Zum Ersten beschuldigt uns Gellius, indem er sagt: »Sie (er meint uns) schmücken sich auf unrechtmäßige Weise mit der Heiligkeit der Kirche. Da doch der heilige Geist (welcher die Kirche heiligt, sowohl durch die Vergebung der Sünden als auch durch die Tötung des alten Menschen mit allen seinen Lüsten und durch Dämpfung oder Vernichtung der Sünde in dem Fleische) durch den Glauben gegeben wird, so sehe ich nicht, wie sie diesen heiligen Geist mitsamt der wahren Heiligung empfangen und die wahre, heilige Kirche sein können, da sie über die Gottheit des heiligen Geistes, welcher, unter anderen Beweisen, seine Gottheit durch das Werk der Heiligung genugsam beweist, wie auch über viele andere Hauptstücke der Lehre unter einander so streitig sind.«
Antwort: Zwingli hat einst gelehrt, dass ein Dieb stehle und ein Mörder morde, weil Gottes Wille sie dazu treibe und dass die Strafe, welche sie dafür empfangen, auch Gottes Wille sei – welches meines Erachtens ein Gräuel über alle Gräuel ist. Wenn ich aber hieraus folgern wollte: Zwingli hat solches gelehrt; darum lehren alle Prediger so – so hätte ich gewiss nicht recht geschlossen. Was konnte Athanasius dafür, dass Arius lehrte, der heilige Geist sei ein Geschöpf des Geschöpfes Christus?
Versteht aber wohl, meine Leser, was ich meine. Ich habe in meinem Leben nie gedacht, dass Gottes heiliger und ewiger Geist nicht Gott mit Gott und in Gott sei. Dennoch will er uns, in dieser Sache gänzlich Unschuldigen, des heiligen Geistes Heiligung, Gnade, Frucht und Kraft absprechen, weil einige, die von uns ausgeschlossen worden sind, darin geirrt haben und vielleicht jetzt noch irren; obwohl er die Heiligung und Kraft des heiligen Geistes an den Unsrigen mit Augen sehen und mit Händen greifen kann, nämlich dass sie den alten Menschen mit seinen Lüsten dämpfen und die Sünde in ihrem Fleische vernichten, welches er hier selbst die Heiligung des heiligen Geistes nennt, wie gehört worden ist. Seht, so schilt er die, welche es nicht verdient haben und so beschuldigt er die Unschuldigen. Ob dies nicht jener neidische und verleumderische Geist der Pharisäer ist, welche alles Gute in Christo und seinen Jüngern zum Ärgsten deuteten und das unbedachte Volk gegen ihn aufwiegelten, überlasse ich seinem eigenen Urteil.
Zum Zweiten beschuldigt er uns, dass wir einen verstockten Glauben haben, dessen eine Hälfte auf Christi Verdienste und die andere auf unsere eigenen gestützt sei und darauf beruht. »Denn Obbe Philips (schreibt er) welcher nicht wenig Anhänger hat, lehrt in ausdrücklichen Worten, dass die Rechtfertigung des Menschen nicht bloß im Glauben, sondern zusammen im Glauben, in der Liebe und in guten Werken bestehe.«
Antwort: Hier möchte ich Gellius in meiner Einfalt fragen: Folgt es, dass, weil Obbe Philips einst einen solchen Grund gehalten hat, Menno und die anderen darum derselben Meinung sein müssen? Sagt er ja, so behaupte ich, dass er uns Unrecht und Gewalt antut, was von ihm leider an vielen Plätzen geschieht; denn dass wir und die Gemeinde Gottes nicht solcher Gesinnung sind, sondern unsere Rechtfertigung nur allein in dem einen, gerechten und gekreuzigten Christus Jesus suchen, wird durch unsere Lehre und Schriften mehr als genugsam bewiesen.
