gelehrt wird und in Jesus Christus befunden worden ist.

Ach Brüder, wie jämmerlich weit entfernt sind einige von uns noch von dem evangelischen, frommen Leben, das aus Gott ist, verschieden! Obwohl sie aus der Kirche bleiben und äußerlich im Wasser getauft worden sind, allein dennoch in allen Dingen noch irdisch, fleischlich und teuflisch gesinnt sind, indem sie vielleicht meinen, dass das ganze Christentum in der äußerlichen Taufe und im Ausderkirchebleiben gelegen sei. Nein, ihr Lieben, nein. Ich sage euch: So wahr der Herr lebt, vor Gott gilt keine äußerliche Taufe noch Ausderkirchebleiben, noch Abendmahl, noch verfolgt werden, wenn nicht vorhanden ist: Das Vollbringen der Gebote Gottes (1Kor 7,19), der Glaube der durch die Liebe tätig ist (Gal 5,6) und die neue Schöpfung (Gal 6,15), wie auch Christus sagt:

»Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass du von neuem, von oben geboren werdest, so wirst du das Reich Gottes nicht sehen!« (Joh 3,3)

An einer anderen Stelle sagt er:

»Es sei denn, dass ihr euch umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen!« (Mt 18,3)

Doch die Wiedergeborenen und Bekehrten, nämlich die Gläubigen, werden recht getauft, laut Gottes Wort (Mk 16,16), denn sie begraben ihre Sünden in der Taufe und auferstehen mit Jesus Christus zu einem neuen Leben (Röm 6), sie werden geistlich beschnitten mit Christi Beschneidung (Kol 2,11), sie ziehen Jesus Christus an (Kol 3,10); sie beweisen mit dem Wasserbad, dass sie von neuem geboren sind, denn es ist ein Wasserbad der neuen Geburt (Tit 3,5).

Diese Wiedergeborenen gebrauchen auch das rechte Abendmahl, denn sie verkündigen den Tod Christi, bis dass er kommt (1Kor 11,26). Ihre Lust ist in der Gemeinde der Gerechten; ihre Werke sind nichts als brüderliche Liebe; sind ein Herz, eine Seele, ein Geist, ja, ein ungeteilter Leib, fruchtbar, dienstbar und gemeinsam in Jesus Christus, welches uns durch den äußerlichen Kelch und das äußerliche Brot bezeichnet wird (1Kor 10,16).

Diese Wiedergeborenen scheuen alle falsche Lehre, alle Abgötterei, allen ungehörigen Gebrauch der sakramentlichen Zeichen in der Kirche oder außerhalb der Kirche; sie suchen nur die rechten, in Lehre und Leben unsträflichen Lehrer, den rechten in Christi Wort gelehrten und hinterlassenen Gottesdienst, nämlich dem Fleische abzusterben (Röm 12, Gal 5), den Elenden zu dienen (Mt 15), die Witwen und Waisen zu besuchen, wie Jakobus sagt, und sich von dieser Welt unbefleckt zu bewahren (Jak 1,27).

Diese Wiedergeborenen tragen das Kreuz Christi mit frohem Herzen, denn sie sind in Jesus Christus befestigt, dass man sie mit keiner falschen Lehre noch mit gräulichen Qualen von der ewigen Wahrheit und Liebe Gottes abführen und verrücken kann (Röm 8). Sie gedenken stets des Wortes ihres Herrn, wo er sagt:

»Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.« (Mt 10,33)

Alle ihre Gedanken sind lauter Keuschheit, Lieblichkeit, Friede, ja, sie sind himmlisch und aus dem heiligen Geist. Alle ihre Worte sind Weisheit, Wahrheit, Lehre, Ermahnung in der Gnade, mit Salz gewürzt, Gottes Wort und zur rechten Zeit gesprochen; ja, sie sind Geist und Leben. Kurz, alle ihre Werke sind lauter Liebe, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, gottselige Frömmigkeit und geschehen in der Furcht des Herrn.

Seht meine Brüder, dies ist die rechte Art und Natur der Kinder Gottes, die durch Gnade in ihrem Herzen bekehrt und mit Jesus Christus von oben aus Gott dem Vater geboren sind.

