Wie Micron ohne die Schrift dies und wir mit der Schrift das sagen
1. Micron und Hermes haben klar und offenbar vor uns allen bekannt, dass Christus Jesus so von Ewigkeit aus dem Vater geboren gewesen ist, dass er abgeteilt vom Vater außer dem Vater von Ewigkeit gesessen hat. Merkt, was dies ewige Außensitzen ohne Schrift ist.
Wir bekennen, und zwar mit der Schrift, dass Christus Jesus von Ewigkeit des Vaters Weisheit gewesen ist (Spr 8,22), sein ewiges Wort (Joh 1,1), durch welches alle Dinge geschaffen sind (1Mo 1,1; Joh 1,3; Eph 3,9; Kol 1,16; Hebr 1,2); dass sein Ausgang von Anfang und von den Tagen der Ewigkeit her gewesen ist (Mi 5,1); dass er war, ehe denn Abraham geboren war (Joh 8,58); dass er vor Johannes dem Täufer war und nach ihm kam (Joh 1,15); dass er der Erste und Letzte ist (Offb 1,8; 2,8); der Erstgeborne vor allen Kreaturen (Kol 1,15); allein von einer Geburt, die ein Außensitzen von Ewigkeit mit sich gebracht hätte, wie Micron und Hermes vor uns bekannten, lesen wir nichts in der Schrift. Merkt, ob dies unser Bekenntnis nicht recht nach der Schrift ist.
2. Unser Gegner Grund und Glaube ist, dass dieser abgetrennte Sohn Gottes in der Zeit einen vollkommenen Sohn mit Leib und Seele von Maria Fleisch und Blut angenommen habe. Merkt: Zwei Söhne und ein geteilter Christus.
Unser Grund und Glaube ist, dass dieses nämliche Wort, Weisheit oder Erstgeborne, gleichwie wir bekannt haben, in der Zeit vom Himmel herabgefahren und durch die Kraft des Allerhöchsten und seines heiligen Geistes ein wahrhaftiger, dem Leiden unterworfener und sterblicher Mensch nicht von, sondern in Maria, über aller Menschen Begriff geworden ist, wie Johannes sagt:
»Das Wort ward Fleisch.« (Joh 1,14)
Merkt, ob dies unser Bekenntnis nicht recht nach der Schrift ist.
3. Micron und Hermes haben oft klar und offenbar vor uns allen bekannt, dass zwei Söhne in Christo wären, der eine Gottes ewiger Sohn und der andere der Maria zeitlicher Sohn. Merkt zum Zweiten: Zwei Söhne und ein geteilter Christus.
Wir bekennen, wie schon einmal bekannt worden ist, dass derselbe, welcher Gottes Wort, Weisheit und der Erstgeborne vor allen Zeiten gewesen ist, auch in der Zeit des Menschen Sohn geworden ist und ein ungeteilter Sohn, dessen Vater, Gott, von Ewigkeit und Maria, seine Mutter, in der Zeit, gewesen ist (Lk 1,35; Joh 1,49). Merkt, ob dies unser Bekenntnis nicht recht nach der Schrift ist.
4. Micron und Hermes haben manchmal klar und offenbar vor uns allen bekannt und tun es auch noch an vielen Stellen in ihrem Berichte, dass des Menschen Sohn keinen Vater gehabt hätte und sagen an einigen Stellen keinen nächsten Vater, was ebenso viel bedeutet, wie keinen Vater. Merkt, welche Schande sie sowohl dem Vater als seinem Sohne Christo antun.
Wir bekennen mit dem Engel Gabriel (Lk 1,35), mit dem himmlischen Vater (Mt 3,17; 17,5; Lk 3,22; 9,35), mit Christo selbst (Joh 3,16; 5,22; 6,69; 7,28; 8,23), mit allen Aposteln (Mt 14,33), mit Petro (Mt 16,16), mit Johannes dem Täufer, mit Nathanael (Joh 1,49), mit Martha (Joh 11,27) und mit der ganzen Schrift, dass Gott sein Vater ist (Joh 1,14; 9,37). Merkt, ob dies Bekenntnis nicht recht nach der Schrift ist.
5. Micron und Hermes haben manchmal klar und offenbar vor uns allen bekannt und tun es auch noch in ihrem Berichte, jedoch versteckterweise, dass der gekreuzigte Jesus, der für uns gestorben ist, nicht Gottes Sohn gewesen sei und stimmt dies mit dem Nächstfolgenden überein. Merkt, ob dies nicht heißen kann, den Herrn verleugnen, der sie erkauft hat, wie Petrus sagt.
Wir bekennen, und zwar mit der ganzen Schrift, dass der gekreuzigte Christus Jesus, Gottes erst- und eingeborner, eigener, wahrer Sohn ist, dessen er um unsertwillen nicht verschont (Röm 8,32), sondern ihn in seiner väterlichen, göttlichen Liebe zur Versöhnung oder zum Gnadenstuhl für unsere Sünden in die Welt gesandt hat (1Joh 4,10), durch dessen Blut wir gereinigt und erkauft sind (1Joh 1,7; Röm 3,25; 5,8; Kol 1,14; 1Pt 1,19); welcher auch in seiner letzten Not Gott den Vater als seinen Vater bekannte, indem er rief:
»Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.« (Lk 23,46)
Merkt, ob dies unser Bekenntnis nicht recht nach der Schrift ist.