Sagt er aber nein, so würde ich wünschen, er möchte sich doch so viel Tugend und Einsicht aneignen, dass er einen Unterschied machen und nicht die Unschuldigen mit den Schuldigen in eine Reihe stellen würde; und dass er auch nicht mehr als die Wahrheit spräche; denn er schreibt, dass der erwähnte Obbe Philips viel Anhänger habe, obwohl ich sagen darf, dass man keine sechs oder zehn finden kann, die seines Glaubens und Grundes mit ihm sind.
Zum Dritten beschuldigt er uns und sagt: »Wie können sie eine heilige Kirche sein, die untereinander über das Haupt der heiligen Kirche streiten und ihn keinen wahren Gott sein lassen, sondern wiederum die alte arianische Ketzerei erwecken?«
Antwort: Wir haben Grund, dem Allerhöchsten mit freudigem Herzen zu danken, dass er seine väterliche Gnade und große Barmherzigkeit so an uns beweist, dass auch unsere klügsten und scharfsinnigsten Widersacher uns bloß mit solchen kindischen und zum großen Teil lügenhaften Reden zu beschuldigen wissen. Wenn er seinem natürlichen Gefühl für das Anständige, von der Liebe und Wahrheit will ich schweigen, nur so viel Platz einräumen würde, wie er leider jetzt diesem bitteren, boshaften Frevel einräumt, wie ungern würde er bloß daran denken, was er jetzt durch den Druck in die Öffentlichkeit zu bringen und ohne jegliche Rücksicht zu sagen wagt, nämlich, dass wir die arianische Ketzerei wiederum erwecken, obschon es ihm und den Seinigen so wohl bekannt ist, dass solche, die von diesen Irrtümern nicht ablassen, keinen Teil an der Kirchengemeinschaft mit uns haben noch haben können, wie gehört worden ist. Ach, lieber Herr! Wie lange werden doch diese bitteren, neidischen Beschuldigungen und lügenhaften Nachreden fortdauern? Wollte Gott, dass die Obrigkeiten den Herrn etwas fürchteten und ernstlich über ihr Amt nachdächten und dann die eine Partei der andern gegenüber stellen und beiden Gehör schenken wollten! Dann würden sie einmal einsehen, wen und warum sie verfolgen und was für Leute und Lehrer jene sind, die sie in ihrem Unterricht und Gräueln so eifrig beschützen.
Zum Vierten beschuldigt er uns und sagt: »Wenn sie die wahre, heilige Kirche, die geistliche Braut Christi, heilig und unsträflich sind, so sollen sie die Einigkeit des Geistes, besonders mit Hinsicht auf die zwölf Glaubensartikel, welche das Fundament der Kirche sind, beweisen und soll sich nicht der eine Mennonist, ein Zweiter Adam Pastor, ein Dritter Obbist, ein Vierter Dirkist nennen. Denn sie mögen sich gegenseitig bannen, so viel sie wollen, so ist und bleibt dennoch offenbar, dass sie sämtlich Wiedertäufer und Feinde der Kindertaufe sind und bleiben und mit ihrem Rotten und Schwärmen wider die Kirche Christi nicht innehalten.«
Antwort: Ich hoffe, dass wir durch Gottes Gnade unserm Herrn und Bräutigam Christo so anvertraut sind, dass wir, um seine heilige Stimme zu hören, auch bis in den Tod bereit stehen. Unserer Heiligkeit und Frömmigkeit rühmen wir uns nicht, sondern unserer großen Schwachheit, obwohl wir von Gellius so gelästert werden. Auch hoffe ich gleichermaßen, dass wir, die eines Brotes Körner sind, nicht bloß über die zwölf Artikel, wie er sie zählt, sondern auch über alle andern Artikel der Schrift, wie Wiedergeburt, Buße, Taufe, Abendmahl, Absonderung, welche Christus Jesus (den wir, mit Jesaja, Petrus und Paulus, für das einzige Fundament der Kirche halten (Jes 28,16; 1Pt 2,6; Eph 2,20) und nicht jene zwölf Artikel, wie er tut) uns mit seinem eigenen, gebenedeiten Munde gepredigt und mit deutlichen Worten gelehrt und hinterlassen hat.