Darum bitte ich euch als meine herzlich geliebten Brüder durch die Barmherzigkeit Gottes, ja, ich gebiete euch mit dem heiligen Paulus, durch den Herrn Jesus Christus, der in seiner Zukunft richten wird die Lebendigen und die Toten, dass ihr einander fleißig wahrnehmen wollt zur Seligkeit, auf alle gehörige Weise untereinander lehrend, unterweisend, ermahnend, strafend, drohend, tröstend, je nachdem sich Gelegenheit in der betreffenden Sache bietet; allein nicht anders als mit Gottes Wort und aus voller Liebe, bis dass wir alle in Gott aufwachsen mögen und

»hinan kommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes, und ein vollkommener Mann werden, der da sei in dem Maße des vollkommenen Alters Christi.« (Eph 4,13)

Deshalb seht wohl zu, dass wenn ihr euren Bruder sündigen seht, ihr nicht an ihm vorbeigeht, als einer, der seine Seele nicht achtet; sondern wenn sein Fall heilbar ist, so richtet ihn von Stund’ an wieder auf durch liebreiches Ermahnen und brüderliches Unterrichten, ehe ihr euch zum Essen, Trinken, Schlafen oder irgendetwas anderem begebt; als einer der seine Seele mit Fleiß zu lieben sucht, auf dass euer armer, verirrter Bruder nicht in seinem Fall veralte und verderbe und so in seinen Sünden vergeht.

Handelt nicht mehr so treulos, wie ihr bis jetzt getan habt, dass ihr die Übertretung eures strauchelnden Bruders (oder eurer Schwester), der noch nicht ermahnt worden ist, jemand innerhalb oder außerhalb der Gemeinde mitteilt, sondern sucht vielmehr mit Gebet zu Gott, mit Tränen, mit Worten und Werken ihn von dem Wege seiner Verirrung zu bekehren, um so seine Seele selig zu machen und die Menge seiner Sünden zu bedecken (Jak 5,20). Hütet euch, meine Brüder, hütet euch, dass ihr keinen Verleumder unter euch duldet, wie Mose sagt (3Mo 19,16). Eine doppelte, lügnerische, schalkhafte und verleumderische Zunge duldet zu keiner Zeit, auf dass ihr nicht in den Zorn Gottes fallt. Ein jeder sehe sich vor mit allem Fleiß, wie, wo, wann und was er spreche, auf dass er sich mit seiner Zunge nicht gegen Gott und seinen Nächsten vergreife. Gedenkt stets der Worte Sirachs: Ehre und Ruhm ist in eines weisen Mannes Reden, aber die Zunge des Unvorsichtigen ist sein Verderben (Sir 5).

Mit denjenigen aber, meine Brüder, die, als sie zu ihrem Verstand oder zur Erkenntnis gekommen sind, durch einen bewegenden, treibenden Geist mit uns in den heiligsten Leib Jesu Christi, nämlich die Gemeinde (1Kor 12), eingetauft worden sind, nachher aber, sei es durch falsche Lehre oder durch ein eitles, fleischliches Leben, sich selber aus dem Leib oder der Gemeinschaft Christi ausgeschlossen haben, sei es Vater oder Mutter, Schwester oder Bruder, Mann oder Frau, Sohn oder Tochter, kurz, wer immer es sei, denn Gottes Wort geht über alles Fleisch und bei Gott ist kein Ansehen der Person (Apg 10,34; Röm 2,11; Gal 2,6; Eph 6,9; Kol 3,25), wenn sie der Ermahnung der Brüder, die mit Seufzen, Weinen und mit einem mitleidigen Geist aus großer Liebe geschieht, nicht annehmen, sondern verharren in ihrer jüdischen Lehre, nämlich Schwert, Reich, Vielweiberei und dergleichen Verführungen; ferner in der Lehre der schamlosen Beichte, keine Scham zu tragen vor den Schamteilen und anderen solchen unnatürlichen, unmenschlichen Sachen; ferner in der dem Kreuz Christi widerstreitenden Lehre, dass Unreinheit dem Reinen rein sei und man so Gemeinschaft haben dürfe in unfruchtbaren Werken, wie in dem Anhören der weltlichen Prediger, der Kindertaufe, dem weltlichen Abendmahl und dergleichen Gräueln; ferner in Trunkenheit, Geiz, Hurerei, Ehebruch, unanständigen Worten, mit solchen habt nichts zu schaffen und wollt auch nicht mit ihnen essen, wie uns der heilige Paulus mit ausdrücklichen Worten gelehrt und befohlen hat (1Kor 5,11).