6. Micron gebraucht zum Gleichnis, dass, gleichwie Leib und Seele ein ungeteilter Mensch seien, ebenso seien auch Gottes Sohn und der Maria Sohn zusammen eine ungeteilte Person. Merkt zum Dritten: Zwei Söhne und ein geteilter Christus.
Wir sagen, dass was die heilige Schrift und die ganze Welt eins nennen, eins ist und dass was sie zwei nennen, zwei sind. Sind also zwei Söhne in Christo gewesen, die zu verschiedenen Zeiten, nämlich der eine von Ewigkeit und der andere in der Zeit, von verschiedenen Personen, nämlich von Gott und Maria, in verschiedenen Gestalten, nämlich die eine unsichtbar und dem Leiden nicht unterworfen und die andere sichtbar und dem Leiden unterworfen, gezeugt worden sind, wie unsere Gegner behaupten, so müssen auch zwei Personen in ihm gewesen sein oder das Wort ist kein vollkommener Sohn Gottes oder der Sohn der Maria kein vollkommener Sohn des Menschen gewesen oder der eine muss von dem andern hingenommen und in ihm verzehrt worden sein. Das soll uns durch Gottes Gnade von keiner Vernunft ohne Schrift genommen werden.
Die Schrift kennt auch in diesem Artikel kein solches Gleichnis von Leib und Seele und auch ganz und gar nicht einen solchen Seligmacher und Christus, der von zwei Söhnen ein Sohn, von zwei Personen eine Person, von himmlisch und irdisch, von heilig und sündlich, von gut und böse, von rein und unrein, von gebenedeit und vermaledeit, von Gott und einem Menschen ein Jesus Christus geworden ist. Merkt, ob ich es euch nicht recht nach der Schrift weise.
7. Unser Gegner Grund und Lehre ist, dass, da der Mensch Christus aus Maria geboren oder gezeugt sei, er darum auch von ihrem Fleische und Samen gewesen sein müsse. Sie weisen an Mt 1,16. Merkt zum Vierten: Zwei Söhne und ein geteilter Christus.
Wir sagen: Obed ist auch aus Ruth und Salomo aus Bathseba geboren; dennoch sind Boas und David die Väter gewesen, die Obed aus Ruth und Salomo aus Bathseba gezeugt haben; ebenso ist auch der Mensch Christus aus Maria geboren, gleichwohl aber Gott der himmlische Vater der Vater gewesen, der ihn aus Maria gezeugt hat, denn das Activum steht beim Vater und das Passivum bei der Frucht (Mt 1,20; 1Mo 17,7; 19,32; 35,11; Weish 7,2; Röm 9,5; Hebr 11,11) und zwar durch die Mutter (1Kor 11,12). Merkt, ob ich es euch nicht recht nach der Schrift weise.
— Hier wurde im Originalwerk der folgende Punkt ausgelassen, Anm. d. Verlegers —
9. Unser Gegner Grund und Lehre ist, dass der Mensch Christus Davids natürlicher Same sei, weil die Schrift sage:
»Ich will dir auf deinen Stuhl setzen die Frucht deines Leibes.« (Ps 132,11; 2Sam 7,12; Ps 89,5)
Merkt zum Fünften: Zwei Söhne und ein geteilter Christus.
Wir sagen nach der Schrift Grund und Lehre, dass er Davids übernatürlicher, verheißener und geschenkter Sohn ist; denn wäre er Davids natürlicher Sohn gewesen, wie unsere Gegner behaupten, so müsste er auch von Josephs natürlichem Samen hergekommen und gezeugt worden sein (denn die Evangelisten zählen auf Joseph) und das Wort, von welchem Johannes spricht, nicht Fleisch geworden sein; denn dass eine Frau keinen zeugenden Samen in ihr hat, ist klarer als der lichte Tag, wie man durch des Herrn Gnade unten in unwidersprechlicher Kraft der heiligen Schrift hören und sehen soll. Merkt, ob wir es euch nicht nach der Schrift weisen.
10. Noch einmal: Unser Gegner Grund und Lehre ist, dass der Mensch Christus von Davids Samen geworden sei. Sie weisen an Röm 1,3; 9,5. Merkt zum Sechsten: Zwei Söhne und ein geteilter Christus.
Wir sagen, der heiligen Schrift Grund und Lehre ist; dass derselbe, welcher Gottes allmächtiges, ewiges Wort von Ewigkeit gewesen ist, auch in der Zeit in der Jungfrau Maria, die vertraut war einem Manne mit Namen Joseph vom Hause Davids, welchen Joseph die Evangelisten aufzählen (Mt 1,16; Lk 3,23), durch Gottes allmächtige Kraft der Verheißung gemäß Mensch geworden ist (Lk 1,18; Joh 1,14) und so zur bestimmten Zeit nach dem Fleisch aus dem Geschlechte, in welchem er es geworden ist, geboren ist, wie dem David vom Herrn verheißen war. Seht, so ist Christus aus dem Samen Davids, d. h. aus dem Geschlechte Davids, geboren oder gezeugt, aber nicht von Davids Samen geworden, wie unsere Gegner die Sprüche verfälscht und verdreht haben. Merkt, ob wir es euch nicht recht nach der Schrift weisen.