Auch sind wir nicht so untereinander geteilt, wie er uns hinstellt; denn Dietrich und wir stimmen gänzlich überein und ich hoffe, dass wir durch Gottes Gnade immer so bleiben werden. Dass aber Obbe ein Demas geworden ist und Adam Pastor sich von uns getrennt hat, können wir nicht ändern; dies ist auch in der Apostel Zeit oftmals vorgekommen. Möge Gott sie wiederum aufrichten nach seinem Willen. Von uns aber haben sie ihren Abschied bekommen und sie werden leider solange sie sich nicht bekehren, nicht mehr zu den Unsrigen gerechnet.
Seine Worte aber, dass wir in unserem Rotten und Schwärmen wider die Kirche Christi nicht innehalten und andere solche bitteren, höhnischen Worte zeigen uns so deutlich, dass ihn jener feindselige Neid derart beherrscht, dass er nicht im Stande ist, ein einziges manierliches und billiges Wort über uns zu schreiben oder zu sprechen. Alles muss bei ihm Schwärmen und Rotten wider Christi Kirche, Winkelpredigen, Einschleichen heißen. Während er dies sagt, merkt er aber nicht, in wie viel große und fleischliche Sekten die Kindertäufer, welche sich rühmen, die rechte Kirche zu sein, geteilt sind und wie sie in der Lehre sich gegenüber stehen, wie schon einmal gesagt worden ist. Die eine Partei ist papistisch, die andere lutherisch, die dritte zwinglianisch, die vierte calvinisch usw. Und obwohl sie sich untereinander schelten, schänden, verdammen und Länder und Leute verderben, wie sie wollen, so ist und bleibt es dennoch offenbar, dass alle ihre Kinder taufen lassen, Feinde der Taufe Christi sind und bleiben und so nicht aufhören, wider die Wahrheit und Christi Kirche Aufruhr zu stiften und dieselbe zu verfolgen. Ach, meine Leser, könnte die Welt einmal recht begreifen, wer die wahren Schwärmer und Rottengeister sind, dann dürfte man hoffen, dass es vielleicht noch einmal besser werden würde; nun aber ist die Wahrheit ihren Augen verborgen.
Zum Fünften beschuldigt er uns und sagt: »Wären sie die heilige Kirche, so würden sie die Stimme Christi hören, welche gebietet, dass man das Wort des heiligen Evangeliums mit seinen Sakramenten nicht an heimlichen Orten und Winkeln, sondern öffentlich verkündigen soll.«
Antwort: Wenn wir die wahre Kirche Christi nicht sind, sondern er mit den Seinen es ist, wie er vorgibt und er uns dennoch mit unserer Lehre in die Öffentlichkeit drängen will, so frage ich, warum er mir denn, da es ihm wohl bekannt ist, wie viel ich um meinen Glauben und meine Lehre leide, zweimal eine öffentliche Besprechung abgeschlagen hat, um welche nebst freiem Geleite ich ihn früher so ernstlich gebeten habe? Es wäre billig, dass er, falls wir in einigen Stücken irrten, welches Gott verhüte und er mir den Mund stopfen könnte, welches ich mir gerne gefallen ließe, wenn er dies mit kräftiger Schrift und Wahrheit zu tun im Stande wäre, mit mir in die Öffentlichkeit träte, mich besiegte und mir meinen Irrtum klar machte, auf dass er bei den Seinen Lob ernten, welches er, meines Erachtens, nicht wenig sucht und zudem meine und vieler anderer Menschen Seelen retten würde.
