Fünfundvierzig schriftlose Bekenntnisse, Auslegungen, ungereimte Glossen, verfälschte und verdrehte Schriftstellen, dem Leser zur Erklärung der Sache vorgestellt:
1. Daß Maria, die eine natürliche Tochter von Adams unreinem und sündlichem Samen war, ohne Sünde und rein gewesen sei, wie Micron in der Besprechung vor uns allen bekannte, liest man in der ganzen Schrift nicht.
2. Daß eine so reine, unschuldige, sündlose und gebenedeite Frucht, wie Christus Jesus war, von solch einem unreinen, sündlichen und todesschuldigen Fleische, wie Maria hatte, weil sie eine Tochter von Adams unreinem, sündlichem Samen war, gezeugt werden konnte, wie Micron sagt, liest man in der ganzen Schrift nicht.
3. Daß Adam zwei Samen gehabt hat, wovon der eine heilig und rein wie Christus und der andere sündlich und unrein gewesen, wie man aus Microns Lehre schließen muss, liest man in der ganzen Schrift nicht.
4. Daß Christus von Ewigkeit aus dem Vater geboren gewesen sei, dass er abgeteilt vom Vater, außer dem Vater, von Ewigkeit gesessen habe, wie Micron und Hermes vor uns allen bekannten, liest man in der ganzen Schrift nicht.
— Hier wurden im Original einige Punkte ausgelassen. Anm. d. Verlegers —
11. Daß das Wort oder der ewige Sohn Gottes ohne Mutter (ich setze es nach ihrem Grunde) sich so mit eines Menschen Sohn ohne Vater vereinigt hat, denselben angenommen oder angezogen hat, darin gewohnt hat und so eine Person und Sohn geworden sei, wie unserer Gegner Grund und Lehre ist, liest man in der ganzen Schrift nicht.
12. Daß zwei Söhne in Christo gewesen seien, wie gehört worden ist, von welchen der eine sichtbar, dem Leiden unterworfen und irdisch, der andere unsichtbar, dem Leiden nicht unterworfen und himmlisch gewesen sei, wie unserer Gegner Grund und Lehre ist, liest man in der ganzen Schrift nicht.
13. Daß die göttliche Natur sich so mit der menschlichen Natur (womit er zwei vollkommene Söhne meint) in eine Person vereinigt habe, wie er so oft vorbringt, davon liest man nicht einen Buchstaben in der ganzen Schrift.
14. Daß eine solche Vereinigung von Gottes Sohn und Marias Sohn, wie Micron ohne Schrift vorgibt, mit einem Menschen von Leib und Seele zu vergleichen sei, liest man in der ganzen Schrift nicht.
15. Daß uns solch ein geteilter, zweisöhniger, zweipersöniger, irdischer und himmlischer, gerechter und ungerechter, reiner und unreiner Christus in den Propheten verheißen und von den Aposteln gepredigt worden sei, wie Micron ohne alle Wahrheit vorgibt, liest man in der ganzen Schrift nicht.
16. Daß Gott in solch einem Verstande, als Micron lehrt, Gott und Mensch in einer Person gewesen sei, liest man in der ganzen Schrift nicht.
— Auslassung im Originaltext, Anm. d. Verlegers —
18. Daß um solch einer Vereinigung willen der Sohn Gottes des Menschen Sohn und der Sohn des Menschen Gottes Sohn genannt wird, wie unsere Gegner ohne Schrift behaupten, liest man in der ganzen Schrift nicht.
— Auslassung im Originaltext Anm. d. Verlegers —
20. Das Christus ein todesschuldiges und sündiges Fleisch gehabt habe, wie Johannes a Lasco, mit welchem Micron übereinstimmt, Gott zur Schande lästert, liest man in der ganzen Schrift nicht.
21. Daß das Wort, welches von Anfang Gott war, seine Hütte, Zelt oder Wohnung in unserm Fleisch genommen hat, wie Johannes a Lasco philosophiert, liest man in der ganzen Schrift nicht.
22. Daß der Sohn Gottes seine Gottheit mit der Menschheit bedeckt habe, solange er auf Erden wandelte, wie Johannes a Lasco schreibt, liest man in der ganzen Schrift nicht.
23. Daß derjenige, welcher gesündigt hat, es in seiner Natur auch wieder bezahlen musste, wie unserer Gegner Grund ist, liest man in der ganzen Schrift nicht.
24. Daß der Sohn Gottes das Gesetz in unserm Fleische vollbracht und den Vater dadurch versöhnt habe, wie unserer Gegner Grund und Lehre ist, liest man in der ganzen Schrift nicht.
25. Daß wir seiner himmlischen und geistlichen Güter, Gaben, Reichtümer und Eigenschaften, als da sind, sein Leben, Heiligkeit, Gerechtigkeit, Verdienste etc., nicht zu unserer Seligkeit teilhaftig geworden sein würden, wenn Christus unsere menschliche Natur, Wesen und Substanz nicht gehabt hätte, wie Micron schreibt, liest man in der ganzen Schrift nicht.
26. Daß der Sohn des Menschen, der von Petrus, Johannes dem Täufer, den Engeln der ganzen Schrift für den Sohn Gottes bekannt wurde, an irgendeiner Stelle der Schrift gesagt habe: Nein, ich bin nicht der Sohn Gottes, sondern der in mir wohnt, den ihr nicht seht, der ist es, und um seinetwillen werde ich der Sohn Gottes genannt; wie unserer Gegner Grund und Lehre ist, liest man in der ganzen Schrift nicht.
27. Daß der Engel Gabriel der Maria solch einen geteilten Sohn verkündigt habe (Lk 1,31), wie Micron dies verkehrt hat, liest man in der ganzen Schrift nicht.