11. Unser Gegner Grund und Lehre ist, dass der Mensch Christus Fleisch von unserm Fleisch und Bein von unserm Bein sei, und dass unser Fleisch zu des Vaters rechter Hand sitze (in seinem Büchlein von der Lehre der Gemeinde Gottes etc.). Merkt zum Siebten: Zwei Söhne und ein geteilter Christus.
Wir sagen, der heiligen Schrift Grund und Lehre ist, dass Christi wiedergeborne Gemeinde Fleisch von seinem Fleisch und Bein von seinen Beinen ist. Denn gleichwie Adam von seiner Eva bezeugte, dass sie Fleisch von seinem Fleisch und Bein von seinen Beinen wäre (1Mo 2,23), doch Eva nicht so von Adam; ebenso bezeugt auch Christus von seiner Gemeinde, die er mit der Kraft seines heiligen Wortes in der Besprenguug seines allerheiligsten Blutes durch den Glauben gebärt hat, dass sie Fleisch von seinem Fleisch und Bein von seinen Beinen sei, doch die Gemeinde nicht so von Christo (Eph 5,30). Seht, ob wir es euch nicht recht nach der Schrift weisen.
12. Unser Gegner Grund und Lehre ist, dass der Mensch Christus und wir ein Adam und daher des Fleisches halber Brüder seien. Der Grund für ihre Behauptung ist, dass Paulus sagt:
»Der da heiligt und die da geheiligt werden, sind aus einem (d. h. aus einem Adam, sagen sie).« (Hebr 2,11)
Merkt zum Achten: Zwei Söhne und ein geteilter Christus.
Wir sagen, der heiligen Schrift Grund und Lehre ist, dass Christus und seine wiedergeborne Gemeinde zusammen aus einem Gott sind (Joh 1,13), nämlich diejenigen, welche sein Wort hören und danach tun (Mt 12,50; Mk 3,35; Lk 8,21), weshalb er auch sagt:
»Ich will verkündigen meinen Namen deinen Brüdern.« (Hebr 2,12)
Denn, gleichwie er Gottes erstgeborener Sohn ist (Hebr 1,6), so ist er auch der Erstgeborene unter den Brüdern (Röm 8,29). Ja, wenn er Adams halber unser Bruder wäre, wie unsere Gegner lehren, so müsste er auch Adams erstgeborener Sohn gewesen sein, weil er der Erstgeborene unter den Brüdern ist, wie gehört worden ist. Auch müssten bei solch einer Auslegung alle Gottlosen der ganzen Welt, die den Teufel zum Vater haben (Joh 8,44), ebenso wohl Christi Brüder und Schwestern sein, als die Wiedergeborenen, welche Gott zum Vater haben. Merkt, ob wir es euch nicht recht nach der Schrift weisen.
13. Unser Gegner Grund und Lehre ist, dass Christus des Fleisches und Blutes seiner Kinder teilhaftig geworden sei, was man nicht anders auslegen oder verstehen könne, als dass er sein Fleisch und Blut von den Kindern empfangen habe. Merkt zum Neunten: Zwei Söhne und ein geteilter Christus.
Wir sagen, dass er des Herrn Wort und der Ordnung seiner Schöpfung damit Gewalt antut; denn die Schrift sagt nur, dass er Fleisches und Blutes teilhaftig geworden sei. Auch ist es von Anbeginn nicht Gottes Ordnung gewesen, dass ein Bruder den andern oder die Kinder ihren Vater dem Fleische nach zeugen sollten, sondern die Väter zeugen die Kinder. Wollen sie dann sagen, dass die Kinder geistliche Kinder seien, was auch richtig ist, weil Christus keine fleischlichen Kinder hat, und sollten aber die Brüder gleichwohl fleischliche Brüder sein, so brechen sie damit fürs Erste die Schrift, dass sie ein Wort, das so nahe beim andern steht, geistlich und das andere fleischlich deuten; und zweitens verwickeln sie sich damit in einen Widerspruch, nämlich, dass die Schwester Maria ihren Bruder Christus dem Fleische nach bezeugt hätte. Merkt, ob sie euch auch recht nach der Schrift lehren.
Micron schreibt oft, dass Christus Abrahams Samen angenommen habe und weist an Hebr 2,16. Merkt zum Zehnten: Zwei Söhne und ein geteilter Christus.
Wir sagen, und zwar mit der Wahrheit, dass Micron den Text jämmerlich verfälscht hat, denn Paulus sagt nicht: hat angenommen, sondern er sagt: den Samen Abrahams nimmt er an sich, nämlich Abrahams Kinder und Nachkommen. Merkt, wie er mit der Schrift handelt.
Ferner sage ich: Wenn so eine unzertrennliche Einheit gewesen ist und dieselbe sein Leiden ersprießlich gemacht hat, wie er sagt, so ist es offenbar, dass auch die göttliche Natur damit gelitten hat; den was unzertrennlich ist, kann nicht geschieden werden. An einer andern Stelle behauptet er, die göttliche Natur habe nicht gelitten, womit er sie trennbar macht. Es widerspricht also eins dem andern und bleibt nichts als Lug und Betrug, man drehe und wende seine Glossen, wie man wolle. Merkt, ob man euch nicht recht nach der Schrift lehrt.