Wenn ein solcher aber die Ermahnung seiner treuen Brüder mit Liebe empfängt, seinen Fall gesteht, seufzt, Besserung seines Lebens verspricht und Werke und Früchte der Buße zeigt, so empfangt ihn, wie tief er auch gefallen sein möge, als einen wiederkehrenden, lieben Bruder (oder Schwester). Allein er sehe wohl zu, dass er mit seinem Gott nicht spotte, denn das Annehmen der Brüder gilt nichts, wenn wir von Gott nicht angenommen werden. Er sehe zu, sage ich, dass sein Annehmen der Ermahnung, sein Seufzen, sein Versprechen der Besserung und seine Reue aufrichtig und wahrhaftig vor Gott seien, denn dieser prüft sein Herz und Nieren und kennt sehr wohl die Gedanken der Menschen (Jer 17,10; Joh 2,25; Röm 8,27).

Geschieht sein Annehmen, Seufzen, Versprechen und seine Buße nicht aus einem wahren Vorsatz und einem ernsten, inbrünstigen Grund des Herzens, sondern nur lau und verstellt, ohne Geist, durch einen heuchlerischen Schein, weil er äußerlich nicht aus der Gemeinschaft der Brüder gestoßen sein will, so ist er dennoch gleichwohl von Christus abgeschnitten und bleibt also ein Heuchler in Gottes Augen und wird auch nie anders als für einen solchen von Gott angesehen und gerichtet werden, denn Gott, der gerechte Richter, richtet nicht nach dem äußerlichen Schein, sondern nach dem verborgenen Vornehmen des Herzens.

Sagt, meine Liebsten, da die Sache so vor Gott liegt, was hilft es denn einem solchen, den äußerlichen Namen eines christlichen Bruders zu führen, wenn er den innerlichen, evangelischen Glauben, die Liebe und das unsträfliche Leben eines wahren Bruders Jesu Christi nicht hat?

Oder was nützt es, das heilige Abendmahl unseres lieben Herrn Jesu Christi mit den Brüdern zu genießen, wenn wir die rechten, durch dieses Abendmahl bezeichneten Früchte, nämlich den Tod Christi, die Liebe der Brüder und die friedsame Einigkeit des Glaubens in Jesus Christus, nicht haben? Ebenso nützt es auch nichts in der Gemeinschaft der Brüder äußerlich oder leiblich Umgang zu pflegen, wenn wir nicht innerlich in der Gemeinschaft unseres lieben Herrn Jesus Christus sind.

Deshalb, meine Brüder, wird niemand von uns abgesondert oder aus der Gemeinschaft der Brüder getan (urteilt recht), der sich nicht selbst zuvor durch falsche Lehre oder ein unziemliches Leben von Christus und seiner Gemeinde abgesondert und ausgestoßen hat; denn wir begehren niemand auszustoßen, sondern einzunehmen; niemand abzusondern, sondern zu heilen; niemand zu verwerfen, sondern wieder zu suchen; niemand zu betrüben, sondern zu trösten; niemand zu verdammen, sondern selig zu machen; denn das ist die rechte Art und das Trachten eines christlichen Bruders. Wer sich vom Bösen wendet, sei es von seiner falschen Lehre oder von seinem eitlen Leben und sich nach dem Evangelium Jesu Christi, zu welchem er getauft ist, schickt, der wird oder kann in Ewigkeit von keinem Bruder ausgestoßen oder abgesondert werden.

