Die vollständigen Werke Menno Simons

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30.14 Schluss

Seht, ehrenwerte Leser, hier habt ihr nun unsere gründliche und ausführliche Erklärung und gute deutliche Antwort auf Microns und Hermes unwahren, parteiischen Bericht und auf ihre antichristliche, falsche Lehre von Jesu Christo, dem Sohne Gottes, womit ich vor Gott und allen seinen Engeln, vor Freund und Feind, ja, vor der ganzen Welt jetzt und zu allen Zeiten zu Wasser, Feuer, Schwert, Tod und auch zum künftigen Gericht bereit stehe.

So will ich denn euch und alle freundlichen Leser durch Jesum als vor Gott ermahnen, doch mit Ernst darüber nachzudenken, was für Geister und Leute es sind, die den Bericht samt seinem Anhang und den Artikeln so über uns geschrieben haben, da sie die große, so treulich in der Not ihnen erwiesene Wohltat so ganz und gar verschwiegen haben, auch nicht ein Wort von allen ihren vorerwähnten, klaren Bekenntnissen, womit sie die ganze Disputation schon verloren hatten, sowie von dem, dass sie manchmal gefangen waren, so dass sie nicht wussten, wohin sie sollten, je erwähnt haben und in ihrem ganzen Buche sozusagen nicht ein einziges manierliches Wort von mir geschrieben haben, sondern von Anfang bis ans Ende ihres Handelns und Schreibens danach getrachtet und gesonnen haben, wie sie mir am füglichsten ein Schandmal aufdrücken und so die Lehre, welche die reine Lehre Christi ist, bei vielen in üblen Geruch bringen könnten.

Meine Worte haben sie an vielen Stellen traurig verdreht und in einen ungereimten fremden Sinn verkehrt; den Ihrigen hingegen haben sie an einigen Stellen viel hinzugefügt, an andern davon getan und sie auf einen ganz andern Grund und Sinn hin ausgeschmückt. Die Ordnung des Handels haben sie verändert, manche unschriftmäßige Glosse gemacht, die heilige Schrift verfälscht und den Vater selbst, samt seinem gebenedeiten Sohn, den Engel des Herrn, Johannes den Täufer, alle Evangelisten, Apostel und die ganze Schrift zu falschen Zeugen gemacht, wie man sehen kann.

Wie eben erfüllen sie das Maß ihrer Vorväter (Mt 23,32), der falschen Propheten, die von Anfang her durch Heuchlerei die Lügen gepriesen und gelehrt, die rechte Wahrheit gehasst und die treuen Diener und Knechte Gottes gescholten, ihren guten Namen gelästert, den treuen Dienst ihrer Liebe ins Ärgste verkehrt, sie bei Herren und Fürsten beschuldigt, in der Lehre und im rechten Gottesdienst verhindert und zuletzt um Gut und Blut gebracht haben.

Dass sie mich dennoch gleichsam in den Kot getreten und mit ihren offenbaren Lügen bei vielen in so üblen Geruch gebracht haben, ist mir eine kleine Sache, denn ich weiß wohl, dass ich aller Unehre wert bin, weil ich von Adam geboren, mit dem schlechten Samen besät, ein armer, stinkender Sünder bin, wie von Anfang alle geklagt haben, die je von des Herrn Glanz recht beschienen worden sind (1Mo 6,5; 8,21; 2Mo 33,3; Hi 3,1; Röm 7,18; 1Joh 1,8; Jak 3,2); aber dass ich deshalb ein so unbeständiger Lügner und listiger Schalk sei, wie unsere Gegner mich durch den ehrabschneiderischen, lügenhaften, unmanierlichen, bittern Geist des Neides geschildert haben, davor wolle der barmherzige Herr mich ewiglich bewahren. Das Nämliche wie ich haben auch viele gottselige Leute sowohl des alten als des neuen Testamentes hören und leiden müssen. Christus verspricht uns eine große Belohnung im Himmel dafür, denn es geschieht um seines heiligen Namens willen (Mt 5,11; Lk 6,22). Dass sie aber den Sohn Gottes so jämmerlich beschimpfen, die heilige Schrift verfälschen und die armen, unerleuchteten Seelen mit so offenbaren Lügen so fälschlich trösten und sie in ihrer verdammlichen Blindheit bestärken und erhalten, dies quält meine Seele Tag und Nacht, was mich auch dazu getrieben hat, dass ich diese Antwort dem Herrn zum Preise und euch zum Dienste mit vollem Verlangen so geschrieben habe.

Ich wollte daher, dass ihr mit Ernst nachdächtet, welch reinen, klaren und ungefälschten Grund der Wahrheit wir euch und der ganzen Welt von Christus hier mit der Schrift angewiesen haben; und hiergegen, wie ganz einfach und platt wir euch und allen verständigen Lesern den antichristlichen Grund und die falsche Lehre unserer Gegner mit der Schrift aufgedeckt und geoffenbart haben. Wer nur halbe Augen hat, kann sehen, wo der Betrug versteckt liegt.