14. Micron schreibt: »Diejenigen, welche sagen, dass Marias Fleisch für uns gekreuzigt worden sein müsste, wenn der Christusmensch von ihrer Substanz gezeugt worden wäre, sprechen sehr unverständig von diesem großen und heiligen Geheimnisse; denn sie merken nicht, dass Christus nicht allein Mensch, sondern auch Gott gewesen ist.« Merkt zum Siebzehnten: Zwei Söhne und ein geteilter Christus.
Wir sagen, dass Micron seine Glossen je länger desto plumper macht, so dass man greifen muss, dass, was er vorhat, des Antichristen Werk ist. Ich lasse die ganze Welt urteilen, ob, wenn der Christusmensch (merkt, was er damit will, dass er Christusmensch sagt) von Marias Samen – aus ihrer Substanz – gekommen war, gleichwie der Wein aus dem Weinstock und Blüte und Frucht aus dem Baume, er, der für uns gekreuzigt worden ist, nicht Marias Fleisch und Blut gewesen ist. Und obwohl man, als Absalom am Baume hing, nicht sagen konnte: Da hängt David (wie er schreibt), so konnte man dennoch mit Wahrheit sagen: Da hängt Davids Fleisch und Blut, gleichwie wir auch nicht sagen: Maria ist gekreuzigt, sondern: Marias Fleisch und Blut (ich spreche auf Microns Weise) ist gekreuzigt worden, wenn er von Marias Fleisch und Blut hergekommen war; oder die ganze Schrift, welche lehrt, dass wir unserer fleischlichen Geburt halber Adams Samen, Kinder, Fleisch und Blut sind, müsste falsch sein. Merkt, ob wir es euch nicht recht nach der Schrift weisen.
15. Micron sagt, dass David Christum für seinen Herrn der Gottheit und für seinen Sohn der Menschheit nach bekannt habe (Ps 110,1; Mt 22,44). Merkt zum Achtzehnten: Zwei Söhne und ein geteilter Christus.
Wir sagen, die Propheten nennen ihn ohne alle Teilung von Gottheit oder Menschheit Immanuel (Jes 7,14), unsern starken Gott und Ewig-Vater (Jes 9,5), den Herrn (Jehova), der unsere Gerechtigkeit ist (Jer 23,6; 33,16). Paulus nennt ihn unsern Herrn (1Kor 8,6; 12,3); Thomas unsern Herrn und Gott (Joh 20,28); Christus sich selbst den Gewalthaber, sowohl im Himmel als auf der Erde (Mt 28,18); Paulus an einer andern Stelle sagt, dassvor ihm alle Knie sich beugen und alle Zungen, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind, bekennen müssen, dass er der Herr sei, zur Ehre seines Vaters (Phil 2,10–11); ferner, dass ihm alles unter seine Füße getan ist und dass ihn der Vater zum Haupt der Gemeinde gesetzt hat und auch zu seiner Rechten im himmlischen Wesen, über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen (Eph 1,20–22) und dass er ein Richter ist der Lebendigen und Toten (Röm 14,9). Ob er also nicht Davids Immanuel, Gewalthaber, Gott, Vater, Jehova, Herr, Haupt und Richter ist, mögen alle, die den Herrn und sein Wort recht erkennen, in der Furcht ihres Gottes erwägen. Merkt, ob wir es euch nicht recht nach der Schrift weisen.
16. Micron schreibt: »Wenn Christi Fleisch aus des himmlischen Vaters Substanz wäre, wie Menno träumt, so müsste der himmlische Vater auch Fleisch und Blut haben oder Christus hätte kein Fleisch und Blut, sondern wäre nur ein Geist, gleichwie Gott ein Geist ist.« Merkt hier: Blinde Vernunft und kein Glaube.
Wir sagen, ja, bezeugen und bekennen vor Gott und allen unsern Lesern und zwar mit des Herrn Wort, dass das unerforschliche, ewige Wort aus des unerforschlichen, ewigen Vaters Substanz ist und sein muss, wenn es Gott sein soll. Denn was kann Gott, mit Gott und in Gott sein, das nicht aus seiner Substanz oder seinem Wesen ist? Auch bekennen wir, dass dieses Wort in der Zeit hernieder gekommen und durch des allmächtigen Gottes allmächtige starke Kraft über aller Menschen Begriff ein wahrer Mensch in Maria geworden ist. Seht, so lehrt uns die heilige Schrift und so ist auch unser Glaube, obwohl Micron es wagt, denselben ein Träumen zu heißen.
Der heilige Engel Gabriel, die vier Evangelisten, Johannes der Täufer, Petrus, alle die Apostel, ja, Christus Jesus selber wussten doch so gut, als Micron und seine Gelehrten, dass Gott der Vater ein Geist wäre und weder Fleisch noch Blut hätte und haben auch vor der ganzen Welt bekannt, dass der sichtbare, greifbare, essende, trinkende, sprechende, schlafende, wachende, wandelnde, lehrende, seufzende, weinende, sterbende und auferstehende Christus Jesus des unsichtbaren, ewigen und lebendigen Gottes Sohn wäre, wie man das ganze neue Testament hindurch in voller Klarheit hören und sehen kann. O Gott, wie plump sind doch die Fallstricke, mit welchen sie die armen Seelen fangen und dem Schlunde des Abgrunds zuführen!