Warum drängt er uns in die Öffentlichkeit, wenn er ein wahrer Prediger und ein Glied der wahren Kirche Christi ist, da er wohl weiß, dass dies nicht ohne Blut und Tod geschehen kann? Kann er mit einer einzigen deutlichen Stelle in der ganzen heiligen Schrift beweisen, dass die Apostel und Propheten an irgendeinem Orte öffentlich gelehrt haben, wo es ihnen bekannt war, dass man ihren Tod beschlossen hatte, wie man es jetzt leider über uns getan hat, so sind wir durch Gottes Gnade bereit, dasselbe zu tun. Ich bin aber fest überzeugt, dass er weder Beispiel noch Schrift in der ganzen Bibel finden wird. Ja, mein Leser, würde er uns seinen wahren Beweggrund, warum er uns immer mit unserer Lehre in die Öffentlichkeit drängt, angeben, so müsste er bekennen, dass er mit diesem heuchlerischen und schlauen Vorwande nichts anderes sucht, als unsere Sache bei dem Volke zu verdächtigen und der seinigen einen guten Anstrich zu geben. Auch zeigt er dadurch, dass er nicht wenig nach dem Blute der Unschuldigen dürstet, indem er, wider alle Billigkeit, Liebe und Schrift, uns mit unserer Lehre in die Öffentlichkeit drängen will, obschon es ihm wohl bekannt ist, dass es im ganzen deutschen Lande keinen einzigen Ort gibt, wo solches ohne Gefängnis, Gut, Blut und Aufruhr geschehen kann. Wenn er daher in Wahrheit wäre, was er gerne heißen will, nämlich ein wahrer, unsträflicher Prediger, wie ungerne würde er solche Schändlichkeiten auch nur denken, die er leider jetzt mit offenem Munde vor einem jeden ausposaunt und in gedruckten Büchern vor aller Menschen Augen und Ohren bringt.
»Der Herr hat Gräuel an den Blutgierigen und Falschen.« (Ps 5,7)
Zum Sechsten beschuldigt er uns und sagt: »Wenn sie die wahre Kirche Christi sein wollen, so sollen sie doch einmal nachsehen, wie alt ihr Ursprung sei und wie dieser mit dem Ursprung und Alter der Kirche übereinstimmt. Dass er nicht von Adams, Abrahams oder Davids Zeiten her ist, wird durch ihren falschen Wahn oder gräulichen Irrtum hinsichtlich der Menschwerdung Christi, durch welchen sie ihn weder Gott noch Mensch sein lassen und uns unseres Messias berauben, bewiesen.« Auch schreibt er in seinem Artikel über die Berufung: »Es ist eine gräuliche Frucht, dass sie einen so schändlichen Irrtum hinsichtlich der Menschwerdung Christi in dieser Zeit erneuert und in der Welt wiederum eingeführt haben; denn hat Christus nicht unser Fleisch angenommen (und dies hat er nicht, es sei denn, dass er es nach der Verheißung von dem Weib empfangen hat), so ist dem Gesetze in unserem Fleische noch nicht Genüge geschehen und hat die Gerechtigkeit Gottes, welche ohne Lösegeld uns nicht frei und ungestraft lassen kann, noch keine Sühnung empfangen.«
Antwort: Die Gelehrten schelten und klagen fortwährend über uns, weil wir mit dem Engel Gabriel, Johannes dem Täufer, Petrus, Martha, den Aposteln und mit dem ewigen Vater selber Christum, beides, nach seiner Gottheit und Menschheit, als den wahren ein- und erstgebornen Sohn Gottes anerkennen und nichts anderes und weiteres von ihm lehren und glauben, als uns des Herrn Wort von ihm lehrt und vorträgt. Darum möchte ich alle meine Leser und Zuhörer um Gottes willen bitten, dass sie der folgenden Beantwortung und kurzen Anweisung ihre besondere Aufmerksamkeit schenken möchten. Ich hoffe durch Gottes Gnade die Sache in wenigen Worten so deutlich vorzustellen, dass der Leser mit Händen greifen muss, dass sie uns nicht nur der Lehre, Sakramente, des Geistes, Lebens, der Verordnungen und des Gebrauches Christi, unseres Heilandes, sondern auch seiner allerheiligsten Abkunst, Herrlichkeit, Ehre und Person gänzlich beraubt und ihn durch ihre verführerischen Erklärungen und Vernünfteleien zu einem zusammengeflickten, unreinen und ungereimten Christus, beides nach der Natur und der Schrift, gemacht haben. Wer Ohren hat zu hören, der höre; und wer ein Herz hat zu verstehen, der merke auf.