Diejenigen aber, die man nicht durch Ermahnen, Tränen, Drohen, Strafen oder andere christliche Dienste und gottselige Mittel aufrichten, bekehren und erquicken kann, die sollen wir, nicht ohne große Trauer und Schmerz unserer Seele, herzlich beklagen und den Fall und die Verdammnis solcher verirrter Brüder aus unserer Mitte tun – auf dass wir nicht mit gleicher falscher Lehre, die stets wie ein Krebs um sich frisst (2Tim 2,17), verführt, noch, da das Fleisch allezeit zum Bösen geneigt ist, mit dem gleichen eitlen, fleischlichen Leben behaftet werden – und so Gottes Wort, das uns solches lehrt und gebietet, gehorsam sein; damit der abgesonderte Bruder (oder Schwester), dem man mit keinem Liebesdienst helfen oder ihn bekehren kann, durch solches Mittel der Absonderung in sich selbst zur Besserung beschämt werden (2Th 3,14) und erkennen möge, wozu er gekommen und wovon er gefallen ist. Auf diese Weise ist der Bann ein sehr großes Werk der Liebe, obwohl derselbe von den Unverständigen für ein Werk des Hasses angesehen wird.

Meine Brüder, dies ist die eigentliche Ursache, warum und wozu diese Absonderung oder Bann in der heiligen Schrift von Jesus Christus und seinen heiligen Aposteln so ernstlich gelehrt und befohlen worden ist, nämlich erstens wegen der falschen Lehre (Mt 7; 16; Röm 16,17; 2Tim 2,14–26; 1Tim 6,3–5; Tit 3,9–11; Phil 3,17–21; 2Joh 7–11); ferner wegen des fleischlichen Lebens (Mt 18; 1Kor 5; 2Th 3; 2Tim 3). Seht darum fleißig zu und wacht für eure eigene Seele, dass ihr doch Gottes Wort in dieser notwendigen Sache der Absonderung nicht verschmäht und seine Verordnung nicht in den Staub tretet, sondern dass ihr dieselbe stets mit göttlicher Weisheit, Klugheit, Liebe und Vorsicht gebraucht und unterhaltet an denjenigen, die von der evangelischen Lehre und vom evangelischen Leben abgewichen sind; nicht mit Barschheit oder Grausamkeit, sondern vielmehr mit Sanftmut, mit vielem Seufzen und Weinen über eure verfaulten Glieder, die man nicht wieder heilen kann, an denen Kosten, Mühe und Salbe verloren sind und wo nichts mehr hilft, als dass man sie mit dem Messer des göttlichen Wortes abschneidet, auf dass nicht auch die anderen Glieder verfaulen und die verdammliche Räudigkeit des einen Schafes den anderen mitgeteilt werde; ja, der Bann soll auf solche Weise geübt werden, dass der irrende Bruder (oder die Schwester) in seiner Seele beschämt, gezogen und gewonnen werden mag, wie oben erklärt worden ist. Wenn in solch einem abgesonderten Bruder (oder Schwester) noch irgendwelche Regung des Geistes, irgend ein Lebensfünkchen oder Gottesfurcht ist, so muss er gewiss in seiner Seele erschrecken und zittern, da er durch die Ermahnung aus Gottes Wort und das Zeugnis seines eigenen Gewissens wohl erkennt, dass er durch seine falsche Lehre und sein eitles, fleischliches Leben sich selbst von der Gemeinschaft Jesu Christi abgesondert hat und wiederum in die Gemeinschaft des Teufels eingetreten ist und dass er deshalb sein Teil nicht mit den seligen Seelen im Himmel, sondern bis in alle Ewigkeit mit allen verdammten Seelen in der Hölle haben wird, wenn er sich nicht bekehrt.

Gott, der barmherzige Vater, wolle doch alle seine auserwählten Kinder, die sich in seinen heiligen Bund und Gemeinschaft begeben haben, vor so gräulichem Falle, Verstocktheit und Absonderung bewahren, Amen.