28. Daß Christus Jesus nicht ebenso wohl der Sohn Gottes nach seiner allerheiligsten Menschheit als nach seiner ewigen Gottheit gewesen sei, wie unsere Gegner lehren, liest man in der ganzen Schrift nicht.
29. Daß der Mensch Christus von der Erde gewesen sei und nur um etlicher verehrlicher Umstände willen himmlisch genannt werde, wie Micron glossiert, liest man in der ganzen Schrift nicht.
30. Daß ein von Adams Samen hergekommenes Fleisch und Blut, von welchem unsere Gegner sagen, dass Christi Fleisch hergekommen sei, um etlicher verehrlicher Umstände und der Auferstehung willen, eine wahre Speise und Trank genannt wird, wie Christi eigene Worte (Joh 6,51) von ihnen verfälscht worden sind, liest man in der ganzen Schrift nicht.
31. Daß Abraham und Isaak darum die Urheber oder der Ursprung in der Schrift genannt werden, dass es nicht andern Männern zugeschrieben werden möchte, wie Micron ohne Grund glossiert, liest man in der ganzen Schrift nicht.
32. Daß Christus unsere sündliche Gestalt angenommen habe, wie Johannes a Lasco Phil 2,7 glossiert, liest man in der ganzen Schrift nicht.
33. Da Christus Abrahams Samen angenommen habe, wie Micron Hebr 2,16 den Text verfälscht hat, liest man in der ganzen Schrift nicht.
34. Daß Christus der Kinder Fleisch und Blut durch Zeugung teilhaftig geworden sei, wie unsere Gegner Hebr 2,14 den Text verkehren oder falsch auslegen, liest man in der ganzen Schrift nicht.
35. Daß Gott in unserm Fleische geoffenbart sei, wie unsere Gegner die Worte Pauli 1Tim 3,16 falsch auslegen, liest man in der ganzen Schrift nicht.
36. Daß Christus durch Zeugung in unser Fleisch gekommen ist, wie unsere Gegner behaupten, liest man in der ganzen Schrift nicht.
37. Daß man die Reinheit des allerheiligsten Fleisches Christi mit der Reinheit der erlaubten Tiere vergleichen soll, wie Micron Apg 10,15 getan hat, liest man in der ganzen Schrift nicht.
38. Daß das allerheiligste Fleisch Christi Fleisch von unserm unreinen, sündlichen Fleische sei, wie unsere Gegner den armen Leuten weis machen, liest man in der ganzen Schrift nicht.
39. Daß Christus Immanuel in unserem Fleische sei, wie unsere Gegner vorgeben, liest man in der ganzen Schrift nicht.
40. Daß Christus und wir um des Fleisches willen Brüder seien, wie Micron die unbußfertige, dumme Welt ohne Wahrheit tröstet, liest man in der ganzen Schrift nicht.
41. Daß des Teufels Kinder, wie Lügner, Gehässige, Todschläger, Schriftverfälscher, Ehrabschneider etc., ebenso wohl Christi Brüder und Schwestern seien, als die Kinder Gottes, wie man aus der Lehre unserer Gegner schließen muss, liest man in der ganzen Schrift nicht.
42. Daß der Sohn Gottes sich mit der menschlichen Natur, d. h. mit einem ganzen Menschen von Marias Fleisch vereinigt habe, wie manchmal gesagt worden ist, und so mit diesem unserm Fleische aufgefahren sei, wie Micron über Eph 4,10 ohne Schrift glossiert, liest man in der ganzen Schrift nicht.
43. Daß unser Fleisch zu des Vaters rechter Hand sitze, wie unser Gegner Lehre und Grund ist, liest man in der ganzen Schrift nicht.
44. Daß Christus des Fleisches halber unser Haupt und wir sein Leib und seine Glieder und Brüder sind, wie man aus unserer Gegner Grund und Lehre verstehen muss, liest man in der ganzen Schrift nicht.
45. Daß ein Mensch von Adams unreinem, sündlichem Samen unser Fürsprecher, Mittler, Versöhner und Hoherpriester bei Gott dem Vater sei und dass wir denselben als den wahren und lebendigen Gott mit Gott anbeten, verehren und ihm dienen sollen, wie unsere Gegner lehren und haben wollen, liest man in der ganzen Schrift nicht.
Schluss der Glossen und Vorrede der Widersprüche
Merkt nun hier, meine guten Leser, dass unserer Gegner ganzer Grund und Glaube mit Hinsicht auf diesen Artikel auf lauter menschliche Weisheit, Philosophie, Auslegungen, Glossen, Deutungen, ungereimte, falsche Vereinigungen, verdrehte und gebrochene Schriftstellen gebaut steht, womit sie ihrer antichristlichen, falschen Lehre von Christo, dem Sohne Gottes, ein Ansehen machen, auf dass sie bei der Welt, die leider von göttlichen Sachen wenig versteht, die rechten Lehrer, wir dagegen Verführer heißen mögen. Wie sie aber damit in der Erscheinung Christi vor seinem unparteiischen Richterstuhle bestehen werden, dem wird der größte Teil von ihnen, fürchte ich, allzu spät gewahr werden.
Nun will ich euch durch des Herrn Gnade auch die Widersprüche, welche gewaltig aus ihrer Lehre und ihrem Glauben folgen, in solcher Klarheit anweisen, dass ihr mit vollen Händen greifen müsst, dass ihre Lehre nicht aus der Quelle der ewigen Weisheit, wie Micron ohne alle Wahrheit zu rühmen wagt, sondern durch die Heuschrecken Apollyons aus dem Brunnen des Abgrunds herausgequalmt und hervorgebracht worden ist. Habt Acht darauf.