17. Unserer Gegner Grund und Lehre ist: »Das Wort ist von Anfang Gott gewesen und konnte deshalb auch nicht leiden.« Sie weisen an Joh 1,1. »Es ist Fleisch gewesen und konnte deshalb nicht Fleisch werden.« Merkt: Vernunft und kein Glaube.
Wir sagen und bekennen, und zwar mit der Kraft der ganzen Schrift, dass dasselbe Wort, welches im Anfang bei Gott und Gott war, in der Zeit Mensch geworden ist und unter uns gewohnt hat (Joh 1,14); denn so groß, sagt Christus selber, war die Liebe Gottes, dass er uns seinen eingebornen, eigenen Sohn gab (Joh 3,16). Paulus sagt:
»Seines eigenen Sohnes hat er nicht verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben.« (Röm 8,32)
Johannes sagt:
»Er hat seinen eingebornen Sohn gesandt zur Versöhnung für unsere Sünden.« (1Joh 4,10)
Alle, welche diesem widersprechen, verleugnen erstens die ewige Liebe Gottes, mit welcher Er uns so sehr geliebt hat, dass er uns seinen eigenen Sohn gegeben hat; zweitens verleugnen sie die Verheißung der Wahrheit, womit Gott verheißen hat, dass der Messias unser Immanuel, unser Gott und unser Jehova sein sollte; drittens verleugnen sie die allmächtige Kraft Gottes, womit er alles tun kann, was er will oder vorhat; sie machen den Engel Gabriel, der zu Maria sagte, dass bei Gott kein Wort unmöglich wäre, zu einem falschen Boten; viertens streiten sie wider alle Schrift, die ohne jegliche Teilung bezeugt, dass Christus Jesus Gottes ein- und erstgeborner, eigener Sohn ist; fünftens machen sie den Vater zum Lügner, denn sie glauben nicht dem Zeugnisse, dass er von seinem Sohne gezeugt hat (1Joh 5,10); sechstens haben sie weder Vater noch Sohn, denn sie leugnen den Sohn (1Joh 2,23); siebtens bleiben sie noch unter dem Zorne Gottes, denn sie glauben nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes (Joh 3,36); achtens beschließen sie alle die großen und schweren Widersprüche in Christo, welche uns weder Micron noch irgendein anderer Mensch nehmen kann, wie man aus seinem Anhang, wenn man nur geistliche Augen hat, klar genug merken mag. Denkt nach, ob wir es euch nicht recht nach der Schrift weisen.
18. Micron und Hermes sagen, dass, wenn das Wort Fleisch geworden sei und nicht Marias Fleisch angenommen habe, alsdann eine neue Schöpfung in Maria geschehen sein müsse. Merkt, wie ungemein plump sie wider den Grund der Wahrheit anstürmen.
Wir sagen (nehmt es wahr), dass, wenn man alle Wunderwerke und Kräfte Gottes, wodurch wohl viele Dinge ein anderes Wesen oder Gestalt bekommen haben, als sie zuvor hatten, eine neue Schöpfung nennen sollte, man wohl viele solcher Schöpfungen in der Schrift finden würde, wie z. B. Wasser zu Wein (Joh 2,9) und auch zu Blut (2Mo 7,20), Lots Weib zur Salzsäule (1Mo 19,26) und aller Staub in Ägypten zu Läusen wurde (2Mo 8,17) und solche Wunderwerke mehr. Es tat sich dadurch Gottes starke Kraft kund; dennoch werden sie in der Schrift keine neuen Schöpfungen genannt.
Ob nun, wenn der Grund unserer Gegner bestehen soll (was er nimmermehr wird), nämlich, dass der Mensch Christus von Marias Fleisch gewesen sei, und Micron selbst, und zwar mit der Schrift bekannt hat, dass eine Frau keinen Samen, sondern nur Menstrualblut hat und Gottes Schöpfung oder Ordnung es nicht mit sich bringt, dass eine Frau ohne äußern Samen, nur von ihrem Fleische Frucht bekommen kann, wie offenbar ist; hier aber dennoch, ihrem Grund und Vorgeben zufolge, ein vollkommener Mensch mit Leib und Seele von Marias Fleisch gekommen sein soll – dann nicht eine neue Schöpfung mit Christo von Maria, gleichwie im Anfang mit Eva von Adams Rippe vor sich gegangen sei, dies wollen wir den freundlichen, unparteiischen Leser mit der Schrift erwägen lassen. Merkt, ob wir es euch nicht recht nach der Schrift weisen.
19. Micron bekannte vor uns allen, dass, obwohl Maria von Adams unreinem, sündlichem Samen stammte, sie gleichwohl heilig und rein wäre, weil der Engel zu ihr gesagt hat:
»Du Gebenedeite unter den Weibern.« (Lk 1,28)
Merkt, ob solch ein Grund mit der Schrift bestehen kann.