Alle abgefallenen Schwestern und Brüder, die sich wegen dieser öffentlichen Lehre und dem Gebrauch des christlichen Bannes oder der Absonderung über uns ärgern und erzürnen wollen, die müssen sich immer mehr ärgern, denn wer unrein und faul ist, der wird immer noch unreiner und fauler werden, wie der heilige Geist der Weissagung lehrt (Offb 22,11). Denn Gottes Wort ist den Frommen und Gottesfürchtigen zur Besserung, zur Gerechtigkeit und zum Leben; den Verlorenen aber ist es zum Ärgernis, zur Ungerechtigkeit und zum Tode. Warum wollen sie uns zürnen, dass wir in dieser Sache die Schrift erfüllen? Lasst sie vielmehr sich selbst zürnen, dass sie gegen Gott lehren und leben dürfen. Wäre es, dass sie ihre falsche Lehre aufgeben und ihr ungebührliches, gottloses Leben bessern wollten, nie und nimmer würde die himmlische Lehre unseres lieben Herrn Jesus Christus sie ärger und böser machen, sondern vielmehr zwingen, erschrecken und bekehren.

Weil sie denn durch ihren abfälligen, widerspenstigen und fleischlichen Hass der Gnade und Erkenntnis Gottes gänzlich beraubt sind und immer schlimmer werden, so dass sie den Tod im ewigen Leben und die Finsternis im himmlischen Lichte der göttlichen Wahrheit suchen, so erklären wir vor Gott und seinen heiligen Engeln, dass wir von ihrer verdammlichen, falschen Lehre, von ihren Sünden, ihrer Verhärtung und ihrem ewigen Tode rein sind, da wir nur allzu vergeblich an ihnen getan haben, was uns des Herrn Wort in dieser Sache gelehrt und befohlen hat; und begehren deshalb nie und nimmer bis zu ewigen Tagen Gemeinschaft noch Teil mit ihnen zu haben, solange sie nicht von ganzem Herzen aus aller falschen Lehre treten und ihr elendes, verdammliches, irdisches, fleischliches und teuflisches Leben zu des Herrn Preis bessern. Wird aber solches in Wahrheit in ihnen gefunden, aus rechter Meinung als vor Gott, der alle Dinge sieht, so wollen wir sagen: Willkommen, liebe Brüder; willkommen , liebe Schwestern – und uns mit unaussprechlicher Freude über solche rechtbekehrten Schwestern oder Brüder freuen, ja, mit solcher Freude, die man zu haben pflegt, wenn ein eingeborner Sohn von einer sehr gefährlichen und tödlichen Krankheit wieder genesen ist, ein verirrtes Schaf oder ein verlorener Groschen wieder gefunden wurde, und ein verlorener Sohn, dessen Rückkehr man nicht erwartet hatte, in das Haus seines sich nach ihm sehnenden Vaters zurückgekehrt ist (Lk 15, Mt 18).

Seht meine lieben Brüder, ich will einen jeden abfälligen Bruder selber urteilen lassen, warum, wozu, mit welchem Geiste und aus was für einer Meinung diese Absonderung oder Bann zuerst von Jesus Christus und seinen Aposteln und danach von uns, die wir wiederum in ihre Lehre und ihren Gebrauch des ganzen christlichen Tuns gesetzt sind, so eifrig getrieben und gebraucht wird, wie man aus den oben angeführten Schriftstellen klar verstehen kann.

Wohlan, meine werten Brüder in dem Herrn, die ihr durch einen Geist in einen Leib getauft seid, euch freiwillig in die Gemeinschaft Jesu Christi begeben habt und auch bereit dazu seid, dass ihr laut Gottes Wort die Abfälligen meiden müsst, seht deshalb wohl zu, dass wenn ihr sie als verfaulte und unnütze Glieder, die am Leibe Christi nichts taugen, meidet, ihr doch selbst als gesunde, taugliche und fruchtbare Glieder in Jesus Christus befunden werden mögt; und dass, wenn ihr sie als Kinder der Finsternis und des Todes meidet, ihr doch selber Kinder des Lichts und des ewigen Lebens seid; auf dass das gerechte Urteil Gottes nicht über euch ergehe, die ihr die anderen um ihrer Bosheit willen meidet, während von euch selbst im Heimlichen noch bösere oder schändlichere Dinge vor Gott getrieben werden mögen. Seht wohl zu, dass ihr keinen anderen richtet in demjenigen, in welchem ihr selbst schuldig seid (Röm 2). Seht meine Brüder, auf diese Weise muss der Bann oder die Abschneidung am Hause des Herrn, d. h. in Gottes Gemeinde, getrieben werden, und ein anderes Messer haben sie in Ewigkeit nicht. Hierüber hätte ich noch mehr geschrieben, allein ich will es ein anderes Mal tun, wenn es Gott gefällt.

