Zum Dritten lehren wir mit Christus und sagen:
»Glaubt an das Evangelium.« (Mk 1)
Dieses Evangelium ist die freudenreiche Botschaft und Verkündigung von Gottes Gunst und Gnade gegen uns und von der Vergebung unserer Sünden durch Christus Jesus. Das nimmt der Glaube an, durch den heiligen Geist, und sieht nicht auf seine vorige Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit, sondern er hofft die Dinge, die nicht zu hoffen sind (Röm 4,18) und wirft sich mit vollem Herzen auf des Herrn Gnade, Worte und Verheißung, dieweil er wohl weiß, dass Gott wahrhaftig ist und in seiner Verheißung nicht fehlen kann (Ps 33,4; Röm 3,9; 1Kor 1,9); wodurch das Herz erneuert, umgekehrt, rechtfertig, fromm, friedlich und fröhlich wird (Röm 14,17; Gal 5,22); es wird ein Kind Gottes geboren (Joh 1,13); geht mit vollem Vertrauen zu dem Thron der Gnaden (Hebr 4,11) und wird so ein Mitgenosse Christi und des ewigen Lebens (Röm 8,14).
Solche wachen in Zeit auf; sie hören und glauben des Herrn Wort; sie beweinen ihr vergangenes, unnützes Leben und Wandel; sie begehren Arznei, Hilfe und Rat für ihre kranken Seelen. Zu solchen spricht Christus, der ein Tröster aller betrübten Herzen ist, glaubt dem Evangelium; das ist, fürchtet euch nicht, seid friedlich und wohl getrost, ich will euch nicht strafen und schlagen, sondern gesund machen, euch trösten und das Leben geben (Jes 41,10). Das zerknickte Rohr will ich nicht zerbrechen, den glimmenden Docht will ich nicht auslöschen (Mt 12,20), sondern das Zerbrochene will ich heilen; dem Kranken will ich helfen; das Verwundete will ich verbinden und das Verlorene suchen (Hes 34).
»Denn ich bin nicht gekommen um der Gerechten willen, sondern die Sünder zur Buße zu rufen.« (Mt 9,13; Mk 2,17; Lk 5,32)
Ich bin nach dem guten Willen meines himmlischen Vaters in die Welt kommen und durch die Kraft des heiligen Geistes ein sichtbarer, greifbarer und sterblicher Mensch geworden; in allen Dingen euch gleich, ausgenommen die Sünde (Hebr 4,15). Ich bin aus Maria, der unbefleckten Mutter und reinen Jungfrau geboren; vom Himmel herabgekommen; entsprungen aus dem Mund des Allerhöchsten; der Erstgeborene aller Schöpfung; der Erste und der Letzte; der Anfang und das Ende (Offb 22,13). Ein Sohn des allmächtigen Gottes (Lk 1,32), gesalbt mit dem heiligen Geist; darum, dass ich den Armen das Evangelium verkündigen sollte; dass ich sollte gesund machen, die eines zerbrochenen Herzens sind; dass ich den Gefangenen die Erlösung predigen sollte; die Blinden sehend machen; dass ich die Zerbrochenen und Gefangenen frei lassen sollte und predigen ein angenehmes Jahr des Herrn (Jes 61,1–2; Lk 4,18). Glaubt dem Evangelium. Ich bin das Lämmlein, das für euch alle aufgeopfert ist. Ich nehme hinweg die Sünden der ganzen Welt. Ich bin euch von meinem Vater geworden zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligmachung und Erlösung (1Kor 1,30; Röm 6,10). Alle die an mich glauben, sollen nicht zuschanden werden. Ja alle, die glauben, dass ich es bin, haben das ewige Leben (Röm 10,11; Joh 3,16).
Seht, liebe Herren, Freunde und Brüder, alle die dies so glauben, sind diejenigen, davon die Schrift sagt:
»Er hat ihnen Macht gegeben Kinder Gottes zu werden, die an seinen Namen glauben; die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern die aus Gott geboren sind.« (Joh 1,12–13)
Das sind diejenigen, die durch den Glauben gerechtfertigt sind und Friede mit Gott haben durch unseren Herrn Jesus Christus, durch welchen wir zu dieser Gnade gekommen sind, dass wir uns rühmen von der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes (Röm 5,2). Das alles aus Gnade und Liebe, wie Paulus lehrt und spricht:
»Sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhms, den sie an Gott haben sollten. Und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade, durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen ist, welchen Gott hat vorgestellt zu einem Gnadenstuhl, durch den Glauben.« (Röm 3,23–25)
Da ist niemand auf Erden, der aus sich selbst des Glaubens sich freuen und der Seligkeit sich rühmen kann, denn es ist eine Gabe Gottes (Eph 2,8). Alle die den Glauben von Gott empfangen, die empfangen einen Baum voll allerlei guter und köstlicher Früchte. Wohl denen, die dieses Geschenk von dem Herrn erhalten, es geht über alles Silber, Gold und Edelsteine; da ist nichts das man mit demselben vergleichen kann. Wer es empfängt, der empfängt Christus Jesus, Vergebung der Sünden, ein neues Gemüt und das ewige Leben. Denn der rechte, wahrhaftige Glaube, der vor Gott gilt, kann nicht müßig stehen; er muss seine Früchte bringen und seine Art beweisen; er wirkt beständig in der Liebe; er tritt freiwillig in die Gerechtigkeit; er tötet Fleisch und Blut; er kreuzigt Lüste und Begierden; erfreut sich am Kreuz Christi; erneuert und wiedergebärt, macht lebendig, freimütig, friedlich in Jesus Christus. Seht, ein solcher Glaube, sagen wir, ist Gottes Gabe (Eph 2,8), aus welchem, laut der Schrift, der Gerechte leben muss, gleichwie Abel, Henoch, Noah, Abraham, Mose, Rahab und alle frommen Heiligen getan haben. Ein jeglicher guter Baum bringt gute Früchte nach seiner Art (Mt 7,17). Und ein jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringt, ob er schon mit vielen Blättern behängt ist, muss dem Fluch unterworfen und von dem Feuer verzehrt werden (Mt 3,10). Also auch ein unfruchtbarer, kraftloser Glaube, gleich wie die ganze Welt hat, der nicht durch die Liebe wirkt, sei er auch noch so gelehrt, klug, wohlredend, noch so scheinbar und wundertätig, ist nichts desto weniger vor Gott unrein, tot und verflucht (1Kor 13,2).
Darum ermahnen wir euch mit Christus Jesus, glaubt an das Evangelium, das ist, glaubt diese freudenreiche Zeitung und Botschaft der göttlichen Gnaden, durch Christus Jesus. Lasst ab von Sünden, beweist Reue über euer vergangenes Leben. Seid untertänig des Herrn Wort und Willen, so werdet ihr Mitgenossen, Bürger, Kinder und Erben des neuen, himmlischen Jerusalems sein; frei von allen euren Feinden, von Hölle, Sünde, Tod und Teufel, so ihr nur nach dem Geist wandelt und nicht nach dem Fleisch (Röm 8,6). Qui credit filio Dei, habet vitam aeternam, d. h.
»Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben.« (Joh 3,36)