Wir bekennen, und zwar mit der Schrift, dass, da Maria, gleichwie wir, von Adams sündlichem Samen gewesen ist, sie darum auch nicht weniger als wir unter der Sünde gestanden hat, denn die Schrift nimmt niemanden von Adams Samen aus (Röm 5,12; 1Kor 15,21; Gal 3,22; Eph 2,3); denn wenn sie um solch eines Wortes willen rein gewesen wäre, wie Micron sagt, so hätte Gott auch die ganze Welt mit solchen Worten rein machen können und hätte nicht nötig gehabt, seinen lieben Sohn auf so jämmerliche Weise in diese arge Welt zu senden. Ach nein. Da musste ein anderer sein, der nicht weniger für Maria als für uns andere das Gesetz vollbringen, die Schuld bezahlen und das wohlgefällige Sühnopfer bringen musste, wenn wir selig werden sollten. Merkt, ob wir es euch nicht recht nach der Schrift weisen.
20. Nun schreibt Micron, dass man das, was die Schrift von der Sünde befreie, auch für frei davon halten müsse und das, was Gott für heilig erkläre, der Mensch nicht gemein oder unheilig machen könne und weist an Apg 10,15.
Wir bekennen und sagen, und zwar mit des Herrn Wort, dass die Schrift niemanden von der Sünde befreit, als den, welcher in Wahrheit davon frei ist, nämlich Christum Jesum (Jes 53,9; 2Kor 5,21; 1Pt 2,22; 1Joh 3,5), womit offenbar bezeugt wird, dass er nicht von Marias Fleisch, das mit unter die Sünde beschlossen war, hergekommen ist, sondern dass des Vaters allerheiligstes Wort, welches von keiner Sünde wusste, Fleisch geworden ist (Joh 1,14); denn er ist heilig und zwar in Wahrheit und wird auch heilig bleiben in Ewigkeit (Dan 2,44; Lk 1,33; Hebr 7,24). Man tut deshalb nach meinem Dafürhalten dem allerheiligsten Fleische Christi eine sehr große Unehre an, wenn man es – die wahre Speise unserer armen Seele, das lebendige Brot, in so feuriger Liebe für aller Welt Sünde zu einer ewigen Versöhnung dahingegeben – vergleicht mit der Reinigkeit des kreaturischen Fleisches der unvernünftigen Tiere, deren Genuss im Gesetz verboten war und sie deshalb für unrein gehalten waren, welche aber jetzt unter dem Evangelium als rein gegessen werden dürfen, wie schon einmal gehört worden ist (Joh 6,51; 3Mo 11,4; 5Mo 14,7; Mt 15,11; Mk 7,15; Apg 10,15; Röm 14,20; Tit 1,15). Denkt nach, ob man es euch nicht recht nach der Schrift weist.
21. Unserer Gegner Grund und Glaube ist, dass der Sohn Gottes das Gesetz für uns in unserm Fleische vollbracht habe. Merkt zum Vierzehnten: Zwei Söhne und ein geteilter Christus.
Wir sagen, der heiligen Schrift Grund und Lehre ist, dass niemand, geboren von Adams todesschuldigem und sündlichem Fleische, das Gesetz, welches geistlich war, vollbringen konnte (Röm 7,14); denn Adams Fleisch war zu sehr verderbt und durch Gottes Gerechtigkeit auch dem Fluch unterworfen (5Mo 27,26). Da es denn in Adam so ganz unvermögend und schwach geworden war und das Gesetz uns beständig vor Gott beschuldigte, hat er sich in seiner großen Liebe über den gefallenen, schwachen Adam und seinen ganzen Samen erbarmt und hat seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern ihn in der Gestalt des sündlichen Fleisches gesandt (Röm 8,3,32), der dann das Gesetz für uns, uns zum Dienste, vollbracht hat (Eph 2,15; Kol 2,14) und unschuldig für uns schuldige Sünder den Tod gestorben ist, auf dass wir das Leben durch ihn haben sollten (1Pt 2,24) und welcher so unser heiliger, unschuldiger und unbefleckter Hoherpriester, Mittler, Fürsprecher und Versöhner bei Gott, seinem Vater geworden ist (Hebr 5,1; 6,20; 7,26; 8,1; 9,14; 10,12; 13,12; 1Tim 2,5; 1Joh 2,2). Und es bleibt so der Preis bei Gott, unserem allmächtigen Vater, durch sein gebenedeites Wort oder Sohn allein, wie die Schrift lehrt, und nicht durch Adams todesschuldiges und sündliches Fleisch, wie unsere Gegner lehren. Merkt, ob wir es euch nicht recht nach der Schrift weisen.
22. Unseren Gegnern offenbare Lehre und Grund ist, dass der für uns gestorbene Mensch Christus nicht vom Himmel, sondern von der Erde gewesen sei. Merkt zum Fünfzehnten: Zwei Söhne und ein geteilter Christus.