Nun, meine lieben Brüder, hütet euch, ja, hütet euch, meine Brüder, das rate ich euch, dass keine anderen Gedanken in euer Herz kommen mögen, als die rein, heilig, keusch, himmlisch und aus dem heiligen Geist sind.

»Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.« (Mt 5,8)

»Euer Mund gehe stets mit Weisheit um, und eure Zunge spreche vom Recht.« (Ps 37,30)

Lasst alle eure Worte wie einen geschworenen Eid sein vor Gott und der Welt (Mt 5,37; Jak 5,12). Treibt und wirkt alle eure Werke aus Gott, durch Gott und in Gott (Joh 3). Ja, richtet alle eure Gedanken, Worte und Werke nach der Richtschnur des göttlichen Wortes, auf dass der unselige Lästerer, der mit so großem Fleiß auf alle unsere Worte und Werke lauert, nichts habe, das er mit Recht gegen euch sagen und euch damit beschuldigen und strafen könne, wie Paulus an mehreren Stellen der Gemeinde gelehrt und geboten hat (Eph 4; 1Tim 3; Tit 2). Es ist auch die rechte Art und Natur derjenigen, die in Gott sind, dass sie nicht sündigen, wie Johannes sagt:

»Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht; wer da sündigt, der hat ihn nicht gesehen, noch erkannt. Kindlein, lasst euch von niemand verführen. Wer recht tut, der ist gerecht […] Wer Sünde tut, der ist vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an […] Wer aus Gott geboren ist, der tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm und er kann nicht sündigen, denn er ist aus Gott geboren.« (1Joh 3,6–9)

Daher rufe und führe ich euch stets wieder zur Natur der neuen Geburt, dass ihr wohl prüfen mögt, was sie ist, nämlich die göttliche Natur und das göttliche Ebenbild; von wem sie ist, nämlich von Gott; von wo sie ist, nämlich vom Himmel; und was darin erlangt wird, nämlich das ewige Leben. Dennohne die neue Geburt ist alles, was von uns (ich rede von denen, die zu ihren Jahren oder zum Verstand gekommen sind) getan wird, nichts als die Natur des irdischen Adam, Sünde, Bosheit, Blindheit, Übertretung, Teufel und ewiger Tod. Bei und in wem aber die neue, himmlische Geburt ist, da ist alles Gottseligkeit, Weisheit, Gutheit, Licht, Gerechtigkeit, Wahrheit, Friede, Geist, Christus, Gott und das ewige Leben. Darum sagt die ewige Wahrheit, Jesus Christus, mit klaren, ausdrücklichen Worten, dass wir bekehrt und von neuem geboren sein müssen oder wir werden nicht in das Himmelreich eingehen (Mt 18; Joh 3). Denn die erste Geburt ist irdisch aus der Erde und zieht nach der Erde; die andere Geburt aber ist himmlisch und will den Himmel und zieht nach dem Himmel, das heißt soviel wie, die irdische Geburt macht irdisch gesinnt und die himmlische Geburt macht himmlisch gesinnt (Joh 3).