Wir erbieten uns jetzt und zu allen Zeiten bereit, dass, wenn man uns mit ungebrochener und ungefälschter Schrift beweisen kann, dass Adam zwei Samen gehabt hat, von welchen der eine rein und der andere unrein gewesen ist; oder dass die Schrift irgendetwas, was an sich unheilig, unrein und irdisch ist, heilig, rein und himmlisch genannt hat; oder dass je ein menschliches Kind ohne Vater gewesen ist oder sein kann; oder dass ein Weib zeugenden Samen in ihrem eigenen Fleische hat; oder dass zwei Söhne ein Sohn sein können; oder dass die Schrift irgendwo etwas von einer solchen Vereinigung sagt, als unsere Gegner erdichten und vorgeben; oder dass je jemand irgendeines Mannes wahrer Sohn gewesen ist, der nicht aus seiner Substanz oder Samen hervorgekommen und gezeugt ist; oder dass Gott ein Gott der Lüge ist, dass er den Menschen Christum seinen Sohn nennen sollte, während dieser dennoch nicht in Wahrheit sein Sohn wäre – wir der Sache mit aller Dankbarkeit in voller Liebe nachdenken wollen. Seht, vor Gott, es ist die Wahrheit, was ich schreibe.

Und wenn man solches nicht tun kann, wie man auch nie können wird, dann müssen unsere Gegner, sofern sie verständiger Art sind, gewiss selbst zugeben, dass sie die unreine, verführerische Lehre des Antichristen, wir hingegen die heilsame Lehre Christi haben, obwohl wir deshalb so ungemein viel hören und leiden müssen.

Ja, werte Leser, wenn man die Schriften Johannis des Evangelisten wohl betrachtet, so sieht man offenbar, dass der Geist und die Lehre unserer Gegner bereits zu seiner Zeit existiert haben; denn schon damals bestritten sie, dass Jesus Christus der Sohn Gottes und dass er im Fleische gekommen wäre, gleichwie auch diese in ihrem Schreiben und in der mündlichen Besprechung, die sie mit uns hielten, oft getan haben, woraus offenbar hervorgeht, dass es der alten Schlange List und Betrug ist.

Wir wollen denn alle gottesfürchtigen, frommen Herzen, die Christum und das ewige Leben in einem reinen Eifer suchen, um des Herrn willen demütig bitten, dass sie erstens für alle unsere Gegner, beides, von hohem und niederm Stande, gelehrt oder ungelehrt, reich oder arm, die unwissend irren und von solchen falschen Lehrern und Schreibern, wie unsere Gegner sind, in ihrem unbußfertigen, ruchlosen Leben aufrecht erhalten und getröstet werden, inbrünstig beten wollen (Mt 5,44), dass der barmherzige, gnädige Herr ihnen Augen gebe, dass sie, die mit einem so teuren Schatze von ihm erkauft worden sind, seine herrliche, hohe Herkunft sehen und seine Wahrheit recht erkennen mögen, auf dass es an ihnen nicht verloren bleibe; und zweitens, dass auch derselbe Herr mich und alle unsere lieben Mithelfer am Hause Gottes, samt der ganzen Gemeinde mit dem Geist seiner Weisheit beschenken, heilsam in der Lehre bewahren und uns kräftig im Glauben, feurig in der Liebe, lebendig in der Hoffnung, wirksam in des Herrn Werk, unsträflich im Leben und geduldig in allem Druck und Trübsal (womit wir durch das ehrabschneiderische, blutschuldige, neidische und aufrührerische Schreiben und Rufen unserer Gegner leider nicht wenig beschwert werden) durch seine Gnade machen wolle, auf dass wir uns so der ganzen Welt zu einem Vorbilde setzen und dass viele unsern christlichen, neuen Wandel in der Wahrheit sehen, der Wahrheit nachfragen, Buße tun und ewig selig werden mögen.

Gleichermaßen bitte ich auch, dass man diese unsere Schriften nicht müßig im Verborgenen halten, noch stille bei sich liegen lassen, sondern dass man sie nach Osten und Westen, Süden und Norden in aller Menschen Hände verbreiten und viele dieselben lesen und hören lassen wolle, auf dass die Sonne der Gerechtigkeit mit ihrem schönen klaren Schein, die leider so viel hundert Jahre unter dem Abgrundsrauch der antichristlichen falschen Lehre verdeckt gewesen ist, mit Kraft der Wahrheit hervorbreche und unser herrlicher und heiliger Seligmacher, der erst- und eingeborne, eigne, wahre Sohn des allmächtigen und lebendigen Gottes, Jesus Christus, ewig gebenedeit, von vielen in seiner Herrlichkeit recht erkannt werden möge. Diesem einzigen und ewigen Seligmacher, samt seinem himmlischen Vater und dem heiligen Geist, sei Preis in Ewigkeit, Amen.

Menno Simons, den 7. Oktober.