Unser Grund und Lehre ist, und zwar mit der ganzen Schrift, dass er vom Himmel und nicht von der Erde ist, gleichwie er selbst sagt:
»Ich bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen […] und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch […]« (Joh 6,51)
Und im nämlichen Kapitel:
»Wie, wenn ihr denn sehen werdet des Menschen Sohn (merkt, er sagt: des Menschen Sohn, von dem Micron sagt, dass er von der Erde war) auffahren dahin, da er zuvor war.« (Joh 6,62)
So auch:
»Ihr seid von unten her, ich bin von oben herab.« (Joh 8,23)
Johannes der Täufer sagt:
»Der von oben herkommt, ist über alle.« (Joh 3,31)
Christus sagt:
»Ich bin vom Vater ausgegangen und gekommen in die Welt; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.« (Joh 16,28)
So sagt auch Paulus:
»Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch (merkt); der andere Mensch ist der Herr vom Himmel (merkt noch einmal).« (1Kor 15,47)
Und dergleichen Schriftstellen mehr. Was nun diejenigen, welche diese hellen, klaren Zeugnisse leugnen und das arme dumme Volk auf eine geteilte, irdische, unreine und sündliche Kreatur und Christum weisen, für Geister sind und was für Jammer sie mit ihrer falschen Lehre anrichten, soll am gehörigen Platze durch des Herrn Gnade klar und bündig gehört werden. Merkt, ob wir es euch nicht recht nach der Schrift weisen.
23. Micron schreibt, sie bezeugen selbst genugsam, dass der Name ohne Wahrheit und Tat eitel und vergeblich sei und dass niemandem mit dem Namen geholfen werden könne, es sei denn, dass er vor allem die Wahrheit des Wesens habe, denn aus der Wahrheit müsse der Name kommen und gegeben werden. Merkt, wie Micron hier sich selbst richtet.
Wir sagen, ob nun, wenn der Name ohne die Wahrheit und Tat nichts gilt, welch seine Bemerkung auch richtig ist, er aber an vielen Stellen in seiner Schrift bekennt, dass der Christusmensch (so nennt er ihn) keinen Vater gehabt habe, ihn aber gleichwohl den Sohn Gottes nennt, ihn himmlisch heißt und dennoch sagt, dass er von der Erde sei, ihn rein nennt und dennoch bekennt, dass er von Adams unreinem Samen sei, Micron sich damit nicht selbst gerichtet hat, dass er leere Namen führt und nicht die Wahrheit spricht, wenn er seinem Grunde zufolge den Sohn Gottes des Menschen Sohn und den Christusmenschen den Sohn Gottes nennt etc., darüber will ich ihn und alle Verständigen der ganzen Welt mit seinen eigenen Worten Richter sein lassen.
24. Micron schreibt: »Weil denn diese menschliche Natur (er meint den ganzen Menschen von Marias Fleisch) worin er gelitten hat, sein eigenes Fleisch und sein Leib und nicht irgendeines andern war, so kann keineswegs daraus gefolgert werden, dass Gottes Sohn nicht für uns gelitten habe.« Merkt, wie hier, im Widerspruch mit seiner eigenen Lehre, der bloße Namen und nicht das Wesen selbst gelten muss.
Wir sagen, Micron bringt es mit seinem Glossenmachen dahin, dass man über sein Verführen nicht allzu sehr besorgt zu sein braucht; denn er sagt an vielen Stellen, dass Christus seiner menschlichen Substanz und Natur nach keinen Vater gehabt und in dieser nämlichen menschlichen Substanz und Natur, die keinen Vater gehabt habe, gelitten habe; und hier sagt er, dass derselbe Gottes Sohn gewesen sei und für uns gelitten habe. Was nun Micron für ein Glossenmacher und Schreiber ist und was man von seinem Grund und seiner Lehre halten soll, will ich einen jeden mit diesem für sich selbst bedenken lassen. Dies ist nicht die einfache Rede der Wahrheit, wie er geschrieben hat. Ich weiß nicht, ob man von größerer Schande hören kann.
25. Micron schreibt, die Schrift sage, dass der Sohn Gottes für uns gelitten habe und gestorben sei. Dies tut er aus zwei besonderen Gründen; erstens, um die unzertrennbare Einheit beider Naturen, der göttlichen und der menschlichen, in einer Person, Christo, zu beweisen; und zweitens, um zu erklären, dass Christi Leiden in seinem Leibe und Fleische nicht anders zu der Menschen Seligkeit ersprießlich sein konnte, als durch solche unzertrennbare Vereinigung der göttlichen mit der menschlichen Natur in eine Person, Jesum Christum. Merkt zum Sechzehnten: Zwei Söhne und ein geteilter Christus.
Wir sagen, Micron singt von der Vereinigung der beiden Naturen in seinem ganzen Anhange gewöhnlich ein und dasselbe Liedchen, von welchem man in der ganzen Schrift nicht einen einzigen Buchstaben finden wird. Wir verlangen nicht mehr, als dass er uns einfach zeige, wo die Schrift sagt: Das ist die göttliche Natur in Christo, oder: Das ist die menschliche Natur in Christo; obwohl ich beide in Christo bekenne, nur nicht nach unserer Gegner Grund und Treiben. Oder er zeige uns, wo sie sagt: Das ist die Vereinigung der zwei Naturen, wie er durchgehend träumt und sagt; oder er weise uns, wo sie sagt, dass der vollkommene Sohn Gottes allein die göttliche Natur genannt werde, wie er dem Leser weis macht; auf dass wir es erwägen mögen. Ist es nicht Schrift, so ist es verflucht (Gal 1,8); ist es aber Schrift, so weise man es uns und die Sache ist abgetan. O Gott, was sind dies doch für grobe Verführungen, die sie dem armen dummen Volke unter dem Schein der Schrift mit lauter Lügen lehren und vorgeben!