Wenn uns denn diese gute und vollkommene Gabe von dem Vater des Lichts durch Gnade von oben gegeben wird, so sind wir auserwählte Kinder Gottes (Joh 1; Eph 1), rechte Schwestern und Brüder Jesu Christi (Lk 8,19–21; Hebr 2), Christus gleichförmig (Röm 8), nach Gottes Ebenbild geschaffen (Kol 3; Eph 4), an unserer Stirn mit dem Zeichen Thaw gezeichnet (Hes 9,4); ist das Reich Gottes in uns (Lk 17,21); sind wir die Braut Christi (Joh 3,29), die Gemeinde Christi (Eph 5,27), der Leib Christi (1Kor 12,27; Eph 1,22–23; Kol. 1); wohnt Christus in unseren Herzen (Eph 3,17); werden wir durch den heiligen Geist geleitet (Röm 8,14); sind wir das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige, gewonnene Volk, welches Gottes Eigentum ist (1Pt 2,9), der Tempel des Herrn (1Kor 3,16; 6,19; 2Kor 6,16), der geistliche Berg Zion und das neue himmlische Jerusalem (Hebr 12,22), das Israel Gottes (Gal 6,16); haben wir die Art und Natur Gottes (2Pt 1,4); sind frei vom Drohen des Gesetzes (Jes 9,3; Gal 5,1; 1Tim 3); ja, von Hölle, Sünde, Teufel und vom ewigen Tode (Eph 2) und haben Christus gebenedeit, sein Wort, Leben, Fleisch, Blut, Kreuz, Leiden, bitteren Tod, Begräbnis, Auferstehung, Himmelfahrt, Reich und seine ewige Freude mit ihm von Gott dem Vater zum Geschenk empfangen (Röm 8). Sind wir aber nicht wiedergeboren (verstehe, die Verständigen), so haben wir nie und nimmer solche Verheißungen.

Darum, meine herzlich geliebten Brüder, die ihr der himmlischen Berufung teilhaftig geworden seid in Jesus Christus (Hebr 3,1), beugt euch doch unter die allmächtige Hand Gottes (1Pet 5,6). Fürchtet Gott in allen euren Gedanken, Worten und Werken. Liebt und dient Gott und eurem Nächsten, liebt Gott über alles das geschaffen ist und euren Nächsten wie euch selbst (Mt 22,37–40). Alle eure Lust sei stets zum Gesetze des Herrn (Ps 1,2). Bewahrt Gottes Wort, noch einmal Brüder: Bewahrt Gottes Wort (Lk 11; Jak 1), welches euch so oft, sowohl mit Mund als Schrift, in so großer Liebe und mit so großer Klarheit gelehrt worden ist.

Lasst doch stets eure inbrünstigen Gebete zu den Ohren Gottes aufsteigen für alle Menschen, für Kaiser, Könige, Herren, Fürsten, Bürgermeister und allen, die in hohen Ämtern sind, dass Gott der Vater ihre Herzen so lenken wolle, dass wir ein friedsames Leben führen mögen mit aller Gottseligkeit, wenn es sein gebenedeiter Wille ist (1Tim 2,1–2).

Seid nicht neidisch in eurem Herzen und sündigt nicht mit eurer Zunge gegen irgendeinen Menschen, sei er denn ein Lästerer, Verräter oder Verfolger, ein Pfaffe oder Mönch, kurz, wer immer er wolle, denn sie werden ihr eigenes Urteil vom Herrn empfangen; sondern erinnert euch stets an die Geduld unseres lieben Herrn Jesus Christus und dass auch wir einst alle miteinander töricht und ungläubig waren, in die Irre gingen, mancherlei Lüsten und Begierden frönten und waren auch Kinder des Zorns von Natur, gleichwie sie (Eph 2,1–4; Tit 3,3).

»Seid untertan aller menschlichen Ordnung!« (1Pt 2,13)

– wenn sie nicht gegen Gott ist.

Seid mild in eurer Hilfeleistung gegen alle bedürftigen Kinder Gottes (Lk 6; Mt 25; Gal 5).

»Seid gastfrei untereinander ohne Murren.« (1Pt 4,9)

Ein jeder arbeite mit seinen eigenen Händen und esse sein eigenes Brot, wenn es möglich ist (2Th 3,12). Scheut alle Trägheit und weltliche Pracht. Nehmt einander eifrig wahr durch Ermahnung (Hebr 10), wie ich mündlich ermahnt und nun wieder in diesem Sendbrief geschrieben habe.