31. Micron schreibt, dass wir anstatt des wahren Christus einen neuen, unbekannten Christus einführen, welchen weder die Patriarchen, noch die Propheten, noch die Apostel, noch die vielen tausend Märtyrer je bekannt haben.
Wir sagen, dass Micron, gleich allen falschen Propheten, die frommen Patriarchen, Propheten, Apostel und Zeugen Christi damit jämmerlich verleumdet und ihren gewissen, wahren Zeugnissen, welche sie in der heiligen Schrift von Christo Jesu, dem Sohne Gottes, hinterlassen haben, großes Unrecht tun; denn es ist offenbar, dass die Propheten ihn für ihren Immanuel bekennen und dass er einer Jungfrau oder Magd, die von keines Mannes Samen befruchtet werden sollte, Sohn sein würde, denn Gott selbst würde sein Vater sein. Sie bekennen ihn für ihren starken Gott und Ewig-Vater, für ihren Jehova, der ihre und unsere Gerechtigkeit sein sollte; bekennen, dass der Ausgang dessen, der Israels Herr und Fürst sein sollte, von Ewigkeit wäre; dass er die Weisheit Gottes wäre und sich auf Erden sehen lassen und unter den Menschen wohnen würde (Bar 3,36). David hat ihn für seinen Herrn bekannt, ja, für den Herrn stark von Kraft und für den Herrn Zebaoth (Ps 24,10), welches gewiss kein irdischer Adamsmensch sein konnte.
Auch haben ihn alle die heiligen Apostel, die Engel Gottes, der Vater, Christus selbst, Johannes der Täufer, Nathanael und Martha, das ganze neue Testament hindurch für den wahren Sohn des wahren und lebendigen Gottes, ja, für seinen Ein- und Erstgeborenen ohne alle Teilung bekannt. Ich sage, ohne alle Teilung; denn, dass des Menschen Sohn Gottes Sohn und Gottes Sohn des MenschenSohn gewesen ist, hat Petrus klar genug bekannt, worauf ihm von Christo die Seligkeit verheißen wurde, dass die Kirche darauf gebaut werden sollte und dass solches ihm nicht von Fleisch und Blut, sondern von seinem Vater geoffenbart worden wäre (Mt 16,17).
Und nun kommen diese unbedachten Leute und teilen Christum ohne alle Schrift und muss er des Fleisches halber nicht Gottes Sohn sein, sondern nur um ihrer erdichteten Vereinigung willen so genannt werden; berauben uns beides, des Vaters und des Sohnes; stempeln die ganze Schrift mit allen Aposteln und Propheten, ja, auch den Vater und den Sohn als falsch und lügenhaft und nehmen die unschuldigen Apostel, Patriarchen und Propheten, mit welchen wir in jeder Hinsicht übereinstimmen, mit lauter Lügen zu einem Deckmantel für ihre falsche Lehre; weisen uns von dem festen Grund der Wahrheit hinweg auf einen Treibsand von Auslegungen, verdrehten Schriftstellen und Glossen; bauen ihre Kirche auf einen Menschen und Kreatur von Adams unreinem, sündlichem Samen und Fleische und ohne Vater; und obwohl sie, arme Kinder, noch so ganz irdisch und fleischlich sind, wie man aus allen ihren Schriften mit der Tat ersehen kann, so rühmen sie sich dennoch, dass sie Christum recht lehren, welches niemand recht tun kann, denn durch die Offenbarung des Vaters, durch die Vermittlung des heiligen Geistes, wie Christus selbst sagt:
»Niemand kennt den Sohn, denn nur der Vater; und niemand kennt den Vater, denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.« (Mt 11,27)
Merkt, ob wir solch einen fremden Christus, auf welchen die Apostel und Propheten uns nicht gewiesen haben, einführen und lehren, wie uns diese lügnerischen Leute vor der ganzen Welt beschuldigen und zu unserer großen Schande ohne alle Wahrheit hinausschreiben.
O dass sie Gott von Herzen liebten, Gottes Ruhm und die Seligkeit ihres Nächsten und nicht ihre eigene eitle Ehre und eigenen Ruhm suchten, wie bald würden sie erkennen, dass wir die reine, seligmachende Wahrheit, sie dagegen die unreinen, verdammten Lügen haben. Nun aber ist dies ihres irdischen, fleischlichen Gemüts wegen vor ihren Augen verborgen.
Seht, werte Leser, hier habt ihr nun die wichtigsten Verschiedenheiten, die mit Hinsicht auf diesen Artikel zwischen uns und unseren Gegnern am meisten vorkommen, in großer Klarheit angewiesen. Zur weitern Erklärung will ich euch auch noch getreulich anweisen ihre unschriftmäßigen Bekenntnisse, ihre Verdrehungen und Verfälschungen der Schrift, sowie auch ihre hauptsächlichen Glossen, die sie ohne alle Schrift oder einem falschen, verdrehten Verstande der Schrift gebrauchen, womit sie die Klarheit Jesu Christi, des Sohnes Gottes, gänzlich verdunkeln, den Grund der Wahrheit brechen, den einfältigen Leser verstricken, ihn des Vaters und des Sohnes berauben und ihn so in Fluch, Sünde und Tod halten, wie gehört worden ist.