Wascht doch die Füße eurer lieben Brüder und Schwestern, die im Wege ermüdet und aus der Ferne zu euch gekommen sind. Schämt euch nicht des Werkes des Herrn, sondern erniedrigt euch mit Jesus Christus vor den Füßen eurer Brüder, auf dass alle Demut nach göttlicher Art in euch befunden werde (Joh 13,14–17; 1Tim 5).

Vor allem aber betet für euren armen und bereitwilligen Diener, der zum Tode gesucht wird; dass Gott, der gnädige Vater, ihn mit seinem heiligen Geiste stärken und ihn vor den Händen derjenigen, die so ungerecht nach seinem Leben trachten, bewahren wolle, d. h. wenn es sein väterlicher Wille ist; wenn er es aber nicht ist, dass er ihm in all seiner Not, Pein, seinem Leiden, Druck und Tod, ein solches Herz und Gemüt, solche Kraft, Weisheit und Stärke verleihen wolle, dass er das herrliche Werk Gottes, das nun in uns begonnen ist, durch den heiligen Geist zu des Herrn Preis vollständig ausführen möge.

Ach meine lieben Brüder, erfüllt doch mein Verlangen und vollbringt als gehorsame Kinder Gottes, was ich euch aus Gottes Wort zu eurer ewigen Seligkeit so brüderlich ermahnt, gelehrt und geschrieben habe; auf dass ihr am Tage der Erscheinung Christi meine herrliche Krone, Hoffnung und Freude sein mögt (1Th 2,19).

Seid brünstig im Geiste und wacker in eurem Vornehmen (Röm 12). Dankt allezeit Gott für alle seine Werke über und an uns, und betet, dass er euch regiere und ihr in allem eurem Vornehmen seinem Wort folgt (Tob 4). Wandelt unerschrocken in den Geboten des Herrn. Tretet auf keinerlei Weise aus dem Evangelium Christi (Gal 1,6–7). Seid fest im Wege des Herrn (Weish 5). Überwindet Welt, Fleisch und Teufel durch den allerheiligsten Glauben, welcher nun in euch ist (1Joh 5,4). Dient einander mit Lust. Fasst eure Seelen mit Geduld (Lk 21,19). Seid geduldig in Trübsal (Röm 12,12). Bereitet eure Herzen zum Kreuze Christi, dass, wenn er kommt, ihr alsdann nicht mit den Kleinmütigen tödlich erschreckt.

Genug für diesmal; wacht aber fleißig alle Tage eures Lebens auf die nicht vorherzusehende Zukunft unseres lieben Herrn Jesus Christus, der uns zu so edlen Kreaturen geschaffen, mit seinem roten und teuren Blut erkauft, aus Gnaden berufen, erleuchtet und wiedergeboren hat und uns mit der Krone der Herrlichkeit krönen, mit dem Kleide der Unsträflichkeit bekleiden und mit der Gabe des ewigen Lebens beschenken wird. Ihm sei ewig Lob und Preis von nun an bis in Ewigkeit, Amen.

Bedenkt, o ihr heiligen Brüder, Wort für Wort, was ich euch geschrieben habe; lest es klüglich, erwägt es ernstlich, versteht es weislich, beurteilt es geistlich und belebt es göttlich; o Brüder, dann habe ich sehr wohl ermahnt und geschrieben, und ihr sehr wohl gehört und gelesen.

Ich bitte euch mit dem heiligen Paulus durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr diese Ermahnung nicht weglegen noch im Verborgenen bei euch bleiben lassen wollt, sondern dass ihr dieselbe lest allen treuen Brüdern und Schwestern im Herrn, sowie auch allen Abfälligen, von welchen ihr Hoffnung habt, dass sie gewonnen und gebessert werden möchten; ja, nicht allein diesen, sondern allen Menschen, sie seien drinnen oder draußen, die solches von euch bitten oder verlangen. Die Gnade unseres lieben Herrn Jesus Christus sei mit allen wahren Brüdern und Schwestern, Amen.

Noch einmal: Betet für mich und alle eure Diener in dem Herrn.

Hütet euch vor allen Lehren und Werken, die nicht übereinstimmen mit dem Evangelium Christi, hütet euch.

Menno Simons